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in Boppard, die andern Kompanien in Buchholz, Halsenbach, Ehr, Liesenfeld, Ney und Udenhausen. Halsenbach war bereits mit Koblenzer Artillerie und Pionieren überfüllt.

Um 4 Uhr weckte uns die Reveille, 41⁄2 Uhr marschierten 27. Juli. wir ab. Um 11 Uhr kamen wir durch Simmern, bis auf die Haut durchnäßt, da es seit 9 Uhr furchtbar regnete, der Stab blieb in Simmern, wir kamen nach Riesweiler, Ohlweiler und andre umliegende Dörfer in Quartiere.

Abmarsch 412 Uhr morgens. Das Wetter war anfangs 28. Juli. gut, nachher stellte sich starker Regen ein. Wir hatten an strengenden Marsch in den Hunsrücker Bergen, ehe wir uns dem Nahethal näherten. Um Mittag kamen wir in die Quartiere. Wir liegen verteilt in den Dörfern Rorheim, Hargesheim, Mandel und Rüdesheim auf den Höhen links des Naheflusses, unten im Thal liegt Kreuznach. Die Quartiere sind durchgängig recht gute.

Ruhetag. Um 8 Uhr hatten wir Appell, nachher wurden 29. Juli. noch einige Stunden für Instandsetzen der Montirungs- und Ausrüstungsstücke und die dem Körper recht wohlthätige Ruhe aufgewendet. Der Nachmittag fand viele vom Regiment in Kreuznach beim Schoppen. Hier traf ich Vizefeldwebel Henrich, dessen aufgeschwollene Füße ihm auf dem gestrigen Marsche, ebenso wie mir die meinen, so großes Mühsal bereitet hatten; so wacker, wie er gestern sich gehalten, so munter und guter Dinge war er heute wieder. Kreuznach war von den meisten Kurfremden verlassen, nur die in- und umliegenden Truppen belebten die Stadt.

Morgens 5 Uhr Weitermarsch über Kreuznach. Die frühe 30. Juli. Morgensonne brannte schon ganz gehörig auf uns ein. Die in der Stadt liegenden Braunschweiger brachten Bier und Wein uns auf die Straße, wofür wir die braven Waffenbrüder hoch leben ließen. Im Laufe des Vormittags passierten wir die rotweißen hessischen Grenzpfähle und kamen nachmittags nach fast

31. Juli.

1. August.

siebenstündigem Marsche im Dorfe Weinsheim in Quartier. Weinsheim ist ein ansehnliches, vielen Wohlstand verratendes Dorf, welches seinen Namen, daß der Wein hier daheim, alle Ehre machte. Selbst die bescheidensten Quartiere ließen es hieran nicht fehlen. Da war's denn auch wohl verzeihlich, daß May, unser Junge mit der Wasserflasche, sich einen angesäuselt hatte und in seligem Dusel durch die Straßen bummelte, wo er der Dorfjugend, welche ehrfurchtsvoll den kleinen Soldaten umstand, begeisterte Reden in seinem Berliner Dialekte hielt.

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Dieser miserable Nachtwächter in Weinsheim. Bei jedem Stundenwechsel entlockte er einem alten Kuhhorn die schauerlichsten Töne, welche selbst die daran gewöhnten Hunde jedesmal heulen machten. Trotz aller Müdigkeit kam man kaum zum Einschlafen. Ein Glück für den Solobläser, daß wir den Holzflobenmechanismus zum Öffnen des Scheunenthors nicht kannten, jeder wollte hinaus, ihn prügeln. Die ganze Nachtruhe war verpfuscht. Früh ging's weiter, über Alzey und Pfeddersheim. In Alzey war das Hauptquartier Sr. königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Karl, des Kommandeurs der zweiten Armee, zu welcher außer dem Gardekorps das II., III. und IV. Armeekorps gehören. Alzey prangte in hessischem und schwarz-rot-goldenem Fahnenschmuck, vereinzelt waren auch die preußischen Farben zu. sehen. Offiziere und Soldaten aller Waffengattungen und Uniformen sah man in den Straßen, längs deren Häuserreihen Intendantur-, Feldpost- und Telegraphenwagen aufgefahren waren. -Nach einem starken Marsche kamen wir halb 1 Uhr in Horchheim, einem hübschen Dorfe, eine halbe Stunde von Worms entfernt, in Quartier, das erste Bataillon bezog in Heppenheim Quartier.

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Ruhetag in Horchheim. Der zum Führer der 6. Kompanie ernannte Premierleutnant von Saldern-Ahlimb traf heute von Koblenz hier ein und stellte vor Beginn des Cöhnungsappells sich der Kompanie als solcher vor. Mit ihm waren die meisten der in Koblenz und nach Frankfurt a. M. abkommandiert gewesenen Mannschaften eingetroffen. Nachmittags war uns der Besuch von Worms gestattet. Alte Stadt, meist enge Gassen, sehenswertes Lutherdenkmal auf hübschem freien Platz in der Nähe des Bahnhofs, mehrere bedeutende Weingeschäfte,

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einige größere Getreide und Fruchthandlungen, recht viele Juden. Die Stadt wimmelte heute von Soldaten aller Waffen. Daher kam's denn auch, daß gegen Abend manche Wirtschaften schließen mußten, weil ihnen der Stoff" ausgegangen. Draußen vor der Stadt waren auf einer Wiese mächtige für die Feldschläch tereien bestimmte Rindviehherden aufgetrieben, endlose Reihen von mit Zeltleinwand überspannten Bauernwagen sammelten sich zur Formierung von Kolonnen zum Transport von Armeebedürfnissen.

Ruhetag in Horchheim. - Generalleutnant von Budritzky, 2. August. der Kommandeur der 2. Garde-Infanteriedivision, welcher gestern eingetroffen, hielt morgens auf den Stoppeläckern bei dem Dorfe Parade über das Regiment ab. Seine an uns gerichtete kernige Ansprache kennzeichnete so recht das Stramm-Soldatische seiner Person. Nachmittags zogen die meisten von uns wieder nach Worms. Hier fanden am Ufer des Rheins beim perlenden Glase eine große Menge Koblenzer wir uns zusammen und gaben den schäumenden Wogen unsre Grüße nach der Heimat mit. Wenn im lieben Koblenz, unsrer Vaterstadt, alt und jung dem Königshause mit unbegrenzter Liebe und Treue anhängt, so ist es ganz besonders noch Königin Augusta, zu welcher aus Dank für so manch still-segensreiches Walten und Thun und ihre Anteilnahme und Fürsorge um alles, was Koblenz und seine Bewohner betrifft, jeder Koblenzer voll Verehrung und herzlicher Anhänglichkeit emporblickt, und daher kommt es auch, daß weil jedes Koblenzer Kind, wenn es waffenfähig bezw. pflichtig wird, am liebsten in der Königin Regiment dient, des= halb so viele Koblenzer in den Reihen desselben stehen.

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Heute Morgen hatten wir in der Dorfkirche Gottesdienst 3. August. durch unsern Feldgeistlichen.

Die Berliner Garderegimenter sind in den letzten beiden Tagen mit der Eisenbahn angelangt und in ihre Stellungen eingerückt. Das Korps ist nunmehr zwischen Mannheim und Worms konzentriert und wird morgen der Weitermarsch angetreten.

Heute hielten wir große Wäsche, indem jeder seine Habseligkeiten auf lange Zeit hin im voraus wusch.

Abends Alarmirung, es war jedoch nur zur Übung und kehrten wir bald wieder in die Quartiere zurück.

4. August.

Soldaten!

Tagesbefehl.

Auf Befehl des Königs tretet ihr heute den Marsch nach Vorwärts gegen den Feind an. Die Söhne Preußens haben sich stets ausgezeichnet, ihr werdet auch diesmal euch Lorbeeren erringen, daß das Vaterland mit Stolz auf euch blicken kann. Zeigt durch gesittetes Betragen bei Freund und Feind, daß ihr würdige Kinder Preußens seid.

gez. Friedrich Karl, Prinz von Preußen.

Morgens 6 Uhr Abmarsch von Horchheim zu der Sammelstelle des Regiments. Viele Einwohner gaben eine gute Strecke Weges uns das Geleite.

Bereits gegen 9 Uhr rückten wir in Reindersdorf ein, vor uns war schon Artillerie eingerückt, wir bezogen hier Kantonnementsquartiere.

Mittags 114 Uhr wurde das Regiment alarmirt. Ein großer Teil der Mannschaften war noch beim Abkochen.

Wir marschirten in heftigem Regen über Grünstadt und Ramsen, bei welch letzterem Orte wir spät am Abend mit dem Königin Elisabeth-Regiment Brigadebiwak bezogen.

Wir waren sehr ermüdet; aber noch war an Ruhe nicht zu denken, erst mußte Wasser, Holz 2c. herbeigeholt werden, wozu aus jeder Korporalschaft die erforderlichen Mannschaften kommandirt werden, fast jeden trifft hierbei ein solches Amt. Dann wurde Kaffee gekocht und ein Stück Zwieback darin aufgeweicht. Der Regen hatte mittlerweile nachgelassen. Einige lustige Märsche, welche die Regimentskapelle spielte, versetzten uns in die beste Stimmung, man sang, man saß am flackernden Feuer und plauderte bei einer Pfeife Tabak oder dachte nach der Heimat hin. Um 9 Uhr Zapfenstreich. Dann klangen in die stille Nacht hinein die schönen Harmonien des Abendgebetes. Den Tornister als Kopfunterlage, betteten wir immer zu zweien uns dicht nebeneinander auf einen Mantel, mit dem Mantel des andern uns deckend.

Hier und da unterhielt mit gedämpfter Stimme man sich noch, man hörte nichts mehr als den regelmäßigen Schritt der Lagerwachen, allmählich erloschen die Feuer und die müden Augen schlossen sich.

Schon um 3 Uhr kamen die Bewohner der umliegenden 5. August. Dörfer mit Milch, Branntwein und Kaffee ins Biwak. Mich beglückte ein Mädchen mit einem mächtigen Topf Milch, in dessen Inhalt ich mit meinem Kochkameraden mich teilte.

Um 5 Uhr verließ das unweit von uns lagernde königlich sächsische Schützenregiment unter den Klängen einer wunderschönen Waldhornmusik das Biwak. Eine schmucke Truppe diese Schützen mit ihren leichten Käppis und den schwarzen Haarbüschen!

Unser Regiment brach um 6 Uhr auf. Wir marschirten über Alsenborn und Eschenbach nach Kaiserslautern. Hinter der Stadt bei der Mühle zum grünen Baum hatten wir zwei Stunden Rendezvous, wir mußten die Gardekavallerie vorbeilassen. Nachher ging's weiter bis zum Abend. Um 8 Uhr be zogen wir Biwak bei Kindsbach. Durch heftigen Regen war der Boden gänzlich aufgeweicht, was bei dem wenigen Stroh eine recht unangenehme Lagerstatt abgab.

Gegen 10 Uhr marschirten wir aus dem Biwak und be zogen nach kurzem Marsche schon um 2 Uhr in einem ganz herrlichen Fichtenwalde bei dem Dorfe Mühlbach das neue Biwak. Der Boden war trocken, der Himmel heiter und das bayrische Bier im nahen Dorfe ausgezeichnet. Auf dem heutigen Marsche und noch im Biwak hörten wir anhaltenden Kanonendonner links von uns.

6. August.

Morgens halb 6 Uhr verließen wir das Biwak. Längeres 7, Auguß. Rendezvous am Bahnhofe, ein Eisenbahnzug mit Verwundeten kam vorbei. General von Berger teilte uns mit, daß die kronprinzliche Armee am Donnerstag die Franzosen in einem größeren Gefechte geschlagen und daß auch bei Saarbrücken die Unsern den Feind besiegt hätten. Der heutige Marsch war ein äußerst anstrengender in bergigem Terrain. Wir passierten Schwanenbach, Homburg und Einöd. Abends halb 8 Uhr kamen wir bei

Webenheim ins Biwak.

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