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Deutschen Stiftern zu versorgen. Deshalb bewarb er sich der Zeit angelegentlichst für seinen 2ten Sohn, den nachmaligen König Friederich 3 um die Coadjuterie im Erzbisthum Bremen. Dies veranlaßte Holland zu der Muthmaaßung, Christian 4 wolle sich durch die Erbauung Glückstadts einen Weg sichern, auf den er zur Herrschaft über die im Süden der Elbe an der Nordsee belegene Provinzen Deutschlands gelangen, und die Fahrt nicht nur auf der Elbe, sondern auch auf der Weser von seinem Willen abhängig machen könne. Auch England theilte bald diese Besorgniß, wie die im Jahre 1620 zwischen diesen beyden Reichen gewechselten Noten ergeben 5). Christian 4, dem diese gegen ihn gerichtete Stimmung nicht verborgen blieb, sandte eine Flotte in die Nordsee und auf die Elbe, unter deren Schuß die Arbeiten an den Festungswerken Glückstadts ungestörten Fortgang hatten.

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Die Lage der Dinge im südlichen Deutschland ånderte bald die Gesinnungen Holland's zum Vortheil Dånnemark's. Kaiser Ferdinand 2 stand nåmlich mit Spanien in dem genauesten Einverständniß, gegen welches Reich die Holländer wegen ihrer Unabhängigkeit fortwährend kämpften. Des Deutschen Kaisers Herrschaft im Süden Deutschland's war genugsam begründet, um sich nun auch gegen den Norden wenden zu können. Geschah dies, so mußte Holland fürch= ten, von Ferdinand 2 als Bundesgenossen Spaniens, ange= griffen zu werden. In dieser Lage bedurften die Holländer eines Alliirten im Norden, den sie in Christian 4 suchten, und durch Englands Vermittelung auch bald fanden, indem das gute Vernehmen zwischen diesen Reichen auf dem Congreffe zu Bremen im May 1621 wieder hergestellt ward. König Christian 4 konnte nun, ohne sich durch die kostbare Unterhaltung einer bedeutenden Flotte in der Nordsee und

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5) Charleton Lettres, Memoires et Negociations to 3. pag. 217. 289. 375.

auf der Elbe gegen Störung von außen her zu sichern, den Bau der neuen Festung fortsehen und in den nächsten Jahren vollenden. Mitlerweile war auch schon an der Vereinbarung der Norddeutschen protestantischen Fürsten zum Widerstand gegen den Kaiser und die katholischen Fürsten Deutschlands gearbeitet worden. Sie kam in den nächstfol genden Jahren zu Stande, und an ihre Spite trat Chris stian 4, klug, muthvoll und wohl gerüstet. Doch, welche Plane dieser Regent auch hinsichtlich des nördlichen Deutschlands gehabt haben mag, und in welcher genauen Verbindung auch mit diesen der Bau der neuen Festung Glück stadt immer gestanden, sie scheiterten såmmtlich mit dem ungünstigen Ausgange der Theilnahme des Königs an dem 30jährigen Kriege, und mit dem Dahinschwinden der schönen. Hoffnungen Christians blieben auch seine kühnen Ent würfe, wenn auch kein gänzliches Geheimniß, so doch immer nur ein Gegenstand der Muthmaaßungen. Glückstadt,

auf welches noch vor wenig Jahren mächtige Reiche mit ångstlicher Sorge für ihre Sicherheit hinblickten, behielt nur in Bezug auf Hamburg und auf die Elbfahrt für Dånnemark Wichtigkeit. Und auch diese verschwand zum Theil, ~als die Herrschaft Pinneberg im Jahre 1640 dem König Christian 4 zufiel, und dessen Nachfolger nun statt der neuen Stadt den Flecken Altona zu einer blühenden Handelsstadt zu erheben suchte.

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Altona war und blieb aber nur ein offener Ort, gewährte also den Kriegsfahrzeugen nicht, wie Glückstadt, eine fichere Station. Diese neben dem Hafen zu Lyst auch auf der Elbe zu haben, war indeß für Dännemark überhaupt - und insonderheit mit Rücksicht auf Schweden und Norwegen von großer Wichtigkeit. Denn bey den häufigen Uneinigkeiten zwischen der Krone Dånnemark und Schweden war für erstere die Verproviantirung Norwegens eine höchst schwierige Sache, und stets mit dem Verluste vieler Proviantschiffe verbunden. Diese Nachtheile waren beseitigt,

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wenn Dännemark einen Hafen erhielt, aus dem Kriegsfahrzeuge und Transportschiffe im Frühjahre eher auslaufen konnten, als aus den Schwedischen Kriegshåfen. Diese Vortheile gewährte das Fahrwasser bey Lyst auf Sylt nicht in dem Maaße, wie die Elbe, und mehr als Muthmaaßung dürfte es seyn, daß die sichere Verproviantirung Norwegens, wenn auch nicht alleiniger, doch ein Hauptzweck bey der Anlage der Stadt und Festung Glückstadt gewesen ist. Das frühe Auslaufen der Schiffe, welche nach Grönland auf den Walfischfang und Robbenschlag gehen 6), ergiebt, daß König Christian 4 fein Augenmerk auf ein Mittel gerichtet, das unkräftig zu machen, außer der Macht der Krone Schwedens lag.

Bey diesen Bemerkungen über den Zweck der Gründung Glückstadts ist die Angabe der Zeit, in welche dieselbe fållt, übergangen, weil die bisherigen, sehr von einander abweichenden Zeitbestimmungen, eine besondere Erörterung nothwendig machen. Die desfallfigen Angaben variiren nåmlich zwischen den Jahren 1613 bis 1620 7); denn, — um nur einige Angaben anzuführen, so findet sich in dem Staatsb. Magazin die Aeußerung 8), daß der Bau der Stadt schon 1613 begonnen; Schlegel äußert 9), der Bau habe zu der Zeit angefangen, wie der König mit dem Einteichen eines neuen Kooges bey Bredstedt beschäftigt war, welches schon 1616 begann; Christiani 'und Gebhardi 10)

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6) Zufolge einer Annotation in Peters Todtenbuch pag. 210 ging 1690 der erste (?) Grönlandsfahrer auf den Wallfischfang von Glückstadt aus, kam aber leer zurück.

7 Happel behauptet in seiner Kern-Chronik pag. 11, Glückstadt. sey 1604 erbaut, Dies durch nichts begründete Anführen kann füglich unberücksichtigt bleiben.

8) Staatsbürgerl. Magazin Bd. 2. Heft. 2. pag. 514.

9) Schlegel, Geschichte der Könige von Dännemark, Thl. 2 pag. 65 u. 66.

10) Christiani Geschichte der Herzogthümer Schlesw. und Holstein

Thl. 3. pag. 139.

Thl. 2. pag. 311.

Gebhardi Geschichte von Dännemark

(unterscheiden den Bau der Stadt und der Festungswerke, und sehen jenen in das Jahr. 1617; und diesen in das Jahr 1620; Dörfer 11) nennt das Jahr 1619, wogegen Dankwerth, Feustking, Trakiger, Holberg und Büsch 12) das Jahr 1620 anführen.

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Daß im Jahre 1615 mit dem Baue der Stadt Glückstadt noch nicht begonnen war, ergiebt sich aus der Bestim mung Königs Christian 4 d. d. Hadersleben den 26. Novbr. 1615 über die Abtheilung und Verhåurung der neu eingeteichten Wildnißländereien 13). Denn in dem §. 1 dieser Acte ist von einem Plage die Rede,,,da das Newe Stedtlein zu legen." Ferner heißt es im §. 8: nachdem wir eine Städtlein am Rein- anzule gen Gemeinet;" und; so sein auch solchem künfftigen Städtlein zu dessen Lager wor» auf es zu Bawen. — 75 Morgen Landes zugeeig= net." Demnach kann 1613 wol der Plan zum Baue einer neuen Stadt entworfen, und die Ausführung des Projects vorbereitet, aber mit dem Baue selbst noch nicht der Anfang gemacht worden seyn, welches überdies die schon geschehene Einteichung vorausseßt, die aber zufolge des Eingangs der oberwähnten Acte vom 26. Novbr. 1615 erst ,,unlångst" zu Stande gekommen war, womit auch die Angabe des ersten Stadtschreibers in Glückstadt, mit Namen

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11) Dörfer, Topographie von Holstein. 12) Dankwerths Landesbeschreib. pag. 280. F. E. Feuftkings Anmerk, zu Dankwerth, in Noodts Beiträgen zur Kirchenund Gelehrten-Historie, 3. Stück. 248. pag. Holberg, Dánische Reichshistorie, Thl. 2. pag. 750 u. 885. Büsch Staatsbeschreibung der Herzogth. Holstein und Schleswig pag. 82.Adam Traßiger Chronik der Stadt Hamburg, Thl. 5 ad ann. 1620.

13) Diese interessante Urkunde findet sich unter den Beilagen dieses Beitrages sub Lit. B.

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Mülber Gabel, übereinstimmt 14), der indeß den Teichmeis ster statt Sperforgken, Speerworken nennt 15).

14) Staatsbürgerliches Magazin Bd. 2. Heft 3. pag. 695.

Am

14. Febr. 1648 wurde die Spiße des Thurms der Glückstädter Stadtkirche bis ungefähr zur Mitte durch einen Orcan herabgeworfen. In dem Thurmknopfe fand man ein auf Pergament geschriebenes Document, welches die oberwähnten Annotationen des, Stadtschreibers Gabel enthielt. Wo das Oris ginal geblieben, ist in dem Todtenbuche des Küsters Peters pag. 207, wo sich eine vollständige Abschrift findet, nicht be: merkt. In den neuën Thurmknopf hat man es wol nicht wieder gelegt; denn als im Jahre 1698 die Thurmspiße reparirt und die Stange mit der Fortuna u. f. w. zum Vergolden herz abgenommen ward, war Peters schon Küster. Er bemerkt aber (pag. 193) nicht, daß man jenes Document wieder vorgefun- den, sondern sagt nur: es sey in den großen Knopf und in die Weltkugel der Fortuna ein Dánisches 4 ß Stück und ein Zettel gelegt worden, worauf verzeichnet gewesen,,,welcher König regiert, waß vor Obrigkeit im Nath, was vor Priester, Küster, Schulcollegen und Kirchenjuraten gewesen, und was die Tonne Rogken und 1 tt Butter gegolten.“ Eine im Jahre 1653 auf Pergament angefertigte Abschrift dieser Annotationen fins det sich in dem Glückstädter Rathsarchiv unter Rath- und Stadtfachen fasc. 1. pag. 195.

15) Der Ingenieur Sperforgken erhielt, nach einer Randbemerkung
zu Gabel's Annotationen, (Todtenbuch p. 205) „für die Ruthe
16, mithin 40, da damals der Thaler 2 4 8 ß gegolten."
-Im Jahre 1615 vollendete Sperforgken die Einteichung der
Wildniß; die bekannte St. Thomas Fluth (am St. Thomas
Lage, 21. Dec.) 1615 riß aber einen bedeutenden Theil des
neuen Teichs bey Glückstadt hinweg. Allein schon im Früh-
jahre 1616 ward er wieder hergestellt. Zur selbigen Zeit wur
den einige Häuser in der Wildniß erbaut. Der Bau der
Bildniß Schleuse, so wie der Schleusen zu Bielenberg und
Collmar war bereits im Jahre 1615 beendet.
Chronik pag. 43 u. 356. Peters Todtenbuch pag. 111, 165,
205.
Missal der Kirche zu Glückstadt ad An. 1615.
troitus zu dem Hauptkirchenrechnungsbuche der Stadtgemeine
in Glückstadt.

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Sauce's

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In

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