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Poittevin

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5. Jahrh. befehten es die Westgoten, 507 die Fran- langen Rückwand die Eroberung von Jlion (Troja) ken. Nachdem P. vom Ende des 7. Jahrh. bis in und der Kampf der Athener mit den Amazonen, die Mitte des 8. Jahrh. im Besize des Herzogs auf der linken Wand ein Treffen zwischen den Athe Eudes von Aquitanien und seiner Nachfolger genern und Lacedämoniern bei Dinoë in Argolis dar: wesen war, vereinigte es Pipin mit den Besizungen gestellt. Die Halle war hauptsächlich zum Spazierender Krone. Gegen Ende des 9. Jahrh. machten sich gehen und zu geselligen Vereinigungen bestimmt, die von den frank. Königen eingeseßten Grafen von auch wurden nicht selten wissenschaftliche Vorträge V. erblich und legten sich den Titel Herzöge von darin gehalten, wie z. B. von dem Philosophen Aquitanien bei. Mit der Hand der Eleonore von Zeno, dessen Schüler und Anhänger davon den P. kam das Land 1137 an König Ludwig VII., Namen «Stoiker» führten. (S. Stoizismus.) aber ebenso 1152 bei deren Wiedervermählung an Vgl. Göttling, «Die Stoa Poikile» in seinen «GeHeinrich von Anjou (1154 König von England) sammelten Abhandlungen aus dem klassischen Alterund so an England. König Philipp II. August tum» (Bd. 2, Münch. 1863); C. Wachsmuth, «Die von Frankreich eroberte jedoch das Land 1204 Stadt Athen im Altertum» (Bd. 1, Lpz. 1874). wieder, und 1259 im Frieden von Abbesville wurde Auch in Sicyon (f. d.) gab es eine Boitile Stoa, es förmlich an Frankreich abgetreten. Durch den welche eine Gemäldegalerie enthielt. Frieden von Bretigny 1360 kam es abermals an Pökling, s. Bökling. die Engländer; aber 1371 nahm es ihnen Karl V. wieder ab und gab es seinem Bruder Johann, Herzog von Berri, nach dessen Tode es Karl VI. an jeinen Sohn Johann verlieh. Bei dessen erbelosem Tode fiel P. an die Krone Frankreich zurück.

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Pokrow, Kreishauptstadt im russ. Gouverne ment Wladimir, an der Shitka, nahe deren Mündung in die Kljasma, Station der Eisenbahn Moskau - Nishnij - Nowgorod, zählt (1882) 5737 E., welche bedeutenden Holzhandel treiben. Dabei das reiche Pokrowkloster.

Pokutien (d. h. hinter Kuty), Landstrich in Galizien, zwischen den Flüssen Pruth und Czeremoß und den Karpaten, ist sehr fruchtbar und mit Weizen und Mais bebaut. Die Bewohner find Ruthenen. Hauptorte sind Kuty und Kolomea. Pol, s. Pole.

Poittevin (Le), Maler, s. Le Poittevin. Poig, Brinzen und Herzöge, s. u. Noailles. Pökeln, eine seit alten Zeiten angewendete Methode der Fleischkonservierung. Beim P. wird das ausgeschlachtete Fleisch mit Salz start einge: rieben, einige Tage liegen gelassen und dann unter Gewichten oder einer Hebelpresse ausgepreßt; die felbe Behandlung wird wiederholt, das Fleisch Pol (Vincent), poln. Dichter, geb. 20. April hierauf (häufig unter Zusaß von Gewürzen, wenn 1807 in Lublin, war 1831 ein Hauptbeförderer des man nicht das zum P. verwendete Salz vorher mit Aufstandes in Litauen, ging darauf ins Exil und Naumannschem Gewürzsalz mischte) in Fässer gelebte eine Zeit lang am Rhein, insbesondere in radt und mit der ausgepreßten Salzlösung über: Straßburg. Dann kehrte er nach Galizien zurück gossen. Man sett dem Salze in der Regel etwas und wurde 1849 zum Professor der Geographic an Salpeter (Natronsalpeter ist dem gewöhnlichen der Universität zu Krakau ernannt. Als ihm die Kalisalpeter vorzuziehen) und außerdem zuweilen österr. Regierung 1853 den Lehrstuhl entzog, lebte Zucker zu; dieser Zusah hat den Zweck, dem Fleische er, des Augenlichts beraubt, abwechselnd in Krakau seine lebhafte rote Farbe zu erhalten. Häufig wird und Lemberg, wo er 1866 erschienene Vorlesungen das gepökelte Fleisch erst gekocht und dann (wie das über die poln. Litteratur hielt, und starb am 2. Dez. nordamerik. Corned beef) in zu verlötende 1872 in Krakau. Nächst einer trefflichen deutschen Blechbüchsen eingeschlossen. Das P. konserviert | überseßung der «Volkslieder der Polen» (Lpz. 1833) das Fleisch hauptsächlich durch Entwässerung, zu gab er die «Pieśni Janusza» («Lieder des Janusz», gleicher Zeit tritt aber auch Salz in die Muskel- Par. 1833) heraus, in denen er das Kriegs- und fasern ein. Durch das P. wird dem Fleische aber Lagerleben in poetischer Weise und voller Kraft feineswegs nur Wasser entzogen. J.von Liebig fand, und Leben schildert. Das «Lied von unserm Lande» daß in die Salzlake der dritte Teil bis die Hälfte («Pieśn o ziemi naszej», Pos. 1843, deutsch von der Flüssigkeit übergeht, welche einen Bestandteil Kurzmann, Pos. 1870) erwarb ihm einen in ganz des frischen Fleisches ausmacht. Es ist hiernach Polen gefeierten Namen. Auch hat man von P. anklar, daß dem Fleische beim P. durch das Austreten mutige poetische Erzählungen, unter denen «Mohort»> der Fleischflüssigkeit eine Anzahl von Stoffen ent- (Krak. 1855) hervorzuheben ist. Seine gesamten zogen wird, die seinen Nahrungswert bedingen. Werke erschienen in 9 Bänden (Lemb. 1876). Das P. (Einsalzen) der Heringe und anderer See: fische soll von dem Holländer Willem Beukelsz oder Bökel (f. d.) in Biervliet (gest. 1397) erfunden worden sein; die Angabe, daß der Genannte das P. des Fleisches überhaupt eingeführt habe, ist das gegen eine irrtümliche.

Poken, s. Boken.

Pokhur, ind. Wallfahrtsort, f. unter Adschmir. Pökile, Pöcile, ursprünglich Poikile (grch. Tolxian otoά, d. i. «die bunte Säulenhalle») hieß eine von Peisianar, dem Schwager des Kimon, errichtete lange Halle an der Nordwestseite der athenischen Agora (des Marktplates), deren Wände mit großen bistor. Gemälden von dem berühmten Maler Polygnotos und seinen Schülern Miton und Panänos geschmückt waren: auf der Wand zur Rechten war die Schlacht bei Marathon, auf der

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Pola, Stadt und Festung in der österr. Markgrafschaft Istrien, am südl. Ende der istrischen Halbinsel, an einem sehr geräumigen und sichern Hafen und an der Österreichischen Südbahn, wurde seit 1850 zum Hauptkriegshafen der ÖsterreichischUngarischen Monarchie geschaffen, mit Festungswerken, einem großen Seearsenal, Docs, Werften und sonstigen Etablissements versehen, wodurch die Einwohnerzahl von 1100 (1851) bis 1880 auf 25173 (als Gemeinde 31683) gestiegen war. P. ist Sit einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts, eines Hafenamts, eines Hafenadmi ralats, eines Festungskommandos und eines Domkapitels, hat gut gepflasterte, mit Gas erleuchtete Straßen, Wasserleitung, einen Dom aus dem 4. Jahrh., welcher im 9. Jahrh. umgebaut wurde, zwei andere Kirchen, ein Theater, ein Hospital, ein

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Polarforschung

Polardreieck (Supplementardreied), f. unter Supplement.

Polaben Denkmal des Erzherzogs Ferdinand Mar (spätern Kaisers von Meriko) und ein Denkmal des Admi rals Tegetthoff. Nächst Triest, Fiume und Roviano Polarcis nennt man die konstanten Eizanhäuist P. der bedeutendste Handelshafen der Monarchie; fungen in den Polargegenden, welche aber nur zum Hauptgegenstand der Ausfuhr sind Bausteine. Die kleinern Teile vom Gefrieren der Meeresoberfläche Stadt tam 178 v. Chr. unter die Herrschaft der herrühren. Das P., welches in Form von mächRömer, die sie Pollentia und Pietas Julia nannten. | tigen Schollen oder Eisbergen auftritt, die schwimAus ihrer Blütezeit sind noch vorhanden die Ruinen mend zuweilen über 30 m über die Meeresfläche eines Amphitheaters, 137,4 m lang, 110,5 m breit, emporragen, und eine Dicke von 3-400 m errci21 m hoch, ein kleiner korinth. Tempel Romae et chen, scheinen zumeist Bruchstücke der großen Glet: Augusto geweiht, die Rückseite eines zweiten Tem: scher zu sein, die z. B. an den Küsten von Grönland pels, ein Triumphbogen, das Thor der Sergier und Spißbergen bis in das Meer herabreichen und genannt, Reste eines zweiten Theaters, ein schönes | hier bei ihrer starken Abwärtsbewegung ihre untera Doppelthor (Porta gemine) und ein einfacheres Enden in das Meer hinausstoßen, von dem sie dann älteres Thor (Porta Ercole). Später sank P. mehr als Eisberge weiter befördert werden, bis sie nach und mehr und wurde mehrmals, zulegt 1379 durch dem Eintritt in wärmere Regionen allmählich aufdie Genueser vollständig zerstört. Vgl. Stancovich, tauen. Die größten nordischen Gletscher hat man «Dell' amfiteatro di P.» (Vened. 1822); «Notizie an der Westküste von Grönland gefunden, ihr unstoriche di P.» (Pola 1876). teres Ende erreicht hier oft eine Breite von vielen Kilometern und dabei eine Dicke bis zu 1000 m. Da sie wie die Alpengletscher an ihren Rändern zum Teil von großen Felsblöcken und kleinerm Moränenschutt bedeckt sind, so tragen sie diese Steinmassen oft auch noch weit in das Meer hinein, und bringen dadurch eine stete Translocierung von Steinmassen hervor, welche wahrscheinlich ganz derjenigen entspricht, durch welche die sog. Errati schen Blöcke (s. d.) oder nordischen Geschiebe in einer frühern Periode (der sog. Eiszeit) aus Skandinavien über die nordeurop. Niederung verbreitet wur: den. Ein anderer Teil der Eisberge verdankt seine Entstehung nicht den Gletschern, sondern dem allmählichen Anwachsen der natürlichen Eisdecke der Meere durch die atmosphärischen Niederschläge. Dieses P. bildet dann große Eisfelder von ungeheuern Dimensionen in Länge und Breite. Hierher gehören die meisten im Südpolargebiet anzutreffenden Polareismassen. Vgl. Tyndall, «Das Wasser in seinen Formen als Wolken und Flüsse, Eis und Gletscher» (Bd. 1 der «Internationalen wissenschaft: lichen Bibliothek», Lpz. 1873).

Polaben, d. h. Elbanwohner, ist der Name cines ausgestorbenen slaw. Stammes, der unge: fähr von der Bille und Trave bis zur Elde ansässig war und dessen Hauptort das heutige Rageburg bildete. Die heutige historische und Sprachwissen schaft braucht das Wort aber oft in einer viel weitern Ausdehnung. Schafarik nannte so «alle in Norddeutschland angesessenen Slawen_westwärts von der Oder, dem Bober und dem Erzgebirge». Neuere Forschung hat gezeigt, daß dieses zum größten Teile ausgestorbene Slawentum in zwei unterschiedene Stammesgruppen zerfällt, in die Sorben, deren Reste die heutigen lausißer Wenden find, die nördlich etwa bis zum Parallelkreis von Berlin wohnten, und in die von da bis zur Ostsee reichenden Stämme, auf die man jezt die Bezeichnung «Polaben» einzuschränken pflegt. Die Haupt stämme waren die Wilzen oder Lutizen und die Bodrizen oder Obotriten. Die Wohnsiße der P. reichten über die Elbe bis in das Flußgebiet der Jecke hinüber. Sprachlich gehören sie zur poln. (lechischen) Abteilung des Slawischen und bilden dessen westlichsten Ausläufer; unter den lebenden Dialekten steht das Kassubische dem Polabischen am nächsten. Die P. hielten sich am längsten im fogenannten hannov. Wendlande (um Dannenberg, Lüchow, Hizader), wo der leßte Rest der Sprache ungefähr um die Mitte des 18. Jahrh. verschwunden ist. Die vorhandenen Sprachquellen sind am vollständigsten zusammengestellt von Pfuhl im «Casopis towarstwa macicy serbskeje» (Bd. 16 und 17, Baußen 1863–64); eine grammatische Bearbeitung ist Schleichers «Laut- und Formen lehre der polabischen Sprache» (Petersb. 1871). Polacca, s. Polonaise.

Polack, Pole; auch poln. Pferd.

Polacken heißen im Mittelmeer gebräuchliche dreimastige Schiffe, deren Fock- und Großmast keine besondern Stengen haben, und bei denen leztere mit dem Mast aus einem Stück bestehen, während die Bramstengen, sowie die Stenge des dritten (Besan)Mastes besondere Verlängerungen bilden. Polana, der 142. Asteroid, f. u. Planeten. Polangen, Flecken und Seebad im russ. Gouvernement Kurland, Kreis Libau, an der Ostsee, 3 km von der preuß. Grenze, mit (1882) 1414 E., darunter 900 Juden, welche Bernsteinarbeiten ver: fertigen und Handel damit treiben. Polar, s. unter Pole. Polardistanz, s. unter Pole.

Polarexpeditionen nennt man alle zu allgemein wissenschaftlichen Zwecken nach beiden Polargebieten der Erde gesandten Erpeditionen; dieselben stehen sämtlich in einem gewissen Zusammenhange mit der systematischen Polarforschung (f. d.). Vgl. außerdem Nordpolexpeditionen und Südpolexpeditionen.

Polarforschung. (Hierzu Nordpolarkarte und Südpolarkarte.) Abgesehen von den rein merkantilen oder den ausschließlich geogr. Zwecken gewidmeten Reisen nach den beiden Polarzonen kann man alle übrigen als im Interesse der P. ausgeführt zusammenfassen und dieselben von einem einheitlichen Standpunkte aus betrachten. Während die mit dem Namen « Nordpoleṛpeditionen» (f. d.) bezeichneten Reisen meist nur die erstgenannten Zwecke verfolgten, wurden seit neuester Zeit Erpeditionen zu allgemein wissenschaftlicher Erfor schung beider Polarmeere ausgesandt. Dieselben nahmen ihren Anfang in den sechziger Jahren des 19. Jahrh., nachdem durch die Franklin-Expedition die nordwestl. Durchfahrt zwar gefunden war, sich aber praktisch als unbrauchbar erwiesen hatte. Die zunächst hierher gehörigen Erpeditionen waren alle nur nach der nördl. Polarzone gerichtet, sodaß über die höhern füdl. Breiten bis zu den Fahrten des Challenger und der Gazelle, welche allerdings auch den Polarfreis nicht überschritten, unsere Kenntniś

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Polarforschung

immer noch der Hauptsache nach auf den Reisen von Cook, Weddell und Roß beruht. Die Reisen des erstern fallen noch in die lette Hälfte des 18. Jahrh. und waren überhaupt die ersten Entdeckungsfährten in jenen Gewässern; dieselben sind für die stennt: nis jener Regionen außer ihren rein geogr. Rejul taten, durch die Beobachtungen und Studien der beiden Forster auch in physik. Hinsicht von Beden: tung gewesen. Die von diesen Reisenden durch: fahrenen Routen sind auf der Südpolarkarte eingetragen; auch finden sich dort noch die Reisen einiger anderer Seefahrer, welche aber wesentliche Resultate fast gar nicht erzielten. Lange haben die Forschungen im antarktischen Gebiete geruht und erit die Erpedition des Challenger unter Nares nahm dieselben wieder auf.

Die ersten Erpeditionen in der obengenannten Absicht, allerdings noch mit dem Zweck der Er: reichung des Nordpols, machten die Amerikaner. Sie sandten im J. 1860 den Schoner United States unter Kapitän Hayes nach dem Smithsund. Nach dem er an der Ostküste des Sundes überwintert, erreichte er die Breite von 81° 35′ bei Kap Lieber und kehrte sodann 1861 mit seinem Schiffe glück: lich wieder nach Boston zurück. Denselben Weg schlug auch die unter Leitung Halls stehende Er: pedition mit der Polaris im J. 1871 ein. Hall ge: langte bis zu 82° 16' nördl. Br. und starb 8. Nov. 1871. Die weitern Schicksale der Expedition f. unter Hall (Charles Francis) und Bessels (Emil).

Auch Deutschland_trat jezt handelnd in die P. ein. Der Geograph Petermann hatte es dahin gebracht, daß schon 1865 eine Fahrt nach dem hohen Norden unternommen werden konnte; doch | hatte das unter der Führung Werners stehende Fahrzeug gleich in den ersten Tagen so starke Ha varie erlitten, daß es sogleich zurückkehren mußte. Aber schon im J. 1868 konnte Kapitän Koldewey mit der kleinen Segeljacht Grönland auf eine Rekognoszierungsfahrt in die Gewässer zwischen Spizbergen und der Ostküste von Grönland aus gesandt werden. Auf der glücklich in einem Som: mer durchgeführten Reise erlangte er eine höchste Breite von 80° 30′. Durch Sammlungen kam bis 1869 so viel Geld zusammen, daß ein eigener für die Polarfahrt gebauter kleiner Dampfer Ger: mania und ein zweites starkes Schiff, die Hansa, unter Führung Koldeweys und Hegemanns aus gerüstet werden konnten. Die Erpedition hatte den Auftrag, sowohl die physik. und naturgeschichtlichen Verhältnisse des Meeres zwischen Grönland und Spißbergen zu erforschen, als auch, wenn irgend möglich, die Ostküste von Grönland selbst zu er reichen, dort zu überwintern und später, soweit thunlich, dieselbe nach Norden hin zu verfolgen, ja eventuell auf diesem Wege den Pol zu erreichen.

Das Schicksal der zweiten deutschen Expedition war ein geteiltes; denn während die Germania ihre Aufgabe mit Ausnahme des lezten Punktes erfüllen konnte, wurde die Hansa, welche bei Nebel von dem Hauptschiffe getrennt worden war, schon im September vom Eise beseßt und bald darauf zerdrückt. Die Mannschaft derselben machte den ganzen Winter hindurch mit ihrem Führer, Kapitän Hegemann, eine Fahrt auf einer Eisscholle vom 71. bis zum 61. und gelangte endlich in ihren Booten in Frederikshaab an der Südwestküste Grönlands an, von wo sie mit einem dän. Schiffe in die Heimat zurückkehrte. Der Erfolg der Expe:

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dition war trog alledem ein recht günstiger und erweiterte die Kenntnis der Ostküste von Grönland und des angrenzenden Meeres in geographischer und naturwissenschaftlicher Hinsicht um ein ganz Bedcutendes. Kaum war die deutsche Erpedition zurückgekehrt, so wurde durch die Munificenz des Grafen Wilczek eine neue Polarfahrt ausgefandt. Der Schiffslieutenant Weyprecht hatte zunächst eine Rekognoszierungsfahrt in das Nowaja-Semlja-Meer mit dem kleinen Segelschiffe Isbjörn unternommen; dieselbe eröffnete günstige Aussichten, infolge dessen 1872 der Dampfer Legetthoff unter der Führung Weyprechts mit Lieutenant Payer und einer auserlesenen Besatzung an Bord aus der Weser lief, um zwischen Nowaja-Semlja und Spitbergen nach dem Pol vorzudringen und diese Gegenden näher zu erforschen. In der Nähe der erstern Inseln wurde derselbe aber vom Eise besezt und tricb so nach Norden, bis ein ausgedehnter Inselkompler die Fahrt hemmte. Der Tegetthoff befand sich an der Küste der gegenwärtig unter den Namen «Franz-Josephs-Land» bekannten Inselgruppe. Während Payer auf Schlittenreisen das Land er forschte, machte Weyprecht an Bord des Tegetthoff die wertvollsten meteorolog. und physik. Beobach tungen. Im J. 1874 kehrten die Mitglieder der Expedition, nachdem sie das Schiff hatten verlassen müssen, in ihren Booten zurück und wurden von russ. Fangschiffern gerettet und nach Hause gebracht.

Eine der bestausgerüsteten Expeditionen, welche je nach dem hohen Norden gingen, war die englische unter Nares und Stephenson mit den Schiffen Alert und Discovery. Dieselbe segelte durch den Smithsund nach dem Kennedykanal; die Discovery überwinterte an der Westküste am Eingange des Robesonkanals auf 81° 45′ nördl. Br., Alert jen seit desselben auf 82° 27′ nördl. Br. Auf Schlittenreisen wurde ein Teil der Westküste Grönlands er: forscht und bis 83° 20′, dem nördlichsten bis dahin erreichten Punkte, vorgedrungen. Die Expedition kehrte 1876 nach England zurück, allerdings ihre | Führer mit der festen überzeugung, daß auf diesem Wege die Erreichung des Pols unmöglich sei.

Eine wesentliche Bedeutung für die gesamte P. erlangte die der Zeit nach nun folgende Expedition des Professors Nordenskiöld (f. d.). Im J. 1878 unternahm dieser mit dem Schiffe Vega, dessen Führer Lieutenant Palander war, eine Fahrt, deren Zweck war, die Nordostpassage aufzusuchen und die Küsten und Meere im Norden Asiens festzustellen und näher zu untersuchen. Der Vega folgten noch einige Schiffe, von denen die Lena für die Fahrt auf dem gleichnamigen Flusse bestimmt, der Bega gleichzeitig als Tender beigegeben war. Am 25. Juli 1878 hatte Nordenskiöld seine Fahrt angetreten und schon am 20. Aug. umfuhren Vega und Lena die Nordspiße der Alten Welt. Am 28. Ang. erreichten sie den Fluß Lena, hier trennte sich die Lena von der Expedition, fie gelangte am 21. Sept. nach Jakutsk. Die Vega sezte ihren Weg nach der Beringsstraße fort. Die Fahrt wurde jedoch des sich häufenden Eises wegen immer schwieriger, bis das Schiff am 28. Sept. gänzlich eingeschlossen war und so gezwungen wurde, kurz vor dem Ende seines Wegs auf 173° westl. L. zu überwintern. Dieser unwillkommene Aufenthalt von nahezu zehn Monaten wurde aber für die Wissenschaft höchst nugbringend verwendet. Am 18. Juli 1879 wurde die Vega wieder von dem Eise freigegeben und

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