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mehrte sich die der Ankunft des 2. Bataillons harrende ungeheure Menge, die in der Nähe des am Eingang zum Altengraben errichteten kolossalen Triumphbogens sich vollständig staute. Geduldig harrte die Damenwelt stundenlang in den Fenstern, reich versehen mit Sträußen und Kränzen, dem Einzuge der Sieger. Schon brach die Dunkelheit an, da endlich verkündete Kanonendonner die Annäherung des Zuges. Unter den rauschenden Klängen der Regimentsmusik zogen die Truppen, an deren Spitze die Generalität von Koblenz, über die Moselbrücke in die Stadt ein. In dem Laymannschen Hause, neben welchem der Triumphbogen errichtet war, hatten der Oberbürgermeister, die Spitzen der Zivilbehörden, das Regierungskollegium, die Mitglieder des Kriegerhilfsvereins und die Stadtverordneten sowie 26 Ehrendamen sich versammelt. Bei dem auf das herrlichste dekorirten Triumphbogen angelangt, machte das Bataillon Halt und Oberbürgermeister Cottner hielt, zum Regimentskommandeur Major v. Rosenberg gewandt, folgende Ansprache: „Hochgeehrte Herren Offiziere! Wackere Mannschaften des Regiments! Zur besonderen Ehre und Freude gereicht es mir, Sie bei Ihrer fröhlichen Heimkehr im Namen der Stadt Koblenz und der hier versammelten Vertreter und Einwohner derselben freundlichst zu begrüßen und herzlich willkommen zu heißen. Mit schwerem Herzen, wenn auch mit festem Vertrauen sahen wir Sie scheiden, als Sie aus: zogen zum heiligen Kampfe mit Gott für König und Vaterland. Wohl war unsre Sorge begründet, denn gar viele Opfer hat der grause Krieg gefordert, und auch unter Ihnen vermissen wir manch edles Herz, das auf dem Felde der Ehre zu schlagen aufgehört hat und die Heimat nicht wiedersehen sollte. Doch wer den Tod im heiligen Kampfe fand, ruht auch in fremder Erde im Vaterland. Durch die Trauer um die Gefallenen wollen wir uns die Freude nicht verkümmern lassen, die herzliche Freude, die wir bei Ihrem frischen, fröhlichen Wiedersehen empfinden. Sie, denen es vergönnt war, auch den Lohn Ihrer Thaten zu ernten, und die Sie zurückkehrten mit dem stolzen Bewußtsein, durch Ihre über alles Lob erhabene Tapferkeit das Vaterland vor unsäglichem Elend gerettet zu haben, kehren Sie ein in den Kreis Ihrer mit Sehnsucht harrenden Familien, in den Kreis Ihrer dankbaren Mitbürger, und ruhen Sie nach den Mühsalen des Kampfes auf den wohlverdienten Lorbeeren, die Ihnen zarte Frauenhand als sinnreichen Siegeskranz gewidmet hat."

Nach diesen Worten trat eine der Ehrendamen, Fräulein Settegast, vor und überreichte mit einer poetischen Ansprache dem Regimentskommandeur einen Corbeerkranz.

Dann bot Herr Julius Wegeler namens des Kriegerhilfsvereins dem Major v. Rosenberg einen mit perlendem Rheinwein gefüllten Pokal, indem er ihn, als Führer des Regiments, ersuchte, einen Willkommenstrunk entgegenzunehmen.

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Major v. Rosenberg erwiderte hierauf etwa folgende Worte: Ich fühle mich hoch erfreut, in unsere gute alte Garnisonstadt Koblenz, dem Lieblingsaufenthalt unseres Chefs, Ihrer Majestät der Kaiserin Königin, nach glorreichen Kämpfen wieder zurückkehren zu können. Ich danke der Stadt Koblenz im Namen des Regiments für den festlichen Empfang sowie die so zahlreich gespendeten Liebesgaben, welche die Mühen der Truppen um so vieles gelindert haben. Wir hoffen, daß das frühere schöne Einvernehmen auch für die Zukunft fortbestehen und daß wir alle treu und fest für unser neu erworbenes Deutschland einstehen. Ich fordere Sie daher auf, unserm ersten Kriegshelden, unserm Kaiser und König, unserm Chef des Regiments, Ihrer Majestät der Kaiserin Königin, dem edlen Samariterherzen, das überallhin Linderung brachte und die Not verminderte, ein dreifaches Hoch auszubringen."

Mit Begeisterung stimmten die Anwesenden in den Ruf ein. Oberbürgermeister Cottner brachte sodann ein Hoch dem Regiment, worauf die Musik die Nationalhymne anstimmte.

Das Bataillon setzte sich, voran der Kriegerhilfsverein, hierauf wieder in Bewegung. Der Altengraben und der Entenpfuhl erglänzten im herrlichsten bengalischen Feuer, in die Klänge der Regimentsmusik mischten sich die jauchzenden Rufe der das Bataillon begleitenden zahllosen Menge und aus den Fenstern regnete es Sträuße und Kränze. Über die Firmung und den kleinen Paradeplatz ging's durch die Schloßstraße, hier schwenkte die Regimentsmusik ab und ließ unter den Klängen der Nationalhymne das Bataillon vorbeimarschiren. Die Mannschaften bezogen vorläufig Quartiere bei den Bürgern, zu den Ihrigen eilten glückbeseelt diejenigen, welche in Koblenz ihr Heim hatten.

Noch schlief Koblenz nicht, als nachts 1 Uhr auch das Füsilierbataillon einrückte; fanden die Füsiliere durch die späte oder vielmehr frühe Stunde auch nicht solch feierlichen Empfang, wie ihn das 2. Bataillon gefunden, so galten die von Fräulein

Settegast bei Überreichung des Lorbeerkranzes an den Regimentskommandeur gesprochenen Verse ebenso auch ihnen:

„Da, wo in seiner vollsten Macht und Pracht
Sich mit der Mosel unser Rhein verbindet,
Da ist es auch, wo sich die Burg befindet,
Als stärkster Posten für die Rheineswacht.
Du edle Schar, sic war vor allen dein,
Die feste, treue Wacht am deutschen Rhein!

Wir haben dir vertraut, und als begann
Der heiße Kampf, uns böslich aufgezwungen,
Da hast du mit dem schlimmen Feind gerungen
Und dich dabei bewähret Mann für Mann.
Du treue Schar, du wolltest immer sein
Die feste, trene Wacht am deutschen Rhein!

Der Herr hat deinem Streben Sieg verlieh'n,
Du nah'st, heimkehrend, wieder unsern Thoren,
Zieh' durch sie ein, und möge neugeboren
Des Friedens Segen mit dir zu uns zieh'n!
Siegreiche Schar, nimm deinen Posten ein
Als feste, treue Wacht am deutschen Rhein!

Und nimm ihn an, den wohlverdienten Kranz,
Den wir dir dankerfüllt jetzt überreichen,
Und möge nimmer schwinden oder bleichen
Des hohen Zeichens festlich heller Glanz!

Du liebe Schar, du sollst auf immer sein
Die feste, treue Wacht am deutschen Rhein!“

Spamersche Buchdruckerei in Leipzig.

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