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gegenüber kam in der alten kath. Kirche die Erzählung auf, daß beide Apostel vereint die Gemeinden zu Antiochia, Korinth und Rom gestiftet und gemein: sam zulezt den Märtyrertod unter Nero erlitten hätten. Eine weitere Ausbildung der leztern über- | lieferung macht den P. zum ersten Bischof von Rom | und läßt ihn dieses Amt 25 Jahre hindurch verwalten. Lesteres ist chronologisch unmöglich, und unerweislich ist auch, daß P. überhaupt nach Rom | gekommen sei, weshalb auch seine angebliche Kreuzigung in Rom auf unverbürgter überlieferung beruht. Auch im ersten Petrusbrief tritt diese über lieferung nur erst in seltsamer Verhüllung auf, in: dem Rom Babylon genannt wird.

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Petrus Venerabilis

im 4. Jahrh. meinte, als Todestag der Apostel. über dem Grabmal des P. wölbt sich die Kuppel der Peterskirche (s. Tafel: Italienische Kunst III, Fig. 2), unmittelbar über dem Grabe steht das von Bernini ausgeführte kostbare Tabernakel (s. Tafel: Altäre II, Fig. 5); im Mittelschiff in der Nische des vierten (Kuppel-) Pfeilers befindet sich die wahrscheinlich aus dem 5. Jahrh. stammende Bronzestatue des P. auf weißem Marmorsessel (į. Tafel: Altchristliche Kunst I). Eine andere Bronzestatue frönt seit 1587 die Trajanssäule (s. d.). Seit dem 5. Jahrh. feiert die röm. Kirche am 18. Jan. die Errichtung des römischen, 22. Febr. die des antiochenischen Bischofsstuhls durch P. (PetriStuhlfeier). Von den neutestamentlichen zwei Petrinischen | Das jüngste der Petersfeste ist Petri Kettenfeier. Briefen ist der zweite ausgemacht unecht und spät | Der Tradition nach soll die Kaiserin Eudoria, Geverfaßt. Aber auch der erste Brief stammt sichtlich mablin Theodosius' des Jüngern, die Ketten zum aus Paulinischen Kreisen und läßt erkennen, daß die Geschenk erhalten haben, die der Apostel im GeChristen bereits gerichtlichen Verfolgungen ausgefängnis zu Jerusalem getragen hatte. Diese Ketten jest waren, aber in den Formen der Zeit des Trajan. joll später der Bapst, nebst den Ketten, die P. im Die Gemeinden, an die er gerichtet sein will, gehörten Gefängnis zu Rom getragen, aufbewahrt und zu zum Missionsgebiete des Paulus. Kommentare ihren Ehren das Fest der Kettenfeier Petri (festum S. verfaßten zum 1. Brief: Steiger (Berl. 1832), Usteri Petri ad vincula) für den 1. Aug. angeordnet haben. (Zür. 1887); zu beiden Briefen: Schott (Erlangen Petrus Abalardus, j. Abälard. 1861 u. 1863), De Wette (3. Aufl., von Brückner, Petrus Aponensis, s. Abano. Lpz. 1865), Kühl (in H. A. W. Meyers «Kommentar»; Petrus Damiani, s. Damiani. 6. Aufl., Gött. 1897), von Soden (im «Handkom Petrus de Alliăco, s. Peter d'Ailly. mentar zum Neuen Testament», Bd. 3, Freib. i. Br. Petrus de Apšno, Petrus de Padua, 1890); Beck (bg. von Lindenmeyer, Gütersloh 1896). j. Abano. Vgl. noch Seufert, Die Abfassungszeit des ersten Betrusbriefs (in der «Zeitschrift für wissenschaftliche | Theologie», 1885); Spitta, Der 2. Brief des P. und der Brief des Judas (Halle 1885).

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Petrus de Viněa, Sohn des Richters Angelus in Capua, erscheint zuerst 1225 als Hofrichter Kaiser Friedrichs II. im Königreich Sicilien und war seit 1231 bei dessen Gesetzgebung und Verwaltung thätig, Außer diesen Briefen sind dem P. noch andere dabei des Kaisers vertrautester Rat und zu den Schriften beigelegt (s. Petrusapokalypse und Petrus wichtigsten Missionen verwendet. Zum Protonotar evangeilum). Die sog. Predigt des P. war eine | und Logotheten oder Kanzler erhoben (1247), batte judaistische Tendenzschrift, welche die Grundlage der er noch Friedrichs II. ganzes Vertrauen; weshalb er fog. Clementinischen Homilien (5. Clemens Roma es dann verlor, ist zweifelhaft. Im Febr. 1249 vernus) gebildet zu haben scheint. Außerdem sind noch | haftet, zerschmetterte er sich im April in Pisa den apokryphische Alten des P. und Akten des P. und Kopf an der Mauer seines Gefängnisses. B. war Baulus in griech., lat., syr., slaw., kopt. Sprache besonders berühmt wegen seiner Beredsamkeit, und erhalten. Val. Mayerhoff, Einleitung in die Pe- seine gesammelten Briefe, «Epistolarum libri VI» trinischen Schriften (Hamb. 1835); Weiß, Der Petri- (hg. von Jcelius [Jselin], 2 Bde., Bas. 1740), diennische Lehrbegriff (Berl. 1855); F. Chr. Baur, Paulus ten lange als Muster. Seine zündenden Manifeste (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1866); ders., Der erste Petri- | riefen alle Fürsten und Völker gegen die päpstl. Annische Brief (in seinen «Theol. Jahrbüchern», 1856); maßungen zu Hilfe. Vgl. Huillard - Bréholles, Holsten, Zum Evangelium des Paulus und des Vie et correspondance de Pierre de la Vigne (Bar. P. (Rostock 1868); Lipsius, Die Quellen der röm. 1865); Tapasso und Janelli, Pietro della Vigna (CaBetrussage (Kiel 1872); ders., Die apokryphen serta 1882); Presta, Pier delle Vigne (Mail. 1880); Apostelgeschichten und Apostellegenden, Bd. 2, G. und Jos. Faraone schrieben über die Heimat P.. 1. Hälfte (Braunschw. 1887). Petrus Franziskus, s. Benedikt (XIII.). Petrus Lombardus, s. Lombardus. Petrus Martor, eigentlich Peter von Verona, ein Dominikaner, berüchtigter Inquisitor in der Lombardei, wurde 1252 in der Nähe von Como erschlagen. Als Märtyrer heilig gesprochen, wurde er der Schuhpatron der span. Inquisition.

Die röm. Kirche verehrte schon seit dem 2. Jahrh. in dem «Apostelfürsten» P. ihren Stifter und ersten Bischof, dessen Amtsdauer sie auf die J. 42-67 bestimmt. Unter Berufung auf Matth. 16, 18 be: trachtet sie ihn als das Oberhaupt der Christenheit, eine Würde, die er auf seine Nachfolger auf dem röm. Bischofsstuhl vererbt habe. Bereits zu Ende des 2. Jahrh. zeigte man in Rom die Todesstätten des P. und Paulus, jene auf dem Janiculum, da, wo zur Erinnerung die Kirche San Pietro in Montorio steht, diese an der Straße nach Ostia. Bischof | Sirtus II. von Rom ließ die (vermeintlichen) Ge beine des P. und Paulus 29. Juni 258 aus den Katakomben aufheben und erstere an der Nordseite des Neronischen Cirkus am Vatikan beisezen; bier erhob sich die Memoria Petri Apostoli und später die Beterskirche. Seitdem wird der Peter-Paulstag | jährlich 29. Juni gefeiert und zwar, wie man schon

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Petrus Martyr Anglerius, s. Anghiera. Petrus Mongus, j. Monophysiten. Petrus Venerabilis (lat., « Petrus der Ehrwürdige»), Klosterreformator, geb. 1094 als Sohn eines Edelmanns in der Auvergne, wurde in der Cistercienserabtei Soucilanges bei Clermont erzogen, 28jährig Abt des Klosters zu Cluny, suchte die Klosterzucht zu reformieren und brachte die Cluniacenserkongregation zu neuer Blüte. Gegen die Vorwürfe Bernhards von Clairvaur verteidigte er erfolgreich seinen Orden und gewährte auch troß der Einsprüche | Bernhards dem verfolgten Abålard (s. d.) Zuflucht in

Petrusapokalypse

seinem Kloster. Er starb Weihnachten 1156. Seine Schriften sind meist polemischen Inhalts und gegen die Petrobrusianer (f. d.), die Juden und Mohamme daner gerichtet. Seine übersehung des Korans ins Lateinische (verbessert von Bibliander, Bas. 1543) blieb lange Zeit die einzige. — Vgl. Wilkens, P. der Ehrwürdige, Abt von Clugny. Ein Mönchsleben (Lpz. 1857); Demimuid, Pierre le Vénérable (2. Aufl., Par. 1895).

Petrusapokalypse, Offenbarung des Betrus, eine dem Petrus beigelegte apokryphische Schrift. Sie wurde schon im 2. Jahrh. und längere Zeit nachher vielfach den neutestamentlichen Büchern beigezählt und gleichgestellt, war bis vor kurzem nur noch aus Nachrichten der Kirchenväter und wenigen Bruchstücken bekannt und ist neuerdings durch Entdeckung eines wahrscheinlich aus ihr stammenden größern Abschnittes interessant geworden. 1886 fand die französische archäol. Mission (zu Gijeh etabliert) bei Aufdeckung eines kopt. Mönchsgrabes in der Toten stadt Achmim (s. d.) eine Pergamenthandschrift in fleinem Quartformat, worin eine Auswahl auf Tod, Auferstehung und Jenseits bezüglicher Schriftstücke zusammengestellt ist, merkwürdigerweise Partien aus drei Schriften, deren griech. Urtext verloren war und hier nun in bedeutenden Fragmenten wieder erschien: das Petrusevangelium (f. d.), die P. und die Offenbarung des Henoch (s. d.). Erst 1892 konnte in den Memoiren der archäol. Mission die Herausgabe erfolgen, der 1893 ein vollständiges Faksimile der Handschrift in Heliogravure zugefügt wurde. Der Schrift charakter der Fragmente weist auf das 8. oder 9. Jahrh. als Entstehungszeit dieser Abschrift. Das Bruchstück der P. steht S. 13-19 des Coder. Dasselbe beginnt mit dem Schluß einer Rede des Herrn über das kom mende Weltende, wonach erzählt wird, wie Jesus mit den zwölf Aposteln auf einen Berg geht, hier auf ihre Bitte verklärte Gläubige aus dem Jenseits vor ihnen erscheinen läßt und ihnen schließlich dieses selbst zeigt, zunächst den Ort der Herrlichkeit, sodann den Ort der Strafen. Das Stück ist von hervorragendem religions geschichtlichem Interesse. Der Verfasser spricht von sich als einem der Zwölf, doch wird der Name Petrus in dem Bruchstück nicht genannt. Dennoch ist es wahrscheinlich, daß das Stück der alten P. ent stammt, obwohl die sonst bekannten Fragmente keine Berührung mit ihm zeigen. Es scheint dem Anfang des Buches entnommen zu sein und etwa die Hälfte von dessen Gesamtumfang zu geben. Mit der Johannesoffenbarung zeigt es keine Verwandt schaft, dagegen eine überraschende mit dem 2. Petrus briefe. — Vgl. A. Dieterich, Nekyia, Beiträge zur Erklärung der neu entdeckten P. (Lpz. 1893).

Petrusevangelium, ein apokryphisches, unter dem Namen des Betrus verfaßtes Evangelium, im 2. Jahrh. in kirchlichem Gebrauch, bald aber aus demselben verdrängt. Der Bischof Serapion von Antiochia (um 200) hielt es zunächst für unverfänglich, fand indes bei näherer Einsicht darin «doketisches Irrlehren (s. Doketismus) und verbot es in seiner Diocese. Origenes las es noch, Eusebius verwarf es. Ein so hohes Ansehen wie die Petrus apokalypse erlangte es nicht. Bisher bis auf wenige Fragmente verloren, ist es nach der neuerdings erfolgten Entdeckung eines bedeutenden Bruchstückes (1. Betrusapokalypse) Gegenstand eingehendster Untersuchungen geworden. Jenes Bruchstück umfaßt in der Handschrift von Giseh die Seiten 2-10, sest mit der Gerichtsscene vor Pilatus ein und bricht Brodhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl.. XIII.

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in der Erzählung von einer Erscheinung des auferstandenen Jesus am See Genezareth ab. Es enthält demnach die Geschichte der Verurteilung, Kreuzigung und Auferstehung Jesu; mit letterer verbindet es die Himmelfahrt unmittelbar. Bezüglich seiner Wertschäßung gehen die Urteile noch sehr auseinander; und zwar bestimmen dieselben sich danach, ob man das P. schon bei Justinus dem Märtyrer benußt findet oder nicht. Im erstern Fall erachtet man es für ebenso alt und zuverlässig wie die vier kanonischen Evange lien und bemüht sich, die auffallenden Eigentümlichkeiten des neu entdeckten Bruchstückes in unverfänglichem Sinne zu erklären; in leyterm Falle macht man dieselben geltend für einen spätern, die vier Evangelien schon vorausseßenden Ursprung und gnostisch-häretischen Charakter des Buches. — Vgl. A. Harnack, Bruchstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus (1. u. 2. Aufl., Lpz. 1893); von Gebhardt, Das Evangelium und die Apokalypse des Petrus. Die neu entdeckten Bruchstücke nach einer Photographie der Handschrift zu Giseh in Lichtdruck herausgegeben (ebd. 1893). Eine vollständige übersicht und Beurteilung der umfangreichen Litteratur gab Lüdemann im «Theol. Jahresbericht» (Braunschw. 1894). Petsa, Insel, s. Spezzia.

Petschaft (vom slaw. pečat, d. i. Siegel), ein Werkzeug, mit welchem eine Figur, ein Namenszug oder ein Wappen in ein vorübergehend bildfames Material (Siegellack), insbesondere zum Verschluß von Briefschaften eingedrückt wird; die an einem kurzen Stiel als Handgriff befestigte Platte, in welche die Figur eingraviert ist, ist aus Messing oder Stahl. Auch Ringe (Siegelringe) dienen als P. und haben dann eine gravierte Metallplatte oder einen geschnittenen Stein zum Siegeln. P. finden sich bereits im Altertum. (S. auch Gemme.)

Petschenegen, ein Nomadenvolk türk. Stammes, bei den Russen Petschenegi, bei den Deut schen Pecinaci, bei den Griechen Pazinaken, in Ungarn Bisseni, magyar. Besenyö genannt, das zuerst um 830 auftritt. Von der Wolga her gedrängt von den Uzen, beunruhigten sie die Chasaren, vertrieben um 894 die Magyaren aus Bessarabien nach Ungarn und bewohnten im 10. Jahrh., unter einem Chan in zahlreiche Stämme geteilt, die Steppen vom Don bis zur Donau; auch waren sie in der Krim als Nachbarn des byzant. Cherson ansässig. Mit den Russen führten sie viele Kriege; Großfürst Svjatoslav. fiel 971 auf dem Rückzug aus Bulga rien gegen die P. an den Stromschnellen des Dnjepr. Nach einer großen Niederlage gegen die Russen bei Kiew 1036 bedrängten sie das Byzantinische Reich in dem neu eroberten Bulgarien. Die Kriege des Chan Tyrach (1048-53) und des Chan Tzelgu (1086-91) gegen Byzanz führten jedoch zu einer völligen Auflösung dieses Volks. Nach dem großen Siege des mit den Kumanen verbündeten Kaisers Alexios Komnenos an der Mariyamündung (1091) wurden die Reste der P. in den europ. Provinzen, besonders in Bulgarien ansässig gemacht, wo bald die Kreuzfahrer mit ihnen in feindliche Berührung kamen. Ein anderer Teil der P. flüchtete sich nach Ungarn, wurde dort in allen Komitaten angesiedelt und verschmolz mit der übrigen Bevölkerung. Vgl. Neumann, Die Völker des südl. Rußlands in ihrer geschichtlichen Entwicklung (2. Aufl., Lpz. 1855).

Petscherskaja Láwra oder Kijewopetscherz skaja Lawra, Kloster und Festung im südl. Teil der Stadt Kiew (s. d.).

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Petschieren, mit einem Petschaft (j. d.) versiegeln. Petschi-li, seit 1421 Name der chines. Provinz, in der die neue «nördl. Hauptstadt» Peking lag, im Gegensatz zu Nan-tschi-li. Unter der jezigen Mandschudynastie heißen die fraglichen Oberstatthalter: schaften Tschi-li und Kiang nan, aber auf europ. Karten hat man den Namen beibehalten. P. hat innerhalb und außerhalb der Großen Mauer etwa 150 000 qkm mit zusammen 19,3 Mill. E. Hauptfluß ist der Bei-ho. Zahlreich sind die kath. Misfionen. Nach P. heißt die wichtige Bucht des Gelben Meers, in die der Hoang-ho mündet, mit dem Hafen | Tien-tsin Golf von P.

Petschóra, Fluß im NO. des europ. Rußlands, entspringt an der Westseite des Urals auf der Sopka Bolwan, fließt im allgemeinen nordwestlich durch die Gouvernements Berm, Wologda und Archangelsk, teilt sich im Unterlauf in viele Arme, zwischen denen viele wüste, nur von Seehunden bewohnte Inseln liegen, und mündet nach einem Gesamtlauf von 1582 km in die Betschorabucht des Nördlichen Eismeers. Nebenflüsse sind rechts die Ussa (718), links die Ischma (626), Zylma (322 km) u. a. Das Flußgebiet umfaßt 329 503 qkm. Die P. ist sehr wasserreich und fast in ganzer Länge schiffbar, doch besteht noch keine regelmäßige Schiffahrt. Vgl. Lattin, Tagebuch einer Reise an die P. (russisch, 2 Bde., Petersb. 1857); Seebohm, Siberia in Europe (Lond. 1880). Seit 1891 heißt P. auch ein Kreis im Gouvernement Archangelst (j. d.).

Petsopula, Eiland bei Spezzia (s. d.). Pettau. 1) Bezirkshauptmannschaft in Steier mark, hat 984,77 qkm und (1890) 79 150 (37 811 männl., 41 339 weibl.) E. in 131 Gemeinden und 345 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Friedau, P. und Rohitsch. 2) P., flowen. Ptuj, Stadt mit eigenem Statut, Sig der Bezirkshaupt mannschaft P., eines Bezirksgerichts (610,84 qkm, 47 193 E.), Hauptsteuer, Hauptpost- und Tele: graphenamtes, an der Drau, an deren rechtem Üfer die größte Ebene Steiermarks, das Obere und Untere Bettauer Feld, sich hinzieht, an der Linie Budapest-Pragerhof der Österr. Südbahn, hat (1890) 3924 E., in Garnison 1 Eskadron des 5. Dragonerregiments «Nikolaus I., Kaiser von Rußland» und das 4. Pionierbataillon, eine große Dekanatskirche zum heil. Georg, Minoritenkloster: tirche St. Peter und Paul, gräfl. Attemsschen Freihof, einst Schloß der Herren von P., Denkmäler aus der Römerzeit, darunter ein riesiges Marmor denkmal (194 n. Chr.) zur Erinnerung an den Sieg des Kaisers Septimius Severus über seine Neben: buhler, ein Landesgymnasium, Musikschule, Theater, Bürgerspital, Sparkasse, 2 Vorschußvereine; Feldwirtschaft und Weinbau. Auf einem Berge das große Saloß Ober-Pettau. P., als Petovia, Petovium, Paetovion seit den ältesten Zeiten be kannt, war eine bedeutende kelto german. Stadt. Im J. 35 v. Chr. wurde sie von Oktavian_zerstört, aber wieder aufgebaut. Romulus Augustus war hier geboren. Vgl. Felsner, P. und seine Umge: bung (Pettau 1895).

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Pettenkofer

derin, Reitertod, Der Reiter und sein Roß, Ungari scher Landsturm bei Preßburg, Der Sturm auf Öfen 21. Mai 1849, Die überfallene Feldpost, Der ungar. Reichstag, Kaiser Franz Joseph mit Gefolge, Radekky bei Novara, Hannau mit seinem Stabe, und die beiden auch als Slbilder ausgeführten Stücke: Der mitleidige Soldat und Der Transport von Verwundeten. Weiterhin malte P.: Die ungar. Rekruten, Flußübergang von Infanterie (1851) und Das russ. Biwak (1852). Mit dem J. 1853 beginnen seine ungar. Marktscenen. Bilder wie Der ungar. Markt (1854), Rumänische Post (1855), Das ungar. Dorf mit Ochsenwagen und Die Pferde vor einer Czarda (1856), Jägerhütte mit Strohdach im Walde (1857), Ungarische Freiwillige (1860), Das Mädchen unter einem Thor (1864) und Das Rendezvous (1867; Hofmuseum in Wien) zeigen den Künstler vielleicht auf seinem Höhepunkt. Von 1870 an begann P. Jtalien zu bereisen, und geraume Zeit stehen seine Bilder gegenständlich unter ital. Einfluß; in den achtziger Jahren aber verwertete er neben den ital. Studien auch wieder frühere, so in den Ungarischen Marktweibern (1886) und in der Schusterwerkstätte aus Südtirol (1888). Er starb 21. März 1889 in Wien.

Pettenkofer, Mar von, Begründer der erperimentellen Hygieine, geb. 3. Dez. 1818 auf der Einöde Lichtenheim bei Neuburg an der Donau, studierte in München Medizin und Naturwissenschaften, arbeitete dann in chem. Laboratorien zu München, Würzburg und Gießen, trat hierauf als chem. Assi stent in die königl. Münze in München und wurde 1847 außerord., 1853 ord. Professor der mediz. Chemie daselbst. P. begann seine wissenschaftliche Laufbahn mit physiol.-chem. Arbeiten: Gallenprobe, die seinen Namen führt, über einen neuen Körper (Kreatin und Kreatinin) im Harn u. s. w. Infolge seiner Thätigkeit an der Münze nahmen seine Arbeiten auch eine technische Richtung, z. B. über Affinierung des Goldes, Verbreitung des Platins (Platin in Kronenthalern). Dieser Richtung entstammen nach seinem übertritt an die Universität auch noch andere Arbeiten, z. B. Unterschied zwi schen Portlandcement und deutschen hydraulischen Kalken, Erfindung eines Leuchtgases aus Holz und Regenerationsverfahren der Ölgemälde (s. Ölmalerei), das in den bayr., später auch in andern Staatssammlungen offiziell eingeführt und in der Schrift «über lfarbe und Konservierung der Gemäldegalerien» (2. Aufl., Braunschw. 1872) beschrieben wurde. Nach Antritt seiner Professur entwickelte er bald die hygieinische Richtung, die er zunächst in Vorträgen über Diätetik und in einer Arbeit (1850) über Ofen- und Luftheizung vertrat.

In den weitesten Kreisen wurde P.8 Name be: kannt durch seine Arbeiten über den Luftwechsel in Wohngebäuden (Ventilation), sowie durch die ge meinschaftlich mit Karl Voit ausgeführten Unterjuchungen über den Stoffwechsel mit Hilfe des von P. erfundenen Respirationsapparates (s. d.). Von größter Tragweite sind auch die 1854 begonnenen Untersuchungen P.s über die Verbreitungsart der Cholera geworden (Einfluß von Boden, GrundPettenkofen, August, Ritter von, Genremaler, wasser, Grundluft, Bodenverunreinigung und Rein geb. 10. Mai 1822 zu Wien, studierte an der dor haltung des Bodens), die von Buhl, Seidel, Port tigen Akademie und beschäftigte sich besonders mit u. a. weiter verfolgt und auch auf den Abdominal: lithogr. Arbeiten, in welchen er meist gleichzeitige typhus ausgedehnt wurden. Auf Antrieb P.s Kriegsscenen meisterhaft wiedergab. Zu nennen sind wurden 1865 an den bayr. Landesuniversitäten außer den Albums von A. Leykum und L. T. Neu- | eigene Lehrstühle für Hygieine errichtet und in Münmann: Der brave Tambour, Die brave Marketen | chen das Fach ihm übertragen. P. war Vorsizen

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locomotion, or walking, swimming and flying» (deutsch: «Die Ortsbewegung der Tiere», Lpz. 1875) und die vor dem College of Surgeons in Edinburgh gehaltenen Vorlesungen «The relations of plants and animals to inorganic matter and the interaction of vital and physical forces»; 1874 die Vorlesungen «On the physiology of the circulation in plants, in the lower animals and in man». 1875 wurde P. als Professor der Anatomie an die Universität St. Andrews berufen, wo er seine Thätigkeit mit der Vorlesung «Man in his anatomical, physical, and physiological aspects» eröffnete.

Petto (ital.), Brust; etwas in petto haben, eine Sache zurückbehalten, um bei passender Gelegenheit damit hervorzutreten.

Petty sessions (engl., spr. ßesch'ns), s. Justices of the Peace.

Petulanz (lat.), Mutwille; Heftigkeit.

der der 1873 vom Reichskanzleramt eingeseßten Choleratommission und steht jezt an der Spize der Epidemiologen, welche die Kontagiosität der Cholera und damit die Wirksamkeit aller Sperr- und Jsoliermaßregeln bestreiten, die Entwicklung von Cho leraepidemien nicht einfach vom Cholerakranken, sondern von der Choleralokalität ausgehen lassen und den Schuß gegen Choleraepidemien lediglich in den sanitären Verbesserungen der Lokalität er: bliden; ebenso beim Abdominaltyphus. 1883 wurde P. in den erblichen Adelstand erhoben, 1889 zum Präsidenten der königlich bayr. Akademie der Wisj senschaften ernannt; 1. Aug. 1894 trat er in den Ruhestand. 1896 wurde er zum Generalkonservator der wissenschaftlichen Sammlungen des bayr. Staa tes ernannt und erhielt das Prädikat Excellenz. Die meisten hygieinischen Arbeiten P.3 sind in der «Zeitschrift für Biologie» erschienen, die er seit 1864 mit von Buhl und von Voit herausgab. 1883 grün- Petunia Juss., Petunie, Pflanzengattung dete er das «Archiv für Hygieine», das er (gemein aus der Familie der Solanaceen (s. d.) mit nur etwa schaftlich mit Hofmann und Forster) bis 1895 heraus- 12 Arten in Südamerika, besonders in Brasilien gab. Ein umfassendes «Handbuch der Hygieine» und Argentinien, schön blühende krautartige Ge (3. Aufl., Lpz. 1882 fg.) erscheint unter P.s und von wächse, die zum Teil sehr variabel und in vielen Ziemssens Leitung; die einzelnen Kapitel desselben Abarten Zierpflanzen sind. Ihre beiden Hauptarten sind durchweg von P.s Schülern bearbeitet. Von find P. nyctaginiflora Juss. aus Südamerika, in andern Schriften P.s sind noch zu erwähnen: «Unter- Mitteleuropa im freien Lande nicht aushaltend und suchungen und Beobachtungen über die Verbrei- deshalb nur einjährig kultiviert, und P. violacea tungsart der Cholera» (Münch. 1855), «über den Hook., eine einjährige aus Brasilien. Von den in Luftwechsel in Wohngebäuden» (ebd. 1858), «Die den Gärten erzogenen Hauptformen ist die wichtigste atmosphärische Luft in Wohngebäuden» (Braunschw. P. grandiflora Hort., die zahlreiche großblumige, 1858), «über einen neuen Respirationsapparat» | zum Teil aus Samen farben- und formentreu sich (Münch. 1861), «Choleraregulativ» (mit Griesinger wiedererzeugende Varietäten umfaßt. Die Blumen und Wunderlich, ebd. 1866; 2. Aufl. 1867), «Zur sind weiß, karmesinrot, violettrot, rot, rosenrot, Útiologie des Typhus» (mit Wolfsteiner, ebd. 1872), auf hellerm Grunde mit dunkler Aderung, auf ver«Beziehungen der Luft zu Kleidung, Wohnung und schiedenfarbigem Grunde weiß gefleckt oder gestreift, Boden» (4. Aufl., Braunschw. 1877), «Verbreitungs-oft in sternförmiger Zeichnung, oder auf weißem art der Cholera in Indien» (ebd. 1871), «Was man Grunde violett oder purpurn gestreift. gegen die Cholera thun kann» (Münch. 1873), «<Über Nahrungsmittel und über den Wert des Fleisch extrakts» (2. Aufl., Braunschw. 1876), «über den Wert der Gesundheit für eine Stadt» (3. Aufl., ebd. 1877), «Populäre Vorträge» (3. Aufl., ebd. 1877), «Vorträge über Kanalisation und Abfuhr» (Münch. 1880), «Der Boden und sein Zusammenhang mit der Gesundheit der Menschen» (Berl. 1882), «Zum gegenwärtigen Stand der Cholerafrage» (Münch. 1887), «Die Cholera von 1892 in Hamburg» (im «Archiv für Hygieine», 1893).

Pettigrew (spr. -gru), James Bell, engl. Phy: fiolog, geb. 26. Mai 1834 zu Rorhill in Lanarkshire, studierte in Edinburgh und Glasgow Medizin, ge wann 1859 Seniors goldenc Medaille für seine Abbandlung «On the arrangement of the muscular fibres in ventricles of the vertebrate heart» und wurde infolge davon durch die königl. Gesellschaft in London zum Croonian Lecturer für das J. 1860 ernannt. In demselben Jahre veröffentlichte er die gerichtlich-mediz. Preisschrift «On the presumption of survivorship», 1861 die Dissertation «The ganglia and nerves of the heart and their connexion with the cerebro-spinal and sympathetic systems in mammalia». 1862 wurde P. zum assistierenden Kurator des Hunterschen Museums im College of Surgeons in London gewählt; 1869 wurde er als Kura tor des anatom. Museums und Professor der Patho: logie nach Edinburgh berufen. 1870 veröffentlichte er in den «Transactions» der fönigl. Gesellschaft von Edinburgh seine Abhandlung «On the physiology of wings»; 1873 folgte P.s berühmtes Werk «Animal

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In den Gärten werden die Petunien zur Verzierung der Rasenparterres, zur Besetzung von Vasen, zur Bildung massiger Gruppen, in den leuchtenden Färbungen zu fern wirkenden Gruppierungen, in den vorzüglichsten Farben zur Topfkultur für das Blumenfenster und zur Bepflanzung von Ampeln, wie z. B. P. grandiflora Hort., verwendet. Man sät die Samen im März oder April in Näpfe mit leichter, doch nahrhafter Erde unter Glas und pikiert die jungen Pflanzen, die man später in Töpfe oder, so früh es immer die Witterung gestattet, in das freie Land pflanzt. Diejenigen Varietäten, welche wenige oder keinen Samen erzeugen, wie die sehr dicht gefüllten, vermehrt man durch Stecklinge. Pete, Vulgärbezeichnung für einen weiblichen Hund.

Peherbaude, Beyerkretscham, s. Aupa. Pesholdt, Jul., Bibliograph, geb. 25. Nov. 1812 zu Dresden, studierte in Leipzig Philologie und gab die «Progymnasmata» des Aphthonius (Lpz. 1839) heraus. Er wurde hierauf vom Prinzen (nachmaligen König) Johann zum Gehilfen bei dessen Dante- Arbeiten sowie zum Bibliothekar für die prinzliche Sekundogenitur-Bibliothek erwählt, übernahm 1842 auch die Aufsicht über die Bibliothek der Gemahlin des Prinzen und wurde 1853 Bibliothekar des Kronprinzen Albert. Er starb 17. Jan. 1891 in Dresden. P.s litterar. Ruf gründet sich hauptsächlich auf den von ihm 1840 -84 herausgegebenen «Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekwissenschaft», das zuerst in kürzerer Fassung 1844 begonnene und 1875 (Dresden) in

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Peucedanin oder Imperatorin, C16H1604, Bitterstoff der Wurzel von Peucedanum officinale L. und Imperatoria ostruthium L. (Peucedanum imperatoria Crz.), krystallisiert in Prismen, welche bei 81° schmelzen.

5. Ausgabe erschienene «Adreßbuch der Bibliotheken | (Baußen 1745); Henke, Kaspar P. und Nikol. Crell Deutschlands mit Einschluß von Österreich und der | (Marb. 1865); Calinich, Kampf und Untergang des Schweiz und die «Bibliotheca bibliographica» Melanchthonismus in Kursachsen (Lpz. 1866). (Lpz. 1866). Außerdem veröffentlichte er eine «Lit- Peucetier, Volksstamm, s. Apulien und Japygia. teratur der sächs. Bibliotheken» (Dresd. und Lpz. Peucker, Eduard von, preuß. General der In1840), «Urkundliche Nachrichten zur Geschichte der fanterie, geb. 19. Jan. 1791 zu Schmiedeberg in sächs. Bibliotheken» (Dresd. 1855), «Katechismus der | Schlesien, trat 1810 in die Artillerie, wurde 1811 Bibliothekenlehre» (3. Aufl., Lpz. 1877; neu be- Offizier und nahm 1812 an dem Feldzuge in Rußarbeitet von Graesel, 1890), «Katalog der von land teil. Er avancierte bis 1842 zum GeneralKönig Friedrich August nachgelassenen Kartensamm- | major und trat im Mai 1848 als preuß. Militärlung» (Dresd. 1860), «Bibliographia Dantea ab tommissar in die Bundesmilitärkommission zu Frankanno 1865 inchoata» (2. Aufl., ebd.1880) sowie eine furt a. M. Hier wählte ihn Juli 1848 der ReichsReihe von Schriften biogr. und bibliogr. Inhalts, verweser, Erzherzog Johann, zum Reichskriegsbesonders auch über den König Johann von Sachsen. minister, welches Amt er 5. Aug. desselben Jahres Peu (fr., spr. pö), wenig; peu à peu, nach und niederlegte, als der Reichsverweser die Huldigung nach, allmählich. aller deutschen Armeen beanspruchte. In den Septembertagen leitete er die Unterwerfung des Aufstandes zu Frankfurt a. M., worauf er 18. Sept. auf den Wunsch des Königs das Kriegsministerium bei der Centralgewalt von neuem übernahm und bis zum 10. Mai 1849 führte. Nachdem er seine Entlassung genommen, erhielt er den Befehl über das zur Unterdrückung des bad. Aufstandes bestimmte Bundeskorps. (S. Baden, Geschichte.) Bereits im Mai 1849 war er zum Generallieutenant aufgerückt, und März 1850 trat er in die Bundescentralkommission. Im Dezember desselben Jahres ging P. als preuß. Kommissar nach Cassel, blieb dort bis zu der Reaktivierung des Bundestags und lebte dann ohne dienstliche Thätigkeit bis zum April 1854 in Berlin, worauf er zum Generalinspecteur des Militärerziehungs- und Bildungswesens ernannt wurde und sich durch die Organisation der preuß. Kriegsschulen und die Verbesserung der Unterrichtsmethode ein bleibendes Verdienst erwarb. 1858 wurde er zum General der Infanterie befördert, 1872 trat er in den Ruhestand und starb 10. Febr. 1876 in Berlin. Er schrieb: «Das deutsche Kriegswesen der Urzeit in seinen Verbindungen und Wechselwirkungen mit dem gleichzeitigen Staats- und Volksleben» (3 Tle., Berl. 1860-64), «Beiträge zur Beleuchtung einiger Grundlagen für die künftige Wehrverfassung Deutschlands» (Frankf. a. M. 1848). Den Namen P.s führt seit 1889 das preuß. Feldartillerieregiment Nr. 6. Peuple (frz., spr. pöpl), Volk.

Peucedanum L., Haarstrang, Pflanzen gattung aus der Familie der Umbelliferen (s. d.) mit gegen 80 auf der nördl. Halbkugel ziemlich weit verbreiteten Arten, ansehnliche Kräuter mit aus- | dauerndem Wurzelstock und siederförmig zerteilten Blättern. In Deutschland sind die bekanntesten: P. officinale L., der auf Waldwiesen wachsende gemeine Haarstrang, Roßkümmel oder Saufenchel, mit sehr fein in lineale Zipfel zer schnittenen Blättern, gelblichen Blüten und flei schiger Wurzel; P. cervaria L., die Hirschwurz, in Bergwäldern, mit dreifach fiederteiligen Blät tern; P. oreoselinum L., die Bergpetersilie oder Grundheil, an Waldrändern und auf grafigen Anhöhen, mit ebenfalls dreifach-fiederteiligen Blättern. Die beiden leßten blühen weiß. Ebenfalls | weiße Blüten, aber breitere Fiederabschnitte hat | die häufig als besondere Gattung abgetrennte Meisterwurz, P. imperatoria Crz. (Imperatoria ostruthium L.), die besonders in der alpinen Re gion vorkommt und vielfach der jezt noch offizinellen Wurzel halber kultiviert wird. Die Wurzel enthält das Peucedanin (s. d.).

Peucer, Kaspar, Gelehrter, geb. 6. Jan. 1525 zu Baugen, studierte zu Wittenberg, wurde dort 1554 Professor der Mathematik und Astronomie, 1560 Professor der Medizin und Geschichte, Kurator und Rektor der Universität und Leibarzt des Kur- | fürsten August von Sachsen. Mit der jüngsten Toch ter Melanchthons, Magdalena, verheiratet, war er nach Melanchthons Lode das Haupt der milden Melanchthonischen oder Philippistischen Rich: tung. 1574 gelang es der streng luth. (Dresdener) Partei, die den Wittenbergern Kryptocalvinismus (f. Kryptocalvinisten) vorwarf, den Kurfürsten um zustimmen, so daß er einen großen Teil der Philip pisten (Sakramentierer) des Landes verwies und P. während 12 Jahren in Dresden, Rochlig und Leipzig in strenger Gefangenschaft hielt. Ungebeugt wurde P. 1586 aus seiner Haft befreit, siedelte dann als Rat und Leibarzt des Fürsten von Anhalt nach Dessau über, wo er 25. Sept. 1602 starb. Außer mehrern astron. Abhandlungen, z. B. « De dimensione terrae» und «De nova stella», standen sein «Commentarius de praecipuis divinationum generibus» (Wittenb. 1553 u. ö.) und seine «Elementa doctrinae de circulis coelestibus» (ebd. 1551 u. ö.) in Ansehen. Vgl. Leupold, Leben Kaspar P.s

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Beutelstein, ital. Poddestagno, ehemalige Feste im Thale von Ampezzo (s. d.).

Peutinger, Konrad, Altertumsforscher und Humanist, geb. 15. Okt. 1465 in Augsburg, trat nach der üblichen ital. Bildungsreise 1490 in die Dienste seiner Vaterstadt und erhielt 1497 die wichtige Stellung ihres Stadtschreibers. Als solcher genoßz er das besondere Vertrauen Kaiser Maximilians, mit dem er sich in seinen histor.-antiquarischen Lieb: habereien berührte. Obgleich Luthers Sache nicht seind, billigte er doch die radikale Einführung der Reformation in Augsburg nicht und nahm deshalb 1534 seinen Abschied. 1538 wurde er in das Patriciat, wenige Tage vor seinem 28. Dez. 1547 erfolgten Tode in den erblichen Adelstand erhoben. Seine wissenschaftliche Hauptthätigkeit war die Pflege der deutschen Altertumskunde. Er zuerst hat 1505 in den «Romanae vetustatis fragmenta in Augusta Vindelicorum et ejus diöcesi» altröm. Steininschriften aus deutschen Fundorten veröffentlicht; in den «Sermones convivales de mirandis Germaniae antiquitatibus» (1506) erweist er durch kritische Quellenforschung das linke Rheinufer als deutsch; 1515 gab er des Jordanes gotische und des

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