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genehmen Klima's und guten Bodens viele Landgüter (Haciendas), welche zum grossen Theil von den Familien der meist abwesenden Eigenthümer bewohnt werden. Sie hat 76.392 Einwohner und ist der Koncentrationspunkt des Handels und Verkehrs für den Norden Bolivia's, sie ist das Dépôt aller Handels-Artikel, sowohl der Produkte der Puna wie der der Yungas oder der tropischen Gegenden. Ihr Handel ist lebhaft und erstreckt sich nicht allein auf das Inland, sondern vermittelst des Peruanischen Hafens von Arica auch auf die gesammte Westküste Nord-Amerika's und Europa.

Seit 1857 ist der Regierungssitz von Súcre oder Chuquisaca hierher verlegt. Die Stadt hat einen Palast, Intendantur-Gebäude, mehrere Kasernen, ein Postamt, eine Universität,,San Andres", eine Bibliothek und ein Museum, zwei Hospitäler, ein literarisches Institut, ein Coleg-Seminar, ein Waisenhaus, zwei Gymnasien, mehrere andere öffentliche und Privatschulen, zwei Buchdruckereien &c. Auch befindet sich in La Paz ein Tribunal-Gerichtshof, ein Handelsgericht, ein Gouverneur, ein Polizei - Intendant und der Oberpostmeister.

Im Jahre 1605 gründete Papst Paul V. eine Kathedrale, mit der es eben so gegangen ist wie mit der Kattenburg in Kassel, sie wird schwerlich jemals vollendet werden. Alles nöthige Baumaterial, bestehend in grossen Blöcken von Marmor, Granit, Trachyt, Porphyr von verschiedenen Härten und Farben &c., befindet sich an Ort und Stelle, ja selbst die meisten Bildhauer-Arbeiten sind vollendet oder der Vollendung nahe. Nach dem zu urtheilen, was bereits fertig ist, müsste die Kathedrale die schönste Süd-Amerika's werden. Ausser ihr hat La Paz noch acht schöne Kirchen und Klöster, von denen die Kirche ,,San Francisco" als ein Meisterwerk der Jesuiten betrachtet werden kann. Unter den öffentlichen Plätzen zeichnen sich die Alomeda, d. i. die Schöne Allee, und die Plaza mayor mit einem herrlichen Springbrunnen in der Mitte aus.

Durch den Rio La Paz, der auch unter dem Namen Rio Chuquiyapu bekannt ist, wird die Stadt ihrer Länge nach in zwei Theile getheilt, welche durch acht steinerne. Brücken mit einander in Verbindung stehen. Etwas nordwestlich von La Paz befinden sich in diesem schönen Thal die Quellen des Rio Veni, deren Wasser zur Regenzeit einen reissenden Strom bilden, der sich wegen seines grossen Gefälles schnell in dasselbe gegen SO. hinabstürzt und grosse Steinmassen mit sich fortreisst, bis er den Durchbruch der Cordillere zwischen den Cerros de Illimani und Quinza Cruz oder die sogenannte Angostura erreicht, von wo er dann in nordöstlicher und später in nördlicher Richtung seinen Lauf mit geringerer Geschwindigkeit fortsetzt. Die Alomeda (Allee) auf dem rechten Flussufer unterhalb La Paz hat nach Pent

land eine Höhe von 11.193 Par. Fuss, die der Höhe des Flusses gleich ist. Die Höhe des Flusses beim Austritt aus der Angostura unweit Toca beträgt 3944 Par. Fuss, mithin ist der Niveau-Unterschied auf 10 Meilen Entfernung gleich 7249 Par. F., d. i. per Meile 724,9 Par. F. oder gleich 9,76 Prozent Gefälle.

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Die absolute Höhe von La Paz beträgt nach Pentland 12.226 Engl. F. 11.471 Par. F., nach Pissis 11.502 P. F.; welche Punkte der Stadt jedoch damit gemeint sind, ist nicht gesagt. Nach meinen eigenen Messungen beträgt dieselbe in Bezug auf den Fussboden der Kathedrale (fast das Centrum der Stadt) 3705 Meter oder 11.406 Par. Fuss.

Bergbau auf Silber ist im Allgemeinen noch wenig getrieben, obgleich die Cordillere reich an Silber- und Goldführenden Quarzgängen ist. Auf der Nordwestseite des Illimani wurden im J. 1858 von den Deutschen J. M. Braun, P. Kröber, E. Mosbach, A. Focke u. A. bedeutend mächtige silberhaltige Bleierzgänge in Unduavi entdeckt, worauf dieselben nach Bildung mehrerer Gesellschaften regelmässigen Bergbau gründeten. Auf Gold arbeiteten jedoch schon die alten Spanier mit bedeutendem Gewinn. 1681 sprengte der Blitz einen Felsen am Illimani und legte ein Goldlager bloss, aus welchem grosse Reichthümer gewonnen wurden. Das Hauptgoldlager, unstreitig das beste in dieser Provinz, liegt im Flussthale Chuquiaguillo, eine halbe Stunde unterhalb La Paz, durch welches der Hauptweg zwischen den beiden Nevados de Illimani und la Mesada über einen 14.665 P. F. hohen Gebirgspass nach Unduavi und Yungas führt. Daselbst fand man früher einen Goldklumpen von 90 Mark oder 45 Pf. Schwere, der seiner Zeit der grösste auf der Erde gewesen ist. Er wurde im Museum zu Madrid zur Schau ausgestellt und soll sich schliesslich spurlos verloren haben. Übrigens führen sämmtliche Flüsse und Bäche Gold, mit dessen Gewinnung sich hauptsächlich nur die Indianer beschäftigen, während man mit Aufwendung einigen Kapitals Bedeutendes erzielen würde. Ausser den edlen Metallen giebt es aber auch noch diverse schöne MarmorArten, Granite, Berroqueño, d. h. granitartige Gesteine, die sich ganz besonders zu Bauten und Bildhauerarbeiten eignen.

2. Provinz Omasuyos grenzt im Nordosten an Larecaja, im Norden an Muñecas, im Westen an Perú, im Südwesten und Süden an Ingavi und im Osten an den Cercado de la Paz. Sie liegt auf der Nordostseite des Titicaca-See's und wird, in so weit die Peruanisch-Bolivianische Landesgrenze denselben durchschneidet, im Westen davon begrenzt. Die Hauptstadt Villa de Hachacache liegt einige Meilen östlich von der Halbinsel Copacabana. Die Provinz wird von den Indianern bis heute noch als die wichtigste betrachtet, denn es sollen in ihrem Schoosse, nämlich auf der Insel Titicaca,

die Gründer und Gesetzgeber des alten Peruanischen IncaKaiserreichs, Manco - Capac und seine Frau Mama oello Huanco, 1018 erschienen sein. Daselbst befanden sich auch die einst mit reichen Schätzen ausgeschmückten Tempel der Sonne und des Mondes &c., wovon der Ausrottungsgeist der Spanier nur noch Trümmer und Spuren zurückgelassen hat. Von diesen Tempeln sagt man sich, dass sie mit Goldplatten bedeckt gewesen seien und dass beim Annähern der Spanier die unermesslichen Reichthümer, welche die Wallfahrer jährlich mit reichen Opfern an Gold, Silber und Edelsteinen vermehrten, in den See geworfen wurden.

Die Provinz gehört der Region der Puna an. Das Klima ist kalt und daher producirt man auch nur die entsprechenden Feld- und Gartenfrüchte, als Kartoffeln, Rüben, Bohnen, Quinua, Cañagua, Gerste, und an einigen sehr geschützten Plätzen auch Blumen und Kohlsorten. Weideplätze, bedeckt mit Pasto (d. i. ein feines moosähnliches Gras), sind genügend vorhanden, weshalb viel Viehzucht in Schafen, Llamas und Alpacas getrieben wird. In den Gebirgen giebt es viel Wild, z. B. Vicuñas, Guanacos und Schweine.

Unter den Inseln des Titicaca - See's zeichnet sich die Insel Titicaca besonders wegen der bereits erwähnten Ursachen aus; sie ist 3 Leguas lang und 1 Legua breit, sehr gebirgig und hat 13 Thäler und Schluchten, die mit schönem Wasser bewässert werden und einige gut kultivirte Landgüter enthalten. Das Klima der Insel ist das beste

in der Provinz.

Bergbau hat nur in alten Zeiten auf Silber, Gold und Quecksilber Statt gefunden. In dem Cerro de Timusi nordöstlich von Carabuco findet man auch Zinnerze.

Früher befand sich auf dem See ein kleines Fahrzeug, welches zum Transport der Handelsprodukte zwischen Bolivia und Perú, später zu Tiefenmessungen diente und seit vielen Jahren schon zerstört ist. Der Präsident Castilla in Lima hat bei einstmals guter Laune den Beschluss gefasst, zwei Dampfschiffe für die Befahrung des See's bauen zu lassen, welche endlich und sicherlich zu seiner eigenen Über

raschung im Oktober 1862 mit den nöthigen Monteurs in Arica wirklich angekommen und mit der Eisenbahn nach Tacna weiter befördert sind. Wie diese Gegenstände nach ihrem Bestimmungsort zu schaffen sind, weiss nur der zu beurtheilen, der jene Gegenden kennt. Mit den zu Gebote stehenden Hülfsmitteln und Wegen ist diess rein unmöglich. Vielleicht findet Castilla, der sich in seiner Eitelkeit stets mit Napoleon I. vergleicht, auch deshalb schon ein Mittel, alle unüberwindlichen Schwierigkeiten zu besiegen.

3. Provinz Ingavi grenzt im Norden an Omasuyos, im Westen an Perú, im Süden an Carangas, im Osten an Sicasica und im Nordosten an La Paz. Sie bildet den südwestlichen Theil des Departements, liegt zum grössten Theil in

Gebirgen und zum kleinsten Theil in der Hochebene. Ihrer Höhe nach gehört sie in den Bereich der Punas, daher ist das Klima rauh, kalt und der Aufenthalt daselbst sehr unfreundlich. An Boden-Erzeugnissen producirt man nur die Chuño, Quinua und Cañagua. Die Ebenen und Thalschluchten enthalten viel Paja (Ichu-Gras) und Pasto und dienen zur Weide für alle Wollthiere.

Bergbau auf Silber wurde hauptsächlich in Berenguela, ungefähr 10 Meilen nordöstlich vom Pass de Tacora, zu alten Zeiten grossartig betrieben, die Gruben sind seitdem verlassen und unter Wasser gesetzt. Gegenwärtig erstreckt sich derselbe nur auf die Gewinnung von Kupfer, und zwar in Corocoro und in der Chacarilla, woselbst es in der Permischen Formation nur in Form von Sand, sogenannte ,,Barrilla", und in dichten grossen Massen gediegen auf Lagern vorkommt. Das reine Kupfer in derben, mächtigen Massen heisst Tacana und in Blätterform, stalaktitischem, krystallinischem, stengligen Zustande heisst es Charqui,, weil es als solches meist das Aussehen des an der Luft getrockneten Fleisches hat. Auf einigen dieser Lager findet man auch gediegen Silber und Arsenkies, wie auch mit Kupfer durchdrungene versteinerte Knochen, Exkremente und Holz. Von beiden Gruben - Distrikten werden jährlich im Durchschnitt 15- bis 20.000 Centner Kupfer ausgeführt.

Einer besonderen Erwähnung in dieser Provinz verdienen die berühmten Denkmäler von Tiahuanaco, die etwa 3 Meilen südöstlich vom Titicaca-See liegen.

Die Hauptstadt war früher,,La Villa de Viacha", deren Höhe nach Forbes (Geology, 1861) 11.991 Par. F. beträgt. Jetzt ist es Corocoro, berühmt durch seinen Kupferbergbau und als Sitz eines Gouverneurs. Die Höhe der Plaza mayor beträgt 4021 Meter oder 12.379 Par. F. Die Stadt hat ungefähr 9000 Einwohner.

4. Provinz Sicasica mit der Hauptstadt gleichen Namens liegt zur Hälfte in den Cordilleren Sicasica-Calamarca, Quinza Cruz und zur anderen Hälfte auf der Central-Hochebene. Sie grenzt im Norden an Yungas, im Nordwesten an La Paz, im Westen an Ingavi, im Süden an Carangas und im Osten an Inquisivi.

Mit Ausnahme einiger Tiefthäler zwischen den obigen Cordilleren gehört der andere Theil den Punas an. In diesem giebt es dieselben Weiden und dieselbe Viehzucht wie in Ingavi; man producirt in den geschützten Thalschluchten Kartoffeln und Gerste und in jenen Tiefthälern Weizen, Mais und Wein. Das Klima ist im Allgemeinen gleich dem von Ingavi kalt und rauh.

Zu Ehren des Sieges in der Schlacht, welche die Patrioten Cochabamba's und Oruro's am 12. Oktober 1810 bei der Poststation südöstlich von Sicasica über die Spanier erfochten, hat man der Hauptstadt das Prädikat einer „Villa

de Aroma" beigelegt, ihre Höhe beträgt auf der Plaza mayor 4015 Meter 12.359 Par. Fuss.

Etwas mehr als eine Meile südwestlich von Sicasica befinden sich in der Gebirgsgruppe, welche aus von Granit durchbrochenem Porphyr besteht, die berühmt gewesenen Silberminen von Lauraní, die jetzt verlassen und unter Wasser gesetzt liegen. Einige Quarzgänge führen auch. Gold. Dass der Bergbau einst von grosser Bedeutung gewesen, dafür sprechen ungefähr 400 Mundlöcher, Tagebaue, und eine Unzahl von Amalgamirwerken, die man als solche noch aus den Ruinen erkennen kann. Zwei Meilen nördlich von Sicasica werden noch gegenwärtig die reichen Silberminen von Pacuani, obwohl nur flau und regellos, bearbeitet. 5. Provinz Muñecas grenzt im Norden an Caupolican, im Westen an Perú, im Südwesten an Omasuyos, im Südosten an Larecaja. Sie hat eine geringe Ausdehnung und liegt grösstentheils in der Cordillere oder el Nudo de Apolobamba, d. i. westlich vom Gebirgsknoten Sorata. Die Hauptstadt ist,,La Villa de Chuma". Diese liegt am Flusse Llica, der sich gegen Osten durch die Rios Mapiri und Caca in den Rio Veni ergiesst, und erfreut sich eines angenehmen Klima's und heiteren Himmels.

Im Allgemeinen ist das Klima ein günstiges und verschieden je nach der Situation; man producirt Kartoffeln, Mais, etwas Weizen und diverse Gemüse.

Die Gebirge und Thäler sind reich an Laubwaldungen und liefern etwas Coca. Weiden sind spärlich, jedoch genügend, um durch Zucht von Kühen, Schafen, Llamas und Alpacas die nöthigen Lebensbedürfnisse zu decken.

In den nördlichsten Gegenden der Provinz wohnen die berühmten,,botánicos del Imperio de los Incas" (Botaniker des Inca-Kaiserreichs), welche in den Gebirgen medizinische Kräuter sammeln und damit einen ausgedehnten Handel treiben. Sie geben sich nämlich für gute Kräuterkenner aus, durchreisen zu Fuss, mit einer grossen Menge der verschiedenartigsten Kräuter, Wurzeln, Gummi, Harze, Rinden u. dgl. mehr schwer belastet, einen grossen Theil des SüdAmerikanischen Kontinents, als Perú, Ecuador, Chile, Buenos Ayres, Montevideo und auch Brasilien, je nach der Konsumtion und kehren oft erst nach 2 bis 3 Jahren mit Gegenständen bepackt, die sie zu Hause bedürfen, in ihre Heimath zurück. Man versichert, dass sie geheime Mittel besässen, um Liebe einzuflössen, und andere, um das vergessen zu machen, was man liebt; auch besitzen sie das Elixir de Dulcamara und las aguas del Leteo. Was diese Leute jedoch wirklich wissen und ausgezeichnet verstehen, das ist der Transport von wilden, noch ungezähmten Maulthieren von der Argentinischen Republik nach Bolivia, ohne eins zu verlieren. Sie stopfen ihnen nämlich die Ohren so tief als möglich fest mit Wolle voll, damit sie kein äusseres

Geräusch vernehmen können, sie erschrecken deshalb durch Nichts und gehen ruhig ihren Weg. Eine andere eigenthümliche Gewohnheit haben jene Indianer, nämlich sie vertrauen ihre Frauen und Kinder während ihrer langen Abwesenheit ihren Freunden an und erkennen die inzwischen gebornen Kinder als die ihrigen an.

Bergbau auf Silber und Gold wurde in früheren Zeiten nur sehr wenig getrieben und es scheint, als wären die Gänge nicht formal und reich genug, um grössere Arbeiten darauf zu richten.

6. Provinz Yungas grenzt im Nordwesten und Westen an Larecaja, im Südwesten an La Paz, im Südosten an Sicasica, im Osten an Inquisivi und Yuracares und im Nordosten an Mojos. Sie zieht sich von den Nevados de Illimani und Huayna Potosí in gleicher Breite nach Nordost bis zu der Grenze von Mojos hinab.

Die Provinzial-Hauptstadt, die auf der Nordostseite der Cordillere liegt, heisst,,la Villa de Chulumani oder Sagárnaga".

Yungas ist durch seine Lage inmitten der höchsten Gebirgsabhänge ein von Thälern und tiefen Schluchten sehr zerrissenes und durchfurchtes Land, in welchem alle KlimaRegionen wahrzunehmen sind. Im Allgemeinen (selbst in den höher gelegenen Thälern) ist es sehr fruchtbar und in den Niederungen regnet es das ganze Jahr hindurch mit grösseren Unterbrechungen. D'Orbigny, welcher dort gewesen ist, sagt: „Die prächtige Vegetation von Rio de Janeiro wiederholt sich nicht nur in diesem Lande, sondern sie entfaltet sich hier noch mit grösserer Pracht und Glanz." Ausser allen Feld- und Gartenfrüchten der Puna wie der Yungas oder der tropischen Gegenden erzeugt die Provinz hohe und dichte Waldungen mit allen erdenklichen Holzgattungen, ja selbst die Fieberrinde (China-Rinde oder Cascarillo).

Die Bewohner der eigentlichen Yungas-Regionen beschäftigen sich vorzüglich mit dem Anbau der Coca, die sie jährlich drei bis vier Mal ernten, mit Plátanos, womit sich namentlich die arbeitende ärmere Volksklasse ernährt, und mit Kakao und Kaffee. Von den Eingebornen wird dem Kakao von Padilla oder dem aus dem Thale des Flusses Coroico wegen seiner besseren Güte der Vorzug gegeben. Man bereitet daraus eine ausgezeichnete Chokolade, die einen Ruf in ganz Süd-Amerika hat. Der Kaffee von Yungas macht dem bis jetzt als bester bekannten Kaffee von Mokka den Rang streitig und es ist nur zu bedauern, dass man ihn nicht in grösseren Quantitäten anpflanzt und ihm noch etwas mehr Aufmerksamkeit widmet. Er wird fast nur im Inlande konsumirt und sehr wenig exportirt, letzteres nur deshalb, weil er zu theuer ist. Im Inlande selbst kostet der Centner 40 bis 50 Thaler, an der Küste würde er wegen des schwierigen langen Landtransportes 50 bis 65 Thaler kosten und endlich in Europa auf 80 bis

100 Thaler zu stehen kommen. Der meiste, welcher exportirt wird, geht unter der Firma ,,Caffée de Yungas" fort, während es nur ,,Caffée de Santa Cruz" ist, welcher zwar auch gut ist, aber zum ersteren sich an Qualität verhält wie der von Costa Rica zu dem von Mokka. Mir wurde selbst in Perú Kaffee unter dem Namen des Yungas präsentirt, aus dem ich sofort den Kaffee von Costa Rica heraus erkannte, und es wurde diess den Leuten erst klar, als ich ihnen den Preis angab, denn sie hatten im Hafen selbst nur 25 bis 30 Thaler für den Centner bezahlt.

Nach Allem, was ich von In- und Ausländern über Yungas gehört und gelesen habe, sind die Wege ungangbar; um kleine Distanzen auf Sprechweite zurückzulegen, hat man oft 6 bis 8 Stunden Umwege zu machen, so tief und unzugänglich sind die Schluchten und Thäler. Weiden sind sehr spärlich, weshalb nur sehr wenig Viehzucht getrieben werden kann; die Folge davon ist, dass das Fleisch nur getrocknet als Charqui von La Paz importirt werden muss.

Das Klima ist im Allgemeinen heiss und ungesund, denn die sogenannte Terciana, das dreitägige oder kalte Fieber, ist dort zu Hause. Fast jeder Einwanderer, sei er Bolivianer oder Ausländer, hat daran zu leiden. Diess mag denn die Hauptursache sein, weshalb sich die Ansiedelungen nicht vermehren.

7. Provinz Larecaja grenzt im Norden an Caupolican, im Nordwesten an Muñecas, im Südwesten an Omasuyos, im Süden an La Paz, im Südosten und Osten an Yungas und im Nordosten an Mojos. Sie gleicht in Allem der Provinz Yungas und ist nur als eine nordwestliche Fortsetzung davon anzusehen. Nur unterscheidet sie sich von dieser durch ihre grösseren Weiden, die sie in ihren nordöstlichen Niederungen besitzt. Ausserdem hat sie grossen Reichthum an medizinischen Kräutern, wie Muñecas, und es sind die Kräuterhändler wegen ihrer Eigenthümlichkeiten eben so berühmt wie die Muñecas-Indianer.

Die Hauptstadt ist Sorata, welche nach Pentland eine Höhe von 9850 Engl. oder 9242 Par. F. hat und am Westfusse des Yllampú oder Sorata oder Ancomani liegt; dessen bis jetzt nur allein von Pentland gemessene Höhe beträgt 19.972 Par. F. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts war sie eine sehr bevölkerte Stadt und namentlich von reichen Familien bewohnt. 1780 und 1781, wo die Spanier mit den übrig gebliebenen Inca-Häuptlingen einen gegenseitigen Vertilgungskrieg in Bolivia und Perú führten, welcher hauptsächlich im südlichen Theile Cuzco's entbrannte, flüchteten die Spanier aus der Umgebung des Titicaca-See's nach der Stadt Sorata, befestigten diese und bespickten die Wälle mit Kanonen gegen ihre Verfolger. Der Inca Andres TupacAmarú an der Spitze von 14.000 schlecht bewaffneten Indianern erkannte bald seine Schwäche gegen den wohl be

festigten Feind und fiel auf die sinnreiche Idee, die Wasser der Thäler und Schluchten in den höheren Gebirgsregionen abzudämmen und damit schliesslich die Stadt zu überschwemmen. Diess geschah, die Schanzwerke konnten dem heftigen Anstürmen der Wasser nicht widerstehen. Die Überschwemmung verursachte unter den Einwohnern der Stadt einen panischen Schrecken und der Sieger TupacAmarú liess nun alle Spanischen Amerikaner und Spanier enthaupten, so dass überhaupt 20.000 Opfer in dieser blutigen Katastrophe fielen. Nach derselben hat sich die Stadt nicht wieder erholt und ist jetzt als solche von geringer Bedeutung.

Der Hauptfluss ist der Rio Caca, in den sich die kleineren Flüsse Mapiri, Tipuani, Challano und Coroico ergiessen; sie sind alle Gold-führend; der Tipuani ist wegen seines Goldreichthums von grosser Bedeutung gewesen und ist es noch. Seit der Ankunft der Spanier sind die Goldwäschereien betrieben und die Grösse des erzielten Werthes, in Millionen ausgedrückt, ist nicht bekannt geworden. Die einzigen grossen Unternehmer, die dort noch arbeiten, sind die Familie Villamíl in La Paz. Diese hatte vor einigen Jahren das Glück, unter einem grossen Stein eine Partie Goldstaub, Körner und Klumpen im Gewichte von 17 Arrobas à 25 Pf. = 425 Pf. reines Gold zu finden, wodurch sie nicht allein schuldenfrei wurde, sondern auch die Unternehmung aufs Neue fördern konnte.

8. Provinz Inquisivi liegt in der Cordillera de Inquisivi, wird im Nordwesten und Norden von Yungas, im Südwesten und Süden von Sicasica und Oruro, im Südosten von Tapacarí und im Osten von Ayopaya begrenzt.

Die Hauptstadt „La villa de Inquisivi" liegt in einem tiefen Thale am Rio Catu, der sich in östlicher Richtung in den Rio Ayopaya ergiesst, welcher weiter nördlich unter dem Namen Rio Cotacajes in den Rio Altamachi einmündet.

Wegen ihrer verschiedenen Klimate gedeihen daselbst alle Bodenprodukte der angrenzenden Provinzen, allein die Bewohner bequemen sich nicht sehr zum Ackerbau und begnügen sich mit der Produktion von Mais, Kartoffeln, einigem Gemüse und Obst, welch' letzteres jedoch fast wild wächst, ohne dass sie Arbeit davon hätten. Die vielen hohen Waldungen enthalten unendliche Mengen von Cedernholz und Lorbeerbäumen. Weiden giebt es nicht viele, weshalb die Viehzucht nicht gross ist.

Bergbau wurde hier viel getrieben, doch hat man gefunden, dass die Silbererze weniger auf Güngen als in Nestern und Stockwerken vorkommen. Von den bearbeiteten Minen haben die von Corachapí, 2 Leguas südöstlich von der Hauptstadt, eine Berühmtheit erlangt, denn sie sollen noch Erze enthalten, wo der Cajon zu 50 Centner

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Die Departements - Hauptstadt Cochabamba mit einer Bevölkerung von 40.678 Einwohnern liegt am Südfusse der Cordillera de Cochabamba oder Tarána, in einem schönen Thale zwischen den beiden Cordilleren Negro Pavellon-Colquiri und Tayapaya-Cliza, auf einer von Pissis bestimmten Höhe von 7914 Par. F. Sie wurde auf Befehl des Vicekönigs Don Francisco de Toledo 1572 durch den Kapitän Jeronimo Osorio auf den Trümmern einer früheren Stadt gebaut, welche 1565 von Pedro Cardenas gegründet wurde.

Das ganze Departement liegt inmitten hoher Gebirge, die von wasserreichen Tiefthälern durchschnitten werden. Mit Ausnahme der Yungas oder tropischen Gegenden findet man alle übrigen Klima-Verschiedenheiten und es macht mit denselben vereint eins der schönsten und fruchtbarsten Landestheile Bolivia's aus. Alle Bedürfnisse, gleich viel welcher Art sie sein mögen, findet und erzielt man dort in solcher Menge und mit so geringer Mühe, dass man es die Kornkammer Bolivia's und des südlichen Perú nennen kann. In Wahrheit ist es diess, denn würde z. B. Cochabamba nur seine Weizenproduktion aufgeben, was sollte dann aus den Nachbarprovinzen werden? Sie müssten verhungern.

Mit der Kultur von Weizen beschäftigen sich die Bewohner am meisten und es ist entschieden, dass derselbe von der ausgezeichnetsten Güte ist, weshalb sein Mehl und Brod mit Recht so geschätzt werden.

In der Industrie ist man in Cochabamba unstreitig am meisten vorgeschritten. Man beschäftigt sich mit Wollenund Baumwollen - Weberei, Licht-, Seife- und Stärkefabrikation, mit Lohgerbereien, mit glasirten Töpferarbeiten, mit Sattlerarbeiten u. dergl. mehr.

1. Provinz Cochabamba grenzt im Norden an Yuracares, im Nordwesten an Ayopaya, im Westen an Tapacarí, im Süden an Arque, im Südosten an Cliza und im Nordosten an Mizque; die Hauptstadt ist Cochabamba, welche in

dem schönen, fruchtbaren und gesunden Valle gleichen Namens belegen ist. Der Süden ist stärker bevölkert als der Norden, was weniger in klimatischen und lokalen Verhältnissen als vielmehr in der günstigeren kommerziellen Lage seine Ursache hat, durch welche es mit den Departements La Paz, Oruro und Chuquisaca in leichterer Verbindung steht. Die nordischen Niederungen enthalten dichte Hochwaldungen mit werthvollen Holzgattungen, während im Süden nur Buschwaldungen, Strauchwerk und viele medizinische Kräuter vorhanden sind. Die höheren Gebirgsregionen sind reich an Weiden für Rind- und Wollvieh, dagegen fehlen sie in den Thälern fast gänzlich, weil man daselbst den freien Boden durch Kultivirung besser verwendet, indem man ihn durch künstliche Wasserleitungen fruchtbar macht und hauptsächlich viel Luzernklee zieht.

In den nördlichen Theilen hat man Silber- und Goldführende Gänge gefunden, will aber die Beobachtung gemacht haben, dass sie wegen ihres geringen Gehaltes nicht. mit Vortheil bearbeitet werden können. Die Hauptstadt ist der Sitz des Gouverneurs, des Justiz - Tribunals und des Bischofs, hat mehrere Kirchen, eine Universität,,San Simon", ein Gymnasium, mehrere Schulen, ein Waisenhaus und eine Buchdruckerei.

2. Provinz Cliza mit der Hauptstadt Tarata grenzt im Nordwesten an Cochabamba, im Westen an Arque, im Süden an Chayanta, im Osten an Mizque und liegt auf der Westseite der Cordillera de Tayapaya-Cliza und dem Knotenpunkt Tiraque. In derselben liegen die entferntesten Quellen des Rio de Madera, welche diesem ihr Wasser durch den Rio Grande oder Guapay zuführen. Die ganze Provinz ist sehr fruchtbar und die Ernten würden weit grösser ausfallen, wenn man die Gebirgswasser durch künstliche Leitungen besser benutzte. In der mittleren Bergeshöhe producirt man Weizen, Kartoffeln und Ocas und in den Thälern und einigen Thalschluchten zu allen Jahreszeiten Weizen, Gerste, Mais &c. in grosser Menge.

Die Weiden sind sehr gut, weil der Boden sehr mit salzigen Substanzen geschwängert ist, die den Viehheerden aller Klassen gesunde und nahrhafte Kräuter und Gräser bieten.

Bergbau ist daselbst noch nicht betrieben, obgleich genügende Anzeichen für das Vorhandensein edler Gänge sprechen.

3. Provinz Tapacarí mit der Hauptstadt gleichen Namens grenzt im Nordosten an Cochabamba, im Norden an Ayopaya, im Westen an Inquisivi, im Süden und Osten an Arque und ist die südliche Fortsetzung des Valle de Cochabamba. Der grösste Theil der Provinz ist gebirgig und durchschluchtet von engen und tiefen Thälern, die von einigen Flüssen und Bächen bewässert werden. Mit Hülfe von

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