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Spitäler rafften mehr Menschen hin, als die blutigsten Schlachten gekostet hätten. Die Stellung an der Waal war ohnehin seit dem Verlust des Bommaeler Wards nicht mehr zu behaupten. Das holländische Korps war durch die leßten unglücklichen Ereignisse so geschwächt, daß es kaum hinreichte, Worcum und Gorcum, dann eine Strecke der Waal aufwärts davon, zu besehen. Unter solchen Umständen waren die Ereignisse, die den Anfang des Jahres 1795 für die Verbündeten so trau= rig bezeichneten, nicht unerwartet. —

Am 3. Jänner 1795 nahmen die Franzosen Wors cum, wurden aber von den Holländern wieder daraus vertrieben. Am 4. seßten sie bei Bommel über die Waal, und stellten sich in Thuyl, Haaften und Heffelt auf. Duns das und Wurm sammelten ihre Truppen bei Buren und Geldermalzen, und beschlossen, den Feind über die Waal zurückzuwerfen. Aber dieser kam ihnen am 5. mit dem Angriff zuvor. Die Engländer wurden über die Linge zurückgedrängt. Geldermalzen, Buren und selbst Leerdam, der Schlüssel vor Gorcum, wurden in großer Verwirrung verlassen. Der Prinz von Oranien war bedroht, dort vom Feinde abgeschnitten zu werden; er ließ eine schwache Besaßung in Gorcum, und retirirte gegen Rotterdam. Aber die Franzosen benügten die Unordnung der Engländer nicht, um wei ter vorzudringen. So konnte dann Oranien wieder nach Gorcum zurückkehren. Die Engländer konnten Leerdam, Kuilenburg, Buren, und den vorigen Kordon längs der Waal bis an den Rhein wieder beseßen.

Am 7. kamen die verbündeten Feldherrn in Utrecht zusammen. Hier war davon die Rede, daß die Engländer am Feind an der Linge rekognoszi

ren, und, bei günstigen Umständen, sogar angreifen sollten. Auch wurde die Vertheilung der Truppen an der Waal und Linge festgesetzt. Während man in Utrecht noch sich berieth, traf die Nachricht ein, daß die Engländer am 6. bereits Tiel, nachdem sie die Kas noner vernagelt, geräumt hätten; und daß am 7. die Franzosen dort eingerückt seyen. Auch hatten schon am 5. die englischen Generale dem G. d. K. Graf Wall= moden schriftlich gemeldet, daß ihre sämmtlichen Truppen aus Erschöpfung nicht mehr zu dienen vermöchten, und drangen auf ruhige Winterquartiere. Nun war die gänzliche Verlassung der Waal wohl so gut als ent= schieden.

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An dem obern Theile der Waal stand das aus Hannoveranern, Engländern und dem kaiserlichen Deta schement des General Spork zusammengesetzte Korps des General Lieut. Abercromby. Dieser hatte seinen rechten Flügel vorwärts Heussen, gegenüber von Wage. ningen, angelehnt, und dehnte sich bis an die Schans ze Knotenburg, Nimwegen gegenüber, aus. Von hier standen die englischen und hannoveranischen Truppen unter General Hamerstein bis Bemmel, und hatten zwei Schanzen am Ufer des Fluffes beseßt. Von Bemmel bis an die Sternschanze standen drei kaiserliche Bataillons vom Alvinzy's Korps in sechs längs.dem Ufer angelegten Schanzen. Die Franzosen hielten Tiel und Ochtem beseßt. Avercromby erhielt den Be= fehl, am 10. Ochtem zu nehmen, und die Verbindung mit den bei Buren stehenden Engländern und Hessen herzustellen. Dieser General setzte sich mit zwei Kolonnen wirklich in Marsch, um den Auftrag auszuführen. Unterdessen unternahm der Feind am nämlichen Tage

einen allgemeinen Angriff von Nimwegen bis zur Sternschanze.

In kleinen Fahrzeugen schiffte die eine feindliche Kolonne bei Nimwegen über den Rhein, nahm zwei Schanzen, und beseßte das von seiner Besaßung verlassene Fort Knoßenburg. Andere Kolonnen gingen über das Eis, eroberten Dornick, Bemmel, Gent und alle Schanzen, bis auf die zwei äußersten am linken Flügel der Kaiserlichen. Die Besaßungen zogen sich theils gegen die Sternschanze, theils gegen Huissen zurück. Die Franzosen drangen gegen deren linken Flügel auf dem Damme längs der Waal immer weiter vor. Zugleich suchte eine andere Kolonne, der Sternschanze gegenüber, die gefrorene Waal zu überseßen. Um neun Uhr Vormittags griffen der F. 3. M. Alvinzy und der F. M. L. Wernek mit den wieder gesammelten Truppen Holhuysen und Bemmel an, eroberten diese Orte und alle dazwischen liegende Posten wieder, und warfinal auf dieser Seite die Franzosen über den Fluß zurück. Über der Feind kehrte gar bald mit verstärkter Macht zum Angriff wieder, und seßte sich zum zweiten Mal in den Besiß der genannten Punkte. Alvinzy stellte fich jest mit 3 Bat. zwischen der Bemmel und der Sternschanze auf. Der General Hammerstein hatte sich von Knoßenburg nach Elst zurückgezogen; der Feind folgte aber in der Richtung gegen Reesen. Ein vom G. L. Abercromby in Heuden aufgestelltes kaiserliches Bataillon war aus diesem Orte vertrieben worden. Dieser General hatte, sobald er jene ungünstigen Vor: fälle erfahren, seinen Rückmarsch angetreten. Nachdem er bei Dornenwaerdt den Rhein überseßt, stellte er seis ne Hannoveraner zwischen Osterbeek und Dornenwaerdt,

die zwei kaiserlichen Bataillons zwischen Wageringen und Krepp, die Engländer bei Rehnen. In dieser Stellung glaubten die Verbündeten, sich den Tag über er halten zu können. Unterdessen zog sich G. Hammerstein von Elst noch weiter zurück; dadurch wurde der rechte Flügel von Alvinzy's Stellung entblößt. Jest tras fen die französischen Divisionen Moreau und Compere, 11000 Mann stark, auf dem dießseitigen Ufer ein. So verstärkt, seßte der Feind um vier Uhr Nachmittags den Angriff fort. Zwar wurde der französische Vortrab von einzelnen Zügen der Kaiserlichen mitten auf der Eisde cke der Waal aufgehalten, sogar an mehreren Punkten rühmlichst zurückgeworfen, wobei der Feind über 50 Gefangene verlor. Aber die Hauptkolonnen drangen so wohl auf der Waal, als auf dem Damme von Bemmel gegen Gent, unaufhaltsam vor. Bemmel, Hol huysen, und alle Schanzen wurden geräumt. Der Rückzug der Kaiserlichen ging theils über Dornenburg gegen die Sternschanze, theils über Ungern nach Heussen. Sie hatten 250 Mann an Todten und Verwuns deten, der Feind bedeutend mehr verloren.

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Am 12. ward die Sternschanze nach Vernaglung der Kanonen verlassen. Die Kaiserlichen hielten mit den Hannoveranern gemeinschaftlich den Kordon von Pannern längs dem Rhein bis an die fel, dann über Arnheim bis an die Kreppschanze. In Walburg, Elst, Rantwyk und Heuden standen starke Posten. Der Feind beseßte die Sternschanze, zog einen Kordon längs dem Rhein bis Huissen, dann Elit vorbei an die Linge. Dieser und der folgende Tag vergingen mit Plänkereien. Am 14. nahmen die Franzosen Elst, Rantwyk und Heuden. Die Kaiserlichen jagten, sie doch wieder aus Öft. milit. Zeitschrift. 1820. 1. æ

dem lehtern Orte. Alvinzy erhielt am 13. vier Batails lons zur Verstärkung.

Wallmoden hatte unterdeffen durch die Umstände sich zum Rückzug veranlaßt gefunden. In der Nacht des 14. begann derselbe; am 16. stand seine Armee hinter der Yssel; nur einige Vorposten blieben am line ken Ufer vor Deventer; der Nachtrab der Hannovera= ner in Rosendael. Dieser Rückzug mußte auf den ersten Augenblick überraschen. Bei näherer Erwägung der Umstände fand es sich, daß die englische Stellung über Leerdam bis Culenburg zwar an sich gut, und durch überschwemmungen unangreifbar geschüßt war; aber daß der Frost diese Deckungsmittel aufgehoben, und ganz Holland in eine weite Ebene verwandelt habe. Dann war die englische Armee in einem solchen Zustande, daß ihre Offiziere selbst sie unfähig zum Dien= ste erklärten. Endlich seßten die geheimen Unterhands lungen Hollands mit dem gemeinschaftlichen Feinde die alliirten Vertheidiger dieses Landes in die größte Gefahr. Die Folgen dieses Rückzuges waren entsetzlich. Der Verlust Hollands war nun entschieden. Die Verbindung mit Rotterdam, woher die kaiserliche Armee am Niederrhein ihren ganzen Proviant zog, war abgeschnitten. Die Verpflegung des Alvinzyschen Korps von Seite der Holländer hörte auf. Die Auszahlung der englischen Subsidien wurde unterbrochen, und verspätet. Mangel an Geld und Proviant drohten, die E. E. Armee in die bedrängteste Lage zu verseßen. —

Die Provinzen Holland und Utrecht hatten be reits den Franzosen Deputirte entgegen geschickt, welche einen Vergleich anboten. Der Prinz von Oranien verließ Gorcum, wo er bis nun sein Hauptquartier

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