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der Nähe der Küste und gelegentlich Land- oder Seebrisen. Gegen Ende des Monats wird das Wetter heiss und schwül.

Der April ist der heisseste Monat des Jahres. Windstillen sind nahe der Mitte des Golfs zu erwarten, Land- und Seebrisen in der Nähe der Küste, so wie gelegentlich leichte Böen.

Im Mai fangen Wolken an sich aufzuhäufen und ein gelegentlicher Regenschauer mildert die Hitze der gerade herab brennenden Sonne. Der Südwest - Monsun setzt um die Mitte des Monats ein, zuweilen unter dem Vorhergange leichter Brisen und schönen Wetters, aber gewöhnlicher mit stürmischen Gewittern und dann und wann heftigem Regenfall.

Von Juni bis August weht der Südwest - Monsun mit Heftigkeit und unter gelegentlichen Schauern, durchschnittlich aber überwiegt schönes Wetter an der westlichen Küste des Golfs, eine rauhe See in der Mitte desselben und längs der östlichen Küste starke Brisen mit vielem Regen so wie gelegentlichem Sturmwind.

Im September ist der Wind unbeständig, zwischen Südwest und Nordwest umspringend, in starken Ausbrüchen. Schwere und fortgesetzte Regen mögen in diesem Monat erwartet werden.

Im Oktober schwankt der Wind zwischen Westen und Norden und verliert beträchtlich an Heftigkeit, die Regengüsse sind weniger häufig. Gegen Ende des Monats setzt sich der Wind im Norden fest, womit schönes Wetter und die kalte Jahreszeit beginnt.

An der Barre des Menam-Flusses herrschen durchschnittlich Land- und See-Brisen, die je nach dem Monsun nach Osten oder nach Westen umspringen.

Zwischen Kap Patani und den Redang - Inseln ist in grosser Nähe des Landes der Südwest-Monsun kaum fühlbar, da sein Streichen durch das hohe Land in dortiger Nachbarschaft unterbrochen wird. Südlich von Pulo Kapas folgt er der Richtung der Küste, ein Paar Punkte nach oder von der Küste bei Tage oder bei Nacht abweichend, je nach dem abwechselnden Einflusse der Land- und See-Brisen.

Weisse Squalls sollen vorzüglich während des Monats Mai im Golfe angetroffen werden.

Schwarze Squalls sind im Südwest-Monsun häufig. Sie erheben sich, von schweren Wolkenbänken begleitet, im Westen und wehen für kurze Zeit mit grosser Heftigkeit, unter häufiger Begleitung von Regengüssen. Schwere Stürme sind im Golf unbekannt.

Unterhalb Bangkok fliesst der Menam zwischen einem dunklen Rahmen dichter Vegetation hin, in der der Reichthum tropischer Fülle in vielseitigster Mannigfaltigkeit erscheint. Hie und da zeigt sich zwischen dem Laube eine

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hoch auf Pfählen gebaute Hütte mit dem unvermeidlichen Boote daneben und gewöhnlich an einem kleinen Creek, der zu den angebauten Feldern führt. Bei dem zum Theil von Birmanischen Kriegsgefangenen bewohnten Dorfe Praklat finden sich die Vorrichtungen, um den direkt nach dem Meere leitenden Kanal während der trockenen Jahreszeit abzudeichen, und früher soll dort auch der Hauptarm durch Ketten gesperrt worden sein, wenn eine feindliche Invasion von der Seeseite drohte. Weiter unterhalb sind die Ufer mit einförmigen Mangrove-Büschen besetzt und treten dann auf beiden Seiten zurück, während sich der seiner Mündung nahende Fluss bei Pak-Nam (der Mund des Wassers) beträchtlich erweitert und eine Insel umströmt, deren Pagode am Jahresfest der Bootrennen von zahlreichen Pilgern aus Bangkok besucht wird.

Pak-Nam bildet die Station, um die Ankunft der Seeschiffe zu überwachen, doch kann sich die Funktion des Gouverneurs nur auf friedliche Revision beschränken, denn die morschen Festungswerke gehen ihrem völligen Verfalle rasch entgegen und stehen ohne Besatzung. Es ist kaum richtig, Pak - Nam den Hafen Bangkok's zu nennen, noch weniger, als Cuxhaven der Hafen Hamburg's ist. Allzu tief gehende Schiffe müssen auf der Rhede jenseit der Barre verbleiben, aber solche, die einmal bis Pak-Nam gekommen sind, werden auch bis Bangkok weiter gehen. Die Einwohnerschaft des Ortes, der einen gut versehenen Bazar enthält, wird auf 7000 geschätzt. In den anstossenden Wäldern werden Holzkohlen gebrannt, um nach Bangkok verführt zu werden, und die Umgegend liefert auch die zur Bedachung der Häuser verwandten Palmblätter, nach denen auf dem Markte der Hauptstadt stets grosse Nachfrage herrscht. Der Fischfang wird besonders von den Inseln aus betrieben, mit denen der Golf durchstreut ist.

Im Golf läuft der Meeresstrom vom Oktober bis Ende März aus Norden nach Süden, nimmt aber im April die entgegengesetzte Richtung an. Überall an der Küste bei Bangplasoi (Bahn Phasoi) und weiterhin erstrecken sich durch die fortgehende Neubildung so weite Watten in das Meer hinaus, dass die Eingebornen mit einer besonderen Art flacher Boote über die sonst unpassirbaren Lehmbänke hinzusegeln gelernt haben.,,It is strange when lying off Bangplasoi at low tide", bemerkt Alabaster, ,,to watch the native vessels, many of them boats of about thirty tons, sailing in over the hard mud, rising gradually out of the water, and sliding over the two miles bank to the jetties, as swiftly as if they were in their proper element. It is also curious to observe women and children going out to collect fish entangled in enclosures made so as to cut off their retreat with the falling tide, kneeling with one knee on a small board or sledge and propelling themselves by

quick strokes with the other leg, they attain a pace faster, than ponies can gallop."

Am thätigsten ist die Neubildung des Landes an der Mündung des Menam und sie arbeitet von dem Flusse Petchaburi's auf der einen Seite bis zu dem Petriu's auf der anderen deutlich darauf hin, den Kopf des Golfs auszufüllen, an dessen eingeschnürter Halsenge der Porphyr und Granit des Kap Liant den Vorgebirgen der Malayischen. Halbinsel entgegentritt. Die halbmondförmig vor der Flussmündung gelagerte Barre erfüllt trotz ihres weicheren Materials die Funktion der Korallenriffe in den Atolls und scheint an ihrer konvexen Seite rascher zur Aufschliessung des Zwischenraumes zu wachsen, als sie an der konkaven verliert.

Nördlich von Bangplasoi mündet der Bangkapang-Fluss, der sich langsam durch salzige Moräste windet, mit einem Dickicht von Mangrove- und Schlinggewächsen umgeben. In der Nähe von Bang Phra finden sich heisse Quellen, die mit essbaren Schwalbennestern gefüllten Felsen Sichang's steigen steil gethürmt empor und weiterhin nach dem Passiren der Klippen bei Samreh zeigt die zerrissene Küste noch entschiedenere Spuren vulkanischer Revolutionen, die besonders in dem malerischen Kanal von Klet Kio hervortreten, so wie auf den Inseln Koh Kram und Koh Ira. Auf der anderen Seite des Golfs zeichnet sich das in der Nähe der Deng-Hügel gelegene Petchaburi durch seine StalaktitenHöhlen aus, die der König zum Theil hat in Grottentempel verwandeln lassen. Von dort kommt die grösste Quantität des Salzes, ein wichtiger Umsatzartikel in Siam und Monopol der Regierung. Die Strandbewohner lassen das Seewasser an der Sonne verdunsten und müssen dann ihren Ertrag an den Zollpächter (Chao Phasi) verkaufen, der ihnen einen festgesetzten Preis dafür bezahlt.

Die von isolirten Höhen durchsetzte Küste Cambodia's, indem nur das um den Thalesab gelagerte Binnenland den Überschwemmungen ausgesetzt ist, wiederholt gewissermaassen in grösserem Maassstabe dasjenige Bild, das die Küste Siam's zeigen würde, wenn durch das Wachsen des Dünenrandes die im Golf zerstreuten Inseln zum Festlande gezogen sein sollten, während der hinter dieser Barrière in seinen Überfluthungen aufgestaute Fluss zur Seebildung gezwungen würde. Finlayson meint von der bei Pulo Obi beginnenden Inselreihe, dass sie den Gipfeln einer granitischen Bergkette gliche, die aus dem Wasser, emporsähen. In den wechselnden Umwandlungen von Land und Meer scheint in den jedesmaligen Perioden eine gegenseitige Ergänzung angenommen werden zu müssen. Die festen und flüssigen Bestandtheile auf der Erdoberfläche werden zunächst ein derartig bestimmtes Verhältniss bewahren, das Gewinn auf der einen, Verlust auf der anderen Seite zur Folge hat.

In dem durch die Cochinchinesen (schon vor der Französischen Okkupation) von Cambodia abgerissenen Distrikte beginnt das gigantische Delta des Mekhong-Flusses, das von den Höhenzügen Kampot's bis zum Kap St. James thätig ist und ganzen Provinzen ihr Dasein gegeben zu haben scheint. Die dicht verschlungenen Mangrove-Büsche, die mit jeder zurücktretenden Ebbe ihren Schlammboden frei legen, spielen dort dieselbe Rolle wie die Schilfpflanzen mit der darauf wachsenden Papyrus am Nil, nach Baker's Beobachtungen, und schaffen durch vegetabilische Hülfe dem Lande ein festes Substrat, wie die Bachconferven und Moose bei der Torfbildung. Wenn man durch die Kanäle und Flussarme fährt, sieht man sich durch den breiten Morast der Schlinggewächse von dem festen Lande getrennt, in welchem die Häuser auf Warfen stehen, wie in den WulfLändern der Friesen oder unter den alten Chauken, ehe die Nord-Deutschen Flächen durch ein regelmässiges Deichsystem entwässert waren. Siam dagegen bietet überall das Bild von Pfahlstädten und Pfahldörfern, indem die Ufer des Menam in derselben Weise von solchen Bauten eingerahmt werden, wie es Hippokrates von denen des Phasis beschreibt. Die grossartige Gleichmässigkeit, die sich in allen meteorologischen Erscheinungen der Tropen ausspricht, wiederholt sich auch bei den Überschwemmungen und nur die periodische Gesetzmässigkeit in denselben ermöglicht die Existenz der Pfahlbauten, da stürmisch und plötzlich eintretende Fluthen diese gebrechlichen Strukturen rasch zerstören würden. Um auf der unsicheren Grundlage des DeltaLandes die Steinkolosse der Pagoden aufzuführen, bedarf es temporärer Vorbauten, damit der Grund befestigt werde. Die riesige Schwe-Dagon bei Rangun konnte nur deshalb zu der ihre Heiligkeit sichernden Höhe fortgeführt werden, weil sie auf einer aus dem Alluvium der Niederungen hervorragenden Felskuppe steht, und es erzählen lange Sagen von der wunderbaren Auffindung dieser geeigneten Stelle durch die Stifter, die dort ihre Geschenke heiliger Reliquien niederlegten.

Aus dem Flusskreuz bei Quatre-bras fliesst östlich der Tienkang genannte Arm des Mekhong, der sich bei Vingluang aufs Neue in vier Arme theilt und die fünf Mündungen Qua-Tich, Qua-Dai, Song-Balai, Song-Hamthuong und Song - Hokien bildet. Der westliche Arm von Haukiang ist durch vielfache Wasserverbindungen mit dem östlichen verzweigt und sendet einen anderen Arm nach Kampot. Der dritte Arm verbindet sich bei Panompen mit dem Ausfluss des Thalesab (dem Thale - tom oder eigentlichen Cambodia-Flusse) und den nördlichen Stamm bildet der von den Bergen herabströmende Mekhong selbst, der unter den vielen Namen seines oberen Laufes besonders den des Drachenflusses führt. Da dieser letztere wegen seiner reissen

den Strömung der Schifffahrt nur wenig Dienste leisten kann, so hat sich die Aufmerksamkeit der Französischen Kolonie Saigon's seit der im Jahre 1863 erfolgten Bestätigung des 1862 abgeschlossenen Friedens auf Cambodia gerichtet, wo ein Überfluss an Wasserwegen nach allen Richtungen hin den Verkehr erleichtert. Selbst Kriegsschiffe finden kein Hinderniss, in den Binnen-See vorzudringen, und

kleine Fahrzeuge können in der nassen Jahreszeit über das in Wasser verwandelte Land bis nach Siam geführt werden. Die nordwestlichen Provinzen Cambodia's, in Battambong und Siemrab, sind schon seit länger mit Siam verbunden, aber über den Antheil des halb unabhängigen Fürsten in Udong, der früher an Bangkok Tribut zahlte, hat jetzt die Französische Regierung ein Protektorat erworben.

Naturwissenschaftliche Notizen über das südliche Chile.

Von Dr. F. Fonck, Arzt der Deutschen Kolonie Llanquihue,

korresp. Mitglied der Universität von Chile und des Akklimatisations-Vereins in Berlin.

Allgemeine Topographie.

Durch das Gebiet der mehr oder weniger unabhängigen Araukaner vom übrigen Chile getrennt, bilden die zwischen dem 39. und 43. Südlichen Breitengrade gelegenen Provinzen Valdivia, Llanquihue und Chiloë, an welche sich nach Süden das Gewirr der Feuerländischen Felseninseln anschliesst, während im Osten die Cordillere sie von den wüsten Ebenen Patagoniens trennt, einen abgesonderten Komplex, welcher nicht nur durch seine Lage, sondern auch durch Klima, Pflanzenwelt und Bodenbeschaffenheit sich wesentlich von der grossen nördlichen Hälfte Chile's unterscheidet.

Obgleich die Grenze zwischen diesen beiden Landestheilen durchaus keine scharf geschiedene ist, sondern die Übergänge nur allmählich Statt finden, kann man doch den 16.000 (?) Fuss hohen, thätigen Vulkan Villarica füglich als den Grenzpfeiler zwischen denselben betrachten. Nördlich von ihm erreicht die Andes-Kette oder Cordillere in der Breite von Valparaiso ihre höchste Höhe in dem 23.000 Fuss hohen Aconcagua, dem höchsten Gipfel der Neuen Welt; südlich dagegen scheint auf dem ganzen Laufe der Cordillere bis zum Kap Horn kein Gipfel 10.000 Fuss zu übersteigen. Nach diesem schnellen Herabsinken der Höhe des Gebirges in der genannten Gegend scheint dieselbe von da an ziemlich stationär zu sein, da wir im Feuerlande, am Ende des Gebirges, noch einige eben so hohe Gipfel finden wie in der Breite von Chiloë.

In demselben Verhältnisse nehmen südlich vom Villarica auch die Pässe sehr an Höhe ab, so dass, wenn man von Centro-Amerika absieht, wo die Anden ohnehin keine regelmässig verlaufende Gebirgskette bilden, sie die niedrigsten dieses ganzen Gebirges sind und daher mit jener alleinigen Ausnahme in der Neuen Welt die niedrigste Übergangsstufe zwischen den beiden sie begrenzenden Oceanen darbieten.

Unter den Pässen des nördlichen Chile liegen die in der Breite von Copiapo 14.000 Fuss und die in der Breite von Valparaiso 12.000 Fuss über dem Meere; der Pass von Antuc in der Breite von Concepcion ist 7000 bis 8000 Fuss hoch und der weiter nördlich gelegene, kürzlich entdeckte Planchon - Pass, der allerdings sehr günstige Verhältnisse bietet und von kompetenter Seite zum Bau einer die Anden übersteigenden Eisenbahn mit Aussicht auf Ausführbarkeit in Vorschlag gebracht worden ist, hat ebenfalls gegen 8000 Fuss Höhe (6600 Fuss über der Ebene). Dagegen hat z. B. der nordöstlich von Puerto Montt gelegene PerezRosales-Pass, welcher zum See Nahuelhuapi führt, nur etwas über 3000 Fuss Höhe (Fonck) und es existirt aus alten Zeiten her die Tradition, dass die Indier die Pässe der Cordillere südlich vom Limai-Leubu, dem Ausflusse des Nahuelhuapi - See's und Hauptarm des Rio Negro, mitten im Winter passirten, was im ganzen übrigen Chile nicht möglich ist.

Mit der geschilderten Senkung der Andes-Kette, des Gerüstes dieses Erdtheils, im Zusammenhange senkt sich auch die zwischen dem Fusse derselben und der Küsten-Cordillere ausgebreitete, ganz Chile von Norden nach Süden durchziehende Ebene in letzterer Richtung hin zu immer geringerer Höhe über dem Meere herab, bis sie bei Puerto Montt, dem Hauptorte der Provinz Llanquihue, am nördlichen Ufer des Golfs von Reloncaví unter das Meer taucht und statt ihrer ein zwischen jenen beiden Gebirgsketten liegendes Binnen-Meer sich von da an bis zum Feuerlande erstreckt. Als eine Andeutung dieses Binnen-Meeres weiter nach Norden und ebenfalls als Ausdruck der in Rede stehenden geringen Erhebung des Landes im Allgemeinen findet sich am Fusse der Haupt-Cordillere eine Reihe von See'n ausgebreitet, welche mit dem am Fusse des Vulkans von Villarica gelegenen gleichnamigen See im Norden beginnt und südlich mit dem kaum 4 Deutsche Meilen vom Golf von

Reloncaví entfernten See Llanquihue endigt, der 20 bis 22 Quadrat-Meilen gross ist und nur etwa 200 Fuss über dem Meere liegt. Diese prächtigen See'n bilden theils mehr oder weniger rundliche Becken im Tieflande am Fusse des Gebirges, theils sind es schmale, sich aus dem Gebirge gegen die Ebene hin erstreckende Einsenkungen in der Sohle der Querthäler. Merkwürdiger Weise finden sich auch am östlichen Fusse der Cordillere in dieser Breite eine grössere Anzahl See'n in gleicher Lage, von denen in neuerer Zeit erst zwei, der von Nahuelhuapi (Fonck und, Hess 1856, Cox 1862) und der von Lacar (Cox), etwas bekannter geworden sind.

Die eben geschilderten See'n der Provinzen Valdivia und Llanquihue speisen drei grössere Flüsse, den CalleCalle, den Rio Bueno und den Maullin, von denen die beiden ersten je durch mehrere dieser See'n gebildet werden, während der minder bedeutende Maullin nur dem See Llanquihue seinen Ursprung verdankt. Das ausgedehnte System des Calle-Calle, an welchem die Stadt Valdivia liegt, ist besonders deshalb von ausserordentlicher Wichtigkeit, weil seine Mündung in die Bai von Corral ungehinderten Zugang gewährt, während dem prächtigen, mit dem Rhein verglichenen Rio Bueno an seiner Mündung eine Sand-Barre vorliegt, welche diesen Strom bis jetzt für die Schifffahrt fast ganz unzugänglich gemacht hat.

Die Küsten- Cordillere hat in diesen Provinzen eine Höhe von 2000 bis 3000 Fuss. Dieselbe steigt hart am Rande des offenen Oceans auf und es fehlt ihr daher gänzlich an jenem vorgelagerten Saume Flachland, der im Araukaner Gebiete und weiter nördlich sich bis zum Biobio erstreckt und durch seine Kohlenlager von Lota und Coronel von so ausserordentlicher Wichtigkeit ist. Dieselbe wird nicht allein von den in der Haupt-Cordillere entspringenden Flüssen durchbrochen, welchen weiter im Süden mehr oder weniger schmale Meeresarme entsprechen, sondern sie erleidet auch an einigen Stellen wirkliche Unterbrechungen, so namentlich im Süden und Norden der Insel Chiloë; denn obgleich der Kanal von Chacao, welcher diese Insel im Norden vom Festlande trennt, nur schmal ist, so fehlt dieselbe doch bis zu der etwa 3 Meilen entfernten Mündung des Flusses Maullin, indem der übrige Raum durch Flachland ausgefüllt ist.

Im Vergleich zu der kompakten Masse der nördlichen Hälfte des in Rede stehenden Territoriums wie auch des übrigen Chile ist der südlich von Puerto Montt gelegene Theil sehr zerrissen; das Auftreten des Meeres in dem grossen Längenthale Chile's verändert plötzlich den Charakter des Landes. Das flache, anbaufähige Land ist in eine grosse Zahl grösserer oder kleinerer Inseln von der unregelmässigsten Form gespalten, deren Anordnung nur in

so fern ein Gesetz zeigt, dass sie auf der inneren Seite der Küsten - Cordillere, welche hier das Gerüst der Insel Chiloë, der grössten derselben, bildet, am häufigsten und grössten sind, während die gegenüberliegenden, bis gegen 3000 Fuss hohen Vorberge der Haupt - Cordillere unmittelbar in das Binnen-Meer abfallen und nur einige Felseninseln davor liegen. Diese letztere Küste ist ausserdem noch ausgezeichnet durch die tief und in den mannigfaltigsten Windungen in sie eindringenden Meeres-Sunde mit steil emporsteigenden Felswänden, wodurch sie grosse Ähnlichkeit mit der Norwegens hat; überhaupt ist sie ausserordentlich unwirthlich und schroff und nur selten findet man ein ebenes Plätzchen.

Diesen allgemeinen topographischen Verhältnissen sind die Wohnsitze der spärlichen Bevölkerung angepasst. Valdivia und Ancud auf der Insel Chiloë sind die AussenHäfen, welche den Verkehr dieser Provinzen mit der Aussenwelt vermitteln. Da sie beide im Gebiete der Küsten-Cordillere liegen, ist ihre Umgebung wenig produktiv. Die Ebenen des grossen Längsthals, wo die kleinen Städte Union und Osorno liegen, und weiter südlich in Chiloë die westlich gelegenen Inseln des Binnen - Meeres mit den Hauptorten Castro und Calbuco sind daher hier wie auch im übrigen Chile der Hauptsitz des Ackerbaues und der Viehzucht und der fast ausschliesslich von diesen Erwerbszweigen lebenden Bevölkerung. Puerto Montt, der Hauptort der Deutschen Kolonie, geniesst, Dank seiner besonderen Lage an dem Punkte, wo das Längsthal dem Binnen-Meere Platz macht, den besonderen Vortheil, nicht nur als Seehafen dem äusseren Verkehr zugänglich und ein Haupt-Stapelplatz für den weitläufigen und am besten bevölkerten Archipel des Binnenmeeres von Chiloë zu sein, sondern auch vermittelst des so nahe gelegenen, ausschliesslich von Deutschen Kolonisten bewohnten See's Llanquihue einen natürlichen Absatzweg für den südlich vom Rio Bueno gelegenen Theil des Binnenlandes zu bieten.

Klima.

Die Deutsche Auswanderung hat diesem Lande auch. einige tüchtige Gelehrte zugeführt, welche sich mit Vorliebe der Beobachtung des Klima's gewidmet haben. Wir besitzen längere meteorologische Beobachtungs-Reihen von Herrn Anwandter in Valdivia und Herrn Dr. phil. Geisse in Puerto Montt, welche das grösste Vertrauen verdienen und diese bisher in der Wissenschaft vorhandene Lücke ausfüllen. Der Charakter des in der That sehr eigenthümlichen Klima's dieser Gegenden erhellt ziemlich vollständig aus folgendem Jahresdurchschnitt der im Auftrage der Chilenischen Regierung von Herrn Dr. phil. Friedrich Geisse in Puerto Montt 41° 30' Südl. Breite und 73°

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Himmel.

be- Rewölkt gen.

Tage.

88 142 57 170 76 144 3 3,052 114 69 182 32,526 104 83 178 6 2,385 141 90 135

5 2,592 130 77 158

Bei der Temperatur fällt zunächst die niedrige Ziffer der mittleren Jahreswärme auf, welche noch etwas geringer angesetzt werden muss wie der angegebene Werth, da den Beobachtungsstunden zufolge (8 Uhr Morgens, 2 Uhr Nachmittags und 10 Uhr Abends) die, wärmste Temperatur des Tages annähernd, dagegen nicht die niedrigste in die Zeit der Beobachtung fällt. Während also Puerto Montt in der Breite von Rom liegt, hat es eine Temperatur, die einer vom Klima begünstigten Stadt des mittleren Deutschlands | entspricht ein Faktum, welches die schon längst theoretisch festgestellte Biegung der Isothermen an dieser Küste nach Norden in schlagender Weise bestätigt. Ausser dem Einflusse der noch zu erörternden Regenmenge und der Luftströmungen so wie der Nähe der Schneegipfel der Cordillere trägt noch besonders die antarktische Drift, welche diese Küste berührt und als kalter Peruanischer Strom nach Norden bis zum Äquator zieht, zu dieser verhältnissmässigen Kühle des Klima's bei. Wirklich fand ich bei einigen allerdings nicht planmässig angestellten Messungen die Temperatur des von Wellen bewegten Meeres bei Puerto Montt im höchsten Sommer nicht über 13° R.

Der geringe Werth der grössten Tageswärme und die nur wenig unter den Gefrierpunkt herabsinkende niedrigste Temperatur dürften dieses Klima zu einem der gleichmässigsten auf der Erde, namentlich in der gemässigten Zone, stempeln. In der That ist es im Einklang mit der geschilderten Vertheilung von Land und Wasser ein wahres Insel-Klima. Die ungeheuere Regenmenge und der das ganze Land bedeckende, in dunklen Schatten gehüllte Urwald sind weitere mit diesem insularen Charakter des Landes und Klima's übereinstimmende und die Gleichmässigkeit des letztern erhöhende Momente.

Wir kommen zu den Winden. Die Vertheilung derselben ist direkt aus der Tabelle ersichtlich. Nord- und Nordwestwinde sind die häufigsten, mit diesen streitet der Südwind um die Herrschaft; die übrigen Windrichtungen beobachtet man nur vorübergehend als Übergänge von einer

jener beiden zur anderen. Die Nordwinde bringen Regen oder bewölkten Himmel, der Südwind heiteres Wetter; erstere treten oft als heftige Stürme auf und namentlich der Nordwestwind wüthet zuweilen orkanartig, der Südwind dagegen weht mit gleichmässiger Stärke und wird nur selten zum Sturm. Die Nordwinde herrschen im Winter vor, und zwar fast ausschliesslich, dann auch im Frühjahr und Herbst, dagegen gewinnt der Südwind in den Sommermonaten die Oberhand. Wohl nirgends kann man das Dove'sche Gesetz der Aufeinanderfolge der Winde so schön bestätigt sehen wie an dieser Küste. Der Übergang vom Nord- zum Südwind durch Westen, wie er diesem Gesetze zufolge auf der südlichen Hemisphäre eintreten soll, erfolgt mit einer Regelmässigkeit, die man mathematisch nennen kann. Die zwischen den beiden Hauptrichtungen liegenden Westwinde pflegen heftig, aber von kurzer Dauer zu sein; binnen wenigen Stunden ist der Wechsel zwischen Nord- und Südwind vollendet und damit ein Umschwung im Wetter eingetreten. Der Wechsel vom Süden Norden durch Osten ist dagegen kaum wahrnehmbar, da es wegen der nahe gelegenen Cordillere zur Entfaltung östlicher Winde an Raum gebricht. Doch scheint der trockne und kalte Süd- und Südostwind, dessen Ursprung nicht sowohl an der direkt südlich gelegenen, von ewigem Regen benetzten Westküste Patagoniens, sondern vermuthlich in den am östlichen Fusse des Gebirges liegenden Patagonischen Wüsten zu suchen ist, an der von der Cordillere gebildeten Scheidewand kein Hinderniss zu finden. Vermuthlich ist derselbe als ein ausgleichender oberer Gegenwind zu betrachten, der die südliche Andeskette in einer bedeutenden Höhe passirt und bei seinem Fortschreiten nach Norden immer tiefer herabsinkt, so dass, während er in dieser Breite nur etwa ein Drittel des Jahres weht, er dagegen im mittleren und nördlichen Chile zwei Drittel bis vier Fünftel desselben herrscht.

nach

Die vorherrschenden Nordwinde und die von ihnen herbeigeführten gewaltigen Regenmassen, welche vorzugsweise das Klima dieser Küste charakterisiren, sind von Darwin in seinem Reisebericht über die Erforschung der Südspitze von Süd-Amerika in eben so geistreicher wie zufriedenstellender Weise erklärt worden. Die durch die Rotation der Erde hervorgebrachten und vom Äquator bis etwa zu 22° Südl. Breite in der ganzen Breite des Grossen Oceans ununterbrochen wehenden Südost - Passatwinde bedingen nach bekannten Gesetzen auch hier eine in entgegengesetzter Richtung wehende Luftströmung in den oberen Luftschichten. Die bei ewig heiterem Himmel in jener Zone vom erwärmten Meeresspiegel durch die starke Verdunstung in der heissen Zone in die Höhe getriebenen Wasserdämpfe werden von diesem Luftstrom auf

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