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Der

teutsche Obstgärtner.

Zwölften Bandes, Erstes Stück, 1799.

Erste Abtheilung. Charakteristik der Obstsorten.

I.

Besondere Naturgeschichte
der Geschlechter der Obstbäume;

8. Der Nüffe

a auch die Nüsse ein vorzügliches Produkt der Natur sind die von den Menschen in ihre Gärten verpflanzt, kultis virt, auf mehr denn eine Weise von ihnen benust, und zum eigenen Genuß so sehr angewendet werden, daß sie auch ihre Tafeln beym Nachtisch damit besehen, so haben sie die Pomologen schon lange zum Gegenstande ihrer Beobachtuns gen "gemacht, wodurch sie sich also ein Recht erworben ju 22

haben

haben scheinen, daß auch sie im T. O. G.`aufgeführt werden können. Sie gehören auch in der That zu den nüßlichsten Bäumen in der Osts und Baumpflege, da nicht allein die Frucht auf die mannichfaltigste Weise, sondern auch der Stamm selbst oder das Holz davon, nicht etwa blos zum Verbrennen, sondern auch die besten und reinlichsten Hauss gerathe davon zu verfertigen gebraucht werden können. Der Nußbaum wächst im Freien, wird groß und ansehníich, hat bey feiner Cultur weniger Mahe als andere. Bäume, und trägt immer sehr reichlich, wenn er nicht durch die Fröste verdorben wird, denn Raupen und Insekten schaden ihm wenig.

Beim frischen Genuße sieht man freylich nur hauptsächlich auf das Innere, deffen kraftvolles Mark undSüßigkeit vorzüglich zum Genuß reißt, und in dieser Rücksicht viel ähnliches mit den Kernen anderer Steinfrüchte hat, der Mandels Pfirsche, Aprikose ic. indessen ist doch zwischen den beiden zuleßt ges nannten und der Nuß, noch der Unterschied, daß man jene des äussern Fleisches wegen, diese aber der innern. Kerne wegen zicht, die in der That auch markigter, kräftiger und angenehmer süß sind als jene; nur die Pfirschmandel stehet zwischen beiden mitten inne, an welcher sowohl das Aeußere als das Innere genossen werden kann.

Was man Nus nennt hat also als Obst betrachtet sein eigenes Gebiet und seine eigene Bestimmtheit, wodurch sie sich von andern Früchten unterscheidet, und macht also in der Classe der Bäume und zwar in der Familie der Obst, bäume, nach der im T. O. G. B. I. S. 43. 2c. einmal ans genommenen Eintheilung ein eigenes Geschlecht aus, das nur zwey Gattungen, oder wenn man die Pimpernüffe dazu rechnen

rechnen will, drei unter sich hat, davon wir uns nur aber hier eigentlich (1) mit der Nux juglans, regia, und 2) mit Nux avellana, Corylus, beschäftigen. In dieser Rücksicht sollen nun beide auf einander folgen, weil man ohnehin schon im gemeinen Leben die Gewohnheit hat unter Nüssen beide zusammen zu verstehen, ob man schon noch manche andere Merkmale an beiden antrift, die sie von einander untersäjei: den. Die Nux veficaria oder Staphylodendron, Pins Fernuß und Nux aquatica; tribilus aquaticus; Trapa, Wassernüße, sind keine Gegenstände der Pomologie. Zuerst also die We schenuß. Nux juglans regía.

Ihre Benennung im Teutschen: Welschenuß oder auch Wallnuß zeigt schon das Land an, aus welchem sie zunächst zu uns kommen ist, nemlich Italien, welches ehemals von den Teutschen Wallonen oder Welschland genennet worden. ist. Aber auch hier sollen sie nicht ursprünglich zu Hause, sondern aus Asien, wo so viele andere Obstsorten ihren Urs sprung genommen haben, hergekominen feyn. Viele nennen insbesondere Persien, wo sie nach den Zeugnissen auch eint, ger neuerer Schriftsteller noch jest wild wachsen sollen. So weit sie indessen aus ihrem wahren Baterlande ausgewandert find, so haben sie sich doch ziemlich gut in die verschiedensten Klimate zu schicken gewußt und sich auch sogar an sehr kalte und nördlich liegende Himmelsstriche gewöhnt. Doch haben wir jest nicht allein Wallnüsse aus Asien, sondern auch Ames: rika hat uns verschiedene geliefert, unter welchen die schwarze und weiße amerikanische Wallnuß für jest noch die bekanns testen und nüglichsten sind.

Auffer den teutschen Namen Wallnnß, welsche Ruß, Wallnußbaum, heißet sie in andern Sprachen . B. Framo

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fifch Noix Noifetier, Stal. Noci, Engl. the Walnut Tree, The large Walnut, Holländlich Okker of groote Noteboom, Schwedisch Hvalnaeter, Dänisch Maludd.20.

Herr von Linnee hat diefen Baum in seinem Pflanzens System in die achte Abtheilung seiner ein und zwanzigsten Klaffe gefeht, die er Monoecia Polyandria nennt, well die Pflanzen männliche und weibliche Blumen auf der nämlichen Pflanze, die männlichen aber viele Staubfäden haben. Die kurze Charakteristik die er in seinem Syftema vegetabilium nach Murray Seite 858. davon giebt if diefe: Juglans regia, foliis ovalibus glabris subserratis Jubaequalibus. Die königliche Nuß, deren geftederte Blåts ter aus ovalen glatten Lappen bestehen, die von ziemlich gleicher Größe und am Rande bisweilen ein wenig fåges förmig gezahnt sind Eine weitläuftigere Charakteristie giebt uns Müller in feinem Garten Lexikon, Theil I. Seite 630, die diese ist: Sie hat männliche und weibliche Blumen in verschiedenen Entfernungen an dem nemlichen Baume. Die mannlichen Blumen stehen im männlichen Kahlein, das watzenförmig und wie übereinander legende Dan ziegeln gestaltet ist, mit einem leeren Raum zwischen Den Schuppen. Eine jegliche Schuppe hat eine einzige Blume mit einem einzigen Blumenblatt,, das an dem aussern Mittelpunkt gegen die äusserliche Seite der Schuppe zu befestiget ist. Das Blumenblatt ist in sechs gleiche Theile abgetheilt. In der Mitte befinden sich viele kurze Staubfåren, so sich mit gerade stehenden fpißigen Kölblein endigen. Die weiblichen Bluinen wachsen in kleinen Traus ben die dicht an den Zweigen sigen. Dieselben haben einen kurzen geradeftehenden vierspigigen Kelch, witcher

auf

auf dem Eyerstocke fißet, und ein spißiges gerade stehendes Blumenblatt, das in vier Theile abgetheilt ist. Unter dem Kelche befindet sich ein großer eyrunder Eyerstock mit zween kurzen Griffeln, so große rückwärts gebogene Narben haben. Aus dem Eyerstock wird nachgehends eine große eyrunde trockne Beere mit einem einzigen. Fach, das eine große eyrunde Nuß mit netförmigen Furchen in sich schließet, deren Kern vier Sappen hat, die verschieden gez furcher find.

Um zu Nußbäumen zu gelangen, pflegt man sie aus Kernen zu erziehen; denn sie lassen sich auf keine andere Weise, weder durch Stecklinge noch durch Ausläufer, deren es oft unten am Stamm nahe an der Wurzel herum, besonders wenn der erste Schuß aus der Wurzel beschädi, get worden, viele giebt, fortpflanzen. Die Verfuche die ich mit solchen` ganz unten stehenden Ausschdßlingen, durch Anhäufeln des Erdbodens gemacht habe, sind mir nie gelungen. Das aber auch Stecklinge zur Fortpflanzung dieses Baums nicht geschickt sind, sagt uns schon das starke Mart das sie haben, welches die Ausdünstung der Feuch tigkeit in der Erde sehr weit in sich hinauf zicht, und sie solchemnach davon verderben. Man pflanzt also diese Baume durch Einlegen ihrer Früchte, der Nüffe, in die Erde fort. Hierzu müssen die Nüsse, wie sich von selbst versteht, zuförderst recht reif geworden seyn, und am liebs ften nimmt man diejenigen die am Baume aus der grünen Schaale gesprungen, vollkommen groß und schön sind. Man läßt sie an der Luft, nur nicht in der Sonne, nach und nach abtrocknen ehe man sie näher zu ihrer Bestim mung bringt. Viele legen sie den Winter über in Sand 204

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