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ten sehr viel gelitten, und bei aller Überlegenheit, nur durch einen Zufall den Übergang errungen. Sie mußten selbst fühlen, wie weit sie den Östreichern nachstünden, und wie wenig sie hoffen durften, die glänzenden Ver=' heißungen ihres Königs erfüllt zu sehen. Spät Abends hielt Murat seinen Einzug in Modena.

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V.

Ereignisse in dem Toskanischen, während des Feldzuges der Öftreicher gegen Murat.

Im Jahre 1815.

Noch vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten beorderte

der Oberbefehlshaber, General der Kavallerie, Baron Frimont, den bei Modena stehenden Generalen Grafen Nugent, mit den beihabenden 9 Füsselier, 4 Jägerkompagnien und Schwadron Lichtenstein Husaren, zum Marsch über die Apenninen, um vereint mit den toskanischen Truppen und dem gut gesinnten Landvolk den kleinen Krieg gegen die Neapolitaner zu fühs ren, deren Anzug durch das römische Gebiet man er: wartete. Die zu Lucca und Piombino unter Befehl des Obristlieutenant Werklein vom Generalquartiermeisterstab befindlichen Truppen wurden an ihn angewiesen, wornach seine Streitkraft in 4 Kompagnien des 8. Jär gerbataillons, 2 Bataillons Wacquant, 11⁄2 Schwadron Prinz Regent und 1 Schwadron Lichtenstein Husaren, zusammen in 3086 Mann Fußvelk und 281 Reitern bestand. Diesen Truppen war eine halbe Batterie Dreis pfünder beigegeben.

General Nugent brach am 30. März von Modena auf, erreichte am 3. April Pistoja, und kam am 6. nach Florenz, wo die toskanischen Truppen, 1500 Mann stark, sich an ihn schlossen.

Die zwei neapolitanischen Gardedivisionen Livron und Pignatelli, Strengoli, auf 7000 Mann angege=. ben, zählten in der That 3600 Mann Fußvolk, 1100 Reiter, und führten 8 Kanonen, nebit 20 Stück zur Armee gehöriges Reservegeschüß, mit sich. Sie hatten am 22. März ohne Widerstand den römischen Boden betreten, und waren über Kom, das der Papst bereits verlassen hatte, nach Foligno, und von da über Arezzo gen Florenz gerückt.

Der General Nugent, der weder Florenz vertheitheidigen, noch sich in ein allgemeines Gefecht mit dem Feinde einlassen konnte, zog sich am 7. April nach dem fünf Meilen entfernten Pistoja, und ließ seine Vorpo= ften hinter dem Bisenzio, bei der kleinen, ungefähr auf halbem Weg gelegenen Stadt Prato. Die Neapolitaner beseßten am 7. Florenz, wo sie das Reservegeschüg lieBen, und dehnten sich die folgenden Tage gen Empoli, auf der Straße nach Livorno, aus. Den Hafen dieser Stadt sicherten zwei englische Fregatten unter dem Ka= pitän Campbel. Da General Nugent entschlossen war, vor großer feindlicher Übermacht nicht nach Modena zu weichen, sondern nach Umständen in den höchsten Theilen der Apenninen, oder in den Gebirgen von Siena, im Rücken des Feindes, den kleinen Krieg zu führen, so sollten diese Fregatten dann sein weniges Geschüß und Gepäck aufnehmen, und seine Unterneh mungen so viel möglich unterstügen.

Generallieutenant Pignatelli hatte von Seiner Kaiserlichen Hoheit dem Großherzog von Toskana, der sich in Pisa befand, unter vielen Drohungen und trüglichen Versicherungen, die Trennung seiner Truppen von

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den Östreichern verlangt. Die Absicht der Neapolitaner war auf Eröffnung der Verbindung mit Bologna, und auf die Besißnahme von Livorno gerichtet. Die Stellung des General Nugent hinderte fie, jeden dieser Zwecke mit Sicherheit zu erreichen. Die neapolitanischen Generäle beschlossen demnach, ihn tiefer in das Gebirge zu drücken. Um seine Stärke und Stellung zu erkunden, ließen sie am 10. April eine Kolonne auf dem nächsten Wege nach Pistoja gegen Poggio a Cajaño, eine andere gegen Prato vorrücken; eine dritte bedrohte Livorno. Major Flette, der die Nachbut des Genes ral Nugent bei Prato befehligte, empfing die Neapo fitaner mit größter Entschlossenheit. Das Feuer seiner Jäger brachte ihre Vortruppen in Unordnung. Eine Abtheilung von Lichtenstein Husaren hieb ein. Die Neapolitaner flohen eilig ihrer Haupttruppe zu. Die ges gen Poggio a Cajano gerückte Kolonne, die zur Um gehung der rechten Flanke des General Nugent bestimmt war, warf sich auf die öftreichischen Reitervorposten, und verfolgte sie bis Colmo. Hier stand seitwärts der Straße ein Aufnahmsposten von Jägern und LinienInfanterie. Von diesen wurden die feindlichen Reiter in Flanke und Rücken auf das Wirksamste beschoffen. In Unordnung wandten sie sich sogleich zur Flucht. Hauptmann Radischig des Generalstabs benüßte diesen Augenblick, und griff sie mit einigen Husaren und toskanischen Dragonern rasch an. Er machte 7 Ge= fangene, und warf die Neapolitaner auf ihre Haupttruppe zurück. Die Kolonnen der Neapolitaner feß ten den Angriff nicht fort. Sie blieben, nachdem fie ihre Vortruppen aufgenommen, in ihren Stellungen.

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General Nugent zog in der Nacht seine Vorrosten näher gegen Pistoja. Die Neapolitaner befekten am folgenden Lage Prato und Poggio a Cajono, und schickten Abtheilungen auf Erkundigung gegen Pistoja vor, die sich jedoch in kein Gefecht einließen.

Um Livorno mehr zu sichern, das von der Kolonne, bei Empoli bedroht wurde, ließ General Nugent am 11. den Obristlieutenant Ghequier mit Kom= pagnien von Wacquant Infanterie nach Ponte d'Era rücken, und beorderte von Livorno einen toskanischen Obristen mit 4 Kompagnien und 60 Dragonery ebenfalls dahin. Diese Truppen rückten nach ihrer Vereinigung gegen La Scala am Elsaflnß. Sie gaben sich für stärker, als sie waren, und verbreiteten das Gerücht, daß ein Korps Engländer zu Livorno gelandet habe, und sie dessen Vortruppen bildeten. — Im Gebirge hatte Hauptmann Bernardini einen Landsturm errichtet, der sich bereits von Rucello bis Incisa verbreitet, und den Neapolitanern die lebhaftesten Besorgnisse erregte.

Auch in dem Bezirk von Gravagnona im modenesischen Gebirge war ein Landsturm vorbereitet. Seine Königliche Hoheit der Erzherzog Franz hatte dieses treue Bergvolk mit Waffen versehen, und man hätte. auf selbes rechnen können, wenn die Lage gekommen, wäre, von seinem Eifer Gebrauch zu machen.

In der Nacht vom 11. auf den 12. hatte Generallieutenant Pignatelli ein Schreiben des Königs vom 11. aus Bologna erhalten, worin ihm aufgetragen wurde, die Garden so wenig als möglich auszusehen, und sich nie von Arezzo abschneiden zu lassen. „Der Aus genblick scheine gekommen, wo ter Feind zum Angriff

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