Jud Süss: RomanDrei Masken Verlag, 1925 - 577 Seiten |
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Beliebte Passagen
Seite 42 - Viel wichtiger wares ihm, mit den adeligen Studenten zusammenzusein, und ließen sie ihn nur eine Stunde als Kavalier und Kameraden gelten, so machte er ihnen gern dafür die ganze übrige Woche den Diener und Bajazzo. Er erkannte mehr und mehr: dies war seine Profession, große Herren zu traktieren und mit ihnen umzugehen, ihr Efeu zu sein. Wer verstand es wie er, in die Launen und Lüste der Fürsten hineinzukriechen, still zu sein zur rechten Zeit, zur rechten Zeit den Samen seines Willens in...
Seite 223 - Willkür." (Jud Süß) Und doch bleiben sie auch in diesem Roman für Lion Feuchtwanger die durch Not wissenden, den Geist Asiens in sich spürenden Flüchtlinge zwischen den Welten: .Aber im Blut stak es allen, im innersten Gefühl, es war da: das tiefe, heimliche, sichere Bewußtsein von der Sinnlosigkeit, der Wandelbarkeit, dem Unwert der Macht.
Seite 475 - Durst nach Leben, nach Persönlichkeit, Wille zum Tun, zur Lust, zur Macht. Raffen, an sich reißen,, Wissen, Lust, Besitz, mehr Lust, mehr Besitz, leben, kämpfen, tun. So klingt es vom Westen her. Aber im Süden unter spitzen Bergen liegen in Gold und Gewürz tote Könige, der Vernichtung herrisch ihren Leib versagend; in die Wüste gesetzt, in kolossalischen Alleen höhnen ihre Bilder den Tod.
Seite 224 - Vielfältig ist die Welt, aber sie ist eitel und Haschen nach Wind; eins aber und einzig ist der Gott Israels, das Seiende, das Überwirkliche, Jahve.« Es ist die Frage nach dem Sinn der Assimilation, die hier angesprochen wird, nach ihrer Problematik, ihren Folgen. Wenn das Einigende und Eigentümliche des Judentums die Gewißheit von der Nichtigkeit dieser Welt ist, bedeutet es dann nicht die Aufgabe der eigenen Identität, sich der Mittel und Verhaltensweisen...
Seite 477 - Die Söhne des kleinen Volkes gingen aus in die Welt und leben die Lehre des Westens. Wirken, ringen, raffen. Doch sie sind trotz allem nicht recht heimisch im Tun, sie sind zu Hause auf der Brücke zwischen Tun und Verzicht. Und immer wenden sie sich, schauen zurück nach Zion. Oft wohl, in der Erfüllung des...
Seite 475 - Haften am Sein, schwelende Begier, nicht die Form und Bildung, nicht den Körper zu verlieren, nicht zu vergehen. Aber von Ost her klingt sanfte Weisheit: schlafen ist besser als wachen, tot sein besser als lebendig sein. Nicht widerstreben, einströmen ins Nichts, nicht tun, verzichten.
Seite 477 - Es zeichnet auf, was ihm die drei Wellen bringen. Wandelt in eigene, selbstschaffene Worte die helle, schmetternde Lehre vom Tun, die dumpfe, schwelende vom Trotz zur Unsterblichkeit, die linde, verrieselnde von der Seligkeit des Nichtwollens und Nichttuns. Und das kleine Volk schreibt die beiden Bücher, die von allen am meisten das Gesicht der Welt veränderten, das große Buch vom Tun, das Alte Testament, und das große Buch vom Verzicht, das Neue. Trotz zur Unsterblichkeit aber bleibt der Grundton...
Seite 175 - Es ächzte das Land, wand sich unter dem würgenden Druck. Korn wuchs, Wein wuchs, Gewerbefleiß rührte sich, schuf. Der Herzog lag darauf mit seinem Hof und seinen Soldaten, das Land trug ihn. Zweihundert Städte, 1200 Dörfer, sie seufzten, bluteten. Der Herzog sog an ihnen, sog durch den Juden. Und das Land trug ihn und den Juden.
Seite 224 - Sie hatten keinen Staat, der sie zusammenhielt, kein Land, keine Erde, keinen König, keine gemeinsame Lebensform. Wenn sie dennoch eins waren, mehr eins als alle anderen Völker der Welt, so war es das Buch, das sie zusammenschweißte.
Seite 225 - Blaß und heimlich lächelten sie über die Macht Edoms, über seine Raserei und den Wahnsinn seines Geweses und Getriebes. Dies alles verging; was blieb, war das Wort. Sie hatten das Buch mit sich geschleppt durch zwei Jahrtausende. Es war ihr Volk, Staat, Heimat, Erbteil und Besitz. Sie hatten es allen Völkern vermittelt, und alle Völker bekannten sich zu ihm. Aber die einzigen rechtmäßigen Besitzer, Erkenner und Verweser waren sie allein.