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Blutlausstellen hin, wie wenn man leicht mit einem Pinsel über das Papier streicht. Da der Schwefelkohlenstoff an der Luft gasförmig wird, so gehen dabei sämtliche Blutläufe auf der Stelle zu Grunde und es kommt nur darauf an, alle, auch die kleinsten Kolonien, zu bemerken und so zu behandeln, um einen Baum vollständig von der Blutlaus zu befreien. Freilich hat dies insofern seine Schwierigkeit, als viele Kolonien auf den dem Boden zugekehrten Seiten der Zweige und Aeste sich befinden, so daß man sich bei niedrigen Aesten von Formbäumen und bei Kordons fortwährend bücken muß, um keine Ansiedlung zu übergehen. Es erscheint daher ratsam, acht Tage nach der ersten Anwendung des Schwefelkohlenstoffes noch einmal die Kolonien zu revidieren, um nun auch die letzten Reste der Läuse sicher zu zerstören. Wir sind der Ueberzeugung, daß, wenn dieses Mittel alljährlich nach dem Blattabfalle gründlich und sorgfältig angewendet würde, die Verbreitung der Blutlaus im nächsten Jahre auf ein geringes Maß eingeschränkt werden könnte.

Anfänglich der Ansicht, daß Schwefelkohlenstoff in belaubtem Zustande der Bäume nicht zu brauchen sei, weil er die Blätter verbrenne, haben wir feststellen können, daß bei leichtem, raschen Ueberfahren der Kolonien mit Schwefelkohlenstoff ein nennenswerter Schaden an den Blättern nicht hervorgerufen wird. Freilich hindern die Blätter im Sommer die Uebersicht gar sehr und es entgehen deshalb viele Läuse dem sonst so sicheren Tode.

Ein anderer Versuch wurde mit einer Lösung ausgeführt, die aus 1 Lit. Petroleum, 3 kg Schmierseife und 100 Lit. Wasser besteht, also eine verdünnte Petroleum-Emulsion darstellt. Diese Flüssigkeit wurde mittels einer Peronospora-Sprige verteilt und zwar mit recht gutem Erfolge. An den vollständig besprigten Zweigen waren alle Läuse tot und Zweige sowohl als Blätter gesund geblieben. Wo allerdings die Flüssigkeit nicht hingelangt war, sind auch bei diesem Mittel einzelne Läuse am Leben geblieben, so daß schon zwei Monate nach der Anwendung die betreffenden Bäume wieder dicht mit Blutläusen besetzt waren. hilft eben gegen dieses Insekt nur die äußerste Energie und fortwährende Wiederholung der Bekämpfungs-Methode. Aber auch solche Anstrengungen bleiben ohne den gewünschten Erfolg, wenn nicht die Bekämpfung von allen Obstbaumbesigern einer Gemeinde gleichzeitig durchgeführt wird und wenn nicht eine Kontrolle die Bestrafung der Säumigen und die Bekämpfung des Insektes auf deren Kosten veranlassen kann.

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Von Interesse für die Bekämpfung der Blutlaus dürfte die von einem früheren Schüler der Anstalt, Büring, mitgeteilte Thatsache sein, daß man in Australien die beiden Sorten „Northern Spy" und „Majetin“, deren Widerstandsfähigkeit gegen die Blutlaus erprobt ist, zur Anzucht von Bäumen anderer Sorten derart verwendet, daß man sie als Zwischen-Veredlung benutzt in dem Sinne, in welchem auf Quitte gut gedeihende Birnsorten als Zwischenglied zwischen der Quitte und auf ihr nicht gedeihen wollenden Sorten dienen. Unser Gewährsmann sagt, daß man in Australien nur derartige zweimal veredelte oder Double grafted blight-proof stocks fauft und pflanzt.

In der Königlichen Lehranstalt ist nun thatsächlich festgestellt worden, daß die Sorte Northern Spy" in Wirklichkeit widerstandsfähig gegen

die Blutlaus ist, denn es entstanden keine Ansiedelungen, selbst wenn man, wie wiederholt geschehen, befallene Zweige auf den Aesten festband. Die Sorte „Majetin" besigt die Anstalt nicht. Dafür haben sich nahezu oder ganz widerstandsfähig die Ananas-Reinette und der Königl. Kurzstiel gezeigt. Sehr stark befallen sind: Die Karmeliter-Reinette (am allerstärksten), die große Kasseler Reinette, die Winter-Goldparmäne, der weiße Winter-Kalvill, der gelbe Bellefleur und Cox's Pomona.

b) Aspidiotus ostreaeformis Curtis.

Im lezten Jahresberichte wurde auf S. 66 bis 74 eine Beschreibung obiger Schildlaus gegeben, die insofern nicht mehr ganz zutreffend ist, als dabei eine andere ähnliche Spezies, Diaspis fallax n. nom. Horvarth, mit in die Untersuchung hineingenommen wurde. Beide Schildlausspezies fommen nämlich auf Birnbäumen gemeinsam vor, so daß man sogar auf ein und dem. selben Zweige Läuse beider Spezies nebeneinander findet. Professor Frank und Dr. Krüger haben in der Deutschen Landwirtschaftlichen Presse vom 22. Juni 1898, Nr. 50 diesen Irrtum klargelegt, an welchem ursprünglich Signoret Schuld trägt. Es sei deshalb berichtigend bemerkt, daß nur Fig. 8,5 in obigem Jahresberichte auf Diaspis fallax Bezug hat, während alle übrigen Schildläuse betreffenden Figuren des fraglichen Abschnittes für Aspidiotus ostreaeformis Curtis gelten. Aspidiotus ostreaeformis Curtis, welche Prof. Frank auch Pseudo- San JoséSchildlaus nennt, wurde von mir bereits 1882 auf Birnbäumen studiert und in den Beobachtungen über Schildläuse und deren. Feinde" in dem Jahrbuche des Nassauischen Vereines für Naturkunde, Jahrgang 37, S. 107 f. als Diaspis ostreaeformis Curtis beschrieben und abgebildet, allerdings auch hier schon in Vermischung mit Diaspis fallax.

Da nun in neuester Zeit angestellte Beobachtungen noch nicht ganz abgeschlossen sind, so wird eine eingehende Schilderung beider Schildlausspezies, zu denen möglicherweise noch andere hinzutreten, erst später folgen.

In allerletzter Zeit ist es nach vielen vergeblichen Bemühungen gelungen, die flügel losen von Diaspis fallax aufzufinden. Sie ♂ verwandeln sich nicht unter Schildern, son

Fig. 5. Diaspis fallax n. nom.
Horvarth. Weibchen, männliche
Puppen und ausgeschlüpfte flügel-
lose Männchen.

dern unter kahnförmigen, gekielten Hüllen, die nach dem Ausschlüpfen des ♂ weiß aussehen. Die Puppen sind schmal und lang.

Die in Fig. 5 beigegebene Abbildung stellt in 42 facher Vergrößerung oben das begattungsreife Weibchen dar, welches ebenfalls fleischrosa gefärbt ist und einen honiggelben Hinterteil hat. Die Beine sind nicht mehr vorhanden und somit das Insekt unbeweglich. Der Durchmesser beträgt in Wirklichkeit kaum etwas mehr als 2,5 mm. Unten sieht man das schmußig grauweiße gewölbte Schild, mit welchem das Weibchen bedeckt ist; nahezu in der Mitte die bei den ersten Häutungen abgestoßenen rotbraunen oder gelbbraunen Häute, die dem Schilde zur Festigung dienen. Unter dem Weibchen sind zwei der flügellosen Männchen in verschiedenen Stellungen gezeichnet; sie sind in der Natur so klein, daß man sie mit unbewaffnetem Auge kaum noch sieht. Darunter und über dem Schilde in der Mitte noch ein Männchen, links davon die kahnförmig gekielte grauweiße Hülle, oben rechts eine von der Hülle befreite Nymphe vor der Verwandlung. Man findet die Männchen in außerordentlich großer Zahl.

c) Weitere Beobachtungen über den Apfelblütenstecher
Anthonomus pomorum L.

Da von verschiedenen Seiten das Abklopfen und Abschütteln des Käfers als ein sehr wirksames Bekämpfungsmittel empfohlen wurde und da man auch feststellen wollte, wo sich der Käfer während des Sommers aufhält, so führte man einen erneuten Versuch bei 6 Apfelbäumen der Baumschule Windeck und bei 8 Apfelbäumen des Pachtgutes Nonnenmühle aus. Man legte vorher Gürtel von Wellpappe um die Stämme, schüttelte alsdann ab und sah einige Zeit darauf die Gürtel nach. Das Abschütteln geschah am 13. Juni, 15. und 21. Juni, am 4. Juli und am 4. August.

Am 13. Juni wurden von sämtlichen Bäumen 55, am 15. Juni 69, am 21. Juni 32, am 4. Juli 5 und am 4. August 4 Käfer gefangen. An 3 Bäumen gab es überhaupt nichts, an 3 Bäumen je 10 und an je einem Baume 2, 3, 9, 14, 16, 18, 36 und 37. Man kann nicht sagen, daß dieses Resultat gerade ein sehr günstiges genannt werden darf, aber es ist keineswegs ausgeschlossen, daß man einen besseren Erfolg erzielt haben würde, wenn man Fangtücher um die Bäume gebreitet und so die Käfer unmittelbar eingesammelt hätte. Somit scheint die Zeit von Mitte Juni bis Anfang August diejenige zu sein, in welcher der Käfer vermutlich gar nicht oder nur in einigen Exemplaren auf den Obstbäumen lebt und vermutlich anderen Wirten den Vorzug giebt.

Bei einem zweiten Versuche wurden auch die übrigen Insekten 2c. aufgezeichnet, die unter den Gürteln Schutz oder doch Unterkunft gesucht und gefunden hatten. Die Ergebnisse waren auf der hochgelegenen Baumschule Windeck an 4 Apfelbäumen folgende:

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Bezeichnend und zu den vorAnfang Juni bis Ende August Ueberraschend wirkt die außer

Die Spinnen wurden, um sie zu schonen, von den Gürteln abgeklopft und an andere Bäume gesetzt. herigen Angaben stimmend ist es, daß von gar keine Anthonomus gefangen wurden. ordentlich große Zahl von Ohrwürmern.

Ein ähnlicher Versuch wurde im Muttergarten der Anstalt, also im Thale durchgeführt, indem man in wöchentlichen Zwischenräumen vom 1. Mai bis zum 23. Oktober und je an einem Apfelbaume, einem Birnbaume, einem Kirschbaume, einem Zwetschen- und einem Aprikosenbaume die Wellpappgürtel nachsah. Aus diesen Aufzeichnungen ergiebt sich für diese Beobachtungsstelle folgendes:

Spinnen finden sich schon vom Mai an und von Mitte Juni in sehr großer Zahl bis Mitte August. Dann bleiben sie aus, um sich mit dem Anfang Oktober in stets wachsender Zahl einzustellen. Ohrwürmer sind vorhanden von Anfang Juni an und mit dem Beginne des Monates Juli in außerordentlich großer Zahl bis Mitte September, wo sie wieder nachlassen. Apfelblütenstecher am Apfelbaume wurden bei diesen Beobachtungen gar nicht unter dem Gürtel angetroffen, obwohl im Frühjahre die Blüten starf bewohnt waren und auch im Frühjahre darauf ebenfalls wieder zahlreicher vorkamen.

Auf der Windeck ergab dieses Fangmittel wieder sehr gute Resultate, denn es wurden an 5 Apfelbäumen am 14. Dezember 852 Apfelblütenstecher gefangen, als Maximum an einem Baume 368, als Minimum an einem andern 41 Stück.

Nachdem nun der Assistent Dr. Lüstner nachgewiesen hat, daß der Ohrwurm die Puppen und Raupen des Traubenwicklers verzehrt und diesem Schädlinge gegenüber die wertvollsten Dienste leistet, entsteht die Frage, ob nicht der Ohrwurm auch den Schädlingen der Obstbäume nachstellt und hier ebenfalls nüßlich ist. Jedenfalls ist das massenhafte Auftreten, was an Apfel- und Birnbäumen schon im Anfang Juli doch nicht den Früchten gelten kann, sehr beachtenswert und verdient die genaueste Beobachtung. Daß die Spinnen den Apfelblütenstechern gefährlich werden können, wurde schon im Jahresberichte für 1895/96, S. 31 nachgewiesen.

d) Die Obst-Miniermotte, Lyonetia Clerckella L. Dieses Insekt ist im Jahre 1897 in den Kirschenpflanzungen zu Kamp und Kestert a. Rh. in ganz außerordentlichem Maßstabe aufgetreten und hat bewirkt, daß gegen Ende August die Blätter in bedenklicher

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Die Obst-Miniermotte, Lyonetia Clerckella L., in dreiundeinhalbfacher Vergrößerung. Unten links das Räupchen, die Puppe und die Motte in 2 Stellungen mit zusammengelegten Flügeln; rechts davon die Motte mit ausgebreiteten Flügeln, darüber die eigentümliche Puppenwiege.

Weise von den Bäumen abfielen. Die lichtgrünen Räupchen (Fig. 6) verpuppen sich wie bekannt teils auf muldenförmig zusammengezogenen Partien der Blätter sowohl auf der Ober-, als auf der Unterseite derselben (Fig. 7), teils lassen sie sich, wenn die Blätter zu fallen anfangen oder wenn diese, wie es in Kamp der Fall war, schon bereits vollständig mit Gespinsten besezt sind, auf den Boden herab und kriechen am Stamme empor, wo sie sich, wie dies die beigefügte Abbildung (Fig. 8) zeigt, an den rauhen Stellen der Rinde verpuppen, wo nur irgend Erhabenheiten die Anbringung der eigentümlichen Puppenwiegen gestatten. Der Mangel an hierzu günstigen Stellen und die Ueberfüllung der Kirschbäume trieb die Räupchen sogar auf benachbarte Aprikosenbäume, auf deren Blättern sie sich verspannen, ohne jedoch in denselben zu leben. An Birnbäumen fand man sie nur ganz vereinzelt versponnen, aber ebenfalls nicht in den Blättern. Diejenigen von Zwetschenbäumen waren ab und zu bewohnt, sehr zahlreich diejenigen von Apfelbäumen. Die Sauerkirschbäume waren ebenso stark befallen wie die Süßkirschbäume, doch wollen die Kirschenzüchter von Kamp in den Sorten einen Unterschied in der Empfänglichkeit bemerkt haben. Bei den Kirschenblättern tritt da, wo die Raupengänge die Mittelrippe berühren und verlegen, auf der Unterseite deutlich wahrnehmbar Gummi aus, der dann auch in die Miniergänge läuft.

Als Bekämpfungsmittel gegen den in so großem Maße aufgetretenen Schädling wurde das Einsammeln und Verbrennen der abgefallenen, mit

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