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worden. Um Lettere vorzubereiten und um eine festere Verbindung der Dritten und Maas-Armee herzustellen, sollte diese ihren rechten Flügel bis auf die Halbinsel von Gennevilliers ausdehnen. Demgemäß wurde in das Städtchen Argenteuil, das bisher nur von einem Bataillon besetzt war, zunächst am 2. Oktober eine Pionier- 2. u. 4. Oktober. Kompagnie und die 4. leichte Batterie Balcke, dann am 4. noch ein Bataillon Infanterie-Regiments Nr. 86 und die 4. schwere Batterie Laube, verlegt. Die 4. leichte Batterie erbaute einen Batteriestand am Ostausgange von Argenteuil, Batterie Laube einen solchen am westlichen Ausgange der Stadt zwischen zwei Steinbrüchen unweit der Seine. Von hier aus konnte man die gegenüberliegende Halbinsel Gennevilliers, besonders das Gelände zwischen dem gleichnamigen Orte und dem Dorfe Colombes unter wirksames Feuer nehmen.

Da am anderen Ufer mehrere Dertlichkeiten, sowie eine Schanze und längs der Seine ein Damm, auf etwa 400 Schritt gegenüberlagen, so erfolgte der Bau, der übrigens nicht gestört wurde, erst nach Eintritt völliger Dunkelheit gegen 9 Uhr und war um 1239 Uhr beendet. Zum Schuß der Batterieen wurde das Dorf Epinai besetzt und befestigt. Die bereits gesprengten Seine-Brücken bei Argenteuil und Bezons wurden gänzlich eingeworfen. Gleichzeitig baute die 5. schwere Batterie auf dem Mont d'Orgemont neben den dort befindlichen Batterieständen noch eine dritte Batterie. 1)

Am 11. Oktober kam die vom Großen Hauptquartier gewünschte 11. Oktober. Rechtsschiebung der Maas-Armee zur Ausführung.

Die ganze 16. Infanterie-Brigade wurde in und bei Argenteuil vereinigt, von der II. Fuß-Abtheilung auch noch die 3. schwere Batterie Dieckmann hierhin verlegt, während die übrigen Theile der 8. Division2) zwischen Sannois und dem See von Enghien untergebracht wurden. Die 7. Division bezog Quartiere am Südwesthange der Höhen von Montmorency, die Korpsartillerie in Sannois und Ermont, das Generalfommando ging von St. Brice nach Soisy. Hierdurch verschob sich auch die Besetzung der erbauten Batterieeinschnitte. Die Batterieen der Korpsartillerie hatten die Stände bei Moulin d'Orgemont südöstlich von Sannois, die der I. Fuß-Abtheilung die bei Montmorency, die Batterieen der II. Fuß

1) Bei Moulin d'Orgemont. Vergl. Seite 322.

2) Divisionsstab, 15. Infanterie-Brigade, Husaren Regiment Nr. 12, 3. leichte Batterie.

Abtheilung die Einschnitte bei Argenteuil zu besetzen. Die vorhandenen
Geschützeinschnitte wurden verstärkt und nach und nach neu angelegt.

Die 4. schwere Batterie besetzte und verstärkte am 11. Oktober den von der 4. leichten Batterie östlich Argenteuil in der Nähe der dortigen Eisenbahnstation angelegten Stand. Die 4. leichte begann am 16. Oktober den Bau eines Einschnittes nordwestlich der Stadt bei Moulin de La Grande Tour, den die 4. schwere Batterie am folgenden Tage auf Befehl des Oberkommandos vollendete und besette. Die 4. leichte Batterie rückte dann wieder in ihre früheren Einschnitte östlich Argenteuil.

Ferner erbaute am 11. Oktober mit Hülfe von Pionieren die 3. schwere Batterie auf dem nordöstlichen Abhange des Mont d'Orgemont südlich der Chaussee von Sannois nach Epinai Einschnitte für drei Batterieen zur Beherrschung des linken Seine-Ufers zwischen St. Denis und Epinai, auf deren rechtem Flügel später, am 2. November, die 5. leichte und 5. schwere Batterie noch je einen neuen Batteriestand anlegten. Am 20. November erbaute die Reitende Abtheilung noch einen Stand dicht östlich der Eisenbahn von Sannois nach Argenteuil an den dortigen Gipsbrüchen (Carrières à plâtre).

Der vorgeschobene Posten in Argenteuil wurde fast täglich alarmirt1) und aus schweren Festungsgeschützen von St. Quen und Courbevoie her beschossen, gegen die sich die Feldgeschüße nicht wehren konnten.)

Die Batteriestände blieben aber dauernd von je einem Zuge besetzt.

Die Batterieen sollten sich auf den nuglosen Kampf mit Festungsgeschützen nicht einlassen, aber ein Festsetzen des Feindes auf der 16. Eftober. Halbinsel Gennevilliers verhindern. Als am 16. Oktober eine feind

1) Die 4. schwere Batterie traf eines Tages der Befehl zum Alarm gerade, als die Kanoniere drei Viertelstunden von der Stadt Argenteuil entfernt mit Anfertigung von Baumaterial beschäftigt waren. Um keine Zeit zu verlieren, ließ der Batteriechef, Hauptmann Laube, schnell entschlossen seine Geschüße mit Pferdepflegern, Handwerkern und Trainsoldaten besehen und stand in einer halben Stunde schußbereit mit seiner Batterie in den Einschnitten nordwestlich Argenteuil.

2) Hauptmann Laube schreibt: Obgleich die Beschießung auf sehr bez deutende Entfernung stattfand, so machten doch die mit großem Geräusch ankommenden und einschlagenden schweren Granaten, die uns unmittelbar im Quartier und Parke bedrohten, besonders im Anfange keinen sehr angenehmen Eindruck. Das Gefühl völliger Wehrlosigkeit diesem Kampfesmittel gegenüber vermochte diesen natürlich nicht zu heben.

liche Feld-Batterie bei Colombes auftrat, wurde sie durch wenige Schüsse der 4. schweren Batterie Laube vertrieben und das Dorf an mehreren Stellen in Brand geschossen. Eine am 17. längs der Seine 17. Oktober. vorgenommene Erkundung hatte ergeben, daß ein etwa 400 Schritt entferntes, auf dem jenseitigen Ufer gelegenes Werk zur Aufnahme von Geschützen vorbereitet war. Zur näheren Erkundung an Ort und Stelle erbat Hauptmann Laube die Genehmigung zur Absendung eines Kommandos auf das jenseitige Ufer, zu dessen Führer er den Portepeefähnrich Röhrig bestimmte. Dieser fuhr am Abend mit einem Kommando Sechsundachtziger auf Nachen hinüber, fand das Werk völlig ausgebaut, aber noch nicht mit Geschüßen besetzt. Die beabsichtigte Zerstörung mußte unterbleiben, da die Aufmerksamkeit des Feindes bereits erregt war. Dem Fähnrich trug diese immerhin gewagte Unternehmung auf Vorschlag seines Batteriechefs später das Eiserne Kreuz ein, das er zufällig an demselben Tage erhielt, an dem ihm auch die Epaulettes bescheert wurden.

Am Abend des 17. Oktober erhielt die 4. schwere Batterie Laube Befehl, den nach eingegangenen Meldungen vom Feinde begonnenen Bau und die Armirung einer Schanze bei Colombes zu hindern und dazu den von der 4. leichten Batterie auf der Höhe nordwestlich Argenteuil begonnenen Batteriestand auszubauen und zu besetzen. Die ganze Nacht wurde angestrengt gearbeitet, da das geringe Handwerkszeug und der harte Kalk- und Weinbergsboden große Schwierigkeiten. machte. Die feindliche Schanze wurde aber vom Major v. Gilsa am 18. mittags vom Orgemont aus als zu weit (etwa 6000 Schritt) entfernt bei Courbevoie und nicht bei Colombes liegend erkannt.

Als nach 1 Uhr mittags eine feindliche Feld-Batterie und einige 18. Oktober. Kompagnieen Infanterie in der Nähe von Colombes im Exerziren begriffen bemerkt wurden, gelang es der 4. leichten Batterie von dem Batteriestande östlich Argenteuil (bei der Station) aus, sie durch wenige Schüsse zu vertreiben. Unmittelbar darauf begannen aber wiederum die bei Courbevoie aufgestellten Festungsgeschütze, bald darauf auch Feldgeschüße auf den Höhen von Colombes bis Nanterre ein furchtbares, glücklicherweise aber wenig wirksames Feuer, an dem sich sogar der eine Meile entfernte Mont Valérien1) mit seinen

1) Einige schwere Granaten hatten die Brustwehr der Batterie Laube durchschlagen und Wischer sowie Laffetenwand des 3. Geschüßes zertrümmert. Assistenzarzt Dr. Wugk wurde, als er in den Batteriestand eilen wollte, am Oberschenkel schwer kontusionirt und mußte ins Lazareth aufgenommen werden. Unteroffizier Weber wurde leicht verwundet.

23. Oftober.

Riesengeschützen betheiligte. Die 4. schwere Batterie, die seit dem Morgen den Batteriestand nordwestlich Argenteuil mit drei Bedienungen besetzt gehalten hatte, zog sofort die übrigen heran, eröffnete aber schon vorher das Feuer, lenkte dadurch das ganze feindliche Feuer auf sich, und es gelang ihr, wie am 16. eine am Westsaum von Colombes sehr gedeckt aufgestellte Feld-Batterie auf 3000 Schritt zu vertreiben und den Ort Colombes selbst in Brand zu schießen.

Am 23. Oktober wurden die drei nach Argenteuil vorgeschobenen Batterieen der 8. Division wieder zurückgezogen. Das ArmeeOberkommando hatte die Absicht, bei Argenteuil eine Brücke herzustellen, aufgegeben, die Feld-Batterieen konnten an anderer Stelle sachgemäßer verwendet werden. Es wurden daher am 22. und 23. die 4. leichte und 3. schwere nach Sannois, die 4. schwere nach St. Gratien verlegt, wo schon die 3. leichte lag.') Südöstlich von St. Gratien, zu beiden Seiten des Weges von diesem Ort nach Epinai, legten die 3. leichte und 4. schwere Batterie Einschnitte an, um einem Ausfall des Feindes aus St. Denis über Epinai ent= gegentreten zu können.

Ueber die in der vorgeschobenen Stellung bei Argenteuil zugebrachte Zeit schreibt Hauptmann Laube in seinen mehrfach erwähnten „Erlebnissen":

„Welche Zeit der Anspannung und der Anstrengung nun hinter uns lag, kam uns erst jegt und später ganz zum Bewußtsein; war die Batterie besonders hierzu berufen gewesen, so behalten die Tage von Argenteuil in der Erinnerung für sie auch einen bleibenden Werth!"

Die nächste Zeit verlief ohne aufregende Ereignisse. Die Batterieen wurden zwar öfters alarmirt, ohne jedoch zur Feuerthätigkeit

1) In den überfüllten Orten konnten die Batterieen nur mit Schwierigkeit untergebracht werden, namentlich mangelte es an Ställen. Als Kuriosum sei erwähnt, daß von der Batterie Laube die Pferde eines Geschüßes in einer Restauration, eines anderen in einem Tanzsaal, die eines dritten in einem Billardsalon standen. Die Billards dienten als Krippen; am folgenden Tage war das grüne Tuch von den Billards zwar zum großen Theil verschwunden, den Pferden aber hat dies Grünfutter weiter keinen Schaden gebracht. Man war genöthigt, Tische, Stühle, Matrazen 2c. aus den in Argenteuil verlassenen Quartieren heranzuholen, in St. Gratien war nichts dergleichen mehr zu haben. Die anfangs mäßige Unterbringung der Mannschaften besserte sich im Laufe des noch 3 Monate dauernden Aufenthaltes und genügte schließlich allen billigen Anforderungen.

zu gelangen; es trat verhältnißmäßig Ruhe ein. Die Straucharbeit wurde auf höheren Befehl wieder aufgenommen und auch der Friedensdienst, Reiten und Ererziren, nach Möglichkeit geübt. Die von allen Seiten ersehnte Heranziehung des Belagerungsmaterials unterblieb jedoch vorläufig, zum Theil aus politischen Gründen. Die Hoffnung auf eine baldige Beschießung der feindlichen Hauptstadt schwand fast, als Mitte November die Anfertigung von Batterie-Baumaterial auf Armeebefehl vorläufig eingestellt wurde.

Es wurde fleißig in der Reitbahn geritten, am Geschütz exerzirt und Bekleidung, Ausrüstung und Material in Stand gesetzt. Wenn nicht das häufige Schießen, namentlich vom Mont Valérien und von den Forts von St. Denis an den Ernst des Krieges gemahnt hätte, so hätte man sich in eine Friedensgarnison versett glauben können. 1)

1) Premierlieutenant Herzog erzählt: „Wir Offiziere quartierten uns in einem leeren, sehr hübschen Hause in der Nähe der Kirche ein, aber bald zeigte sich, warum das Haus nicht schon von Anderen belegt war. Die schweren Geschüße in den Forts von St. Denis hatten den Kirchthurm von St. Gratien als günstigen Zielpunkt genommen, und die feindlichen Geschosse schlugen meist in der Nähe ein. Als aber in einer der nächstfolgenden Nächte eine Granate in den an unser Haus stoßenden Stall fuhr, dort 3 Pferde erschlug und einen Soldaten schwer verwundete, und gleich darauf eine zweite nur wenige Schritte entfernt krepirte, hielten wir es auch für gerathen, die Umgebung der Kirche zu verlassen. Wir richteten uns ein ganz neues Haus ein, das bis auf Fenster und Thüren fertig war. Lehtere wurden auf dem Boden gefunden, eingehängt, und der ganze Ober- und Unterstab der Vatterie fand in dem Hause Play. Zu ebener Erde wohnten der Feldwebel und Kammerunteroffizier mit ihren Schreibern, im ersten Stock nach vornheraus Hauptmann Laube, nach hinten wir drei Lieutenants mit je einer Matraße auf dem Fußboden als Lager. Aber auch hierher kamen die feindlichen Geschosse; sicher war man eben nirgends. In der Nacht vom 9. zum 10. November schlug dicht neben unserm Kammersenster eine Granate ein und krepirte. Zm Nu war ich, der zunächst am Fenster lag, mit Glasscherben überschüttet, und unwillkürlich hielt ich die Arme über den Kopf, da ich glaubte, es würde ein Stück Mauer nachfolgen. Das geschah aber nicht, wir kamen mit dem Verluste von einigen 30 Fensterscheiben davon. In derselben Nacht gegen Morgen krepirte eine zweite Granate auf der anderen Seite des Hauses, doch etwas entfernter und ohne Schaden zu thun. Diese Schreckschüsse hatten noch ein lächerliches Nachspiel; einige Tage später entstand in den Parterreräumen plöglich ein furchtbarer Lärm, Fensterklirren, Geschrei, Thürenwerfen, und plötzlich stand der ganze Unterstab in heller Aufregung auf der Straße. Was war geschehen? Einer der Burschen hatte auf dem Hofe Holz gehackt, ein Stück war abgeflogen und war durch das geschlossene Fenster gerade vor die Nase des Feldwebels auf dessen Schreibtisch geflogen. Der nächtliche Schrecken war noch in frischer Erinnerung, und Hals über Kopf stürzte der ganze Unterstab durch Thüren und Fenster ins Freie, da Jeder glaubte, es wäre eine Granate ins Zimmer gedrungen."

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