Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Möglichkeit in's Auge, dass die beiden französischen Armeen auf die Festungen Strassburg und Metz geworfen werden könnten, und begann mit deren Vertheidigungs-Instandsetzung sich zu beschäftigen. Man berief dringend einige 4. Bataillone, Depôt- und Douaniers-Abtheilungen zu Besatzungsdiensten nach Metz und beschleunigte die Aufstellung der mobilen Nationalgarde. Am 13. Juli war dieselbe bereits im Bereiche des 1., 2. und 3. Armeebezirkes zu den Waffen berufen worden, aber am 5. August oder über 3 Wochen darnach merkte man von ihrer Organisation auch nicht das Mindeste.

In den deutschen Rheinfestungen war dagegen die artilleristische Sicherheits-Armirung bereits am 20. Juli vollendet, und die fortificatorische gegen den 3. August bis auf einige Details der Vollendung nahe geführt.

Am 6. August oder an dem Tage, an welchem der linke preussische Flügel (III. Armee) den Sieg bei Wörth über den französischen rechten Flügel (Armee des Marschalls Mac Mahon) erkämpfte, errang auch das Centrum (Theile der II. Armee) und der rechte Flügel (I. Armee) einen bedeutenden Sieg über das zum Centrum der französischen Rhein-Armee gehörige 2. Corps des Generals Frossard.

Die deutsche I. Armee des Generals Steinmetz bewirkte, wie bereits bemerkt, ihren strategischen Aufmarsch zwischen Trier und Saarlouis und schob sich dann über Lehbach durch den Köllerthaler Wald an die mittlere Saar, um auf der Strasse Saarbrücken-Metz vorzugehen ').

Die II. Armee des Prinzen Friedrich Carl echelonirte sich in dem Maasse, als ihre Corps mit der Eisenbahn anlangten, längs des Schienenweges und der grossen Heerstrasse Mainz-Alzey-Winnweiler-KaiserslauternHomburg-Neunkirchen.

Am 5. August Abends blieb das königliche Hauptquartier in Mainz;
das Hauptquartier der I. Armee kam nach Lehbach;

das halbe 7. Armee-Corps (13. Division) nach Schwarzenholz;
das halbe 7. Armee-Corps (14. Division) nach Eyweiler;

das 8. Armee-Corps nach Landsweiler und Lehbach;

das Hauptquartier der II. Armee kam nach Kaiserslautern;

das 3. Armee-Corps nach Neunkirchen, Ottweiler und St. Ingbert;
das 4. Armee-Corps nach Blieskastel und Zweibrücken;

das 10. Armee-Corps nach Landstuhl;

das 12. Armee-Corps nach Enkenbach;

das Garde-Corps nach Alzey;

das halbe 9. Armee-Corps (18. Division) nach Kaiserslautern ;

1) Die von uns im Märzhefte pag. 18 auseinandergesetzte Aufstellung der preussischen Armee Ende Juni bedarf einer Berichtigung. Von der I. Armee Steinmetz bewirkte das 8. Armee-Corps, dessen 3 Infanterie-Regimenter Nr. 40, 69 und 70, dann das Uhlanen-Regiment Nr. 7 und das Huszaren-Regiment Nr. 9 vor dem Kriegsausbruche die Garnisonen von Trier, Saarlouis und Saarbrücken bildeten, seine Concentrirung über Cöln und Trier bei Saarlouis und trat mit dem 7. Armee-Corps in Verbindung, welches über Coblenz und Bingerbrück mit der Nahebahn bis Birkenfeld befördert wurde und von hier bis Lehbach zu Fuss marschirte.

die 5. Cavallerie-Division Rheinbaben nach Neunkirchen;

die 1. und 6. Cavallerie-Division Hartmann und Mecklenburg kamen nach Landstuhl und Homburg;

die 3. Cavallerie-Division Groeben wurde in Birkenfeld auswaggonirt'). Nach den allgemeinen Dispositionen für die deutschen Armeen sollten am Morgen des 6. August von der I. Armee die 14. Division Kamecke des 7. Armee-Corps Guichenbach erreichen und ihre Vorposten gegen Saarbrücken und Luisenthal vorschieben, die 13. Division Glümer desselben Corps aber bis Püttlingen vorgehen, und ihre Avantgarde bis Vöcklingen und Rockershausen an die Saar vortreiben. Die Corps-Artillerie hatte der 14. Division bis Hausweiler zu folgen, das 8. Armee-Corps mit der 15. Division Weltzien bei Holz, mit der 16. Division Barnekow bei Fischbach einzutreffen.

Das 3. Corps der II. Armee sollte mit der zugetheilten 5. CavallerieDivision Rheinbaben den Ort St. Johann besetzen, und die 5. Division Stülpnagel eine Stunde nördlich dieser Stadt bei Sulzbach biwakiren, die 6. Division Buddenbrock aber Cantonnements in Neunkirchen beziehen.

Die französischen Corps der Armee Bazaine's behielten am 6. August die Tags zuvor innegehabten Stellungen. Nur General Frossard hatte, sowie er von der Massenbewegung der preussischen Streitkräfte die Kunde erhielt, mit seinem Corps eine Gefechtsstellung auf den Höhen von Stiring und Spicheren bezogen, in der er um 11 Uhr angegriffen wurde.

Im Verlaufe des bis in die Abenddämmerung sich hinziehenden Kampfes brachten die Preussen nach und nach 4 Infanterie-Divisionen und 1 Cavallerie-Division oder bei 60.000 Mann mit 186 Geschützen in die Schlachtlinie, während die Franzosen in 3 Infanterie-Divisionen, 1 Cavallerie-Division vom 2. Corps, dann der demselben zur Hilfe herbeigeeilten Dragoner-Brigade Manbranches vom 3. Corps etwa 25.000 Mann mit 96 Geschützen im Gefecht gehabt haben dürften, von denen einige Bataillons den Ort Forbach gegen die über Püttlingen, Völklingen, Ludweiler und Rosseln in Flanke und Rücken der französischen Position bei Spicheren vorgedrungene preussische 13. Division Glümer (7. Corps) vertheidigten.

Die beiderseitigen Verluste waren enorm. Die Preussen, welche eine formidable Position zu stürmen hatten, verloren bei 6000 Mann, die Franzosen gegen 5000 Mann. Das ganze Lagergeräthe der französischen 1. und

1) Für den Truppen-Transport der I. Armee, so weit derselbe mit der Bahn stattfand, scheinen Cöln und Coblenz die Übergangspunkte gewesen zu sein. Von hier wurden die Truppen nach Bingerbrück und von da auf der Nahebahn weiter befördert. Dieselbe Linie benützten einige Corps der II. Armee, während andere Abtheilungen auf der rechtsrheinischen Bahn bis in die Gegend von Castel (Mainz) transportirt wurden und von hier aus zu Fuss weiter marschirten. Der Haupt-Übergangspunkt für die II. Armee und die beiden preussischen Armee-Corps (5., 6.) der III. Armee war indessen Mainz, von wo erstere über Ludwigshafen und Neustadt, in der Richtung auf Kaiserslautern, letztere von Neustadt auf Landau befördert wurden. Die süddeutschen Armee-Corps überschritten den Rhein bei Mannheim-Ludwigshafen. Die Cavallerie setzte von Bingerbrück resp. Mainz oder Ludwigshafen vielfach ihre Vorwärtsbewegung zu Fuss fort.

aus

3. Division, wie 40 Pontons der Brücken-Equipagen wurden von dem Sieger erbeutet ').

Die französische 3. Division Laveaucoupet hatte 163 Officiere, 1800 Mann, die preussische 14. Division Kamecke 98 Officiere, 2273 Mann, die 5. Division Stülpnagel gegen 2000 Mann, das 40. Regiment (16. Division Barnekow) bei 1000 Mann todt und verwundet.

Nach dem Treffen bei Spicheren bewirkte das 2. Corps Frossard seinen Rückzug über Eslingen und Blittersdorf auf Saargemünd, da ihm jener über Forbach durch die preussische 13. Division Glümer verlegt worden war. Der retrograde Marsch dauerte von 9 Uhr Abends bis 10 Uhr Morgens.

Die 1. Division Montaudon vom 3. Corps Bazaine verliess am 6. um 4 Uhr Nachmittags Saargemünd und vereinigte sich bei Puttelange mit der 2. Division Castagny; aber weder diese beiden nächststehenden Abtheilungen, noch die bei Marienthal und St. Avold lagernden Divisionen Aymard und Metman fanden es zweckmässig, zur Unterstützung Frossard's gegen Spicheren und Forbach vorzurücken.

Die bekannte, vom Kaiser Napoleon III. inspirirte Flugschrift) drückt sich folgendermassen über das Gefecht bei Spicheren aus:

„Obgleich das Resultat des Kampfes auf den Höhen von Spicheren uns nicht günstig war, so kann man doch behaupten, dass, wenn die bei

1) Am 6. August kämpften bei Spicheren von der preussischen Armee:

7. Armee-Corps: 14. Division Kamecke, 13 Bataillons, Escadrons, 4 Batterien, Corpsgeschütz-Reserve 6 Batterien.

8. Armee-Corps: 16. Division Barnekow, 13 Bataillons, 4 Escadrons, 4 Batterien. 3. Armee-Corps: 5. Division Stülpnagel, 13 Bataillons, 4 Escadrons, 4 Batterien, Geschütz-Reserve 6 Batterien.

1. Armee-Corps: 1 Batterie.

5. Cavallerie-Division Rheinbaben: 36 Escadronen, 2 Batterien.

7. Corps: 13. Division Glümer, 13 Bataillons, 4 Escadrons, 4 Batterien.
Summa: 52 Bataillons, 52 Escadrons, 31 Batterien.

Die 13. Division Glümer nahm nur mit ihrer Spitze bei Forbach an dem Gefechte Theil. Die 15. Division Weltzien traf am Abend bei Saarbrücken in einer Reserve-Stellung ein und scheint nicht in's Feuer gekommen zu sein. Nach dem Werke: „Der Krieg von 1870-71" von M. A., Mainz 1871 (pag. 140)" machte eine Batterie des 1. Armee-Corps das Treffen bei Spicheren mit."

In dem officiellen Berichte des 7. Armee-Corps über das Gefecht von Saarbrücken am 6. August sagt General Zastrow:

Trotz aller Verstärkungen gewannen die Truppen in ihrem Angriff auf die Spicheren - Berge nur wenig Terrain, und gegen 1, 6 Uhr kam das Gefecht daselbst zum Stehen. Die sehr stark besetzte günstige und künstlich verstärkte Position des Feindes auf dem Spicheren - Berge wurde mit grösster Hartnäckigkeit vertheidigt, und mehrfache Offensivstösse seinerseits mit starken Colonnen brachten die diesseitige Infanterie zum Stehen, aber nicht zum Weichen. Selbst dann, als eine Batterie des 3. Armee-Corps etwa gegen 7/2 Uhr Abends bei der Südspitze des Wäldchens von Spicheren auffuhr und von dort aus die französischen, auf dem Spicheren-Berge und südlich desselben placirten Batterien wirksam beschoss, gelang es der diesseitigen Infanterie doch nicht, an dieser Stelle Terrain zu gewinnen. Das Gefecht erstarb hier erst mit Einbruch der vollen Dunkelheit. Erst das Eintreffen der Tête der 13. Division Glümer bewog aller Wahrscheinlichkeit nach den Feind zu einem schleunigen ungeordneten Rückzuge über 500 unverwundete Gefangene, viele Proviantwägen, eine Ponton-Colonne und ein grosses, in Forbach etablirtes Magazin in unseren Händen zurücklassend." 2) Des causes qui ont amené la capitulation de Sedan“ etc.

den Divisionen, welche vom Marschall Bazaine den Befehl erhalten hatten, den General Frossard zu unterstützen, solches gethan haben würden, wie sie es zu thun vermochten, an diesem Tage der Sieg unser gewesen wäre.“ Die Nachrichten von der Doppelniederlage bei Wörth und Spicheren erzeugten in Metz und Paris eine allgemeine Bestürzung und brachten in dem gesammten Staats- und Armee-Organismus eine gewaltige Erschütterung hervor. Im Armee-Hauptquartier ward anfänglich der Abmarsch nach Châlons und die Concentrirung aller Streitkräfte bei diesem Objecte zum Beschlusse erhoben, und die hierauf bezüglichen Dispositionen ausgefertigt.

Durch Einwirkung von Paris beeinflusst, nahm man jedoch von dieser Verfügung später Umgang und entschied sich für die Vereinigung des Heeres bei Metz. Demzufolge erhielten das 3., 4. und Garde-Corps den Befehl, auf Metz zu repliren, indem sie die rückgängige Bewegung des 2. Corps Frossard deckten, von dem seit 24 Stunden keine Nachricht eingegangen war. Marschall Mac Mahon sollte mit seinen Truppen das Lager von Châlons zu gewinnen suchen, General Failly, dessen 5. Corps desorganisirt war, ohne noch gekämpft zu haben, aber sich auf Nancy zurückziehen, wenn es noch an der Zeit ist." Eine Division des 6. Corps Canrobert, die schon in Nancy eingetroffen war, wurde mittels der Eisenbahn nach Châlons zurückbefördert. Generalstabs-Officiere hatten endlich eine starke militärische Stellung bei Metz unter den Kanonen der am rechten Mosel-Ufer situirten Forts ausfindig zu machen.

Die Regierung in Paris berief die Kammern mit der dringenden Aufforderung, am 9. August bereits zusammenzutreten; am 7. Morgens erklärte ein Ministerrath die Landeshauptstadt in Belagerungszustand, ein Decret verfügte die unverzügliche Aufstellung der sesshaften Nationalgarde und reihte in dieselbe alle rüstigen Bürger zwischen 30 und 40 Jahren ein, während alle jungen Leute bis zu 30 Jahren der Mobilgarde einverleibt werden sollten. Die Nationalgarde von Paris sollte zur Verstärkung der vorhandenen Werke, sowie mit der am 8. August zu beginnenden Armirung. eventuell auch zur Vertheidigung der Metropole verwendet werden.

Der in einem Kriegsrathe am 8. August in Metz gefasste Beschluss, die Armee von der Mosel nach Châlons zurückzuführen, fand die Billigung des Ministerrathes in Paris nicht. Der Ministerpräsident schrieb in dieser Beziehung an den Kaiser, dass die Regierung nach reiflicher Überlegung zu der Überzeugung gekommen sei, dass es zu voreilig wäre, den Rückzug der Armee gegen Châlons fortzusetzen, indem das Preisgeben von ganz Lothringen ohne Kampf einen bedauerlichen Einfluss auf die öffentliche Meinung ausüben würde.

Am 7. August blieben die preussischen Divisionen der I. und II Armee, welche Tags zuvor an der Action bei Spicheren betheiligt waren, in ihren Stellungen auf dem Schlachtfelde stehen. Von den übrigen Abtheilungen rückte am 6. August

das 4. Armee-Corps nach Blieskastel;

das 10. Armee-Corps nach Homburg;

das 12. Armee-Corps nach Kaiserslautern ;

das Garde-Corps nach Homburg;

das halbe 9. Armee-Corps (18. Division) nach Landstuhl;

die 1. Cavallerie-Division Hartmann nach Neunkirchen ;
die 6. Cavallerie-Division Mecklenburg nach Blieskastel;
die 3. Cavallerie-Division Groeben nach Nonnweiler;

das königliche Hauptquartier wurde von Mainz nach Homburg verlegt. Das Hauptquartier der I. Armee kam nach Vöcklingen, jenes der II. Armee nach Homburg.

Eine Abtheilung des braunschweigischen Huszaren-Regiments Nr. 17 von der 5. Cavallerie-Division Rheinbaben besetzte Saargemünd.

General Frossard war am 7. August 1 Uhr Nachmittags mit dem 2. Corps nach einer dreistündigen Rast von Saargemünd aufgebrochen und erreichte gegen 4 Uhr Puttelange.

An demselben Tage führten die zwischen der Saar und Mosel einander gegenüberstehenden Streitkräfte folgende Bewegungen aus:

Franzosen.

Das 3. Corps mit der von Saargemünd abgezogenen Brigade Lapasset vom 5. Corps lagerte bei Puttelange und Faulquemont;

das 4. Corps bei Boulay,

das Garde-Corps bei Courcelles und Chaussy.

Preussen.

Das Hauptquartier des Königs blieb in Homburg.

II. Armee.

Das Hauptquartier kam nach Blieskastel;
das 4. Armee-Corps rückte nach Habkirchen;
das 10. Armee-Corps rückte nach Blieskastel;

das 12. Armee-Corps rückte nach Homburg;

das Garde-Corps blieb bei Homburg und Kaiserslautern ;
das halbe 9. Armee-Corps rückte nach Neunkirchen ;
die 1. Cavallerie-Division nach Forbach;

die 6. Cavallerie-Division blieb bei Blieskastel;

die 3. Cavallerie-Division rückte nach Wadern.

Am 8. August marschirten von den Franzosen :

das 2. Corps nach Erstroff;

das 3. Corps nach Gross-Tenquin und Guenling;
das 4. Corps nach les Etangs;

das Garde-Corps nach Pont à Chaussy.

Die drei deutschen Armeen setzten sich an diesem Tage zur Wiederaufnahme ihrer offensiven Operationen auf nachstehenden Linien in Bereitschaft:

« ZurückWeiter »