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Wichtigkeit der Behauptung Tournays fühlend, ent fendete er jedoch noch das 1. Bataillon seines LinienRegiments, um, auf dem rechten Ufer der Schelde mar

kung „Es war die Meldung eingegangen: daß „Gen. Maison in zwei Kolonnen über Brigge (Brüges) im Marsche begriffen sey." - Ob diese, das gewagte Spiel des GL. von Thielmann allerdings entschuldigende, Angabe wirklich die Stimme seiner innern, reinen Überzeugung war, möge die Zusammenstellung nachstehender geschichtlicher Thatsachen erwei fen. Denn: 1) hatte er vom Herzog nicht nur keinen Befehl anzugreifen, vielmehr die Weifung empfangen, bei der doppelten Schwäche an Zahl und Unerprobtheit seiner Infanterie mit Vorsicht jeder ernstlichen Verwickelung mit dem Feinde sich zu enthalten, 2) war es nicht denkbar, daß der kriegserfahrene Gen. Mais son seine von allen Seiten bedrohte Macht in Kolonnen zersplittern, und dadurch der Gefahr preisgeben würde, einzeln aufgerieben zu werden. Sollte endlich 3) GL. von Thielmaun, nach den aus dem Hauptquartier des Herzogs ihm zugegangenen Nachrichten von der Räumung von Gent, über die Resultate der Maifonschen Unternehmung noch im Irrthum gewesen seyn, so durfte ihm wohl die loyale Erklärung die Augen ges öffnet haben, die Gen. Maison dem am 30. März vom Gen. Thielmann an ihn abgeschickten Parlamentär mündlich gab, nämlich: „er sey nicht mehr so schwach, als man es vielleicht unserer Seits glaube; er würde dem Gen. Thielmann die Beweise geben, wenn er im off. nen Felde mit ihm zusammentreffen sollte.“ Su chen wir daher die Triebfeder zu dem gewagten Schritt in etwas Anderm. Er wollte mit ungetheiltem Nuhme dem Feinde seine Nähe fühlen lassen, noch bevor das Korps unter dem Grafen Wallmoden sich mit ihm vereinigte.

schirend, die Besaßung dieses Plages zu verstärken; eine Schwächung, die auf die unmittelbar folgenden Operazionen seines eigenen Korps eben so nachtheilig, als auf die Behauptung von Tournay entscheidend wirkte. -Die Abtheilungen unter den Gen. Graf Wallmoden und von Gablenz bewegten sich von Alost auf Dude

narde.

Der Gl. von Thielmann traf am 31. den Feind bei weweghem, und ließ ihn durch seine, aus der ersten Brigade und 4 Kanonen bestehende, Avantgarde unter dem GM. von Brause bis in die Ebene vor Courtray verfolgen, während er die übrigen Truppen seines Korps, unter die Befehle des Prinzen Paul von Würtemberg gegeben, bei Sweweghem in Schlachtordnung aufstellte. Zur Deckung der linken Flanke aber sollte der Major von Hellwig nach Belleghem rücken. Es zeigs te sich jedoch sehr bald, daß nicht bloß die Nachhut, sondern das ganze Korps des Gen. Maison in Courtray noch beisammen war, und sich anschickte, nicht nur durch förmliche Frontangriffe, sondern auch durch Umgebung beider Flügel das, nach der vorgedachten Entsendung eines Bataillons nach Tournay, höchstens 8000 Mann starke Detachement des Gl. von Thielmann von seinem Vorhaben abzuhalten. Da dieser aber, der großen Entfernung wegen, den Angriff bis zur Ankunft des Grafen Lottum oder Wallmoden nicht aushalten. zu können glaubte, so gab er den Befehl unverzüglich den Rückzug anzutreten. Ungünstiger Weise war die rückwärts in Schlachtordnung stehende Infanterie nicht in der ihr angewiesenen Aufstellung geblieben, vielmehr, ungeachtet ihrer Ungeübtheit, zum Theil in vorgehende Plänklerlinien aufgelöst worden. Durch die

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se Auflösung, und über den schnellen Rückzug des Ma= jors von Hellwig von Belleghem im Irrthume, drohte dem linken Flügel große Gefahr, aus der er sich, sie anfänglich nicht anerkennend, nach dem zu wiederholten Malen gegebenen Befehl zum schleunigsten Rückzug, nicht augenblicklich zu ziehen vermochte. Die Folge hiervon war, daß nicht nur der linke Flügel auf dem durchschnittenen Terrän in ein mörderisches Gefecht zu seinem Nachtheil verwickelt wurde, sondern auch, daß die unter den Befehlen des GM. von Brause mit Ordnung zurückgehende und weniger angefochtene Bris gade zur Rettung des umgangenen Flügels länger Stand halten, ihre beiden Linien - Bataillons fast gänzlich in Plänklerlinien auflösen und ins Gefecht bringen mußte; wobei jedoch das erste Landwehr- Regiment besonnener Weise in Bataillonsmassen zusammengehalten wurde, und die wiederholten feindlichen Kavallerieangriffe, im Verein mit den dort befindlichen Husaren-Schwadronen, jedesmal zurückschlug. Nachdem die Brigade des GM. von Brause weweghem fechtend wieder erreicht, und ihre Plänklerlinien gesammelt hatte, zog sie sich, dieses Dorf dem Feinde überlassend, unter dem Schuße der rückwärts in Posizion stehenden Artillerie und der beiden Kürassier-Schwadronen, in guter Ordnung zurück, und brachte das Gefecht bald zum Stehen. Von nun an durch den Feind nur wenig beunruhigt, lleß der GL. von Thielmann den fernern Rückzug nach Avelghem antreten; wo er das von Belleghem zurückgegangene fliegende Korps des Majors von Hellwig fand, und mit diesem in Vereinigung sich auf Oudenaerde zurück. zög, wo indessen die Gen. Graf Wallmoden und von Gablenz eingetroffen waren. Der Gesammtverlust

des Gen. Thielmann belief sich an Todten, Verwundeten und Gefangenen auf 30 Offiziere und 600 Mann. Auch war die halbe Batterie der französischen Sechspfünder gezwungen, ein Geschüß, dessen Bespannung todtgeschossen worden, im Stich zu lassen; obgleich die beiden Kürassier Schwadronen durch ihre wiederholten Angriffe es wieder eroberten, aber aus Mangel an Bespannung nicht fortbringen konnten. Der Oberst von Thümmel und Rittmeister von Beulwig blieben bei diefem Gefechte.

Der Gen. Maison ließ in Courtray nur ein ane gemessens Detachement zurück, und wendete sich mit seiner Hauptmacht gegen Tournay; weil er wahr. scheinlich jezt den günstigsten Augenblick gefunden zu haben glaubte, sich durch einen Handstreich in dessen Befig zu bringen. Er traf noch vor Tournay auf den Obers sten von Egloffstein, der durch den GL. von Thielmann veranlaßt worden war, den Angriff auf Courtray durch Demonstrazionen zu unterstüßen, und deßhalb mit dem größten Theil der Garnison den 31. März früh eine Aufstellung bei Rocq und Marquin nahm. Während der Gen. Maison Tournay selbst rekognoszirte, er griff der Oberst von Egloffstein schleunigst die nöthigen. Vertheidigungsmaßregeln. Die zur Behauptung von Tournay unter seine Befehle gestellten Truppen bestan= den aus: 3 Linien-Bataillons seiner Brigade (2 Bas taillons Unhalt - Dessau- Köthen, 1 Bataillon Gotha) 30 sächsischen Husaren, und 4 neunpfündigen Kanonen der neugebildeten belgischen Artillerie. Die beiden Bas taillons Anhalt-Dessau besetzten die Wälle, während das Bataillon Gotha anfänglich in Reserve auf den öffentlichen Pläßen der Stadt aufgestellt war.

Die Besaßung hatte nun bis zum Einbruch der Nacht verschiedene heftige Angriffe auszuhalten, die insbesondere gegen die drei Thore Porte de sept Fontaines, Lille und St. Martin gerichtet, durch die Batterien des Feindes kräftig unterstüßt, aber jedes Mal glücklich abgeschlagen wurden. Die unerwartete Ankunft des heute früh vom Gl. von Thielmann entsendeten Linien - Bataillons steigerte den Muth der Besaßung zur standhaften Ausdauer, an der jedes fernere Unternehmen des Feindes scheiterte. Nachdem Gen. Mais son sich überzeugt hatte, daß es ihm nun nicht mehr gelingen werde, die Stadt mit stürmender Hand zu nehmen, beschränkte er seine Angriffe auf ihre Be= schießung, und fügte ihr dadurch einen namhaften Schaden zu. Während der Nacht wurde die Garnison durch die Ankunft der Abtheilungen des Oberstlieutenants von Thümen und GM. von Gablenz verstärkt, der Feind aber zog, unter Zurücklaffung einer Anzahl von 3 bis 400 Mann an Todten und Verwundeten, in aller Stille nach Lille ab.

Das Detachement des Grafen von Lottum war zwar sehr früh von Gent über Deynse aufgebrochen, konnte aber erst einige Stunden nach Entscheidung des Gefechts bei Courtray in der Gegend von Haerle= beke eintreffen. Es fand leßtern Ort nur noch durch schwache feindliche Posten beseßt, warf sie nach gerin= gem Widerstande heraus, und nach einem kurzen Ge= fecht, das in der Ebene vor Courtray Statt fand, in diese Stadt zurück. Die Vorposten wurden bis an die Thore derselben vorgeschoben, Courtray aber, so wie es der Feind verließ, noch während der Nacht beseßt, und der Feind auf der Straße nach Lille verfolgt.

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