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Geschichte

Simon Blaukohl's

von

Christ. Gotth. Salzmann,

Gründer der Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal

Ein Buch für das Volk.

Aus dem Thüringer Boten besonders abgedruckt.

Stuttgart.

Hoffmann'sche Verlags – Buchhandlung.

1846.

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Simon Blaukohl konnte sich mit seiner Schwester nicht gut vertragen, und da er einmal mit ihr einen heftigen Bank hatte, und der Vater ihm deßwegen den Kopf etwas stark wusch, so machte er die Paar Thaler, die er unter seinem Beschlusse hatte, zusammen, und ging in die weite Welt. Um in die weite Welt zu kommen, mußte er über das Meer, und dahin ging er wirklich. Erst da er auf dem Schiffe war, und das Land aus dem Gesichte verloren hatte, fam er wieder zur Vernunft und bereuete den Schritt, den er gethan hatte. Hundertmal wünschte er, wieder bei seis nem Vater und seiner Mutter zu sein, und sie, wegen seiner Heftigkeit, um Verzeihung zu bitten. Was half's aber? Er mußte fort, wohin das Schiff schwamm, und dieses schwamm nach Surinam. Es kam auch wirklich dort an, nachdem es ein paar starke Stürme ausgehalten hatte.

Hier fand er es viel wärmer, als in Deutschland, und es wachsen daher daselbst auch viele Pflanzen, die bei uns in freier Luft nicht fortkommen. Die Pflanzen, über die er besonders große Augen machte, waren das Zuckerrohr und die Kaffeepflanze. Von beiden hatten die Holländer hier große Pflanzungen, die durch lauter Schwarze bears beitet wurden, die unter der Aufsicht von Weißen standen. Sim. Blaukoht.

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Ein Glück für unsern Blaukohl war es, daß bei seiner Ankunft dem reichen Holländer, Herrn Jessen, ein solcher Aufseher gestorben war, und er umber ging, um einen zu finden, der seine Stelle ersehen konnte. Als das Schiff, auf welchem Blaukohl als Matrose diente, ankam, musterte er das Siffsvolk durch, und da Blaukohl eine feine Gesichtsbildung, schlanken Wuchs und starke Knochen hatte, so gefiel er ihm, nahm ihn mit sich nach Hause, und ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein. Das erste, wornach er sich erkundigte, war, ob er schreiben und rechnen könne ?

Blaukohl hatte einen guten Schulmeister gehabt, und war in der Schule fleißig gewesen, deßwegen schrieb er eine feine Hand, und war im Rechnen bis in die Regel de Tri gekommen. Drob freuete sich Herr Jessen, nahm ihn in seine Dienste, und, nachdem er ihn mit dem Gange der Geschäfte bekannt gemacht hatte, gab er ihm erst ein paar, dann immer mehrere, Sclaven unter die Aufsicht. Mit schwerem Herzen übernahm er die Aufsicht über dieselben, weil er erfahren hatte, daß sein Vorgänger wäre von ihnen vergiftet worden, und mehrere Weiße, seit einigen Jahren, das nämliche Schicksal gehabt hätten.

Er fragte daher einen andern Sclavenaufseher, wie er sich gegen die Schwarzen zu verhalten habe, daß sie ihm nicht auch so etwas beibrächten?

Du mußt dich bei Ihnen in Autorität sehen, gab dieser zur Antwort. Wenn du dein Amt antrittst, so mußt du dich gleich mit der Peitsche zeigen, und dem ersten, der etwas versieht, ein Dußend Hiebe aufzählen, daß das Blut darnach läuft. Die Hunde müssen immer durchgeprügelt werden, sonst thun sie kein gut.

Hat denn, fragte Blaukohl weiter, mein vergifteter Vor

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