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Arnheim an; ersterer hatte dem Wallenstein nie racht getraut, doch jest lud er ihn zu einer mündli ch n Unterredung ein, und gab ihm die Versiche. rung, daß wenn es sein Ernst wäre, König von Böhmen zu werden, er in seinem Vorhaben thårig unterstüßt werden sollte; nochmehr aber erfreucte ihn die Nachricht, daß man die schwedisch,sächsischen Truppen in der Stille wirklich den böhmischen Grån» zen nåher rücken ließ.

Jest schien also der lehte kritische Zeitpunkt da zu seyn, welcher Wallensteins Glück entscheiden sollte. Entweder mußte er siegen, oder wenn alles fehl schlug, konnte er sich retten, und zu den Schweden übergehen. Allein feine Unbesonnenheit, da er sich eines glücklichen Ausgangs gewiß zu seyn glaubte, vereitelte beydes, und seine thōrichte Offenherzigkeit grub ihm die Grube, worinn er umkommen sollte. Auf seinem Morsch nach Eger hatte er dem Obri. ften Lesle alle feine Anschläge ohne Rückhalt ent deckt, um demselben ebenfalls in seine Parthey zu ziehen. Bey diesem aber kam er an den unrechten Mann, welcher zu sehr ein Freund des Kaisers war, als daß er die Projekte eines Verräthers håtte begünstigen sollen. Lesle vertraute das, was er gehört hatte, dem Kommendant zu Eger, Obristen Gordon, nebst dem Obristen Buttler, und diese drey treuges sinnte hielten nun Rath, was bey einer so mißlichen Sache zu thun sey. Buttler hatte schon långst die geheimen kaiserlichen Befehle bey sich, die den Wal lenstein und seinen Anhang betrafen, solche aber bis hieher Niemanden gezeigt; jehr zog er sie hervor, und man berathschlagte aufs neue, wie dieselben am

füg.

füglichsten auszuführen wären. Den Wallenstein ordentlich in Arrest zu nehmen, ließ sich wegen der großen Anzahl seiner Mitverschwornen nicht thun, weil der Auftritt blutig und vielleicht gar fruchtlos geworden wåre; und ein Mittel denselben in der Stil le aufzuheben, konnte man auch nicht finden. Die Sache war dringend, nur noch ein Tag, so wåre er bey den Feinden des Kaisers gewesen; es blieb ih. nen also nichts übrig, als Verråtherey mit Verrå theren zu vertreiben, und ihn umbringen zu lassen.

Während dem, daß diese drey Rath über den Wallenstein hielten, hielt jener mit seinen Vertrau ten auch Rath über den Lesle, Gordon und Buttler. Nach Endigung dessen wurde Illo an sie abgeschickt, welcher alles mögliche anwandte, diese drey edlen Månner in ihrer Treue gegen den Kaiser wankend zu machen. Doch umsonst; er richtete weiter nichts aus, als daß sie einen Tag Aufschub zur Ueberlegung nahmen. Ein Theil betrog solcher gestalt den an dern. Illo hofte dieselben noch in das Interesse feines Prinzipalen zu verwickeln; sie hingegen, da aller Verzug gefährlich war, entschlossen sich, diesen Tag noch ihr Vorhaben ins Werk zu stellen. Der Anfang zu diesem blutigen Schauspiele wurde das mit gemacht, daß der Kommendant Gordon, den Jllo, Terzky, Kinsky, und einen Rittmeister, Namens Neumann, zu sich aufs Schloß zum Abendessen einlud, wohin auch bereits ein Obristwachtmeister, Geraldio, mit 6 vertrauten Soldaten zur Hinrichtung der Gås fte beordert war. Diefe glaubeen, nichts weniger, als daß dieses ihre leßte Mahlzeit seyn würde, sons dern hoften vielmehr, von Gordon und seinen zwen DS

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Freunden das Jawort zu erhalten; stellten sich also ohne Verdacht ein, und waren gutes Muthes bis zu Ende der Mahlzeit, wo auf gegebenes Zeichen Geraldio mit seinen Soldaten aus einem Nebenzimmer hervortrat, Vivat Ferdinandus rief, und damit die Sofung zum Angrif gab. Kinski war der erste, wel ther fiel; ihm folgte Jllo, dann Terzky, und der Rittmeister Neumann, der sich während des Tumults in ein Gewölbe des Schlosses versteckt, ward daselbst gefunden und niedergestoffen.

Nach dieser blutigen Arbeit, die in möglichster Stille vollzogen wurde, sollte es endlich dem Wal, lenstein selbst gelten. Man ließ 100 Buttlerische Dragoner in der Stadt patroulliren, und die Zugåns ge zu seiner Wohnung befeßen, damit derselbe nicht entwischen könnte. Darauf drang man in sein Pallais, suchte ihn im Schlafzimmer auf, als er eben eis nigen Unrath vermerkte, aufgestanden war, und zum Fenster hinaussehen wollte. Unwissend, was diestr Auftritt bedeute, war er eben im Begrif zu reden, und sich eine Erklärung darüber geben zu laffen, als er einen Stoß mit einer Partisane in die Brust empfieng, wovon er sogleich starb, ohne ein vernehmli ches Wort weiter reden zu können.

Dies war das traurige Ende eines Mannes, für welchem der Kaiser selbst, und beynahe das halbe Eus ropa gezittert hatte; eines Mannes, der, wenn er seinen hervorstehenden Talenten eine bessere Richtung gegeben, in der Welt noch, große Dinge håtte verrichten können, der aber das Opfer seiner eigenen Kabalensucht wurde, und unter den Streichen seiner

Feinde fiel, da er eben andern, feinem Souverain felbst, Streiche zubereitet hatte.

Von feinen Münzen, die er in Gold und Silber schlagen lassen, kan Deverdeck S. 579 nachgelesen werden.

Nach Wallensteins Tode zog Kaiser Ferdinand II. das Fürstenthum wieder an sich, sein Nachfolger aber K. Ferdinand III. verkaufte solches im Jahr 1646 den 9. Jul. an den Wenzel Eusebius Fürft v. Lob. fowiz. Er stammte aus einem so wohl der ältesten als berühmtesten Geschlechter in Böhmen, und seine Vorfahren hatten von jeher die ansehalichsten Aem. ter des Königreichs bekleidet. Sein Vater hieß Zdenko Adalbert v. Lobkowiz, der sich durch seine Klugheit die besondere Gnade K. Rudolphs II. Matthid und Ferdinands II. erwarb. Er befand sich. als f. f. geheimder Rath und oberster Kanzler des Königreichs Böhmen, mit in der Begleitung des K. Matthias, als derselbe 1611 zu Breslau die Huldi. gung empfieng, Der König von Spanien ertheilte ihm den Orden des güldenen Vließes, und K. Ferdinand II. erhob ihn mit seiner Nachkommenschaft in ben Reichsfürstenstand.

Wenzel Eusebius ererbte nach dem Tode seines Vaters deffen Güter, erlangte vom K.Ferdinand III. daß seine in Nortgau liegende Herrschaft Neustadt. zum Fürstenthum gemacht, und Sternstein genannt wurde, erkaufte von demselben 1646 um 80000 Gul den das Fürstenthum Sagan, und erhielt für sich und feine männliche Erben, in absteigender Linie, die Belehnung darüber. Er war durch geraume Zeit

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Präsident im Hofkriegsrath, Generalfeldwachtmeis fter, geheimder Rath, und ein besonderer Günstling K. Leopolds, der ihn 1657, als Abgesandten auf den Wahltag nach Frankfurh am Mayn schickte, ihm 1663 die Oberhofmeisterwürde am f. f. Hofe über trug, und denselben 1671 zum obersten Landeshauptmann in Schlesien ernannte; ihm aber, weil er stets abwesend seyn muste, den Graf v. Schafgotsch zur Verwaltung seiner Obliegenheit substituirte, bis der breslausche Bischof und Kardinal von Hessen die Landeshauptmannschaft übernahm. Die vorzügli che Gunst des Kaisers zog ihm den Neid der Höfs linge zu; und seine satyrische Laune, die er nie unterdrückte, fondern bey jeder Gelegenheit ausbrechen ließ, vermehrte die Anzahl seiner Feinde.

Man

suchte ihn zu stürzen; es gelang, und ein auf ihn fallender Verdacht, der aber nicht erwiesen wurde, vielleicht auch nicht so hart wåre geahndet worden, wenn sein Fall nicht schon vorher wåre beschlossen gewesen, brachte ihm am 17. Oct. 1674 folgende Ka binetsentenz zuwege:

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,,Es wird demLobkowiz auferlegt,nachdem er seiner Würden und Ehren entfeßt, innerhalb drey Tagen fich von Hof und aus der Stadt zu machen, zusRaud, niz in Böhmen auf seinem Gute, als ein Erulant sich aufzuhalten, und von da sich nicht wieder weg zu begeben, noch mit einem Menschen Briefe zu ,, verwechseln. Die Ursache dessen soll er nicht 3u begehren wiffen) Würde er sich aber nicht

11 ge= 7.) Die Geschichte feines Fälles und Unglücks fan weitläuftiger in Hr. v. Mosers 2ten Theil feines patriotischen Archivs nachgelesen werden.

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