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schen Conciliums sich bekenne, dennoch mit den Häretifern in kirchlicher Gemeinschaft stände. Der Kais ser, der zu Rom sehr gefällig gegen alle Einwohner gestimmt war, die ihn mit so großer Freude aufgenommen hatten, verhieß auch wirklich, Liberius sollte zurückberufen werden, und der Kirche mit Felir ges meinsam vorstehen. Es ward auch darüber eine kaiserliche Verfügung ausgefertiget, und öffentlich in der Rennbahn vorgelesen.

409. Als jedoch das Volk, das heißt die Christen, diese Schrift ablesen hörten, fingen sie an, darüber zu spotten und sagten, es sei ganz recht, daß, weil die Zuschauer der öffentlichen Spiele in zwei Parteien sich zu theilen pflegten, welche nach der Farbe des Gewandes der Wagenführer genannt würden, auch jede dieser Parteien ihren eigenen Bischof habe. Bald jedoch wandelte sich dieser Spott in Ernst, und sie riefen aus: „Es ist nur Ein Gott! nur Ein Christus! nur Ein Bischof!"

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410. Der Kaiser war Willens, noch einige Zeit in Rom zuzubringen, als er plößlich erfuhr, die Schwaben seien in Rhätien eingefallen, die Quaden aber und Sarmaten verheerten Mösien und Pannonien. Dies nöthigte ihn gegen diese Feinde aufzubrechen; er machte sich also am 27ten Mai des Jah res 357 auf und nahm seinen Weg in Eile über Trient nach Illyrien; wo es ihm auch nach kurzer Zeit ges lang, mit den Quaden und Sarmaten Frieden zu schließen.

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411. Da der Kaiser nun in Illyrien sich aufhal. ten mußte, benüßten die Häupter der arianischen Partei Valens und Ursacius zugleich mit Germinius, Bischof zu Sirmium, diese Gelegenheit, ihn zur Versammlung eines neuen Conciliums zu bereden. Auf diesem arianischen Concilium, das unter dem Namen des zweiten Afterconciliums von Sirmium bekannt ist, wurde nun abermals ein neues mag sagen das wievielte? - Glaubensbekenntniß geschmiedet; dessen Abfaffung dem Potamius, Bischof von Olisippo in Lusitanien zugeschrieben wird, von welchem vorhin (§. 407.) die Rede war. In diesem Glaubensbekenntnisse sagen die versammelten arias nischen Bischöfe, der Glaube sei mit aller Sorgfalt untersucht und dargestellt worden in Gegenwart ihrer heiligen Brüder und Mitbischöfe: Valens, Ursacius und Germinius.

412. Auf diesem Winkelconcilium verwarfen sie nun wiederholt den Ausdruck óμoovoios (gleichen Wes sens), so wie auch das Wort óuovovcios (ähnlichen Wesens) unter dem Vorwand, diese Ausdrücke hätten Unruhen erregt; und diese Frage stehe hoch über der Untersuchung des menschlichen Verstandes; weshalb auch der Prophet von dem Sohn Gottes spreche: „Wer wird seine Erzeugung erzählen!” Dadurch selbst aber handelten diese Bischöfe geradezu wider die heilige allgemeine Kirchenversammlung von Nicăa, wie schon oft zuvor, sprachen ihr Hohn und verfielen aufs neue in das von ihr ausgesprochene Anathem. Ja sie ließen es auch bei der Verwerfung dieser Ausdrücke

nicht bewenden, sondern sie sprachen ihre Keßerei unumwunden aus; „denn, sagten sie, Niemand kann zweifeln, der Vater sei größer denn der Sohn; der Vater übertreffe den Sohn an Ehre, an Würde und an Gottheit; dies bezeuge selbst der Sohn Gottes durch die Worte: Der Vater ist größer als Ich!" Also bezogen sie auf die Gottheir Jesu Christi, was von seiner menschlichen Natur geschrieben steht.

413. Das Concilium bekannte also Einen Gott, den allmächtigen Vater, der unsichtbar, unsterblich und nicht leidensfähig sei; und Einen Herrn Jesum Christum, der vor der Zeit aus dem Vater geboren sei; und es verwirft die Lehre von zwei Göttern. Der heilige Geist, sagten sie, ist durch den Sohn; und Er kam in die Welt, als Er gesandt ward, die Apostel und alle Gläubigen zu lehren und zu heili gen. Es sei also die Lehre von der Dreieinigkeit die Grundfeste des Glaubens in vollkommner Zahl, da der Herr gesprochen habe: „Gehet bin und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes." Aber die Arglist, mit welcher sie das Gift ihrer Keßerei unter heis ligen Worten verbargen, war leicht zu durchschauen. Denn da sie im Anfang sagen, es sei nur Ein Gott, und diesen Einen Gott den Vater nennen, schließen sie dadurch selbst den Sohn von der Gottheit aus; und darum auch verwarfen sie den Ausdruck gleichen Wesens mit dem Vater. Nennen sie also auch noch den Sohn Gott, so hat dies keinen andern Sinn mehr, als daß Er ein gewordener Gott sei;

was sie auch durch die oben angeführten Worte be kräftigten, der Vater übertreffe den Sohn an Ehre, Würde und an Gottheit; und der Sohn sei, wie alles Uebrige Ihm unterworfen Alles auch was sie von seis nen Leiden im Fleische sagen, zielt dahin, zu beweis fen, Er sei einer andern Natur als der Vater. Es ist daher nur eine Art Ironie, wenn sie den Sohn noch Gott nennen.

414. Dies Glaubensbekenntniß ward, wie der heilige Athanasius bezeugt, in lateinischer Sprache abgefaßt. Der heilige Hilarius, der uns dasselbe in dieser Sprache (so wie Athanasius in der griechis schen) erhielt, fand dasselbe so gottlos, daß er sich kaum entschließen konnte, solches in seine Schriften aufzunehmen. Auch fagte er, es sei, sobald es in Gallien erschien, allgemein verdammt worden.

415. Dies Bekenntniß ward nun auch dem Hosius zur Unterschrift vergelegt. Noch immer ward dieser hundertjährige Greis von Constantius am Hoflager zu Sirmium gleichsam gefangen gehalten. Schon seit seiner Ankunft hatten die Arianer alles Erdenkliche aufgeboten, von der katholischen Lehre ihn abzubringen, für die er seit sechzig Jahren als Bischof, und schon lange als Aeltester der Bischöfe geeifert hatte. Da sie aber nichts über ihn vermochten, schreckten und plagten sie den ehrwürdigen Greis, dem Constantinus der Große immer die herzlichste Ehrerbietung erwiesen hatte; ja er ward auf Befehl des Constantius, des unwürdigen Sohnes seines großen Vaters, der von den Arianern blindlings sich leiten

ließ, auf die unwürdigste Weise mit Stockstreichen mißhandelt, bis er endlich zur Kirchengemeinschaft mit Valens und Ursacius sich hinreißen ließ; oder vielmehr in dumpfer Betäubung seines hohen Alters und nach vieler Schmach und peinlichen Mißhandlungen, unglückseliger Weise dem Zwang dieser Unmenschen unterlag.

416. Dessen ungeachtet vermochten sie es nicht, ihn dahin zn bringen, daß er das Verdammungsurtheil des Athanasius unterschrieben hätte. Ob er das, so eben besprochene Glaubensbekenntniß der Arianer unterschrieb, sagt zwar Athanasius nicht, und Sulpitius Severus möchte es gern bezweifeln; leider aber findet hierüber kein Zweifel Statt; da die Aussagen feiner zwei heiligen Zeitgenossen, des Hilarius und Eusebius von Vercelli so laut wider ihn zeugen. Indessen aber trösten uns der heilige 'Athanasius und der heilige Augustinus durch die Versicherung, Hosius habe sich nur kurze Zeit zur Gemeinschaft mit den Arianern verleiten lassen; denn er habe, sobald er von dem Kaiser entlassen worden, und sein bischöfliches Amt zu Corduba wieder übernommen, die Wahrheit öffentlich bekannt, der Keßerei des Arius das Anathema gesprochen und gegen dieselbe ge= warnt; und also habe er, ausgesöhnt mit der Kirche, sein, eine lange Reihe Jahre hindurch tadelloses, so spät beflecktes, aber so schnell wieder gereinigtes Leben in ihrem mütterlichen Schooße beschlossen.

417. Der schmachvolle Sieg der Arianer aber, den sie auf so unwürdige Weise, wenigstens für kurze

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