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Rottenfeuer

Plochingen-Rottweil-Villingen der Württembergi: schen Staatseisenbahnen, 11 km oberhalb Tübingen, Siz des kath. Landesbischofs, zählt (1880) mit der am rechten Flußufer gelegenen ehemals selbstän digen Stadt Ehingen (die nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Oberamtsstadt an der Donau) 7136 meist fath. E. R. hat ein 1216 von den Grafen von Hohenberg erbautes Schloß, jezt Landesgefängnis, Domkapitel, Priesterseminar in dem ehemaligen Karmeliterkloster, Amtsgericht, eine Latein- und eine Realschule, ein großes Mädchen erziehungsinstitut und ein reiches Hospital. Unter den Kirchen sind bemerkenswert der Dom zu St. Martin im spätgot. Stil (Stadtpfarrkirche), die Ehinger Kirche zu St. Moriz, früher zugleich Stiftskirche eines im 12. Jahrh. errichteten, 1806 aufgehobenen Chorherrenstifts, die Sülchen- und die Weggenthalkirche, lektere eine bedeutende Wallfahrtskirche. Das 1623 errichtete und 1773 aufgehobene Jesuitenkollegium ist jest bischöfl. Resibenz. Die Einwohner treiben Acker, Hopfen, Obst- und Weinbau, außerdem Bierbrauerei, Gerberei, Leinwandweberei, Strickerei und Färberei. Auch hat R. Maschinenfabriken, bedeutende Kunstmühlen und nach Nürnberg den größten Hopfen markt Süddeutschlands. R. steht auf der Stelle der sehr bedeutenden röm. Niederlassung Sumelocenna, von welcher eine Menge interessanter über: reste ans Licht gebracht worden sind, namentlich eine großartige Wasserleitung, Steindenkmäler, Münzen u. s. w. Nach der Tradition soll R. ehe mals Landskron geheißen und 1122 durch Erdbeben zerstört, von den Grafen von Hohenberg und den Herren von Ehingen wieder aufgebaut worden sein. Die meisten Orte des Oberamts gehörten zu der Grafschaft Hohenberg, die 1381 von Österreich er: kauft wurde und 1805 durch den Preßburger Frieden an Württemberg fiel. Auf dem 3 km ent: fernten Berge Alt-Rottenburg wurde 1872 ein Aussichtsturm erbaut, der eine bedeutende Fernsicht gewährt. Unter dem Bistum R. versteht man die fath. Kirche Württembergs; dasselbe gehört zur Oberrheinischen Kirchenprovinz und steht unter dem Erzbischof von Freiburg i. B.

Rottenfeuer, s. Hecenfeuer.
Rottenhaan, s. Roothaan.

Rottenhammer (Joh.), einer der besten deut: schen Maler, welche im 16. Jahrh. unter ital. Ein: flusse gebildet wurden und wirkten. Im J. 1564 zu München geboren, kam R. 1582 zu Donauer auf sechs Jahre in die Lehre, ging dann nach Venedig und ward ein Schüler Tintorettos, R. malte viele Bilder in Venedig, meist in kleinem Format; später wandte er sich auf einige Zeit nach Rom und lieferte dann auch größere, hauptsächlich Kirchenbilder. Bei seiner Rückkehr nach Deutschland wohnte er zu erst in München, dann in Augsburg. R. starb in Augsburg 1623. Obgleich er stets den Einfluß der venet. Schule in seinen Werken erkennen ließ, zeigte er doch viel eigentümlichen Sinn für Schönheit und Anmut und wußte mit Geist zu komponieren. Der Wert seiner Bilder ist jedoch sehr verschieden. Zu feinen besten gehören die für Kaiser Rudolf II. gemal ten, worunter sich auch sehr reiche mytholog. Dar stellungen befinden; sie sind jezt im Belvedere zu Wien. In der münchener Pinakothek befindet sich eine Erscheinung der Madonna vor dem heil. Augustinus und eine Enthauptung der heil. Katharina, andere Gemälde in der dortigen Metropolitankirche

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sowie in den Kirchen von Augsburg. Das Louvre besitzt in R.s Tod des Adonis ein an Tintorettos Richtung erinnerndes Gemälde.

Rottenmann, Stadt in der Bezirkshauptmannschaft Liezen in Obersteiermark, an der alten Salzstraße, nahe dem Ennsthal, in einer durch Naturschönheiten ausgezeichneten Gegend, ist Station der Linie St. Valentin Tarvis der Österreichischen Staatsbahnen und Sig eines Bezirksgerichts und zählt (1881) 1707 E., die sich teils mit städtischen Gewerben befassen, teils bei den großen Eisenwerken in der Umgebung und in der Bleiweißfabrik beschäftigt sind. R. ist wahrscheinlich die röm. Alpenstraßenstation Montana. Die Stadtpfarrkirche, ein Bau aus dem 15. Jahrh., war die Stiftskirche des 1785 aufgehobenen regulierten Chorherrenstifts; das Schloß war das alte Stiftsgebäude.

Rotterdam, die zweite Stadt und der bedeutendste Hafen- und Seeplay im Königreich der Niederlande, zur Provinz Südholland gehörig, hat die Gestalt eines Dreiecks, dessen Grundlinie fich südöstlich an die Maas lehnt, und zählt (1884) 169 477 E. (1815 nur 52000). Die innere Stadt (Binnenstad) wird durch die Hohe Straße (Hoogstraat) von der äußern (Buitenstad), an der Maas gelegenen, geschieden. Die innere Stadt hat viele enge Gassen und besteht fast ganz aus Bürgerhäusern. Die äußere Stadt hingegen enthält prachtvolle Kaufmannshäuser, denen sich die Seeschiffe in geräumigen Anlandepläßen unmittelbar nahen, sodaß sie mit Leichtigkeit ein- und ausladen können. Die sieben, die Stadt durchkreuzenden Hauptkanäle, an welchen diese Landepläße sich befinden, bilden eine Zierde derselben, besonders der schön mit Bäumen bepflanzte Kai an der Maas (de Boompjes). Bedeutende Docks und Warenhäuser sind auf dem linken Maasufer, in unmittelbarem Anschluß an die Eisenbahn und mittels einer festen Brücke mit der Stadt verbunden. Auf dem großen Marktplaß erhebt sich das eherne Standbild des Erasmus. Die vorzüglichsten Gebäude sind die Börse (deren Halle 1867 mit einer enormen Glaskuppel überdacht wurde), das Gebäude des Jachtklubs, das Museum Boymans (dessen Galerie durch einen Brand im Febr. 1864 sehr wertvolle Bilder verlor), das Rathaus, die St. Laurenzkirche mit den Gräbern mehrerer niederländ. Seehelden, das neue Theater und das Gymnasium Erasmianum. Außer diesen gibt es hier holländ., franz. und schott.reform., engl. bischöfl., prot., kath., alttath., deutsch-evang. und israel. Kirchen und Gotteshäuser. Das Nieuwe Werk mit dem Park und dem Marmordenkmal des Dichters Tollens, sowie die Alte und Neue Plantage (Anpflanzung) an der Maas bilden schöne Spaziergänge. Hervorzuheben sind noch: das städtische Archiv und die Bibliothek, das Ethnographische Museum, die Taubstummenanstalt nach Ammonscher Methode, verschiedene Missionsgesellschaften, drei Realschulen, ein Schulschiff für Matrosen der Kriegsmarine, die Gesellschaft für Naturkunde (Bataafsch Genootschap), mit reichen Sammlungen, das Lesekabinett, die Musikschule und das Departement der Maatschappij tot nut van 't Algemeen. Seit 1858 hat die Stadt auch einen zoolog. Garten, der jedoch mehr in bot. Beziehung und als Gartenanlage bemerkenswert ist.

R. ist der natürliche Seehafen und Seestapelplay des ganzen Rhein und Maasgebietes. Schon früh war die Stadt der Hauptsiz des holländischen

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Seeverkehrs mit England und Schottland. Seit etwa 1850 haben Handel und Verkehr einen ungewöhn lichen Aufschwung genommen, sowohl seewärts als auch besonders mit Deutschland, namentlich infolge der erleichterten Rheinschiffahrt, der stets sich mehrenden Dampfschiffverbindungen und der Eisenbahnen. Von R. führt die Niederländische Staatsbahn über Breda nach Deutschland und Belgien, die Niederländische Rheinbahn nach Utrecht, die Bahn der Holländischen Eisenbahngesellschaft nach Amsterdam. Eine Eisenbahnbrücke über die Maas, eine andere über den neugegrabenen Koningshaven und ein Viadukt durch die Stadt stellt die Verbin dung dieser verschiedenen Bahnen her, während ein neuer Kanal ohne Schleusen durch den Hoek van Holland der Schiffahrt einen neuen Weg eröffnet.

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Städten erhielt sie 1573 Sig und Stimme in den Staaten von Holland. Seitdem war ihr Wohlstand fast beständig im Steigen. Selbst in dem Zeitraume 1795-1812 litt R. verhältnismäßig weit weniger als andere Städte der Vereinigten Provinzen, und nach den Ereignissen von 1830 et weiterte sich ihr Handel und somit ihr Wohlstand insbesondere auf Kosten Antwerpens. Die Vor städte wurden nach Anlage eines neuen Kanals (de nieuwe Singel), der sich vom östl. bis zum westl. Ende der Stadt erstredt, zur eigentlichen Stadt (de Polderstad) gezogen und durch neue Straßen und Pläße mit derselben zu einem großen Ganzen verschmolzen. Vgl. Haverkorn van Rijse wit, «De oude rotterdamsche Schouwbourg, (Rotterd. 1882).

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Rotti, eine der fleinen Sunda-Inseln, zur niederländ. Residentschaft Timor in Hinterindien gehörig, von lezterer Insel durch die Straße von Rotti getrennt, ist 985 qkm groß. Auf R. befindet sich ein Civilbeamter der niederländ. Regierung; im übrigen gehört die Insel 16 kleinen Häuptlingen, welche die Oberherrlichkeit der niederländ. Regie rung anerkannt haben.

Zu R. bestehen ansehnliche Schiffswerfte mit deniederland.
verschiedenen dazugehörigen gewerblichen Etablisse:
ments, bedeutende Zuderraffinerien und Brannt
weinbrennereien, Labatsfabriken, zahlreiche Wind:
mühlen und die großartige Maschinenfabrik und
Eisengießerei Fijenoord. Nach Deutschland sendet R.
Eisenerze, Getreide, Kolonialwaren aller Art und
empfängt dafür Wein, Eisen, Kohlen, Tücher u. s. w.
Auch der überseeische Verkehr mit Ost- und West-
indien, Amerika, England, Rußland und den nord-
deutschen Seehäfen ist in stetigem Zunehmen be:
griffen. Den Namen führt die Stadt nach dem
fleinen Fluß Rotte, der hier mittels einer Schleuse
in die Maas fällt. Stadtrechte erhielt R. 1340. Bis
gegen Ende des 16. Jahrh. hatte die Stadt so bedeu-
tend an Umfang gewonnen, daß sie wiederholt er
weitert werden mußte. Franz von Brederode nahm
fie 1480 ein und verteidigte sie eine Zeit lang mann
haft gegen den Erzherzog Maximilian. Nachdem sie
1563 großenteils abgebrannt war, wurde sie 1572
von den Spaniern durch Verrat eingenommen und
geplündert. Als die erste unter den fog. kleinen

Rottlera tinctoria Roxb., ein in Ostindien und im trop. Afrika einheimischer Baum aus der Familie der Euphorbiaceen. Er wird gegen 6 m hoch und hat übelriechende, dreisamige, kirschengroße Früchte, die mit rötlichen Drüsenhaaren über: zogen sind. Diese lettern kommen unter dem Namen Kamala (f. d.) als Bandwurmmittel in den Handel.

Rottmann (Karl), einer der ausgezeichnetsten unter den Landschaftsmalern der Neuzeit, geb. 11. Jan. 1798 zu Handschuchsheim unweit Heidel berg, wurde zuerst zur Aquarellmalerei angeleitet und entwickelte sich, ohne akademischen Unterricht, meist durch Studien nach bedeutenden Werken und der Natur. Seit 1822 in München wohnhaft, machte

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kammer. Sein Getreidemarkt gehört zu den be deutendsten Württembergs. Außerdem besteht eine namhafte Baumwollmanufaktur, eine Maschinenwerkstätte für Lokomotiven, hydraulische Maschinen, sowie eine bedeutende Pulverfabrik und eine Orchestrionfabrik. In der Nähe liegt, gleichfalls am Redar, die Saline Wilhelmshall und das Pfarrdorf Altstadt, deffen 840 Bewohner zur Bürgerschaft zählen. Die Höhe zwischen lehterm Orte und dem Thale der Prim heißt Hochmauern. Hier stand einst eine röm. Niederlassung, wahrscheinlich das alte Brigobanne. In ihren Trümmern wurde von dem Archäologischen Vereine R.8 außer einer Menge wertvoller Altertümer, die in der neuerbauten Gewerbehalle aufbewahrt werden, auch jene in weitern Kreisen bekannte Mosait aufgefunden, welche in ihrem mittlern Hauptbilde den thraz. Sänger Orpheus, in den nur bruchstückweise erhaltenen Seitenbildern Darstellungen von Tierheßen (venationes), Wagenrennen und Gladiatorenkämpfen zeigt. Das ganze schöne Werk hat man in die erwähnte Lorenzkirche verseßt. R. war einst eine freie Reichsstadt und Sig eines kaiserl. Hofgerichts, welchem ein Erbhofrichter mit (zuleßt) acht Schöffen (Assessoren) vorstand. Der Sprengel dieses Gerichts umfaßte ursprünglich ohne Zweifel das ganze Reich, wurde aber durch Immunitäten und Privilegia de non evocando allmählich sehr beschränkt. Noch mehr verminderte sich seine Bedeutung durch die Errichtung des Reichskammergerichts und Reichshofrats (an welche beide von der rott weiler Kurie appelliert werden konnte), durch das faktische Austreten der Schweiz aus dem deutschen Reichsverbande (1499), durch die veränderte Auffaffung des Begriffs der Landeshoheit seit dem Westfälischen Frieden und endlich durch den Mangel an tüchtigen rechtsgelehrten Beisißern. Als das Deutsche Reich selbst in Trümmer ging, war dieses Gericht nur noch ein Schatten. Noch jest erinnert ein steinerner Stuhl des Hofrichters, umgeben von uralten Linden, im Garten der Realschule an den Ort, wo das kaiserl. Hofgericht einst seine öffentlichen Sizungen hielt. Vgl. Rudgaber, «Geschichte der Stadt R. (3 Bde., Rottw. 1835).

Rotulus (lat.), Bündel von Atten und gerichtlichen Verhandlungen; Zeugen-Rotul, die unter gerichtlicher Autorität aus den Akten gefertigte Zufammenstellung der Zeugenausfagen; rotulieren heißt eine solche Zusammenstellung anfertigen, dann überhaupt das Aufzeichnen der einzelnen Aktenstücke eines Attenbündels oder Fascikels.

Rotumah, brit. Jnsel im Großen Ocean, im SO. Melanesiens, zwischen den Ellice-Inseln (nördlich) und den Fidschi-Inseln (südlich), rings von Korallenriffen umgeben und hafenlos, zeigt vulfa-nischen Ursprung, ist mit bewaldeten Hügeln bedeckt und fruchtbar an Kokospalmen. Die Insel zählt auf 36 qkm (1871) 2680 E. malaiischer Abstammung und zum Christentum bekehrt. Der Hauptort Fangwot und die andern zahlreichen Dörfer weisen hübsche und reinliche Häuser auf. R. wurde 1791 von dem Engländer Edwards entdedt und Grenville genannt, laut Erlaß der Königin vom 30. Dez. 1880 der brit. Kolonie Fidschi einverleibt und am 13. Mai 1881 durch den Gou verneur der Fidschi-Inseln übernommen.

Rotunde oder Rotonda (ital.), eigentlich jedes nach außen oder innen kreisförmige, mit einer Kuppel oder einem Zeltdach überdeckte Gebäude

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oder ein dergleichen Innenraum. Im besondern | Rohkrankheit ist eine nur dem Pferde, Eiel heißen R. einige bestimmte berühmte Bauwerke, wie und Maultier eigentümliche, langwierige und un das Pantheon zu Rom, die Villa Capra zu Vicenza heilbare Krankheit, welche auf Kaninchen, junge u. a., oder Säle, wie die R. im berliner Museum, Hunde, Schafe und Ziegen übertragen werden kann dem wiener Weltausstellungsgebäude u. f. w. und nur durch Ansteckung erzeugt und weiter verRotwelsch oder Rotwälsch (aus roter, soviel breitet wird. Das Kontagium ist ein Spaltpilz als Bettler, und wälsch, fremdartige Sprache) (Bacillus mallei), welcher unmittelbar oder durd heißt das Gauner und Diebsidiom Deutschlands. Vermittelung von Zwischenträgern die Weiterver: In Spanien heißt die Diebssprache Germania, in breitung der R. ermöglicht. Man unterscheidet den Frankreich Argot, in Italien Gergo, in England Nasen- und Lungenroß auf der einen, den Haut: Cant, in Böhmen Hantyrka. In den skandinav. rok oder Wurm auf der andern Seite; beide frankLändern kommt als Fantesprog außer der Zigeuner haften Prozesse gehören zueinander. Der Rajen(Tatersproget) auch die Vagabundensprache (Sköier- und Lungenroß ist gekennzeichnet durch meist eine sproget) vor. 3m R. finden sich besonders aus dem seitigen, mißfarbigen, oft blutigen Nasenausfluß, Hebräischen viele Ausdrücke, wenn auch oft in ganz der an den Rasenlochrändern zu Borken eintrodnet; verstümmelter Form, vor. Das R. heißt auch Je- durch zackige, nach Fläche und Tiefe fressende, mit nische Sprache oder (bei den Gaunern felbft) roten, specigen, gewulsteten Rändern und gelbem Kochemer Loschen, d. b. tluger Leute Sprache. Geschwürsgrund versehene Geschwüre, die sternEs wurde in Deutschland schon zu den Zeiten förmige Narben zurüdlassen; durch einseitig angeKarls V. besonders von den Gordenbrüdern (als schwollene, harte, wie mit dem Unterkiefer verBettler herumstreichende Soldaten) gesprochen, und wachsene Kehlgangsdrüse; durch Schweratmigkeit man hat bereits von 1528 und vom nächsten Jahre und Husten; beides bedingt durch die in den Lungen darauf ein beidemal zu Wittenberg erschienenes der franken Einhufer sich vorfindenden Ros, LuberBuch: «Von der falschen Betler bueberey, mit feln, Knoten, Schwielen. Sicher ist die Diagnose Vorrede von M. Luther. Vnd hinden an ein Roth auf R. nicht in allen Fällen zu stellen; am sichersten welsch Vocabularius». Zur Zeit des Dreißigjährigeschieht es, wenn man einen jungen Hund mit gen Kriegs stand es in voller Blüte, wovon die « Gesichte» Philanders von Sittewald Zeugnis ab Legen. Noch heute verdient das in feinem altüber lieferten Urstode sich ziemlich gleichgebliebene R. die Aufmerksamkeit von Polizei und Kriminalbehör den, und diesem praktischen Interesse hat man auch die besten Aufschlüsse zu danten. Vgl. außer Potts Charakteristik der Gaunersprachen in dessen a Bi geunern» (Bd. 2, Einleitung) und den Schriften von Grolman (1822), Bischoff (1822), Train (1833), besonders: Thiele, «Die jüd. Gauner in Deutsch land, ihre Eigentümlichkeiten und ihre Sprache» (2. Aufl., 2 Bde., Berl. 1848); Rochlik, «Das Wesen und Treiben der Gauner, Diebe und Be trüger Deutschlands» (Lpz. 1846); Avé-Lallemant, «Das deutsche Gaunertum (4 Bde., Lpz. 185862); Wagner, «Die Litteratur der Gauner und Geheimsprachen» (Dresd. 1861); Biondelli, «Studii sulle lingue furbesche» (Mail. 1876); Michel, « Études de philologie comparée sur l'argot et sur les idiomes analogues parlés en Europe et en Asie» (Bar. 1856); Sundt, «Beretning om Fante eller Landstrygerfolket i Norge» (2. Aufl., Kristiania 1852); Dyrlund, «Tatere og Natmands: foll i Danmark (Kopenh. 1872).

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Nasenausfluß u. dgl. des verdächtigen Einhufers
impft, worauf der Impfling in furzer Zeit am Ros
erkrankt und verendet. Da sich noch keine der viel
fach versuchten Heilmethoden als zureichend und
sicher bewährt hat, so ist es notwendig, die Ause
breitung der Krankheit durch Ansteckung möglichst
zu verhüten, weshalb der R. verdächtige Tiere so-
fort zu töten, gesunde aber vor der Berührung mit
solchen und den bei ihnen benutten Gerätschaften
und Ställen zu hüten find; lettere müssen gründlich
desinfiziert werden. (Vgl. §§. 40-44 des Reichs-
viehseuchengesekes von 1869 und die §§. 32-56
der zu diesem gehörenden Instruktion von 1873.)
Der Ros überträgt sich auch auf den Menschen und
ist dann lebensgefährlich, weshalb bei der Behand
lung rosiger Pferde besondere Sorgfalt nötig ist.
Die R. ist in allen Staaten den Gewahrsmängeln
zugezählt. Vgl. Erdt, «Die Rogdystrasie u. f. w.
(Lpz. 1863); Haubner-Siedamgroßky, «Landwirt
fchaftliche Tierheilkunde» (9. Aufl., Berl. 1884).

Roubaix, schöne, modern gebaute Stadt im franz. Nord Departement, Arrondissement Lille, 8 km im NO. von Lille, Station der Linie Baris Lille-Tourcoing der Nordbahn und am La-Marcq: fanal, ist ein sehr bedeutender Fabrikort, dessen Rotwild, Jagsbezeichnung für Hirsche und Rehe. Bevölkerung in neuerer Zeit außerordentlich zugeRök, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Obernommen hat, indem sich deren Zahl im S. 1806 pfalz, Bezirksamt Waldmünchen, rechts an der Schwarzach, am westl. Abhang des Oberpfälzer Waldes, 444 m über dem Meere, zählt (1880) 1254 E. und hat Flachsbau und Leinwandhandel. Rotzinkerz, Name für das als Mineral in der Natur vorkommende Zinkoryd ZnO; es bildet meist derbe Massen und grobtörnige Aggregate, die dem heragonalen System angehören; die Härte ist 4-4,5, das spezifische Gewicht etwa 5,5; die blutrote und hyacinthrote Farbe des diamantglänzenden Mine rals wird durch eine Beimengung von Manganoryd hervorgebracht. An den Hauptfundstätten Franklin, Stirling und Sparta in Neujersey tommt das R. in Begleitung von Franklinit, und oft mit einem Anflug einer weißen erdigen Substanz vor, welche sekundär aus ihm gebildetes kohlensaures Zint ist.

auf 8724, 1834 bereits auf 18 187, 1851 auf 34698, 1881 auf 79100 (Gemeinde 91 757) belief. Die Stadt hat eine Gewerbe- und Manufakturenkam mer, einen Generalgewerberat, eine Filiale der Bank von Frankreich, Zeichenschulen, eine Musik: und eine Webeschule, ein Münzkabinett, ein Judufiriemuseum, ein Theater und schöne Promenaden (jardin public). Man zählt 70 Woll- und 12 Baum wollspinnereien, erstere mit 370 000 Spindeln, und von 300 Fabriten liefern 250 Woll, Baumwollund Leinenstoffe, 50 find accessorischer Art. Die Hauptgegenstände der Fabrikation find façonnierte Hosen, Baletot- und Mantelstoffe, Gilets, Shawls, Orléans-Barège und andere Modestoffe, Moquettes und andere Samtware, damaffiertes Lafelzeug. Möbelstoffe, Teppiche u, f. w. Außerdem gibt es

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