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Korrespondenz und Notizen Aus Berlin, den 18. Februar.

Es gibt jest fast nur ein Wort, um das sich hier die Conversation von den höchsten Zirkeln bis in die der une terften Volksklassen drept, es deißt Bankerott. Das Fallissement mehrerer der ansehnlichsten Häuser und des ersten hat eine so allgemeine, aber nichts weniger als erfreuliche Sensation gemacht, daß man darüber das Königstädter Theater und seine Reformen, die Luftbarkeiten des Karnevals, dle Abonnements Bäle, die italienischen Maskeraden, Redouten, und was sonst die elegante und müßige Welt interessirt, fast ganz zu vergessen scheint, und nur die Anwesenheit des Fürs ften Wrede, hauptsächlich aber die Wettington's, gab der Nengler des Publikums eine andere Richtung.

Durch diese Bankerotte, hauptsächlich aber durch den des Hauses B.., ist eine große Anzahl Menschen, um das Wese nige gekommen, was sie sich sauer erspart und in vollem Bere trauen diesem Handelshause übergeben hatte. Die Zahl der Gläubiger beläuft sich weit über 600, und bei dem nun er. 8ffneten Concursprojek dürfte sie wohl noch höher steigen. Es befinden sich darunter Fürsten und Grafen und arme Handwerker und Dienstboten, und der Rechtsgelehrte, dem vorläufig die Regulirung dieses verwickelten Fauissements zur gütlichen Beilegung übertragen war, hat ein eben so peinli. hes Geschäft gehabt, als ein Arzt in einem Lazarethe, wo er ich von vielen jammernden Kranken umgeben fiebt, die er zu beie len und auch ihnen nur Linderung zu verschaffen, bei aller seiner Kunst und seinem guten Willen sich außer Stande befindet. Sein Zimmer war mit Personen jedes Standes und Geschlechts angefüllt, er hörte nur Wehklagen und sah Zoränen ließen, mit der schmerzhaften Ueberzeugung, daß er diese nicht zum Schweigen bringen, jene nicht trocknen könne.

Es ist übrigens fast nur eine Stimme im Publikum, daß dieser Hauptbankerott die Folge eines unverantwortlichen Leichtsinns, einer großen Unordnung und eines unverhältniß. mäßigen Auswandes gewesen ist; und daß man, um sich zu halten, zu Mitteln seine Zuflucht genommen hat, die nach fittlichen und positiven Gesezen wohl nicht gut zu heißen seyn möchten. Bei einigen andern Bankerotten haben Un glücksfälle verderblich eingewirkt, und die Stimme des Bolks ift auch hier Gottes Stimme; man zout diesen Verunglücks ten Mitleiden, und es ist ein gütliche Ausgleichung zu Stande gekommen.

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Es heißt, und man wünscht es, daß die vielen Fallissements, die oberste Staatsbehörde bestimmt hätten, eine Commission niederzusehen, um die ersten Quellen davon zu erforschen, und Vorschläge zu machen, wie diesem auf das Wohl und Webe von vielen Tausenden Einfluß habenden Uebel, Schrans ken gesest werden könnten.

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ren, denn die beiden Darstellerinnen waren so wenig in 18. ren Partien eingeübt, daß jede aus einer andern Zonars sang, und das Orchester in einer dritten, der richtigen, bo gleitete. Sicher hätte Jeanne d'Are bei dieser Gelegenheit nicht gerufen:

„Diese Stimmen, diese Tone,

Wie umstricken sie mein Herz!"

Das sonst oft so geduldige Publikum machte seinem Unmn= the durch sehr vernehmbare Zischtöne Luft, und that wahre lich gut daran, denn so etwas darf nicht geduldet werden, wenn die Oper nicht zu Grunde gehen soll.

Ein junger Schüler Spohrs, Herr Leopold Lindenan, bas gleichfalls in dieser Zeit ein Konzert gegeben, dem ich leiden nicht beiwohnen konnte; nach Aussage erprobter Musikkenner leistete er aber auch diesmal Ausgezeichnetes auf der Bioline, welches ich gern glaube, da ich schon mehrere Mate Gelegenheit batte, das schöne Talent des noch sehr jugendlichen Künstlers zu bewundern, der gewiß mit der Zeit sich einen bedeutenden Namen in der Kunstwelt erwerben wird. Auch Herr Kapel. meister Rudersdorff, sonst in Moskau, jest bei uns ansässig, gab ein Konzert, das sehr ausgezeichnet gewesen seyn soll; es ist unmöglich, Aues zu sehr und zu hören. Nichts gibt bier eine so schlechte Ausbeute als Konzerte, und doch vergeht im_Winter kaum eine Woche, wo solche nicht angekündige werden; selbst die Gebrüder Bohrer, ein so großer Ruf ihnew auch vorauging, solen kaum_fchuldenfrei durchgekommen seyn, und Madam Grünbaum, hier in der Oper faft vergöttere, machte keinen gut besesten Saal mit dem ihrigen. Das ift sehr begreiflich, da jest Ieder selbst spielt und singt, und sich In seiner eigenen Idee wenigstens so hoch steut, als einen Bohrer und eine Grünbaum; wozu denn diese noch hören? (Die Fortsetzung folgt.)

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Sehr wahr sagt der christlich legitime, aber edel und menschlich denkende Vicomte de Chateaubriand in seiner 1825 erschienenen, auch in Griechenland vietgelesenen, köstliche Wahr Heiten enthaltenden Note sur la Grèce: „Aues ist gut in den menschlichen Dingen, wenn die Regierungen sich an die Spige der Völker stellen, und ihnen den Weg, welche diese zu durch Laufen bestimmt sind, vorangeben: Alles ist übel in detu menschlichen Dingen, wenn die Regierungen von den Völkerp sich nachschleppen lassen, und den Fortschritten, wie den Ben dürfussen der wachsenden Civilisation widerstehen. Die Auss Elärung befindet sich dann am unrechten Orte, die höhere Eiu sicht ist bei dem, der gehorcht, anstatt bei dem zu seyn, der regiert, und es entsteht Verwirrung im Staate." - Genug Beweise für diese Wahrheit enthält die Geschichte: man denke nur an die Reformation, an Nordamerika, an die französische Revolution und den Aufstand der Griechen!

Nach dem Berichte eines Augenzeugen aus Griechenland, der sich in den in Karan erscheinenden, manches Interessante enthaltenden, Unterhaltungsblättern für Welte und Menschen kunde 1825. No. 52. S. 856. befindet, ist auch in Morea der Jägerchor aus Webers Freischüß bekannt geworden: des Berichterstatter hörte ihn im Mai 1825 in der Nähe von Na poli di Romania von den griechischen Soldaten fingen. War der Text etwa in's Griechische überseht worden? oder sangen fie nur die Melodie, mit der die Fremden sie befanne gemacht hatten ?

Nach langem Interregnum ward vor einigen Tagen Isouards, Aschenbrödel" wieder gegeben, und zwar bei vollem Hause. Diese Dper gehört mit Recht zu denen, welche alle Welt gern sieht, besonders wir, da wir in Fräulein Pohl= mann eine unvergleichliche Cendrillon besigen; am Schlusse ward fie gerufen, eine Auszeichnung, welche man bei uns jest fast nur Gästen in der Dper zukommen läßt, warum ? weiß ich nicht. Im Ganzen ging die Oper so ziemlich schlecht; besonders ward das Publikum durch ein Duett zwischen Thisbe und Clorinde wahrhaft mishandelt, d. h. in Hinsicht der Dhe

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Verleger: Ecopold Bof.

Redacteur: K. 2. Methus. Mütter.

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Zeitung für die elegante Welt.

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Korrespondenz (S. 191 f.) beiläufig gegebene Nach= richt von dem Mithridates der neuern Zeit, hatte bei manchem Leser Zweifel erregt; Herr von Zach kommt da her im folgenden Bande (S. 161 ff.) noch einmal auf diesen Gegenstand zuruck.,,Man hat gesagt," schreibt er, ,,daß die zwei und zwanzig Sprachen, die der König von Pontus gesprochen haben soll, nur so viele Mundarten gewesen, und daß Cyrus nicht, wie Valerius Marimus erzählt, die Namen aller seiner Soldaten, sondern nur die seiner Generale gewusst habe. Dies kann seyn; wir wisen es nicht; was wir aber zuverlässig wissen, ist, daß der Professor Mezzofanti sehr gut deutsch, ungarisch, sla vonisch, walachisch, russisch, polnisch, franzosisch und englisch spricht. Man hat gesagt, der Prinz Wolkonsky und Ka= pitán Smyth hatte bei ihrem Zeugnisse für den bewunderns= würdigen Linguisten die Höflichkeit obwalten lassen. Aber ich habe den Prinzen ganz allein gefragt, wie Mezzofanti russisch sprache. Er antwortete mir, er wunschte, sein Sohn sprache es es so gut. Dieses Kind, das immer mit seinem Vater auf Reisen gewesen war,sprach besser en eferen eng= lisch und französisch als russisch. Der Kapitán Smyth sagte auf gleiche Weise: Der Professor spricht das Engli sche korrekter als ich. Wir Seeleute verderben unsere Sprache auf dem Schiffe, wo Irländer, Schotten und

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Ausländer aller Art sich mischen, so daß man da ba oft das allerwunderlichste Kauderwelsch spricht. Der Professor hingegen spricht es richtig, ja selbst zierlich; so daß man sieht, er hat die Sprache studirt."

„Der Prof. Mezzofanti," fährt Herr von Zach fort, besuchte mich eines Tages im Gasthofer Ich war nicht auf meinem Zimmer, sondern bei einem andern Reisenden, dem Baron von Ulmenstein, Obersten im Dienste des Königs von Hannover, der mit seiner Gemahlin reiste. Man führte Herrn Mezzafonti auch dahin, und da ich der einzige war, der ihn kannte, so stellte ich ihn der übrigen Gesellschaft als Professor und Bibliothekar der Universität vor. Er nahm sogleich an der Unterhaltung Theil, die in deutscher Sprache geführt wurde, und nach einer geraumen Zeit zog mich Frau von Ulmenstein bei Seite, 48um um mich zu fragen, wie denn das zuginge, daß ein Deutscher Professor und Bibliothekar an einer italienischen Universi tat sey. Ich antwortete ihr, er sey kein Deutscher, son= dern ein guter Italiener, und zwar aus Bologna selbst, von wo er nie weggkommen seya Man denke sich das Erstaunen der Gesellschaft, die Fragen und Erklärungen, die hierauf folgten! Das Zeugniß der Frau von U., einer gebornen Deutschen von vieler Bildung, die selbst vier Sprachen mit großer Vollkommenheit spricht, kann in dies sem Falle und unter solchen Umständen Niemanden verdach tig seyn."

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"Indes ist dieses nicht eigentlich das, was ich sagen wollte, sondern Folgendes, was zu diesem Artikel Veran= lassung gegeben hat. 3.

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,,Als das Februarstuck des Jahres 1820 erschienen war, in welchem des Professors Mezzofanti Erwähnung geschieht, hatte ich einem meiner Korrespondenten in Desterreich einen reisenden Englander empfohlen, dessen Bekannt= schaft ich in Genua gemacht hatte. Dieser Reisende, wel= cher Ales, was in fremden Sprachen geschrieben ist, liest und versteht, spricht oder will nur seine Muttersprache sprechen, und mein Korrespondent spricht nicht englisch. In seinem nächsten Briefe bezeigt er mir sein Bedauern, nur mit Hülfe eines Dolmetschers mit diesem interessanten Reisenden sprechen zu können, und druckt sich hierüber auf folgende Weise aus: "

„Es hat mir ungemein Leid gethan, mich mit Herrn ** nicht nach Bequemlichkeit unterhalten zu können; denu keiner von uns hat nur einen Schatten von dem Talente des Professors in Bologna, den Sie in Ihrem Februar= stuck erwähnen. Aber à propos von diesem Professor! Ich muß Ihnen sagen, daß es mir großes Vergnúgen ges macht hat, durch Sie die Bestätigung dessen zu erhalten, was mir der Chevalier d'Odelga, Oberster und Komman= dant des Regiments Prinz Leopold von Neapel, von die sem bewundernswürdigen Maune erzählt hat. D'Odelga ist ein Böhme, und hat sich in seiner Muttersprache mit Herrn Mezzofanti unterhalten; und er versicherte mir, daß er ihn für einen Landsmann gehalten hatte, hatte er nicht gewußt, daß er ein Italiener sey. Ich gestehe Ih= nen ausrichtig, daß ich nur die Hälfte von dieser Erzäh lung glaubte, da ich die böhmische Sprache für die Folter einer, italienischen Zunge ansehe. - Dieses also noch ein Zeugniß, das man nicht für bestochen halten kann."

Der Beschluß folgt.)

Die Ketten bruck e. Erzählung von Georg Diring. (Fortsekung.)

Um diese Zeit kam ein neuer Gesell in des Schlosser= meisters Haus. Er nannte sich Joseph, und war fern= her aus dem Schweizerlande, da, wo im mächtigen Fal= len die Ströme vom Felsengebirge herniederrauschen, wo der Bergriesen ungeheure Mauern es von den Fluren des uppigen. Welschlands scheiden. Joseph war ungefähr funf und zwanzig Jahre alt; seine Gestalt war schlank und sein Antlik wohlgebildet Aber, die ursprunglich regel= mäßigen Zúge waren von tiefen Furchen, den Spuren un= gezugelter Leidenschaftlichkeit, durchschnitten; in den dune keln Augen brannte eine unheimliche Glut, und eine große,

machtig hervortretende Falte auf der Stirn verschwand nur dann, wenn der Gesell sich zu einem freundlichen Lacheln zwang, das er aber nie von einer widerwilligen Beimischung reinigen konute. Meister Kurt hatte in dem neuen Gehülfen bald einen so tuchtigen und geschickten Ar= deiter erkannt, wie er noch nie in seiner Werkstätte ge= habt; dabei entging es ihm aber auch nicht, daß Joseph eines störrischen und eigenwilligen Charakters war, daß ein unbändiger Ehrgeiz ihn beherrschte, und daß seine Religios fitat - er war Katholik - in Bigotterie ausartete. Un= geru nahm Joseph eine gewöhnliche Arbeit, die keine sonderliche Geschicklichkeit verlangte, zur Hand; er that sie dann so schnell als möglich ab, oder förderte sie, ohne des Meisters ernste Zurechtweisung groß zu achten, auch wohl mit ausfallender Nachlässigkeit. Wurde ihm aber irgend ein recht mühsames und kunstliches Werk aufgegeben, ein Stuck, das, wie er meinte, keiner seiner Mitgesellen zu verfertigen im Stande sey: dann hatte er Tag und Nacht keine Ruhe, bis es vollendet war, und ihm in allen, selbst den kleinsten Theilen gelungen schien. Dann stand er mit blikenden Augen vor dem Meister, dessen Kennt nisse und Geschicklichkeit er sehr hochschakte, und seine Blicke hingen erwartungsvoll an den Lippen, von denen er Lob und Würdigung seines Werks erwartete. Kurt aber, der dem Ehrgeize des Gesellen nicht fröhnen mochte und ihn von seinem Fehler bessern wollte, war dann einsylbiger und Larger mit seinen Lobspruchen, als gegen die Uebrigen, wenn diese auch eine weit unbedeutendere Arbeit zu Stande gebracht hatten. Tief im Innersten ergrimmt über diese anscheinende Härte des Meisters, welche nur ihn traf, und die er einem persönlichen Haß, oder gar der niedrigen Lei= denschaft des Neides Schuld gab, suchte Joseph dann seinen Uumuth im Taumel der sinnlichen Lust zu vergessen. Er blieb bis spät in die Nacht aus dem Hause, und kehrte oft erst gegen Morgen wildlármend und berauscht wieder heim. Am nächsten Tage aber erfüllte ihn Reue über sein Vergehen; er ging finster und in sich gekehrt im Hause umher, und hutete sich, den ernst mahnenden Blicken des Meisters, welche auf ihm ruheten, zu begegnen. Sobald es seine Zeit erlaubte, eilte er zu seinem Beichtiger, einem einsam im Städtchen lebenden ehemaligen Klostergeistlichen, welcher die Religion als eine strenge Richterin, aber nicht als eine gutige Mutter betrachtend, die den Gefallenen versöhnend wie der erhebt, ihm eine harte und schmerzhafte Buße auferlegte, der sich Joseph auf das Gewissenhafteste unterwarf. War das nun geschehen, und nach des Gesellen Meinung der Himmel befriedigt, so trieb er es wieder ganz wie früher und fiel bei der ersten Gelegenheit abermals in den vorigen Fehler. Daher kam es, daß Meister Kurt durch ein gleichmäßi ges kaltes Benehmen eine Scheidewand zwischen sich und dem wüsten Menschen, den er doch seiner Geschicklichkeit wegen nicht gern entlassen mochte, aufstellte, und ihm zwar im Lohne höher sekte, als seine andern Gehulfen, sonst aber, außer bei der Arbeit, nicht mit ihm verkehrte..

Marie hatte sich wenig um den fremden Gesellen bekimmert. Nur war ihr, wenn sie Mittags und Abends am Eftische mit ihm zusammentras, sein dusteres und schweigsames Wesen aufgefallen, das um so bemerkbarer Hervortrat, da die andern Gesellen, von ihrem Vater zu fröhlicher Unterhaltung aufgefordert, sich diese Erlaubniß gern zu Nuke machten. Aber noch mehr wunderte sie es, daß Meister Kurt nie eine solche Aufforderung an Jo seph richtete, da ein Uebersehen eines oder des andern, oder eine Feindseligkeit gegen irgend Jemand, gar nicht in dem Charakter ihres Vaters lag. Marie schlief den Schlaf der Jugendkraft und eines guten Gewissens. DesBalb war sie durch Josephs oftmaliges Nachtschwärmen noch nicht gestort worden, und des jungen Mannes unge= regeltes Leben war ihr unbekannt geblieben. Als sie aber, auf näheres Befragen bei ihrem Vater: warum er gerade diesen Gesellen so gar kaltsinnig und ernst behandele? die Wahrheit erfahren hatte, da wich sie von nun an dem J o= seph absichtlich aus, wo er ihr etwa begegnen mochte, und bei Tische betrachtete sie ihn oft mit scheuen, forschen= den Blicken, die gleichsam durch die körperliche Hulle hin= durch eines sundhaften Menschen zerrissenes Gemuth, von welchem die reine Jungfrau keinen Begriff hatte, er gründen sollten.

Die Fortserung folgt.)

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Korrespondenz und Notizen. Aus Hamburg. (Fortsekung.)

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„Von den Damen an die Damen, Rosen Epistel mit uno tergemischten Humoren und angenehmen (sic!) Pikanterien über das Siebengestirn, Jugend, Schönheit, Leben, Liebe, Treue, Ehe, Gluck;" fieben Postscripten, Erinnerungen und cris d'allarme an die Männer sc. sc. tc." heißt der seltsame Litet eines seltsamen (aber hübschen) kleinen Büchelchens von Sabinus (der Name sollte wohl eigentlich mit einem B ans fangen und ein Dr. davorstehn), welches eben wirklich eben, denn es ist kaum einige Stunden da - bei Friedrich Menk, hiesigem Buchdrucker, erschienen. Eines habe ich mir gewünscht, indem ich das nur 46 Seiten enthaltende Büchelchen durchlas, nicht etwa durchblätterte. Es geschrieben zu ha ben, nicht wahr?" fragt hier ein weiser Leser, oder eine liebenswürdige Leserin, denn Frauen dürfen nicht weise seyn - Mit nichten! Sie haben sich dennoch geirrt: ich möchte meine opera omnia vielmehr in der Officin des Hrn. Fr. Menk gedruckt sehen, denn ein so guter, scharfer und besonders korrekter Druck ist mir lange nicht vorgekommen. Ich glaube, daß die Berke der Frau v. Fouque' selbst aus dies ser Buchdruckerei etwas besser vor das Publikum treten wür= den, denn der Korrektor derselben scheint ein ganzer Mann zu seyn! Den Inhalt des Büchelchens spricht der Litel aus, der fast so lang ist, als es selbst; es wird etwas weniges über das oben benannte Siebengestirn darin philosophirt und rais sonnirt, und zwar in einer Sprache à la Jean Paul, mitun. ter gibts recht gute Einfälle und etwas pikante Wahrheiten, auch sehr vielen Humor, fast auf jeder Geite; Vieles dürfte beherzigt werden, besonders von unsern Mode Schönen; Mans ches darin aber möchten wir nur einer wirklichen Gurli in die Hände geben, und da diese nach dem zwölften Jahre kaum mehr gefunden werden, können wir das Buch im Allgemeinen nicht empfehlen; - wenigstens nicht für junge Mädchen, denn vor dem zwölften Jahre möchten sie's nicht verstehn, und nach demselben ihnen manche Stelle desselben schädlich werden.

Unter den Stadtvorfällen zeichnen sich zwei sehr betrüs bende aus. Ein Schmiedegescue hat im Jähzorn den Lehrbure schen mit einem Hammer erschlagen, und acht Tage darauf ein anderer gleichsaus mit demselben seinen Meister, der zwar nicht auf der Stelle seinen Geist verhauchte, aber am achten Tage an der erhaltenen Kopfverlegung verschied; beide Mörder find zur gefänglichen Haft gebracht und sehen ihrer gerechten Bestrafung entgegen.

Die zusammengetretene Kommission der im vorigen Fes bruar sich ereigneten Wasserschäden hat jest ihren Bericht über die Verwendung der eingegangenen sehr bedeutenden Eummen durch eine Druckschrift dem Publikum vorgelegt, eine Einrichs tung, die so löblich und vortresslich ist, daß sie zur allgemeinen Kunde gebracht zu werden verdient.

Der Tod des Kaisers von Rusland hat hier große Sens sation erregt; man betrauert allgemein einen Monarchen, der unserer Stadt zahlreiche Beweise seines Wohlwollens gab, und sich überhaupt stets als Menschenfreund zeigte.

Eine neue Buchhandlung, die des Hrn. Christiani aus Berlin, ist hier etablirt worden, und ein sehr glänzendes Lokal dazu auf dem Reuenwall eingerichtet; Hr. Christiani verbindet eine Musikhandlung mit derselben, so daß jest drei sehr bedeutende, die der Herren Böhme und Cranz, und die Christianische, hier existiren. Von der anerkannten Thätig. keit des Hrn. Christiani ist sehr viel Gutes zu erwarten.

(Der Beschlus folgt.)

Aus Berlin. (Beschluß.)

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Daß die Nengier, Lord Wellington zu sehen, sehr groß war, darf ich nicht erst erwähnen. Tausende von Mene schen umringten ihn überall, wo er sich sehen ließ, und bel der Parade, bei der er erscheinen soute, war Kopf bei Kopf; alle Fenster mit Zuschauer, die übereinander gereiht standen, besest. Ohne Unglück pflegt dergleichen nicht abzulaufen, Go ist auch ein Fensterkranz losgebrochen, und die dahinter Stee henden sind mit solchem heruntergestürzt und mehr oder minder beschädigt worden.

Sehr zart und sinnig haben des Königs Majeftät eine Marmorbüste Blüchers dem brittischen Helden zum Geschenk gemacht. Bei seiner Ankunft bieselbst bat er sie in seinem Zimmer im Gasthofe: die Stadt Rom, wo er abstieg, vors gefunden. Der Herzog, ein Mann mit schneeweißen Haaren, und einem Stugbart, zeigte sich nur in der preußischen Felde marschausuniform..

Das Landrecht und die Prozekordnung baben seit ihrer Erscheinung so mannichfaltige Veränderungen und Deklaratio. nen erlitten; es haben sich so viele Berhältnisse der Unterthas nen gegen einander geändert, daß es in vielen Stücken nicht mehr Anwendung finden konnte, und es durch neuere einzelne Geseke aufgehoben war. Dies hat des Königs Majestät bes stimmt, eine Kommission zur Revision des Landrechts und der Prozeßordnung niederzusehen, welche jeden einzelnen Artikel gründlich prüfen, und worauf demnächst ein neues Landrecht und eine neue Prozekordnung, der dem Geist der Zeit ents spricht, angefertigt und promulgirt werden sou.

Einzelne Artikel werden den erfahrendsten und wissens schaftlich gebildetesten praktischen Rechtsgelehrten hier und in den Provinzen zur Bearbeitung zugesandt, demnächst werden deren Ausarbeitungen von einer hier niedergesekten Kommiss fion sorgfältig geprüft, und alsdann wird dasjenige davon, was allgemein nüglich ist, in das neue zu emanirende Lande recht und die neue Prozeßordnung aufgenommen werden. Des Königs Majestät haben zu diesem höchst wohlthätigen Zweck für dies Jahr 28.000 Rthlr. angewiesen, eine gleiche Summe für das künftige Jahr bestimmt, und es soll diese Arbeit in zwei Jahren beendet seyn.

Es leidet keinen Zweifel, daß die Realisirung dieses Plans eine große, lang eutbehrte Wohlthat für die Bewohner des preußischen Staats seyn wird; denn bei den vielen Deklaras tionen einzelner Gesesstellen im Landrecht lief. Mancher Ges fahr, nach langen, kostspieligen Prozessen doch zu verlieren, wenn sein Sachwalter eine der spätern Deklarationen überfes hen hatte, wodurch eine frühere, auf die er sein Recht bes gründen wollte, entweder aufgehoben, oder so modificirt wors den war, daß fie ihm keinen Vortheil gewähren konnte, und der Sachwalter des Gegners darauf provocirte...

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