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geisterte Ausschwung für die Antike bei Winkelmann waren auf die Erhebung der bildenden Kunst in Italien von irgend einer nachhaltigen Wirkung. Der damals Teutsch land belebende Geist blieb den Italienern ebenso fremd, als heutzutage der Geist jener Kunstrichtung, welche sich durch einen Cornelius und Overbeck vor ihren Augen ent faltete. Weit mehr Eingang fand bei ihnen die französis sche Erneuerung der Kunst durch Louis David, der, gestust auf das Studium antiker Bildwerke, eine richtigere Zeichnung einführte, in der Darstellungsweise aber in das Theatralische versiel. In Mailand war jedoch der geniale Giuseppe Bossi hiervon freier, als der etwas süßliche Appiani. In Florenz folgte Benvenuti, in Rom Camuccini, Beide mit Talent, der Davidischen Richtung, und haben Schulen gegrundet, die zu strengeren Principien der Zeichnung zuruckfuhrten, ohne jedoch eine großartige geistige Richtung hervorgerufen zu haben. Einigermaßen geschah dieses jedoch von einer andern Seite, nämlich durch den für die vaterländische Geschichte erwachten Sinn, der mehr belebende Elemente erweckte, als dieses das Bedürfniß für kirchliche Ausstattungen zu bewirken im Stande war. Namentlich zeichnet sich in einer romantischen Richtung die Schule von Mailand aus, deren Häupter jeht der Venetianer Francesco Hayez und der piemontesische Marchese Acelio sind. In Rom und Florenz sind ähnliche Tendenzen geweckt, jedoch noch nicht von demselben Erfolge gekrönt worden.

(Passavant.)

ITALIENISCHE MÜNZEN. Wer die Nationen griechischen, iberischen, illyrischen, keltischen und andern Stammes, welche Jahrhunderte vor Christi Geburt Italien bevölkerten, mit dem Münzwesen bekannt gemacht habe, beruht blos auf alter Sage. Gewöhnlich wird Janus als der bezeichnet, welcher 700 Jahre vor Erbauung der Stadt Rom die Münzen daselbst eingeführt habe'). Zu dieser Meinung mag der Umstand geführt haben, daß auf der Hauptseite der ältesten italienischrömischen Munzen angeblich der Kopf des Janus, auf der Kehrseite derselben das Vordertheil eines Schiffs abgebildet ist; allein die Angabe ist unerwiesen geblieben und historisch werthlos. Andere wollen die Einführung der Münzen in Italien dem Saturnus zuschreiben, und behaupten, daß dieser zu Janus seine Zuflucht genommen, und ihn bei dieser Veranlassung nicht allein den Ackerbau, sondern auch das Munzwesen gelehrt habe 2).

Die alten Römer, an deren Stelle die jesigen ita

lienischen Staaten getreten sind, bedienten sich zwar früh zeitig der Metalle zu ihrem Handel); allein, wie ihr größter Reichthum in Ackern und Vieh, so bestand ihre alte Münze nur aus Metallstucken ohne Gepråge, und diese wurden nicht gezählt, sondern gewogen. Hierauf scheint sich auch der Ausdruck „aes grave" zu beziehen *). Grotesend) hat mit vieler Umsicht nachgewiesen, daß nicht, wie man früher annahm, Etrurien, sondern Umbrien als das Vaterland der ältesten der dortigen Münzen, nämlich der schweren Kupferminzen des alten Italiens, war, und daß der Kopf mit zwei Gesichtern auf den römischen Assen nicht den des Janus darstelle, son dern daß dieses Doppelgesicht (διπλοῦς ἀνήρ), und in Verbindung mit dem Schiffe der Kehrseite der Münze, auf Odysseus sich bezieht *). Denn in diesem hatten nicht nur die Umbrier, sondern der ganze Ausonische Sprachstamm, zu welchem auch die Latini und daher die Romani gehörten, ihren Ahnherrn erkannt 7).

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Erst der König Servius Tullius fing an, den Geld= stücken ein Gepräge zu geben, in Abbildung eines Ochsen, Schweines oder Schases; dies gab Veranlassung das Geld Pecunia zu nennen *). Nach Plinius hat man zuerst 484 nach Erbauung der Stadt Rom angefangen, sil berne Münzen zu schlagen und im Jahre 546 goldene, uud zwar jene sunf Jahre vor dem ersten punischen Kriege unter dem Consulate des D. Ogulnius und C. Fabius. Kaiser Alexander Severus erlaubte sich bei seinen goldenen Münzen einen Zusak von einem Fünftheile Silber zu nehmen, welches man Electrum nannte"). Gold - und Silbermunzen, welche aus den Zeiten der alten römischen Könige herrühren, sind jest nicht mehr aufgefunden wor= den, und namentlich sind die angeblichen Medaillen der Könige Numa und Ancus Martius spätern Ursprungs. Alle von dem Reiche der Römer ausgegangenen Münzen bezeichnet man mit dem Gesammtnamen antike romische Münzen, und theilt sie ein

1) in älteste römische Münzen. Diese bestehen aus

1) Diesem entsprechend, berichtet unter anderem Homeri Interpres in V. Iliad. wortlich: „Οὗτος εὗρε πρῶτος στέφανον, καὶ σχεδίας, καὶ πλοῖα: καὶ νόμισμα χαλκοῦν πρῶτος ἐχάραξε. Διὸ τῶν καθ' Ἑλλάδα καὶ Ἰταλίαν, καὶ Σικελίαν πολλαὶ πόλεις ἐπὶ νομίσματι ἐνεχάραττον πρόςωπον δικέφαλον καὶ ἐκ τοῦ θατέρου μέρους ἢ σχεδίον ἢ στέφανον ἢ πλοῖον.“ 2) In diesem Bezuge sagt daher Minucius Felix im Octavio: „Saturnus, Creta profugus, Italiam metu filii saevientis accesserat, et Jani susceptus hospitio, rudes illos homines et agrestes multa docuit, ut Graeculus et politus, literas imprimere, nummos signare, instrumenta conficere." Man vgl. hiermit: A. Gennarelli, La moneta primitiva e i monumenti dell' Italia antica etc. (Roma 1843. 4.)

3) Plinii Histor. natur. Lib. XIV. cap. 3. 4) Vgl. Livius Lib. IV. histor, rom. c. 60 in fine. „Et quia nondum argentum signatum erat, aes grave plaustris quidam ad aerarium convehentes, speciosam etiam collationem faciebant." In ihrer Ansicht verschieden sind darüber J. Perizonii Dissert, de aere gravi. (Lugd. Bat. 1740. 8.) und Jo. Fr. Gronovius, De pecunia vetere. (Lugd. Bat. 1619.) Lib. III. c. 15. 5) Grote's Blátter für Münzkunde. I. Bd. (Leipzig 1835. 4.) 28. u. 29. St. 1. Abhandl. 6) Vgl. Duplex Ulixeus in Horatii Carmina. Lib. I. Ode 6. v. 7, den ἀνὴρ πολύτροπος (Homeri, Odyss. I.) ὃς ἅμα πρόσσω καὶ ὀπίσσω Λεύσσει, ὅπως ἔχ ̓ ἄριστα μετ ἀμφοτέροισι γένηται (Homeri Iliad. III, 109 sq.). 7) Vgl. Hesiodi Theogonia. v. 1011 sq.:

Κίρκη δ' Ηελίου θυγάτηρ Ὑπεριονίδαο
Γείναι ̓ Ὀδυσσῆος ταλασίφρονος ἐν φιλότητι
Αγριον ἠδὲ Λατῖνον, ἀμύμονά τε κρατερόν τε
Οἱ δή τοι μάλα τῆλε, μυχῷ νησῶν ἱεράων,
Πᾶσιν Τυρσηνοῖσιν ἀγακλειτοῖσιν ἄνασσον.

8) Plinius 1. c. Lib. XVIII. c. 3. „Servius Rex ovium, boum-
que effigie primus aes signavit," und Lib. XXXIII. c. 3. „Servius
Rex primus signavit aes: antea rudi usos Romae, Timanus tra-
dit. Signatum est nota pecudum: unde et pecunia appellata."
9) Plinius 1. c. c. 4.

gegossenen großern und kleinern, meist viereckigen, ovalen oder runden, jedoch unregelmäßig gestalteten, platten Stucken Kupfer, oder sind von gelbem Metalle, ohne alle Schrift und nur mit einzelnen Buchstaben versehen, sodaß der Typus - ein Blisstrahl, Delphin, Eber, Flügelpferd, Gerstenkorn, eine hohle Hand, eine Muschel, ein Pferd oder Pferdekopf, ein Würfel und dergleichen -, den Pragort andeutet. Um den Werth dieses altesten Geldes durch sein Gewicht (pondus) zu bestimmen, nahm man zum As, oder zu der Einheit der Werthbestimmung, das Pfund (libra), welches man in zwölf Unzen abtheilte. Deshalb sagte man auch 1") ebenso wol Assipondium und Dupondius als Tressis, und so fort bis nonussis in Bezug auf Munzen in Kupfer, oder als decussis und so fort bis centussis in Bezug auf Silbermünzen, bei welchen der Denarius jeder Werthbestimmung zu Grunde lag, wenn man auch die Summen nach Sestertien zu berechnen pflegte.

Im Allgemeinen führen diese großen Münzen in Erz den Namen As libralis, und man hatte in Hinsicht ihres durch gewisse Anzahl Punkte ausgeprägten Werthes zwölf Arten, welche schon in den Art. As und Denarius auf gezählt worden.

Manche Numismatiker behaupten, daß keine Asses librales auf unsere Zeiten gekommen wären; indessen hat schon Inghirami 11) einen Dupondius, As und Semis abgebildet, und nach Grote 2) hat man auch mehre Quadrans und Triens mit einem X, als eigenthumliches Zeichen Populonia's, ausgefunden. Eine andere Eintheilung der römischen Asse ist folgende:

a) Decussis, 10 As enthaltend, und ungefähr von 4 Zoll Durchmesser;

b) Quadrussis, wie ein Quadrat geformt und 4 As geltend;

c) Tripondius, 3 As geltend, mit dem Werthzeichen III;

d) Dupondius, 2 As geltend, mit der Werthzahl II;

Kupfer oder gelbem Metalle sind theils von dem römischen Senate, theils von der Stadt Rom, theils selbst von mehren Familien und Städten des damaligen römischen Reichs ausgegangen *). In neuern Zeiten werden alle antiken Münzen in Kupfer oder gelbem Metalle, sie_mdgen aus einer frühern oder spätern Zeitperiode herstammen, nach ihrer Große, und zwar in Großerz, Mittelerz und Kleinerz eingetheilt, wobei ihr früherer Nennwerth in keine Berücksichtigung kommt. Es folgen hierauf

2) die römischen Consular - oder Familien= münzen, welche während der römischen Republik, zum Theil aber auch noch unter der Regierung des Kaisers August, von dem quaestor urbanus, besonders aber von den Triumvirn, als Vorstände der Münze, geprägt wurden, weshalb Lektere auch III viri A(uro) A(rgento) A(ere) F(lando) F(eriundo) genannt zu werden pfleg= ten. Im Allgemeinen werden dergleichen Gepráge von den Munzsammlern vorzugsweise geschäst, sie mögen aus Gold, Silber oder Kupfer bestehen. Lektere werden weniger angetroffen, erstere gehören zu den numismatischen Seltenheiten; Silbermünzen gibt es mehre. Die Bezeichnung „Consularmungen" soll indessen nicht soviel heißen, als hatten solche nur die römischen Consuln prá= gen lassen, sondern dieser Ausdruck ist deshalb gewöhnlich, weil dergleichen Münzen während der Regierung derselben ausgegangen sind. Den aus der fruhern Periode der römischen Republik herstammenden war in der Regel blos das behelmte Brustbild der Schukgöttin Roma auf der Vorderseite der Münze, auf deren Ruckseite aber eine auf einem Wagen mit zwei oder vier Pfer= den (bigae und quadrigae) stehende Victoria aufge= prågt, woher die Benennung der numorum bigatorum quadrigatorumque kommt 15). Es wurden dergleichen Munzen auch Victoriati genannt. Diese verschiedenen Benennungen gaben Veranlassung zu dem Irrthume, als wåren die silbernen Denarii der Römer blos bigati und genannt worden 16).

e) As mit I als Werthzahl, Anfangs 23 Loth quadrigati, die silbernen Quirinarii dagegen Victoriati

wiegend;

f) Semissis oder 1⁄2 As, mit 000000 oder S be

zeichnet;

g) Quincunx, mit dem Werthzeichen 00000;

h) Triens oder 1⁄2 As, mit der Werthzahl 0000;

i) Quadrans oder 1⁄2 As, mit 000;

k) Sextans oder % As, mit 00;

1) Uncia oder 1/12 As, mit o bezeichnet.

Die Schwere dieser ältesten Römermünzen wurde jedoch

so verringert, daß ein As während des ersten punischen

Krieges nur noch 2 Unzen, während des zweiten nur noch 1 Unze wog und durch die Lex Papiria auf 2 Unze oder 1 Loth herabsank 13). Dergleichen Münzen von

Jeder vornehme, im Besize hoher Ehrenstellen, von der Würde eines Adilen aufwärts sich befindende Romer hatte dadurch die Befugniß erworben, auf seinen Namen Geld prägen zu lassen. Dergleichen Namen, öfters auch nur der frühere des Münzberechtigten, der einer Stadt oder einer Gottheit, wurden auf diesen Munzen durch Monogramme ausgedrückt, ja manche Namensbezeichnung auf römischen Familienmünzen findet sich nur bildlich dar=

gestellt, z. B. Musa durch die neun Musen.

Alle Gold - und Silbermünzen dieser Periode sind vom feinsten Gehalte und fast ohne allen Zusak anderer Metalle. Dies mag die Veranlassung zu ihrer in spåtern Zeiten sehr häufig erfolgten Einschmelzung gegeben haben, weshalb sie jest seltener angetroffen werden, und

10) Vgl. Prisciani Libri de Numis, Ponderibus et Mensuris. (Paris 1567.) с. III. §. 15. 11) Fragmenta Etruscarum Antiquitatum. (Francof. 1637. Fol.) S. III. T. I. 4, I. 3. 12) 1. c. §. 18. 13) Plinius 1. c. „Constitutum, ut asses sextantario pondere ferirentur." Val. Wagenseil, Diss. de re monetali veterum Romanorum, (Altorfii 1723.) c. VI. p. 24 sq.

14) f. J. Wardus, Comment, de asse et partibus ejus. (Lond. 1719, 8.) P. Borghese, De numis aliquot aereis uncialibus. (Romae 1778. 4.) 15) Plinius 1. c. Lib. XXXIII. c. 12. 16) Vgl. Wagenseil 1. c. p. 48.

nach Karl Patin 1") war namentlich das zu diesen Munzen verbrauchte Silber 16lothig.

Früherhin hatte man die auf die neuern Zeiten gekommenen römischen Consularmünzen bis auf 42 Arten von Gold, 741 in Silber und 254 in Kupfer und Bronze gebracht; allein durch die neuern Entdeckungen sind diese, zusammen 178 verschiedenen romischen Familien zugeschriebenen, Münzen wol um die Hälfte vermehrt worden.

3) Die Kaisermungen der alten Römer für Italien wurden nach Aufhebung der römischen Republik von Julius Cåsar, also vom Jahre 48 vor Chr. Geb. an, bis zum lekten abendländischen römischen Kaiser Romulus Augustulus, dessen Regierung bis zum Jahre 476 n. Chr. Geb. dauerte, geprägt, und zwar die in Kupfer und Bronze von dem römischen Senate mit den Buchstaben S. C., d. h. Senatus Consultu, während sich die Kaiser vorbehielten, das Ausmünzen in Gold und Silber selbst besorgen zu lassen. Zu diesen Kaisermünzen werden noch die Geprage gerechnet, welche zum Andenken an die Gemahlinnen, Kinder und andere Anverwandte derselben, oder auch sonst zur Erinnerung an angesehene Personen geprågt worden sind. Dergleichen Münzen führen einen Namen italienischen Ursprungs, numi contorniati (ge ränderte Munzen), indem sie bei der mindern Erhaben heit ihres Gepráges auf beiden Seiten einen etwas hervorstehenden Rand haben, damit lekteres durch unvermeidliches Reiben weniger leicht leide. Da diese Art von Münzen gewöhnlich aus Großerz bestand, so nannte man sie auch numi maximi moduli.

Alle Kaiserminzen werden gewöhnlich in zwei Epochen getrennt, und zwar:

a) in diejenigen, welche mit Julius Cåsar anfangen und sich mit der Zeit der 30 Tyrannen, also ungefähr 1010 Jahre nach Erbauung Roms oder 260 Jahre nach Chr. Geb., endigen. Aus dieser Glanzperiode des romischen Kaiserreichs sind die vorzuglichsten Gepräge vorhanden, und besonders zeichnen sich in diesem Bezuge die unter den Kaisern Nerva, Trajan, Hadrian und Antoninus Pius erschienenen aus.

Zur Zeit der römischen Republik hatte es Niemand gewagt, sein eigenes Bildniß den Münzen aufprågen zu lassen, und selbst Julius Cåsar begnugte sich Anfangs damit, auf die von ihm ausgegangenen Münzen einen Elephanten mit dem Worte CAESAR, auf deren Rückseite aber entweder ein Opferbeil, eine Opferschale, den Sprengwedel oder die Hohepriestermuze, als Zeichen seiner Würde eines Pontifex maximus, prågen zu lassen. Nachdem er aber als Dictator perpetuus unbeschränkte Gewalt sich verschafft hatte, ließ er auf Munzen nebst seinem Namen auch sein Brustbild schlagen und richtete die Reverse derselben ganz nach seiner Willkür ein. Die ihm in der Regierung folgenden Kaiser thaten dasselbe, und es ist wahrscheinlich 18), daß sie zu dem Ende sich vorher von den geschicktesten Kunstlern malen ließen.

17) Familiae Romanae in antiquis numismatibus. (Paris 1663. Fol.) p. 79. 18) Wenigstens nach Chrysostomus (Homil. XLII in St. Ignatium), wo es heißt: „Ζωγράφος ἄριστος πικίλα κεράσας χρώματα, ἦν ἂν μέλλη βασιλικῆς μορφῆς U. Encykl. d. W. u. K. Zweite Section. XXVI.

Vor dem Kaiser Hadrian trifft man auf Kaisermünzen kein Brustbild mit einem Barte an; der Lorbeerkranz war die Zierde des Hauptes der ersten Kaiser, und selten erschei nen die Brustbilder auf solchen Münzen mit ganz unbedecktem Haupte. Kaiser Nero war der Erste, dessen Haupt auf Munzen mit einer Backenkrone geziert erscheint, und an deren Stelle trat auf denen späterer Kaiser der Helm oder das Diadem.

Die in dieser Periode geprägten Münzen in Gold und Kupfer blieben meist rein und unverfälscht; allein mit den Silbermünzen war dies nur bis zum Kaiser Septimius Severus der Fall. In dieser Zeit kommen auch, wiewol nur wenige, Munzen vor, welche aus sogenanntem korinthischen Erze geprägt worden sind, das angeblich aus Gold, Silber und Kupfer zusammengesekt ge= wesen, und z. B. hat man davon eine Münze der Livia unter dem Bilde der Pietas, eine Antonia, einen Adrian.

b) Die andere Epoche der Kaisermünzen enthält die Gepråge, welche während des Verfalls des altromischen Kaiserthums ausgegangen sind, also vom Kaiser Aurelianus an bis zum Untergange des abendländischen Kaiserreichs unter Romulus Augustulus. Diese Münzen sind in Bezug auf ihr Gepräge im Ganzen genommen weniger schon als die frühern, und besonders wurde ihr Gehalt an Silber sehr gering; ja, zu den Zeiten des Kaisers Galienus kamen sogar die sogenannten Billonmunzen auf, die so geringhaltig ausgeprägt wurden, daß man das denselben beigemischte Silber kaum noch wahrnehmen konnte. Unter Kaiser Postumus und dessen Nachfolgern erschienen sogar versilberte Kupfermünzen, welche von den Franzosen Saucées genannt werden. Etwas diesem Ähnliches sind die gefütterten Münzen, Fournées genannt, welche von Kupfer und mit dünnen Silberplåttchen überzogen unter den Münzstempel gebracht und geprägt worden sind, sodaß dergleichen nur nach erfolgtem Einschneiden erkannt werden können. Gefutterte Münzen hat man indessen auch schon hin und wieder aus der Zeit der römischen Republik, und sie gehören zwar zu den verfälschten, aber dennoch antiken Münzen.

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Die Benennungen und der innere Werth der von den Römern ausgegangenen Currentmünzen in Gold oder Silber ergibt sich aus Folgendem: Von Goldmünzen hatte man den Aureus. Dieser war entweder vetus (consularis) oder novus (imperatorius). Letzterer war 1⁄2 leichter als jener, hielt 2 Drachmas und galt 25 Denare. Der Semissis Aureus war die Hälfte und der Tremissis Aureus ein Drittheil des Aureus; vgl. den Art. Solidus. Nach Plinius 19) hatten die Römer auch goldene Denare, und Harduin 2") behauptet, daß ein solcher goldener Denarius soviel wie 120 silberne Denarii, nach französischem Gelde 12 Livres, ausge= macht habe.

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Von Silbermünzen hatte man den Denarius (f. den Art.). Der Quirinarius oder Victoriatus betrug die Hälfte eines Denarius, bekam seinen Namen von Quini und Aes, da er 5 Asses hielt; er war entweder mit einem Q oder einem Vals Werthzahl bezeichnet. Lektere Bezeichnung erhielt er von der darauf abgeprägten Abbildung der Victoria. Auch diese Munze stieg, als der Denarius 16 As hatte, im Werthe auf 8 Asses. Der Sestertius, abgeleitet von sesqui und tertius, enthielt 22 Asses, die nach unserm Gelde etwa 8 Pfennige ausmachten. Ihm war die Werthzahl LLS oder II. S., d. h. 2 Librae oder Asses und 1 Semissis oder 1⁄2 aufgeprägt. Diese Münzart nannte man schlechthin Numus, weil sie die allgemein gangbarste war. Auch sie stieg im Werthe auf 4 Asses, also im gleichen Verhältnisse mit den vorigen Münzsorten. Der Obolus machte den sechsten Theil eines Denarius aus, und er betrug nach unserm Gelde etwa 51⁄2 Pfennige. - Die Libella war der zehnte Theil eines Denarius und sie hatte einen ungefähren Werth von 3% Pfennigen. - Die Sembella, den zwanzigsten Theil eines Denarius betragend, war nach unserm Gelde etwa 1% Pfennige, und endlich der Teruncius, der den vierzigsten Theil eines Denarius ausmachte, etwa 13/s Heller unsers Geldes werth. Alle dergleichen Münzen wurden, wenn es größere Geldsummen galt, nach Sestertien, aber auch nach Talenten, einer Rechnungsmunze, die von Einigen auf 666 Reichsthaler, von Andern auf 750 Reichsthaler hoch angeschlagen wird, berechnet 21), und die Werthbestimmung derselben, welche zur Römerzeit stattfand, war folgende:

Talentum Aureos Denarios Sestertios Obolos Asses

1

140 6000 24,000 36,000 60,000 1 Aureus 25 100 150 250 1 Denar. 4 6 10 1 Sest. 12 22 1 Obolus 12/3

Der Munzwerth aber, welchen sie zur Zeit ihrer Gangbarkeit in Bezug auf unsere jezigen Munzsorten hatten, läßt sich nicht mehr ganz genau ausmitteln.

Es ist bereits oben angedeutet worden, daß außer den currenten römischen Münzen auch Gepråge jener Zeit existiren, welche aus Medaillen bestehen, deren Ursprung aller Wahrscheinlichkeit nach in Griechenland zu suchen ist, weil sie, wie es dort der Fall gewesen, zur Aufbewahrung des Andenkens an gewisse berühmte Leute und wichtiger Zeitereignisse geprägt worden sind, indem 22) bei Festlichkeiten und sonst von den Kaisern Münzen ver

schiedenen Gepráges als Geschenke vertheilt wurden, und es wahrscheinlich ist, daß man hierzu besonders der Schaustucke sich bediente. Aus der bedeutendern Größe und der vorzüglichern Arbeit im Gepråge scheint hervorzugehen, daß diese Medaillen zunächst nicht als wirkliche Munze in Umlauf gefekt worden sind. Aber als sie ihre erste Bestimmung erfüllt hatten, erhielten sie wahrscheinlich einen freien Lauf im Handel, und ihre Geltung bez stimmte sich nach Maßgabe ihres Gewichts und Metallwerthes. Bei den nicht geränderten Medaillen ist es mit Schwierigkeiten verknupst, sie als solche zu erkennen. Dicke, Größe und erhabene Arbeit des Gepråges sind die Kennzeichen, wodurch indessen nur der Geubte eine Me daille von gewöhnlichem Großerze mit Sicherheit zu unterscheiden vermag 23).

Über die sämmtlichen Münzen und Medaillen, welche während der römischen Herrschaft für Italien geprägt worden sind, verbreitet sich eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Werken; in ihnen findet man auch dergleichen abgebildet und beschrieben. Die vorzüglichsten hiervon sind: J. Eckhel, Doctrina Numorum veterum. c. fig. VIHI Tomi. (Vienae 1792. 4.) (Der 5. Band enthält die rómischen Consular - und Familienmünzen, der 6. rômische Kaisermünzen von Julius Cåsar bis auf Hadrianus, der 7. dergleichen von Antoninus Pius bis auf Diocletianus, der 8. die übrigen römischen Kaisermünzen, Pseudo - Münzen und allgemeine Bemerkungen.) Hierzu gehört: J. Eckhel, Doctr. Numor. ex ejusdem autographo postumo - addenda. Cum tab. aen. (Wien 1826. 4.) - Dann T. E. Mionnet, Description de médailles antiques grecques et romaines. 6 Vol. de texte et 1 Vol. de planches. (Paris 1806-1813. Supplemens. 9 Vol. Paris 1809 - 1837.8.) Т. Е. Mionnet, De la rareté et du prix des médailles romaines. (Paris 1815. 8.) édit. II. 1 et 2 Vol. (Paris 1827. 8.) G. Riccio, Le monete delle antiche famiglie di Roma, fino allo Imperadore Augusto, inclusivamente co' suoi zecchieri dette communemente consolari etc. Seconda edizione. (Napoli 1843. 4.) Mit 71 Kupfertafeln.

Nach dem Sturze des weströmischen Kaiserreichs sesten sich in Nord- und Mittelitalien verschiedene Bólkerschaften, als Ostgothen und Bandalen, fest, welche auch für die von ihnen unterjochten Länder Münzen schlugen, jedoch nur in Silber, mit vielem Kupfer und Eisen vermischt, und in Kupfer, welches mit Blei versezt war. Besonders gilt dies von den ostgothischen Munzen, welche unter dem Könige Theoderich und dessen Nachfolgern ausgingen. Da aber diese Regenten in Italien wohleingerichtete romische Munzstätten mit den noch dabei angestellten alten Beamten vorfanden, welche das Gepräge der frühern Periode des römischen Kaiserreichs sich für die neuen Münzen zum Muster nahmen; so bestehen auch die zuerst von den gedachten Eroberern Italiens ausgegangenen Münzen aus ebenso schönen als selten gewordenen Geprågen, von denen viele die Köpfe der römischen Kaiser Anastasius und Justinianus auf der einen Munzseite has ben, auf der andern der eigene Name des neuen Regenten in einen Kranz gestellt. Nur König Theodatus hat auf einigen Kupfermünzen sein eigenes Brustbild darstellen lassen. Auf mehren andern dieser Münzen ist das behelmte Brustbild der Schukgöttin Roma mit der fast als Spott zu nehmenden Umschrift INVICTA ROMA. Von den Bandalen sind nur Gepråge in Silber auf uns gekommen. Sie haben die Brustbilder der Könige auf der Hauptseite der Munze, auf der Kehrseite derselben einen Myrtenkranz, sind zwar von schlechter Ausführung des Gepráges, aber von großer Seltenheit. Die spätern Münzen dieser Völkerschaften wurden, sowol im Äußern als auch in Betreff des innern Gehaltes, von Zeit zu Zeit immer schlechter und haben auf der Hauptseite das Bild des Königs mit einer Namensumschrift, auf der Ruckseite der Munze entweder einen Adler, eine Kornáhre, ein Pferd oder einen Reiter. Zu den gothischen Münzen pflegt man auch die mit einem Tannenzapfen bezeichneten Münzen des Königs der Vandalen, Genserich, und die spåtern der Longobarden, zu zählen. Die Schriftzuge auf diesen mehrentheils aus Ausgrabungen in Spanien zu uns gekommenen Munzen sind theils lateinisch, theils griechisch, theils gothisch, und stehen öfters sogar verkehrt; häufig sind sie kaum zu entzisfern, und aus Irrthum recht oft für altspanische oder carthagische Munzen gehalten worden. Alle dergleichen Münzen werden in G. W. Wedel, Progr. de Numis Gothicis (Jenae 1698. 8.), I. Gröning, Historie der alten Münzen, als der Hebråer u. s. w. und Gothen (in des Geöffneten Ritterplakes 1. Theiles 2. Abth. S. 291-336. [Hamburg 1715. 12.] abgedruckt) näher beschrieben.

21) Morelli, Thesaurus, s. Familiarum Romanarum Numismata, ed. Havercamp. Vol. I. (Amst. 1734.) (in praefatione.) 22) Suetonii Octavius Augustus. c. 75. „Saturnalibus, et si quando alias libuisset, modo munera dividebat, vestem et aurum, et argentum: modo numos omnis notae, etiam veteres regios ac peregrinos."

23) Mehr hierüber ist aus Wagenseil 1. c. c. VIII. Rinkii Lucubratio de veteris numismatis potentia et qualitate. (Lips. et Francof. 1701.) c. XXI zu ersehen.

Nach der Auflösung des ostgothischen Reiches in Italien trat lekteres unter byzantinischen Schuh; allein es wurde von Neuem durch die eindringenden Longobarden unterjocht. Auch von den Königen dieser Völkerschaft sind für Italien Münzen ausgegangen, welche mit barbarischen und schwer zu deutenden Ausschriften versehen sind, und ebenfalls häufig zu den gothischen Geprågen gezählt wurden. Sogar goldene Münzen sind aus dieser Zeit noch vorhanden, z. B. von den Königen Arivald (625-636) und Luitprand (712-744) **).

Im I. 774 nach Chr. Geb. machte Karl der Große dem longobardischen Reiche ein Ende. Hierdurch, und besonders durch die Eroberungen Kaiser Otto's I. im I. 951, wurde Italien von teutschen und fränkischen Fürsten abhängig. Aus dieser Zeit stammt eine medaillen artige bleierne Bulle mit der Umschrift RENOVATIO ROMAN.(i) IMP.(erii) 25), desgleichen auch von dem

Kaiser Otto dem Großen 26), sowie vom Kaiser Konrad II. 27). Von andern Kaisern, namentlich aus dem 14. Jahrhunderte von dem Kaiser Ludwig IV. und von Karl IV., rühren goldene Bullen her 28). Von dieser Zeit an bildeten sich nach und nach diejenigen Staaten Italiens, deren Münzen nach der jest bestehenden geographischen Eintheilung dieses Landes in nåhere Erörterung gezogen werden sollen:

A. Königreich Sardinien.

I. Das Herzogthum Savoyen, lateinisch Sabaudia, nach Ammianus Marcellinus aber Sapaudia genannt. Als Graf Amadeus III. im I. 1416 vom Kaiser Sigismund zum Herzoge und die bisherige Grafschaft zu einem Herzogthume erhoben wurde, empfing er für sich und seine Nachkommen in der Regierung zugleich das Münzrecht, welches von denselben auch fortdauernd_durch Pragung von Münzen in Gold, Silber, Billon und Kupfer ausgeubt worden ist.

In Savoyen rechnet man ebenso wie in dem ebenfalls zum Königreiche Sardinien gehörigen Fürstenthume Piemont, nach Lire zu 20 Soldi à 12 Denari Piemont, und das Verhältniß der Rechnungsmünzen beider Länder ist folgendes:

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24) Bgl. G. A. Zanetti, Nuova racolta delle monete e Zecche d'Italia. V Tomi. (Bologna 1775-1789. 4.) T. I. n. 7. L. Welzl von Wellenheim, Verzeichniß der Munz- und_Me= daillensammlung. 2. Bds. 1. Abth. (Wien 1844. 8.) Nr. 2479. 25) Le Blanc, Diss. iss, historique sur quelques Monnoies de Charles magne etc. (Paris 1689.) c. IV. p. 24. tab. 1.

26) J. G. Heineccii Synt. histor. de veteris Germanorum aliarumque nationum Sigillis etc. (Francof. et Lips. 1719.) P. 1. c. IX. §. 36. 37. p. 93. 27) C. Meichelbeck, Chronicon Benedicto - Buranum. (Münch, 1753.) T. I. p. 227. 28) Kdh ler, Historische Münzbelustigungen. 22. Th. S. 367.

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