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,,lernen vermögen, daß sie alle Müller selbst zu examiniren, und nach der Kunst Fragen ,,aufzugeben wissen werden.

Diesen Sah wollen wir zwar in so weit beypflichten, daß die Kunst Mühlen zu bauen, von einem geschickten Meister auf den andern fortgepflanget, von manchen als ein Geheimniß tractiret, von denen wenigsten aber bekannt gemachet oder verbessert worden: alleine man muß auch billig einen Unterscheid unter einem gemeinen Müller, der nichts als dem Mahlen oblieget, und einem Mühlen Bau- Verständigen machen: denn die legtern sind keinesweges vor schlechte Handwercks Leute, sondern allerdings vor grosse Künstler anzusehen, maßen die Mühlen mit denen künstlichsten Maschinen, so aus Rad und Getriebe bestehen, eine genaue Gemeinschafft haben. Dahero wir auch mit einem bekannten Autore bekennen, daß zwar der Meister heut bey Tage fast allzu viel find, an guten Meistern aber dennoch hier und da Mangel vorfället, und weil nach dem bekannten Sprichwort kein Meister gebohren wird, sondern dieselben insgesammt gelehret werden müssen; So haben wir uns hierinnen allent halben dergestalt befleißiget, daß

1) ein Umwissender, ohne groffes Wort-Gepränge, oder in einem hochtrabenden Stylo genugsam und deutlich unterrichtet;

dem Meister das Erlernete wiederhohlet, und zu mehrern Nachfinnen Anlaß gegeben; 3) dem Curioso aber mit saubern Rissen und deutlicher Anweisung, auch einigen historischen Beschreibungen an Handen gegangen, ingleichen

4) denen Herren Juristen so wohl, als Mühlen-Besitzern, welche in unumgängliche Proceffe verfallen, das nöthige Mühlen Recht in einem Compendio dargestellet werde; wie wir denn

5) überhaupt auf die Praxin, so wohl was die Maschinen und deren Beschreibung, als das Mühlen Recht und Anhang von Kunstmäßigen Berichten und Gutachten betrifft, unser ganges Absehen gerichtet, die unnöthigen Projecte und vergeblichen Angaben aber, so viel möglich zu vermeiden gesuchet.

Und ob wir wohl vermeynen, hierinnen einem jeden ein Genügen gethan, und ein so nöthig als nüßliches Buch zu Stande gebracht zu haben, so sind wir doch auch wohl erinnerlich, was unser Vorgänger, der Herr Rath Leupold, bereits in seinem Theatro Hydraul. und zwar in der Vorrede des ersten Theils desselben geklaget, daß man nehmlich lauter neue und vorher unerhörte Maschinen verlange, worauf er vorgiebet, wie er sich dieses im geringsten nicht befremden lasse, weil die Welt jego täglich was neues, so wohl in Moden der Kleider, Speise. und Tranck, als sonsten suchet, ungeachtet sie öffters nicht die Helffte von der Güte und Nußen des Alten in dem Neuern antreffen. Also, und nicht besser als wohlgesagten Herrn Leupold, wird es uns auch ergehen, man wird sprechen, das sind ja alles meist jedermann bekannte Sachen, hat man denn keine Holländischen Wind-Mühlen oder Schottländische Dresch Mühlen oder aber Französische Manufactur- Maschinen darinnen? dasselbige sollen curiose Sachen seyn, denn man hat davon etliche mahl in Zeitungen solchen Lerm geblasen, als wenn sich dadurch die ganze Natur verändern würde: dem dienet aber zur Antwort, daß an manchen Orte, wo von dergleichen unten im Texte gehandelt, auch auf diese Anfragen geantwortet ist, und wir haben wenige derselben, so uns nüßlich geschienen, weg gelassen. Im übrigen aber können wir dem geneigten Leser versichern, wie gar viel neue Sachen, so entweder einigen von unsern Teutschen gar nicht oder wenig bekannt, noch weniger aber jemahls durch den Druck von jemanden heraus gegeben worden sind, hierinnen anzutreffen. 3. E. Wer hat denn wohl das Wasserwägen, so weit es bey Erbauung derer Mühlen nöthig ist, und die Quantität des Wassers, welche ein Fluß in gewisser Zeit schüttet, so leichte, ingleichen das innerste einer Mühle, sammt dem Unterscheid des Gerinnes, und warum man diese und jene Art davon zu machen nöthig, so deutlich gezeiget, und gewöhnlich benennet, wer hat etwas von Vorgelege, Schiff: Mühlen und andern Maschinen, welche nicht in denen Anfangs zum Theil erwehnten Mühlen Büchern befindlich gewesen, so proportionirlich gezeichnet, oder wer hat einen solchen schönen Vorrath von allerhand zum Mühlen - Recht gehörigen Sachen beysammen gesehen, als er hier finden wird? Gleich wie aber ein jeder rechtschaffener Mann schuldig ist, seinen Nächsten bey aller Gelegenheit vor Schaden zu warnen; Also wollen wir auch einen jeden vor solchen Inventionen bey dem Mühlen- Bau, welche im Haupt-Wercke vor andern, so passable Dienste thun, allzu sehr abgehen, und meistens ihren Ursprung aus einem wunderlichen Gehirne genommen, wohl vorzusehen,

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gang

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gang freundlich erinnert haben, immaßen gar bald vor etliche hundert, ja wohl etliche tausend Thaler Proben gemachet, und dennoch wohl nichts damit ausgerichtet werden kan. Ueber: haupt aber ist wohl zu mercken, daß derjenige, welcher nicht einmahl den Gebrauch und die Vortheile unserer gewöhnlichen Maschinen recht verstehet, im Stande sey, andere von ihm selbst erfundene vor beffer auszugeben, oder die erstern zu verbessern, welches biß anhero doch öffters geschehen ist, und es kommen uns dergleichen Leute vor, wie ein Medicus, welcher eine Kranckheit zu curiren suchet, ohne sich um derselben Ursprung zu bekümmern. In Summa, man ist allhier, so viel nur möglich, dergestalt befliffen gewesen, das nöthigste zu zeichnen, und ein practisches, keinesweges aber ein Bilder Buch, das sonsten zu nichts, als die Augen zu weyden, dienet, zu verfertigen, welches zwar nach des ersten Autoris Project noch verschiedenes in sich halten solte, als da waren Blau Farben Mühlen, Drath- Hämmer, Poch: Wercke, u. d. g. Alldieweilen aber solche Stücke zu denen Bergwercks Maschinen gehörig, so vielleicht auch noch in einem besondern Theile, wenn anders der Verleger nach Wunsch damit secundiret wird, heraus kommen, und hierinnen nicht gesucht werden dürfften; so hat man solche billig weggelassen. Ferner hat man sich auch mit allem Fleisse vorgesehen, damit nicht dasjenige, was bereits Herr Rath Leupold feel. in dem ersten Theile oder Parte General. feines Theatri Machinar. und sonsten von Mühlen an verschiedenen Orten mit einfliessen lassen, hier wieder: hohlet würde, sondern man hat, wo nöthig, dem geneigten Leser lieber dorthin weisen wollen. Das Register über die Maschinen solte ebenfalls, nach demselben Project in Form eines Lexici weitläuftiger gemachet, und jedes Ding noch einmahl beschrieben werden, es hätte aber solcher Gestalt, weil die Kunst-Wörter an angewiesenen Orten bereits genüglich erkläret, und meistens in Kupfferstichen angewiesen worden, wie dergleichen Sachen selbst aussehen, nur vergebliche Weitläufftigkeit gemachet, wie man denn vor sothane ermangelnde Stücke lieber etwas miglichers einfliessen, die Kupffer Platten gang voll zeichnen, und sich, so viel möglich, der Kürge befleißigen wollen.

Der geneigte Leser lege alles zum besten, und dergestalt aus, wie man intentioniret gewesen, ihm aufrichtig zu dienen, und wenn er ein und das andere beffer weiß, so gehe er uns mit freundlicher Erinnerung dessen an Handen, und sende selbiges nur an den Verleger, damit man fich, nach befundenen Umständen, entweder daraus bessern, oder wenigstens feine Meynung sehen könne, vielleicht ist man im Stande, ihm bey anderer Gelegenheit wiederum Dienst: Gefälligkeit zu erweisen, worzu man jederzeit so bereit als willig sich finden lassen wird. Signatum Leipziger Jubilate-Messe 1767.

Inhalt

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G

Kurßer Vorbericht,

von denen Mühlen und ihren Eintheilungen

überhaupt.

Leichwie der Nahme Mühle nicht allein denen verschiedenen Arten von Korn Mühlen, worauf man allerhand Getrayde klein zu mahlen oder zu schro then pflegt, sondern auch vielerley andern Gerüsten oder Maschinen, die durch den Umlauff ihrer Råder und Getriebe etwas ausrichten, beygeleget. wird; also hat man einen Unterschied darunter zu machen, und dieselben in

1) eigentlich und

2) uneigentlich genannte Mühlen einzutheilen.

1) Eine eigentlich so genannte Mühle ist ein Gebäude mit einem künstlichen RüstZeug, wodurch vermittelst einiger behörig gegen einander proportionirter Råder und Getriebe, und zweyer Cylinderförmig gearbeiteter Steine, das darauf gebrachte Getrayde entweder grob zu Schroth oder klar zu Mehl gemahlen, und solches durch Hülffe des Beutels von den Kleyen abgesondert wird. Und diese Art Mühlen pflegt man insgemein Mahl Mühlen, oder auch Körn-oder Getrahde-Mühlen, zu nennen.

2) Uneigentlich genannte Mühlen sind solche Maschinen oder Rüst-Zeuge, welche zwar auch mit Rädern und Getrieben versehen, aber nur zu dem Ende erbauet sind, daß dadurch gewisse Materien auf eine leichte Art fabriciret und verfertiget, oder eine solche Arbeit in fur ßer Zeit verrichtet werde, welche sonsten, wenn sie durch Menschen-Hände geschehen sollte, wo nicht gar unmöglich, doch höchst beschwerlich fiele, und eine viel zu lange Zeit, und weit grössere Kosten erforderte; Als da find: Die Del-Mühlen, Holz und Stein-Schneide-Mühlen, Papier: Walck Gewürz Schleiff Polier: Lohe Sensen Hammer Drat- und Pulver Müh len, Puch: Wercke und Farb- Mühlen, Glasschleiff und Polier: Mühlen, Dresch und Hes ckerlings Mühlen, Teichel- oder Röhr und Flinten Bohr Mühlen, ingleichen die Baggerte oder Holländischen Modder Mühlen, u. a. m.

Nach der Krafft, wodurch die Bewegung und der Umtrieb der Mühle geschiehet, und welche entweder in Wasser, oder Wind, oder Pferden 2c. oder aber in Menschen Händen bestehet, wird sie entweder

eine Wasser-Mühle,
oder Wind Mühle,

Ihrem Gebrauch nach werden die

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eine Roß- Mühle,

oder Hand-Mühle genennet.
Mühlen unterschieden in

Gewürz Mühlen,
Papier - Mühlen,
Walck-Mühlen,

Schleiff - Mühlen,
Polier Mühlen,

Flinten Bohr Mühlen,

A

Teichel

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