Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Philologischer Anzeiger.

| Herausgegeben als ergänzung des Philologus

von

Ernst von Leutsch.

Vorwort..

Die hindernisse, welche der erste jahrgang des Philologischen Anzeigers zu überwinden hatte, sind im vorwort des zweiten bandes angedeutet: sie lagen lediglich in der person des herausgebers. Dass dem zweiten jahrgang derartiges weniger entgegengestanden, thut wohl die zeit des erscheinens dieses ersten heftes des dritten jahrgangs kund, ein umstand, der mich zu gar mannigfachem dank verpflichtet; darum hat es aber an schwierigkeiten, freilich ganz andrer art, die jedem bekannt sind, nicht gefehlt. Denn dass ein krieg, ist er für uns auch erhebend und glücklich, die gedeihliche entwicklung eines noch so jungen unternehmens nicht fördern kann, bedarf keiner weitern ausführung: ich habe nach kräften jedes hemmniss zu beseitigen und zum guten zu wenden gestrebt. Wie wenig mir dies gelungen, sehe ich vollkommen ein: denn auch der zweite band bietet noch nicht, was er bringen sollte, eine wo möglich vollständige übersicht der philologischen literatur des jahrs 1870; es fehlen nicht bloss einzelne bücher und dissertationen, sondern es sind sogar einzelne zweige so gut wie gar nicht oder viel zu wenig berücksichtigt, ein übelstand, der nicht allein in den durch den krieg veranlassten störungen seinen grund hat, sondern zum theil darin, dass wegen des geringen umfangs des ersten bandes in dem zweiten noch viel literatur vom j. 1869 berücksichtigt werden musste, und dass die correspondenz von mir auch wegen der durch den krieg gewordenen. Sorge und aufregung nicht in der nöthigen weise durchgeführt Philol. Anz. III.

1

werden konnte. Deshalb habe ich für gerathen gehalten, den für das zwölfte heft des bd. II in aussicht gestellten jahresbericht vorerst noch zurückzuhalten, zumal da mir daraus eine neue arbeit bedeutenden umfangs erwachsen würde, die ich nicht wage grade jetzt auf mich zu nehmen: der bericht soll aber im laufe des j. 1871 erscheinen, sobald die chronik mir freie zeit lässt: als sie begonnen wurde, hoffte ich und wer wohl nicht? - auf baldiges ende des jetzt immer grössere dimensionen einnehmenden kriegs: aber das was einmal begonnen, will ich eifrigst mir angelegen sein lassen, so gut als mir möglich zu einem für die philologie gedeihlichen ende zu führen.

Und dies leitet mich auf die bitte, mit welcher ich dies vorwort schliesse. Begonnen ist das verzeichniss der philologen, welche in dem heere der geeinigten deutschen nation gekämpft haben und jetzt noch kämpfen, ein verzeichniss, dessen aufstellung viele ungewohnte arbeit mir bringt, mehr als ich ahndete: daher ersuche ich dringend alle fachgenossen und freunde, mich freundlichst in den stand zu setzen, in der publizirung der verzeichnisse fortfahren zu können, da sie die nothwendige grundlage für ein erst in friedenszeit aufzustellendes vollständiges abgeben. Fördere jeder das unternehmen in dem gedanken, dass einem theil derer, welche uns nicht nur vor den schrecken einer französischen invasion bewahrt, sondern auch Deutschlands einheit durch ihre ausdauer und ihr blut er

-

rungen haben, damit freilich ja nur in geringem maasse

der schuldige dank dargebracht wird, vor allem aber dass wir damit denen, welche durch den verlust theurer angehörigen so schwer geprüft sind, einen wenn auch schwachen trost bereiten. Und so mögen hier noch die worte aus Philol. Anzeig bd. II, n. 9, p. 435 stehen, mit denen ich meine frühere aufforderung geschlossen habe:

,,So grossartige erfolge dieser krieg auch gehabt hat, so segensreich er auch in die weitere blüthe Deutschlands eingreifen und eine so unerschöpfliche quelle zu wahrer freude und zu gerechtem stolze er auch sein wird einen schmerz fühlt dabei die gegenwart doch tiefer als irgend eiue andre zeit, den um die grösse des an unserer jugend erlittenen verlustes. Mag auch die zahl der opfer auf der seite des feindes numerisch die grössere sein, was sind Turcos und Zuaven und Zephyre und die

des schreibens zum guten theil unkundigen französischen offiziere gegen unsre gebildete und zum theil für die wissenschaft zu den schönsten hoffnungen berechtigende jugend? unser einsatz ist mit dem Frankreichs gar nicht zu vergleichen! Dieser unserer jugend bereite man daher jede erlaubte chre feiere die überlebenden, traure vor allem um die todten und suche ihr gedächtniss in ehren zu erhalten. Das wollen wir hier; und so hielten es auch die alten: die Athener gruben die namen der in den kriegen für das vaterland gefallenen in marmorne tafeln ein und stellten diese zur nacheiferung für die folgenden geschlechter, zum ewigen dankbaren gedächtnisse öffentlich an geweihtem platze auf."

Göttingen, 1. januar 1871.

Ernst von Leutsch.

2. Methodische grammatik der griechischen sprache von Rudolf Westphal. Erster theil. Formeulehre. Zweite abtheilung. Jena 1871. XI u. 297 s.

1 thlr.

Diese zweite abtheilung der formenlehre behandelt das verbum. In dem kurzen vorwort bemerkt der verf., dass er ein alphabetisches verzeichniss der sogenannten unregelmässigen verba habe ausschliessen müssen. An dessen stelle sei bei dem jetzigen stande der grammatik ein selbständiges, auch die regelmässigen verba umfassendes verzeichniss der griechischen verbalwurzeln zu setzen, im allgemeinen von derselben einrichtung wie Westergaard's Radices linguae Sanscritae. Ein solches verbal-lexikon habe aber nothwendig auf die wurzeln der verwandten sprachen rücksicht zu nehmen und könne deshalb keinen integrirenden bestandtheil der vorliegenden formenlehre bilden, in welcher die sprachvergleichung für alles specielle grundsätzlich ausgeschlossen sei.

Die hier gegebene behandlung des verbums basirt auf dem im vorwort zu der ersten abtheilung ausgesprochenen satze, dass im griechischen wie im sanskrit ein fast durchgreifender gegensatz von zwei tempusklassen stattfinde, deren eine das präsens und imperfectum, deren andere die gesammten übrigen tempora umfasse. Demgemäss bespricht der verf. nach einer übersicht der verbalflexionen (§. 201-208) zuerst die flexionen and die stammbildung des präsens und imperfectums (§. 210--

« ZurückWeiter »