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Die Andere. Meld' ihm des Mägdleins Traum, o Genius, ihn zu begeistern,

Daß er der lauteren Lieb' heilige Herz und
Gesang.

Also sangen sie beid' an der schwebenden Wieg' in die Saiten

Rosiger Wang' und verklärt, wie ein neugeschaffener Engel;

Und ihr zartes Gesicht umschimmerte werdendes Lächeln.

Als die Erscheinungen jeho verdammerten, weinte das Mägdlein,

Zuckend empor mit der Hand; und die Wårterin lullte vergebens

Hold einschläfernden Laut; und der Genius flog Heiseren Wiegengesang.

Da erwacht' aus dem Schlafe die Mutter, Süß im Dammergefühl der Erscheinungen ruhte | Ließ sich reichen das Kind, und stillt' es am wår

mit der Botschaft.

das Mägdlein,

menden Busen.

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Ürgerlich, Sohn, wie beständig sein Glas voll

stehet, geleert nie!

Oftmals dauerte mich des Gewidmeten, der ungesegnet

Mutter, gebeut mit der Kell'! Er muß uns ehren Blieb vom Worte des Herrn: „Nicht gut, daß, den Bischof; also vereinsamt, Weil aus der Bischofskumm' anhaucht bischöfliche | "Hülflos lebe der Mensch; ich schaff' ihm eine

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"Lehrhaft, aber gelinde; von Zanksucht fern, und Heiliger Triebe von Gott! leidtragende, herzliches

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"Der auch dem eigenen Haus' und den Seinigen Würdige, die nicht Gattin umarmt, noch schmeiwohl vorstehe,

"Dem auch gehorsame Kinder in Zucht und Ehr

barkeit aufblühn«.

chelnder Anwachs,

Die nicht erbet ein Sohn, kein Töchterchen liebet, noch Eidam!

Also lautet der Spruch, der goldene! Welcher ihn Strenge Gewalt einst übte der herrische Welthieausübt, rarch aus;

Solcher frommt der Gemein', als lehrender Vater | Mehr schon gibt man dem Kaiser, was sein ist, und Beispiel,

Gott wie dem Fürsten getreu, und dem Staat' in der Kirche beeidigt.

Rüstig begann mein trauter Timotheus, was der

Beruf will;

Gotte, was Gottes. Wem der Gebieter im Kranz ruhmvollerer Bürgererhaltung

Danken sie bald Theilnahme der Menschlichkeit und des Gemeinwohls,

Voll schon knospet der Busch, und die Zeit bringt Fest anhangend dem Staat durch Bande des Bluts Rosen, vertraun wir.

Also der Greis, und trank ihm der kommenden

Rosen Gedeihn zu.

helles Geklingel

und der Freundschaft? Ob zu Ertödtung der Lieb' und des vaterländischen Eifers

Rings auf der kommenden Rosen Gedeihn scholl Auch ein Gelübd' unfromm sie verpflichtete; hehre

Naturpflicht

Und glückwünschender Ruf; auch Luis' und Amalia | Heischt sie zurück, und Gottes Gebot und seines nippten

Jungferlich, beide verschämt, mit gekúnstelter Miene

der Einfalt.

Apostels,

Der traun nicht herzlose, der Welt absagende Monchlein,

Über das Mütterchen lachte geheim, zuwinkend der Nein, der menschliche Bürger zur Lehr' anordnete

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Herrschte die Gläser herbei ringsum, und füllete Thätige, reinerem Licht nachstrebende Schärfer der wieder.

Jego begann zu dem Pfarrer die biederherzige | Sohn, was dorrete, grunt; und die Zeit bringt
Gráfin:
Rosen auch hier einst.

Worte der Weisheit, traun! und der Menschlich- Heb' er das Glas! Herstellung der altbischöflichen

keit sprach der Apostel,

Köstliche, goldner denn Gold! Schwer wird un-
stráflich ein Bischof,
Ist nicht Frau Bischöfin gesellt ihm. Dennoch er-
zählt man,
Daß manch geistlicher Herr ehscheu in die Zelle
sich einschließt.
Hierauf redetest du, chrwürdiger Pfarrer von
Grúnau:

Gråfin, sie sind unschuldig, der Zell' einsiedelnde
Våter,
Und, was gesagt der Apostel, zu thun, nicht stör-
risches Herzens.

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Freiheit!

Ihm antwortete drauf der edle bescheidene Walter: Folgsam heb' ich, o Vater, den Trank bischöflicher Weisheit;

Denn unstråflich zu sein in Kirch' und Hause be= gehr' ich

Selber für mich, und wünsch' es auch anderen meis nes Berufes.

O wie der Duft mich beseelet mit Ahndungen heiterer Zukunft!

Einst wird Menschengefühl aus einsamer Zelle hervorgehn,

Hörend des goldenen Spruchs Aufruf, und hehrer

Naturpflicht.

Froh durch Weib und Geschlecht, mitbürgerlich unter den Bürgern,

Wird man frommen dem Volk, als lehrender Vater und Beispiel;

Weil man wohl, wie dem Hause des Herrn, auch
dem eigenen vorsteht.

Manchen redlichen Mönch, wie unseren Pfarrer von
Grünau,

Wird ein redliches Weib, wird Töchterchen lieben
und Eidam.

Sprach's, und wandte sich drauf zu der rosenwangigen Jungfrau : Wie mir da schon wieder die kleine Luis' in Gedanken Sigt! Du scheinst wehmüthig, mein Töchterchen, daß unversehens

Dir dein böser Papa wegstürmt von der Scheitel das Kranzlein,

Welches du würdige trugft, wie ein Rosenmädchen', mit Anstand.

Oder bezähmt dir Schlummer vielleicht die verdrossenen Äuglein?

Also Vater und Sohn; dann klingten sie auf Schäme dich, Kind! Ein Bräutchen von wohl vor

die Erlösung

Und auf frohe Vermählung der redlichen Zellenbe

wohner.

Jego redete drein die gute verständige Hausfrau :

Spaß macht's, Männer zu schaun in Begeisterung.

Brauet den Ehherrn

fichtiger Klugheit,
Albernen Spott zu vermeiden der Låsterer, hålt sich
beständig

Munter und wach, wenn gleich bis zur goldenen
Frühe getanzt wird,

und der Musik Tonfall ihr die Seel' in sanfte Be=
täubung

Bischof oder auch Punsch, und sie dunken sich, Einwiegt. Böser Papa! daß keine Musik bei der

stracks zu verbessern

Alle Gebrechen der Welt; ja sie dunken sich Ordner

des Hauses!

Bischof;

Hochzeit

Unserem Tochterchen tönt: wo zuleht im stürmischen
Kehraus

Schon aus dem Bischöflein weissagt der begeisternde Weiber die Braut wegraffen, mit hellem Triumph

sie entführend

Altklug, neben der Braut als Bräutigam, lehret In's kranzlose Gemach.

Doch tröste dich, arme Luise!

er Weisheit! Wohl vorstehen dem Hause? Der Mann soll's, aber Morgen im Prunkaufzug der Geladenen kommst du,

das Weib thut's!

des Ehmanns

Haupt ist dem Weibe der Mann; das Weib ist aber Junge Frau, hochfestlich in unsere Wohnung zum

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Die längst Alte bekannt und Neuere. Aber bedenk | Auch soll allerlei Tanz, lårmvoll mit Trompeten mir und Pauken, Dein unschuldiges Kind, und den trostlos horchen- So einheimische Gäste, wie Fremdlinge, Städter den Jüngling, und Landvolk, Wie er sein Loos vorkostet mit unwillfährigem | Im weitschweifigen" Saale belustigen; und wenn Lächeln! der Mond sinkt,

Scheinherrschaft doch wolle dem Hausherrn gönnen Flammen Raketen empor im Gehölz, und prasselnde die Hausfrau!

Leise dagegen begann die biederherzige Grå

fin:

Schwärmer. Ihr antwortete drauf das rosenwangige Mägdlein:

Noch ungekränkt ist völlig die Hausehr' unseres Ich armseliges Kind! mich verabsäumt Vater und

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Denn die bald, nach der Negel, ihm Hausehr'' ist Anderen wird ja vergönnt ein Abschiedsreigen mit und genannt wird, Jungfraun;

Hörete nichts. Arglos mit Amalia schwagte sie Daß, wie berauscht von Musik, hintanz' aus der abwärts

Mädchengeschwäg. Nun starrt sie des Drilliches

Muster verticft an.

Freiheit ein Mägdlein Zur Hausmütterlichkeit. Doch still hier schreit' ich und ernsthaft,

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Als Frau Braut, in das Joch des gestreng' haushaltenden Ehherrn.

Morgen indeß wird heilen die mütterlich waltende Pathin,

Was sie vermag; nur sorg'ich, die gnådige Pathin verzicht mich,

Gleich der verzogenen Tochter, die nur Muthwillen erdenket!

und die gepriesene Gråfin Amalia sagte da= gegen:

Ich, die verzogene Tochter, die nur Muthwillen

erdenket,

Werde dir Ernst einschärfen, du Tänzerin! Morgen

bestell' ich

Lauter gemächlichen Tanz, wie der Frau Bischöfin

gemäß ist!

Erst Menuet, dann wohl Saraband'12, und den
Reigen der Polin!

Hierauf redetest du, ehrwürdiger Pfarrer von
Grünau:

Fehle der Tanz, doch soll bei der Hochzeit Glanz und Gesang nicht

Unserem Töchterchen fehlen! Musik ist die Krone des Gastmahls!

Zauberisch dämpft die Musik Anfechtungen selber des Satans,

Lange Weil', und Geklätsch, und Låsterung, leidigen Zwang auch;

Fröhlich stimmt sie das Herz, und erhebt zu ent= schlossener Tugend.

Auf denn! die Glåser gefüllt, und laut zum krystallenen Klingklang

Angestimmt, wie die Muse der Tonkunst unserem Schulz ihn

Vorsang, jenen Gesang, den uns der eutinische Gastfreund

Dichtete. Rasch an's Klavier, Amalia; Wenn er im Frühling

Kommt, uns wieder vereinte zu sehn hier, oder in Seldorf;

Gib ihm gerne, mein Kind, den bedungenen Kuß, und noch einen.

Also der feurige Greis; und das Mütterchen füllte die Gläser

Allen umher; auch Luis' und Amalia reichten ihr

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Er findet großes Gut in ihr,
Wie Salomon verkündet 13.
Sie tröstet ihn mit Rath und That,
und streut ihm Rosen auf den Pfad.

Sie sucht des Mannes, wie sie kann,
Zu pflegen und zu warten;

Sie spinnt und nåht für ihren Mann,
Bestellt ihm Haus und Garten,
Und scheuet weder Frost noch Gluth,
Beständig flink und wohlgemuth.

Sie sinnt und weiß, was Männchen liebt,
und macht es ihm noch lieber;
Kommt auch einmal, was ihn betrübt,
Sie schwaht es bald vorüber:

Nicht lange bleibt die Stirn' ihm kraus,
Das Liebchen sieht so freundlich aus.

Auch ungeschmückt ist Liebchen schön,
Des Mannes Augenweide;

Doch läßt sich Liebchen gerne sehn,
Im wohlgewählten Kleide,

Und naht sich dann mit holdem Gruß,
und bringt ihm einen warmen Kuß.

Er dehnt sich nach des Tages Mühn In Liebchens weichem Bette; und Liebchen kommt, und schmiegt an ihn Sich fest wie eine Klette,

und wünscht ihm küssend gute Nacht; Auch fragt sie leis', ob Männchen wacht.

Wenn wild der Sturm in Bäumen saust,
Vom Dach der Regen prasselt,
Der Schornstein heult, die Woge braust,
Und Hagelwetter rasselt;

An Liebchens Busen ruht er warm,
Und lauscht dem Sturm in Liebchens Arm.

Auch stöhnt das Liebchen wohl zur Zeit, und nichts will ihr behagen; Doch lacht sie seiner Üngstlichkeit, und schämt sich es zu sagen: Sie wanket ach! so múd' und schwer, Auf ihren Mann gestügt, einher.

Bald legt sich Liebchen ganz vergnügt, und läßt ihr Kindlein saugen! Der Vater ehrbar sigt und wiegt, Bekuckt ihm Nas' und Augen, und freut sich, daß der kleine Christ Mama und ihm so ähnlich ist.

Wohl dir, o Mann! wohl, Liebchen, dir! Wohl seid ihr euch begegnet!

Euch segne Gott vom Himmel hier,
Bis er euch droben segnet!

Klingt an, ihr Freund', und singet laut:

Es lebe Bräutigam und Braut!

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Als nun rings im Gesang die krystallenen Klänge melodisch Klingelten; plöglich erscholl mit schmetterndem Hall vor dem Fenster

Geig' und Horn und Trompete zugleich und poltern= der Brummbaß,

Eine Sonat' abrauschend, im Sturz unbåndiges, scharfes, Jähes Getons: als kracht' einschlagender Donner aus blauem

Himmel herab, als braus't' in den splitternden Wald ein Orkan her.

Denn an dem Hofthor hatten die Musiker leise ge= stimmet,

Daß unversehns aufgellte zum Gruß ein beherztes Allegro,

Eingeübt, wie freier Erguß tonreicher Empfindung. So wie der Ton' Aufruhr sich empörete, klirrten die Fenster

Ringsum, dröhnte die Stub', und summt' im Klaviere der Nachklang. Jen' um den Tisch frohlockten vor Lust, und alle noch einmal Klingten sie: Hoch, hoch lebe der Brautigam! lebe die Braut hoch!

Jauchzend umher in den Klang der Krystall', und der Tone Gerassel;

Doch vor allen der Vater, und sein lautbrummendes Kelchglas,

Jubelten, mehr aufregend den Sturm glückwünschendes Zurufs.

Jego redetest du, ehrwürdiger Pfarrer von Grünau:
Ja, Gott segn' euch, Kinder, in Ewigkeit!
Das war ein Glückwunsch !
Kräftig und laut aus dem Herzen, der, festlichem
Glockengeläut' gleich,
über das Dorf hinschallt, wahrhaftiger, als der
Kanonen
Jubelgetön, wann winkte der Hofmarschall von dem
Erker!
Das hat Hans mir gemacht, kein anderer! Solcher
Erfindung

Freut sich der Schalk! Wo ein Fest vorgeht, was

Kamt ihr, Kraft ihm zu geben und Nachdruck. Doch in der Herbstluft Draußen zu stehn, ist hart für ein siebzigjähriges Alter. Naßkalt haucht im Oktober der West; auch warmes Gewand durch

Wehet er bis auf die Haut. Nur Jünglinge wagen zu fenstern 14

Dann mit Abendmusik, und der sturmverachtende Waidmann.

Kommt doch herein, ihr Herren; ihr seid uns liebe Gesellschaft!

Also Luis' anmuthig; und draußen gefiel, was sie sagte,

Allen, den Greisen sowohl, wie den Jünglingen. Icht mit einander

Lobend das schöne Gesicht, den melodischen Laut, und den Anstand,

Gingen sie, und weissagten dem Bräutigam selige Zukunft:

Bildschön werde gepricsen Amalia, stehe sie einzeln; Aber gesellt sei Luise die schönere sonder Vergleichung.

Also begann nun mancher der tonverständigen Männer:

Wahrlich ein Engel von Weib! Wie gerad' und behende! wie blühend Unter dem Kranz! Es verjüngt wohl greisendes Alter ihr Lächeln!

Wieder ein anderer sprach der tonverständigen
Männer:

Sage mir einer hinfort, zur Harmonika klinge Ge= sang nicht!

Sånge die Kehl in der Oper, sie trillerte alles in

Aufruhr!

Also redeten jen', um das Haus sich wendend zur Thüre.

Hell schon leuchtet' entgegen das Mütterchen über die Hausflur

Aus der geöffneten Stub', und hieß willkommen die Herren

Musiker, die mit Geräusch anwandelten. Über die Männer

Traten hinein, und grüßten mit mancherlei schar rendem Buckling,

Stets mit veränderter List. Mein Tochterchen, Segen und Heil anwünschend dem neu vermähleten

heimliches bringt er,

klopf' an das Fenster,

Daß sie herein doch kommen; sie sind uns liebe Ge=

sellschaft.

Jener sprach's; da enteilte das rosenwangige

Mágdlein

Fröhlich, und klopft' an das Fenster mit Macht;

stracks hielten die Männer

Mitten im Takt, und lauschten, wie hold und freundlich sie einlud: Dank, ihr Herrn, für die schöne Musik! Wie gerufen zum Glückwunsch

Brautpaar.

Hans auch folgte zugleich, und trug schwerfällig den Brummbaß,

Schlau, mit verhaltener Lache, die streifichte Müg’
in der Rechten.
Ernsthaft redete jezt der gemüthliche Vater im
Strafton:

Hans, du gibst ja den Leuten ein Ärgerniß!
Voller Verwundrung
Werden sie, alt und jung, aus den Wohnungen
rennen, und fragen:

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