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nenden Torf 6 bis 7 Fuss unter der Oberfläche des Bodens Baumstämme von einem Wuchs, der alle jetzt auf der Insel befindliche Vegetation weit übertraf. Proben davon konnte ich leider nicht erlangen wegen der grossen Höhe der Torfwand und der Masse heisser Asche unten. Die Vegetation an der Oberfläche besteht, abgesehen von Gebüsch, hauptsächlich aus Gräsern und Riedgräsern mit Gruppen von Farnen; aber ich zweifle kaum, dass eine grosse Menge einheimischer Krautpflanzen vernichtet worden sind, zum Theil durch das beständige Abbrennen des Bodens durch die Eingebornen und zum Theil durch die Schweine, Rinder und Pferde, welche überall umherstreifen. Fast das ganze Land war kurz vor meiner Ankunft abgebrannt worden.

Landvögel giebt es gegenwärtig nur wenige hier und auf der Pitt-Insel. Früher fanden sich auf beiden Inseln der Weisse Kranich (Herodias flavirostris), die Rohrdommel (Botaurus melanotus), ein Apteryx, der nach Aussage der Maori mit einer Neu-Seeländischen Species identisch war, und auch nach ihren Berichten eine kleinere Art desselben Vogels (ich glaube aber, es war Rallus Dieffenbachii), der Weka (Ocydromus australis) und der Kakapo (Strigops habroptilus), aber seit der Invasion der Neu-Seeländer sind sie ausgestorben. Mr. Hunt sagt mir, dass er die Rohrdommel zum letzten Mal vor etwa 3 Jahren gesehen habe. Die jetzt vorhandenen Landvögel sind ein grosser Falke, die Taube, der Tui oder Pfarrer-Vogel, der Pukeko (Porphyrio melanotus), der Parkit (Platycercus Novae Seelandiae), der Fantail, der Pihoihoi oder Lerche und eine kleine Meise, alle identisch mit den in Neu-Seeland beobachteten Species. Wie mir Mr. Hunt mittheilt, wird die Taube erst seit 8 Jahren auf den Inseln gesehen und die Meise erschien kurz nach dem grossen Brand in Australien, der als „Black Thursday fire" bekannt ist. Mr. Hunt ist sehr sorgfältig und zuverlässig und da seine Angabe in Bezug auf die Taube von den Maori bestätigt wurde, so habe ich allen Grund, seine Aussagen in Betreff beider Vögel für wahr zu halten. Von Wasservögeln bemerkte ich die Graue Ente, die Braune Kriekente, zwei in Neu-Seeland gewöhnliche Scharben-Arten und eine Menge Möven und andere Seevögel, ähnlich denen, welche an den Küsten von NeuSeeland vorkommen. Sturmtaucher waren ausserordentlich zahlreich auf einem das „,Fort" genannten Felsen zwischen der Chatham- und Pitt-Insel. Auf meiner oben beschriebenen Reise um die Chatham-Insel sah ich in einer Lagune beim Red Bluff eine eigenthümliche Kriekente mit glänzend scharlachfarbenen Spiegeln auf den Flügeln. Ich sah kein zweites Exemplar und ich erfuhr, dass sie sehr selten sei. Die Zahl aller Landvögel ist sehr beschränkt, nur selten sieht man einen solchen, auch wenn man den ganzen Tag durch das Gebüsch geht. Ich schreibe ihre Vertilgung

vorzüglich den wilden Katzen zu, die von eingeführten Katzen abstammen, doch sagte man mir, dass eine Art Möve oder Seefalke ebenfalls die Landvögel angreift und namentlich unter dem Hausgeflügel Verwüstungen anrichtet.

Ausser den wilden Katzen, die auf beiden Inseln gemein sind, giebt es auf der Chatham-Insel Schaaren von Wanderratten und Englischen Mäusen. Einheimisch waren, glaube ich, Landsäugethiere auf keiner der beiden Inseln, nicht einmal eine Fledermaus; aber Seehunde verschiedener Art, Walfische und Delphine findet man häufig in der Nähe der Küsten, erstere besuchen die Riffe in einiger Entfernung vom Ufer.

Ich verliess die Chatham - Insel um den 25. November und begab mich nach der Pitt-Insel, wo ich mich bei Mr. Hunt einquartierte. Wie erwähnt, ist die ganze PittInsel mit sehr unbedeutenden Ausnahmen von Gebüsch überzogen. Bei meinen ersten Streifereien in dem Gebüsch war ich hier sowohl wie auf der Chatham-Insel von der völligen Identität der grossen Mehrzahl der Pflanzen mit denen auf Neu-Seeland überrascht. In Bezug darauf will ich erwähnen, dass ich in einem kleinen Gebüsch am Rande der Grossen Lagune drei Bäume von Edwardsia microphylla fand, die dicht beisammen standen und die einzigen Exemplare dieser Pflanze waren, die ich auf einer der beiden Inseln sah. Sie waren augenscheinlich von gleichem Alter und hatten etwa 5 Zoll im Durchmesser bei 15 Fuss Höhe. Mr. Hunt, dem ich sie zeigte, hatte die Pflanze nie zuvor gesehen. Während meines Aufenthaltes auf der Pitt-Insel nun pflegte ich Monate lang täglich zwei Mal die Küste der Bucht, an welcher Mr. Hunt's Haus steht, zu untersuchen und eines Tages fand ich dort eine gesägte Planke aus Totara-Holz und ein ander Mal einen Samen derselben Edwardsia, die offenbar an die Küste gespült waren, vermuthlich von Neu-Seeland her. Der Same war hart und gesund, Mr. Hunt steckte ihn, aber ich weiss das Resultat noch nicht. Auch sah ich am Strand Stämme von Podocarpus excelsus, Dacrydium mai und Totara, die einige Zeit vorher angeschwemmt waren. Diess deutet auf das Vorhandensein von Strömungen hin, welche direkt von NeuSeeland hierher laufen, wahrscheinlich begünstigt von der Strömung, die bei heftigen Nordweststürmen aus der CookStrasse kommt.

Die Pitt-Insel hat nur einen einzigen Hügel und dieser erhebt sich nicht über 600 Fuss. Er besteht aus basaltischem oder doleritischem Gestein und ist oben vollkommen flach. In der That nimmt die Scheitelfläche einen Raum von etwa 80 Acres ein, ist mit Torf bis zu 5 oder 6 Fuss Tiefe bedeckt und trägt eine aus Gras, Farnen, Phormium tenax und Gesträuch gemischte Vegetation. Von dieser Höhe hat man eine gute Übersicht über die ganze Insel

gruppe. Leider konnte ich die Südost-Insel nicht besuchen, welche die höchste der Gruppe zu sein scheint und auf der mehrere Pflanzen vorkommen sollen, die sich weder auf der Chatham- noch auf der Pitt-Insel finden. Ich hatte zwar Gelegenheit, sie zu besuchen, aber wegen der grossen Feuchtigkeit der Jahreszeit wagte ich nicht, meine Sammlungen zu verlassen, die unausgesetzte Aufmerksamkeit erforderten. Während einer kurzen Abwesenheit verlor ich eine grosse Zahl Pflanzen, einschliesslich meiner einzigen Exemplare von Euphorbia, Edwardsia microphylla und Mesembryanthemum, die ich bei meiner Rückkehr als verschimmelte Masse wiederfand. Diess verhinderte mich, die verschiedenen Vorposten und Riffe der Chatham-Gruppe zu besuchen.

Was Insekten u. s. w. anbelangt, so ist meine Kenntniss zu beschränkt, als dass ich mich auf viele Bemerkungen über die auf den Inseln vorkommenden einlassen könnte. Ich sah jedoch unter Anderem die Blaue Schmeissfliege, Gelbe Fleischfliege und die Europäische oder Australische Stubenfliege; Moskitos und Sandfliegen giebt es in Menge. Im Gebüsch bemerkte ich eine beträchtliche Anzahl Spinnen, darunter eine sehr grosse Mygale, die auch in Wohnungen sich aufhält und dort ihr Nest in das Strohdach baut. Motten und Schmetterlinge waren selten, die wenigen, die ich sah, schienen mit Neu - Seeländischen Arten identisch zu sein.

Mehrere eingeführte Pflanzen breiten sich rasch aus, z. B. der Weisse Klee, das Gänseblümchen, der Ampfer, der Senf, die Klette (welche im Gebüsch auf der Pitt-Insel bis zur Höhe von 3 Fuss und mehr in grösster Üppigkeit wächst), das Polygonum der Canterbury-Ebenen, die wilde Stachelbeere und andere. Nach der Uppigkeit und Schnelligkeit, welche das Wachsthum dieser Pflanzen zeigt, bezweifle ich kaum, dass sie die einheimische Krautvegetation bald überwältigt und ersetzt haben werden, wenn ihnen kein Einhalt geschieht. Alle Arten der eingeführten Gemüse wachsen sehr kräftig und seit der Einführung von Bienen

tragen die Europäischen Obstbäume und Fruchtsträucher

reichlich.

Zum Schluss empfehle ich Jedem, der die Inseln etwa zu botanischen Zwecken besuchen will, die Monate Dezember bis April incl. als beste Jahreszeit. 1)

1) Die von Travers gesammelten Pflanzen hat Dr. Ferd. Müller in Melbourne zugleich mit anderen Pflanzensammlungen von den ChathamInseln in einer besonderen Schrift bearbeitet, die unter dem Titel „The vegetation of the Chatham Islands sketched by Ferd. Mueller" (8o, 86 pp. und 7 lithographirte Tafeln) im J. 1864 in Melbourne erschienen ist. Eine Besprechung dieser Schrift siehe in ,,Botanische Zeitung" 1866, Nr. 1.

Im,,Nautical Magazine" (Januar 1866) giebt Capt. Hope Segelanweisungen und beschreibende Notizen über die Chatham - Inseln, aus denen wir hier einige Bemerkungen beifügen wollen.

Der Wangaroa-Hafen bietet Schutz gegen alle Winde, ist aber sehr klein. In der Nordwest-Ecke findet man ausgezeichnetes Trinkwasser, aber weder Holz noch sonstige Vorräthe giebt es hier, denn das Land ist Meilen weit umher ödes offenes Torfland, von kleinen See'n und Sümpfen durchschnitten. Die einzigen Wohnungen sind zwei MaoriHütten an der Westseite der Howard-Bucht.

Die Pitt-Insel und die umgebenden Inselchen und Felsen sind auf der Karte sehr ungenau dargestellt. Mit Ausnahme des Sentry-Riff ist die ganze Küste südlich von den Kaps Eveque und Fournier falsch. Das Nordende der Pitt-Insel liegt auf der Karte 5 nautische Meilen zu weit nördlich und die Ufer sind dort ganz anders. Dieses Nordende bildet eine Bai von etwa 1 nautischen Meilen Breite und Meile Tiefe mit gutem Ankergrund bei Südwinden. Von der Mitte dieser Bai liegt Eveque Point W. N. und Kap Fournier NW. bei N. und nimmt man an, dass diese beiden Kaps auf der Karte richtig niedergelegt sind, so ist die Position des Centrums der Bai 44° 13' S. Br. und 176° 29' W. L. v. Gr. Diese Breite ist nach Hope's Beobachtungen nahezu die richtige. An der Ostküste der Pitt-Insel befindet sich ein von Walfischfahrern häufig besuchter Ankerplatz, wo die Schiffe vor Westwind gut geschützt sind; an der Westküste giebt es einen gegen Nord- und Ostwinde vortheilhaft gelegenen Ankerplatz in einer Bai hinter einer sehr hohen und steilen Insel, welche von den Bewohnern ,,the Castle" genannt wird. Diese Insel, wahrscheinlich die auf der Karte,,the Fort" genannte, liegt nahezu da, wo auf der Karte die ,,Outposts" angegeben sind. Diess letztere ist ein merkwürdig scharf zugespitzter, ausgezähnter Felsen weiter gegen Südwest und der letzte Felsen dieser Gruppe, ,,Sail Rock" genannt, weil er einem Boot mit riesigem Segel gleicht, liegt bedeutend südwestlicher als auf der Karte. Diese Felsengruppe ist sehr merkwürdig. Das „,Castle" hat einen flachen Gipfel mit 300 bis 400 Fuss hohen Seiten.

Östlich von der Pitt-Insel liegt der flachgipfelige, etwa 150 Fuss hohe Bertier Rock, 6 nautische Meilen südöstlicher als auf der Karte; Round Island ist auf der Karte etwa 4 Meilen zu weit gegen Nordwest gesetzt. Die Existenz der unter 44° 20' S. Br. und 176° 3′ W. L. angegebenen,,Three Rocks" ist sehr zweifelhaft und das Star QuayRiff soll ebenfalls eine andere Lage als auf der Karte haben. A. P.

Untergang der v. der Decken'schen Expedition, September 1865.

Mit einer Übersicht der Reisen des Baron v. der Decken an der Ostküste von Afrika, 1860 bis 1865.

Afrika hält gegenwärtig die Thore zu seinem Inneren fester denn je verschlossen. Alle Versuche, beträchtliche neue Gebiete der Wissenschaft zu erobern, sind in den letzten Jahren gescheitert, von welcher Seite sie auch kamen. Nachdem Livingstone im Jahre 1859 von Süden her den

Nyassa kurz vor Roscher erreicht hatte 1), gelang es ihm in den folgenden fünf Jahren trotz seiner grossen Routine

1) Dass der Livingstone'schen Expedition die Priorität der Entdeckung des Nyassa zukommt, unterliegt keinem Zweifel, denn sie erreichte das Südende des See's kurz vor dem Mittag des 16. Sep

nicht, den See in seinen Umrissen vollständig zu erforschen, er kam nicht an sein nördliches Ende und sein etwaiger Zusammenhang mit anderen See'n ist noch eine offene Frage. Die fürstlichen Mittel, über welche Fräulein Tinne verfügte, bahnten ihr und Herrn v. Heuglin nicht den Weg über die Gebiete hinaus, die schon von Europäern betreten waren. Wenn Baker Erfolge errang, so bestanden sie weniger darin, dass er beträchtliche Strecken neuen Bodens überwunden hätte, als vielmehr in der Wichtigkeit des Nachweises, dass der Fluss von Gondokoro dem Luta Nzige entströmt, und mit welchen Opfern musste er diese Erfolge erkaufen! An der Westküste wurde Du Chaillu aus denselben Landschaften zurückgetrieben, die er früher mit mehr Glück besucht hatte; Lieutenant Mage und St. Quentin harren seit 2 Jahren ihrer Freilassung aus Sego, ohne den Niger weiter erforschen zu können; Rohlfs musste wegen Mangels an Geldmitteln von Tuat nach der Küste zurückgehen, als er gute Aussichten hatte, Timbuktu zu erreichen, und als er besser ausgerüstet nach Ghadames zurückkam, fand er die Tuareg in Krieg und jede Möglichkeit eines Vordringens in ihr Land war abgeschnitten. Noch mehr verfolgte das Unglück von Anfang an die schönen Unternehmungen des Baron Karl von der Decken, trotz der aufgewendeten sehr bedeutenden Mittel und trotz seiner bereits seit 1860 gesammelten Erfahrungen. Wahrhaft erschütternd sind die letzten Nachrichten, die den traurigen Ausgang der Dampfschifffahrt auf dem Dschuba melden und über das Schicksal des Barons selbst die schlimmsten Befürchtungen erwecken.

Nach seinem missglückten Versuch, den Osi oder Dana als Wasserstrasse nach dem Inneren zu benutzen, verliess er am 16. Juni 1865 Zanzibar mit seinen beiden Flussdampfern, von der Britischen Korvette,,Lyra" ins Schlepptau genommen, und ging am 20. Juni zwischen der Insel Thula und dem Afrikanischen Festland (1° S. Br.) vor Anker. Von hier aus untersuchte er mit dem „,Passpartout", seinem kleineren Dampfer, die in der Nähe einmündenden Flüsse Thula und Schamba und wendete sich dann nach dem nördlicheren Dschuba, dessen Mündung wenig südlich vom Äquator liegt. Auf der gefährlichen Barre dieses Flusses ging der ,,Passpartout" Ende Juli unter und leider fand

tember 1859, wogegen Dr. Roscher am 28. August erst eine Tagereise von Kiloa entfernt war (s. ,,Geogr. Mitth." 1859, S. 518) und bis zum 16. September nicht an den See gelangt sein konnte. Wenn aber in Konsul Rigby's offiziellem Bericht über Roscher's Ermordung und danach in den öffentlichen Blättern der damaligen Zeit wie in Livingstone's ,,Neuen Missionsreisen in Süd- Afrika" der 19. November als der Tag von Roscher's Ankunft am Nyassa genannt wird, so beruht das auf einem Irrthum. An uns selbst schrieb Roscher aus Nussewa am Nyassa bereits am 20. Oktober, um uns seine Ankunft am See zu melden (s. ,,Geogr. Mitth." 1860, S. 280); wir vermuthen daher, dass der 19. Oktober der Tag dieser Ankunft war. A. P.

dabei der Ingenieur Hitzmann aus Hannover seinen Tod. Auch der grössere Dampfer,,Welf" wurde beschädigt, konnte aber wieder ausgebessert werden und trat am 15. August von dem nahe der Mündung gelegenen Orte Dschuba die Fahrt flussaufwärts an. Über diese Fahrt und ihr unglückliches Ende liegt uns ein Auszug aus v. der Decken's Tagebuch und ein Bericht des Marine-Lieutenant v. Schickh an das Hanseatische Konsulat, datirt Zanzibar den 28. Oktober, vor, denen wir die nachfolgenden Details entnehmen

Auszug aus Baron v. der Decken's Tagebuch.

Die Gesellschaft bestand nach dem Tode Hitzmann's und nachdem die früheren Mitglieder Graf Götzen so wie Dr. Kersten wegen Krankheit nach Europa zurückgekehrt waren, aus neun Europäern: Baron v. der Decken, MarineLieutenant v. Schickh, Dr. med. Link, Maler Trenn aus Breslau, Maschinenmeister Kanter, Jäger und Privatsekretär Brenner aus Merseburg, Oberfeuerwerker Deppe, Zimmermann Brinkmann und dem Koch Theis. Von den eingebornen Begleitern werden in den Berichten namhaft gemacht: der Brava - Häuptling Abdio, der als Dolmetscher fungirte, die Führer und Diener Barraka I und II, Kero, Tschakua aus Thula, Abdin Ben Nur, Assalon und ein Pilot aus Sondo, der sich erboten hatte, das Schiff bis Berdera hinauf zu führen, sich aber als unwissend und unbrauchbar erwies. Der „Welf" war 119 Fuss lang, 15 Fuss breit, ging 2 Fuss tief, war mit 5 Geschützen armirt und hatte eine Niederdruckmaschine von 45 Pferdekraft.

Am Morgen des 16. August kam der Dampfer nach Hindi, einer Stadt mit einem Pallisadenzaun und zwei Thoren. Eine grosse Anzahl der Einwohner standen am Landungsplatz, jauchzend und lärmend über das noch nicht gesehene Wunder. Die Ältesten schickten eine Ziege und ein Schaf, wofür ihnen der Baron am folgenden Tage 5 Thaler als Gegengeschenk zukommen liess.

Am 18. wurden Leute ans Land geschickt, um Holz zu hauen und Proviant zu kaufen, aber da man jetzt bei den Dörfern der Wasegua war, die höhere Preise stellten als die Leute weiter unten am Fluss, so konnte man erst am 20. handelseinig werden. Die Wasegua benahmen sich übrigens gut, brachten Ziegen zum Geschenk und erklärten, dass sie alle des Barons Sklaven seien und ihn selbst höher achteten als Gott 1). Am Nachmittag des 22. ging der

1) Die Wasegua haben bekanntlich ihre Wohnsitze der Insel Zanzibar gegenüber, südlich vom Pangani-Fluss. Wie ein Theil dieses Stammes an den Dschuba gekommen, erzählt Arc Angelo, von dessen Reise auf dem Dschuba im J. 1844 weiter unten die Rede sein wird. Er nennt sie Misagora und berichtet: ,,Vor etwa 15 Jahren (also um 1829) war eine grosse Zahl Sklaven des Misagora-Stammes von ihrem Lande, welches ungefähr unter 7° 25' S. Br. und 10 Tagereisen von der Küste liegt, nach Zanzibar gebracht worden, und zwar haupt

Dampfer vor einem kleinen temporären Dorf der Wabuni vor Anker, dessen Bewohner in aller Eile, mit Zurücklassung alles Hausrathes das Weite suchten, obwohl ihnen der Dolmetscher zugerufen hatte, es sollte ihnen nichts Übles geschehen. Eben so waren die einzelnen Hütten und die Dörfer der Wabuni, die an den folgenden Tagen passirt wurden, von ihren Bewohnern verlassen, Alles war geflohen. Nur in dem Dorfe Werese, zu dem der Dampfer am 27. kam, liessen sich die Leute einigermaassen beruhigen und hier wurde auch der Mann aus Sondo als Pilot oder Wegweiser nach Berdera engagirt.

Die Fahrt ging im Ganzen langsam vor sich, da man viel anlegte, um Proviant zu kaufen und Holz einzunehmen, auch wurden halbe Tage der Jagd gewidmet. Leider ist der Auszug aus dem Tagebuch nicht vollständig genug, um die zurückgelegten Strecken mit voller Sicherheit berechnen zu können, denn er lässt bei manchen Tagen im Unklaren, ob überhaupt weiter gefahren wurde oder nicht. Vom 5. September beginnen die Klagen über schlechtes Fahrwasser; man musste vom Kahn aus sondiren und wiederholt sass der Dampfer Stunden lang fest, so dass Abdio und Kero schon dringend zur Umkehr mahnten.

Am 11. September passirten die Reisenden eine Stelle, wo die Galla in der trocknen Jahreszeit mit ihren Heerden zur Tränke an den Fluss herunter kommen, und am 13. eine Anpflanzung der Somali auf dem linken Ufer. Eine Stunde oberhalb dieser Anpflanzung hielt wieder eine seichte Stelle den Dampfer auf und während ein Theil der Gesellschaft im Boot den Fluss weiterhin untersuchte, dabei auch einen etwa 170 Fuss hohen Hügel bestieg, wurden die beiden Barraka, Kero und Assalon zu Fuss nach der Ansiedelung zurückgeschickt, um einige Ochsen und Ziegen zu kaufen. Als diese Leute am anderen Morgen zurückkamen, erzählt v. der Decken, ,,meldeten sie, dass der Chef der Stadt Anole, Abarro (Barrodina) am Ufer sei, mich zu sprechen wünsche und Ochsen, Ziegen und Schafe mitgebracht habe. Ich ging in Folge dessen nach dem Früh

sächlich durch Leute von Lamu, Parsa, Dschuba, Brava u. s. w. Der grössere Theil dieser Sklaven befreite sich sehr bald und liess sich am Dschuba nieder. Ihre Kolonie besteht aus einer ziemlich grossen, vom Fluss getheilten Stadt, auch gehören ihnen mehrere kleine Dörfer am Dschuba. Sie sollen etwa 1500 Seelen zählen, verstärken sich aber täglich durch entlaufene Sklaven und Andere. Ihr König maasst sich an, Etwas von einem Mohammedaner zu sein. Ihre Stadt ist durch eine Art doppelter Pallisaden aus sehr dichten stacheligen Dornen stark befestigt, sie haben sogar die Bara Dearer-Somali, die für unüberwindlich gelten, von sich abgehalten und zurückgeschlagen. Bewaffnet sind sie mit selbstverfertigten Speeren, Bogen und vergifteten Pfeilen. Diese Misagora sind keine Nomaden wie die Galla, sondern haben feste Wohnsitze. Sie verfertigen ein Baumwollenzeug ähnlich dem Dschuba. Die Misagora sind der schönste Negerstamm Ost - Afrika's, die Frauen sind ausserordentlich hübsch und werden häufig von den Arabern in Zanzibar und anderen Orten als Maitressen gehalten; auch sind sie der kriegerischste aller Neger-Stämme." A. P.

von

stück ans Land. Der Chef betrug sich für einen bettelhaften Somali ganz gut, doch waren die Preise für das Vieh enorm hoch. Ich kaufte und bekam einen Ochsen und ein Schaf als Geschenk, was mich natürlich noch mehr kostete, als wenn ich es gekauft hätte. Er gab mir, um sich wichtig zu machen, einen Brief nach Berdera mit. Abdio schien sichtlich in Angst, dass meine Meinung von dem Chef nicht hoch genug sei, er wiederholte mir zehn Mal, dass er ein grosser Sultan sei."

Am 17. wurde Manchur1) passirt, das aber nicht dicht am Flusse liegt und von ihm aus nicht sichtbar ist. Am 18. wurde Holz geschlagen und am 19. die Stadt Berdera erreicht, die auf beiden Ufern des Flusses ziemlich hoch liegt. Schaaren von Neugierigen blieben sogar die Nacht hindurch an den Ufern.

Die nun folgenden Begebenheiten stehen mit der SchlussKatastrophe in so engem Zusammenhang, dass es zum Verständniss nothwendig wird, den Rest des Tagebuches ohne Kürzung wiederzugeben.

,,Den 20. Abdio nebst Gefolge um 7 Uhr an Bord. Er hatte keine Lebensmittel angeschafft und brachte folgende, natürlich sämmtlich lügnerische und falsche Nachrichten von Berdera' nur 2 Stunden entfernt mache der Dschuba einen grossen Wasserfall; die Leute von Berdera und Gumana 2) seien in Krieg verwickelt. Er ist ein durchaus unbrauchbares Geschöpf, jeder Einflüsterung der Eingebornen nachgebend und dabei feige über alle Maassen. Um 9 Uhr fuhr ich ans Land. Der Sultan oder wohl mehr Scheich ist Hamadi Ben Kero, der wohlhabendste Mann heisst Amio. Beide waren höflich und voll süsser Redensarten. Es wurde ein Ochse an Bord geschickt und Milch, Hühner, Eier und ein Sack Mtama 3) an mein Boot gelegt. Der Chef der Stadt schien übrigens eine unbedeutende Persönlichkeit zu sein. Die Nachrichten, die ich einzog, lauteten, wenn auch nicht sehr günstig, doch bei weitem besser als die, welche der der Somali-Sprache mächtige Abdio mitgebracht hatte. Die Entfernung von hier nach Gumana über Land 4 bis 5 Tage; der Wasserfall existirend, aber wo, konnten sie nicht angeben; es existirten Feindseligkeiten zwischen der gegenüberliegenden Stadt und Gumana, sie dagegen seien im tiefsten Frieden. Die Stadt ist durch eine an vielen Stellen sehr zerfallene Stadtmauer und einen Graben umgeben. Die Leute sind strenge Mohammedaner, sie rauchen und schnupfen nicht, ja Hamadi Ben Kero wollte nicht einmal in sein eigenes Haus

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hereinkommen, in welchem ich rauchend sass 1). Die Leute sind mit Speeren und recht hübsch gearbeiteten Rhinoceros

1) Über die strengen Ansichten der Bewohner von Berdera und die damit in Verbindung stehende Geschichte der Stadt theilt Dr. Krapf (,,Reisen in Ost-Afrika" 1, SS. 171 und 206) Näheres mit. Im Dezember 1843 wurde ihm in Barawa oder Brava Folgendes erzählt: ,,Zehn Tagereisen nordwestlich von Barawa liegt die Stadt Bardera am Dschub-Fluss, von wo aus die Karawanen den Fluss entlang nach der wichtigen Handelsstadt Ganana oder Ganali gehen. Bardera wurde erbaut von einem gewissen Scheich, der die strengen muhammedanischen Grundsätze der Wahabi festhielt und verbreitete. Die Stadt wurde von den Somali endlich ganz zerstört, weil die Fanatiker von Bardera Furcht und Schrecken bis an die Küste nach Barawa verbreiteten und die Somali zu ihrer Sekte mit Gewalt zwingen wollten." Ferner gab ihm im März des folgenden Jahres ein Mann aus Barawa folgende nähere Nachrichten über die Stadt Barder oder Bardera: „Ein muhammedanischer Scheich aus Mukdischa, der streng am Koran hing, wanderte vor 25 Jahren (also um 1819) aus seiner Vaterstadt aus und baute sich eine Hütte am Dschub-Fluss, wo er bald eine Anzahl von Somali als Schüler und Nachfolger um sich versammelte. Mit ihrer Hülfe baute er ein Dorf, welches bald zu einer Stadt wurde durch die herbeiströmenden Somali, die seine Grundsätze annahmen. Als sich der Scheich stark genug fühlte, überschritt er den Dschub und schlug die Galla in mehreren Treffen, konnte sie aber nicht zur Annahme des Muhammedanismus bewegen. Als der Scheich starb, wurde Scheich Ibrahim sein Nachfolger im Regiment zu Bardera. Ibrahim sandte einen Boten nach Barawa und befahl den Einwohnern, vier Punkte anzunehmen, nämlich:

1. dass sie das Tabakrauchen aufgeben sollten;

2. dass hinfort Niemand Elfenbein kaufen noch verkaufen sollte, da das Fleisch des Elephanten unrein sei, folglich ein reiner Muhammedaner sich durch die Berührung mit Elephantenzähnen verunreinigen würde;

3. dass die Somali-Frauen zu Hause bleiben, sich verschleiern und nicht halb nackt herumlaufen sollten;

4. dass die Somali hinfort nicht mehr in die Häuser ihrer Nachbarn gehen sollten, ohne anzuklopfen und die Erlaubniss des Eigenthümers zum Hineintreten erhalten zu haben, und dass sie ihre Blicke nicht auf das Eigenthum desselben werfen sollten, weil der Anblick sie leicht zum Diebstahl oder Raub verleiten könne. ,,Als der Bote diese Artikel verkündigte, wurde er von den BarawaLeuten getödtet. Ibrahim sandte einen zweiten Boten, der auch getödtet wurde. Nun marschirte er mit 1700 Mann gegen Barawa, nahm die Kameele, Schafe und Kühe der Einwohner hinweg und sandte diese Beute durch 300 Mann nach Bardera, während er an den Ufern des Haines-Flusses Halt machte und die Barawa-Leute zur Unterwerfung aufforderte. Allein diese sammelten ein Heer von 10.000 Mann und griffen die Fanatiker von Bardera an, wurden aber von diesen total geschlagen und zerstreut. Noch wollten die Barder-Leute die Sache im Frieden abmachen, aber die Barawaner weigerten sich, worauf jene Barawa erstürmten, plünderten und tödteten, wer ihnen in die Hände fiel. Auf dem Heimweg wurden sie von 20.000 Somali überfallen, diese wurden aber in die Flucht geschlagen. Seit der Zeit gewannen die Barderaner grosse Macht und bedeutenden Einfluss und die BarawaLeute mussten die vier Artikel annehmen. Da jedoch die Barder-Leute ihren Fanatismus zu weit trieben, so vereinigten sich endlich die Somali zur gänzlichen Zerstörung der Stadt und Sekte. Der Somali-Scheich Jusuff rückte mit 40.000 Mann vor die Stadt und umgab sie mit einem sechsfachen Lager, so dass kein Barderaner entfliehen konnte. Die Männer wurden getödtet und die Weiber und Kinder zu Sklaven gemacht. Die Stadt wurde von Grund aus zerstört und seit jener Zeit hatte die Sekte alle Bedeutung verloren, soll sich aber in der neuesten Zeit wieder regen."

Die Zerstörung von Berdera muss in das Jahr 1843 fallen, da sie im März 1844 als nicht mehr ganz neues Ereigniss erzählt wurde und im April 1843 erst bevorstand, denn als Lieutenant Christopher in diesem Monat am Haines-Fluss war, bat ihn Scheich Jusuff um Beistand in seiner wichtigen Expedition gegen den Häuptling von Berdera, den er zu vernichten hoffte. Alle Somali waren nach Christopher gegen Berdera erbittert und bereit, dem Scheich Jusuff zu folgen. Christopher erfuhr, dass wenigstens 10.000 Mann während der letzten fünf Jahre in dem Kriege gegen Berdera gefallen seien und dass die Bezwingung Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1866, Heft II.

schilden bewaffnet, Bogen und Pfeile sieht man selten, Gewehre gar nicht. Das Haar wird theilweis ganz abrasirt, man sieht aber eben so viele Männer, die es wachsen lassen und denen es oft 1 Fuss um den Kopf herum steht; ein pfeilartig aussehender Kamm ist hinten durch dasselbe gesteckt.

,,Den 21. Um 9 Uhr mit Abdio und Amio nach der am rechten Ufer liegenden Stadt. Der Chef nebst den Einwohnern waren freundlich, liessen meine Ziegen schlachten für die Leute, die ich mit hatte, und schenkten einen Ochsen. Zu erhandeln war von ihnen absolut gar Nichts, trotzdem dass sie Ziegen zum Verkauf anboten. Für ein Schaf forderten sie 4 Thaler und so fort im Verhältniss. Nachmittags wieder in die Stadt, auf morgen Jagdpartie verabredet, auf übermorgen Tour nach dem Wasserfall. In der Stadt war das Gerücht verbreitet, dass ein zweiter Dampfer den Fluss herauf komme und die Wasegua-Dörfer schon passirt habe.

,,Den 22. Morgens früh auf der Jagd, später in der Stadt. Die Leute vom jenseitigen Ufer waren mit ihren Schafen und Ziegen herüber gekommen, um von Neuem zu handeln. Natürlich zerschlug es sich von Neuem. Ich beging den grossen Fehler, den Leuten zu sagen, dass ich mich nicht betrügen liesse und sie in ihrer Preisforderung eben so gut wie Diebe wären; um ihnen aber zu zeigen, dass es mir nicht so ums Zeug zu thun sei, gab ich den beiden Chefs jedem ein Stück. Abdio benahm sich heute wieder so unverständig dumm, dass Kero selbst an mich heran kam und meinte, wir würden durch sein albernes Wesen noch Unannehmlichkeiten mit den Leuten haben.

,,Den 23. Gestern hatte Hamadi Ben Kero versprochen, 8 bis 10 Säcke Mtama zu liefern. Ich hatte Abdio gesagt, sie in Empfang zu nehmen, er hatte aber mit seiner gewöhnlichen infamen Indolenz es vorgezogen, für sich Schauris (Unterhandlung) zu machen, anstatt meine Arbeit zu thun, und so war heute der Chef und der Mtama verschwunden. Auch Amio steckt trotz seiner vielen guten Worte mit den Anderen unter Einer Decke und Abdio ist nicht besser. Während der Zeit unseres Hierseins hat er ein einziges Schaf gekauft, während ich drei Schafe gekauft habe und zwar um einen billigeren Preis als er. Nachmittags, als ich in die Stadt ging, um den von den Leuten gereinigten Mtama zu messen, erhielt ich die Nachricht, dass Hamadi Ben Kero die Ordre gegeben, dass den Europäern keine Lebensmittel verkauft werden sollten, und Abdio kam mit dem mündlichen

von Brava vor 3 Jahren (also 1840) Statt gefunden habe. Das unglückliche Brava wurde nach dem Falle Berdera's vom Scheich Jusuff mit einer Steuer belegt, zur Strafe dafür, dass es besiegt worden war. (,,Journal of the R. Geogr. Soc. of London", 1844, pp. 90 und 91, und Guillain,,,Documents sur l'histoire, la géographie et le commerce de l'Afrique orientale", III, p. 186.) A. P.

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