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zum Ankauf der Stämme damit zu locken, welche hernach für die Liebhaber keinen Werth haben dürften, und sie auf diese Weise zufrieden zu stellen, wenn ich sie gåbe wie ich sie hätte, und davon schriebe was ich aus eigener Erfahung selbst davon wüßte.

Sollte die Frucht in bessern Jahren größer werden und durch ein näheres Anschmiegen an Boden und Klima sich vers vollkommnen, so bin ich bereit und willig noch eine Vorstels lung davon im t. O. G. anzuführen. Ich beschließe gegenwär tig mit einem Auszuge aus einem Briefe vom Herrn Obers pfarrer Christ über diese Kirsche, der gleich nach ihrer Eins wanderung, einige Reiser von den ersten Stämmchen erhielt, und bey welchem sie in diesem Jahr auch zum erstenmal ges tragen hat, welches zugleich zur Vergleichung mit obiger Bes schreibung dienen kann. Er sagt folgendes von ihr: Sie ist, wie ihr Holz, Blatt und Wuchs anzeigt, eine wahre Herzkir sche, und zwar eine roth und weiß gesprengte Herzkirsche mit weichem Fleische. Ihre Gestalt ist im Ganzen herzförmig, oben ungleich, höckrig und hat statt des Stempelgrübchens bey ans dern Kirschen, ein stark hervorragendes krumm gebogenes Spischen, wie die Venuspfirsche, das man sonst bey keiner: einzigen Kirsche findet. Die Grundfarbe der glänzens den Haut ist blaßgelb, welche aber nur auf der Schattens seite sich deutlich zeiget. Größtentheils ist sie schön carmesins roth, und in demselben wie die Lauermanskirsche gelblich weiß gesprengt und gestrichelt. Das Fleisch ist weiß, weich, hat vielen füßen angenehmen Saft. Der Stamm ist nicht sons derlich herzförmig, nach Verhältniß klein, und hat ein scharfes Spißchen. Der Stiel ist etwas kurz und nicht sehr start, jeitiget im leßten Drittel des Julit.

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Zweyte

Zweyte Abtheilung. Vermischte Abhandlungen.

Mittheilung

einer der vier Preiß-Schriften,

die bey den von der Chur- Mainzischen Akademie zu Erfurt aufgestellten pomologischen Fragen concurrirt haben.

(Fortsetzung von S. 287. und Beschluß).

Siebente Frage.

Wenn diese Früchte nicht von jeher waren, sondern durch Menschenfleiß entstanden, wie und auf welche Art ist dieses geschehen? So viel man weiß, sind diese so mancherley Obstfrüchte, ob schon ke bald auf Wild: stämme, bald auf Quitten, Weißdorn 2c. und in vers schiedenen Erdarten und Himmelsstrichen wachsen, in Hinsicht ihrer Gestalt, sowohl als des Geschmacks, tei:

nen

nen wesentlichen Veränderungen unterworfen. Ein jeder,
der sich einigermaßen auf Obst versteht, wird z. B. die
St. Germain, wenn sie auf einem schon veredelten
Baum, und
und fogar auf ihres Gleichen inokulire, und
dadurch vielleicht etwas größer und wohlschmeckender ges
worden ist, gewiß nicht n mißkennen. Auch ist ja eine
ober
längst bekannte Sache, daß das eingefeßte Auge ober
Zweig die kleinen so eben berührten Abänderungen in
Größe und Geschmack, die sogar bey Stammbäumen die
sich durch Saamen vermehren, statt finden, ausgenom:
men, die nemliche Frucht des Baums, von welchem das
Auge und Zweig genommen worden, wieder hervorbrin
ge. Man glaubt daher, daß diese Früchte, seit dem
man sie fennt, nach ihrer wesentlichen Form, Geschmack
und übrigen nach Duh amel und anderen Schriftstel:
lern angegebenen Unterscheidungszeichen noch immer die
194 nemlichen sind, und daß das Pfropfen oder Eindugeln,

auf welche Weise es auch geschehen mag, diese Früchte in
der Hauptsache nicht zu verändern vermöge.“

Man schreibt in unsern Tagen die Entstehung neuer Obst: sorten einzig und allein der Befruchtung von verschiedenem Blumenstaube zu, und glaubt daß die Vermischung desselben von zwey andern Sorten eine dritte zuwege bringen kann. Wie dieß geschehen soll, weiß Jedermann; allein so gerne ich den Blumenstaub in seinen Würden lasse, so muß ich doch nach einem bekannten Canon: unius effectus plures poffunt effe caufae annehmen, daß auch noch durch andere Dinge eine Veränderung in den Sorten oder der Entstehung einer neuen Obstsørte zuwege gebracht und in ihrer Kraft ers halten werden können. Ich rechne daher zu der Veränderung

der

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der Obstsorte in andere, die nachher für sich fest bestehen können, Klima und Boden, aus welchem ein Stamm seine Nahrungsfäfte ziehet. Ich beziehe mich hierbey auf das was der Herr Hofrath Blumenbach in seinen Beiträgen zur Nat turgeschichte Seite 33 über die Ausartung der organisieren Körper sagt: „Auch die Degeneration der Thiere und Pflanz zen, heißt es daselbst von ihrer ursprünglichen Stammrace in Spielarten gehört zu den auffallenden Erweisen der Bers ånderlichkeit der Schöpfung.

T

In der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts kannte man keine andere Tulpen in Europa, als die gemeine gelbe Stammart, und keine 200 Jahre nachher hatte schon ein leis denschaftlicher Liebhaber dieser Blumen, der damalige Mark: graf von Badendurlach, bey dreytausend Abbildungen von verz schiedenen Spielarten derselben zusammengebracht. Es ist noch nicht viel långer, seit die ersten wilden grünen Canas rienvögel aus ihrer Heimat nach Europa gebracht worden, und wie sind schon längst diese Thiere in die mannichfaltigsten Verschiedenheiten — nicht blos der Farbe, sondern auch selbst der Gestaltung nach — ausgeartet?

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Man hat die Ursachen dieser Ausartung vorzüglich im Einfluß des Klima, der Nahrung, und der Bez bensart gesucht; und freilich scheinen manche Wirkungen dieser drey Dinge auf die Degeneration unverkennbar. Daß 3. B., im ganzen genommen, das Wachsthum durch die Kälte zurück gehalten wird, oder daß das individuelle Klis ma einer oder der andern Weltgegend, auch gewiß auszeich nende Wirkungen auf die in ihr einheimischen organisirten Körper äußert. Daß z. B. in Syrien vielerley Säugthicre

ein so auffallend langes und feidenartiges Haar haben, und dergleichen mehr. Aber freylich“ seht Herr Hofrath noch hinzu, „können auch sehr oft mehrere, der angegebenen Haupt; ursachen der Degeneration entweder zusammentreffen und einander unterstüßen, oder aber auch die eine der andern, gleichsam entgegen wirken und sie aufheben; Daher denn freylich von tausend Phänomenen der Ausartung keine bestimmte Ursache angegeben werden kann."

Was dieser große Naturkundiger hier sagt, das läßt sich gewiß auch auf die Veränderung der Obstsorten anwenz den, die in verschiedenen Klimaten andere Sonne genossen, und von andern Säften genährt worden sind.

Das Klima ohne das Hinzukommen einer andern Urfar che, kann eine Sorte erzeugen. Ich kann dieses beym Baum so gut annehmen, als beym Menschen. Was Luft und, Sone ne, Hiße und Frost beym Menschen wirken, das wirken sie auch bey den übrigen Geschöpfen. Man hat schon lange einen Grund von dieser Abänderung aufgesucht, und große Physios logen glauben ihn im Zellgewebe gefunden zu haben, weil das Zellgewebe der erste organische Stoff sey, den die Natur aus den unorganischen Säften bilde. Nach Beschaffenheit der größern oder geringern Geschmeidigkeit derselben, und nach den verschiedenen Umständen, unter welchen sich der Bildungst trieb hier äußern kann, nach dem muß der Körper seine Gez stalt gewinnen. Wir haben eben bemerkt, daß die Kälte eine gewisse Contractibilität bewirke, lassen wir diese bey der Ausbildung in ihrem ersten Anfange im Zellgewebe hinzutres ten; wird hier nicht eine andere Bildung statt finden müssen, als wenn milde Wärme und heitere Luft den Zutritt zu dieser Les bensquelle

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