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etwas an Ananas erinnernden Geruch. Dieselben | zum Stadthalter der Marken ernannt, später mit werden niemals roh, wohl aber gekocht und als dem Lande als Kurfürst belehnt, hatte bei seinen Quittengelée oder Quittensirup genossen und sind Kämpfen mit dem widerspenstigen Adel besonders besonders für Konditoreiwaren sehr beliebt. In zu Gegnern die Gebrüder Hans und Dietrich der Heilkunde geben sie als Konserve, Gelée oder von ., die Söhne des Ritters Kuno auf QuizQuittenbrot ein fühlendes, einhüllendes, doch immer höfel (jezt Dorf und Gut in der Westprigniy, etwas adstringierendes Heilmittel ab. Die Samen rechts an der Elbe und an der Mündung der Havel); (Quittenkerne) enthalten in ihrer Schale eine 24 Schlösser wurden von Friedrich I. den Q. ab: große Menge Schleim (sog. Bassorin), der sich schon genommen; aber erst nach ihrem Tode 1414 konnte mit taltem Wasser ausziehen läßt und bei Augen sich seine Autorität befestigen. Ein Dietrich von D. krankheiten, vorzüglich bei Entzündungen angewen- war brandenb. Rat und kaiserl. Feldmarschall. Er det, sonst aber auch von Konditoren und zu kosme- starb 14. Ott. 1569. Vgl. Klöden, «Die Q. und tischen Zwecken benutt wird. In der griech. My ihre Zeit» (Berl. 1828). thologie war der Quittenapfel der Aphrodite geweiht und ein Geschenk der Liebe. Häufig wird jezt bei uns auch der japanische Quittenbaum (Cydonia Japonica), eine im ersten Frühling blühende, bei uns immer nur strauchige Art mit dornigen Zweigen, wegen seiner zahlreichen, fast granatroten, schönen Blüten in Gärten kultiviert. Die kahlen Früchte haben einen quittenartigen Geruch und einen den Renetten ähnlichen Geschmack und wer: den in Japan als Obst gegessen, kommen aber bei | uns nicht zur Reife.

Quittenäther, Quittenessenz, Fruchtäther, besteht aus einer alkoholischen Lösung von Pelar: gonsäureäther.

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Quod erat demonstrandum, f. unter Demonstrandum.

Quodlibet (lat. quod libet, d. h. was beliebt), ein aus sehr verschiedenartigen Teilen zu komischer Wirkung zusammengeseztes Ganzes, besonders eine Aneinanderreihung von Bruchstücken verschiedenartiger bekannter Kompositionen (musikalisches Quodlibet oder Potpourri).

Quod licet Jovi, non licet bovi (lat.), wörtlich: «Was dem Jupiter erlaubt ist, paßt sich (darum noch lange) nicht für das Rindvich», d. h. eine Handlung findet nach dem Ansehen oder der Stellung des Handelnden verschiedene Beurteilung. ühnlich sagt Goethe: «Eines schickt sich nicht für alle.»

Quittung (apocha) ist die vom Gläubiger ausgestellte oder auf dessen Antrag bei Gericht abgefaßte Urkunde über die erfolgte Zahlung einer Schuld. Privatquittungen können gemeinrechtlich binnen 30 Tagen nach ihrer Ausstellung auf Grund der Behauptung widerrufen werden, daß der Schuldner vorzeitig, ohne Zahlung geleistet zu haben, in deren Befih gelangt sei. Der Schuldner muß dann, wenn er wirklich seiner Verbindlichkeit genügt hat, durch andere Beweismittel, z. B. durch Zeugen, die Zah lung darthun. Indessen werden Privatquittungen gleich von vornherein unanfechtbar, wenn sie einen ausdrücklichen Verzicht auf die Einrede des nicht gezahlten Geldes enthalten, oder wenn darin das Bekenntnis enthalten ist, daß die Zahlung bereits in einem frühern, näher angegebenen Zeitpunkt ge: schehen sei. Nach Ablauf der erwähnten 30 Tage wird die Schuld durch eine selbst ohne Grund empfangene . jedenfalls getilgt. Neuere Gesez-lumbanus (gest. 615) hat: gebungen gestehen dagegen den D. sofortige Be: weiskraft zu, lassen aber den Gläubiger jederzeit zu dem Beweise, daß der Schuldner nicht gezahlt und die D. nur zufällig oder irrtümlich erhalten habe. Ebenso bestimmt §. 17 des Einführungsgeseßes zur Deutschen Civilprozeßordnung vom 30. Jan. 1877, daß die Beweiskraft einer D. an den Ablauf einer Zeitfrist nicht gebunden sein soll. D. über öffentliche Abgaben haben stets sofortige Beweiskraft.

Quod tibi fieri non vis, alteri ne feceris (lat., entsprechend dem deutschen Reimspruch «Was du nicht willst, das man dir thu', das füg' auch keinem andern zu»), eine Sentenz, die der röm. Kaiser Alexander Severus (gest. 235 n. Chr.) öffentlich ausrufen ließ, wenn er jemand rügte, und welche er auch an seinem Palast und verschiedenen öffentlichen Gebäuden anbringen ließ. Die Sentenz ist die übersehung einer Stelle aus Tobias 4, 16 («Was du nicht willst, das man dir thue, das thue einem andern auch nicht», ähnlich wie in Matth. 7, 12, Luk. 6, 81), welche er von Juden oder Christen ge: hört und im Gedächtnis behalten hatte. Eine ähnliche Sentenz findet sich schon bei Jsokrates, welche im «Nikokles» sagt: «ä nάoxovτes up' étéρWY ópyíleoje taûta tois &λhois μr) zoleite» (d. h. Worüber ihr zürnt, wenn ihr es von andern erleidet, das thut den andern nicht), wogegen der heil. Co

Quod tibi vis fieri, hoc alii praestare memento;
Quod tibi non optas, alii ne feceris ulli.

Quorra, der untere Lauf des Niger (f. d.). Quos Deus perdere vult, prius dementat (lat.), «Welche Gott verderben will, verblendet er zuvor», die lat. übertragung eines bei mehrern griech. Schriftstellern vorkommenden Gedankens.

Quos ego! (lat.), «Euch werde ich !» elliptischer Drohruf, mit welchem Neptun in Virgils «Üneïde» (I, 135) den Winden Ruhe gebietet.

Quot capita, tot sensus, lat. Sprichwort, «soviel Köpfe, soviel Sinne», ist wohl der Stelle in Horaz' «Satiren», Buch II, 1,27: «Quot capitum vivunt totidem studiorum milia», nachgebildet. Ähn lich hat Plautus im «Phormio», Akt 2, Scene 4, und Cicero in « De finibus », Buch I, 5,15: «Quot homines, tot sententiae», «soviel Leute, soviel Ansichten».

Quihom, ein altes, einst sehr mächtiges Adels: geschlecht wend. Ursprungs in der Mark Branden burg, das noch_besteht und dessen Name in dem Dorf und Gute Quitow, 4 km im Nordwesten von Perleberg in der Prigniß, fortlebt. In der Zerrüt | tung des Landes während der bayrischen, noch mehr während der luremb. Herrschaft war dieses Geschlecht zu solcher Macht gediehen, daß der Pfandinhaber der Mark, Jobst von Mähren, 1400 eins der beiden Häupter der Familie, Hans von D., zu seinem Statthalter ernannte. Da jedoch dieser Quote bedeutet gewöhnlich denjenigen Bruchteil D. die Fehden selbst ins Große trieb und das Land eines unter mehrere Personen zu verteilenden hart drückte, feste er ihn wieder ab. Friedrich I. | Ganzen, z. B. eines Gewinns oder auch eines Vervon Hohenzollern, von Kaiser Sigismund anfangs | lustes, der auf einen einzelnen kommt, wobei

Quotient

übrigens diese Anteile sowohl gleich als auch nach irgend einem Prinzip verschieden bestimmt sein können. Man nennt aber auch D. überhaupt einen von mehrern qualitativ gleichartigen, quantitativ aber auf irgend welche Art bestimmten Anteilen, ohne daß diese durch Zerlegung eines Ganzen ent: standen zu sein brauchen.

Quotient heißt die bei der Division gefundene Zahl, f. Division (arithmetisch).

Quotitätssteuern nennt man diejenigen direkten Steuern, durch welche nicht, wie bei den Reparti tionssteuern, eine feste Gesamtsumme (ein sog. Kontingent) aufzubringen ist, das dann nach be stimmten Normen auf die einzelnen Steuerpflichtigen verteilt wird, sondern die jeden einzelnen Pflichtigen mit einem nach seinen Einkommens-, Besiß oder

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sonstigen Verhältnissen besonders bestimmten Betrage treffen. So sind z. B. in Preußen die Grund: und die Klassensteuer Repartitions- oder kontingentierte Steuern, die Einkommensteuer dagegen eine D. Man kann übrigens auch alle indirekten Steuern als D. betrachten.

Quousque tandem? (lat.), «Wie lange noch ?» sprichwörtlich gewordener Ausruf der Ungeduld, nach den Anfangsworten von Ciceros erster Catili narischer Rede: «Quousque tandem, Catilina, abutere patientia nostra» (« Wie lange noch, Cati | lina, wirst du unsere Geduld mißbrauchen »).

Quoy et Gai., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Jean René Constant Quoy (geb. 10. Nov. 1790, gest. 4. Juli 1869) und Paul Gaimard (geb. 1793. aest. 10. Dez. 1858).

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R, der 18. Buchstabe des deutschen Alphabets, | ist wie alle unsere Buchstaben zunächst aus dem lat. Alphabet entnommen; da dieses aus dem griechi: schen stammt (wo r, genannt rho, pw, die 17. Stelle einnimmt), das griechische aus dem phönizischen, so geht im leßten Grunde das Zeichen auf das phöni- | zijcher zurück (im hebr. Alphabet resch genannt). Den Laut, welchen das r bezeichnet, rechnete die ältere Grammatit mit 1, m, n zu den liquidae, diese Bezeichnung ist aber jeßt meistens eingeschränkt auf 1, r (während m, n Najale genannt werden). Der Laut r (wie 1) gehört zu den tönenden (sonoren) Lauten, da bei ihm ein Stimmton stattfindet; die Stellung der Mundorgane zur Bildung des r ist im allgemeinen die, daß der vordere Zungensaum den Alveolen der Oberzähne oder dem harten Gaumen hinter diesem genähert und der Luftstrom durch diese Enge hindurchgepreßt wird; es kann dabei zugleich ein Schwingen des vordern dünnen Zungensaums stattfinden, das dann dem r den zitternden oder rollenden Laut gibt; dies Zittern ist aber nicht | an sich ein notwendiges Charakteristikum des r, 3. B. das englische r wird ohne dasselbe gesprochen. Das in Deutschland viel gehörte sog. gutturale r entsteht, wenn bei der Aussprache des Lautes das | Bäpfchen (uvula) in Schwingung versezt wird. Das r ist nicht bloß Konsonant, sondern kann ebenso wohl auch Vokal sein und ist es in vielen Sprachen, z. B. im Sanskrit vrkas(Wolf), im Serbischen crna gora (Montenegro), im Czechischen Brno (Brünn). Die nächste Verwandtschaft zu r hat 1, in den indogerman. Sprachen wechseln r und 1 häufig; aber auch andere ursprüngliche Laute sind oft in r über: gegangen, so im Deutschen gegenüber dem Goti schen dass zwischen Vokalen, z. B. gotisch basi, unser «Beere», ebenso im Lateinischen, wo z. B. generis für genesis steht, vgl. den Nominativ genus. Die Schreibung griechischer, mit r anfangender Worte durch rh beruht darauf, daß im Griechischen diese Worte vor dem r den spiritus asper hatten, also mit & (eigentlich hr) geschrieben wurden.

Als Abkürzungszeichen steht R undr in röm. Inschriften, Handschriften, auch Münzen u. f. w. für Roma, Romanus, regia, regnum, restitutor u. f. m.; ein kleines r. oder f. r. in Citaten in bibliogr. Beschreibungen heißt recto oder folio recto

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(d. i. auf der rechten Seite des Blattes). Auf Resepten bedeutet hy soviel als Recipe (d. i. ninum). Auf dem Revers älterer franz. Münzen bezeichnet R den Münzort Orléans, auf ältern portug. Münzen: Rio de Janeiro. In der Mathematik steht R für rechter Winkel, z. B. 2 R= 180°. In der Physt bezeichnet R die achtzigteilige Skala nach Réaumur. In der Musik steht R für Ripieno (f. d.) oder für rechte Hand. Auf der Stellscheibe von Taschenuhren ist R die Abkürzung für Retarder (d. i. verzögern), im Gegensaß zu A für Avancer (d. i. vor: gehen), ähnlich wie auf engl. Uhren S für Stower im Gegensaß zu A für Advance.

R., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Karl Asmund Rudolphi. Ra, ägypt. Gott, f. Re.

Raa nennt man die quer am Mast in ihrer Mitte aufgehängte Stange, welche bestimmt ist, Segel zu tragen. Auf großen Schiffen gibt es Raaen an jedem Mast, vier übereinander, welche je nach ihren Segeln benannt werden: so Fodraa, Großraa, Groß-, Vor- oder Kreuzmars-, Bram- und Ober bramraa. Die R. werden gewöhnlich aus Holz gefertigt. Auf größern und namentlich auf den Panzerschiffen macht man sie jedoch aus Eisen- oder Stahlblech, und hohl. Die lateinische Raa, wie sie die kleinen Fahrzeuge des Mittelmeers, Schebeden, Tartanen u. s. w., noch führen, und wie sie auf den alten Galeeren gebräuchlich war, hat ein dreiediges Segel. Ihre untere Spize steht auf dem Deck, ihre obere ragt schräg in die Höhe.

Raab (ungar. Györ oder Nagy-Györ, lat. Jaurinum), königl. Freistadt und Hauptort des gleich: namigen Komitats in Ungarn, der Siß eines Bischofs, der Komitatsbehörden, eines Steueramts und eines Stuhlgerichts, liegt am Zusammenfluß der Raab und Rabnih mit einem Arm der Donau (der sog. Kleinen Donau), Station der R.-Ödenburger, der Linie R.-Steinamanger der Ungarischen Westbahn und der Linie Budapest-Bruck der Ungarischen Staatsbahnen, in einer ausgedehnten Ebene. Die Stadt zählt (1880) 20 981 E., von denen etwa drei Viertel Ungarn, die übrigen meist Deutsche find. Die innere Stadt, welche seit Aufhebung der Festung ungemein gewonnen, ist sehr regelmäßig gebaut. Eine besondere Zierde ist die Promenade.

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Raab (Joh. Leonhard)

Nabât

Raabe (Wilh.), ein unter dem Pseudonym Jakob Corvinus befannter deutscher Roman schriftsteller, geb. 8. Sept. 1831 zu Eichershausen in Braunschweig, besuchte die Gymnasien zu Holzminden und Wolfenbüttel, studierte 1854-56 ju Berlin Philosophie und Geschichte und widmete sich dann dem litterarischen Beruf. Im J. 1862 siedelte R. nach Stuttgart über und 1870 nahm er seinen dauernden Wohnsit in Braunschweig. Von seinen Romanen und Novellen sind zu nennen: «Die Chronit der Sperlingsgaffe» (1857), «Ein Frühling (1857), «Die Kinder von Finkenrode» (1859), «Halb Mähr, halb mehr» (Novellensammlung, 1859), Unsers Herrgotts Kanzlei» (1862), «Die Leute auz dem Walde» (1863), «Der Hungerpastor» (1864), «Ferne Stimmen» (Novellen, 1865), «Abu Telfan oder die Heimkehr vom Mondgebirge» (1868), «Der Regenbogen» (1869), «Der Schüdderump» (1870), «Christoph Pechlin» (1873), «Deutscher Mondschein» (1873), «Wunnigel» (1879), «Deutscher Adel» (1880), «Alte Nester» (1880), «Das Horn von Wanza® (1881), «Prinzessin Fisch» (1883), «Pfisters Mühle» (1884), «Unruhige Gäste» (1885). R. verfolgt in seinen Romanen und Novellen bei einer ausge: fprochenen Neigung zum Phantastischen oft eine ganz realistische Richtung, wobei er sich wesentlich durch seinen frischen Humor und seine kernige Sprache auszeichnet.

Unter den Sehenswürdigkeiten find zu nennen: die | Sänger Niemann und gastierte seitdem nur noch alte Domkirche, neuerdings im Innern fast ganz an größern deutschen Theatern, bis sie nach Grünrestauriert, namentlich mit mehrern prachtvollen dung des Deutschen Theaters in Berlin Mitglied Marmoraltären geschmückt; die Benediktinerkirche, desselben wurde. Im Genre der muntern, scheldie Karmeliterkirche, die bischöfl. Residenz, das Komischen und naiven Mädchenrollen ist sie eine der mitatshaus und das Rathaus. Von höhern Bil: besten Vertreterinnen. dungsanstalten bestehen eine Rechtsakademie (nach 19jähriger Unterbrechung 1867 restituiert), ein Obergymnasium der Benediktiner, eine theol. Lehr anstalt und klerikales Seminar, eine Unterreal schule, eine tath. Lehrer- und eine Lehrerinnenprä parandie, ein epang. Untergymnasium u.f.w. Auch befindet sich hier die luth. Superintendentur für den ungar. Distrikt jenseit der Donau. R. ist ein wichtiger Handelsplay, namentlich für Getreide, Pferde und Borstenvieh, und Station der Donau Dampfschiffahrtsgesellschaft. Neuerdings hat sich daselbst auch eine eigene Dampfschiffahrtsgesell: schaft gebildet. Unter den gewerblichen Etablisse ments find die für technische und landwirtschaftliche Maschinen und eine große Slfabrik hervorzuheben. In der Nähe von R. liegt die alte und berühmte Benediktinerabtei Martinsberg (f. d.). - Die Anfånge Rs gehen bis in die Zeiten der Römer zurück, die daselbst die Kolonie Arabona oder Rabona anlegten. Gegen Ende des 10. Jahrh. war es schon ein bedeutender Ort, der in den Kämpfen zwischen den Ungarn und den deutschen Kaisern viel zu leiden hatte. Die Türken nahmen R. 1594 durch Verrat ein, verloren es aber wieder durch den überfall unter Schwarzenberg und Palffy 20. März 1598. Montecuculi erhob R. zur Festung ersten Ranges, die jedoch 1783 unter Joseph II. einging. Erst 1809 wurde die Festung wieder erneuert, doch 1820 aber: mals aufgehoben. Am 14. Juni 1809 besiegte bei R. der Vizetönig Eugen von Italien die ungar. Infurrektion nach tapferer Gegenwehr. Auch 1848 und 1849 war R., welches die Ungarn stark befestigt hatten, mehrmals Schauplaz kriegerischer Ereignisse und wurde 28. Juni 1849 von den Österreichern erstürmt. Das Komitat Raab zählt (1880) auf 1381 qkm 109502 meist magyarische E. Raab (Joh. Leonhard), Kupferstecher, geb. zu Schwaningen bei Ansbach 29. März 1825, wurde in Nürnberg in der polytechnischen Zeichenschule vorgebildet und lernte dann in der Kunstanstalt von Karl Maier die Kupferstechkunst. Zugleich unterrichtete ihn in der Kunstschule Direktor Reindel im Gebiete der Malerei. Nachdem er 1846/47 die Akademie zu München besucht, kehrte er nach Nürnberg zurück, wurde aber 1868 an die Akademie der Künste nach München berufen, wo ihm die Schule der Kupferstecher speziell zur Leitung übergeben wurde. Zu seinen besten Porträts in Malerei gehört das des Prinzen Albert von England, im Auftrag der Königin geschaffen. Seine zahlreichen Stichblätter sind nach Driginalen von Vautier, Flüggen, Leffing, J. Beder, Schwind, Piloty, Ramberg u. a. entstanden. Auch lieferte er einen schönen Stich der Madonna Tempi nach Rafael.

Raabe (Hedwig), Schauspielerin, geb. 3. Dez. 1844 zu Magdeburg, trat schon früh zur Bühne, tam mit 14 Jahren an das Thaliatheater in Ham burg, später nach Stettin. Nachdem sie einige Zeit am Wallner Theater in Berlin, in Mainz und Prag gespielt hatte, erhielt sie dauerndes Engagement am Deutschen Hoftheater in Petersburg, von wo fie alljährlich Gastspielreisen nach Deutschland unter nahm. Im J. 1871 verheiratete sie sich mit dem

Raafegel, f. Raa und Segel.
Rab, dalmatische Insel, f. Arbe.

Rab (ruff., stammverwandt mit rabóta, Arbeit, und robénok, das Kind), der Sklave, Rabá, die Skla vin, später durch das Wort Cholóp (Knecht) ver: drängt. Die Sklaverei, teils erbliche, teils zeitweilige, bestand in Rußland seit ältester Zeit und wurde erst Ende des 17. Jahrh, von der Geseßgebung mit der 100 Jahre vorher aus andern Ursachen ent standenen Leibeigenschaft zusammengeworfen.

Rabanus Maurus, s. Hrabanus Maurus. Rabaftens, Stadt im franz. Depart. Tarn, Arrondissement Gaillac, rechts am Tarn, Station der Linie Périgueur-Figeac Toulouse der Orléansbahn, hat (1881) 3092 (Gemeinde 5093) E., eine Kirche mit 1860 entdeckten Wandmalereien aus dem 14. und 15. Jahrh., Fabrikation von Hanfleinwand und Hüten und Getreidehandel.

Rabât, Rebât, Rbât oder Arbet, auch 'lah Dfchedid oder Neu Saleh genannt, Seestadt an der Westküste Marokkos, dritter Handelsplay und Marinestation des Reichs, links an der Mündungsbucht des Ued Bu-Regreg gegenüber der alten Stadt Saleh gelegen, bietet mit seinen zahlreichen Häusern von europ. Bauart einen fast europ. Anblick dar. Die maurischen Wohnhäuser find jedoch niedrig, unscheinbar und teilweise zer: fallen. Die Kasbah ist eine geschmadlose Baumaffe, das Fort halb zerfallen, die Bazars und Bäder von gewöhnlicher Art, die sog. Kriegsmarine, in einem ummauerten Hofe aufs Trođene gelegt, besteht aus einigen ärmlichen Kanonenbooten, wäh rend das anstoßende Arsenal mit einer Anzahl alter und unbrauchbarer Kanonen versehen ist. Impo sant dagegen und ein Kunstwerk aus der Blütezeit

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der maurischen Baukunft ist das 58 m hohe Minaret 1854); Hugues, «Histoire de la restauration du der Hassan Moschee, das aus einem Walde von Protestantisme en France» (Par. 1872). Drangen- und Citronenbäumen, Pinien, Sykomoren Rabaut-Saint-Etienne (Jean Paul), franz. und Cubeben hervorragt. Auch das Zolllager ge- Redner und Historiker, Sohn des vorigen, geb. hört der besten Zeit der maurischen Kunst an. R. 1743, widmete sich dem Predigerstande, war aber zählt (1878) 32000 E., darunter 3-4000 Juden, zugleich auch Advokat. In dieser doppelten Eigendie ein besonderes Viertel bewohnen, und sehr we schaft kämpfte er für die Gewissensfreiheit seiner nige Europäer. Nächst Fez ist R. noch immer der Glaubensgenossen, der Protestanten, denen er beim Hauptsiz der Industrie Marokkos und fertigt viel | Ausbruch der Revolution als Mitglied der KonTeppiche, Mäntel (Haiks), Woll, Baumwoll- und stituierenden Versammlung unbedingte AnerkenSeidenstoffe, Töpferwaren und Maroquinleder. nung ihrer Rechte erringen half. Unter seinen vielen Der Handel ist sehr gesunken; zur Ausfuhr gelangen Schriften hatten vorzüglich die «Considérations sur hauptsächlich Getreide, Ol, Orangen, Rinderhäute, les intérêts du Tiers-état» (Par. 1789) großen EinFlachs und Färbestoffe, die meist nach England fluß auf die öffentliche Meinung. Nach Auflösung gehen; Tabak, Schwefel und Cochenille sind Mono- der Konstituierenden Versammlung beschäftigte er polartikel des Kaisers; Vieh, Wachs, Kork und sich mit der Abfassung seines «Almanach histoBlutegel find Monopole, die verpachtet werden. rique de la révolution française» (Par. 1791, mit Die geringe Einfuhr besteht in Baumwollstoffen, Kupfern), welches Werk als «Précis de l'histoire Musselin, Leinen, Eisen-, Messerschmiede- und Glas: de la révolution française» von Lacretelle beendigt waren, Zucker, Thee und Färberröte. R. ist Siß und oft aufgelegt worden ist (mit R.3 Leben von eines deutschen Konsulats. Die Schwesterstadt Boissy d'Anglas, Par. 1822). Auch arbeitete er an Saleh (arab. Selah oder Slah), am rechten Ufer der «Feuille villageoise», die er mit Cerutti gedes Bu-Regrea, gewährt mit ihrer weißen Häuser-gründet hatte, und am «Moniteur». Als Mitglied masse, ihren Minarets und schön gewölbten Kuppeln des Konvents, in welchem er das Depart. Aube von Marabuts einen stattlichen Anblick, zeigt aber vertrat, widerseßte er sich den Blutbeschlüssen des im Innern den tiefsten Verfall. Die Stadt zählt Bergs und wurde deshalb beim Sturz der Gironnoch 10000 E., fanatische Muselmanen. Der Hafen disten geächtet. Er irrte eine Zeit lang in den ist beinahe ganz versandet. Das alte Sala am Wäldern umher, kehrte aber dann nach Paris Fluffe Sala soll die südlichste röm. Kolonie in Nord: zurück, wo er bei einem Freunde entdeckt wurde. westafrika gewesen sein. Doch ist nicht sicher, ob Das Revolutionsgericht verurteilte ihn und er be: diese antike Stadt nicht in dem kleinen, nahe bei R. stieg 5. Dez. 1793 das Schafott. gelegenen Orte Esch-Schaleh zu suchen, der, weil er die heiligen Grabmausoleen mehrerer marokk. Herr fcher enthält, keinem Nichtmohammedaner zugänglich ist. Im spätern Mittelalter war Saleh eine völlig unabhängige Stadt, reich durch Handel und Seeräuberei. Es wurde 1755 von Muley Moham-Riffkette med unterworfen und zerstört.

Rabáto, Hauptort der Insel Gozzo (j. d.). Rabatt (ital.) heißt der nach Prozenten festzustellende Abzug vom Kaufpreis, welcher barzahlen den Käufern als Interusurium (f. d.) zugute geht, wenn der Preis mit Rücksicht auf die Gewohnheit eines längern Kreditgebens bemessen war (dann ge wöhnlicher Disconto [f. d.] genannt); sodann der Nachlaß von den berechneten Preisen, womit Großhändler den Wiederverkäufern eine Prämie gewäh: ren. Leßterer Art ist auch der R., welchen die Verlagsbuchhändler, Musikalienverleger u. f. w. von ihren Verlagsartikeln den Sortimentsbuchhändlern bewilligen.

Rabba, Hauptort der Landschaft Nupe im Reich Gwandu oder Gándo, im westl. Sudan, links am Niger, 169 m über dem Meere, auf dem hohen Uferrande des Stroms, nahe den Stromschnellen und Strudeln, welche eine durch den Niger ziehende veranlaßt, hat Schiffahrt, Handel und Industrie in Wollwaren, besonders in schwarzen Loben oder Hemden.

Rabba oder Rabbath-Ammon, alte Stadt im Lande der Ammoniter, f. Amman. Rabban, f. unter Rabbi.

Rabban-Hormuz, Kloster bei El-Kosch (f. d.). Rabbaniten heißen im Gegensaß zu den Karaiten oder Karäern diejenigen Juden, welche an den rabbinischen überlieferungen und dem Talmud festhalten. [industrie (technisch). Rabbeth-Spindel, s. unter BaumwollRabbi heißt im Hebräischen soviel_als (mein) Lehrer und war ein Ehrentitel der jüd. Schrift: und Gefeßeskundigen, und zwar derer in Palästina (die Rabatte (frz.), der umgeschlagene Saum man- babylonischen hießen Rab), anfangs, wie Doktor cher Kleidungsstücke, besonders der andersfarbige und Magister nur den Graduierten gebührend; späAufschlag an Uniformen; auch das die größern Quarter wurde es zur höflichen Anrede und gleichbedentiere eines Gartens einfassende schmale Randbeet.

Rabaut (Paul), hervorragender Vertreter der reformierten Kirche Frankreichs, geb. 9. Jan. 1718 in Bédarieur (Depart. Herault), wurde 1744 reform. Geistlicher zu Nimes, in welcher Stellung er sich um die Wiederherstellung der infolge der Aufhebung des Edikts von Nantes zerstörten reform. Kirche Frankreichs große Verdienste erwarb. Wie derholt leitete er die Beratungen der reform. Na tionalsynode, trat 1785 nach 50jährigem Dienste von feinem Amte zurück, wurde in der Französischen Revolution in den Kerker geworfen und starb 25. Sept. 1794 zu Nimes. Vgl. Coquerel, «Histoire des églises du désert» (Pur. 1841); Borel, «Biographie de Paul R. et de ses trois fils» (Par. Conversations - Lexikon. 13. Aufl. XIII.

tend mit Herr. Ein noch höherer Ehrentitel war Rabban («unser Lehrer»); denselben führten in den beiden ersten Jahrhunderten die Präsidenten des Synedriums.

Nabbiner heißen die von den Gemeinden be rufenen oder von dem Staate eingefeßten oder an erkannten Lehrer des talmudischen Judentums. Sie waren früher, wie noch gegenwärtig in den osman. Ländern, nicht bloß Lehrer der gefeßstudierenden Jugend und mit den Trauungen und Scheidungen beauftragt, sondern zugleich Prediger, Richter, zu weilen auch Gemeindeschreiber. Jezt beschränkt sich ihr Wirkungskreis meist auf Begutachtungen des rituell Gefeßlichen, Verrichtung der Trauungen und Scheidungen, Prüfung der Schächter und

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einer andern, wenngleich ähnlichen Art vertreten. Die Rabenfedern dienen zum Zeichnen.f

Rabbinische Sprache Unterweisung im Talmud. In Frankreich steht an der Spiße der Rabbiner ein jüd. Konsistorium mit cinem Großrabbiner als Vorsißenden; in andern Ländern gibt es Land-, Kreis- und Ortsrabbiner. Anstalten zur Bildung von Rabbinern (Rabbiner seminare) gibt es in Paris, Berlin, Breslau, Budapest. Früher unterschied man vom Rabbiner den israelit. Prediger; doch hat man, seitdem nur geprüfte und gelehrte Männer zum Rabbinat zu gelassen werden, den Rabbinern den Religions unterricht, das Predigen und die Leitung des Gottes dienstes übertragen.

Rabbinische (neuhebräische) Sprache nennt man gewöhnlich die Gestaltung der hebr. Sprache, welche sie durch Aufnahme starker aramäischer Ele mente schon in der Mischna und den hebr. Teilen des Talmud (f. d.) und Midrasch angenommen hat. Je weiter sich vom 10. Jahrh. an bei den Juden die Sitte verbreitete, alle Wissenschaften in hebr. Sprache zu bearbeiten, desto mehr mußte sich die Unzulänglichkeit des Althebräischen für eine Menge wissenschaftlicher Begriffe herausstellen. Man half sich damit, daß man entweder den alten Wurzeln neue Bedeutungen unterlegte (meist nach Vorgang des Arabischen), oder nach Analogie des Althebräi schen von den alten Wurzeln neue Ableitungen bildete, oder (doch im ganzen selten) neue Wurzeln aus dem Aramäischen und Arabischen, hier und da aus dem Griechischen und Lateinischen aufnahm. Frei lich weicht infolge dessen die rabbinische Sprache, besonders der philos. Schriften, von derjenigen der biblischen Bücher sehr wesentlich ab. (S. Jüdi fche Litteratur.) Hilfsmittel zur Erlernung des Rabbinischen sind: Cellarius' «Rabbinismus» (Beiß 1684); Relands «Analecta Rabbinica» (Utr. 1702); Burtorfs «Lexicon Chaldaicum, Talmudicum et Rabbinicum» (Bas. 1639; neue Ausg. von Fischer, Lpz. 1866-74); Levys «Neuhebr. und chaldäisches Wörterbuch über die Talmudim und Midraschim» (Lpz. 1875 fg.); Siegfried und Strack, «Gramma tit des Neuhebräischen» (Lpz. 1884).

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gantua und seines hochberühmten, erlauchten Soh nes Pantagruel, Königs der Durstleider, gewaltige Heldenthaten», ein religiös-politischer und littera risch-satirischer Roman von ganz aristophanischem Wiß, der bei seinem Erscheinen außerordentliches Aufsehen erregte und R. erbitterte Widersacher, aber auch Bewunderer unter den Anhängern der

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