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fie keinen Harrasch mehr ; aber der Krieg forderte mehr Geld und Blut, als die Dabien zur Sättigung ibres Geiges und ihrer Grausamkeit gefordert. Viele Dörfer lagen verbrannt und verödet. Die spärlichen Saaten, von Weibern, Kindern und Greifen der kaum aufgelockerten Erde vertraut, gewährten nur eine trübe Aussicht in die Zukunft. Der Überschuß ihrer stark vers minderten Heerden konnte um so weniger alle Lebensund Kriegsbedürfnisse decken, als aller Handel und Verkehr, sonst die Quelle des Wohlstandes, gänzlich darnieder lag. Diese wirklichen Leiden wurden durch das Schreckbild der osmanischen Macht, durch den Gedan= Een an die Folgen einer, für so Manche wahrscheinlichen, Unterjochung noch ungemein erhöht. Zwist und Mißgunst unter den Führern, von Guschanz und Be= Eir aufgeregt und unterhalten, trugen nicht wenig bei, die leßten Monate des Jahres 1804, in denen die Waffen ruhten, zu keiner Zeit der Ruhe und Er bolung für die unglücklichen Serbier zu gestalten. Zum Glücke für diese herrschte noch weit weniger Einigkeit unter den Moslemins. Die im Lande anfäßigen Tür. ken, die Kerczelias und Janitscharen, Guschanz - Ali, und der Belgrader Pascha, befeindeten sich, wie die Serbier; ein Zustand, aus dem oft die sonderbarsten, augenblicklichen Verbindungen hervorgingen. Waren unter diesen Umständen auch die in Serbien befindli chen Türken wenig gefährlich, so drohte doch von den angrenzenden um so größere Gefahr. Muß- Aga rüstete in Bosnien. Bekir, der die Maske abgeworfen, drohte mit 8000 Mann einzufallen. Der Pascha von Nissa, Afis, den Serbiern, seit sie seine Hilfe ausges schlagen, gram, bereitete sich, als Feind zu erscheis

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nen. Abnliche Anstalten traf Sissi Begh von Leskovac, und von Paswan Oglu., kamen besorgliche Gerüchte. Den Feinden zuvor zu kommen, der Gefahr mit den Waffen in der Hand zu begegnen, rief Cserni Georg die Serbier zu den Fahnen (Ende Dezember), und kündete den für den Winter geschlossenen Waffenstillstand auf (Anfang Jänner 1805). Um jedoch seine friedlichen Gesinnungen zu zeigen, sandte er zu gleither Zeit Abgeordnete nach Konstantinopel. Sie soll. ten vorzüglich den Großherrn bitten, Serbien zu einem selbstständigen Land zu erheben, und von einem christlichen, von der Pforte abhängigen Fürsten regieren zu lassen.

So wenig diese Anträge der Pforte genehm seyn konnten, so wurden sie doch geneigt gehört, und im Divan berathen. Wie Bekir, widerrieth der Hospodar der Wallachei Ipsilandi die Annahme. Indeß wurden die Abgeordneten mit der Zusicherung, daß allen ihren Beschwerden abgeholfen, und dem Land eine eigene Verfassung werden solle, gnädig entlassen. Nur auf sich durften die Serbier vertrauen, nur von den Waffen ihre endliche Befreiung erwarten; indeß folgten sie, mißmuthig und entzweit, nur lässig dem Waffenrufe Cfernis, so daß dieser genöthigt war, die Todesstrafe gegen Widerspenstige und Pflichtvergessene zu verhängen. Die Strenge wirkte. Die Aufgerufenen versammelten sich. Bier tausend Mann wurden unter Wasso Csarapics beordert, den Kordon an der Drina zu verstärken; 6000 umschlossen Belgrad; eine Abe theilung von 500 stand bei Grocka. Die Truppen an der Morawa wurden um 2000 vermehrt. Ein Rückhalt von 3000 Mann vereinigte sich bei Ostrurnica,

wohin Cserni sein Hauptquartier verlegte (11. Jänner 1805). Zur Deckung der Kriegskosten wurde eine Steuer von 250,000 Piaster ausgeschrieben. Die Trups pen, in Erdhütten gelagert, wurden unablässig in Waffen geübt. Cserni hielt streng auf Mannszucht und Ordnung im Lande. In den von ihm beseßten Distriks ten verschwanden die sonst heimisch gewordenen Räu berbanden. Sie wanderten zum Theil nach Syrmien, und wurden eine wahre Plage dieses Landes. Um den sonst blühenden Handel zu heben, versprach Cserni den Kaufleuten, jeden Schaden, den sie innerhalb der von den Serbiern beseßten Distrikte leiden sollten, zu vers güten, und sicherte die Waarenzüge durch zureichende Bedeckung. Wirklich wurden nun auch wieder Karavanen von Semlin über Ostrurnica nach Konstantinopel gesandt; indeß konnte der Handelsverkehr doch nie die, ehemalige Lebhaftigkeit gewinnen.

In Belgrad war zwischen den Kerczelias und Türs ken der Parteihaß auf den höchsten Grad gestiegen. Gewaltsamen Ausbrüchen vorzubeugen, verfügte sich der Kommandant von Orsova, Reczeb - Uga, dahin (10. Hornung). Mehrere unter den Kerczelias befindliche Arnaaten wurden wegen groben Ausschweifungen aus der Festung geschafft. Sie fielen bei Kolari einer Abe theilung Serbier in die Hände, welche sie sämmtlich niedermachte. Die Türken und Kerczelias, durch diese That auf die Folgen ihres Zwistes aufmerksam gemacht, versöhnten sich. Da die Serbier laut von baldiger Era stürmung Belgrads sprachen, so wurden alle Unstalten zur tapfern Gegenwehr getroffen. Die Belgrader Juden mußten an Ausbesserung der Erdwerke und Gräben arbeiten. Die Kerczelias, welche von den Serbiern

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keine Kapitulation zu erlangen hofften, beschlossen fich bis auf den legten Mann zu vertheidigen.

Während sich die Kerczelia's zum Widerstande bereiteten, hatte sich Bekir zum Angriff gerüstet. Er ließ den Serbiern bedeuten (18. März), daß, da sie den durch ihn vermittelten Frieden gebrochen, er mit ansehnlicher Macht als Feind in Serbien eindringen werde. Diese Drohung, welche zu erfüllen Bekir bald darauf durch eine Krankheit verhindert ward, hatte zur nächsten Folge, daß die Serbier nun wieder freiwillig den Fahnen zueilten, und ihr Haß gegen die Türken sich aufs neue entzündete. Als erstes Opfer dest felben fiel bei lli. Palanka der aus Belgrad geflüchtete Janitscharen - Uga. 500,000 Piaster, die man bei ihm fand, wurden in die serbische Kriegskaffe abgeführt. Cherni befahl allen Wehrlosen, sich bei Feindesgefahr in die Wälder zu flüchten. Jakob Nenadovics erhielt den Oberbefehl an der Drina; Cfarapics wurde zu dem Hauptkorps vor Belgrad gezogen.

In dieser Festung hatte Guschanz - Ali den Pascha verhaftet, und sich der Obergewalt gänzlich bemächtigt. Da Bekir, der mit diesem Aga im besten Einverständ niß lebte, wegen Unlust der bosnischen Türken und feiner Krankheit, den beabsichtigten Einfall in Ters bien dermalen nicht unternehmen konnte, und die Serbier, die sich bei Oftrurnica auf 14,000 verstärkt hatten, ihn für Belgrad besorgt machten, so wurde auf seinen Betrieb in Beiseyn des Belgrader Kiaja-Beghs am 28. und 29. April zu Ostrurnica neuerdings über den Frieden, jedoch fruchtlos, verhandelt. Guschanz, darüber aufgebracht, ließ nun, um die Serbier zu schrecken, zwei der wallachischen Sprache kundige Czin

szaren (Gemisch von Wallach und Bulger), als Bojaren verkleidet, mit großem Gepränge in das serbische Lager einführen, und durch sie einen Ferman überreis chen, der unter vielen Drohungen den Serbiern ges bot, Friede zu schließen; widrigenfalls ein osmannisches Heer, stark genug, die Widerseßlichkeit zu züchtigen, fie zur Ruhe bringen würde. Der Inhalt des Fer mans wurde im Hauptquartier zu Otrurnica öffent lich bekannt gemacht (15. Mai), und einhellig be schlossen, lieber mit den Waffen in der Hand, zu stere ben, als sich der Willkür zu unterwerfen."

Cherni Georg wurde durch das Blendwerk nicht getäuscht. Er wußte, daß die Pforte gar nicht in der Lage war, Serbien durch Waffengewalt zu unterwer fen. In Rumelien und Griechenland herrschte, unume schränkt der mächtige Pascha von Janina. Dem Pascha von Ägypten fehlte nur der Name eines Sultans. Die Wehabis, Meister der heiligen Städte, bedrohten, den Islamismus mit gänzlichem Untergang. Dazu kam, daß die Serbier der mächtigen Fürsprache und Unterstügung Rußlands gewiß waren; Selim selbst aber bei den Neuerungen, die er beabsichtigte, insgeheim auf die Serbier als Stüße und Rückhalt blickte. War unter diesen Umständen nur wenig von der Macht der Pforte zu fürchten, so boten doch die in feindlicher Berührung mit den Serbiern stehenden Paschen und Beghs alle Mittel auf, ihnen zu schaden. Durch Aufreißung Muß. Agas erstiegen in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai die Uricer Türken diefe nur von 150 Serbiern beseßte Festung. Die nachlässige Besaßung wurde meist sola. fend niedergemacht. Um folgenden Morgen durchzogen 500 Türken die Gegent. Nachdem sie in den serbischen

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