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In omni autem praelio non tam multitudo
et virtus indocta, quam ars et exercitium
solent praestare victoriam.

Flavius Vegetius.

Redakteur: 3. B. Schels.

Wien 1 8 2 2.

Gedruckt hei Anton Strauß.

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Carl Schönhals, Hauptmann im E. E. dritten Jägerbataillon.

Mit dem Plane der Schlacht.

ie Darstellung großer Schlachten bildet in der Ges schichte der Kriege ohne Zweifel einen der lehrreichsten Abschnitte, würdig des Nachdenkens und der Beobachtung. Auf dem Schlachtfelde entwickelt sich das Genie. des Feldherrn im hellsten Glanze. Die Tapferkeit und Kriegsgewandtheit der Heere erprobt dort ihre Vollendung. Mit banger Erwartung heften Millionen ihre Blicke auf einen kleinen Erdfleck, wo wenige Stuns den ihr Schicksal, ihre Freiheit, ihre Selbstständigkeit entscheiden sollen. Sehr groß muß sich in einem solchen Augenblick der Mann fühlen, dem der Staat vers trauensvoll das Höchste, was er besißt, seine Unabhängigkeit, in die Hand gab. — Schlachten bestimmen das Loos der Staaten. Deßhalb sind sie auch der erhabenste Akt der Kriegskunst, und ihr Studium das lehrreichste Kapitel, das der Krieger nie genug durchdenken kann. Auf den Gefilden von Chäronea erlag Griechenlands Freiheit. Die Schlachten von Iffus und Arbella stürze ten den Thron des Cyrus. Bei Zama floh das Glück

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den großen Hannibal, und Karthago mußte sich Roms stolzem Machtgebot beugen. Bei Pharsalus entschied sich das Schicksal dieser Weltgebieterinn. — Wir selbst sa= hen bei Leipzig das ungeheure Gebäude zusammenstürzen, das Napoleon auf zertrümmerten Reichen durch eine Reihe glänzender Siege gegründet hatte. Doch den Geist begriff er nicht, der einst in Teutoburgs Thälern Roms Legionen erschlug. Deutschland konnte wohl eine Zeit lang seine Fesseln tragen; aber nimmer konnte dem. Joch eines fremden Eroberers das uralte Vaterland so vieler Heldenstämme seinen Nacken beugen.

Die Schlacht, derer Darstellung hier versucht wird, gehört, in Bezug sowohl auf ihre historische Wichtige keit und Folgen, als ihres hohen wissenschaftlichen Ranges wegen, den sie in der Reihe der Schlachten eine nimmt, unter die merkwürdigsten, nicht bloß der neuern Kriegskunst und ereignißvollen Zeit, sondern überhaupt der ganzen Geschichte. Der Verfasser fühlet, daß es ein gewagtes Unternehmen sey, die wichtigsten Handlungen und Lebensmomente der Weltgeschichte angehöriger Männer, in dem richtigen Gesichtspunkt aufzufassen und darzustellen. Ihre Triebfedern liegen meist den Augen des Forschers verborgen. Er muß oft nach den Erfolgen urtheilen; so wenig auch diese der Maßstab sind, der die Handlungen des Feldherrn bestimmen kann.

Wahrheit ist die erste Eigenschaft eines geschichtlichen Versuches. Mit strenger Gewissenhaftigkeit suchte der Verfasser diesen Weg zu verfolgen, und glaubet deßhalb nicht, daß ihn mit Recht der Vorwurf treffen könne es habe Enthusiasmus oder Parteilichkeit seine Feder geleitet. Wenn es bisweilen scheinen sollte, als führte ihn Bewunderung für Napoleons Feldherrn.

gaben von der bezeichneten Bahn ab; so wird ihn, in den Augen denkender Militärs, am Besten ein reifes Studium dieser Schlacht rechtfertigen. Was der Männ der Welt gewesen, der von den Säulen des Herkules bis zur alten Hauptstadt der Czaren, von Ägyptens Pyramiden bis zu den Küsten des baltischen Meeres, seinen Lauf mit Blut und Leichen bezeichnete; was d i efer Mann unserm deutschen Vaterlande gewesen; das fühlet der Verfasser gewiß so tief als Einer Aber einer großen Nation ist es unwerth, die Größe ihrer Feinde durch Verleumdung schmälern, die eigenen Fehler durch Entstellung beschönigen zu wollen. Der Besiegte selbst kann nur durch die Größe des Siegers gewinnen. Wir haben oft, und mit Recht, den Franzosen Vorwürfe wegen ihrer geschichtlichen Untreue gemacht. An uns ist es folglich, zu vermeiden, daß die alte deutsche Wahrheitsliebe nicht in den Verdacht gerathe, als habe die Zeit, und die häufige Berührung mit unsern westlis chen Nachbarn, ihr geschadet. Wir haben ja in unserer Geschichte so viele glänzende Zeiträume, daß wir, ohne zu erröthen, auch die unglücklichen, jedoch lehrreichen Tage der Nachwelt überliefern dürfen.

Nächst den dem Verfasser zu Gebote gestandenen Originalquellen über diese Schlacht, hat er benügt, was ihm von gedruckten Bemerkungen darüber bekannt war. Den Franzosen hat es noch nicht gefallen, eine gründliche Darstellung dieses höchst wichtigen Ereignisses zu liefern. Wir sagen: eine gründliche, von einem Militär mit Urtheil und Ansehen verfaßte Darstellung; denn Bulletinsberichten können wir diese Eigenschaft nicht einräumen. Die schnelle Trennung des russischen Heeres von dem östreichischen, wenige Tage nach ter

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