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22. Octob. ausgestellten Revers die Privilegién der Stadt bestätigen wolle. Nachdem der Huldigungseid so, wie es unter dem Erzbischof Ernst vestgesetzt ward, abgeleistet war, Jo invitirte man den Administrator aufs Rathhaus, und bes wirthete ihn mit Confect und Wein. Am folgenden Tage ließ er den ganzen Magistrat zum Abendessen in seinen Pals Last einladen, ward noch nebst einigen von seiner Begleitung von der Stadt nach Gewohnheit mit Silbergeschirr be schenkt, und verließ dann am 30. Octob. Magdeburg. Die; fer glänzende Einzug und die damit verbundene Huldigung waren für Magdeburg um so merkwürdiger, da seit dem Antritt des Erzbischofs und Cardinals Albert im I. 1514, folglich in 65 Jahren, dergleichen nicht geschehen war, und da auch die schwankenden und unangenehmen Verhältnisse der Stadt gegen drey Oberherren nun wieder aufhörten, und die Stadt wieder ganz in ihre ehemalige Verbindung mit dem Erzstifte verseht ward. 一划

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Verschiedene Mißhelligkeiten, über die Wahl eines Abts zu Ammensleben, - über die Weigerung des Dom: kapitels, den Domprediger Sack an den Klosterbergischen Zusammenkünften wegen der Concordienformel Theil nehmen zu lassen, über die Vergebung der Pråbenden und Vikariens stellen beym Dom; und bey den Collegiatstiftern, übert die Theilnahme des Domkapitels an Beschickung der Reichs: und Kreistage, und an andern Regierungssachen, hatten zeither das gute Vernehmen zwischen dem Administrator

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• Magd. Urkundenbuch, fol. 208-228. Drenhaupt. Th. 1. S. 306–319. Pomar. Såcks. Chronik. S. 767-798. Heuseners Beschreibung des Einzugs Joach. Friedrichs am 26. Oct. 1579. Otto v. Gericke Fragm. einer Magd.

Chronik fol. 197

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und dem Domkapitel sehr gestört. Allein der Vater des Administrators, der Churfürst Johann Georg von Brans denburg, vermittelte am 8. Jul. 1580 durch einige angeses hene Räthe zu Magdeburg einen Vergleich, wodurch alle diese Streitigkeiten beygelegt wurden. *)

Nach einem sehr heissen und dürren Sommer im S. 1580 entstand im Sept. ein bösartiges, mit Heiserkeit, heftigem Husten und Kopfweh verbundenes, catarrhalisches Fieber, welches sich schnell fast durch ganz Europa verbreis tete, und sich auch zu Magdeburg und im Erzstifte einfand, wovon fast kein Mensch verschont blieb, welches aber doch gewöhnlich nur vier, selten sieben bis acht Tage anhielt, und woran nur wenige Menschen starben. Man nannte es den spanischen Pips. Die im J. 1581 und 1582 wüten de Pest raffte mehr Menschen hin, und blos in der Altstadt Magdeburg starben im Sommer 1582 daran über 1800 Menschen. **)

Auf dem Reichstage zu Augsburg im 3. 1582 erschien der Administrator in eigner Person für sich und als Stell; vertreter seines Vaters. Als Erzbischof von Magdeburg und Primas von Deutschland verlangte er durch seinen Gesands ten im Fürftenrathe den schon vom Erzbischof Ernst behaup teten, vom Erzbischof Albert aber, welcher als Churfürst von Mainz im Churfürstenrathe Sig und Stimme hatte, nicht ausgeübten Vorsiß vor Salzburg, und das damit ver bundene Directorium, welches bisher Salzburg und Desters

*) Dreyhaupt Th. 1. S. 320 322.

**) Pomar. Sachs. Chronik S. 788. und dessen Magd. Chronik ad. a. 1582. Werners Magd. Chronik ad, a. 1580. Olear. Halygraphie, S. 394.

reich wechselsweise geführt hatten. Allein da Salzburg ihm den Vorsit streitig machte, und durchaus nicht nachgeben wollte, auch vom Kaiser und vielen andern Reichsständen begünstigt ward; so verließ der Administrator voller Unwils len den Reichstag, ohne für diesmal weiter von seinen, ihm überhaupt streitig gemachten, Sig und Stimme auf dem Reichstage Gebrauch zu machen. Gegen das Ende des Reichstags schickte der Papst Gregor der 13te noch seinen verbesserten Calender, welcher von ihm der Gregorianische heißt, an die Reichsversammlung, und verlangte dessen alls gemeine Einführung im deutschen Reiche. Die Katholiken nahmen ihn zwar an; allein der Churfürst August von Sach. sen übergab dem Kaiser ein wichtiges Bedenken dagegen, und die Protestanten weigerten sich insgesammt, einen vers besserten Calender, so nöthig er auch war, aus den Händen des Papsts anzunehmen. Sie behielten also noch über 100 Jahre bis zum J. 1700 den alten Julianischen Calender bey, wornach alles aber damals schon um 10, und bald nachher um 11 Tage später fiel als es seyn sollte. *)

Während eines Landtages zu Halle wurden dem Admi: nistrator am 13. April 1583 von seiner Gemahlin zwey Zwillingssöhne geboren, nachdem sie erst am 29. April 1582 einen Sohn geboren hatte. So ward die Familie des Ads ministrators in weniger als einem Jahre mit drey Söhnen vermehrt. Nach Pfingsten d. I. 1583 ließ der Administras `tor zur Abstellung mancher Unordnungen, Klagen und Streis tigkeiten von neuem eine Kirchen: Visitation im ganzen

*) Håberlin Th. 12. S. 211 - 218. 640 644. Ghytræl Saxonia, lib. 25. P. 760 764. Pomar. Sächf. Chronik .793-794.

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Lande anstellen. Die Visitatoren waren unter andern der Abt Peter Ulner zu Kloster Bergen, der Domprediger Sack, der Hofprediger Schultes, der Superintendent Olearius zu Halle, und verschiedene vornehme weltliche Räthe des Apmis nistrators. Die dabey aufgenommenen genauen Verzeichs nisse der Kirchen Pfarr und Schuleinkünfte sind zum Theil noch vorhanden. *) *.

Der in der Belagerung 1551 niedergeschossene, eine Thurm der Jacobskirche zu Magdeburg, welchen man im J. 1581 erst wieder zu bauen angefangen hatte, ward im J. 1583 völlig fertig. Der Magistrat und die Bürgers schaft gaben der Kirche eine ansehnliche Beysteuer zu den Baukosten. Der Herzog Julius von Braunschweig schenkt te auf Bitten der Kirchvåter das zum Dach des Thurms erforderliche Blen, welches beynahe 600 Centner betrug Daher gab man dem Thurm den Namen Julius: Hut. Er war 154 Ellen hech, war mit einem großen verguldes ten Knopf von fünf und einer viertel Elle in der Höhe, und drey und einer halben Elle in der Weite oder im Durchmesser, versehen, und war beynahe 50 Jahre bis zur Zerstörung der Stadt eine große Zierde derfelben. **)

Im J. 1584 versahe der Administrator das Schöppens gericht zu Magdeburg und zu Halle mit einer neuen und verbesserten Proceßordnung. In eben diesem Jahre kamen Gesandte vom König Heinrich von Navarra nach Deutsche land, und auch nach Magdeburg, um die Vereinigung der

*) Olear. Halygraphie S. 307. 308. Pomar. Magd. Chronik ad. a. 1583.

**) Pomar. Sachs. Chronik S. 797806. Deffen Magded. Chronik ad. a. 1583.

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Reformirten mit den Lutheranern zu Stande zu bringen, richteten aber nichts aus. Diese Gesandten brachten es auch dahin, daß im J. 1585 der Administrator, nebst ans dern protestantischen Fürsten, an den König Heinrich den Dritten in Frankreich ein Fürbittschreiben für die verfolgten Protestanten in Frankreich, und im J. 1586 eine feierliche Gesandschaft zu ihrem Besten, an den gedachten König schicks ten, welches aber alles ohne Wirkung blieb. *)

Im J. 1585 ward die neuerbaute Pfarre oder Nis colai Kirche in der Neustadt soweit fertig, daß sie am 20. May d. J. am Himmelfahrtstage vom Domprediger Back eingeweihet werden konnte. Die vorige, erst im J. 1528 völlig fertig gewordne, große und schöne Kirche hatte schon bey der Belagerung Magdeburgs im J. 1551 viel gelitten, und war im J. 1552 völlig abgebrochen worden. Von der Zeit an hatten die Neustädter ihren Gottesdienst 33 Jahre hindurch im Hospital Schwiesau halten müssen. Nachdem die bey der Belagerung Mag: deburgs verjagten, und zerstreueten Neustädter sich nach und nach wieder gesanimlet, und ihre verwüsteten Wohnhäuser, so wie das Rathhaus, die Pfarrhåuser, und andere öffent liche Gebäude, wieder aufgebauet hatten; so fingen sie im J. 1572 auch an, thre zerstörte Kirche wieder aufzubauen. Zu diesem Bau muste jeder Bürger in der Neustadt eine, Seitlang monatlich einen Groschen beytragen. Es fehlte aber auch nicht an mannigfaltiger anderweitiger wohlthå: tiger Unterstüßung dabey. Auf eine dringende Vorstellung des Neustädter Magistrats an den damals zu Magdeburg

*) Olear. Halygr. S. 310.
Drenh. Th. 1. S. 323.

514 533.

Abels Halberst. Chronik S. 500.
Håberlin Ch. 14. S. 363. 364.

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