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verschiedenen Beobachtungen zusammenstelle, die ich bei späteren Besuchen zu machen Gelegenheit hatte.

,,Der Fluss kommt völlig entwickelt aus dem grossen Landseebecken heraus und fliesst schon oberhalb des Falles mit Rauch und Getose dahin. Dort, wo der Hasensprung beginnt, liegt eine öde Felseninsel, auf welcher hie und da eine junge Fichte Wurzel gefasst hat. Die Ufer des Flusses sind zu beiden Seiten der Felseninsel sehr steil, ja sie werden weiter unten ganz senkrecht und bilden eine schmale Rinne, die 4 (Schwedische) Meile lang und nur 60 bis 70 F. breit ist. Der oberste Theil der Rinne an der Ostseite der Insel ist dort, wo der Fall beginnt, 80 bis 100 F., am unteren Ende der Insel 500 F. und weiter unten nur 50 F. breit. Dieser schmale Theil der Rinne ist bedeutend steiler als die übrigen. Die gewaltige Wassermasse fällt am obersten Ende der Felseninsel, im Osten derselben, erst 35 bis 40 F. senkrecht herab und stürzt sich darauf mit der fürchterlichsten Gewalt in die abschüssige Rinne, wobei zwei ungeheure Wellen von wild brausendem Schaum entstehen. Weiter unten, dem Laufe der Wirbel gerade im Wege, springt von dem östlichen Ufer ein Felsen vor. Gegen diesen stürzt sich die in wilder Wuth hineilende Wassermasse und sie wurde bei meinem Besuche im J. 1862 (welcher Sommer wegen des häufigen Regens und der dadurch bewirkten Überschwemmungen im Gebirgslande der Betrachtung dieses grossartigen Naturschauspieles ganz besonders günstig war) bisweilen 50 F. in die Höhe geworfen. In jedem Augenblick verändert sich die Scene; überall werden grosse Wassermassen hoch in die Luft geschleudert und hohe Wolkensäulen von Schaum schweben über dem Ganzen; bisweilen sind diese bis zur Undurchsichtigkeit verdichtet. Der weiss kochende Gischt wird von dem im Wege stehenden Felsen gezwungen, seitwärts auszuweichen, und begegnet dem schmaleren Stromarm, der von der anderen Seite der Felseninsel kommt, nachdem er sich zuvor senkrecht herabgestürzt hat. Darauf eilt der siedende Strom lärmend und tobend in seiner engen Rinne weiter und bildet eine (Schwedische) Meile lange zusammenhängende Reihe von Wasserfällen. Von dem 120 bis 150 F. hohen Felsenufer erblickt man in der Tiefe Nichts als Rauch und Schaum, dessen blendend weisse Farbe merklich gegen die schwarz glänzenden Felsenwände absticht.

,,Nur an einigen Punkten, und auch hier nicht ohne Lebensgefahr, kann man an das Wasser hinabkommen. Am leichtesten ist diess gerade dort möglich, wo die Scene am ergreifendsten ist, nämlich gleich unterhalb des obersten Theiles des Falles. Hier sieht man auf der einen Seite den schön dunkelgrünen, mit betäubendem Donner senkrecht herabstürzenden Strahl und auf der anderen die in der abschüssigen Rinne mit der eiligsten Fahrt und in ungeheuren

Wellen dahin stürzende Wassermasse mit ihren gleichsam aus einem kochenden Abgrunde unaufhörlich aufsteigenden Nebeln.

,,Die Gegend um den Hasensprung ist die wildeste, die man sich nur denken kann. Hohe Gebirgsketten laufen zu beiden Seiten des Flusses und parallel mit demselben. Um an den Fall zu gelangen, muss man bald an halsbrechenden Klüften hinab, bald unter ungeheuren, auf einander gethürmten Felsblöcken umherklettern. Hieraus lässt sich abnehmen, wie schwierig es sein muss, die Höhe des Wasserfalles auf gewöhnliche Art durch Nivellirung zu bestimmen. Daher wendete ich das Barometer an und befand die ganze Höhe 264 F., also ist der Hasensprung 2 Mal höher als die berühmten Trollhätta-Fälle (112 F. hoch) und übertrifft diese ganz ohne alle Vergleichung an grossartigem Effekt. Nach demjenigen, was ich zu vermuthen Anlass habe, ist der Hasensprung der höchste Wasserfall in Europa mit einer so bedeutenden Wassermasse.

,,Der Lärm, den der Fall verursacht, wird weit umher vernommen und soll sogar bis zu dem 5 Schwedische Meilen entfernten Berge Gellivare Dunder gehört werden."

Der zweite Quellfluss des Stromes, die Kleine Luleå-Elf, entspringt, wie bemerkt, in der Nähe der Grossen. Als ihre obersten Theile können der die See'n Tarraloubbal und Tarrajaur durchströmende Tarrejokk und der aus dem Puitisjaur abfliessende Kamajokk betrachtet werden, welcher letztere den Njâtsojokk und den durch den Sokkajaur bei dem Eisenberge Ruotivare fliessenden Stantarjokk aufnimmt, nun Fellokk heisst, dann den durch den See Tatajaur fliessenden Njakak aufnimmt und sich bei der Kapelle Qvikkjokk (66° 56' 33" N. Br.) mit dem Tarrejokk vereinigt, um sich gleich darauf in den herrlichen Landsee Saggat (957 F. hoch) zu ergiessen. Dieser Landsee so wie die ganze Umgegend von Qvikkjokk bilden ein ungemein liebliches Gebirgsthal, welches umgeben ist von einer bedeutenden, von dem Hochgebirge getrennten Gebirgsgruppe, zu welcher recht bedeutende Höhen, wie Vallispiken (4300 F.), Kaskajvo (4383 F.), Staika (5177,5 F.), Karvek, Tjoultapault, Statjatjokk, Säkkokk (3000 F.), Kabbla Tuodar, Porte Tuodar, Ruotivare, Skevvon, Silkpakvare u. a. m., gehören. Von allen Reisenden wird dieses Gebirgsthal mit seinem kräftigen Baumwuchs und seinen ausgezeichnet reichen und saftigen Grasmatten als ein ungemein herrliches geschildert; der Norweger Stockfleth, der Apostel der Norwegischen Lappen, setzt diese Gegend über die wegen ihrer Naturschönheit berühmten bei Alten, Pettersson sagt aber:,,Nur Schade, dass man dieses Lappländische Paradies während des Sommers so zu sagen durch eine Hölle von Mücken sehen muss." Mit dem Saggat beginnt die etwa 15 Deutsche Meilen lange Reihe von Landsee'n, die dieser Fluss hier

bildet, nämlich unterhalb des Saggat der Tjåmotis (937,7 F.), Skalka (935 F.), Parkijaur (929,9 F.), Randijaur (894,5 F.), Purkijaur und Vajkijaur (808,6 F.). Unter den Nebenflüssen, welche sich in diese See'n ergiessen, sind folgende die bedeutendsten: in das nordwestliche Ende des Tjåmotis fällt der Smajlaädno, der Abfluss des See's Snavva, in welchen drei bedeutende Flüsse fallen, nämlich 1. der Situädno, der von dem See Letsit kommt und den Situojaur durchströmt, 2. der Lajdädno, Abfluss des Lajdaur, in welchen sich der Rapaädno ergiesst, und 3. der Taurijuädno. In den nördlichsten Theil des Randijaur ergiesst sich der Nautasjokk, der Abfluss des Nautijaur, in welchen See der Keptijokk und der Adurajokk fallen; rechts fällt in den Nautasjokk der Stajnasjokk, Abfluss der See'n Harrijaur, Lokkijaur und Stajnasjaur. An der Südseite des Purkijaur mündet die bedeutende Pertelf, entspringend als Iselejokk, die See'n Peuraur, Karats und Juognajaur durchströmend, rechts den Naustajokk, Abfluss des Naustajaur, und links den die See'n Laddon und Norvijaur durchfliessenden Norvijokk aufnehmend. Unweit der Pertelf mündet in den Purkijaur die Appo-Elf, Abfluss des Tarrajaur, welcher die Abflüsse mehrerer höher gelegener See'n aufgenommen hat.

Von dort ab, wo die Kleine Luleå - Elf entwickelt aus dem Vajkijaur tritt, unweit der Kirche Jokkmokk, bildet sie keine seeartigen Erweiterungen mehr; dasselbe ist auch der Fall, nachdem sich beide Hauptflüsse bei Vollerim in einer absoluten Höhe von 222 Fuss vereinigt haben, indem sich die Kleine Luleå-Elf in einem schrecklich tobenden S-förmigen Wasserfall in die Grosse Luleå-Elf stürzt und der vereinigte Fluss gleich darauf den majestätischen Porse - Forss bildet. Unterhalb desselben, bei dem Gute Storbacken, ist die absolute Höhe des Flusses noch 157,844 F. Wenn jedoch der Fluss in seinem Unterlaufe keine seeartigen Erweiterungen mehr bildet, so darf man daraus noch nicht schliessen, dass hier gar keine Landsee'n vorhanden wären, vielmehr ist zu beiden Seiten längs des ganzen Laufes eine zahllose Menge grösserer und kleinerer Landsee'n vorhanden, welche Flüsse und Bäche in den Hauptstrom senden. Von den zahlreichen Nebenflüssen in diesem Unterlaufe erwähnen wir nur rechts die Görjeå, die Bodträskå mit Qvarnå und links die bedeutende Svartlå-Elf, im oberen Laufe, bis an den See Lakaträsk, Poltisjokk genannt.

Von Storbacken ist der Fluss 2 Schwedische Meilen abwärts schiffbar, indem er auf dieser Strecke, wo er die Grenze zwischen den eigentlichen Lappmarken und dem zu der Landschaft Westerbotten, dem Küstenlande, gehörenden Theil des Läns Norrbotten überschreitet, nur ein Gefälle von 5,944 F. hat. Nun aber kommen die Stromschnellen bei Edefors (Edeforssar), welche in einer Länge von etwa 14 Schwedischen Meile eine Fallhöhe von 76,005 F.

haben, und unterbrechen die Schifffahrt. (Jetzt werden sie an der linken Seite mittelst eines 9350 F. langen Kanales umgangen.) Wiederum fliesst der majestätische Fluss 74 Schwedische Meilen mit einem Gesammtgefälle von 10,3 F. schiffbar dahin bis Laforsudden in der Nähe der Kirche Öfver Luleå, woselbst seine absolute Höhe noch 65,595 F. beträgt. Hier wird nun die Schiffbarkeit zum letzten Mał unterbrochen durch eine bis Råbäck über 34 Meilen lange Reihe von Stromschnellen, die sogenannten Hedeforssar, deren Fallhöhe 58,52 F. beträgt (sie werden jetzt umgangen mittelst eines 28.400 F. langen Kanales). Von Råbäck ab, wo die absolute Höhe des Flusses nur noch 7,075 F. beträgt, bis an seine über 4 Schwedische Meilen entfernte Mündung in den Bottnischen Meerbusen bei der Stadt Luleå stehen der Schifffahrt keine Hindernisse im Wege. Die Stadt Luleå erhielt 1612 ihre städtischen Privilegien, stand aber damals Meile von der jetzigen Stadt entfernt, wo jetzt die Altstadt (Luleå Gammelstad) liegt; doch bereits 1642 erkannte man diese Lage als ungünstig, daher man sie an ihren jetzigen Ort, eine Landspitze an der Flussmündung, verlegte. Jetzt ist sie die Hauptstadt des Läns Norrbotten und zählte 1860 1516 Einwohner, die sich 1864 auf 1737 vermehrt hatten.

Schon lange hatte man daran gedacht, diesen wichtigen Fluss wenigstens bis Storbacken, etwa 15 Schwedische oder 22 Deutsche Meilen, ohne Unterbrechung der Schifffahrt zu eröffnen und die beiden erwähnten Hindernisse zu besiegen, da theils die Gegenden bis dahin fruchtbar sind und theils die inneren Gegenden des Landes eine grosse Menge reicher, unerschöpflicher Erzlager enthalten. In Betreff des ersteren. Umstandes sagt Pettersson (a. a. O.): „Was bei der Reise den grossen Fluss aufwärts, welcher vielleicht der grösste in Schweden ist, am meisten die lebhafte Freude des Reisenden weckt, ist, dass die Vegetation an seinen Ufern ungemein reich ist und im Hochsommer das helle Grün der Laubhölzer eine höchst angenehme Abwechselung mit der dunkleren Farbe der Nadelwälder darbietet. Wer möchte wohl glauben, dass die Bewohner der grösseren Dörfer Gäddvik, Balinge, Sönderbyn, Afva, Lombäcken, Unbyn, Säfvasta, Svartby und Boden, welche in dem sogenannten Küstenlande liegen, nunmehr ausschliesslich von dem Ackerbau leben und von den Frostnächten (im August) kaum noch etwas zu fürchten haben? Das war noch vor wenigen Decennien keineswegs der Fall und die Verbesserung des Klima's muss einzig und allein der fortschreitenden Kultur und der Entsumpfung des Landes zugeschrieben werden. Einen schönen Beweis dessen, was in dieser Hinsicht noch höher hinauf geleistet werden kann, bietet der Musterfarm Åminne dar, welcher etwas oberhalb Svartlå, eines ehemaligen Hütten-, jetzt Sägewerkes, unweit der Grenze von

Lappland, doch an der anderen (der rechten) Seite des Flusses, unter dem Schutze des damaligen Kronprinzen, jetzigen Königs Carl XV., 1858 angelegt ist. Hier sind die nöthigen Gebäude aufgeführt und bedeutende Landstrecken mit gutem Boden auf Lehm- und Mergelunterlage urbar gemacht, worauf Gerste, Hafer und selbst Winterroggen vortrefflich gedeihen. Schon jetzt kann man den heilsamen Einfluss dieser Anlage in der ganzen Umgegend spüren, indem der Ackerbau ungemeine Fortschritte macht und der Urwald dem Anbau weicht." Auch in den schon zu den Lappmarken gehörenden Gegenden mit günstiger Lage nimmt die Bodenkultur zu; selbst noch ganz in der Nähe des höchsten Gebirges, in dem paradiesischen Thale von Qvikkjokk, schlägt die Getreideernte selten fehl und besonders giebt die Viehzucht reichlichen Ertrag wegen des kräftigen Graswuchses und der vorzüglichen Weiden. Auch der Wald wächst kräftig in den unteren Theilen der Lappmarken, und wenn auch langsamer als in südlichen Gegenden, so liefert er doch wegen des grossen Areals, das er bedeckt, nicht nur was zum eigenen grossen Bedarf erforderlich ist, sondern darüber hinaus zu einem bedeutenden Export. Nach dem unterthänigen Berichte des früheren Landshauptmanns des Läns, P. H. Widmark, 1860 betrug dieser Export an Waldprodukten in den drei Jahren 1856 bis 1858 durchschnittlich im Jahre 4589 Lispund (à 20 Pf.) Pottasche, 590 Spieren, 118.726 Sparren, 47.788 Balken, 60.505 Zwölfter Planken, 61.623 Zwölfter Breter und 22.358 Tonnen Theer, die zu dem bedeutenden Schiffbau auf den hiesigen Werften verwendeten Materialien ungerechnet. Unerschöpflich aber sind die Metallreichthümer dieser Gegenden, wie bereits dargethan ist von S. G. Hermelin in seiner „,Mineralhistoria öfver Lappmarken och Westerbotten", Stockholm 1804, von Widmark in seinem angeführten Bericht (daselbst 1860) und neuerdings von dem Konsul und Disponenten des Stockholmer Contors der Englisch-Schwedischen Aktien - Gesellschaft,,The Gellivara Company, Limited", Otto Blanck in seiner volkswirthschaftlichen Skizze:,,Der Mineralreichthum der Schwedischen Provinz Norrbotten und das Eisensteinlager Gellivara, Stockholm und Leipzig 1866" (mit einer Karte der Provinz), worauf hier verwiesen wird. Es sind hier nämlich unter anderen reiche Kupfergruben im Svappavara (auch Eisen), Serkievara, Kilavara, Ragisvara, Schiangeli, Bleiglanz mit Schwefelkies im Kedkevara, Alkevara, Kiåurovara, Eisen im Ruotivara u. a., besonders aber in dem ganz aus Eisenerz bestehenden Berge Gellivara, 1/2 Schwedische Meile nördlich von der Kirche gleichen Namens, welcher auf Jahrtausende alle Hohöfen der Erde mit dem vortrefflichsten Rohmaterial versehen könnte, welches 60 bis 70, ja das aus der Robsahmsgrube 74 Prozent reines Eisen enthält (die nähere

Analyse so wie andere Details s. in Blanck's Skizze). Der Gellivara-Berg erhebt sich nach Pettersson 317,2 F. über der am nördlichen Fusse des Berges hinfliessenden, in die Kalix-Elf sich ergiessenden Lina-Elf, deren absolute Höhe nach C. P. Hallström's Nivellirung (1819) hier 1084,8 F. ist, so dass also die absolute Höhe des Berges 1402 F. ist; dagegen giebt der berühmte Geolog A. Erdmann die östliche Höhe auf 6- bis 700 und die westliche auf etwas über 800 F. oder ungefähr 2000 F. über der Meeresfläche an (Blanck, S. 54), was aber nicht so zuverlässig sein dürfte. Der Berg ist von Osten nach Westen etwa 16.000 F. lang, fällt gegen das Flussthal der Lina-Elf im Norden schroff und steil ab, senkt sich aber sanft gegen Süden. Hier schiebt sich ein Thal in den Berg hinein, so dass er hier nur 6000 F. breit ist, während die Breite zu beiden Seiten wohl 10.000 Fuss beträgt.

Diese Reichthümer konnten natürlich bei dem Mangel an Kommunikations - Mitteln nicht ausgebeutet werden und wiederum waren die Kräfte der Bewohner von Norrbotten allzu gering, als dass sie hinreichen konnten, dergleichen zu Stande zu bringen; denn dieses Län, obgleich sein Flächeninhalt 1950,58 Deutsche Quadrat-Mln. beträgt, also wenig kleiner ist als der von Bayern, Württemberg und Baden zusammengenommen (2022,574 QMln.), hatte 1860 nur 69.225 Einwohner (1864: 73.775), während in jenen Staaten beinahe 8 Millionen vorhanden sind; ja die Stadt Luleå und die vier Kirchspiele, denen die KommunikationsAnstalten an dem Flusse Luleå allein zu Gute kommen sollten, hatten 1860 auf einem Areal von 754,8 QMeilen nur 19.956 Einwohner, nämlich das zu der Landschaft Westerbotten gehörende Küstenland auf 76 Quadrat-Meilen 15.608 Einwohner (die Stadt Luleå 1516, Neder Luleå 8283, Öfver Luleå 5809) und von den zu den Lappmarken gehörenden beiden Kirchspielen Jokkmokk mit der Kapelle Qvikkjokk auf 326,03 QMln. 1905 Einwohner (Jokkmokk 1378 und Qvikkjokk 527) und Gellivare (so gross wie das Königreich Württemberg) auf 352,8 QMln. 2442 Einw.

Vieles hatte in dieser Hinsicht der um Schweden hoch verdiente Freiherr S. G. Hermelin 1) gethan und Norrbotten

1) Hermelin, geb. 1745, gest. 1820, ist dem Auslande besonders bekannt durch sein grosses Kartenwerk über Schweden und Finland in 38 Blättern, Stockholm 1797 bis 1812, dessen Herstellung ihm sehr bedeutende Summen kostete, indem er zu diesem Zweck nicht allein selbst weite Reisen machte, sondern auch durch andere Gelehrte in Gegenden, die noch gar nicht erforscht waren, Vermessungen anstellen liess (unter diesen war auch der bereits erwähnte Wahlenberg) und ausserdem mit der Konstruktion der Blätter in allen Provinzen viele Hände beschäftigte. Diese Karten sind zwar nunmehr veraltet, auch sind sie nicht ganz richtig, aber von manchen Gegenden sind noch keine besseren und neueren vorhanden und man muss sich daher mit ihnen begnügen. In Norrbotten aber kaufte er die erwähnten bedeutenden Besitzungen; das Gut Storbacken, welches auf der rechten Seite der Luleå-Elf schon innerhalb der Lappmarken auf einer von dem Flusse gebildeten Halbinsel liegt und, umgeben von bedeutenden pitto

verdankt ihm ungemein viel, doch konnte er seine Pläne nicht in Ausführung bringen und als seine Güter (darunter auch der Berg Gellivara) an den damaligen Kronprinzen, nachherigen König Carl XIV. Johann übergegangen waren und dieser sich durch andere Ankäufe eine Besitzung erworben hatte, die etwa 100 Deutsche QMeilen gross war, so wurde er bald der ewigen erforderlichen Zuschüsse müde, welche die Verwaltung erforderte; denn weit entfernt, ihm das geringste Einkommen zu liefern, war der Besitz mit jährlichem bedeutenden Verluste verbunden. Daher verkaufte denn auch der König Oscar I. die Güter, in drei Theile getheilt, an Privatpersonen, welche aber ebenfalls bald zu der Einsicht gelangten, dass ihre Kräfte unzureichend wären, den Besitz dieser Güter beizubehalten, da wegen des Mangels an Leuten und des allzu kostspieligen Transportes wenigstens 11 Reichsthaler verausgabt werden mussten, um 10 einnehmen zu können, und zu der Anlage langer Wege allzu grosse Kapitalien erforderlich waren. Daher suchten sie die Güter wieder los zu werden und der König liess grossmüthig den Kauf rückgängig werden. Nun aber sind vor etwas über zwei Jahren die grossen Besitzungen von einer Englisch-Schwedischen Aktien-Gesellschaft, „,,The Gellivara Company, Limited", gekauft worden, welche, versehen mit einem bedeutenden Aktien - Kapital, mittelst Baues einer Eisenbahn von dem Gellivara-Berg bis Norrvik am linken Ufer der Luleå-Elf, Storbacken gegenüber, und ferner durch die Kanalisirung der beiden erwähnten Wasserfälle in dem Flusse eine bequeme und vor Allem billigere Kommunikation zwischen der Küste und wenigstens dem Berge Gellivara herzustellen beabsichtigt, um alsdann die in der That unerschöpflichen Schätze an Eisenstein auszubeuten. Ausserdem ist auch bereits 1864 ein Weg von Storbacken an der Kirche Jokkmokk vorbei bis an den See Vajkijaur, ein 6 Schwedische Meilen langer Weg, mit einem Kostenaufwande von 67.530 RThaler, wozu der Staat 40.000 hergegeben hat, hergestellt worden, von wo ab die lange Reihe von Landsee'n, zwischen denen aber immer Trageplätze vorhanden sind, eine Erleichterung der Kommunikation nach dem oberen Lande darbietet. Einen solchen Trageplatz nennt man Mårka.

Die 9,316 Schwedische oder 13,42 Deutsche Meilen lange

resken Höhen, ein ungemein schöner Platz ist, war sein Lieblingsaufenthalt. Nun widmete er dem allgemein vernachlässigten Norrbotten seine besondere Aufmerksamkeit und diese Landschaft hat keinem anderen Mann so viel zu danken wie ihm, denn Keiner hat hier mit eigenen Kräften so Grosses ausgeführt wie er, er hat eine Menge von Schmelzhütten, 130 Ansiedelungen, Meilen lange Wege u. s. w. angelegt. Aber leider hatte er seine Kräfte allzu hoch veranschlagt, Missrechnungen und zustossende Unglücksfälle bewirkten seinen ökonomischen Ruin und es blieb ihm von seinem früheren sehr bedeutenden Vermögen nur ein kleines Gut, welches ihm nicht genommen werden konnte, da es ein Fideikommiss war, und ihn nebst einer kleinen Pension vom Staate in seinem Alter wenigstens vor Noth schützte.

Eisenbahn von dem Berge Gellivara nach Norrvik an der Luleå wird in Folge besonders günstiger Bodenverhältnisse und da dieselbe nur für 34 F. Spurweite gebaut wird, für den ausserordentlich billigen Preis von 2.575.000 RD. Schwedischer Reichsmünze oder für 965.625 Thlr. Preuss. Ct., d. h. 276.400 RThaler Schwedisch per Schwedische und etwa 72.000 Thlr. Preuss. Ct. per Deutsche Meile, incl. Betriebsmaterial hergestellt werden. Zur Schiffbarmachung der beiden erwähnten Wasserfälle aber sind verschiedene Vorschläge und zahlreiche Untersuchungen gemacht worden, bis man sich endlich zur Adoptirung der Elbing - Osteroder Kanalbauten in Ost - Preussen mit geneigten Ebenen entschieden und die Arbeiten zur Herstellung eines ununterbrochenen, 22 Deutsche Meilen langen Wasserweges auf der Luleå-Elf in Angriff genommen hat.

Die Kosten zu diesen Kanalbauten, welche die erwähnte Aktien-Gesellschaft übernommen hat, sind veranschlagt zu 1.278.000 Thaler Reichsmünze (479.250 Thlr. Preuss. Ct.), wozu die Reichsstände von 1862 bis 1863 eine Subvention des Staates von 23 der Kosten mit 852.000 Thlr. Reichsmünze (319.500 Thlr. Preuss. Ct.) bewilligt, die Gesellschaft aber sich verpflichtet hat, nicht allein die Kanäle in bestimmter Frist zu vollenden und dieselben dem allgemeinen Verkehr gegen die Erlegung einer verhältnissmässigen Abgabe zu öffnen, sondern auch die Eisenbahn von Norrvik nach dem Berge Gellivara aus eigenen Mitteln zu erbauen.

Darauf hat denn die Gesellschaft die Kanalbauten unter Leitung des Kapitäns beim Königl. Schwedischen GenieCorps R. Schough schon im November 1864 mit grosser Energie in Angriff genommen, aus den südlicheren Provinzen Schwedens Arbeiter in die menschenarme Gegend geschafft, zur Erleichterung der Transporte für die Kanal- und Eisenbahnbauten die Dampfschiffe anfertigen lassen, von denen schon während des vorigen Sommers (1865) das eine von Luleå bis an die Heden-Fälle, das zweite von dort bis an die Ede-Fälle und das dritte von hier bis Norrvik, an den Beginn der Eisenbahn, gegangen ist. Um die beiden letzteren an die Orte ihrer Bestimmung zu schaffen, war man genöthigt, dieselben während des Winters stückweise auf Schlitten zu transportiren, was bei der Grösse der Fahrzeuge, jedes mit einer Maschine von 16 Pferdekräften, keine geringe Mühe machte. In diesem Augenblick sind auch die Kanalarbeiten ihrer Vollendung nahe und es lässt sich mit ziemlicher Bestimmtheit annehmen, dass dieselben noch vor dem Ablaufe dieses Jahres beendigt werden; die Eisenbahnbauten aber, zu denen bereits 1865 die Vorarbeiten begonnen haben, werden ebenfalls mit aller möglichen Kraft betrieben, so dass auch diese schon im Laufe des Jahres 1868 beendigt sein werden und die ganze Linie

Luleå-Norrvik-Gellivara dann dem Verkehr wird eröffnet werden können.

Die beiden Kanäle, jeder mit einer bestimmenden Schleuse, sonst aber ohne Schleusen, gleich den ElbingOsteroder Anlagen mit geneigten Ebenen, sind in ihren Dimensionen ganz gleich. Sie sind bestimmt für Fahrzeuge, welche 80 F. lang und 10 F. breit sind, 4 F. tief gehen und eine Tragfähigkeit von 1400 Centner (à 100 Schwedische oder circa 91 Preuss. Pfund) besitzen. Daher ist die Bodenbreite der Kanäle bestimmt zu 20 Fuss ausser an Stellen, wo man gezwungen war, bedeutendere Höhen zu durchstechen. Diess ist bei dem unteren, 28.400 F. langen Kanal an den Hede-Fällen der Fall auf einer Strecke von

7200 F., wo der Kanal durch eine Höhe von 35 F. gegraben ist und wo man zur Ersparung von Kosten die Bodenbreite auf 14 F. eingeschränkt hat; doch ist in der Mitte ein Begegnungsbassin gegraben, damit zwei Fahrzeuge bequem an einander vorbeikommen können. Derselbe Fall tritt bei dem oberen, 9350 F. langen Kanal bei den EdeFällen ein, wo der Kanal ebenfalls auf einer Strecke von 3200 F. nur eine Bodenbreite von 14 F. hat. Die geringste Tiefe beider Kanäle ist auf 5 Fuss bestimmt.

Die Anlagekosten sind für den längeren unteren Kanal zu 966.000 und für den oberen zu 312.500 RThaler, Summe 1.278.500 Thaler Schwedischer Reichsmünze, veranschlagt.

Über die Gestalt des Äquatorial- oder Antipolar-Luftstroms.

Einige Worte zur Verständigung über das geographische Windsystem, zumal in Bezug auf das „,Drehungs - Gesetz”. Von A. Mühry.

Fortgesetzte Untersuchungen über das allgemeine Windsystem 1) haben, in ihrer Methode der möglichst umfassenden geographischen Zusammenstellung der Thatsachen mehr und mehr selbstständig werdend, schliesslich zu einer Vorstellung vom tellurischen System der Winde geführt, wenigstens in den Grundzügen, das vor Allem in dem Zusammenstimmen der Thatsachen (zumal auch in der Bestätigung durch das Regensystem) seine Gewähr findet. Aber es darf auch nicht der richtigen Theorie entbehren. In Bezug hierauf ist im letzten kurzen Kapitel: ,,Einige Grundlehren. der Anemologie", folgendes Axiom vorangestellt:

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,,1. Jede grössere und dauernde Luftströmung hat zu ihrer Motivkraft Aspiration, ist ein Aspirations - Wind. Impulsions-Winde von irgend beträchtlicher Ausdehnung und Dauer giebt es in der grossen freien Natur nicht (nur lokale kommen vor, z. B. bei Lawinen, Explosionen u. a.), denn die kompressible und elastische Luft der Atmosphäre setzt solchen sehr bald zunehmende Hindernisse entgegen, noch weniger ist überhaupt ein diametrales Entgegenwehen von Winden möglich.

,,2. Die Motivkraft oder der Aspirations-Raum eines jeden grösseren Luftzuges befindet sich also an dessen vorderem Ende, liegt vor dem Winde.

,,3. Ursache der Aspiration ist sowohl primär wie sekundär ein Raum mit dünnerer oder zumal mit dünner zu werden

1) Zuerst in ,,Allgemeine geographische Meteorologie" 1860, Kapitel II, dann in ,,Beiträge zur Geo- Physik" 1863, 1: „Über die Existenz von zwei Windpolen", und zuletzt in ,,Klimatographische Übersicht der Erde", mit ,,Supplement" und Karte, 1862 und 1865; auch in diesen Blättern 1859, 1861, 1862, 1863 und 1864.

in Begriff seiender Luft, also Rarität, Rarificirung der Luft. Der allgemeinste Faktor der Luftverdünnung ist Erwärmung einer Stelle mit Ascension und die hier entstehende primäre Aspiration ruft gleichzeitig eine sekundäre hervor, d. h. am Orte der Herkunft der fortgezogenen Luft eine Ersetzung, und diese Kompensation ist ebenfalls eine Aspiration und genau so stark wie die primäre. So entsteht und wird unterhalten eine Cirkulation, in welcher der kompensirende Arm meistens der wärmere, leichtere und höher liegende ist."

Obiges anemologisches Axiom, welches zugleich ein Ergebniss ist von unseren Untersuchungen über das Windsystem und auch rückwirkend die theoretische Grundlage des von uns erkannten, auf der Erde bestehenden Windsystems bildet, verstösst in mehreren Punkten darauf ist der Verfasser dieser Zeilen erst später aufmerksamer geworden gegen eine anerkannt herrschende sogenannte mathematische Vorstellung von der Gestalt und dem Verhalten des rückkehrenden Passats (oder Äquatorial-Stroms, Anti-Passats, Anti-Polarstroms) und damit vornehmlich auch gegen das berühmte,,,für heilig geltende", aber auch, „aufrichtig bekannt, nicht klar zu verstehende" "DrehungsGesetz der Winde", wie auch gegen die damit zusammenhängende Vorstellung vom Vorgange bei den Passatwechseln. und gegen eine Theorie der Stürme. Es ist daher nothwendig, nach der Seite hin, wo solche Einsprache, aktiv oder passiv, laut oder still, sich geltend macht, sich zu wenden und mit einigen Worten sich zu rechtfertigen und zu verständigen. Geschähe diess nicht, so würde daraus leicht ein Aufgeben der theoretischen Grundlage für unser

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