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Die Vegetations-Gebiete der Erde, übersichtlich zusammengestellt.

Von Prof. Dr. A. Grisebach.

(Mit Karte, s. Tafel 3.)

Die Grundlage der speziellen Pflanzen-Geographie liegt in der Bestimmung naturgemässer Grenzen für die einzelnen Vegetations - Gebiete. Die Schöpfungscentren selbst einer geobotanischen Eintheilung der Erde zu Grunde zu legen, ist ganz unausführbar, weil ihre Anzahl viel zu gross ist und ihre Absonderung in den Kontinenten sich in den wenigsten Fällen ermitteln lässt. Wollte man die Schöpfungscentren der Kontinente als gemischte Gruppen zusammenfassen, so würde man nur zu ganz willkürlichen Grenzen gelangen, indem die Verhältnisszahlen der endemischen zu den nicht endemischen Arten sich in den verschiedensten Richtungen ganz allmählich ändern; auch würden die endemischen Archipele, also in der Regel ganz kleine Areale den grossen Gliederungen des Festlandes gleichberechtigt gegenüber stehen. Eben so wenig ist eine Eintheilung der Erde nach den statistischen Verhältnisszahlen der Familien möglich, da nachgewiesen worden ist, dass zwei so verschiedene Floren wie Ceylon und Jamaica in dieser Beziehung wesentlich übereinstimmen. Um vergleichbare und in sich durch gemeinsamen Naturcharakter verbundene Räumlichkeiten zu erhalten, bleibt nur eine klimatologisch-physiognomische Eintheilung übrig und hierauf ist daher der Begriff der natürlichen Floren zu begründen, mit Berücksichtigung zugleich der geographischen Absonderungen, durch welche die Vermischung der Schöpfungscentren für die eminente Mehrzahl der Arten verhindert wird. Dieser Gedanke liegt auch eigentlich schon den pflanzengeographischen Reichen zu Grunde, welche Schouw für die damalige Zeit mit grossem Scharfblick aufgestellt hat. Der Fortschritt, der seitdem eingetreten, besteht weniger in der veränderten Anordnung des Ganzen als in den zahlreichen Detail - Beobachtungen über die natürlichen Grenzen der Floren und Regionen, deren Ergebnisse hier übersichtlich zusammengestellt werden sollen. In der tropischen Zone, wo die klimatischen Gegensätze, welche den Vegetations-Charakter bestimmen, oft auf engen Räumen sich unregelmässig berühren, schien es indessen nicht rathsam, jene Grundsätze schon jetzt streng durchzuführen, und hier sind daher die mechanisch wirkenden Hindernisse der Verbreitung für die GrenzbestimPetermann's Geogr. Mittheilungen. 1866, Heft II.

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mung der natürlichen Floren vorzüglich berücksichtigt, die klimatischen Gliederungen in der Regel nur zu einer Unterscheidung engerer Bezirke benutzt worden.

Zu einer interessanten Vergleichung mit den natürlichen Floren dient auch die zoologische Eintheilung der Erde, wie sie Keferstein 1) auf die Verbreitung der Pulmonaten gegründet hat. Es ergiebt sich, dass die natürlichen Faunen und Floren in der Regel zusammenfallen; am ausgezeichnetsten zeigt sich diess in der Südlichen Hemisphäre, in der Gliederung Süd-Amerika's durch die Anden, in der Selbstständigkeit des Kap-Landes und vor Allem in der Absonderung der westlichen und östlichen Schöpfungscentren Australiens, während die diesseit und jenseit des Wendekreises gelegenen Theile dieses Kontinents sich nicht scheiden lassen. Die bemerkenswertheste Ausnahme von der Übereinstimmung des geographischen Gesetzes animalischer und vegetabilischer Schöpfung bildet Neu-Guinea, welches eine besondere, bis zu den Neu-Hebriden ausgedehnte Fauna besitzt, während die Flora, wenigstens so viel man weiss, mit der des Indischen Archipels zusammenfällt.

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B. Kontinentale Floren der Östlichen Hemisphäre. 1. Europäisch-Sibirische Flora. Hierher gehört ganz Nord-Europa und Sibirien, grossentheils im Norden und Süden von den beiden, durch Kälte oder Steppenklima bedingten Waldgrenzen eingeschlossen, sodann in niedrigeren Breiten die bewaldeten Gebirgsregionen von Portugal und vom Atlas bis zum Himalaia und den übrigen Ketten CentralAsiens. Der klimatische Charakter beruht auf der längeren Dauer der Vegetationszeit, die Wälder hervorbringt, und auf den über das ganze Jahr vertheilten Niederschlägen. Im West-Europäischen Tieflande ist die Südgrenze durch die Ausscheidung der regenlosen Sommermonate des Mediterran-Gebiets bezeichnet, denen dessen immergrüne Laubwälder und andere abweichende Formationen entsprechen; von dem Kantabrischen Gebirgskamm, den Pyrenäen und Sevennen aus verläuft sie durch das Rhône-Thal von Valence zu den Alpen des Dauphiné, den Seealpen und dem Nördlichen Apennin, erreicht das Adriatische Meer südlich von Venedig, überlässt dessen Nordgestade bei Triest wiederum der Mediterran-Flora, folgt dem Zuge der Rumelischen Gebirge und berührt im Norden von Konstantinopel das Schwarze Meer. Die Waldgrenze gegen die Steppen beginnt in der Nähe der Donau-Mündung, durchschneidet in einem bekannten Bogen Süd-Russland, erreicht die Wolga und den Ural unter 53° N. Br. und zieht sich dann etwas südlicher an dem Nordrande der Kirgisen - Steppe zu den Altaischen Gebirgsketten, welche die Steppen der Mongolei von den Sibirischen Wäldern trennen. Die Amur-Landschaften und der nördliche Theil der Insel Sachalin gehören nach den neueren Forschungen zu der Sibirischen Florà, aber hier

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hara entsteht an den Küsten des Mittelmeeres ein Sommerpassat, welcher die Vegetationszeit Monate lang unterbricht, aber wegen der Milde des Winters eine lange Entwickelungsperiode im Frühling, eine kürzere im Herbst zulässt. Diese klimatischen Bedingungen bestehen aber nur auf ebenem oder schwach geneigtem Boden, weil nur hier der Passatwind regenlos ist, und deshalb sind die Formationen der Mediterran - Flora in den Küstenlandschaften am meisten ausgeprägt. Die Hochflächen Spaniens unterscheiden sich durch strengeren Winter und nähern sich daher dem SteppenKlima, aus dem sie einige Pflanzen des Orients aufgenommen haben. Die Mediterran - Flora begreift den grössten Theil der Iberischen Halbinsel und Nord- Afrika's, das südliche Italien und die übrigen Litoral - Gliederungen des Mittelmeeres so wie am Pontus die Nordküste Anatoliens, den westlichen Theil Trans - Kaukasiens und die Südküste der Krim. Im Orient ist sie fast überall durch Gebirge von der Steppen - Flora geschieden und nur in Syrien berührt sie dieselbe unmittelbar in der Depression des Jordan und an der Südgrenze Palästina's.

3. Steppen-Flora. - Das Steppengebiet steht,ebenfalls unter dem Einflusse des über Central-Asien wehenden Sommerpassats, besitzt aber wegen der Dauer des kontinentalen Winters nur im Frühling eine kurze EntwickelungsPeriode zwischen der kalten und trockenen Jahreszeit, wodurch die Bildung von Wäldern ausgeschlossen ist. Im Süden reicht die Steppen-Flora bis zum Himalaia und begreift die Russischen Steppen und alle Hochländer von Anatolien bis Afghanistan, Tibet und zur Gobi. Der Gegensatz des Nordens und Südens, der Kaspischen Depression und der hohen Elevation Central-Asiens macht das Klima gleichartiger und hebt den Einfluss der Polhöhe meistentheils auf, so dass keine entschiedene Mediterran-Flora sich wieder ausbildet und mit dem Eintritt in den Monsun sogleich tropische Landschaften sich anschliessen. Die Grenzen im Mündungsgebiete des Indus berühren die regenlose Provinz Sindh und im Punjab bezeichnet Hooker 2) den Thalweg des Jelam, eines Nebenstromes des Indus, als die Linie, wo die Afghanischen Pflanzen aufhören und tropische in der Tiefebene beginnen. Im Südwesten, in Persien und Arabien, steigert sich der Steppencharakter zur Wüste, wodurch eine Verknüpfung mit den Verhältnissen der Sahara gegeben

1) Auf die durch örtliche Einwirkungen bedingten Unregelmässigkeiten, wie sie an den Westgrenzen der Steppen vorkommen, wird in dieser allgemeinen Übersicht der klimatischen Vegetations-Gebiete weder hier noch in den übrigen Fällen eingegangen.

2) Hooker, Flora indica, I, p. 159.

ist. In diesen Gegenden wie in denen des Chinesischen Tieflandes lassen sich die Grenzen der Steppen-Flora noch nicht genau feststellen, weil die geographische Kenntniss hier noch zu viele Lücken übrig lässt.

4. Chinesisch-Japanische Flora. Die Chinesische Flora ist, abgesehen von einigen Küstenpunkten, noch so wenig bekannt, dass sich über die Gliederungen dieses Theils von Asien noch wenig Sicheres sagen lässt. Für die Zusammengehörigkeit Japan's und China's sprechen gewisse Pflanzenformen, die, wie die Bambusen '), hier weit in die gemässigte Zone eindringen, so wie die bis zum oberen Stromlauf des Yang-tse-kiang verfolgte Übereinstimmung in dem regelmässigen Verlauf der Jahreszeiten, ein klimatisches Moment, wodurch China so vortheilhaft von Europa abweicht und worauf die Blüthe seines Ackerbaues beruht. Es ist die in die Vegetations - Periode während des Vorsommers eingeschaltete Regenzeit, die, eine Folge des Monsunwechsels, dem warmen und trockenen Frühling folgt, wodurch hier die Pflanzenwelt belebt und gleichsam mit einer Gabe der Tropenzone ausgestattet wird. Zwar bemerkt Fortune 2), dass diese Sommerregenzeit in Japan, wo sie von Mitte Mai bis Mitte oder Ende Juni dauert, weit mehr entwickelt sei als in China, indessen beobachtete Blakiston 3) während seiner Stromfahrt auf dem Yang-tse-kiang in Sze-chuan, im westlichsten Theile des Tieflandes, den Eintritt derselben um dieselbe Zeit und bespricht die Vortheile, welche diese regelmässige jährliche Wiederkehr atmosphärischer Niederschläge der Bestellung des Bodens gewährt. Über die Grenzen der Chinesisch-Japanischen Flora kann man nur nach der plastischen Gestaltung China's muthmassen, dass sie auf das Tiefland diesseit des Wendekreises eingeschränkt sein wird. Von den Gebirgsregionen ist Nichts bekannt, als was über eine Besteigung des Fusi-Yama in Nipon von Rodigas 4) berichtet wird; hiernach sind daselbst die Waldregionen aus den endemischen Coniferen Japan's gebildet und reichen aufwärts bis zum Niveau von 8000 Fuss.

5. Flora des Indischen Monsun-Gebiets. Unter dieser Bezeichnung fasse ich beide Indische Halbinseln und den Malaiischen Archipel zusammen. Wiewohl das tropische Asien ungeachtet der allgemeinen Entwickelung des Monsun fast eben so mannigfaltig klimatisch gegliedert ist wie Amerika und obgleich auch die Vegetation entfernt von einander liegender Landschaften sehr viele ungleiche Bestandtheile besitzt, so ist doch eine geographische Theilung in engere Floren-Gebiete schwer durchzuführen, weil die kli

1) Die Bambusen - Form reicht bis zur Kuriltischen Insel Urup (46° N. Br.).

2) Fortune, Yeddo and Peking, p. 267.

3) Blakiston, Five months on the Yang-tze, p. 234.

4) Flore des Serres, 1861, p. 29.

matischen Gegensätze, die ungleiche Dauer und Intensität der Regenzeiten, vorzüglich von der Küsten-Konfiguration und der Richtung und Gestalt der Gebirge bestimmt werden, wodurch eine Reihe von unregelmässig angeordneten und botanisch nicht immer deutlich zu charakterisirenden Gliederungen entsteht. Auch ist die Flora der östlichen Halbinsel nicht hinlänglich bekannt und in den reichen und genauer erforschten Landschaften der Khasia - Hills und Birmaniens von der Hindostanischen zu wenig geschieden, während andererseits südlich vom 10. Parallelkreise die Vegetation der Malaiischen Landzunge in die Javanische übergeht. Ich halte es daher für richtiger und dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft entsprechender, die Hauptgliederungen Indiens, so weit sie bekannt geworden sind, als Abtheilungen eines einzigen Floren - Gebiets aufzufassen und nur die ganz regenlosen Landschaften auszuschliessen.

a. Die Flora des trockenen Monsun-Klima's mit kurzer Regenzeit, deren Formationen sich mit den dürren Landschaften Sudan's vergleichen lassen, begreift den grossen inneren Raum Hindostan's, die nordwestlichen, centralen und südöstlichen Landschaften der Halbinsel, vom Punjab und oberen Ganges bis zu den von den Ghauts umschlossenen Gebieten von Dekkan und Mysore; sie erreicht endlich die Küste Coromandel mit ihrer Winterregenzeit in der Provinz Carnatic so wie die Nordküste der Insel Ceylon (22° bis 8° N. Br.). In Hinter - Indien wiederholt sich der Typus dieser Flora im inneren Birmanien, im Gebiete von Ava.

b. Die Flora des feuchten Monsun - Klima's, die, mit Tropenwäldern ausgestattet, Analogien mit einigen Küstenlandschaften des tropischen Afrika darbietet, umfasst die Küste Malabar (20° bis 8° N. Br.), die Landschaften am unteren Ganges und an der Bai von Bengalen, die tropische Waldregion des Indischen Himalaia (von der IndusEbene bis 4000 Fuss, vom Brahmaputra bis 7000 Fuss ansteigend) und scheint sich von hier aus über den grössten Theil Hinter-Indiens zu den Philippinen zu erstrecken, so wie sie auch andere Theile des Malaiischen Archipels begreift. Die Grenzen sind indessen in manchen Gegenden unbestimmt und unregelmässig, wenn der Übergang in die trockneren Landschaften, wie in dem durch Kultur gelichteten Ganges-Thal, oder, wie auf den Sunda-Inseln, in die Äquatorial - Flora allmählich eintritt oder wenn der Gegensatz von den Gebirgszügen abhängt. Die Schöpfungscentren beider Halbinseln sind sodann durch die enge, zwischen Bhotan und der Mündung des Brahmaputra eingeschlossene Landverbindung bis zu einem gewissen Grade gesondert, so dass dieser Meridian für charakteristische Bestandtheile der Flora die Areal-Grenze bildet; zu den merkwürdigsten Erscheinungen dieser Art gehört die Beschränkung der Eichen

und Coniferen auf den Himalaia, Hinter - Indien und die Grossen Sunda-Inseln '). In dem Malaiischen Archipel haben nach Wallace 2) die südwestlichen Inseln, von denen jedoch gerade Java auszunehmen ist, also Sumatra, die grössere Hälfte von Borneo, die südliche Halbinsel von Celebes, die Reihe von Bali bis Timor, eine trockene Jahreszeit während des südlichen Monsun, aber die Gruppe von Timor scheidet sich wiederum durch Waldlosigkeit von den übrigen.

c. Die Asiatische Äquatorial-Flora, durch Niederschläge in allen Jahreszeiten die höchste Energie des Pflanzenlebens entfaltend, ist nicht so sehr durch die Nähe des Äquators als durch die Richtung der Hebungslinien bezeichnet, wenn deren Axe durch beide Monsune getroffen wird. Dahin gehören die südliche Hälfte Ceylon's, Java, die Malaiische Landzunge, das nördliche Borneo und Celebes, die Molukken und Neu-Guinea.

Die vertikale Erhebung des Indischen Himalaia schliesst zwischen der tropischen und alpinen Region noch die gemässigte Waldregion ein (im Westen zwischen 4000 und 12.000 F., im Osten von 7000 bis 13.000 F.), wo tropische Formen mit denen des gemässigten Asiens und Europa's sich mischen. In den Nilgherries ist die Anordnung der Regionen der im Äquatorial-Gebiete ähnlicher, wie aus folgenden Beobachtungen erhellt:

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Sumatra.

Sumatra.

Borneo. Java. Java.

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Region der Eichen 500 bis 6000 F. (Korthals). Region der Thibaudia 6- bis 9000 F. (Korthals). Baumgrenze am Kina Balu, 9000 F. (Spenser St. John). Region der Eichen 4500 bis 7500 F. (Junghuhn). Region des Agapetes 7500 bis 9300 F. (Junghuhn). Das Klima der tropischen Inseln im Stillen Meere wird durch den Passatwind und dessen Verschiebungen geregelt und ist daher geeignet, die aus dem tropischen Asien eingewanderten Pflanzen aufzunehmen.

6. Flora der Sahara. Der Umfang des regenlosen Gebiets Nord-Afrika's, wo der Passatwind das ganze Jahr weht, reicht vom Atlas und von der Tripolitanischen Küste bis über den Wendekreis nach Süden, weiter indessen im Inneren als an den Küsten des Kontinents. Russegger nimmt als Nordgrenze des tropischen Regens in Senegambien den 20. Breitengrad an, im Meridian des TschadSee's 16°, am Nil 18° und an der Ostküste 21° N. Br., Schweinfurth findet am Rothen Meere unter dem Wendekreise selbst eine Naturgrenze der Vegetation. Das Ägyptische Nilthal kann, gleich den ebenfalls nur terrestrisch befeuchteten Oasen, nur als eine besondere Gliederung der Wüste betrachtet werden. In Asien wiederholen sich die Verhältnisse der Sahara wenigstens in einem Theile Arabiens

1) Hooker, Flora indica, I, p. 115.

2) Report of the British Association for 1863.

und ungeachtet der Monsun-Entwickelung jenseit des Indus in Sindh, endlich sogar noch ein Mal wieder unter dem Schutze einschliessender Gebirgsketten in der Südspitze Hindostan's, in der Gegend von Madura 1).

7. Flora von Sudan. - Die grossen Verbreitungs-Bezirke vieler Pflanzen des tropischen Afrika's, welche an der Westund Ostküste gleichmässig vorkommen, so wie die verhältnissmässige Armuth der Flora an Arten, wenn man sie mit anderen wasserreichen Tropenländern vergleicht, sprechen dafür, dass in diesem Kontinent nur ein einziges VegetationsGebiet zu beiden Seiten des Äquators und von Küste zu Küste sich ausbreitet. Engere klimatische Gliederungen desselben werden erst in der Zukunft zu bestimmen sein. Die Südgrenze reicht an der Ostküste bis Natal (30° S. Br.), wo die tropischen Sommerregen eine deutliche Naturgrenze gegen den dürren Charakter der östlichen Theile des KapLandes bilden. Westwärts von der Küstenterrasse von Natal hören die tropischen Pflanzen auf und es beginnt mit den unregelmässiger werdenden und weiterhin fast ganz aufhörenden Niederschlägen der Charakter der Kalahari allmählich sich auszuprägen, deren Nordgrenze nach den Darstellungen Livingstone's in die Nachbarschaft des See's Ngami, also an den 20. Parallelkreis zu setzen ist.

Die vertikale Gliederung Sudan's kann bis jetzt nicht genauer dargestellt werden. In Abessinien hat man Bäume, namentlich die Lobeliacee Rhynchopetalum, noch in einem Niveau von mehr als 13.000 F. gefunden, also in einem sehr gemässigten Klima; hieraus so wie aus dem Auftreten von Eriken in derselben Region kann man auf eigenthümliche Vegetations - Bedingungen schliessen. Aber merkwürdiger ist das Ergebniss der Forschungen Mann's auf den äquatorialen Cameroon-Bergen und der Insel Fernando Po, dass, wie Hooker bemerkt, auf den Gebirgen der Westküste die Abessinische Vegetation wiederkehrt, also dieselbe Gleichartigkeit der Flora, welche die Tiefländer des tropischen Afrika verknüpft, auch in den oberen Regionen sich wiederfindet, eine Erscheinung, worin sich der höchste Gegensatz gegen die Anordnung der Schöpfungscentren im KapLande beurkundet.

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zwar einige Nachricht erhalten, aber so pflanzenarm es ist, kennt man doch die Flora nur wenig.

9. Flora des Kap-Landes. Das Klima ist dem Spaniens zu vergleichen und hat regelmässigen Winterregen, dessen Intensität auf der oberen Terrasse indessen sehr gering wird. So sondert sich nach der vertikalen Gestaltung des Landes die Flora, die im Verhältniss zum Areal wahrscheinlich die artenreichste der Erde ist, in Regionen von sehr ungleichem Reichthum, von denen die mittlere sich etwa 2000 Fuss hoch erhebt, die obere, die 3500 F. hohen Carro-Felder mit noch höheren, dem Plateau aufgesetzten Gebirgsstöcken bildend, fast nur von dem Gestrüpp des niedrigen Rhinoceros-Strauchs bedeckt ist (Stoebe rhinocerotis). Auf den beiden unteren Terrassen sind die Areale der meisten Arten so eng, dass die Schöpfungscentren des Ostens und Westens fast ganz gesondert bleiben. Die Eriken beschränken sich auf die Gebirge der Südküste, auch die Proteaceen fehlen tiefer landeinwärts, wo die sukkulente Form häufiger ist. Bunbury bemerkt, dass in Albany nur wenige Pflanzen gefunden werden, die bei der Kapstadt einheimisch sind, und dass in jener östlichen Provinz ungeachtet ihres trockenen Klima's manche tropische Familien. vertreten sind, die dem Westen fehlen und deren Vorkommen auf Einwanderungen aus Natal zu beruhen scheint.

10. Flora Australiens. Der entgegengesetzte Verlauf der Jahreszeiten an beiden Küsten der Torres - Strasse 1), eine Folge davon, dass der Südostpassat des tropischen Australiens als trockener Landwind wirkt, die Verschiebung desselben in die gemässigte Zone, die geringe Intensität und Unregelmässigkeit der Niederschläge in diesem Kontinent überhaupt rufen eine Gleichartigkeit der Vegetations-Bedingungen hervor, die gleiche Formationen, offene Wälder mit Weideboden und dicht verwachsene Gesträuche (Skrubs) erzeugt und, wiewohl die Repräsentanten tropischer Familien. und die wenig zahlreichen mit dem Indischen Archipel gemeinsamen Arten des nördlichen Australiens in südlicheren Breiten allmählich aufhören, keine Unterscheidung der tropischen und gemässigten Flora zulässt. Es ist indessen schon bemerkt, dass nach Hooker's Untersuchung die Schöpfungscentren des westlichen und östlichen Australiens streng gesondert sind, allein diese Erscheinung gehört in dieselbe. Kategorie wie die ähnliche des Kap-Landes, sie beweist enge Areale der Arten und Hindernisse der Wanderung, aber nicht einen verschiedenen, auf besondere physische Bedingungen zu beziehenden Bildungstypus.

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Baumgrenze durch die ganze Breite des Kontinents mit Wäldern erfüllt. Genauer ist die südliche Waldgrenze gegen die Prairien von Frémont durch eine Linie bestimmt worden, welche vom 46. zum 51. Parallelkreis ansteigend vom Oregon zum Saskatchawan und von da zum WinnipegSee verläuft, hier aber plötzlich zu den Meridianen im Westen des Mississippi nach Süden umbiegt. Diese MeridianGrenze, welche das östliche Waldgebiet der Vereinigten Staaten von den Prairien scheidet, folgt nach ihm vom Winnipeg aus der Richtung des Des Moines in Iowa und erreicht den Mexikanischen Golf im Westen von Louisiana. Nord-Amerika unterscheidet sich dadurch wesentlich von der Östlichen Hemisphäre, dass in den südlichen Breiten der gemässigten Zone die drei Hauptgliederungen der Floren und der klimatischen Gebiete nach Meridian-Grenzen geordnet sind und in den südlichen Staaten kein der MediterranFlora entsprechendes Vegetations-Gebiet abgesondert werden. kann. In klimatischer Beziehung fehlt den südlichen Staaten der regenlose Sommer, der in Europa eine Wirkung des vorliegenden Afrikanischen Kontinents ist, und nur die Wärme nimmt allmählich nach Süden zu. So gross auch die Gegensätze des Coniferen-Gürtels in höheren und der Laubwälder in niederen Breiten sind, die in den südlichen Staaten nach und nach Bestandtheile tropischer Familien und Formen, wie Magnolien, Palmen und Bambusen, aufnehmen, so ist doch der Übergang ein allmählicher, nicht durch neue Formationen bezeichneter, und lässt wie ähnliche Vegetations-Linien der Alten Welt nur Abstufungen, aber keine durchgreifenden Naturgrenzen erkennen. Im Ganzen ist der klimatische Charakter des Waldgebiets mit dem der Europäisch - Sibirischen Flora übereinstimmend, doch scheinen feinere Eigenthümlichkeiten, z. B. der raschere Wechsel der Temperatur in kurzen Zeitabständen, die Vegetation wirksam zu beeinflussen, wie aus der nicht gelungenen Einführung des Europäischen Weinstocks, dem Gedeihen des Mais in hohen Breiten, der längeren Dauer der herbstlichen Laubentfärbung zu schliessen ist, ohne dass jedoch der physiologische Zusammenhang dieser Erscheinungen bis jetzt in allen Fällen deutlich verstanden wäre. Die Waldregion der Rocky Mountains und der Kalifornischen Sierra Nevada steht in demselben Verhältniss zu den Wäldern des Nordens wie die analogen Formationen in den Gebirgen des Steppengebiets der Alten Welt.

2. Flora der Prairien. Die Prairien wiederholen, wie aus den unübertroffenen Beobachtungen des Prinzen Wied hervorgeht, das Klima der Asiatischen Steppen-Flora, die Reihenfolge der Jahreszeiten des regenlosen Sommers, des kontinentalen Winters und der kurzen Vegetations - Periode im Frühling. Die Ursachen der Sommerdürre, die mit dem Vorherrschen westlicher Winde zusammenfällt, sind indessen

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