Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

old und Conrad den Abt nicht' haben schüßen können.

Wie der folgende Christian, der lange von seiner Kirche abwesend, unter dem Kaiser Friedrich I in Italien commandirte, den Verlust von Reinhausen aufgenommen habe, ist nicht bekannt. Benn auch die Freundschaft beider Fürsten dadurch nicht gestört wurde; so hörte sie doch 1180. durch die Achtserklärung des Herzogs auf, obgleich Christian, der sich damals noch in Italien aufhielt, bey Bekanntmachung derselben nicht zugegen war 65). Nach dessen am 25. August 1183 erfolgten Tode, wurde der im Jahr 1164 vertriebene Erzbischof Conrad zurückberufen, welcher die Partey des Kaisers nothwendiger Weise halten mußte. Er zog in eigener Person 1189 mit dem Könige Heinrich nach Sachsen, und wohnte der Belagerung der Stadt Braunschweig bey, wo er sich nach Gerhardts von Stederburg Satyrischer Beschreibung, durch seinen eisernen Anzug besonders auszeichnete 66). Daß aber der Erzbischof dem Herjoge nach seinem Sturze, etwas von seinen Stammgütern entrissen habe, ist sehr zu bezweifeln, indem die Mainzischen Besihungen, als: das Gericht Hardenberg, Heiligenstadt, die Schlösser Rusteberg und Horburg mit ihrem Zugehör,` lange vor Ankunft der Welfen, dem Erzstifte angehört hatten. Noch viel weniger sind ihm Gieselwerder und die

65) Gelenius de admiranda coloniae magnitudine p. 73.

66) apud Meibom. Rer. German. T. I. p. 427. et seq. chron. Stederburg apud Leibnitz. T. I. p. 862.

Mark Duderstadt zu Theil geworden, wie Rethmeyer schreibt 67), da Mainz erst im 13ten und 14ten Jahrhundert beides angekauft hat.

Doch könnte es seyn, daß der Erzbischof damals das Schloß Hanstein, auf eine kurze Zeit an sich gezogen habe 68). Was aber die Mainzischen Lchen betrifft, so sind diese, wie alle Reichsund Kirchenlehen dem Herzoge genommen worden.

Nach der vergeblichen Belagerung der Stadt Braunschweig, gaben sich die zwey Erzbischöfe von Mainz und Coln Conrad und Philipp viele Mühe, den König Heinrich mit dem Herzoge auszusöhnen, und brachten es dahin, daß 1190 in Fuld unterhandlungen gepflogen wurden, und die långst gewünschte Aussöhnung zu Stande kam 69). Für seine Bemühung scheint Conrad zur Erkenntlichkeit das Patronatrecht in Göttingen, die Vogtey in Nörten, und die Abtey Reinhausen zurück bekommen zu haben, die er auch bis zu seinem Tod (1200) behalten hat. Eine schicklichere Zeit dazu wüßte ich nicht, als die jeßige. Diese erwähnten Stücke wurden dem Erzstifte von Heinrichs Söhnen bald wieder entzogen. Die Veranlassung dazu gab,

67) Braunschw. Låneb. Chron. I. Th. S. 353. Der Erzbischof zu Mainz bekaṁ vom weißen Roß zu feinem Theil ein Hufeisen d. i. Giefelwerder mit seiner Zu behörung, und den Schwanz d. i. das Theil® des Braunschweigischen Eichsfeldes.

68) Guden T. I. p. 417. E. G. I. Th. S. 126..

1

69) Arnoldus Lubec, lib. 4. chron. Slavor. cap. 3.

der für ganz Deutschland so verderbliche Krieg, zwischen dem Herzog Philipp von Schwaben und dem Herzog Otto von Braunschweig, die sich mit allen Kräften acht Jahr lang um die Kaiserkrone stritten. Beym Ausbruche desselben tras ten zwey Competenten um die erzbischöfliche Infel auf: Lupold Bischof von Worms, postulirt von dem größern Theil des Domcapitels, aber vom Pabste verworfen, und Siegfried von Eppenstein von wenigen Kapitularen zu Bingen ge= wählt, und von dem Pabste Innocenz beståtiget 7o). Jener ward von dem König Philipp unterstüßet, und begleitete ihn auf seinem Zuge nach Thüringen; dieser hielt die Partey des Königs Otto; konnte aber gegen Lupold nicht aufkommen und gieng deswegen nach Rom 71). Hievon war die Folge, daß Otto sich an Lupold råchte, und ihm die in seinem Lande belegene Abtey Reinhausen, die Vogtey in Nörten, und das Patronatrecht in Göttingen hin=" wegnahm. Nachdem Nachdem Philipp den 22. Junius 1208 ermordet, und Otto den 11. Nov. allgemein als Römischer König anerkannt worden war,' vertrieb dieser den Lupold aus Mainz, und setzte den aus Italien zurückgekommenen Siegfried auf den erzbischöflichen Stuhl 72). Nun lag beiden Theilen daran, ihren erlittenen Verlust wieder erseht zu erhalten. Der Erzbischof wünschte die kaum erwähnten Güter wieder zu erhalten, und der König in den Besitz der våterlichen Mainzischen

70) Serar. Rer. Mogunt. p. 829.

71) ibid. pag. 831. Schannat. Hist. Episcop. Wormat. p. 364.

72) Serar. 1. c. p. 832.

[ocr errors]

Lehen zu kommen. Daher traten sie 1209 iz Unterhandlung. Merkwürdig ist der Eingang der= selben, wo Otto spricht: "es seye allen kund und ,,bleibe bei der Nachkommenschaft unvergessen, daß, „da wir noch als König regierten, die kaiserliche ,,Salbung noch nicht empfangen hatten, über ge= ,,wisse Lehen, die unsere Vorfahren von der Kirche zu Mainz gehabt haben, mit unserm ,,treuen Fürsten Siegfried Erzbischof von Mainz ,,öftere und verschiedene Unterhandlungen gepflogen haben. Nach dem Rath unserer treuen Fürsten, ,,Johann Erzbischof von Trier, Dieterich von Cöln, Conrad, Bischof von Speier, unsern Reichshof= „kanzler, und in Rücksicht der guten Gesinnung” des Erzbischofs gegen uns, haben wir ihm 500 Mark versprochen, und die Güter, welche wir in Besitz genommen hatten, nämlich das Patronatrecht in Göttingen, die Vogtey in Norten und die Abtey in Reinhausen zurückgegeben. Die Urkunde hierüber ist zu Lucca am 20. November 1209 auf der Reise von Rom, wo er sich den 27. September hatte krönen lassen, ausgefertigt worden 73) **).

[merged small][ocr errors]

→) Der Verfasser des III. Tom. orig. Guelf. hat die erwähnte Urkunde aus Gudénus abdrucken laffen, und das Jahr 1212 hineingefeßt. Wenn er des Gude: nus Datum für irrig hielt, so hätte er den Irrthum beweisen follen; es ist aber ganz richtig, und 1212 offenbar fehlerhaft. Denn Otto war im Anfange des Jahrs 1212 aus Italien nach Deutschland zurückge kommen, befand sich am 20. März zu Frankfurt, um Pfingsten zu Nürnberg, und hielt den 7. August Hochzeit mit seiner Braut zu Nordhaufen. Orig. Guelf. Tom. III. p. 339 et sequent. Dann og er seinem

Der geschlossene Vergleich war von beiden Seiten durch ansehnliche Bürgen befestiget, und schien unverleßlich zu seyn; er dauerte aber nicht långer, als bis 1211, da Siegfried auf Befehl des Pabstes Innocentius, zu Bamberg in Gegenwart mehrerer Fürsten, den zu Rom, wider Otto ausgesprochenen Bann bekannt machte 74). Deshalb fiel des Kaisers Bruder, Pfalzgraf Heinrich mit dem Herzoge von Braband, und dem Adel aus Lothringen, in die Mainzischen Stiftslande am Rhein ein, plünderte und verbrannte sie auf die grausamste Art 75). Ob man sich auch in Niedersachsen und Thüringen, an den Mainzischen Gütern geråchet habe, hierüber findet man keine Nachricht. Im Jahre 1213 bes legte der Erzbischof Siegfried die Bürger zu Münster, und die bischöflichen Ministerialen mit dem Interdict, weil sie dem excommunicirten Kaiser anhingen, und ihren Bischof schändlich verlassen : hatten 76). Hieraus ist zu schließen, daß die im Jahr 1209 beliebten Punkten bis zum Tode des Kaisers 1218 unerfüllt geblieben. Denn als der Pfalzgraf Heinrich seinen Neffen, den jungen Prinzen Otto als Erbe des Hauses Braunschweig erklärte, und ihm nebst den Stammgütern noch die

Gegner Friedrich II. entgegen, um ihm den Weg aus Italien zu versperren, konnte aber nicht verhindern, Daß dieser nicht Constanz erreichte, von da den Rhein herabzog, und den 6. December zu Mainz 1212 gefront wurde. Ibid. p. 344. Wie konnte nun Otto am 20. Nov. d. J. zu Lucca eine Urkunde unterzeichnen ? 74) Godefredus Coloniensis, ad an. 1211. 75) Ibid.

76) Iung, Hist. comitatus Bentheim, dipl. N, XVI.

« ZurückWeiter »