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Abends 62 Uhr ging die Mittheilung über eingetretene Waffenruhe ein. Eine Aufforderung, dieselbe auch seinerseits zu respektiren, lehnte der Kommandant von Olmütz zur Zeit wegen mangelnder Instruktionen ab.

Ernstere Folgen als hier hatte am Vormittag des 22. auf dem linken Ufer der unteren March der Umstand gehabt, daß der Abschluß der Waffenruhe nicht überall sogleich zur Kenntniß der TruppenFührer gebracht werden konnte. Dort entwickelte sich, noch bevor diese Mittheilung erfolgte,

das Gefecht bei Blumenau.

Von den zur Verfügung des Generals v. Fransecky gestellten Truppen standen:

die 8. Division füdlich Bisterniß, die Avantgarde auf der Straße nach Blumenau vorgeschoben,

die 7. Division bei Maßt und Stampfen,

die Fuß-Abtheilung der Reserve - Artillerie nördlich von dort bei Zohor und

die Kavallerie - Division Hann westlich bei Marchegg,

Anlage 26. zusammen: 18 78 Geschütze.

Bataillone, 2 Pionier-Kompagnien, 24 Eskadrons,

Morgens 3 Uhr war Hauptmann Graf Haeseler nach Schloß Stampfen wieder zurückgekehrt. Er hatte Ebenthal verlassen, als eine Benachrichtigung von der heute Mittag eintretenden Waffenruhe dort noch nicht eingegangen war, und brachte die Erlaubniß zu der beabsichtigten Rekognoszirung gegen Preßburg mit.

Die durch Kavallerie und Artillerie verstärkte österreichische Brigade Mondl befand sich bereits seit dem 18. Juli in der Stellung von Blumenau, welche laut Befehl des „Ober-Kommandos der operirenden Armee" vom 17. aufs Aeußerste behauptet werden sollte.

Die Vorposten, 1. Bataillon Regiments Mazzuchelli Nr. 10, standen 2000 Schritt vorwärts Franzhof und längs der Eisenbahn bis zu den kahlen Höhen nördlich Kaltenbrunn.

Als Unterstützung befanden sich hinter dem rechten Flügel das

12. Jäger-Bataillon und das 1. und 3. Bataillon Regiments Parma Nr. 24; das 2. Bataillon stand hinter Blumenau. Die beiden anderen Bataillone Mazzuchelli hielten hinter dem linken Flügel vorwärts Kaltenbrunn.

Nördlich der beiden Dörfer bildete ein gegen Norden sanft abfallender Höhenzug, welcher die vorliegende Thalebene dominirt, die vortheilhafteste Aufstellung für die Brigade - Batterie und zwei 8pfündige Batterien der Armee - Reserve.

Dahinter hielt eine, unter Oberst v. Waldegg provisorisch gebildete Kavallerie Brigade, bestehend aus vier Eskadrons des 2., vier des 6. und einer des 9. Ulanen - Regiments, welche aber kaum noch stärker als 5-600 Pferde war.

Als Reserve stand vom II. Korps seit dem 20. die Brigade Henriquez (jest v. Schütte) mit zwei Eskadrons des 3. sächsischen Reiter-Regiments und zwei Kavallerie - Batterien, im MühlThale bei der Kunstmühle. Dieselbe hatte zur Sicherung der rechten Flanke das 9. Jäger-Bataillon und das 1. Bataillon Regiments Belgien Nr. 27 nach dem Eisenbrünnel, das 2. Bataillon auf den Gämsen-Berg detachirt und auch den Schloßberg von Preßburg besetzt.

Dort versammelte sich in der Fürsten-Allee das Regiment Noßbach der Brigade Thom, welches während der Nacht auf der Eisenbahn transportirt war. Das Regiment Jellacic befand sich noch unterwegs und das 2. Jäger-Bataillon war in St. Georgen verblieben.

Die Brigade Württemberg hatte bei Razersdorf debarkirt und stand dort seit Morgens disponibel.

Brigade Saffran mit zwei Eskadrons des 3. fächsischen ReiterRegiments und vier Batterien war seit 2 Uhr früh im Marsch von Wartberg auf Preßburg.

Augenblicklich verfügbar waren sonach 24 Bataillons, 11 Eskadrons, 40 Geschütze.

In welchem Maße diese Truppen fatiguirt sein mußten, läßt sich nach den schon auf dem ganzen Rückzuge von Olmüz her ihnen

auferlegten und am 21. wie in der Nacht zum 22. noch so erheblich gesteigerten Anstrengungen wohl ermessen.

General v. Fransecky hatte sich bei der gestrigen Rekognoszirung überzeugt, daß ein Angriff auf die Front der feindlichen Stellung, wegen der starken Geschütz-Position, große Opfer kosten mußte. Er beschloß daher, diese in ein hinhaltendes Gefecht zu verwickeln, bis eine Umgehung wirksam würde, welche General v. Bose von Bisterniß und Marienthal her über das Gebirge und durch das Mühlthal nach der Prohaska- und Jäger-Mühle, in den Rücken der Stellung bei Blumenau, ausführen sollte.

Der desfallsige Befehl bestimmte: daß General v. Bose mit sechs Bataillonen sofort in der von ihm selbst gestern vorgeschlagenen Richtung abrücken sollte. Zwei Stunden später würden zur Beschäftigung des Feindes in der Front das Regiment Nr. 72 und die Artillerie südlich Bisterniß stehen, die 7. Division dahin nachrücken. Die Kavallerie-Division wurde aus Marchegg, die Reserve - Artillerie aus Zohor heran beordert. Hinsichtlich der Unternehmung gegen Preßburg selbst behielt General v. Fransecky sich vor, den speziellen Befehl zu ertheilen, es blieb dies abhängig von den Nachrichten, welche die Umfassungs-Abtheilung durch Relais-Posten nach Bisternit zurückbefördern sollte, und von der Uebersicht über die Situation, welche sich nach Ueberwältigung der Stellung Blumenau-Kaltenbrunn ergeben mußte. In den Absichten des Generals waren somit die beiden hieraus sich ergebenden Momente von vornherein bestimmt unterschieden. Dieser Befehl ging dem General v. Bose um 4 Uhr zu. Die Truppen hatten bereits abgekocht. Da aber die Vorposten vom Regiment Nr. 31 gegeben waren und auf den Höhen südöstlich Bisterniß auf die Ablösung durch das Regiment Nr. 72 warteten, um dann erst nach Marienthal zurückzugehen, so verzögerte sich der Abmarsch der 15. Brigade bis nach 6 Uhr.

Um diese Zeit begann bereits das Gefecht in der Front, wo 611⁄2 uhr. gegen 61⁄2 Uhr die Avantgarde der 7. Division, südlich Bisternig, links der Chaussee in eine verdeckte Aufstellung eingerückt war. Oberst Mondl hatte zwei schwache Eskadrons des Ulanen

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Regiments Kaiser Franz Joseph Nr. 6 unter Oberst-Lieutenant Dorner zur Rekognoszirung vorgehen lassen, welche den Eisenbahndamm durch zwei Brückenthore passirten. Die eine dieser Eskadrons ging der 3. Eskadron des preußischen Husaren Regiments Nr. 10 entgegen, welche vorgezogen war, um die feindlichen Patrouillen zurückzuweisen, jedoch, als sie sich jetzt von der anderen Eskadron in der Flanke bedroht fah, im Trabe zurückging. Der Führer derselben, Major v. Hymmen, ließ aber, nachdem er seine Leute vorher schon mit seiner Absicht bekannt gemacht hatte, plötzlich Front" blasen und attackirte mit zwei Zügen die ihm folgende Eskadron, während ein dritter, rechts detachirter, sich anschloß, ein vierter aber, wegen des herrschenden starken Windes, das Signal nicht gehört hatte und erst etwas später eingriff. Nachdem das Handgemenge nur kurze Zeit gedauert hatte, wandten die Ulanen sich zum Rückzug, gefolgt von der Husaren-Eskadron.

Eine feindliche Batterie eröffnete jezt ihr Feuer, auch hielt noch die andere Eskadron am Eisenbahn-Durchlaß, so daß die Verfolgung bald zum Stehen kam; als aber noch die vom General v. Fransecky heranbeorderte 2. und 4. Eskadron des Husaren - Regiments auf das Gefechtsfeld gelangten, zogen die Ulanen sich durch die beiden Eisenbahn-Durchgänge wieder zurück.

Bei diesem Zusammenstoß waren auf preußischer Seite 3 Offiziere, darunter Major v. Hymmen, und 7 Mann verwundet; 1 Mann und 6 Pferde wurden vermißt.

Die Ulanen verloren 10 Mann und ließen 5 Mann und 7 Pferde in den Händen der Husaren zurück.

Diese rückten bis auf 1000 Schritt an den Eisenbahndamm heran, wo sie hinter einer Terrainwelle Aufstellung nahmen, um sich so dem Feuer der 24 Geschütze zu entziehen, welche Oberst Mondl zu beiden Seiten der Neudorfer Straße auf dem kahlen Höhenrücken vorwärts der Dörfer hatte auffahren lassen.

Da es darauf ankam, den Kampf hier nur hinzuhalten, so ging die preußische Artillerie nicht auf der Ebene vor, sondern eröffnete mit 36 gezogenen Geschüßen auf 4000 Schritt von einer Terrainwelle

südlich Bisternig aus, das Feuer. Zum Schuß der Flügel wurde zunächst das Füsilier-, dann das verfügbare halbe 1. Bataillon Regiments Nr. 72 links auf die Waldhöhe, rechts das 2. Bataillon desselben Regiments gegen die vorspringende Höhe des Thebener Kogls vorgeschoben.

Um ein erneutes Vorgehen der feindlichen Kavallerie zu verhindern, war das Ulanen - Regiment Nr. 6 zu dem 10. HusarenRegiment vorgeführt worden.

Bei dem nicht früher zu ermöglichen gewesenen Abrücken der 15. Brigade stand zu besorgen, daß deren Umgehung spät erst zur Wirksamkeit gelangen würde.

General v. Fransecky beschloß daher, direkt gegen die Flügel der feindlichen Stellung zu wirken. Nachdem bereits früher, auf die Meldung von dem Vorgehen einer starken feindlichen Abtheilung über die Höhen zwischen Kaltenbrunn und Neudorf, das Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 66 mit der 4. 12pfündigen Batterie dem 2. Bataillon Regiments Nr. 72 zur Unterstützung nachgesandt worden war, erhielten diese Truppen jezt die Bestimmung, längs des Thalhanges und über die Höhen durch den Wald in der Richtung auf Kaltenbrunn vorzubringen; links hingegen wurde General v. Gordon mit der Avantgarde, dem Regiment Nr. 67 und dem Füsilier-Bataillon des Regiments Nr. 27 nebst der 4. Pionier-Kompagnie ebenfalls durch den Wald, den sechs Kompagnien des Regiments Nr. 72 folgend gegen die bei Franzhof aufgestellten feindlichen Abtheilungen in Marsch geseßt. Danach verblieben in Reserve noch vier Bataillone des Gros der 7. Division und eine 12pfündige Batterie, an welche heran die Reserve - Artillerie unter Bedeckung des 1. Bataillons Regiments Nr. 27 in Anmarsch sich befand. Die Kavallerie- Division v. Hann war westlich Bisternit bereits eingetroffen.

Oberst Mondl, welcher auf diese Weise seine Flügel bedroht sah, verstärkte dieselben durch das Regiment Mazzuchelli und ließ bei Blumenau das 2. Bataillon Regiments Parma auf die Höhe der Rosalien-Kapelle rücken, außerdem aber stellte er an den in Preßburg

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