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Behufs der Anfertigung von Querschnitten wähle man eine, reichliche Abwechslung der Bodengestaltung bietende Terrainstrecke und bestimme eine ungefähr 2-3 Meilen Distanz entsprechende Linie, nach welcher der Durchschnitt geführt werden soll.

Man construire flüchtig, je nach der Grösse der Tafel oder des Papierblattes, worauf gezeichnet werden soll, einen Massstab zur Vergrösserung und verfahre weiter ganz ähnlich, wie bei der Construction von Durchschnitten nach Modellen, nur dass alle Entfernungen, sowie die Curven des Profils nach dem Augenmasse bestimmt oder gezeichnet werden.

Die Anfertigung von Skizzen durch Vergrösserung aus der Specialkarte, wie dies bei Recognoscirungen oder für den Commandanten einer Vorpatrulle (Vorhut) nothwendig ist, kann entweder nach dem Augenmasse, ferner mit Hilfe eines Instrumentes (eines Zirkels und Massstabes, selbst mit Hilfe eines Papierstreifens) oder endlich, wenn es sich um eine bedeutende Genauigkeit handelt, mit Benützung von Quadratnetzen geschehen. Der Zweck der Skizze, die gegebene Zeit und Gelegenheit werden bestimmen, welche dieser Verfertigungsarten angewendet werden soll.

Sacken, Oberstlieutenant.

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Über theoretische Arbeiten zur Übung der angewandten

Taktik.

Mit besonderer Rücksicht auf höhere Officiers-Schulen.

Das Studium der Taktik hat man bisher, und ganz richtig, in drei Rahmen gelegt, und zwar in

a) die reine Theorie,

b) Beispiele aus der Kriegsgeschichte,

c) die schriftliche Lösung von Aufgaben.

Man gedachte mit diesem dritten Zweige den ersten und zweiten in Fleisch und Blut zu bringen, aber es wird nicht schwer fallen, darzuthun, dass die angewendete Methode nicht recht zum Ziele führen konnte.

Es wurden den Aufgaben concrete Fälle zu Grunde gelegt; Absicht and Stärke von Feind und Freund waren gegeben; haarscharf wusste man was der Gegner beabsichtigte, wie und wo er stand, wo seine Artillerie, wo seine Reserven waren, und zur Action wurde ein Terrain gewählt, welches der Natur der Aufgabe bestens entsprach. So wählte man zur Vorpostenübung eines, in welchem sich für die erste Linie ein scharf markirter Abschnitt fand; bei Rückzugsgefechten fehlten nie die schützenden Höhen oder andere Objecte, zwischen denen die Strasse durch zog, wo es einen Wald zu vertheidigen gab, war die dazu bestimmte Infanterie genau von der, nach gewissen Theorien mit dem Umfange des Waldes in Rapport stehenden Stärke, und aus den hässlichsten Situationen half man sich durch eine plötzlich auftretende Verstärkung oder dergleichen.

Die Phantasie wurde mitunter durch andere Annahmen der willkürlichsten Art in Anspruch genommen: bald mussten kleine Bäche als nicht zu durchfurtende Ströme, Strassen als breite Kanäle betrachtet, dann wieder Gehöfte, Forts etc. ganz weggedacht werden u. s. f.

Dass man in der Wirklichkeit auch in voller Ebene, oder doch ohne schützende Linie Vorposten anzuordnen in die Lage kommen, dass man Rückzugsgefechte zu bestehen haben werde, ohne ein gerade dazu bequemes Terrain zu passiren, dass man zu einer Wald-Vertheidigung manchmal auch mit halb so viel Soldaten schreiten müsse, als die Normen dafür verlangen, dass, im Allgemeinen gesagt, unter gewissen Verhältnissen, bei Gunst oder Ungunst des Terrains gewisse Aufgaben erfüllt werden müssen, das wurde nicht immer in Betracht gezogen.

Im Kriege weiss man in der Regel, und das ist schon eine ganz schöne Sache, nur was man selbst will, wenig von den Absichten des

Gegners, fast nichts von der Vertheilung seiner Kräfte, und selten findet man ein Terrain, welches gerade zur Aufgabe passt, dagegen wird man zumeist die Lösung derselben dem Terrain anschmiegen müssen.

Es sei hier nebenher erwähnt, dass dergleichen selbst bei praktischen Truppen-Übungen beobachtet werden kann. Zur Lösung der Aufgabe wird immer ein zur Durchführung sehr bequemes Terrain gesucht, und dasselbe nach gewissen Normalien benützt.

Man kann nicht genug warnen vor der Vernachlässigung der Erforschung des beweglichen feindlichen Elementes und dem daraus resultirenden, fast absoluten Anschmiegen an die Terrainformen.

In Bezug auf die Wahl des Terrains könnte also gelten, dass man 1. für die erste Aufgabe jeder Species ein dazu passendes, für die zweite aber ein solches wählen solle, welches die Durchführung der Aufgabe nicht direct unterstützt;

2. dass man keinerlei willkürliche Annahmen mache, sondern das Terrain und die darauf befindlichen Objecte so hinnehme, wie sie eben sind.

Die Aufgabe selbst soll vom Feinde nicht mehr mittheilen, als man nach den supponirten Verhältnissen wirklich gesehen oder sonst in Erfahrung gebracht haben könnte.

Was man zu thun habe, wenn alle Factoren: Stärkeverhältnisse, Vertheilung, Absicht, Terrain etc. bekannt, das wäre nicht so sonderlich schwierig und gäbe zu wenig Stoff zum Denken; die richtigen unter den hundertfältigen Mitteln anzuwenden und durchzuführen, welche zur Aufklärung führen, ist eine Aufgabe, welche nicht selten unbeachtet bleibt, meistens aber gar nicht in Betracht gezogen wird.

Aber wenn auch alle Verhältnisse ergründet sind, und man die richtigen Entschlüsse gefasst hat, so handelt es sich doch noch um das „Wie" der Ausführung.

In den taktischen Ausarbeitungen liest man z. B.:

„Nachdem die Division zum Rückzug gezwungen war, trat sie diesen an und nahm dann auf den Höhen bei X, à cheval der Chaussée neuerdings Stellung, und zwar die 8pfünder Batterie auf dem Y-Hügel etc. etc.“

Wie man es aber anstellen musste, was Alles nothwendig war, um die Division dorthin zu bekommen, das wird nicht gesagt, und darüber wurde auch nicht nachgedacht.

Dass man Officiere vorausschicken müsse, um die neue Stellung zu besehen und die nach und nach anlangenden Truppen in selbe einzuführen, dass man kleine Cavallerie-Patrullen aufbieten müsse, um die abgedrängten oder abgeirrten Abtheilungen oder Einzelne in die neue Linie zu weisen, dass jene Patrullen, um die Wege zu kennen, an die sie Andere weisen sollen, erst selbst in die neue Stellung geführt und von dort erst strahlenförmig vorgeschickt werden müssen, dass man sich in dem neuen Terrain-Abschnitte schnell um Trinkwasser bekümmern, unter Umständen seine Benützung davon abhängig machen müsse, die Massregeln, welche die Erhaltung der

Verbindungen verbürgen, der Meldungsdienst, die Verschiebung des Trains, der Sanitätsdienst, die Munitionsbewegung u. dgl. mehr, - derlei wurde angesehen, wie etwas, das sich von selbst macht.

Die Kriegsgeschichte sagt uns wohl, was in gegebenen Verhältnissen der Eine oder der Andere gethan; aber das Geschehene passt selten auf das, was vor uns liegt; das Terrain, die Verhältnisse, die Menschen wechseln immer wieder 1).

Aber wir finden, wie erwähnt, in der Kriegsgeschichte obendrein nur „was" geschehen, fast nie, oder doch nur in sehr beschränktem Masse, wie die Actionen eingeleitet und abgesponnen worden sind, ein Grund mehr, die Aufmerksamkeit des Schülers fortwährend auf die grossen und kleinen Mittel hinzuweisen, die man gebrauchen muss, um seine Absicht zur correcten Ausführung zu bringen. Indess, selbst dann, wenn alle Frictionen binreichend berücksichtigt sind, bleibt dem Schüler noch ein weites Feld zum Studium und zur Übung, und das ist die Befehlgebung, die Disposition.

Die richtige Erkenntniss dessen, was zu geschehen habe, muss begleitet sein von dem Geschicke zur verständigen, deutlichen und präcisen Anordnung. Das Verfassen derselben ist keineswegs so einfach, als es auf's Erste aussieht.

Das, was man zu sagen hat, so zu sagen, dass es nicht anders verstanden werden kann, als man es verstanden haben will, auf dass man Jeden, der es anders aufgefasst und ausgeführt hat, der Schuld zu zeihen berechtigt sei, Niemanden zu viel, Keinem zu wenig zu sagen, Nichts zu vergessen, das ist nicht leicht, und selbst für Officiere von sonst ganz gutem Verständnisse nur durch viele Übung zu erzielen.

Ich denke also, dass es zweckmässig sei:

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Die taktischen Aufgaben, anstatt in der erzählenden Form, in jener von Dispositionen bearbeiten zu lassen. Man könnte hier den Einwurf machen, dass dadurch der Darstellung zu viel entgehe; denn man wolle nicht nur wissen, was z. B. der Divisionär angeordnet habe, sondern auch, was die Brigadiere weiteres gethan haben, und die Disposition des Divisionärs könne doch nicht Alles enthalten, was ,die Brigadiere wirklich auszuführen haben“, soll es auch nicht, und gerade mit diesem Argumente dringt man in die Sache ein.

Nehmen wir an, die Division habe eine Stellung zu beziehen. Man hasse nun den Schüler nicht sagen:

„Der linke Flügel wurde von drei Bataillons, vier 4pfündigen GeSchützen und zwei Escadronen gebildet, welche folgende Aufstellung „nahmen . . . .“

Er muss das „wie" theilen, so wie es in der Praxis getheilt werden müsste, und zwar wörtlich anführen:

1) Que sert l'exemple du passé dans un monde où il ne se trouve jamais deux hommes, deux choses, ni deux positions absolument semblables" Ségur, campagne 1812.

1. Die Disposition (Aufgabe), welche der Divisionär dem Commandanten des linken Flügels ertheilt.

2. Die Verfügungen, welche dieser weiter trifft.

Die Schüler sollen dabei lernen, was unter den verschiedensten Verhältnissen Sache des Einen, was Sache des Andern sei; die Thätigkeiten der Befehlenden und Gehorchenden müssen so scharf als möglich geschieden werden.

Was der Divisionär in einem Falle selbst anordnet, muss er in einem andern den Brigadieren überlassen, und auch umgekehrt. Derlei nüancirt sich vielfach; das Richtige zu treffen ist Sache der Routine.

Wenn man den Unter-Commandanten in der Disposition zu wenig sagt, so ist das oft ein Nachtheil; sagt man zu Vieles, so ist das noch schlimmer: man beleidigt dadurch den Intelligenten und stumpft seinen Eifer ab; den Beschränkten macht man nicht klüger, aber indem man so haarkleine Vorschreibungen macht, entlastet man Beide beinahe ganz der Verantwortlichkeit für den Erfolg.

Wenn man z. B. eine Halb-Brigade zur Vertheidigung eines Waldes bestimmt, so muss man dem Commandanten derselben sagen, was man mit der Vertheidigung für einen Zweck verbindet, welche Truppen für's Erste rechts, links, rückwärts von ihm stehen werden, ob und von woher er im dringlichen Falle auf Unterstützung rechnen könne, allenfalls wohin er seinen Rückzug zu richten habe; aber man darf ihm nicht vorschreiben wollen, wie er seine Halb-Brigade im Walde zu vertheilen habe; denn einerseits wird er die localen Verhältnisse dort sehr bald besser erkennen, als selbe der höhere Commandant zu erkennen in der Lage war, und dann wäre eine solche Bevormundung ganz unvereinbar mit der Verantwortlichkeit, die auf den Schultern des Commandanten jener Halb-Brigade lastet.

Auf die letzten Dispositionen braucht es nicht immer anzukommen, da die Oleaten, welche den Arbeiten zugelegt werden, das Wesentlichste davon zur Anschauung bringen.

Damit die Schüler gehalten seien, die Dispositionen klar niederzuschreiben, muss der Lehrer immer zu einer falschen Auffassung derselben hinneigen, wenn er gleich sehr wohl weiss, was der Schüler sagen wollte.

Die Entschuldigung: „Ich habe das nicht so, sondern so gemeint", darf man nie gelten lassen; denn der Schüler muss es dahin bringen, so zu befehlen oder zu berichten, dass der zu Gehorchende oder der Höhere gar Nichts anderes meinen kann, als was der Befehlende oder der Meldende gemeint haben will, und man kann den Schüler nicht oft genug darauf aufmerksam machen, dass die Verantwortung für die Folgen eines Missverständnisses nicht Jenem zufällt, welcher aus einem unklaren Befehl das Richtige nicht herausgefunden, sondern Jenem, welcher das Richtige unklar, vieldeutig angeordnet hat.

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