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12. November 1896.

17. Dezember

1896.

1897.

besizer Hermann Müller zu Blasewiß, welcher bei der 2. Kompagnie den Feldzug 1870/71 mitgemacht hatte, eine Stiftung für Invalide des Regiments aus dem genannten Feldzuge. Er stiftete hierzu ein Kapital von 33 400 Mark und stellte außerdem noch 4000 Mark zur Vertheilung an verschiedene besonders bedürftige Invaliden zur Verfügung.

In Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers fand am 12. November die Vereidigung der Rekruten im Lustgarten zu Berlin statt.

Laut A. K. O. vom 17. Dezember wurde dem Sekondlieutenant v. Voß für die von ihm am 17. Juni mit eigener Lebensgefahr ausgeführte Rettung eines Mädchens aus dem Landwehrkanal von dem Tode des Ertrinkens die RettungsMedaille am Bande verliehen.

Gegen Ende des Jahres erfreuten Generallieutenant 3. D. v. Behr, welcher im Feldzuge 1870/71 eine Zeit lang das Regiment als Major geführt hatte, sowie General der Infanterie und kommandirender General des V. Armeekorps, v. Seedt, welcher während des Feldzuges 1866 Kompagniechef im Regiment gewesen war, das Offizierkorps durch Uebersendung ihrer Photographien.

Im Monat Februar des Jahres 1897 begannen die Vorarbeiten für die Abgabe des IV. Bataillons an das neu zu errichtende 5. Garde-Regiment zu Fuß. Der Monat März brachte die hundertjährige Wiederkehr des Geburtstages des hochseligen Kaisers und Königs Wilhelm des Großen. An drei Tagen wurde die sogenannte Centenarseier festlich begangen. Am 21. März fand in allen Kirchen feierlicher Gottesdienst statt, wobei die mit frischem Eichenlaub geschmückten Fahnen. in der Garnisonkirche neben dem Altar standen. Eine Abordnung des Regiments legte im Mausoleum zu Charlottenburg einen Kranz mit Widmungsschleife am Sarkophag des großen Kaisers nieder.

Zu der am 22. März stattfindenden Enthüllung des Denkmals Wilhelms des Großen in Berlin war die 1. Kompagnie mit der Fahne des I. Bataillons befohlen. Auch der Regimentskommandeur und der Kommandeur des I. Bataillons wohnten dieser Feier bei.

Die Truppen des Gardekorps bildeten in Paradeaufstellung vom Luftgarten an Spalier, die Straße Unter den Linden entlang. Die Infanterie stand auf der südlichen, die Kavallerie und Artillerie auf der nördlichen Seite, die 1. Kompagnie des Regiments zwischen dem russischen Botschaftsgebäude und der Wilhelmstraße. Nach der Enthüllung des Denkmals marschirten die Truppen in Parademarsch vor Seiner Majestät dem Kaiser und König vorüber.

In Spandau nahmen währenddessen die anderen Kompagnien des Regiments auf dem Hofe der neuen Kaserne an der vom Kommandanten, Generalmajor Frhrn. v. Funck, abgehaltenen Parade theil.

An der großen Jllumination der Stadt betheiligten sich auch die Kasernengebäude. Zum Andenken an diese denkwürdige Feier wurde den Truppen von Seiner Majestät die Jubiläums-Medaille mit dem Bilde des großen Heldenkaisers am Bande des Schwarzen Adler-Ordens und neben der preußischen die deutsche Kofarde verliehen.

Die A. K. O. lautet folgendermaßen:

„An Mein Heer!

Das Vaterland begeht heute festlich den Tag, an dem ihm vor hundert Jahren Wilhelm der Große geschenkt wurde, der erhabene Herrscher, welcher nach dem Willen der Vorsehung das deutsche Volk der ersehnten Einigung zugeführt, ihm wieder einen Kaiser gegeben hat. Als feindlicher Anfall Deutschlands Grenzen bedrohte, seine Ehre und Unabhängigkeit antastete, fanden sich die lange getrennten Stämme aus Nord und Süd wieder; die auf Frankreichs Schlachtfeldern mit Strömen von Heldenblut besiegelte Waffenbrüderschaft der deutschen Heere ward der Eckstein des neuen Reiches, des die Fürsten und Völker Deutschlands unauflöslich umschließenden Bundes.

Dieser Einigung ist das hehre Denkmal, welches die mit Ehrfurcht gepaarte Liebe des deutschen Volkes seinem Großen Kaiser, dem Vater des Vaterlandes, heute widmet, ein erhebendes Zeugniß. Unauslöschlich wird diese Feier eingezeichnet bleiben in allen Herzen, die für Deutschlands Ehre und Wohlfahrt schlagen, unvergeßlich vor allen Dingen denen sein, welche den sieggekrönten Fahnen Wilhelms des Großen gefolgt sind und gewürdigt waren, das Werk seines Lebens vollenden zu helfen.

Eine besondere Weihe will Ich diesem Jubeltage dadurch geben, daß Mein Heer von nun an auch die Farben des gemeinsamen Vaterlandes anlegt; das Wahrzeichen der errungenen Einheit, die deutsche Kokarde, die nach dem einmüthigen Beschlusse Meiner hohen Bundesgenossen in dieser Stunde ihren Truppen ebenfalls verliehen wird, soll ihm eine für alle Zeiten sichtbare Mahnung sein, einzustehen für Deutschlands Ruhm und Größe, es zu schirmen mit Blut und Leben.

Dankerfüllt und voller Zuversicht ruht heute Mein Blick auf Meinem Heere, denn Ich weiß von ihm, dem die fürsorgende Liebe des Großen Kaisers von seinen Jugendjahren bis zu den letzten Augenblicken Seines gottgesegneten Greisenalters gewidmet war, dem Er den Geist der Zucht, des Gehorsams und der Treue, welcher allein zu großzen Thaten befähigt, als ein köstliches Erbe hinterlassen hat, daß es seines hohen Berufes immerdar eingedenk sein und jede Aufgabe, die ihm anvertraut, erfüllen wird.

Ihm bestimme Jch deshalb an erster Stelle das Denkzeichen, welches Ich zur Erinnerung an den heutigen Tag gestiftet habe. Möge Jeder, der gewürdigt ist, das Bild des erhabenen Kaisers auf seiner Brust zu tragen, Ihm nacheifern in reiner Vaterlandsliebe und hingebender Pflichterfüllung, dann wird Deutschland alle Stürme und alle Gefahren siegreich bestehen, welche ihm nach dem Willen Gottes im Wandel der Zeiten beschieden sein sollen. Berlin, den 22. März 1897.

gez. Wilhelm."

Durch das gnädige Wohlwollen der Kaiserin Friedrich und des Erbgroßherzogs von Baden hatte das Offizierkorps für seine Damen Pläge im Niederländischen Palais erhalten, um sich den großartigen Bürgerfestzug ansehen zu

Der hohe Chef empfing an diesem Tage die Stabsoffiziere, sowie die am 22. März beförderten oder versetten Offiziere des Regiments in Audienz im

31. März 1897.

14. Mai 1897.

18. August 1897.

Palais des hochseligen Kaisers Wilhelm in Gegenwart des Großherzogs. Die erlauchte Frau, mit den Insignien des Wilhelm-Ordens geschmückt, richtete ebenso wie der Großherzog an jeden Einzelnen huldvolle Worte der Beglückwünschung oder des Abschiedes.

Infolge der Allerhöchst befohlenen Formationsveränderungen wurden damals aus dem Regiment versezt: der Hauptmann v. Barby in das 55. InfanterieRegiment, die Hauptleute Frhr. v. der Horst und v. Stockhausen sowie Premierlieutenant Frhr. v. Lersner in das 5. Garde-Regiment zu Fuß, Premierlieutenant v. Schäffer in das 153., Premierlieutenant Frhr. v. Henneberg, Sekondlieutenant Frhr. v. Huene in das 168., Sekondlieutenant Frhr. v. Schimmelmann in das 76., Sekondlieutenant v. Arnim in das 24. Regiment. Hauptmann Frhr. v. der Tann wurde unter Stellung à la suite des Regiments zum Plazmajor von Magdeburg ernannt. Hauptmann v. Below vom Füsilier-Regiment Nr. 38 wurde in das Regiment versezt.

Die 13. und 14. Kompagnie traten bei der Bildung der neuen Regimenter mit Unteroffizieren und Mannschaften geschlossen zum 5. Garde-Regiment zu Fuß über und verblieben in ihren Kasernen.

Am 31. März fand die feierliche Uebergabe der Fahne des nunmehr aufgelösten IV. Bataillons an das I. durch den Regimentskommandeur auf dem Hofe der Stresowkaserne I statt.

Seine Majestät der Kaiser und König hatte die Gnade, am 14. Mai in Gegenwart Jhrer Majestät und der Königlichen Prinzen am Denkmal des Regiments bei St. Privat einen Tannenzweig zu pflücken und diesen dem Regiment übersenden zu lassen. Der Zweig ist im Kasino unter einer Photographie angebracht worden, welche den Vortrag des Generalstabschefs des XVI. Armeekorps, Oberst Frhrn. v. Huene, vor den Majestäten am Denkmal des Regiments darstellt und welche Hauptmann v. Gontard, Militär-Gouverneur des Prinzen Adalbert von Preußen, geschenkt hat.

Der Gefreite Zientek der 12. Kompagnie, welcher mit eigener Lebensgefahr einen Knaben aus dem Spandauer Mühlgraben vom Tode des Ertrinkens errettet hatte, erhielt durch A. K. O. vom 5. Juni die Rettungs-Medaille am Bande.

Laut A. K. O. vom 18. August wurde Generallieutenant v. Bock und Polach zur Vertretung des beurlaubten und erkrankten kommandirenden Generals v. Winterfeld bis auf Weiteres kommandirt.

Die diesjährigen Herbstübungen fanden in der Gegend zwischen Eüstrin, Schwiebus, Meserit, also zum Theil in der Provinz Posen, vom 4. bis 19. September statt.

Die Uebersiedelung des Königin Augusta GardeGrenadier-Regiments Nr. 4 von Spandau nach Berlin.

Gegen Ende des Jahres 1897 sollte dem Regiment noch eine große wichtige Veränderung beschieden sein. Das, was schon seit 1893 erhofft und seitdem immer wieder auf einen ferneren Zeitpunkt hinausgeschoben worden war, wurde endlich am 27. September 1897 zur Thatsache. Das Regiment verließ nach vierjährigem Aufenthalt die Garnison Spandau und bezog die neuen Kasernen am Tempelhofer Felde in Berlin.

Mit dem Gefühl der Freude und des Stolzes, nunmehr in der Haupt- und Residenzstadt selbst zu stehen, mischte sich jedoch auch das des Bedauerns, von manchem in verhältnißmäßig kurzer Zeit lieb und werth Gewordenen der bisherigen Garnison Spandau scheiden zu müssen.

Als Ausdruck des guten Einvernehmens, welches von dem ersten Tage mit den städtischen Behörden geherrscht, und der treuen Kameradschaft, welche stets den anderen Truppentheilen gegenüber bestanden hatte, fand am 2. September ein gemeinschaftliches Abschiedsessen im Kasino statt. Hierzu waren der Kommandant, Generalmajor Frhr. v. Fund, sowie die Kommandeure der Truppentheile und Direktoren der militärischen Institute nebst Abordnungen ihrer Offizierkorps, sowie der Oberbürgermeister Kölge erschienen. Bei der Tafel gab der Regimentskommandeur in warmen Worten seinen und des Offizierkorps Wünschen für das fernere Gedeihen und Blühen Spandaus Ausdruck, während der Kommandant und der Oberbürgermeister in ebenso herzlicher Weise dem Regiment die Abschiedsgrüße der Garnison und der Stadt Spandau übermittelten. In launiger Rede erwähnte Herr Kölze, daß zwei große Steine dem Offizierkorps auf dessen Bitte zur Ausschmückung des Gartens in Berlin überlassen worden seien, und bat, diese „Findlinge der Kanalisation" als das Abschiedsgeschenk Spandaus zu betrachten. Diesem Abschiedsessen folgten später nach der Rückkehr aus dem Manöver noch weitere Abschiedsfestlichkeiten bei anderen Truppentheilen.

Am 4. September rückte das Regiment ins Manöver aus. Während dieser Zeit wurde der Umzug des Kasinos unter Leitung des Hauptmanns Frhrn. v. Verschuer in so rühriger Weise bewerkstelligt, daß in der kurzen Zeit vom 4. bis 26. September nicht nur die ganze Einrichtung nach Berlin geschafft, sondern auch das neue Kasino vollständig fertig eingerichtet und allen Anforderungen gewachsen. war, die bald in schneller Aufeinanderfolge in Gestalt von Empfangsfesten an seine Leistungsfähigkeit herantreten sollten. Nachdem man auch das ganze neue Kasernement nach Kräften mit dem Nöthigen ausgestattet hatte, wurde für den 27. September der Abmarsch des Regiments von Spandau festgeseßt.

Da die Entlassung des älteren Jahrganges bereits erfolgt war, so bildete man für den Ausmarsch aus dem Regiment ein Bataillon, dessen Führung Hauptmann v. Below übernahm. Eine kriegsstarke Kompagnie unter dem Hauptmann

Frhrn. Rait v. Frenz (Josef) holte mit klingendem Spiel unter zahlreicher Begleitung von Spandauer Bürgern die Fahne von der Citadelle ab und vereinigte sich mit den anderen Kompagnien um 8 Uhr 15 Minuten auf dem Hofe der Stresowkaserne 1. Hier richtete der Kommandant im Namen der Garnison, die durch zahlreiche Abordnungen vertreten war, nochmals herzliche Worte des Abschieds an das Regiment, wofür Oberst Frhr. v. Seckendorff durch ein dreifaches Hoch auf Garnison und Stadt Spandau dankte. Geleitet von allen zum Abschied erschienenen Offizieren, trat das Regiment 81/2 Uhr vormittags die berittenen Herren an der Spitze den Marsch nach Berlin an. den Marsch nach Berlin an. Am Eingange von Westend, in der Nähe der jedem Angehörigen des Regiments von vielen Felddienstübungen her wohlbekannten „Alten Rennbahn", erwarteten die berittenen Herren des Regiments Elisabeth mit der Regimentsmusik die Truppe und gaben ihr durch Charlottenburg bis an den Großen Stern das Geleit. Da das Regiment auf seinem Wege nicht weit von der Ruhestätte des verewigten hohen Chefs vorüberkam, nahm der Kommandeur die Gelegenheit wahr, begleitet von einer Deputation, im Mausoleum einen Kranz niederzulegen. Dasselbe geschah später, nachdem die Fahnen im Schlosse abgegeben waren, am Denkmal der hochseligen Kaiserin. Bei dem Großen Stern begrüßten das Regiment die direkten Vorgesetzten, unter ihnen der stellvertretende kommandirende General, sowie eine Anzahl höherer Offiziere und setzten sich an die Spitze der Fahnen-Kompagnie. Lettere marschirte unter den Klängen des Rhein- und Moselliedes durch das Brandenburger Thor, die Linden entlang nach dem Schloffe, um dort die Fahnen abzugeben. Der Rest des Regiments bog am Großen Stern in südlicher Richtung ab und erreichte auf dem nächsten Wege das am Tempelhofer Felde belegene Kasernement. Gegen 12 Uhr traf die Fahnen-Kompagnie gleichfalls dort ein. Die Straßen in der Nähe der Kaserne waren ebenso wie diese selbst reich beflaggt und mit Laubgewinden geschmückt. Auf dem Hofe nahm das Regiment in einem Viereck Aufstellung, dessen eine Seite durch die zur Begrüßung erschienenen ehemaligen Offiziere, den Verein ehemaliger Augustaner, sowie durch die in Berlin weilenden Offiziere des Beurlaubtenstandes gebildet wurde. Der stellvertretende kommandirende General hieß das Regiment willkommen und übergab ihm hierauf das Kasernement. Der Regimentskommandeur erwiderte etwa Folgendes: Indem wir Besitz ergreifen von den herrlichen, stolzen Gebäuden, die wir der nie rastenden Fürsorge Seiner Majestät und Allerhöchstseiner Organe verdanken, wollen wir eingedenk sein der Verpflichtungen, welche wir insgesammt gleichzeitig übernehmen. Die schönsten Soldatentugenden sollen sich hier entfalten, sollen hier gehegt und gepflegt werden. Der feste Wille, alle Kräfte zur Erlangung der Kriegstüchtigkeit einzusetzen, soll hier zum Ausdruck kommen. Die Liebe zu unserem schönen Regiment wollen wir hochhalten, wie die hier erschienenen ehemaligen Kameraden es gethan, und uns allezeit mit ihnen vereinigen zu dem Rufe, der uns lieb und theuer: Seine Majestät der Kaiser und König, Hurrah!" Unter präsentirtem Gewehr wurde dieses Hurrah auf Seine Majestät ausgebracht und dann das Regiment entlassen.

Allgemein machte sich jetzt nach den Anstrengungen des Tages der Wunsch, den Magen zu befriedigen, geltend, und bald erscholl für die Mannschaft das Signal

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