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Nugendas

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heiligen Hain vermutet, in welchem, nach Tacitus, | war, und die bereits im 17. Jahrh. nach Sachsen die Hertha oder Nerthus (f. d.) verehrt wurde. Die und Mecklenburg übersiedelte. Nach dem DreißigHalbinsel Zudar im S. ist sehr fruchtbar. Die jährigen Kriege war R. eine Zeit lang im Besize Insel hat nur kleine Bäche, dagegen mehrere Seen. des schwed. Generals Wrangel, dann der Grafen Der Boden ist, einige Sandstriche und einige Torfs de la Gardie, von denen sie der Fürst Putbus ermoore abgerechnet, sehr ergiebig und liefert viel Ge- warb. Vgl. Boll, «Die Insel R.» (Schwer. 1858); treide und Raps, namentlich auf Wittow, der Korn: Grasso, «Topographisch-statist. Handbuch von Neukammer R.3. Sehr wichtig ist auch die Viehzucht, vorpommern und der Insel R.» (Stralf. 1859); die eine unverwüstliche Pferderasse und kerniges Barthold, «Geschichte von R.und Pommern» (5 Bde., Echlachtvieh liefert, sowie die Fischerei, na mentlich der Heringsfang. Schöne Eichen-und Buchenwaldungen sind vorhanden, jedoch nicht ausreichend für den Holzbedarf. Die Bewohner, ein fleißiger, sparsamer und biederer Menschenschlag, sind gute Schiffer, Lotsen und Fischer. Die Bevölkerung der Halbs insel Mönkgut (Mönch-shag gut), die einst dem Kloster Eldena gehörte, unter scheidet sich von der übri gen in Sprache, Kleidung und altertümlichen GeBock bräuchen. Die Hauptund Kreisstadt ist Ber gen (f. d.). Die zweite Stadt ist Garz (f. d.). Flecken sind Putbus (f. d.) und Sagard (f. d.). Be: Pro merkenswerte Dörfer find Altenkirchen (f. d.) auf Wittow und das Fischerdorf Saßniß auf

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von Germanen, dann von Slawen bewohnt und Hamb. 1839-45); Fabricius, «Urkunden zur Gewurde 1168 vom König Waldemar I. von Däne- schichte des Fürstentums R.» (4 Bde., Berl. 1841 mark erobert, der die Einwohner zum Christentum-69); Fod, «Rügensch- ponimersche Geschichte»> belehrte. Eingeborene Fürsten führten die Regie: (6 Bde., Lpz. 1861-72); Edwin Müller, «Die Insel rung unter dän. Lehnsherrlichkeit. Nach dem Tode R.» (12. Aufl., Berl. 1884). des legten derselben, Wiglafs III., wurde die Insel 1325 mit Pommern vereinigt und fam 1648 an Schweden, wurde 1715 von Preußen und Dänen bejeßt, tam aber 1720 wieder an Schweden. Als ein Bestandteil von Schwedisch-Pommern wurde fie 1815 an Preußen abgetreten. Die Halbinsel Jasmund gehörte früher der Familie von Jasmund oder Yasmund, deren Stammsit das Gut Spiker

Rugendas (Georg Philipp), einer der berühm testen deutschen Schlachtenmaler, geb. zu Augsburg 27. Nov. 1666', der Sohn eines Uhrmachers, studierte besonders die kriegerischen Darstellungen nach Bourguignon, Lembke, Tempesta u. a. Nachdem er einige Zeit in Wien gelebt, reiste er 1692 nach Venedig und nach Rom, von wo er 1695 nach Augsburg zurückkehrte. Hier starb er 10. Aug. 1742,

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Ruhl

Nügener Bodden R. malte, zeichnete und radierte sehr viel. Seine Rugier oder Rugen, ein zur got. Gruppe ge Zeichnung ist korrekt, seine Komposition feurig und höriges german. Volk, wahrscheinlich in ältejn geistreich und sein Kolorit zuweilen ausgezeichnet. Zeit in der Gegend der Odermündungen und au In den Stellungen der Pferde war er unerschöpf der Insel Rügen. Die Ulmerugi, d. h. die Holm lich. Auch hat man von ihm Blätter in schwarzer oder Inselrugier der got. Stammsage, veriesen Kunst, die sehr geschäßt sind. Seine Gemälde, na einige ebendahin, andere aber auf Inseln des not mentlich Schlachten und Belagerungen, und feine weg. Rogaland. Seit den lezten Jahrzehnten des unzüchtigen Zeichnungen sind sehr zerstreut; unter 2. Jahrh. n. Chr. den Goten nach dem südl. R seinen radierten Blättern zeichnet sich ganz vorzügland folgend, dann wieder seit 374 von den Hune lich eine Folge von sechs Blättern aus, welche die nen westwärts geschoben, erscheinen sie zu Attikes Belagerung von Augsburg vorstellen, der er selbst | Zeit und nach dem Zerfall des Hunnenreichs als beiwohnte (1703). Er wurde 1710 der erste Divek mächtiges Volt an der mittlern Donau auf der tor der augsburger Akademie. Seine Söhne, Linie von dem_jeßigen Linz bis Wien und dem Georg Philipp R., gest. 1774, Christian R., Marchfeld, großenteils auch in Noricum, too it gest. 1781 und Jeremias Gottlob R. find eben unter mancherlei Kämpfen sich behaupteten, t falls als Kupferstecher, besonders in Aquatinta Odoaker (f. d.), der neue deutsche König von J oder getuschter Manier, bekannt. lien, selbst ein Mann rugischer Abfunft, ibren König Java (487) der Herrschaft beraubte und 488 auch das Volk aus seinem Sige trieb. Infolge dessen verließen sie das Land, welches nach ihren noch eine Zeit lang Rugiland genannt und zunäck von den Longobarden in Befih genommen wurde, und ein Teil derselben verlor sich allmählich unta Stiren, Herulern und Longobarden, ein anderer aber zog 489 mit den Ostgoten gegen Odoaker na Italien, wo er dann neben den Goten als ein ab gesondertes Volk lebte und endlich mit jenen zu gleich von den Byzantinern besiegt wurde.

Ruhepunkt (in der Musik), s. Fermate. Ruhestand, die Stellung eines Beamten, melcher aus dem Dienst entlassen, aber im Genuß einet Pension (s. d.) ist.

Johann Lorenz R., der Urenkel Georg Philipps, geb. 1775, gest. als Professor der Kunstschule und Direktor der Zeichenschule in Augsburg 19. Dez. 1826, bekannt durch seine Bataillenstücke, Scenen aus der neuern Kriegsgeschichte, in Tuschmanier. Johann Moris R., der Sohn des vorigen, geb. zu Augsburg 29. März 1802, bildete sich unter Leitung des Tiermalers Albr. Adam und unter Quaglio seit 1815 für die Genremalerei aus. Im 3. 1821 begleitete er Langsdorff als Zeichner und Maler auf dessen Reise ins Innere Brasiliens, wo er, von Langsdorff getrennt, bis 1825 blieb. Nach der Rückkehr begann er die Herausgabe seines groBen Werks, der « Malerischen Reisen in Brasilien» (Par. 1827-35), und begab sich, um dieselbe selbst | zu überwachen, 1826 nach Paris. Während der J. 1827-29 hielt er sich in Italien auf und unter: nahm 1831 eine neue Reise nach Südamerika, das er nach allen Richtungen bis 1846 durchwanderte. | über 3000 meist aber unfertige Studien, bestehend in Bleistiftzeichnungen, Aquarellen und Ölstizzen, find das Ergebnis dieser 15jährigen Reise. Der bayr. Staat kaufte diese Sammlung für eine Leib. rente, die er dem Künstler zahlte. Auf Veranlassung | 150 Mark oder Haft. Humboldts malte er auch für den König von Preu- Ruhestrom nennt man die zeitweilige Unter hen zwei größere Folgen transatlantischer Darstelbrechung des die Telegraphenleitung dauernd durd lungen. Für das Maximilianeum sollte er die Entfließenden elektrischen Stroms. (S. unter Arbeits: dedung Amerikas malen, was aber mißlang. R. strom und Telegraphie, technisch.) lebte zu München, später zu Weilheim, wo er 29. Mai 1858 starb.

Rügener Bodden, s. unter Bodden. Rügenwalde, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Röslin (Pommern), 18 km nordwestlich von der Kreisstadt Schlawe, rechts an der Wipper, die 2 km unterhalb, nachdem sie links noch die Grabow aufgenommen, in die Ostsee mündet, Station der Linie Zollbrück R. der Preußischen Staatsbahnen, ist Siß eines Amtsgerichts, einer Reichsbankneben stelle und eines Hauptzollamts, hat ein Schloß, eine Irrenanstalt und (1880) 5442 E., die Segeltuchfabrikation, Leinweberei, Fischerei sowie Ree: derei und lebhaften Handel mit frischen und geräucherten Aalen, Lachsen und Gänsebrüsten (Rügenwalder Spidgänsen), Leinwand, Getreide, Holz u. f. w. betreiben. Der Hafen Rügenwal: dermünde mit Seebad liegt links an der Mündung der Wipper, ward 1772 wiederhergestellt, nachdem er zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges unbrauchbar gemacht worden, und neuerdings er weitert. . kam 1273 vorübergehend an Branden burg, gehörte dann um 1300 zu Polen, fiel aber bald an Pommern und war seit 1365 Hansestadt.

Ruhestörung, die Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung, in der Form, daß über den häuslichen Kreis des Thaters oder gewisse Ber sonen hinaus ungebührlicherweise ruhestörender Lärm (durch Maschinen, lautes Singen, Halten eines lärmenden Hundes, übermäßiges Klavier: spiel u. a.) erregt wird. Das Reichsstrafgejerbud, S. 360, Nr. 11, seßt darauf Geldstrafe bis zu

Ruhezeichen (in der Musik), s. Fermate. Ruhl (Joh. Christian), Bildhauer und Maler, geb. zu Kassel 15. Dez. 1764, bildete sich bei Nabl 1787 bei Pajou in Paris und dann in Italien. Nach seiner Rückkehr wurden ihm alle Skulpturen im Schlosse Wilhelmshöhe übertragen, die er trefflich ausführte. Im J. 1808 ernannte ihn König Hieronymus zum Hofbildhauer. Nach der Restau ration des kurfürstl. Hauses wirkte R. vorzüglich als Professor an der Akademie und arbeitete viele Büsten (Heynes, Blumenbachs, Heerens u. s. w.) und zahlreiche Denkmäler. Außerdem lieferte R. auch radierte Umrisse zu Ossian, Bürgers «Lenores, Luthers Leben u. s. w. Er starb 29. Sept. 1842.

Ludwig Sigismund R., Sohn des vorigen, geb. zu Kaffel 1794, empfing feine Kunstbildung in Dresden, München und Italien und wurde später zum Direktor der Kunstsammlungen von Kassel, sowie endlich auch der kurfürstl. Bibliothek zu Wil helmshöhe ernannt. Seine zum Teil sehr poetisch gedachten und sinnig ausgeführten Gemälde ge hören meist dem histor. Genre an. Auf einer Reise nach Italien mit seinem Bruder zeichnete er unter anderm einen Karton, welcher die Geschichte Rome

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in symbolischer Weise darstellt. Andere allegorische Bilder sind die Venetia und die Fortuna. In spä: terer Zeit erschien von ihm ein über 3 m langes Chiaroscuro, der Triumph des Amor, welches vielen Beifall fand. Auch biblische Sachen malte | er, sowie es auch von seiner Hand vorzügliche Um: 1 risse zu Shakspeare gibt. Geschrieben hat er «über die Auffassung der Natur in der Pferdebildung antiker Plastik» (Kass. 1846).

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richte eines Augenzeugen von dem Feldzuge des J. 1806», redigierte die Zeitschrift «Pallas» (Tüb. 1808-9 u. Weim. 1810) und gab seine treffliche «Generalkarte von Sachsen» (Dresd. 1808) heraus. Hierauf begleitete er den Prinzen Bernhard in dem Feldzuge, den dieser 1809 als Kapitän im fächs. Dienst gegen Österreich machte, und den R. in seiner «Reise mit der Armee im J. 1809» (3 Bde., Rudolft. 1809-11) beschrieb, trennte sich aber im Herbst Julius Eugen R., der jüngere Bruder des 1811 von dem Prinzen und begab sich auf sein Gut vorigen, geb. zu Kassel 1796, Architekt, nahm als Laubegast bei Pillniz in Sachsen, 1813 trat R. in Freiwilliger am Befreiungstriege teil und studierte Breslau als Freiwilliger in das Lüßowsche Korps, dann die Architektur unter Jussows Leitung und übernahm jedoch bald im Hauptquartier der schles. auf Reisen. Die Frucht eines mehrjährigen Auf- Armee die Geschäfte des Bureauchefs. Die Dispo enthalts in Italien waren seine « Denkmäler der sition zum Gefechte von Hainau rührt von ihm her. Baukunst in Italien» (Kass. u. Darmst. 1821), eine Nach der Schlacht in Leipzig zum Generalkommissar vortreffliche Sammlung malerischer und dennoch der deutschen Bewaffnung unter Stein ernannt, sehr genauer Ansichten. Im J. 1824 zum Land: organisierte er die Kontingente der Rheinbunds: baumeister in Hanau, 1831 zum kurfürstl. Hofbau- staaten mit Ausnahme Bayerns und Württem direktor ernannt, erbaute er das prächtige Stände: bergs, und erhielt auch beim Wiederausbruche des Haus in Kassel; auch entwarf er die Pläne zu einem Kriegs 1815 den Auftrag, bei Organisation der neuen Schlosse, einer Kirche in Hanau, eines Kur-rhein.-westfäl. Landwehren mitzuwirken. Nach dem gebäudes für Nauheim u. s. w. Außerdem leitete Frieden wurde er 1816 in Berlin als Oberst dem er die Wiederherstellung der Wilhelmshöhe und | Großen Generalstab zugeteilt, dessen Chef er, 1820 1846 wurde ihm die Generalbaudirektion der kur zum Generalmajor ernannt, 1822 ward. Auch hes. Staatseisenbahnen übertragen. Seine «Archi- leitete er nach Grolmans Austritt ein Jahr lang tektonischen Entwürfe» (Kass. 1839 fg.) enthalten interimistisch ein Departement des Kriegsministe eine Darstellung seiner Bauten. Auch gab er die riums. Seit 1816 war er der erste Redacteur des «Gebäude des Mittelalters zu Gelnhausen (Frankf. «Preußischen Militärwochenblatt», ferner Präses der 1839) in 24 malerischen Ansichten heraus. Studiendirektion der Allgemeinen Kriegsschule und Ruhla, Marktflecken im nordwestl. Teile des seit 1826 auch Direktor der Ober- MilitärstudienThüringerwaldes, 15 km im S. von Eisenach, kommission. Im J. 1835 zum Generallieutenant Station der Ruhlaer Eisenbahn (Linie Wutha-R.), befördert, wurde er 1837 Direktor der Allgemeinen zieht sich in einem sehr engen Thale 5 km weit hin Kriegsschule und 1844 Generalinspekteur des Miliund wird durch das Flüßchen Erbstrom in zwei tär-Erziehungs- und Bildungswesens. Er starb Hälften, eine sachsen weimarische (Amtsgericht 1. Juli 1847 zu Salzburg. Vgl. «R. von LilienEisenach) und eine sachsen-gothaische (Amtsgerichtstern. Ein biographisches Denkmal» (Berl. 1874). Thal) geteilt, von denen die erstere (1885) 2145, die lettere 2683 E. zählt. Der im Sommer sehr stark von Touristen besuchte Ort hat ein Bad, eine großherzogl. Forstverwaltung und besaß früher das berühmte Königsche Forstinstitut, welches nach Eisenach verlegt worden ist. Weit bekannt ist R. durch seinen eigentümlichen Gewerbfleiß, der sich namentlich auf Anfertigung von Tabakspfeifen von Holz und Meerschaum, Pfeifenköpfen, Pfeifen beschlägen u. dgl., sowie Metallwaren- und Fournierschneidefabriken erstreckt. Der Gesamterport von Pfeifenwaren aller Art beläuft sich, abgesehen von Metallwaren, im jährlichen Durchschnitt auf etwa 6 Mill. Mark. Zu R. wurde um 1750 der sog. unechte Meerschaum entdeckt. Vgl. Aler. Ziegler, «R. und seine Umgebung» (4. Aufl., Dresd. 1876). Ruhland, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnit, Kreis Hoyerswerda, in der Oberlausit, links an der Schwarzen Elster, Station der Linien Frankfurt a. D.-Großenhain, Wittenberg-Kohlfurt | und R. Lauchhammer der Breuß. Staatsbahnen, zählt (1885) 1877 E., ist Siß eines Amtsgerichts, hat Fabrikation von Cement und ist Handelsplay für Rindvich der ostdeutschen Niederungsrassen.

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Rühle von Lilienstern (Joh. Jak. Otto Aug.), preuß. Generallieutenant und Schriftsteller, geb. zu Berlin 16. April 1780, wohnte dem Feldzuge von 1806 als Generalstabsoffizier im Korps des Fürsten Hohenlohe bei. Nach dem Frieden von Tilsit trat er in weimarischen Dienst und wurde als Major Gouverneur des Prinzen Bernhard von Sachsen Weimar. Er verfaßte in Weimar die «Be

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Ruhmkorff (Heinr. Daniel), Mechaniker, geb. zu Hannover 1803, kam 1819 nach Paris, wo er eine mechan. Werkstatt gründete. Er baute 1844 die erste gute thermo-elektrische Batterie und erfand 1851 den Ruhmkorffschen Induktor (f. d.). R. ftarb 21. Dez. 1877 zu Paris.

Ruhmkorfficher Induktor (Ruhmkorffscher Apparat), ein von Heinr. Dan. Ruhmkorff (f. d.) 1851 erfundener Induktionsapparat, bei welchem der sehr dünne Draht der Spule für die Volta - Induktion sehr lang genommen und so gewickelt wird, daß die Windungen voneinander durch Seide und Firnis aufs beste isoliert sind. Der Hauptstrom der innern, mit dicken Drähten umwundenen Spule ist mit einem selbstthätigen Stromunterbrecher, mit einem Kondensator aus mit Staniol belegtem Seidentaft und mit einem Stromwechsler (Rommutator) versehen. Der Ruhmkorffiche Apparat wird ebenso in äußerst großen (Riefeninduktoren) wie in sehr kleiner Form (Mignoninduktoren) angefertigt, und verwandelt schwach gespannte elektrische Ströme in hochgespannte derart, daß elektrische Induktionsfunken im unter: brochenen Induktionsdraht auftreten, und überhaupt mittels desselben die Identität zwischen galvanischer und Reibungselektricität im wesent lichen nachgewiesen wird. Der Ruhmkorffiche Apparat kann alle Wirkungen eines hochgespannten elektrischen Stroms zeigen; er dient besonders zum Anzünden von Gas, von Sprengschüssen mittels des elektrischen Funkens, ferner für elektrische Lichtversuche mittels der Geißlerschen Röhren 20.

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Ruhr, rechtsseitiger Nebenfluß der Maas im preuß. Regierungsbezirk Aachen, f. Roer.

Nuhuken (Dav.), einer der ausgezeichnetsten | Henne, Wenne, Röhr mit der Sorpe, die Hönne mit Humanisten des 18. Jahrh., geb. 2. Jan. 1723 der Sse, die Hemer, Bar und bei Syburg die 130km wahrscheinlich zu Wintershagen bei Stolp in Hinter lange Lenne. Lestere entspringt 819 m hoch auf pommern, besuchte das Friedrichskollegium zu der Westseite des Kahlen Astenbergs, fließt in vielen Königsberg und studierte in Wittenberg und Leiden. Windungen gegen Nordwesten über Altena und Er wurde 1757 Lektor der griech. Sprache in Leiden Limburg, nimmt links die Hundem mit der Olpe, und erhielt 1761 die Professur der Beredsamkeit, die Bigge, Che, Verie, Rahmede und Volme mit Geschichte und Altertümer, die er bis an seinen Ennepe auf und wird durch ihr wie ihrer Zuflühe Tod, 14. Mai 1798, bekleidete. R. verband mit bedeutendes Gefälle einem starken Betriebe von einer Fülle von Gelehrsamkeit gesundes Urteil und Eisenwerken nugbar. Von Herdecke bis Mülheim großen Scharfsinn. Seine nach den besten röm. durchschneidet die R. eins der ausgedehntesten, reich Mustern gebildete Latinität ist rein und korrekt, sten und wichtigsten Steinkohlenlager (s. Ruhrkobseine Darstellung klar. Unter seinen zahlreichen | lengebirge) des europ. Kontinents, das hervots Schriften sind zu erwähnen: «Epistolae criticae» ragenden Einfluß auf die Industrieentwide.ung (2 Tle., Leid. 1749-51; neue Aufl., Lpz. 1827); nicht allein in den benachbarten Gegenden, fonderi die Bearbeitung von Timäus' «Lexicon vocum großer Abschnitte des Rheinlandes ausübt, indem Platonicarum» (Leid. 1754; 2. Aufl. 1789; ver- die Lager in schiffbarer Verbindung mit der K mehrte Aufl. von Koch, Lpz. 1833); der Homerische stehen. Auch bietet das Ruhrthal viele malerishe «Hymnus in Cererem» (Leid. 1780; 3. Aufl. 1898; Gegenden dar. Vgl. Löbker, «Wanderungen durc neuer Abdruck, Lpz. 1827); ferner die Ausgaben das Ruhrthal» (Münster 1853); Natorp, «R. und des Rutilius Lupus (Leid. 1768; neue Aufl., Lpz. | Lenne» (Iserlohn 1874). 1831 u. 1841), Vellejus Paterculus (2 Bde., Leid. 1779; neue Aufl., Lpz. 1830) und der «Opera» des Muret (4 Bde., Leid. 1789). Außerdem vollendete er die von Alberti begonnene Ausgabe des Hesy chius (2 Bde., Leid. 1746-66). Ein Muster biographischer Darstellung ist sein «Elogium Tiberii Hemsterhusii» (Leid. 1768; neue Aufl. 1789 u. öfter). Nach seinem Tode erschienen die «Opuscula oratoria, philologica, critica» (Leid. 1797 u. 1807), die später durch Bergmann (2 Bde., Leid. 1823) und Friedemann (2 Bde., Braunschw. 1828) ver: vollständigt wurden; ferner « Ruhnkenii, Valckenarii et aliorum ad J. A. Ernesti epistolae» (Lp3. 1812); «Ruhnkenii et Valckenarii epistolae mutuaes (Vlieffingen 1832), «Ruhnkenii epistolae ad diversos» (Vlieffingen 1834). Ebenso wurden aus Kollegienheften veröffentlicht seine «Lectiones academicae in antiquitates Romanas» (22 Hefte, Jena 1818-35), die «Dictata in Terentii comoedias» (Vonn 1825), die «Dictata in Suetonium» (Leid. 1828), die «Dictata in Ovidii heroidas» (Lp3. 1831). Vgl. Wyttenbach, «Vita Ruhnkenii» (Leid. 1799; neue Aufl., Lpz. 1822 u. Freiberg 1846);| Rink, «F. Hemsterhuis und David R.» (Königsb. | 1801); Luc. Müller, «Geschichte der klassischen Philologie in den Niederlanden» (Lpz. 1869).

Ruhr, im Mittelalter Rura, der wichtigste rechte Nebenfluß des Rheins im preuß. Staat, entspringt im Kreise Brilon des westfäl. Regierungsbezirks Arnsberg, auf dem Plateau und 2,5 km nördlich von Winterberg, 664 m hoch an der Nordseite des Ruhrkopfs, fließt im ersten Teile ihres Laufs bis Olsberg nord- und in vielen Krümmungen nord: westwärts über Meschede (260 m), Arusberg (182 m), dann in westl. Hauptrichtung mit beträchtlichen Windungen über Herdecke (103 m), Witten, Blan: tenstein, Hattingen (68 m), Steele, Werden, Kettwig und Mülheim (36 m), wo sie in die Rheinebene tritt, und mündet 21 m hoch bei Ruhrort (s. d.), von wo der 2 km lange Ruhrkanal (Duisburger Kanal) nach Duisburg führt. Der Fluß hat eine Länge von 235,16 km, ein Flußgebiet von 4700 qkm, wird über 30 m breit und ist im untern Laufe 75 km weit bis Witten mittels 11 Schleusen für Fahrzeuge von höchstens 3400 Ctrn. fahrbar. Doch wird die Schiffahrt öfters durch niedrigen Wasserstand unter brochen. Die R. nimmt auf: rechts, bei Neheim, die Möhne oder Möre; links die Neger, Elpe, Valme,

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Ruhr oder Dysenterie ist der Name einer schweren Infektionskrankheit (j. d.), welche insofern ähnlichkeit mit der Cholera hat, als sie wie diese burch die Einführung eines Krankheitsteims in der Darinkanal hervorgebracht wird, der sich in nod unentwickeltem Zustande in den Ausleerungen Ruht: kranker findet; ferner als sie ihren Siß im Darm: kanal hat, epidemisch auftreten und auch, eberio wie die Cholera, durch Diätfehler zum Ausbruc gebracht werden kann. Bei der R. wird die Schleim: haut des Diddarms von einer diphtheritischen Entzündung ergriffen, wobei sie unter Abscheidung einer faserstoffreichen Ablagerung brandig zu Grunde gekt und abgestoßen wird. Die Krankheit beginnt mit leichten Verdauungsstörungen (Appetitlongleit, Durst, leichten Brustschmerzen, Neigung zu Durefall), benen sich ein scheinbar unschuldiger Durchfall mit nur mäßigem Leibschneiden anschließt. Später nehmen die Stuhlentleerungen an Häufigkeit (2)— 30 in 24 Stunden) zu, die Leibschmerzen werden heftiger, es tritt äußerst quälender Stuhl- und öfters auch Harnzwang ein. Dabei werden aber im mer nur geringe Mengen Darminhalt entleert, urd zwar nicht mehr kotige Massen, sondern ein grauer (Weiße Ruhr) oder blutiger Schleim (Rote Ruhr, im Volksmunde oft auch Blutzwang ge nannt), selbst reines Blut. Zu diesen Erscheinungen gefellt sich Fieber, höchste Entkräftung und Benom menheit der Sinne. In leichten Fällen lassen die Erscheinungen nach vier bis acht Tagen nach; in schweren nehmen die Schmerzen und die übrigen Symptome an Heftigkeit zu; dann gehen Fesen von Darmschleimhaut ab, und endlich kann unter Schwinden des Bewußtseins der Tod erfolgen.

Tritt in schweren Fällen Genesung ein, so bleiben doch die Zerstörungen des Darms zurück; das die Schleimhaut erfeßende Narbengewebe verengt den Darm, wodurch habituelle Verstopfung mit ihren lästigen Folgen entsteht; auch hinterbleiben öfters Geschwüre, welche selbst zu Bauchfellentzündung führen können. In leichten Fällen gleichen sich zwar die Störungen im Darm leicht aus, es bleibt aber immer eine lange andauernde Erschöpfung zurüd. Bei leichtern Graden der N. erweisen sich gelinde Abführmittel als wohlthätig. Der Kranke muß das Beit hüten und darf nichts Schwerverdauliches

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genießen; warme Breiumschläge auf den Leib und wählte er ausgedehntere Ansichten in der Umgegend örtliche Blutentziehungen am After erleichtern die seiner Vaterstadt, wie Winterlandschaften, Dörfer Schmerzen. Bei den höhern Graden wendet man an beschatteten Kanälen u. dgl.; sodann folgten zusammenziehende und stopfende Mittel (Opium) an. Gebirgsgegenden _mit_schäumend zwischen Felsen Ruhrähnliche, von denen der eigentlichen R. aber herabstürzenden Gewässern und andere großartige verschiedene Erscheinungen können auch bei chroni Formen der nordischen Natur, die auf Reisen des schem Darmkatarrh auftreten (katarrhalische Malers in Deutschland und in der Schweiz hinRuhr). Da sich der Keim der R. in den Ausleerun-weisen; zulest malte er auch Strandansichten und gen vorfindet, so müssen diese zur Verhütung von Seestürme. Einfachheit und Naturtreue, die feine Ansteckung, wie bei der Cholera, durch Carbolsäure ersten Werke auszeichnen, sind auch seinen spätern oder Sublimatlösung sorgfältig desinfiziert wer| Landschaftsbildern eigen; aber ein tieferes Einben. Wäsche, Nachtstühle und Klystiersprißen, deren dringen in Natur und Kunst läßt hier eine poetische fich Ruhrkrante bedienen, dürfen von Gefunden Stimmung hinzukommen, der sich manchmal, obunter keiner Bedingung gebraucht werden. wohl selten, etwas Allegorisches beimischt, wie in dem berühmten Kloster der dresdener Galerie und in dem ebendaselbst befindlichen Kirchhof; die Ausführung ist ungemein fleißig, teilweise sogar troden. Der Farbenton geht manchmal ins Bräunliche, ist jedoch durchweg von ungewöhnlicher Kraft und trefflicher Totalwirkung. Die Gemälde dieses Meisters sind sehr zahlreich. Wie manche andere be deutende Landschaftsmaler ließ sich R. bei seinen Staffagen von andern Künstlern unterstüßen, unter welchen besonders A. van de Velde, Ph. und P. Wouwerman, C. Berchem, J. Lingelbach zu nen nen sind. Die Museen in Paris, Dresden, Wien, München und Kassel sowie die engl. und holländ. Privatgalerien besißen von dem Meister die herrlichsten Werke. J. Ph. Lebas, J. de Boissieu, A. Blooteling, Weisbrod, Masquelier u. a. haben nach seinen Gemälden gestochen. Selten sind Zeich nungen R.3. Auch hat man von ihm einige radierte Blätter. Vgl. P. van der Willigen, « Les artistes de Harlem» (Harl. 1870); «Eaux-fortes de Jacob R. reproduites par Armand-Durand» (Par. 1878).

Ruhrkirsche, soviel wie Korneliuskirsche. Ruhrkohlengebirge, eine bis zu 200 m Höhe sich erhebende Berglandschaft im westfäl. Regierungsbezirk Arnsberg und im rheinpreuß. Regierungs: bezirk Düsseldorf, zu beiden Seiten der Ruhr und östlich vom Niederrhein, nördlich bis zum Emscher und teilweise über diesen Fluß hinaus bis in die Gegend von Recklinghausen, im Osten bis Unna, südlich bis in die Nähe von Elberfeld-Barmen reichend, ist nächst Oberschlesien das reichste Stein tohlenlager des Deutschen Reichs. Der Flächen: inhalt des R. beträgt über 1000 qkm; der höchste Teil desselben ist das Ardei (f. d.).

Ruhrkraut, Voltsname von Gnaphalium (f.d.). Rührmichuichtan, Pflanze, f. u. Impatiens. Ruhrort, Stadt im Kreise Mülheim a. d. Ruhr im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, an der Mündung der Ruhr in den Rhein, Station der Linien N. Wanne, Oberhausen R. und R.-Dort mund der Preußischen Staatsbahnen, ist Sit eines Amtsgerichts, hat ein Realgymnasium, zählt (1880) 9130 meist prot. E. und gehört zu den betriebsam ften Orten am Rhein. R. ist der Hauptsiz des Handels mit Steinkohlen, die von hier durch eine ansehnliche Flotte von Schleppdampfern rheinauf und abwärts bis Straßburg und nach Holland geführt werden. Den schönen Hafen, den größten Flußhafen Europas, 7,5 km lang, umgeben zu beiden Seiten Kohlenmagazine, Niederlagepläße, Schiffswerfte und Kranen und schmückt seit 1847 ein Denkmal des westfäl. Oberpräsidenten von Vinde, des Förderers der Ruhrschiffahrt. Den Güterverkehr mit dem linken Rheinufer vermitteln zwei Hebetürme, in welchen die Eisenbahnwaggons durch hydraulische Kraft auf das zum libersezen bestimmte Schiff hinabgelassen oder von demselben heraufbefördert werden. Ganz in der Nähe von R. find bedeutende Eisenhüttenwerke. Vgl. «Geschichte der Stadt R.» (Ruhrort 1882).

Ruhrrinde, die Wurzelrinde von Simaruba officinalis DC., eine nicht mehr offizinelle Drogue. Ruhk, das plößliche Steigen und Fallen des Wasserspiegels des Bodensees ohne sichtliche äußere Ursache, eine noch nicht aufgeklärte Erscheinung.

Ruisdael (Salomon van), ausgezeichneter Landschaftsmaler, geb. zu Harlem um 1605, gest. da felbst gegen Ende 1670. Er erscheint 1623 bereits in der dortigen Lutasgilde. Seine Naturauffassung ist realistisch; er wählte meist die von Kanälen durchzogenen Gefilde Hollands als Motiv und erreicht durch die helle Färbung schöne koloristische Wirkung. In seinen Seestücken erinnert er an die Weise van Goyens und verwandter Meister.

Ruiter (Reiter), niederländ. Silbermünze, f. unter Ducaton.

Ruiz (Juan), Erzpriester zu Hita (Arcipreste de Fita), wie er gewöhnlich genannt wird, altspan. Dichter, geb. vermutlich zu Alcala, blühte um die Mitte des 14. Jahrh. Verleumdung oder Zügellosigkeit seiner Sitten zogen ihm, während er im Fleden Hita bei Guadalarara das Erzpriesteramt ausübte, von seiten seines Kirchenfürsten langwierige Haft zu. Während derselben, im Gefäng nis von Toledo, verfaßte er 1343 seine «Poesias». In diesen erzählte R. seine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, Liebesabenteuer aller Art, gibt denselben jedoch oft symbolisch-allegorische BedenRuisdael oder Ruysdael (jpr. Reusdahl, Jat. tung, untermischt sie mit freierfundenen Abenteuern van), berühmter holländ. Landschaftsmaler, wurde und würzt die geschickt miteinander verknüpften etwa um 1625 in Harlem geboren und starb eben Handlungen durch Einfügung zahlreicher Apologen, dafelbst 12. März 1682. Er trat 1648 in die Maler: Gleichnisse, sopischer Fabeln und lyrischer Schmuc gilde feiner Vaterstadt, wurde in Amsterdam 1659 stücke. In dem gegen 7000 Verse zählenden GeBürger, verarmte aber gänzlich gegen Ende seines dichte sind die eigentlich erzählenden epischen ParLebens. Sein Hauptstudium war die Natur. Doch tien in 14filbigen vierzeiligen Alerandinerstrophen gab ihm auch sein Vater Isaat Unterricht. Bauer geschrieben; die lyrischen Einlagen, in kurzen 6 und häuser, öde Hügel, einsame Binsenteiche, verfallene 8 Silblern, von 4 und 7 Silblern unterbrochen, Türme seiner nächsten heimischen Umgebung bezeichnen sich so sehr vor allen frühern und gleich schäftigten in der ersten Zeit seinen Pinsel; später zeitigen span. Dichtungen aus, daß man die «Poesias»>

Conversations - Lexilon. 13. Aufl. XIIL

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