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Der Tag der Ausstellung war viel versprechenb, denn ein sanfter Südwest. Wind war vorherrschend. Es war eine große Menge sehr seltener und herrlich gezogener Pflanzen eingesendet worben. Der Referent sagt, daß, so lange er gewohnt war, diesen Festlichkeiten beizuwohnen, die so berühmt durch die zahlreichen Besuche geworden sind, so war er doch nicht auf den Glang und auf den Andrang an diesem Lage vorbereitet. Kaum waren die Pforten des Gartens geöffnet, so war derselbe schon gefüllt und von 2-6 Uhr mochten wohl ununterbrochen 10,000 Personen im Garten gegenwärtig und auf den Gången und Rasenplågen vertheilt sein, denn diese waren gedrängt voll. Mehr als 13300 Besucher wurden während der Ausstellung eingelassen. Dieß dürfte hinreichend sein zu beweisen, wie sehr der Geschmack d:s Publikums sowohl unter den höhern als den niedern Stånden für die Gartenkunft zugenom= men hat.

Unter den neuen Pflanzen befanden sich bewundrungswürdige Gegenstände. Aus dem Königl. Garten zu Windsor war eine prachtvolle ncuholländische Pflanze, nämlich Veronica - speciosa, aufgestellt. Aus dem Königl. Pflanzengarten zu Kew war einge= fender Pterodiscus speciosus, eine Pflanze mit purpurrofafarbenen Blüthen, einem Mimulus ähnlich. Von den Handelsgårtnern Las combe, Prince und Comp. zu Ereter Ixora acuminata, mit großen Blumenköpfen gezicrt. Die Herren Loddiges sandten eine niedliche Epacris, E. miuiata cin, deren Blüthen scharlachroth und weiß gestreift find. Ein prachtvolles Clerodendron infortunatum, schöner als alle bekannten Arten, zierte ungemein, und war vom Glendinning, Handelsgórtner in Chiswick, mit Achimenes picta und drei neuen Gloxinia-Varietäten eingesendet.

Blumistische Notizen aus England.

(Chatsworth.) Die Urbeiten in diefem Prachtgarten wurden im v. J. mit gleicher Thätigkeit fortgeseßt. Während des Sommers wurden zwei neue Fontainen in Thätigkeit gefeht, von denen die cine der ,,Kaiser" benannt ist. Der Strahl steigt 300′ (engl.) in die Höhe. Die Kraft dieser Fontaine gi.bt in Zeit von einer Stunde eine Wafferfläche, welche einen Ucre einen Fuß hoch damit anfüllt. Eine andere ist eigen in ihrer Art, die großen Waffermassen falleg und steigen und bringen das Unsehen eines tanzenden Gewässers hervor. Zur Bildung dieser Kunstwerke waren große Massen von Felsenblöcken nöthig, so wie man es vorher nie gesehen. Einige dieser Felsenstücke wiegen über 370 Tonnen. Ist alles erst vollendet, so bilden sie eine Gebirgsmasse von 300 Fuß Långe und 12 Fuß Höhe. Dergleichen riesenhafte Werke sind zu Chatsworth nöthig, da alles Kleinliche in dem schon Vorhandenen verschwinden würde. — Das große Conservatorium enthält schöne Exemplare von Zamien, wo sie sich besser zu gefallen scheinen, als an ihrem natürlichen Standorte. Ficus repens hat beinahe cine Felsenmasse wie mit einem tropischen Schirm überzogen, und Bougainvillea spectabilis war in voller Blütbe. Wer erst wissen will, mas Fuchsia corymbiflora ist, der sebe sie in Chatsworth. Man findet dort starke Stamme, 10 Fuß boch mit schirmartigen Kronen, deren Endspigen mit den herrlichsten Blumentrauben geschmückt siud. Das Orchideenhaus ist geschmackvolk geordnet und mit Baumståmmen gruppirt, an denen Pflanzen in wilder Ueppigkeit wuchern. In demselben Hause befindet sich auch eine unbekannte fucculente, corallcnähnliche, blåtterlose Pflanze, bes deckt mit herrlichen Exemplaren goldfarbiger Lichenen, und glaubt

man, es sei die Dufourea fiammea. Dieses seltene Gewächs erhielt der Herzog von Devonshire aus einem der beißesten Theile des westlichen tropischen Afrikas.

Gynerium argenteum Nees. (Arundo Selloana Schult.) Dieses herrliche, aber selten in den Gårten vorkommende Gras, blühte Anfangs November v. J. in dem Glasnevin botanischen Garten bei Dublin, wo es seit den legten 3 Jahren ohne jeden Schuß im Freien üppig wuchs. Herr Tweedie, der die Samen von Buenos Ayres sendete, spricht von den Dimensionen, die es in den ausgedehnten Pampas jenes Landes erreicht, und fügt noch hinzu, daß es eine der zierendsten Pflanzen irgend einer Familie sei. Dieß ist freilich viel gesagt, obgleich es immer ein interessanter Ges genstand bleibt. Die Schafte erhoben sich zu einer Höhe von 10 Fuß. Die Blüthenåbren sind 18 Zoll lang, compakt und schön ges formt. In Form und äußerlicher Textur gleichen sie den Federbüschen der Militairhüte.

Lisianthus Russelianus. Äuf der legten Versammlung der Cornwall Hort. Society zu Truro befanden sich zwei herrliche Pflanzen von L. Russelianus. Die eine Pflanze, welche den Preis erhielt, hatte gegen 700 Blüthen, die andere gegen 500. Die Pflanz zen waren aus Samen gezogen und in einem Beete, welches vers mittelst heißen Wassers erwärmt wurde, gezogen. Als die Blumen sich zu entfalten anfingen, wurden die Pflanzen in ein Kalthaus gebracht und gut begossen, von Zeit zu Zeit sogar mit einer Quantitat Suanowaffer.

Die Herren Veitch & Sohn zu Exeter (London) kündigen folgende neue Prachtpflanzen an, als: Barbacenia squamata, Clerodendron laevifolium, Cyrtoceras reflexa, Echites atropurpurea, splendens und hirsuta, Gardenia Sherbourniae, G. tetrasperma, Gesnera polyantha, Hindsia longiflora, Inga pulcherrima, Luxemburgia ciliosa, Passiflora actinea, Thunbergia chrysops, Hindsia violacea zu 63 Shilling St. Clitoria fulgens zu 42 Shilling St., in Paxt. Mag. of Botany, Juliheft, abgebildet.

3. C. Ball empfiehlt Lobelia fulgens multiflora nebft einer Varietät derselben von L. pyramidalis, indem er von ihnen rühmt, daß sie die Farbe der gewöhnlichen L. fulgens übertreffen und vier Monate lang blühen.

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Gedruckt bei Adam Heuße in Cölleda.

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Englische Journal-Schau.

(Vom Herrn Bataill.: Arzt Neumann zu Erfurt.) Ueber das Geschlecht der Bignonia. Diese schöne Pflanzengruppe, welche ohngefähr 60 Species zählt, wurde dem Abbé Bignon, Bibliothekar Ludwig XIV. zu Ehren benannt. Die Mehrzahl dieser Pflanzen haben einen kletternden Habitus und sind von anerkannter Schönheit, sie haben zugleich die größte geographische Ausbreitung über die uns bekannte Erde. Oft. und West-Indien, Meriko und Südamerika liefern uns die Bignonien für die Warmhäuser, während Nordames rika unsere Conservatorien und freien geschützten Plähe mit Kindern derselben Gattung verschont und schmückt.

Obgleich nun diese verschiedenen Species so weit von einander wohnen, so hat die Erfahrung doch gelehrt, daß jene etwas von der Hige entbehren können und diesen etwas Wärme zugelegt werden kann, ohne daß es ihrem uppigen Wuchse Eintrag thut, und daß sie in einem Zwischenhause oder kühlen Warmhause alle zusammen recht gut gedeihen. Ihre schönen gefiederten, dreizähligen oder gepaarten Blåtter und ihre großen, hübschen, rothen, blauen, gelben oder weißen Blüthenrispen eignen sich ganz dazu, um Säulen oder Decken-Gewölbe in diesen Haufern damit zu bekleiden. Ich wüßte fein anderes Geschlecht, was sich so dazu eignete, als diefes, besonders wenn man noch berücksichtiget, daß in der Zeit ihres Wachsthums die jungen Triebe mit einer Schnelligkeit wachsen, die das Wachsthum aller andern Pflanzen übertrifft, besonders wenn sie hinreichend frische Luft haben und ihnen die gehörige Freiheit gelassen wird.

Früher war dieses Geschlecht noch viel größer; aber in neuerer Zeit hat man bei einer genauen Durchsicht viele Species getrennt und die harte B. radicans, fowie capensis, grandiflora, meonantha, Pandorae u. m. a. zu Tecoma, und wieder andere zu Jacaranda, Incarvillea und Millingtonia *) gebracht.

Bignonia linearis Cav. ift jest Chilopsis saligna D. Don.
B. panniculata W. ift jest Amphilobium panniculatum
Humb. Bonp. & Kunth. B. sempervirens L. ift jest Gel-
semium (Juss.) sempervirens Pav. oder Gels. nitidum
Michaux. B. uncata Sims ist jest Spathodea uncata Sprgl.
Der Uebers.

Verleger: G. F. Großmann.

Der Jahrg. 52 Nrn. mit Beilagen toftet 21/2 Rb.

XVIII. Jahrgang

Unsere Absicht ist, den Liebhabern dieses schönen Ge. schlechts solche zu nennen, welche bei einer máßigen Wärme (+8-10° R.) hinsichtlich ihrer Blumen als ihrer Be blatterung die größte Schönheit entfalten, und die, wenn sie warmer gehalten werden, war ins Holz treiben, aber ihre Blüthen nur Höchst unvollkommen entwickeln.

Bignonia alba, jest Jacaranda alba. Diese höchst zierliche Kletterpflanze kam i. I. 1823 von Guiana zu uns. Erhált diese Pflanze eine sonnige Stelle in einem Conservatorium (wo die Pflanzen im freien Grunde stehen), so entwickelt sie ihre weißen, wohlriechenden Blumen in großer Menge.

B. Chamberlaynii.

Ist eine Varietát von B. aequinoctialis, mit gelben Blumen. Da sie ihre Zweige 30-50 Fuß weit ausbreis tet, so eignet sie sich ganz besonders zur Deckenverzierung. Sie wurde 1820 von Brasilien eingeführt.

B. capreolata.

Sie ist so hart, daß sie unsere Winter im freien Grunde selbst ohne Bedeckung ausbált. Demohngeachtet hat man sie an eine Mauer oder Erdwall nach südlicher Richtung zu pflanzen und bei bösem rauhem Better mit Matten zu bedecken, wenn man sich später an ihren schar lachrothen Blüthen erfreuen will. Diese Pflanze foll in ihrem natürlichen Zustande in Nordamerika, wo sie Felsen und Wälder überzieht, von unbeschreiblicher Schönheit sein. Sie kam schon 1710 nach England.

B. grandifolia.

Dieses ist eine ausgezeichnet schöne Pflanze für das Conservatorium, und sie breitet sich willig über einen sehr großen Raum aus. Sie scheint fast ein Menschenalter alt werden zu müssen, ehe sie ihre Blumen in hinreichender Menge bringt. Die Farbe der Blumen besteht aus einem unbeschreibbaren Gemisch von Orange und Purpur. Es giebt noch mehrere Species, welche, so wie diese, erst ein gewisses Alter erreichen müssen, che sie ihre Blumen in gehöriger Menge ansehen; auch kennt man bis jest noch keine zweckmäßige Behandlung, die ihre Blüthenzeit früher herbei führte.

B. jasminifolia und B. jasminoides. Sind Beide sehr schön. Die erste ist weißblühend und breitet sich nicht weit aus; verlangt aber etwas Warme

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Eine andere mehr strauchartige Epecies mit sehr hübschen, gelben Blumen, die von der glänzend grünen Beblätterung fehr abstechen, und außerst zierlich sich aus: nehmen. Ihr Vaterland ist Cuba, von wo sie 1822 nach England kam. Sie will warm stehen.

B. suberosa. Synon. Millingtonia hortensis. Eine wegen ihrer Gestalt sehr interessante Pflanze. Die Blumen sind weiß und sehr wohlriechend. Sie er: scheinen sehr zahlreich, wenn die Pflan e hinreichende Barine erhält. Denn da ihr Vaterland Ostindien ist, verlangt sie den wärmsten Standort.

Die Behandlung der Bignonien ist sehr einfach, alle Species, fie mogen kletternd sein oder nicht, gedeihen ungemein gut in einer guten verrotteten Rasenerde, die nur mit einem kleinen Theile Heideerde vermengt ist, damit fie die erstere in etwas locker erhält und die Wurzeln besser eindringen können. Die kletternden Arten wachsen gewöhnlich sehr üppig, und kommen viel früher zum Bluhen, wenn man fie in ein Conservatorium in den freien Grund, statt in Topfe pflanzt, und jährlich beschneidet. Die beste Zeit zum Zurückschneiden ist der September und October. Láßt man die Zweige zu dicht wachsen, so daß Luft und Licht nicht gehörig durchdringen kann, so ge. schieht es oft, daß sie von Mehlthau befallen werden und dann im nächsten Jahre nicht blühen.

(The Florist's Journ. and Gard. Record.)

Antwort auf eine Klage oder Frage. Der geehrte Herr Assessor Frerichs in Jever ers freuet die Lefer d. Bl. mit blumistischen Bemerkungen, d. h. mit Gedanken, welche freundlich auf den Weg ge freut, zur Erheiterung wie zur Belehrung dienen, jeden falls wieder andere Gedanken wecken und Erörterungen ins Leben rufen, der Wahrheit näher und näher treiben, also den Dank aller Gebildeten verdienen.

So auch in Nr. 5 dieses Jahrgangs Seite 36, wo Herr Frerichs eine Frage an den thüringischen Georgi nenverein in Betreff der Ausstellung vom 10 September 1844 richtet, oder hinter feinen Fragezeichen schalkhaft eine Klage versteckt, ich weiß es natürlich nicht. Aber meine Stellung zum thüringischen Georginenvereine gebietet mir, einer so ehrenwerthen Autorität Frage wie Klage nicht unbeachtet noch unbeantwortet zu lassen.

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Herr Frerichs wundert sich darüber, daß bei der Georginenausstellung des Vereins, 1844, zu Erfurt keine einzige Blume habe herausgefunden werden können, wel. cher der erste Rang gebührt hätte."

Der Thüringische Georginenverein wurde gegründet, um ein Scherflein zur Hebung und Vervollkommnung der deutschen Georginenzucht dem Auslande gegenüber beizu tragen, in feinem Wirkungskreise für Berichtigung der Begriffe von der wahren Schönheit einer Georgine mehr und mehr zu sorgen, der Anglomanie Schranken zu sehen, das ultrabescheidene Mißtrauen gegen Möglichkeiten in Deutschland zu beseitigen, dem deutschen Züchter einen ehrenvollen Weg auf die ausländischen Märkte zu eröffnen. Der thüringische Georginenverein darf sich sagen, daß sein Eingreifen und Wirken nicht fruchtlos gewesen.

Unter dem Zwecke Hebung der deutschen Georginen, zucht" konnte vernünftigerweise nicht wohl der Krähwink. lergedanke verborgen sein: „daß fortan jede in Deutschland von deutschen Gärtnern oder Dilettanten gezogene Blume von halbweg preiswürdigen Eigenschaften, als eine Voll kommenheit anerkannt und gepriesen werden follte" denn dieß würde und müßte direct zu einem dem Zwecke entgegengefeßten Ziele führen, d. h. die deutsche Georginenzucht nach Außen in Mißkredit bringen, in sich selbst zu einer unmánnlichen Spielerei machen, den Ausftellungen und Preisrichtern den lächerlichen GevatterschaftsStempel aufdrücken. Dieser Grundfah wurde gleich beim Entstehen des Vereins anerkannt und gewürdigt, aber in der Freude über manches Gelingen, in der heitern Stim. mung über den Reichthum und die Eleganz der erfien Ausstellung von Weimar im Zusammenfluß so vieler Fremden, mag wohl die Ursache liegen, daß man 1843 vielleicht etwas zu splendid mit Preisertheilungen sich gezeigt hat, mit dem ersten Range etwas freigebig gewesen ist, die äußerste Strenge in Aufrechthaltung der Bedin gungen einer vollkommenen Blume nicht übte.

Obgleich nun mit jenen, in der ersten Ausstellung als Blumen ersten Ranges bezeichneten Samlingen, fchwerlich irgend ein Käufer fich für getäuscht halten dürfte, so er schien doch die Nothwendigkeit, bei der zweiten Wusstellung minder nachgiebig und mehr principgemäß aufzutreten, als eine dringende, und bei diesem löblichen Streben mag es denn in der That gekommen sein, daß manche Blume, welche bei jeder andern Ausstellung dem ersten Range wäre einverleikt worden, und diese Ehre auch verdiente, nur die zweite Klasse erhielt. Dieser Fehler oder vielmehr diese Uebertreibung der Strenge ist indessen dem Publi. kum gegenüber minder bedenklich und nachtheilig, als Liebedienerei und Leichtsinn in Betreff der Rangertheilung. Die richtige Mitte wird sich wohl erreichen lassen, hoffent. lich bei der diesjährigen Vereinsausstellung in Gotha er freulichst zum Vorschein kommen. Daß übrigens solche Strenge partheilos durchgeführt nichts Verlegendes hat, beweist wohl auch der Umstand, daß darüber keine einzige Klage der Betheiligten laut geworden ist.

Eine zweite Frage oder Anklage betrifft nicht den Verein, sondern Herrn Deegen in Köftriß darüber, daß von ihm keine Blume bei der Ausstellung am 10. Sptbr.

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1844 einen Preis erhalten habe. Darüber und über die folgenden etwas spißigen Bemerkungen ein gehöriges Wort zu erlassen, ist Herr Deegen selbst Manns genug. Ich erlaube mir nur die freundliche Frage:,,kann sich Herr Frerichs die Möglichkeit nicht denken, daß Herr Deegen (aus irgend einem Grunde oder Zufalle) zwei jährige Samlinge zur Preisbewerbung gar nicht einge sendet hatte, oder daß solche in einem Zustande angekom men, der eine Beurtheilung der Blumen gar nicht zuge= laffen hat, während doch einjährige Samlinge nicht concurriren ?"

Es ist Beruf der Journalistik, jedem Unrecht mannhaft und unverdroffen auf den Leib zu gehen und ebenso für Recht und Wahrheit zu kämpfen. Das Ungártnerwesen, welches sich überall mehr und mehr einschleicht, oft fogar trohig in die Welt hineinstürmt, und der mannigfache Katalogsunfug, bieten Anlässe genug zu offenem, freiem Kampfe, der stets heilsam ist. Aber Häckeleien fördern und nügen nicht, Häckeleien beeinträchtigen die Würde der Journale, und erbittern nur, statt zu befehren. Ein so tüchtiger Kampe, wie Herr Assessor Frerichs in Jever, kann und fell offen, geradezu angreifen und Häckeleien andern Minderbefähigten überlassen. v. B.

Cultur der Levkojen für die Winterflor.

(Vom Herrn Jokob Seimel, Hofgårtner Sr. Königl. Hoheit des Herzogs Maximilian zu Bogenhausen bei München.) (Fortschung.)

III. Ueber das Begießen der Levkojen nach dem Einpflanzen in die Töpfe.

Da diese Pflanze nicht zu viel Feuchtigkeit ertragen kann, und da sie mehr schwere als leichte Erde liebt, fo muß man bei ihr, besonders im Winter, mit dem Begießen sehr vorsichtig sein.

Es ist nicht immer der Fall, daß, wenn die Erde im Topfe weiß erscheint, sie des Begießens bedürfe, wenn fie auch ganz trocken ist; jedoch darf man es nicht so weit kommen lassen, daß die Erde aller Feuchtigkeit entladen wird. Wer einen praktischen Blick darin hat, braucht die Erde nicht zu untersuchen, daher soll dieselbe Pflanze im. mer nur von einer Person behandelt werden.

IV. Behandlung der Levkojen vom November bis April, um beständig ein Quantum blu. hender Stöcke zu haben.

Bis Ende October wird ein Theil von den erstge. bauten frühesten und mittelfrühen in der Blüthe stehen; diese verwende man, wie es sich von selbst versteht, zu einem beliebigen Zwecke.

Von jenen Levkojen Stöcken aber, welche am nächsten zum Aufblühen erscheinen, wird eine Anzahl, so viel man stellen kann oder nöthig hat, in ein kaltes Glashaus, wo der Wärmegrad von 2-5o gehalten wird, hinter die Fens ster gestellt, am besten auf eine Stellage, welche in der Mitte des Fensterstockes angebracht ist. Hier blühen sie nach und nach auf. Einen höheren Wärmegrad können diefelben nicht ertragen, sonst werden sie übertrieben und

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liefern schwache Blumen. Hat man die aufgeblühten verwendet, so erseht man diefelben wieder, wie oben ge sagt, durch jene aus den Winterkästen, und so wird den Winter hindurch fortgefahren. Diejenigen Levkojen, welche man zurückhalt, werden in den Winterkästen oder in den unbeweglichen Kåsten (sogenannten Beschläge, bei uns in der Gärtnersprache Beschlächter" genannt), welche in die Erde eingesenkt sind, confervirt.

In diesen Winterkästen müssen die Levkojenstöcke móg lichst nahe an die Fenster gebracht, und wenn es thunlich ist, auf Breter gestellt werden, wo sie leichter austrocknen, und überhaupt sich gesünder erhalten, als wenn man sie auf die Erde stellt.

Verwendet man dazu Mistbeefkästen, so müssen diefe mit Umschlägen von Laub, besser mit altem Pferdedünger vor dem Eindringen des Frostes verwahrt werden. Warmen Pferdedünger darf man dazu nicht anwenden.

Die Fenster werden im Herbste so lange als möglich von den Levkojen hinweggelassen, und erst dann aufgelegt, wenn man befürchtet, daß raube Witterung eintreten und durch die Bedeckung mit Laden der Frost in der Nacht durchgreifen könnte. - Tritt warme Wittrung ein, fo werden die Fenster bei Tage weggenommen, und des Abends wieder aufgelegt.

Das Luftgeben. Die Fenster bei gelinder Witte. rung zu öffnen, darf nicht übersehen werden; überhaupt muß man Luft und Licht möglichst zulassen. Bei trenger Kälte hat man sie durch Bedeckung von Strohmatten ic. vor dem Eindringen des Frostes sorgfältig zu schüßen.

Das Conferviren der Levkojen in den Winterkästen ift jenem in den Glashäusern weit vorzuziehen, indem die Pflanzen gesünder und mehr bestockt bleiben.

Daß die Pflanzen von den gelben und faulen Blåts tern gereinigt werden müssen, versteht sich von selbst. V. Bubereitung der Erde zum Anbauen und Einpflanzen in die Töpfe.

Die Levkoje liebt eine kraftige, mehr schwere als leichte Erde. Wer eine leichte Gartenerde besißt, der fuche fich eine lehmige Felderde von der Ackerkrume zu verschaffen, und vermische fie mit feiner Garten oder Mistbeeterde nur so viel, daß, wenn sie mittelmäßig feucht ist und man sie zu einem Ballen zusammendrückt, nicht floßig wird, sondern der Ballen bei einer mäßigen Reibung ohne Mühe leicht zerfält. - Ift die Felderde für sich nicht bündig, so ist es besser, wenn man lauter folche nimmt; auch ist die Erde von verfaultem Rasen sehr gut, darf der Rasen keinen Moor- und Heideboden, auch nicht von einem Kalkboden, wie er in den Auen der Isar, Inn und am Lech vorkommt, genommen werden.

nur

Nachdem man die Erde zusammengesetzt hat, mischt man fie mit reinem Kuhdünger; Pferdedünger u. f. m. darf nicht genommen werden, weil die Pflanzen hiervon leicht erkranken.

Der Erbhaufen muß im Jahre drei. bis viermal um. gearbeitet werden, damit sich der Dünger mit der Erde gut vermengt und eher in Verwesung übergeht. Bis zum zweiten Jahre wird der Dünger verwest sein, und man kann die Erde zu seinem Zwecke verwenden.

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Varietäten.

Einfluß des Lichts auf das Athmen und den Schlaf der Pflanzen.

Herr Morren sandte der Königl. Academie der Wissenschaften 2c. zu Brüffel einen Bericht über die Versuche ein, welche er am 18. Mai 1836 während der Sonnenfinsterniß anstellte, um die Wirkung dir Abnahme des Lichts auf das Athemholen und den Schlaf der Pflanzen in Erfahrung zu bringen. Dieser Bericht ward der Aca. demie in deren Sigung vom 1. Dctober vorgelesen.

Die Versuche über das Athembolen wurden in dem Warmbause des botanischen Gartens der Universität Löwen und zwar folgenders maßen angestellt:

Ein Glasgefäß, in dem sich gewöhnliches Wasser und ein Zitterpappelzweig befanden, ward umgekehit in einen mit Wasser ges füllten Napf gestellt. Eine, gewöhnliches Wasser, in welchem man die Hälfte seines Volums an kohlenfau.rn Gas hatte auflösen lassen, enthaltende Glocke, ward ebenfalls in einen Napf gestürzt, nachdem man in dieselbe das mit mehreren Blättern versehene Gipfelende eines Eremplars von Delphinium consolida gethan hatte. Ein drittes Gefäß, welches gewöhnliches Wasser und einen Pappelzweig enthielt, ward umgekehrt in einen Kübel mit Wasser gestellt, in welchem sich eine zweite Glocke befand, die kohlensaures Gas enthielt. Das Wasser im Kübel war mit einer Delschicht bedeckt, um den Zus tritt der äußern Luft zu verhindern. Ein viertes Gefäß endlich, welches Wasser aus einem Bebälter im Garten enthielt, in dem sich viele Keimknöspchen von Zygnema quininum befanden, ward in eine mit Quecksilber gefüllte Schaale gestürzt.

Diese seit dem 11. vorgerichteten Apparate waren während der der Sonnenfinsterniß vorhergegangenen Tage aufmerksam beobachtet worden, und Herr Morren hatte sich von der regelmäßigen Thȧ= tigkeit derselben überzeugt. Die Wirkungen der vegetabilischen Respiration hatten sich am 11. und an den folgenden Tagen höchst regelmäßig kund gegeben. Während der Sonnenfinfterniß bemerkte Herr Morren, daß die Sauerstoffblasen immer seltener wurden. um 3 Uhr hörte deren Ablösung auf, und um 3 112 Uhr entwickelten sich gar keine mehr. Man sah weder Bläschen in den Gefäßen aufs fteigen, noch auf die vegetabilischen Oberflächen treten. Die Baum= blätter, die Blätter der krautartigen Pflanze und die getrennten Blaschen der Ulge athmeten nicht mehr.

Herr Morren schloß daraus, daß die Lichtmenge, welche zu jener Zeit von der Sonne zu den Pflanzen gelangte, nicht im Stande sei, das Uthmen zu vermitteln und daher diese Function während der Sonnenfinsterniß aufgehört habe. In Betreff des Schlafs der flanzen verhielt es sich anders. Es ergiebt sich aus den Beobachtungen des Herrn Morren, daß die Sonnenfinsterniß in dieser Bez ziehung einen sehr geringen Einfluß hatte. So hat er z. B. beob tet, daß, als das Licht bedeutend abgenommen hatte, und sich am

Schatten der Körper kein deutlicher Halbschatten mehr zeigte die Cassia sulphurea, Tamarindus indica, Acacia speciosa, Mimosa

sensitiva, M. pudica, M. arborea halb in Schlaf verfielen, wie wenn an einem schönen Tage pldglich ein schweres Gewitter aufsteigt. Nachdem die Sonnenfinsterniß vorüber war, verschwand der Schlaf in der Art, daß das Entfalten der Blätter mit der Zunahme des Lichts gleichen Schritt hielt.

In Betreff dieser Mittheilung des Herrn Morren drückten mehrere Mitglieder Bedauern darüber aus, daß dieser Beobachter keine vergleichenden Versuche durch Hervorbringung einer künstlichen Dunkelheit von demselben Grade, wie die durch die Sonnenfinsterniß erzeugte, angestellt habe, da auf diese Weise festgestellt worden sein würde, ob wirklich eine so unvollständige und vorübergehende Dunkelheit, wie die durch eine Sonnenfinsterniß veranlaßte, fähig sei, die Zersegung der Kohlensäure durch die grünen Theile der Pflanzen so schnell zu vermindern. Was den geringen Einfluß der Sonnenfinsterniß auf den Schlaf der Pflanzen anbetrifft, so ließ sich dieser vorausseben, indem De Candolle bereits vor langer Zeit in Er: fahrung gebracht hatte, daß hie Stunden des Schlafes und Wachens der Pflanzen durch-künstliche Dunkelheit oder Helle nicht schleunig verändert werden können, und daß die Wirkungen solcher künstlich herbeigeführten Umstände sich nicht binnen derselben Zeit äußern, wie die der Dunkelheit und Beleuchtung, die im Laufe jedes Tages cintreten.

Entwickelung eines vegetabischen Körpers in einer Arsenikauflösung.

Herr Gilgenkrang, Chirurgien-Major 2c.. welcher sich viel mit dem Studium der Hydrophyten oder Wasserkryptogamen bes schäftigt, hatte Gelegenheit einen Pflanzenkörper der Gattung Leptomitus oder Hygrocoris zu sehen, welcher sich in einer Arseniksolution entwickelte, so daß also diese so auffallend giftige Substanz, von welcher man annimmt, daß sie den organischen Körper zerstöre, unter gewissen Umständen die Vegetation begünstigen kann. Herr Bory de St. Vincent erinnert sich bei dieser Gelegenheit, daß früher Herr Dutrochet ihm eine Pflanze gezeigt hat, welche sich in einem Glase mit Goulard schem Wasser entwickelt hatte. In beiden Fällen waren die Filiamente der Vegetabilien, welche einen so sonderbaren Standort wählten, in der Flüssigkeit selbst flottirend wachsend, wie die Conferven, und nicht bloß wie eine Sammtdecke auf der Oberfläche, wie es mit den analogen Gewächsen der Foll ist, welche oft auf der Dinte wachsen, aber nicht in der Flüssigkeit selbst.

(Neue Pflanzen.) In einer der legten Versammlungen der Gartenbau-Gesellschaft zu Chiswick, zeigte Herr Loraine eine sehr schöne Schlingpflanze unter der Benenung Echites carassa vor. Nach genauerer Untersuchung war es die Echites crassinada Gardn., welche Decandolle fil. von der Gattung Echites getrennt und Diplodenia crassinada benannt bat, wozu auch Echites atropurpurea Lindl. (Paxt. Magaz. of Botany, 1842. Bot. Reg. t. 27. 1843.) und Echites splendens Lindl. (Bot. Reg. t. 3976.) ges hört. Diplodenia atropurpurea und D. splendeus (Echites) find bereits in Herrn H. Böckmanns Pflanzenkataloge zu Hamburg aufgeführt.

Gedruckt bei Adam Henße in Cdlleda.

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