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betzallen. Ist darauf abermals vnnser ernnstlicher beuelh, alspald Euch solh puecher zuegesenndt werden, das Ir die alsdann onuerzug gedachtem Treytsaurwein auch zueschickhet vnnd alles furlon darauf ausrichtet. Das ist vnnser ernnstliche mainung. Geben zu Augspurg am sechsten tag Marci anno etc. im sechsvnndzwainzigisten.

Zetula. Die zway puecher des weisen kunigs mit aller zuegehörung, wie solhs eingeschlagen ist, das schickht vonstundan dem Treytsaurwein geen Wyenn vnnd warttet damit nit auf doctor Männdleins puecher."

Auf dieses, am 15. März in Innsbruck eingetroffene Schreiben erwidert die Raitkammer:

,Durchleuchtigister, grosmechtiger Furst, genedigister Herr. Vnns ist von Eur f. D. den verganngen monat Marci ain beuelh zuekomen, darynn vnns Eur f. D. beuilht, das wir weilent Eur f. D. Herrn vnnd anherrn kaiser Maximilians Hystori vnd geschichten, auch die zway puecher des weisen kunigs, so Eur f. D. Cannzler der niderösterreichischen Lannde, Herr Marx Treytzsaurwein, in leben Kayser Maximilians auf Ir Majestät beuelh dannen gericht, sambt den gemälden vnd schrifften vnd was darzue gehört, so hie zu Ynsprugg in dem klainen gewelbl, darein man durch Eur f. D. schlafkamer geet, in einem eingeschlagnen vas steen, vonstundan dasselb vas heraus nemen vnd gedachtem Treytzsaurwein aufs allerfurderlichist geen Wienn schickhen vnd bestellen sollen, das wir also Eur f. D. zu vnndterteniger gehorsame volziehen wellen, aber so wir der ennden, wie obsteet, gesuecht, auch den Butschen in seiner zuekunfft gefragt, so kunden wir nichts finden.

So ist vnns auch noch bisher weder puecher noch ainich ander Hanndlung inhalt angezaigts Eur f. D. beuelhs von der Stat Freiburg, noch der Regierung zu Ennsishaim, darauf wir dann vnntzher gewart, nichts zuekomen. Das wir Eur f. D. hiemit in aller vndterthänigkait auch nicht haben wollen verhalten, vns derselben hiemit vnntertenigist beuelhen. Datum Ynnsprugg am XXVIII tag Aprillis. Anno etc. XXV to. Raitkamer.'

Marx Treytz-Saurwein wurde nach dem Tode des Kaisers Maximilian von dessen erlauchten Enkeln, Karl V. und Ferdinand I., nicht blos bereitwilligst in deren Dienste übernommen, sondern auch von denselben mit dem gleichen Wohlwollen und mit derselben anerkennenden Zuneigung behandelt, deren sich der

kaiserliche Geheimschreiber von Seite seines früheren Herrn zu erfreuen hatte.

Im Jahre 1520 starb Wilhelm Wolfenreuter, welcher das Schloss Stüchsenstein pflegweise inne hatte, das gemäss Verschreibung nach seinem Tode an Marx Treytz-Saurwein fallen sollte. In der That übergab auch K. Karl V. die genannte Veste mittelst Urkunde ddo. Worms 28. November 1520 dem Treytz-Saurwein. Da wir guetlich angesehen vnd betracht nit allein die angezaigten vnsers rats vnd secretarien Marxen Treytzsawrweins redlichen, getrewen vnd fleissiche dienst weiland vnserm lieben herrn und anherrn von jugent auf getan, sonder auch solch sein getrew verdienen vnd gehorsam, darin er sich nach seiner lieb abgang bisher gegen vns vnd vnsern lieben brueder in vnsern sachen vnd geschefften gehalten vnd bewisen hat, noch teglichs thut vnd hinfur thun soll vnd mag, vnd haben im darumb mit guetem rat vnd wolbedechtlich zu ergetzlichkeit berurter dienst vnd zu seiner versehung das schloss Stutzenstain mitsambt dem bauhof, auch allen vnd yeglichen renten, gulten, fischwasser, fruchten, nutzen, einkhomen vnd allen zuegehorigen pflegweise eingeben vnd verschriben.''

Unterm gleichen Datum ernannte der Kaiser Marx TreytzSaurwein in Würdigung seiner um ihn, seinen Bruder und weiland K. Maximilian erworbenen Verdienste, ,vnd ime zu sonderen eren vnd genaden', zu seinem Rath und Secretär. Unter den durch diese Ernennung demselben erwachsenden Vortheilen. wird auch der aufgezählt, dass er seine vnd seiner hausfraw bauweine nach Wien führen vnd dort ausschenken darf. 2

Um dieselbe Zeit war Marx Treytz-Saurwein in WienerNeustadt mit einem Bürger aus Wien, Hans Straub genannt, in einen nicht näher bezeichneten Streit gerathen, welcher ihm nicht mehr räthlich erscheinen liess, ohne kaiserlichen Schirmbrief nach Wien zu reisen, da er vor dem genannten Bürger und dessen Leuten sein Leben daselbst nicht mehr sicher wähnte. Er erwirkte daher von K. Karl V. einen Schirmbrief, welchen ihm derselbe gleichzeitig mit der Verschreibung des Schlosses Stüchsenstein und der Ernennung zum kaiserlichen Rath ausstellte. 3

1 Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien. 2 Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien. 3 Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien.

Das Jahr 1520 schloss für Marx Treytz-Saurwein noch mit einer besondern Auszeichnung, welche ihm von Seite des Kaisers zu Theil ward. Mittelst Schreiben ddo. Worms 14. December erhob ihn der Kaiser in den Adelstand. Ein Copialund Excerptenbuch des Haus-, Hof- und Staatsarchivs von Wien enthält hierüber folgende Notiz: ,Ain adel vnd wappenbrief dem Marx Trawtsawrwein, so ime kay. maj. etc. auf den sitz zu Henigstorf, Erntreitz genant, gnädiglich verliehen, darauf kay. maj. ime vnd allen sein leibserben vnd derselben erbens erben fur vnd fur in ewigkhait den namen Erntreitz, sich davon zu schreiben vnd zu nennen, auch das wappen in dem stadt des adels zu furen vnd zu geprauchen confirmirt vnd bestät haben.'1 Seit dieser Zeit schrieb sich der Geadelte: Markus Treytz-Saurwein von Ehrentreitz.2 Das Prädicat Ehrentreytz ist offenbar nicht von einem Edelsitz dieses Namens entnommen worden, sondern lediglich durch eine Glorificirung des Geschlechtsnamens des Geheimschreibers, Treytz, entstanden und auf einen Sitz' übertragen worden. Was nun die Stelle,Henigstorf, Ehrentreitz genannt im angeführten Excerpte aus dem nicht mehr vorhandenen Adelsbrief anbelangt, weiss ich darüber keine Aufklärung zu geben, da ein Henigstorf hierlands nicht vorkommt, wohl aber entdeckte ich einen Edelsitz Ehrentreytz in der Heimath des Geheimschreibers selbst, nämlich im Dorfe Mühlau. Staffler erwähnt nämlich in seinem Werke,Tirol und Vorarlberg etc.' unter der Rubrik Gemeinde Mühlau eines Edelsitzes Ehrenreiz, von welchem er sagt, dass dessen frühere Besitzer die Dreiling, Wolkenstein (1621), dann die Schüstl und die Grafen Lodron gewesen seien. Bei den bereits vorliegenden Ergebnissen der Nachforschungen über Marx Treytz lag die Vermuthung nahe, dass der Ehrenreiz' des Staffler der Ehrentreytz unseres Geheimschreibers sein dürfte. Eine Nachforschung in dem als Ehrenreiz bezeichneten Schlosse, jetzt Kuratwidum, machte die Vermuthung zur Gewissheit. Eine Notiz im dort liegenden Calendar der Gottesdienste stellt nämlich ausser Zweifel, dass dieser einstige Edelsitz der Ehren-Treytz ist und dass derselbe erst, nachdem

1 Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien. Karl V. 2. fol. 186.

2 Der Weiss-Kunig. Vorbericht.

das Andenken an die Treytz verloren gegangen, der EhrenReiz genannt wurde. Die betreffende Notiz im Calendar lautet: ,Montag nach Kirchweih: Amt, früher in der Schlosskapelle zu Ehrentreutz. Diese Schlosskapelle existirt zwar nicht mehr, der Altar musste dem Kochherde und der Weihrauch dem Bratendufte weichen, allein alte Leute erinnern sich noch, dass daselbst ein Amt (Messe mit Gesang) abgehalten wurde.

Der Ehrentreytz steht auf dem hohen, reizenden Hügel, auf dessen südlichem Vorsprung die jetzt vollständig erneuerte St. Leonhardskirche dominirt, zu dessen Bau einst die ,beden Marx und Adrian Treytz' ihre fromme Hand geöffnet. Von dem die Kirche umgebenden Friedhofe überblickt man nicht. blos das vom Bache durchrauschte Mühlau mit seinen sonnigen Hügeln und schattigen Thälchen, sondern geniesst auch eine prachtvolle Fernsicht über die weite Ebene mit der vielthürmigen Hauptstadt auf das jenseitige Mittelgebirge mit dem Schlosse Ambras bis hinein in das Herz des anmuthigen Stubaithales. Der Hofpoet des letzten Ritters hat es verstanden, für seinen Edelsitz einen Punkt zu wählen, der nicht blos die Krone seines idyllischen Heimathsortes bildet, sondern überhaupt den reizendsten Punkten der ganzen hiesigen Gegend würdig sich anschliesst.

Marx Treytz-Saurwein hat hier seine letzte Ruhestätte nicht gefunden, er starb ferne von seiner Heimath und zwar zu WienerNeustadt am 6. September 1527. Aus seinem Testamente', welches vom 25. August 1525 datirt, erfahren wir, dass er ohne männlichen Leibeserben gestorben ist. Er hinterliess eine Witwe, Frau Barbara, eheliche Tochter weiland Paul Keck's, und eine Tochter Maria, die mit Wolfart Strein, Besitzer eines Hauses in der Hofgasse zu Wienerneustadt, vermählt war. Eine Schwester des Treytz-Saurwein, Anna, die im Testamente bedacht wird, war mit Leonhard Hofer verehelicht, welcher in landesfürstlicher Bedienstung stand und 1529 in Innsbruck wohnhaft erscheint. Wer Paul Keck, der Schwiegervater Treytz-Saurweins, gewesen, liess sich ebensowenig als seine Beziehung zu der damals urkundlich erscheinenden Tiroler Familie Keck ermitteln.

Der kaiserliche Geheimschreiber und Hofpoet starb reichbegütert. Er besass ein Haus (das s. g. Storchenhaus) und

1 Abgedruckt in Hormayrs Archiv etc. 17. Jahrgang. 1826. S. 635-638.

einen Garten in Wien und Weingüter in der Nähe der Stadt, ein Haus und Grundstücke in Wiener Neustadt, die Dörfer Hagenprun und Königsprun mit reichen Zehenten und Giebigkeiten, eine Mühle zu Hitzingen und eine solche zu Neustadt. Das Schloss Stüchsenstein, auf welchem er 1000 Gulden als Pfandschilling liegen hatte, blieb seiner Gattin auf Lebensdauer. Diese, seine Tochter und seine Schwester hatte er unter genauen testamentarischen Verfügungen zu Erben bestimmt. Sein Schwert vermachte er seinem Schwiegersohne, den silbernen Becher, aus dem er täglich getrunken, seiner Schwester. Ueber seine Güter in Tirol verfügte er letztwillig nur im Allgemeinen. Dann die güter, so ich von meinen Elltern beerbt, die hab ich nit verschaffen; dieselben güter, so im Intall ligen, werden meine Erben wol wissen zu ersuechen vnd zu taillen nach den Landts Rechten in der Grafschafft Tyrol. In seinem Testamente, welches mit einer äusserst frommen und gläubigen Herzensergiessung beginnt, bestimmt er aufs genaueste, was zunächst nach seinem Tode mit seinem Leibe und in Betreff des Begräbnisses zu geschehen habe. Seine Hausfrau möge sein Antlitz nicht sofort verdecken oder einnähen, sondern frei liegen lassen, nach etlichen Stunden aber seinen Leib,mit gutem Pamöll vnd wolsmecketem wasser, die das Bluet wiederumb warmb machen, waschen lassen, ob sich der Geist widerumb erkuiket, vnd mit der Begrebnuss kains wegs eilen. Sein Leib soll nicht in einer Kirche begraben werden, ,dann die kirchen ist ain haws des wortt gottes', sondern auf dem Friedhofe des Ortes, in welchem er sterbe,,an ain ort, daran grün gras ist vnd daran nit vil menschen begraben ligen'. Ueber seinem Grabe aber soll ein Gewölb anderthalb Mann hoch gebaut und darauf das Epitafium mit dem Schilde zu ainer Gedechtnus' gesetzt werden. Zum Ersten, Siebenten und Dreissigsten soll keine Messe gehalten werden, auch kein Opfer geschehen, sonder nur das lauter Evangelium gepredigt werden', wozu er alle seine Freunde zu erscheinen bittet, und sie darnach mit seiner Hausfrau ,mit freuden miteinander zu essen' auffordert. In religiöser Beziehung war demnach der Geheimschreiber des Kaisers Maximilian ein Anhänger der ,neuen Lehre'.

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