Nicht das cine, nicht das andre,
Guter Cis!" ward ihm zur Antwort.
Fangen oder hangen!" rief er;
Und sein König stand befreit.
Don Alfonso blieb gefangen, Ward gesperret in ein Kloster, Wo ihn bald, zum Dank der Ehre, Die dem Cid er laut erzeiget, Doña Uraca ihn ins Freie Fördert, daß er gen Toledo Hin zu Ali-Maimon floh.
Auf Zamora geht der Feldzug, Auf die feste Stadt Zamora. Zahllos ist das Heer der Krieger, Zahllos Königes Entwürfe. Tapfrer Cid, du edler Feldherr, Vor Zamora ziehest du? .
Unterweges spricht der König Zu ihm: Freilich, ausgehauen Ist die Stadt wie aus dem Felsen, Der ihr anliegt wie ein Panzer; Dick wie eines Mannes Länge Jit die Dicke ihrer Mauern,
Und die Thürme dieser Mauern, Ihre Festen aufzuzählen,
Forderte wel einen Tag.
Abzuleiten den Duero,
Der sie einschließt wie ein Mädchen, Ist ganz über Menschenmacht.
Uebergäbe mir Zamora
Meine Schwester, Cid, so hätt' ich
Eine Festung, in ganz Spanien Wär' ihr keine Feste gleich. Guter Cid, von meinem Vater Als ein Kleinod mir vererbet, Eidlich mußten wir versprechen, Lebenslang Euch hoch zu ehren Und zu folgen Eurem Nath; Guter Cid, du unsers Hauses Säule, thu' es mir zu Liebe, Bringe Botschaft nach Zamora, Fordre es von meiner Schwester, Fordre es zum Tausch um alles; Doch vergiß nicht beizufügen, Wenn sie mir die Bitte weigert, Daß ich nehme, was ich bat."
Freilich weiß ich nicht", antwortet Ihm der Eid; „je mehr die Mauern Von Zamora ich betrachte,
Desto kühner, desto stolzer
Scheinen sie mir dazustehn."
„Recht", spricht Sancho, recht geredet,
Dieses sind die ersten Mauern,
Die nicht deinem Anblick zittern.“
Und je näher Cid der Stadt kam, Ging sein muntres Roß Babieça Langsam und hing seinen Kopf.
rauer war noch in Zamora Um den Tod des großen Königs Don Fernando, tiefe Trauer. Ueberhängt mit schwarzen Tüchern Waren Kirchen und Altäre; Kein Gesang, kein Ton der Freude, Auch kein Instrument der Liebe Ließ sich hören auf den Gassen. Die Infantin Doña Uraca, Schmerzlich bitter weinte sie
Um den Tod des großen Vaters,
Um den Gram, den sie ihm sterbend Noch in seiner lezten Stunde
Bugefügt, um seine Güte,
Um das Unglück ihrer Schwester, Der vertriebnen Doña Elvira,
Um das Unglück ihrer Brüder
Don Garzia, Don Alfonso;
wer sollt' und könnt' es glauben?
Noch beweint im tiefsten Herzen
Einen andern Wunsch Uraca. Den Verlust wird sie beweinen, Wenn sie jeden längst vergaß.
Denn dem Glück, geliebt zu werden, Gleicht kein ander Glück auf Erden; Die geliebte Schäferin,
Sie allein ist Königin.
In dergleichen Gramgedanken.
Tief versenket saß Uraca,
Als auf einmal vor den Thoren
Von Zamora Cid erscheint.
Grad einreiten in Zamora Will der Eid, als ihn die Wache, Ihn mit seinen funfzehn Kriegern, Anhält draußen vor dem Thor. Laut und lauter wird der Lärmen, Lauter das Geschrei der Straßen, Bis es zur Infantin drang.
Und in ihren Trauerkleidern Eilte schnell sie auf die Mauer, Als
das Schrecken von Castiljen Sie den Cid da vor sich sieht. Ihre schönen Augen neßen. Thränen; an die Mauer drücket Sie die Brust, enthüllt ihr Antlig, Und vorbreitend ihre Arme,
Rufet sie ihm furchtbar zu:
"Da du uns zu Feinden haben wolltest, Warum klopftest du an unsre Thore? * Da_durch_dich wir hier in Jammer leben, Warum kommst du und was willst du weiter? Da, der Freundschaft Maske weggeworfen, Du dem Unrecht deinen Arm geliehen
„Rückwärts, rückwärts, Don Rodrigo! Deine Ehre ist verloren!
Rückwärts, rückwärts, stolzer Cid!
Seit er seinen Eid an mir gebrochen,
Den er zuschwor einer Königstochter,
Mich zu schirmen, mich, die einst ihn liebte Und noch jezt sein Bild in diesen Mauern Ehrt, in Mauern, die er kommt zu stürmen;
Seit, von einem neuen Glücke trunken, Er vergaß die schönen Jugendtage, Die an meines Vaters Hof er lebte.
Rückwärts, rückwärts, Don Rodrigo! Deine Ehre ist verloren!
Rückwärts, rückwärts, stolzer Cid!
,Dem mein Vater Ritterwaffen reichte,
Meine Mutter selbst den Zelter zuführt', Ich anschnallete die goldnen Sporen, Knieend auf dem Marmor. Er bemerkte Damals nicht, was jedes Mädchen merket; Er vergisset, was er war, und denkt nur, Was er ist. Auch ich, so manches dacht' ich, Was der Himmel mir um meiner Fehler Willen nicht vergönnte. Meine Aeltern Hoben ihn; er stürzte mich hernieder. Weil ich denn um seinetwillen weine
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