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wegung des eigenen Fahrzeuges anzulegen. C ist eine Sicherheitsleine, welche abgezogen wird, wenn der Torpedo die richtige Stellung im Wasser angenommen hat. Die Explosion des Torpedos erfolgt durch den Anstoss eines der beiden Hebel D oder E gegen ein feindliches Schiff. Diese Hebel sind derart mit dem Langhebel F in Verbindung, dass dieser durch Anstoss an die ersteren niedergedrückt wird, und dadurch der ebenfalls niedergehende Zündbolzen G die Ladung zur Explosion bringt. Durch das Niedergehen des Bolzens wird nämlich eine Kugel, welche eine Säure enthält, durchbohrt und die Wirkung der so frei werdenden Säure auf eine die Kugel umgebende chemische Composition verursacht eine heftige Detonation, welche die Ladung zur Entzündung bringt.

Die Ladung des Torpedos besteht in 76 Pfund Schwarzpulver oder in 100 Pfund Dynamit, welche durch 2 Ladelöcher in den Torpedo eingebracht werden können. Diese Ladung, obwohl anscheinend etwas gering, ist doch vollkommen genügend, da die Explosion nur bei unmittelbarem Anliegen des Torpedos an das zu zerstörende Object erfolgen kann und dann die volle Gewalt der Explosion gegen dieses letztere gerichtet ist. Übrigens kann die Ladung leicht bedeutend vergrössert werden bei relativ geringer Vergrösserung der Dimensionen des Torpedos, indem ja erstere wie die dritten Potenzen dieser Grössen wächst. Die angegebene Ladung dürfte aber in den meisten Fällen genügend sein, und der Torpedo erhält dabei eben sehr passende, eine leichte Handhabung gestattende Verhältnisse. Die äusserst gefährliche Beschaffenheit dieses Torpedos fordert, dass genügende Vorkehrungen angewendet werden, um die Sicherheit des damit Operirenden zu garantiren. Zu diesem Zwecke hat Capitän Harvey eine Sicherheitsvorrichtung angebracht, welche den Zündbolzen insolange festhält, als nicht durch starken Zug an der Leine C das Sicherheitsschloss ausgelöst wird.

Das Bugsirseil und die Stellseile lassen im Vereine mit den an dem ersteren befestigten zwei Bojen die Versenkung des Torpedos auf jede Tiefe und eine leichte Lenkung desselben zu. Zugleich ist eine derartige Verbindung dieser Seile mit einem Kloben K hergestellt, dass bei einer durch irgend welche Gründe bedingten Nothwendigkeit, das Bugsirseil zu kappen, der Torpedo frei zu Boden sinken kann, ohne seine Verbindung mit den Tragbojen zu verlieren. Es ist dadurch die Möglichkeit gegeben, den Torpedo immer wieder aufnehmen oder leicht beseitigen zu können.

Der Torpedo kann sowohl bei Tag als bei Nacht angewendet werden, letzteres mit Vorzug. In der Ausbildung der neuen Waffe wurde mit grosser Sorgfalt vorgegangen, und jedes Detail derart angeordnet, dass der für den Uneingeweihten höchst gefährliche Torpedo vollkommen verlässlich und sicher in den Händen jener ist, die damit umzugehen verstehen. Er ist einfach in der Construction, wirksam in der Anwendung, sicher im Manöver und, entworfen durch einen Seemann, schmiegt er sich vollkommen den praktischen Forderungen eines solchen an.

Der Harvey Torpedo wird von kleinen, schmalen, raschgehenden Schiffen aus angewendet. Bugsirseil und Sicherheitsleine sind um Trommeln mit starken Bremsen aufgewunden, und der ins Wasser gelassene Torpedo erhält eine Stellung, in der er einen Winkel von etwa 45 Grad mit der Schiffsachse einschliesst und in dieser Stellung gegen das feindliche Object bugsirt werden kann. Er bietet im Wasser nur geringen Widerstand, und die Versuche, welche im Vorjahre in Portsmouth und Plymouth angestellt wurden, zeigten, dass wenige Augenblicke nach der Annäherung des Torpedoschiffes der Torpedo in der Tiefe in völligen Contact mit dem angegriffenen Fahrzeuge kam. Ebenso versagte der Explosions-Apparat nie, sobald der Torpedo mit entsprechender Geschwindig keit angelegt wurde. Es ist natürlich, dass die mechanische Zündung durch eine electrische Zündung ersetzt werden kann, und wurde für diesen Zweck

von Capitän Harvey ein entsprechender Stromschliessungs - Apparat construirt. Harvey hält aber diese Zündungsmethode für nicht so sicher als die mechanische, da bei ihr leicht durch Beschädigung der mit dem Schleppseile verbundenen Leitungsdrähte die Zündung versagen kann.

Aus den noch folgenden Bemerkungen des Engineering geht hervor, dass Russland bereits lange eingehende Versuche mit den Harveyschen Torpedos ausgeführt hat, und dass es eine grosse Zahl derselben in den Werken der London Ordnance Company in Southwark in Bestellung gebracht hat, während in England, in Bewährung eines alten Sprichwortes, die Erfindung eines Landeskindes erst in letzter Zeit Beachtung gefunden und zur Bestellung von 20 Torpedos des neuen Systems geführt hat.

Man verspricht sich in England sehr viel von der neuen Waffe, und es ist gar keine Frage, dass dieselbe eine entschiedene Superiorität über die älteren amerikanischen Angriffs-Torpedos und vielleicht auch über unseren, wohl äusserst kostspieligen, gleichzeitig aber auch äusserst unzuverlässigen WhitheadLuppis'schen Fisch-Torpedo besitzt. Eine genaue Beschreibung hoffen wir in Bälde an geeignetem Orte geben zu können.

Luftballons für Kriegszwecke.

I. Tr.

In England wurde ein Comité, bestehend aus Hauptmann Beaumont vom königl. Ingenieur-Corps, als Präsidenten, Lieutenant Grove vom Ingenieur-Corps und Professor Abel (Director des chemischen Laboratoriums in Woolwich), als Mitgliedern, gebildet, um Versuche bezüglich der Verwendung von Luftballons Recognoscirungszwecken auszuführen. Obwohl die früheren zu gleichem Zweck unternommenen Experimente keine günstigen Resultate gegeben haben, hofft man doch, gestützt auf die hübschen Erfolge, welche die Amerikaner mehrmals mit Luftballon - Recognoscirungen erzielten, vielleicht diesmal in dieser Für Kriegs-Operationen gewiss wichtigen Frage mehr zu erreichen. L Tr.

(Pall Mall Gazette).

Englische Versuche mit verschiedenen Pulvergattungen.

Die in England bestehende Commission zur Prüfung von Schiesspräparaten bat den ersten Theil ihrer Aufgabe vollendet und den diesbezüglichen Bericht der Öffentlichkeit übergeben. Dieselbe hatte sich seither damit beschäftigt, jene Pulversorte aufzusuchen, welche die Geschützrohre am wenigsten anstrengt and sich daher am besten für die schweren Küstengeschütze eignet. Zum Versuche wurden glatte Szöllige und 10zöllige gusseiserne Rohre verwendet, und zum Messen der Gasspannungen theils der Rodman'sche, theils ein abgeänderter Apparat ähnlicher Art gebraucht. Die Geschoss-Anfangs - Geschwindigkeiten wurden mit dem Noble'schen Chronoskope bestimmt.

Die erhaltenen Resultate sprechen sich zu Gunsten des sogenannten Pebble-Pulvers, einer sehr grobkörnigen Sorte aus; dieses Pulver hat 1-732 Dichte, und es ergab ein Schuss mit 60 englischen Pfunden desselben eine um 40 Fuss grössere Anfangs-Geschwindigkeit, als eine gleiche Ladung gewöhnlichen Geschützpulvers, wobei das Rohr nur des Gasdruckes zu erleiden hatte, wie bei letzterer Sorte.

Neue Geschütze.

Bei dem letzten grossen Ausfall der Franzosen aus Paris brachte General Duerot, wie die Pall Mall Gazette erzählt, ein oder zwei neue Streitmittel in Verwendung, zu deren Erfindung der gegenwärtige Krieg den Anstoss gegeben hatte. Diese Erfindung besteht aus einer gepanzerten, mit zwei Mitrailleusen

bewaffneten Locomotive und ist dazu bestimmt, die Höhen von Meudon vo der Eisenbahnbrücke bei Point du jour aus zu beschiessen. Die Maschine ha im Ganzen ein Gewicht von 129 Centner und ist von dem bekannten Maschiner Ingenieur Cail in Paris construirt, dessen Etablissement die Landes-Vertheidigun vielen Dank für die Anstrengung schuldet, mit welcher dasselbe Geschütz un andere Kampfmittel schuf.

Die preussische Invasion hat überhaupt ausserordentlich viel zur En wickelung des Erfindungstalentes der Franzosen beigetragen, und vergeht fas kein Tag, wo der Regierung der National-Vertheidigung nicht einige neu erfur dene Zerstörungs-Werkzeuge vorgelegt werden.

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So haben die Franzosen, angespornt durch die erlittenen Niederlager den Mitrailleur-Marckderberg mit 250 Schuss, den Montigny-Mitrailleur mit 48 Schuss und den Durant'schen Dampf-Mitrailleur mit nicht weniger als 4500 Schus pr. Minute geschaffen; ebenso entstand die Faucheuse oder der Schnitter von dem man sagt, dass er lautlos, ohne Dampf oder Feuer arbeite, ein Schussweite von 6-700 Schritt habe und sammt seiner ganzen Einrichtun zum Verfeuern von 300.000 Kugeln nur 35 Francs koste. Würde jede de verschossenen Kugeln treffen, bemerkt die oben citirte Zeitschrift, so könnter sich demnach die Franzosen ihre gesammten Feinde mit einer Auslage von kaun 100 Francs vom Halse schaffen.

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Das russische Sarasz (Scharasch-) Projectil.

(Mit einem Holzschnitte.)

Das Sarasz-Projectil, die Erfindung eines russischen Artillerie-Obersten, hat den Zweck, einen Rollschuss aus gezogenem Geschütz zu ermöglichen. Dasselbe besteht aus einem hohlen cylindrischen Theil A, aus Gusseisen mit ganz schwachen Wänden, an dessen Aussenseite behufs Festgiessung des Bleimantels drei g Ringe b, c und d angebracht sind.

An dem Cylinder ist eine Kugel angegossen und nur ganz 9 schwach mit demselben verbunden. Durch diese gusseiserne Vollkugel führt der Zündcanal f, in welchen ein Percussionszünder eingeschraubt wird. Der hohle Theil des Cylinders erhält eine Sprengladung (g ist eine Bleimantelführungshülle).

Dieses Projectil hat somit einen doppelten Zweck: als Granate sowohl, wie auch als Vollkugel zu wirken. Beim Auffallen des Projectils soll der cylindrische Theil als Granate wirken, während die Vollkugel sich von demselben trennt und weiter rollt. Man beabsichtigt dadurch in jenen Fällen, wo SpitzHohlgeschosse zu kurz abgehen und gar keine Wirkung haben würden, Treffwahrscheinlichkeit mittels „Göller" zu ermöglichen.

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Welche Nachtheile auch dieses Projectil haben mag, immerhin verdient die Erfindung einige Beachtung. Den Versuchen mit demselben haben die höheren russischen Artillerie-Officiere grosse Aufmerksamkeit gewidmet und über die Resultate vollkommenes Stillschweigen beobachtet. Man konnte demnach auch über die Construction des Geschosses keine genauen Daten in Erfahrung bringen, muss jedoch aus dem allgemeinen Interesse, welches man in Russland dieser Erfindung gewidmet hat, auf ihre besondere Brauchbarkeit schliessen.

Wenn wir auch dem Rollschusse nicht jene Wichtigkeit zuschreiben, wie Arkolay und seine Anhänger, so wäre es doch angezeigt, mit derlei, nach dem früher angedeuteten Princip construirten Geschossen auch bei uns Schiessversuche anzustellen.

Sembratowicz, Hauptmann.

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