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von Trannes aufgefahrene, jeßt eingefrorene, ruffische Artillerie wurde kaum von der Stelle gebracht. Das Korps Sacken mußte von seinen 72 Geschüßen 36. auf den Höhen zurücklassen, um wenigstens die übrigen 36 durch Verdopplung der Zugpferde in Bewegung zu sehen. Diese Batterien eilten sodann voraus, fuhren auf Schußweite von der französischen Vorpostenlinie, an gelegenen Punkten, rechts und links der Straße auf, und eröffneten ihr Feuer. Die der gewöhnlichen Bespannung vorgelegten Zugpferde eilten zurück nach den Höhen, um die zweiten 36 Geschüße nachzuholen.

Die Infanterie-Kolonnen waren weit zurückgeblie ben. Die französischen Kavallerie - Divisionen Colbert, Guyot und Piré hatten, ohngeachtet des Schneege= stöbers, sehr bald wahrgenommen, daß jene russischen Geschüße sich ohne Bedeckung befanden. Sie eilten, diese kritische Lage zu bénüßen, und nahten den Batterien zum Angriff, wurden aber mit einem so kräftis gen Kugel- und Kartätschenfeuer empfangen, daß sie eilends zurückwichen. Zwar wurde der Versuch noch mehrmals wiederholt, aber immer auf gleiche Weise abgewiesen. Auch fiel nunmehr der Schnee in so dichten Flocken, daß beide Theile einander nicht mehr zu uns terscheiden vermochten, und Ungriff und Vertheidigung mehrere Minuten stockten.

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Die so ungünstige Witterung, der die Gegend einhüllende Nebel, das starke Schneegestöber, erschwerten besonders die Vorrückung. Die Kolonnenführer konnten nur immer auf einige Augenblicke die Stellung der Geg= ner erkennen. Waren diese, ohnehin seltenen, Momente geringerer Dunkelheit vorüber, so konnte man oft die eigenen Truppen, in der Nähe, nicht übersehen. Die

mit Schnee und dickem Nebel gefüllte Luft und die Windstille waren auch Ursache, daß der Schall der Schüsse, selbst der Donner der Kanonen, nur auf Eleine Entfernungen vernommen wurde. Die Generale vermochten also auch nicht, durch das Gehör, aus einem Punkte des ausgedehnten Schlachtfeldes, den Beginn, das Vorschreiten, das Hin- und Herwogen des Kampfes auf den entfernteren oder entgegengeseßten Punkten, oder auf den Flügeln, zu beurtheilen.

Angriff der französischen Reiterei des Zen. trums auf GL. Sackens Kolonnen.

Während dieser Zeit waren die russischen Infan= terie - Kolonnen herangerückt. Sie wurden von den französischen, bei la Rothière aufgefahrenen Batterien mit Kugelschüssen, und als sie noch näher gekommen, mit Kartätschen und einem aus den Häusern und Gärten auf sie gerichteten, lebhaften Gewehrfeuer empfangen. G. Baron Sacken befahl der Infanterie, in Linien aufzumarschiren. Während die russischen Kolonnen in der Ausführung dieser Bewegung begriffen was ren, nahten die genannten drei französischen Reiter= divisionen nochmals zum Angriff. Der GL. Lanskoy ging denselben mit seiner Husaren Division entgegen, und wurde durch die Übermacht geworfen. Die französ sischen Reiter wollten so eben die russische Infanterie anfallen. Da eilte Gl. Wassiltschikoff mit der Dragoner - Division Pantschulidscheff im Gallopp vor, griff jene Feinde in Fronte und Flanken an, durchbrach fie, und jagte die in völlige Verwirrung gerathenen Divisionen, links bei la Rothière vorbei, gegen Brienne la vieille. Die siegende Kavallerie hatte 28 Geschüße

der Garde erobert, und diese Trophäen bereits zurückgeführt, als erst Gen. Nansouty mit den Reiter-Divis fionen Desnouettes und Pacz rechts, General Grouchy mit der Dragoner-Division Briche links von la Rothière hervorkamen, um die geschlagenen Divisionen zu unterstüßen. Sie kehrten aber, als sie das Reitergefecht schen vollendet fanden, in ihre vorige Aufstellung hine ter und neben la Rothière zurück.

Eroberung des Dorfes la Rothière durch GL. Sacken.

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GL. Baron Sacken rückte nun mit der Infanterie der Glts. Fürst Scherbatoff und Graf Liewen, dann dem Korps Alsufiew, zum Angriff auf la Ros thière vor. Die zweiten 36 Geschüße kamen so eben auf dem Kampfplage an. Als die Infanterie dem Dorfe nahte, beschoffen die sie begleitenden 72 Geschüße die in und um dasselbe stehenden französischen Truppen mit Kartätschen. Dann begann die Infanterie ebens falls zu feuern. Da aber, wegen der nassen Witterung, viele Gewehre versagten, so befahl Baron Sacken den Bajonnettangriff. Die Russen stürzten sich auf die das Dorf vertheidigende Division Duhesme, welche tapfer widerstand, aber nach wenigen Minuten aus la Rothière geworfen war. Die Russen hatten hier wieder 8 Kanonen erobert. Ein großer Theil der Division Duhesme wurde gefangen. Ein anderer flüchtete gegen Petit-Mesnil. Viele Veteranen aber warfen sich in die Häuser von la Rothière, verbarikadirten sich in densel= ben, und setzten den Kampf mit größter Hartnäckig. teit fort.

F3M. Graf Gyulai mit dem III. Armees korps erobert Unienville.

Das III. Armeekorps hatte die leichte Division Crenneville in Vendöuvres, gegen Troyes, aufgestellt gelassen, mit der Weisung, wenn sie von einem Theile der Kolonne Kolloredo abgelöst würde, auf dem linken Ufer der Aube gegen Dienville vorzurücken. Mir den übrigen Truppen war F3M. Graf Gyulai über Arsonval und Bossancourt am Morgen bis Trannes mar= schirt, und dessen größter Theil hatte sich in einem Thale, hinter dem Korps Sacken, in Bataillonsmassen aufge= stellt. Nach zwölf Uhr rückte Graf Gyulai aus Trannes vor, marschirte in der Ebene in Schlachtords nung auf, und folgte dem Korps Sacken nach, bis dess fen Vortruppen bei la Rothière mit dem Feinde ins Gefecht verwickelt wurden. So gelangte das Korps bis auf die Höhe von Jouvanzé. Jeßt ließ Graf Gyulai feine Artillerie zur Unterstüßung des GL. Sacken in Wirksamkeit treten.

Das Armeekorps kangte sodann gegenüber dem am linken Ufer der Aube liegenden Dorfe Unienvikte an, bei welchem sich eine Brücke über die Aube befand. Dorf und Brücke waren von Truppen des Korps Ges rard befeht. Diese begannen, aus Unienville vorzus rücken. Auch nahten, von Dienville her, starke Abthei= lungen zur Unterstüßung. Die Absicht dieser Truppen war, sowohl das III. Armeekorps in der linken Flanke anzugreifen, als sodann auch das gegen la Rothière vordringende Korps Sacken in Flanke und Rücken zu bedrohen.

Graf Gyulai beschloß, diese Feinde auf das linke

Ufer der Aube zurückzuwerfen. Es ließ zur Unterstüßung des Korps Sacken einen Theil seiner Artillerie auf einer vortheilhaften Höhe an der Aube auffahren, und das französische Zentrum bei la Rothière in der Fronte beschießen. Hinter diesem Geschüße stellte er die größere Hälfte der Division Hohenlohe- Bartenstein auf. Der Rest derselben, dann die Division Fresnel und eine Abtheilung Klenau Chevaulegers, wurden zum Angriff verwendet. Der über die Brücke vorgedrungene Feind wurde von der Brigade Pflüger zurückgeworfen, die Brücke und das jenseits derselben gelegene Dorf Unien= ville mit Sturm erobert, und der Feind endlich auch, nach hartnäckigem Widerstande, von den nächsten Höben des linken Ufers vertrieben. Diese beherrschen die umliegende Gegend. Ihr Verlust machte auf die Franzosen bedeutenden Eindruck. Sobald die östreichischen Massen auf jenen Höhen erschienen, begann auch das feindliche Zentrum auf dem rechten Ufer zu schwanken, und mehrere Abtheilungen wurden gegen Dienville zu« rückgesendet. Nachdem das Feuer von drei östreichischen Batterien die französischen Geschüße zum Schweigen gebracht hatte, wich der rechte Flügel des Feindes gegen Dienville. Von der Division Ricard stellte sich die Brigade Boudin vor der Brücke, am linken Ufer auf den Kamm der nächsten Höhen, -die Brigade Pelleport am rechten Ufer, bei der Kirche des Dorfes. Die Division Dufour bildete, in zweiter Linie, die Unter= stügung, und die Reiterbrigade Picquet füllte den Raum gegen la Rothière aus. - Nach dem von Koch mitgetheilten Standes ausweise zählte das Korps Gerard 6900 Bajonette und 640 Säbel. Anderen Berichten zufolge hätten die Vertheidiger von Dienville mehr als

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