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Sondirungen auf den Profiltafeln erscheint, ist am besten auf die Wahrscheinlichkeit oder Möglichkeit des Vorkommens von Klippen und Untiefen zu schliessen, denn das Aufsteigen isolirter nadelförmiger Felsen aus sehr grossen Tiefen ist fast undenkbar. Die Tabellen und die Karte enthalten sämmtliche im tiefen Meer zwischen der Linie des Atlantischen Telegraphen und den Azoren ausgeführte Sondirungen.

Las Roccas, South Atlantic. Mit 1 Karte. (The Mercantile Marine Magazine, Febr. 1866, pp. 33-50, März pp. 65-80, Mai pp. 141–143.) Ausführliche Beschreibung dieses vor der Brasilianischen Küste in 3° 51' 30" S. Br. und 33° 46′ 30′′ W. L. v. Gr. gelegenen Korallenriffs, nebst detaillirten Nachweisen über die Meeresströmungen in seiner Nähe und über die daselbst beobachteten Windrichtungen, endlich mit Erörterung der Frage, ob die östliche, mittlere oder westliche Route zur Kreuzung des Aequators vorzuziehen ist. Vergl. auch „Nautical Magazine", März 1866, pp. 159-164. Leps, Capit.: Mer de varech. Mit 1 Karte. (Bulletin de la Soc. de géogr. de Paris, September 1865, pp. 292-309.)

Neue Bearbeitung seines in den Annales hydrographiques" (1857, 4o trim.) abgedruckten Artikels über das Sargasso-Meer. Die mit grünen Punkten überstreute Karte zeigt die Orte an, an denen Seetang in grösserer oder geringerer Menge angetroffen worden ist.

Ludwig, R.: Die Meeresströmungen in ihrer geologischen Bedeutung und als Ordner der Thier- und Pflanzen-Provinzen während der verschiedenen geol. Perioden. 8°. Darmstadt, Jonghaus, 1865. 1 Thlr. Pradelle, G. La télégraphie sous-marine. (Revue maritime et coloniale, Mai 1865, pp. 34-55.)

Der Verfasser zählt die submarinen Telegraphenkabel in geographischer Ordnung auf mit Angabe der Verfertiger, der Länge, der Zeit der Legung und ihres jetzigen Zustandes und hebt in der Einleitung die Momente hervor, welche bei der Anlage derselben zu beachten sind.

Sass, Dr. A. F. v.: Untersuchungen über die Niveauverschiedenheit des Wasserspiegels der Ostsee. 3. Artikel. (Bulletin de l'Académie impér. des sciences de St.-Pétersbourg, T. VIII, No. 6, 1865, pp. 433–465.) Zu den an der Südküste der Insel Oesel angestellten Beobachtungen kamen im Sommer 1864 solche an der Nordküste beim Gute Rannaküll (22° 52′ Oestl. L. v. Gr. und 58° 37' N. Br.) von Th. v. Poll ausgeführt. Ihre hier eingehend bearbeiteten Resultate weichen in einigen Punkten von den bisher gewonnenen ab, so erfolgte z. B. ein Steigen bei anhaltendem N.-, SO.- und O.-Wind, ein Fallen des Wassers bei anhaltendem NW... SW.-, S.- und NO.-Wind (vergl. "Geogr. Mitth." 1865, S. 319); jedenfalls müssen die Beobachtungen noch längere Zeit und an verschiedenen Punkten fortgesetzt werden, um zu endgültigen Resultaten zu führen. Daher will es Baron v. Sass zunächst zu bewerkstelligen suchen, dass auch an der Westküste von Oesel beobachtet wird. Toynbee, H.: On the specific gravity, temperature and currents of the Mit seas passed through during voyages from England to India. 1 Karte. (Journal of the R. Geogr. Society of London, Vol. XXXV, 1865, pp. 147-153, 301-303.)

Eine werthvolle, auf zahlreichen Beobachtungen während fünf Seereisen beruhende Arbeit über spezifisches Gewicht, Strömungen und Temperatur der Gewässer um die Südspitze von Afrika und längs des 40. Parallels im südlichen Atlantischen und Indischen Ocean.

Vejledning til Seiladsen i Östersöen med tilhörende Havne. Udgiven af Blankensteiner's Efterfölger. 8°, 118 pp. Kopenhagen 1865. 1 Rd. 64 ss. Wagner, A.: Nautische Blätter. Eine Zusammenstellung praktischer und wissenswerther Notizen für Seeleute und Alle, welche sich für das Seewesen interessiren. 8°. Danzig, Bertling, 1866.

ALLGEMEINES.

2 Thlr.

Geogr. Lehr- und Handbücher, Statistik. Arendts, C. Geographie für weibliche Unterrichts-Anstalten. 8°. Regensburg, Manz, 1866. 19 Sgr. Ault-Dumesnil (Ed. d'), L. Dubeux et l'abbé A. Crampon: Nouveau dictionnaire d'histoire et de geographie anciennes et modernes. 8°, 1473 pp. Paris, Lecoffre, 1866. Branca, Prof. G.: Dizionario geografico universale. 8°, 820 pp. Turin, Loescher, 1865. 1 Thlr. 26 Sgr.

Colton, G. W.: American School Quarto Geography, comprising the several departments of mathematical, physical and civil geography; with an Atlas of more than 100 steel-plate maps, profiles and plans. Drawn on a new and uniform system of scales. 4°, 123 pp. mit Atlas. New York, Colton, 1865. 7 s. Conkling, Fr. A.: Production and consumption of cotton in the world. (De Bow's Review, New Series, Vol. I, April 1866. Nashville.) Delmar, A.: The International Almanac or Statistical Handbook for 1866. (The New York Social Science Review, January-April 1866, pp. 81-208.)

Zwei Drittheile dieser anerkennenswerthen statistischen Arbeit beziehen sich auf die Vereinigten Staaten, über die in gedrängter, übersichtlicher Form eine Menge der verschiedensten statistischen Nachweise beigebracht werden, zum grossen Theil allerdings nach dem Census von 1860, doch aber auch vieles Neuere, namentlich über Handel, Verkehr, Kassen u. s. w. Das letzte Dritttheil ist eine kurze statistische Uebersicht aller Kulturländer. Sie ist fleissig zusammengestellt, beruht aber nicht auf offiziellen Original-Mittheilungen und giebt die Quellen der Information fast nie an, daher ihr wissenschaftlicher Werth gering.

Egli, J. J. Kleine Handelsgeographie und Handelsgeschichte, ein Leitfaden. 8°. Schaffhausen, Brodtmann, 1866. 21 Sgr. Geographie, illustrirte, für Schule und Haus. Mit einem Atlas von 58 Karten und mehreren hundert Abbildungen. 2. Aufl. von H. Lange. 1. Hälfte. Fol. Stuttgart, Rieger, 1866. 1' Thlr. Jacut's geographisches Wörterbuch aus den Handschriften zu Berlin, St. Petersburg und Paris herausgegeben von F. Wüstenfeld. 1. Bd. 1. Hälfte. 8°. Leipzig, Brockhaus, 1866. 5 Thlr. Kellner, Dr. W.: Handbuch für Staatskunde. Politische Statistik aller Kulturländer der Erde. 8°, 555 SS. Leipzig, Quandt & Händel, 1866.

2 Thlr. Die Statistik ist entschieden in der Mode und ihre periodischen Organe schiessen wie Pilze auf. Das vorliegende Handbuch, das bei genügender Theilnahme ebenfalls ein Jahrbuch werden soll, führt die Kulturländer alphabetisch auf, indem es Nachweise über Umfang, Bevölkerung, Verfassung, Verwaltung nebst Finanzen, auswärtige Vertretung und Kriegsmacht giebt. Der Schwerpunkt scheint hauptsächlich in den Abschnitten über Verfassung und Verwaltung zu liegen und da wir uns gerade über diese kein Urtheil erlauben, so wollen wir nur andeuten, dass das Buch hierin doch nicht so vereinzelt steht, als man aus der Vorrede schliessen könnte, die keines konkurrirenden Werkes Erwähnung thut; namentlich hat es sehr beachtenswerthe Nebenbubler in Martin's "The Statesman's Year-Book" und in Dr. M. Block's Französischen Publikationen. Die statistischen Daten über Areal, Bevölkerung, Armee u. s. w. sind meist dem Gothaischen Hofkalender entlehnt, oft ohne Angabe der Jahreszahl, auf die sie sich beziehen, und natürlich ohne die rasche und fortdauernde offizielle Erneuerung, die den Gothaischen Hofkalender auszeichnet. Personalien sind prinzipiell fortgelassen, daher auch bei der auswärtigen Vertretung nur die Orte genannt wurden, an denen Gesandte und Konsuln residiren. Wir möchten bei dieser Gelegenheit auf ein Unternehmen aufmerksam machen, das ein ähnliches Ziel verfolgt, aber von weit grösserer Bedeutung zu werden verspricht. Es wurde uns vor einiger Zeit der ausführliche Prospekt zu einer "Praktischen Statistik der volkswirthschaftlichen und politischen Verhältnisse aller Staaten der Erde" zugeschickt, die im Verlag von G. Wigand in Leipzig und unter Redaktion des Dr. Georg Hirth, dessen Statistisches Jahrbuch der Turnvereine Deutschlands seines originalen Werthes und seiner trefflichen Bearbeitung wegen in den kompetentesten Kreisen warme Anerkennung gefunden hat, noch in diesem Jahre erscheinen sollte. Dr. Hirth wurde leider am 27. Juni bei Langensalza schwer verwundet und seine Herstellung wird Monate in Anspruch nehmen, wir hoffen aber zuversichtlich, dass sein körperlicher wie Deutschlands politischer Zustand das Unternehmen nicht allzu lange hinausschieben wird. Nach dem Prospekt soll das Werk in eine SpezialStatistik der einzelnen Länder und in eine allgemeine vergleichende Statistik zerfallen und bei beiden Theilen werden als Hauptabschnitte aufgeführt: Verzeichniss der Quellen, räumliche Verhältnisse, Stand der Bevölkerung, Bewegung der Bevölkerung, Volkswirthschaft, geistige und sittliche Kultur, politische Kultur. Jeder dieser Abschnitte zerfällt in eine lange Reihe von Unterabtheilungen. Nicht nur diese Vielseitigkeit des Inhalts, sondern ganz besonders auch die Theilung der Arbeit unter eine grössere Anzahl Fachstatistiker, die mit ihrem Namen eintreten, lassen Vorzügliches erwarten, wie man auch schon dem ganzen Plane, wie er im Prospekt niedergelegt ist, seine Anerkennung nicht versagen kann.

Kořán, J. J.: Statistický přehled veškerých statů na zemi koncem roku 1865. Dle nejlepších pramenů. (Statistische Übersicht aller Staaten der Erde am Schlusse des Jahres 1865. Nach den besten Quellen. 40, 44 pp. Prag, Kober, 1866. 72 Nkr. Lippincott's Pronouncing Gazetteer of the World. New revised edition with nearly 10.000 new notices according to the last census. 8o, 2314 pp. Philadelphia 1866.

21 s.

50 s. Dieses im Jahre 1855 unter Redaktion von Thomas und Baldwin erschienene geographische Lexikon hat sich uns beim Handgebrauch als sehr nützlich und namentlich in Bezug auf Amerika brauchbar erwiesen. McCulloch's Dictionary, geographical, statistical and historical, of the various countries, places and principal natural objects of the World. New Edition, revised by Frederick Martin. Vol. I. 8°, 682 pp. mit 6 Karten. London, Longmans, 1866. Quetelet, Ad., et Xav. Heuschling: Statistique internationale (Population), publiée avec la collaboration des statisticiens officiels des différents États de l'Europe et des États-Unis d'Amérique. 4o, 521 pp. 43 Thlr. Stein und Hörschelmann: Handbuch der Geographie und Statistik. 7. Aufl. von Wappäus. 2. Bd. 1. Lfg.: Nachträge und Ergänzungen zu Afrika. Von O. Delitsch. 18 Sgr. 3. Bd. 9. Lfg. Die Schweizerische Eidgenossenschaft. Von F. H. Brachelli. 16 Sgr. Leipzig, Hinrichs, 1866.

Bruxelles 1865.

Mathematische und physikalische Geographie.

Basevi, Capt. J. P.: On the pendulum operations about to be undertaken by the Great Trigonometrical Survey of India; with a sketch of the theory of their application to the determination of the earth's figure, and an account of some of the principal observations hitherto made. (Journal of the Asiatic Society of Bengal, Part II, No. IV, 1865, pp. 251-272.)

Dana, J. D.: On the origin of prairies. (American Journal of Science and Arts, November 1865, pp. 293-304.)

Im Gegensatz zu den Theorien von Winchell und Lesquereux, welche den

Waldmangel der Prairien der Einwanderung krautartiger Pflanzen auf den vorher mit Süsswasser bedeckten Boden oder der chemischen Beschaffenheit dieses Bodens zuschreiben, erkennt Dana als Hauptursache der Vertheilung und resp. des Mangels der Wälder die mehr oder minder grosse Feuchtigkeit der Luft. (Vergl. Zeitschrift für Allg. Erdkunde, November 1865, S. 358.) Dove, H. W.: Die Witterungserscheinungen des Jahres 1865. (Zeitschrift des K. Preuss. Statistischen Bureau's, 1866, Nr. 1, 2 und 3, SS. 33-64.)

Ausführliche ziffernmässige Darlegung der Differenzen dieses merkwürdigen Jahres von den durchschnittlichen Werthen, zunächst für Deutschland, dann aber auch für Europa.

Glaisher, J.: Balloon ascents and their scientific importance. (The Popular Science Review, Vol. IV.)

Hoffmann, Prof. H.: Untersuchungen zur Klima- und Bodenkunde mit Rücksicht auf die Vegetation. 4°, 124 SS. mit 15 Kartenskizzen. Beilage zur Botanischen Zeitung 1865.

Durch 20jährige Wanderungen in dem Gebiet zwischen Giessen, Koblenz und Heidelberg, durch phänomenologische Beobachtungen, Kultur- Versuche und Untersuchungen des Bodens schuf sich der Verfasser das reiche Material für diese höchst bedeutende Arbeit über die Abhängigkeit der Pflanze von Boden und Klima. Er fasst die allgemeinen Resultate in folgende Sätze zusammen: "1. Die Pflanzenareale haben ein (oder bisweilen mehrere ?) Schöpfungscentrum, unerklärbar auf dem jetzigen Stande der Wissenschaft, wie die Schöpfung selbst; von hier aus ist ihr Areal allmählich bevölkert und ausgefüllt worden, - ein Vorgang, welcher in vorhistorischer Zeit begann und sich noch heute fortsetzt. 2. So weit nicht der Mensch fördernd eingreift, findet jede Pflanze hierbei zuletzt eine Grenze, welche sie nicht mehr überschreitet. 3. Diese Grenze ist bedingt a) durch die Konfiguration der Länder und Meere, b) durch das Klima. Was das Klima betrifft, so sind die Pflanzen in dieser Beziehung im Laufe von Generationen vielleicht unbegrenzt biegsam, nach und von dem Aequator, aber sie erreichen die mögliche Grenze nur unter dem schützenden Einflusse des Menschen, während sie sich selbst überlassen bereits an dem Punkte stehen bleiben, wo andere dort einheimische Gewächse die klimatischen Bedingungen um ein Minimum günstiger finden; die letzteren verdrängen die neuen Eindringlinge, weil sie hier relativ stärker sind. - 4. Die innere Ausfüllung eines Areales ist, so weit bedeutende Höhendifferenzen u. dgl. dabei in Betracht kommen, von denselben klimatischen Momenten abhängig, im Uebrigen aber von der physikalischen Beschaffenheit des Bodens; die Pflanzen-Arten erfüllen das Gebiet so weit, als nicht andere Pflanzen, welchen die lokal gegebenen Bodenverhältnisse um ein Minimum günstiger sind, sie, als die relativ schwächeren, verdrängen und ihr erneutes Eindringen vereiteln. Auch sie gedeihen nur unter der schützenden Obhut des Menschen, indem er ihre Feinde (das Unkraut) beseitigt, an anderen Stellen." - Auf den beigegebenen Kärtchen sind die im oben bezeichneten Gebiet beobachteten Standorte von 15 Pflanzen-Species eingetragen, so dass jedes Kärtchen die Verbreitung einer Species darstellt.

Lenz, R.: Magnetische Beobachtungen an einigen Punkten der Finnländischen und Esthländischen Küsten. (Bulletin de l'Académie impér. des sciences de St.-Pétersbourg, T. IX, No. 3, pp. 419-426.)

Resultate der 1865 zu Torneo, Nicolaistadt und Reval ausgeführten Beobachtungen. Marie-Davy, Dr. H.: Météorologie. Les mouvements de l'atmosphère et des mers considérés au point de vue de la prévision du temps. 8o, 507 pp. mit 24 Karten. Paris, V. Masson, 1866. 10 fr. Der Verfasser ist Chef der meteorologischen Abtheilung auf der Sternwarte zu Paris. Moritz, H. A.: Erdbeben in Kaukasien. (Bulletin de l'Académie impér. des sciences de St.-Pétersbourg, T. VIII, No. 5, 1865, pp. 383-391.) Zusammenstellung von 69 Angaben aus der in Tiflis erscheinenden Zeitung "Kawkas" von 1852 bis 1864.

Morris, A. J.T.: A treatise on meteorology the barometer, thermometer, hygrometer, rain gauge, and ozonometer, with rules and regulations to be observed for their correct use. To which are appended some of the latest discoveries and theories of scientific men respecting various solar and terrestrial phenomena. 8°. London, Simpkin, 1866. 3 s. Murray, A.: The geographical distribution of mammals. 4o. London, Day, 1866.

63 s.

Nobbe, M.: Über die klimatischen Erfordernisse der Getreidearten. (Das Ausland 1865, Nr. 50, SS. 1189-1190.)

Ergänzungen und Berichtigungen zu dem Artikel über den Anbau von Brodstoffen in den "Proceedings of the R. Geogr. Soc.", der seiner Zeit auch im „Ausland” reproducirt wurde.

Peschel, 0.: Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde. 1. Das Gesetz der Fjordbildung. (Das Ausland 1866, Nr. 9, SS. 193-200.) Die örtliche Anhäufung oder das gesellige Auftreten der Fjorde führt Dr. Peschel auf seine Ursachen zurück und kommt dabei zu folgenden Sätzen: Die Fjord-Bildung ist nicht an bestimmte Gesteine oder Formationen geknüpft, aber sie kommt nur bei Steilküsten vor, und zwar vorzugsweise an westlichen Ufern. Man beobachtet sie nur in höheren Breiten, wo niedere Temperaturen und reichliche Niederschläge herrschen, sie ist also eine klimatische Erschei nung. Ihre Aequatorial-Grenze fällt mit der Isotherme von 10° C. (8o R.) zusammen. Den Fjord-Bildungen fehlen nirgends die Eismassen oder deren mechanische Kräfte, denn entweder sind sie noch gegenwärtig die Rinnsale von Gletschern oder wir treffen Gletscher in ihrer Nähe oder, wo sie in der historischen Zeit fehlen, begegnen wir ihnen in der nächsten geologischen Vergangenheit. Das Eis verrichtet in den Klüften die Dienste einer Sprengladung in einem Steinbruch und der nachfolgende Regen führt die weggesprengten Trümmer hinweg. Deshalb treffen wir die Fjorde nicht mehr jenseit einer heutigen Jahresmittelwärme von 8o R. Die Italienischen See'n sind die Fjorde

eines ehemaligen Lombardischen Meeres. - Die Anführung dieser Sätze wird erkennen lassen, welche Fülle anregender und wichtiger Fragen der physikalischen Geographie diese schöne Abhandlung berührt. Der Verfasser beabsichtigt, in einem besonderen Werke eine Reihe solcher Abhandlungen zu einem Ganzen zu vereinigen. Peschel, 0.: Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde. 2. Wüsten, Steppen, Wälder. (Das Ausland 1866, Nr. 16, SS. 362-370.)

Auch dieses Thema ist viel umfassend und selbst in praktischer Hinsicht von Bedeutung, in so fern es sich um die Möglichkeit künstlicher Bewaldung von Wüsten und Steppen handelt. Der Verfasser leugnet diese Möglichkeit, indem er die Vertheilung von Wüsten, Steppen und Wäldern lediglich auf die allgemeinen Gesetze der Regenvertheilung zurückführt. Es stehen dem bekanntlich verschiedene differirende Ansichten entgegen, die vielleicht einer spezielleren Widerlegung würdig gewesen wären.

Peschel, 0.: Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde. 3. Die Deltabildungen der Ströme. (Das Ausland 1866, Nr. 20, SS. 457-467.) Sehr schön zeigt sich bei dieser durch mehrere Kärtchen illustrirten Abhandlung, wie schon eine aufmerksame Vergleichung der verschiedenen Vorkommnisse in der Natur hinreicht, um die bestehenden Ansichten zu widerlegen, zu bestätigen oder zu modificiren. Noch nirgends sahen wir die ziemlich verwickelten Fragen über Delta- und Barren-Bildung, über "hohle Deltas", Aestuarien und Trichtermündungen und ihre Beziehungen zu Ebbe und Fluth, Meeresströmungen u. s. w. so kurz und klar erörtert.

Pratt, J. H. On the degree of uncertainty which local attraction, if not allowed for, occasions in the map of a country and in the mean figure of the earth as determined by geodesy; a method of obtaining the mean figure free from ambiguity by a comparison of the AngloGallic, Russian and Indian Arcs; and speculations on the constitution of the earth's crust. (Journal of the Asiatic Society of Bengal, Part II, No. I, 1865, pp. 34-42.)

Reclus, E.: Les estuaires et les deltas. Étude de géographie physique. (Annales des Voyages, April 1866, pp. 5-55.)

Sartorius von Waltershausen, W.: Untersuchungen über die Klimate der Gegenwart und der Vorwelt, mit besonderer Berücksichtigung der Gletscher-Erscheinungen in der Diluvialzeit. Eine von der Holländischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Haarlem 18. Mai 1861 gekrönte Preisschrift. 4o, 388 SS. mit 1 Karte. Haarlem, Erven Loosjes, 1865. 8 fl. 40 c. Schubert, F. W.: Mathematische Geographie. 8°. Wien, Gerold's Sohn, ↑ Thlr.

1866.

Söchting, Dr. E.: Die Fortschritte der physikalischen Geographie im Jahre 1863. (Fortschritte der Physik, hrsg. von der Physikal. Gesellschaft in Berlin, Jahrgang XIX, Berlin 1865, SS. 661-730.)

Selbst erst seit Kurzem auf diesen Jahresbericht aufmerksam gemacht wollen wir nicht versäumen, auch unsere Leser darauf hinzuweisen. Es ist ein Bericht über die physikalisch-geographische Literatur des Jahres 1863, worin über anderthalb hundert Bücher und Aufsätze wie auch einzelne Karten dem Titel nach aufgeführt und zum Theil ihrem Inhalt nach kurz analysirt werden. Mit solchen einfach referirenden Inhaltsangaben wird wohl den Meisten mehr gedient sein als mit Kritiken. Die aufgeführten Schriften sind nach folgenden Rubriken geordnet: Allgemeines, Meere, See'n, Flüsse, Quellen, Gletscher, Vulkane und Erdbeben, Verschiedenes.

Strauch, A. Die Vertheilung der Schildkröten über den Erdball. Ein zoogeographischer Versuch. (Mémoires de l'Académie impériale des sciences de St.-Pétersbourg. 7 Série. Tome VII, No. 13.) Töpfer, Dr.: Über die Temperaturabnahme mit der Höhe. 4o, 31 SS. (Programm des Fürstl. Schwarzburgischen Gymnasiums zu Sondershausen, Ostern 1866.)

Bei fleissiger Benutzung und Zusammenstellung der hierher gehörigen, an der Erdoberfläche wie auf Luftballon - Fahrten angestellten Beobachtungen kommt Dr. Töpfer unter Anderem zu folgenden Schlüssen: Der Wassergebalt und die Beweglichkeit der Luft (aufsteigender Strom und Winde) stören die regelmässige Abnahme der Temperatur und bewirken, dass die Ratio der Temperaturabnahme nicht für alle Orte und für alle Zeiten die gleiche ist; sie können zu Zeiten die Temperatur in den höheren Regionen der Atmosphäre über die der unteren Schichten steigern. Eine grosse Dunstmenge in den untersten Schichten der Atmosphäre hei heiterem Himmel bewirkt eine raschere Temperaturabnahme; dieselbe zeigt sich auf Inseln und an den Meeresküsten im Gegensatz zu den Kontinenten, im Sommer gegenüber dem Winter, bei Tag im Gegensatz zur Nacht. Wolkenbildung vermindert den TemperaturUnterschied der oberen und unteren Luftschichten, die Temperaturabnahme erfolgt darum nur langsam in der trüben Jahreszeit, langsam vorzugsweise in der Wolkenregion. Die Temperaturabnahme mit zunehmender Höhe zeigt sich selbst für nahe gelegene Orte verschieden, je nachdem die Wärme in freier Luft (bei den aërostatischen Ascensionen) oder an den Gebirgshöhen in geringer Höhe über dem Boden gemessen wird, und zwar erfolgt sie im ersteren Falle rascher. Nach den in verschiedenen Breiten angestellten Beobachtungen entspricht ungefähr der Temperaturabnahme des Jahresmittels um 1o R. im Hügelland ein Höhenunterschied von 400 bis 500, an den Gebirgsabhängen 600 bis 700, im Inneren ausgedehnter Gebirge 700 bis 800, auf Hochebenen 900 bis 1000 Par. Fuss. - Keine der bis jetzt aufgestellten Formeln zur Bestimmung der Temperatur in verschieden hohen Schichten der Atmosphäre giebt Resultate, die mit den Beobachtungen eine genügende Uebereinstimmung zeigen. Vollständigere Aufklärung über das Gesetz der Wärmevertheilung in der Atmosphäre wird erst durch eine genaue Erkenntniss der Vertheilung des Wasserdampfes zu erhalten sein, und das ist also der Gegenstand, auf den vorzugsweise die Aufmerksamkeit zu richten ist.

Toynbee, Capt. H.: On the normal circulation and weight of the atmosphere in the North and South Atlantic Oceans, from meteoro

logical registration on five voyages to India. (Nautical Magazine, Januar 1866, pp. 22-26.)

Witte, L.: Über die Vertheilung der Wärme auf der Erdoberfläche. 4. Die Störungen im normalen Gange der Wärme oder die Ursachen des Wechsels der Witterung. (Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, August 1865, SS. 97-134.)

In ähnlicher Weise, wie in der früheren Arbeit (siehe "Geogr. Mitth." 1865, Heft VIII, S. 319) die zu Aschersleben während der Winter von 1847 bis 1864 angestellten Temperatur-Beobachtungen zur Begründung der Ansicht benutzt wurden, dass die Kälte- und Wärmeperioden von dem Eintritte der Quadraturen des Mondes abhängen, werden hier die Sommer-Beobachtungen derselben Jahre dargelegt. Der Verfasser glaubt dabei auch eine Einwirkung des Jupiter auf das Wetter nachweisen zu können, aber es scheint sehr gewagt, aus den Beobachtungen an einem einzigen Orte eine ganze Reihe allgemeiner Gesetze ab leiten zu wollen.

Weltreisen, Sammelwerke, Verschiedenes. Avezac, M. D': Note sur une mappemonde turke du XVIe siècle, conservée à la Bibliothèque de Saint-Marc à Venise. Mit 1 Karte. (Bulletin de la Soc. de géogr. de Paris, Dezember 1865, pp. 675-757.) Der gelehrte Verfasser hat Alles zusammengestellt und kritisch besprochen, was über diese berühmte herzförmige Weltkarte des Hadschi Ahmed aus Tunis vom Jahre 1559 publicirt worden ist, indem er zugleich einige von ihm bei den Bibliothekaren der Marciana eingezogene Erkundigungen und seine auf eigener Anschauung einer photographischen, leider sehr unleserlichen Kopie beruhenden Untersuchungen benutzt. Auf den Inhalt der Karte wird wenig eingegangen, die Notizen beziehen sich meist auf ihre Geschichte. Sie soll grosse Aehnlichkeit mit der 1536 und in zweiter Auflage 1566 zu Verona herausgekommenen Weltkarte von Oronce Fine haben, doch reichere Nomenklatur und wichtige Verbesserungen namentlich in Bezug auf Amerika zeigen. Jedenfalls wäre eine vollständige Herausgabe dieser Karte sehr wünschenswerth. Die hier beigegebene kleine Reduktion giebt nur von ihrem Aeusseren eine hinlängliche Vorstellung, enthält aber gar keine Schrift. Baldamus, Ed.: Die literarischen Erscheinungen der letzten 20 Jahre 1845 bis 1864 auf dem Gebiete der Kriegswissenschaft. Mit einem Anhang der wichtigsten Karten und Pläne Europa's aus dem letzten Jahrzehnt. Unter Mitwirkung mehrerer Offiziere alphabetisch und systematisch geordnet. 8°, 280 SS. Prag, Satow, 1865. 1 Thlr. Bocage, V.-A. Barbié du: Revue géographique de l'année 1865. Mit 1 Karte. (Revue maritime et coloniale, Juni 1866, pp. 262-291.) Die Französischen Arbeiten werden auch in diesem Jahresbericht sehr bevorzugt, doch beschränkt er sich nicht so wie die vorhergegangenen auf die Französischen Besitzungen. Die Karte ist eine Reproduktion der Baker'schen vom Nilquell-Gebiet.

Bouffard, L.: Histoire générale du monde et de ses grands phénomènes, ou géographie nouvelle. Cosmographie. 4 vols. 320, 456 pp. et 16 pl. Paris, Dubuisson, 1866. 2 fr. 40 c. Brandes, Prof. Dr. H.: Über das Zeitalter des Geographen Eudoxos und des Astronomen Geminos. (Vierter Jahresbericht des Vereins von Freunden der Erdkunde zu Leipzig, 1864, SS. 23-70.) Cortambert, R.: Les illustres voyageuses. 8°, 410 pp. et 8 portraits. Paris, Maillet, 1866. 7 fr.

Biographien und Reisen von: Paquette, Anne d'Arfet, La Monja Alferez, Mme Godin des Odonais, Jeanne Baret, Mme Lacouture, Lady Esther Stanhope, Mistress Trollope, Mlle d'Angeville, Ida Pfeiffer, Frederika Bremer, Prinzessin Belgiojoso, Mme Hommaire de Hell, Mme Léonie d'Aunet, Mme de Bourboulon, Mme Libarona, Comtesse Doria d'Istria, Mlle Alexina Tinne. Cotta, B. v.: Die Geologie der Gegenwart. 8°. Leipzig, Weber, 1866. 2 Thlr. Dunsterville, Comm' Edw.: Catalogue of Admiralty Charts and Books, corrected to March 1866. 8°. London, Hydrogr. Office, 1866. 3 s. Galton, Fr.: On stereoscopic maps, taken from models of mountainous countries. Mit 1 Karte. (Journal of the R. Geogr. Society of London, Vol. XXXV, 1865, pp. 99-106.)

Wir haben bereits ("Geogr. Mitth." 1865, S. 198) auf Galton's stereoskopische Kartenbilder aufmerksam gemacht und empfehlen die wenigen Seiten, die er darüber aufgeschrieben, zur Durchsicht. Dass solche stereoskopische Photographien, von Relief-Karten abgenommen, einen plastischeren Effekt machen als Karten, ist gewiss und sie werden sich besonders zur allgemeineren Verbreitung viel besser eignen als die kostspieligen und unhandlichen Reliefs selbst, den Karten jedoch werden sie keine Konkurrenz machen. Dem Aufsatz ist als Probe ein Stereoskopbild des Pauliny'schen Reliefs von der Insel St. Paul beigegeben.

Hauslab, J. Ritter v.: Über die graphischen Ausführungsmethoden von Höhenschichtenkarten. Mit 1 Karte. (Mittheilungen der K. K. Geographischen Gesellschaft, Bd. VIII, Heft 1, SS. 30-37.)

Kurze und klare Auseinandersetzung seiner in den Hauptzügen allgemein bekannten Ansichten über die bei Höhenschichten-Karten anzuwendenden Darstellungs-Methoden, mit einem Uebersichtskärtchen von Europa, auf welchem die Länder und Landestheile, über die Höhenschichtenkarten bereits im Handel sind, je nach dem Maassstab dieser Karten dunkler und heller schraffirt erscheinen.

Ibn-Chordadbeh, Der Arabische Geograph

Nr. 14, SS. 325-327.)

(Das Ausland 1866,

An eine kurze Besprechung von Barbier de Meynard's Textausgabe und Uebersetzung von Ibn-Chordadbeh's Strassenbuch (Le livre des routes et des provinces par Ibn-Khordadbeh) reiht sich der Nachweis, dass die Meridianbogen

2 fr.

Messungen der Araber und mithin ihre Kenntniss von der Grösse der Erde bei weitem nicht so genau waren, als von Vielen geglaubt wurde. Kotschy, Dr. Th.: Über Reisen und Sammlungen des Naturforschers in der Asiatischen Türkei, in Persien und den Nil-Ländern. 8°, 46 SS. Wien, Jacob & Holzhausen, 1864. Lafond, G. (de Lurcy): Fragments de voyages autour du monde. 4o à 2 col., 234 pp. Paris (Publication du Journal le Siècle) 1865. Liais, Emm.: L'Espace céleste et la nature tropicale, description physique de l'univers, d'après des observations personnelles faites dans les deux hémisphères. Préface de M. Babinet. Dessins de Yan' Dargent. 8°, 614 pp. Paris, Garnier, 1865. Malte-Brun, V.-A.: Rapport sur les travaux de la Société de géographie et sur les progrès des sciences géographiques pendant l'année 1865. (Bulletin de la Soc. de géogr. de Paris, Dezbr. 1865, pp. 593—674.) Auch dieser mit Fleiss und Sachkenntniss bearbeitete Jahresbericht giebt eine gute Uebersicht der wissenschaftlichen Reisen im vergangenen Jahre und Einiges über geographische Publikationen. Besonders zu rühmen an den MalteBrun'schen Jahresberichten ist unter Anderem auch die parteilose, ruhige, von allen extremen Ansichten und Vorurtheilen freie Haltung. Einige Abschnitte sind auch in den "Annales des Voyages" (Januar 1866, pp. 5-25) abgedruckt. Martins, Prof. Ch.: Du Spitzberg au Sahara, étapes d'un naturaliste au Spitzberg, en Laponie, en Écosse, en Suisse, en France, en Italie, en Orient, en Égypte et en Algérie. 8°, 635 pp. Paris, Baillière, 1865. Mohl (J.) über die Arbeiten der Orientalisten seit dem Herbst 1863 bis 1865. (Das Ausland 1866, Nr. 6, SS. 121-129.)

Auszug aus Mohl's Jahresberichten in dem »Journal asiatique". Murchison, Sir R. I.: Address to the Royal Geographical Society, delivered at the anniversary meeting on the 28th May, 1866. 8o, 88 pp.

London 1866.

Die Nekrologe, die wie gewöhnlich die Adresse eröffnen, sind diess Mal wegen der betreffenden Persönlichkeiten und der ausführlicheren Behandlung von grossem Interesse. Palmerston, Whewell, Admiral Smyth, Hooker, der PolarReisende Richardson, Dr. Barth, Forchhammer, v. der Decken gaben reichen Stoff zu lehrreichen und anziehenden Darstellungen. Der Bericht über die Britischen Aufnahmen zur See von Capt. Richards steht früheren an Uebersichtlichkeit und Vollständigkeit nicht nach und ein Abschnitt über Meteorologie setzt uns von den Verhandlungen über die Modifikationen in der Thätigkeit des Meteorological Department of the Board of Trade in Kenntniss. Unter den neuesten Publikationen wird Pauthier's Ausgabe des Marco Polo besonders hervorgehoben. Der Haupttheil der Adresse, der Jahresbericht über die Fortschritte der Geographie in allen Erdtheilen, an dessen Stelle im vorigen Jahre ein Résumé der Geschichte unserer Wissenschaft seit Gründung der Londoner Gesellschaft mit besonderer Rücksicht auf die Wirksamkeit der letzteren eingeschoben war, erscheint diess Mal wieder in altbekannter Weise. Zunächst werden die Beobachtungen über den neuen vulkanischen Ausbruch von Santorin zusammengefasst, dann kommt der Verfasser nach Erwähnung einer Schweizer Karte und des Werkes von de Mesa über das Ebro-Becken ziemlich ausführlich auf die neuesten Russischen Forschungen in Asien zu sprechen. Dabei erwähnt er auch die Mammuth-Frage und bekennt sich zu der Ansicht, dass das nördliche Sibirien bei Lebzeiten dieser Thiere eine zu ihrer Nahrung ausreichende Vegetation getragen und darauf eine plötzliche Veränderung des Klima's erlitten habe; auch führt er an, dass die von Rawlinson bezweifelte Glaubwürdigkeit des in den Topographischen Archiven zu St. Petersburg aufbewahrten Manuskriptes eines ungenannten Deutschen über Pamir u. s. w. vom Jahre 1806, das Venukoff zu seiner Kartenskizze auf Tafel 10, Jahrg. 1861 der Geogr. Mitth." benutzte, von Chanikoff nach genauer Durchsicht bestätigt werde, wenn auch einige Ungenauigkeiten die Einwürfe Rawlinson's rechtfertigten. Hoffentlich wird diese ältere wichtige Arbeit über einen der unbekanntesten Theile Inner-Asiens bald vollständig der Oeffentlichkeit übergeben. Im Anschluss hieran bespricht die Adresse die grossartigen Vermessungen Montgomerie's im Karakorum und Mustagh und ausführlicher die Fortschritte der Landesaufnahme in Indien, die bis jetzt auf 781 Blatt des Indian Atlas niedergelegt ist. Notizen über die Kultur von China-Bäumen in Indien und über Commander Forbes' Exkursionen auf der Insel Yesso beschliessen den Abschnitt über Asien. In Bezug auf Australien wird das rasche Emporblühen der Kolonie Queensland, deren Bevölkerung seit ihrer Selbstständigkeit (1859) sich vervierfacht hat, ausführlicher geschildert und gelegentlich des bis jetzt missglückten Kolonisationsversuchs am Ausfluss des Adelaide die Ansicht ausgesprochen, dass die Ufer des Victoria-Flusses günstigere Aussichten bieten würden. Unter den Forschungen in Amerika erfährt die Befahrung des Puras von Chandless eine rühmende und eingehende Darstellung, auch werden General Mosquera's "Compendio de Geografia general de los Estados de Columbia" so wie die Aufnahme der Provinz Buenos Ayres erwähnt. Die Nordpol-Projekte hat man für jetzt leider auch in England fallen lassen, nur der durch die Matterhorn-Katastrophe allgemein bekannte Alpen-Ersteiger Whymper beabsichtigt, auf dem Grönländischen Festland nordwärts zu gehen. Der Abschnitt über Afrika handelt von Baker, Du Chaillu, Ladislaus Magyar, den man wohl kaum noch unter den Lebenden vermuthen darf, von der Decken und Livingstone, bietet aber nichts Neues, doch möchte es wenig bekannt geworden sein, dass Walker im Dezember 1865 von der Westküste am Gabun nach dem Inneren aufgebrochen ist, um nördlich von Du Chaillu's Routen einem Binnensee zuzustreben, der 500 Engl. Meilen östlich vom Gabun liegen soll. Der Adresse angehängt ist der Bericht über die Verleihung der Medaillen, welche diess Mal Dr. Thomas Thomson etwas spät für seine schon 1852 publicirten Forschungen im Westlichen Himalaya und William Chandless für seine Erforschung des Purus erhielten.

Novara, Reise der Österr. Fregatte

um die Erde in den Jahren 1857-59. Statistisch-kommerzieller Theil von Dr. C. v. Scherzer. 2. Band. 4o, 699 SS. mit 30 Karten. Wien, Gerold, 1865. 163 Thlr. Da bereits bei Besprechung des ersten Bandes (s. "Geogr. Mittheil." 1865,

S. 280) die imponirende Reichhaltigkeit des Inhalts, die von seltenem Ueberblick, gründlichen Studien, unermüdlichem Fleiss, Vorurtheilslosigkeit und nach allen Seiten hin, namentlich aber für das eigene Vaterland wohlwollender Gesinnung zeugende Behandlung so wie die prachtvolle Ausstattung hervorgehoben wurden, können wir uns hinsichtlich des zweiten Bandes kürzer fassen, obwohl er an Umfang und Inhalt noch ungleich mehr bietet. — Von Singapore besuchte die Novara zunächst Java und dann Manila, sie hatte daher Gelegenheit, binnen kurzer Zeit das Holländische und Spanische Kolonialwesen mit dem Englischen zu vergleichen, und die Aufklärungen über beide gehören zu den interessantesten Abschnitten des Buches. Dr. v. Scherzer erkennt den günstigen Erfolg des van den Boschischen Kultursystems auf die Ausdehnung und Mannigfaltigkeit des Anbaues so wie auf die Erhöhung der Einkünfte, welche das Mutterland aus Java bezieht, gern an, tadelt aber unverhohlen die Rücksichtslosigkeit der Holländischen Regierung in Betreff der Eingebornen, die für sie nur existiren, um durch ihrer Hände Arbeit das Staatssäckel des Mutterlandes zu füllen. In diesem Sinne beleuchtet er auch die einseitige Schrift Money's (Java, or how to manage a colony. London 1861). Auf den Philippinen kommt zu dem Druck der Mönchsherrschaft (die einzige Zeitung auf dem ganzen,

von

6 Millionen Menschen bewohnten Archipel ist offiziell und steht unter der Censur eines Dominikaner-Mönchs) und der despotischen weltlichen Regierung der zähe Widerstand gegen die Forderungen der Gegenwart, der auch die materielle Entwickelung lähmt. Der Besuch von Hongkong und Shanghai giebt Veranlassung, den gesammten grossartigen Handelsverkehr China's vorzuführen und selbst die wichtigeren Handelsverhältnisse Japan's daran zu knüpfen. Wiederum eine ganz andere Welt thut sich mit der Ankunft in Sydney auf. Auch hierbei beschränkt sich die Darstellung nicht auf den einzelnen Hafen, sondern das gesammte, rasch emporschiessende Kulturleben der Australischen Kolonien wird unter zahlreichen ziffernmässigen Nachweisen vor Augen gestellt. In gleicher Weise behandeln die folgenden Abschnitte Neu-Seeland und Tahiti, wo das Französische Protektorat einen bedauerlichen Rückschritt auf allen Gebieten zur Folge gehabt hat und woran sich Belehrungen auch über andere Inselgruppen des Grossen Oceans reihen. Von Amerikanischen Häfen berührte die Novara nur Rio de Janeiro, das im ersten Bande abgehandelt wurde, und Valparaiso auf der Rückkehr, doch trennte sich Dr. v. Scherzer bekanntlich in Valparaiso von dem Schiff und reiste mit dem Postdampfer über Lima, Panama und West-Indien nach Europa. Er war dadurch in den Stand gesetzt, manches werthvolle volkswirthschaftliche und ethnographische Material über die Westküste Süd-Amerika's, das Isthmus-Land und West-Indien zu sammeln, und da er ferner die Central-Amerikanischen Republiken, Mexiko und die Nord-Amerikanische Union, die er auf seinen früheren Reisen kennen gelernt, mit in die Betrachtung zieht, so sind fast alle Staaten Amerika's in seinem Werke vertreten. Durch die glückliche Verbindung vergleichender Uebersichten über die wichtigeren Handelsartikel, ihre Produktion und Konsumtion in verschiedenen Ländern, mit der detaillirten Darstellung der Handelsverhältnisse der einzelnen Länder und Handelsemporien, mit der Schilderung der volkswirthschaftlichen Zustände und dem Nachweis der Kommunikations-Mittel hat der Autor ein Buch geschaffen, das eben so für den Kaufmann wie für den Staatsökonomen, Statistiker und Geographen von unschätzbarem Werthe ist. Der Kaufmann z. B. findet darin die für den Handel in Betracht kommenden Boden- und Industrieprodukte der einzelnen Länder, nicht etwa in trockner Aufzählung, sondern mit mannigfaltigsten Erläuterungen und Notizen, die Zoll- und Portotarife, Maasse und Gewichte, Preisnotirungen und Belehrungen über die kaufmännischen Usancen, die bestehenden Handelsverträge, die Konsulate, statistische Tabellen über Export und Import, über Schiffsverkehr und Komunikations-Mittel, ferner Verzeichnisse geeigneter Import-Sortimente für die verschiedenen Häfen. Die Zahlen über Bevölkerung und dergl. sind gewissenhaft zusammengetragen, auf allen Gebieten ist die neueste Literatur und eine Masse direkt beigezogenen Materials benutzt, so dass der Standpunkt des Werkes um mehrere Jahre neuer ist als die Novara-Reise, ja oft beziehen sich die Zahlen auf 1864 oder 1865. Keine Mühe wurde gescheut, um über interessantere Gegenstände ausführliche Darlegungen zu geben; man lese z. B. die Abschnitte über die Anpflanzung von China-Bäumen auf Java, über das Sammeln der essbaren Schwalbennester daselbst, über die Seidenzucht und den Theebau in China, wo unter Anderem eine lange Liste der Theesurrogate aller Länder zu finden ist, ferner über die Gold- und Wollenproduktion Australiens, die Nutzpflanzen Tahiti's, die Kolonisation im südlichen Chile, die Coca-Pflanze, ihre chemischen Bestandtheile und ihre Wirkung, die Abhandlung über den Guano, die Nachweise über die Panama-Eisenbahn und ihren Verkehr, über den Eishandel Nord-Amerika's u. s. w. Als Anhänge sind beigegeben die Verträge mit China und Japan so wie der Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen Preussen und Peru; Instruktionen von der K. K. Central-Seebehörde in Triest, dem Nieder-Oesterreichischen Gewerbverein und Frhrn v. Reden für Reisende in Bezug auf die Erörterung verschiedener statistisch und kommerziell wichtiger Fragen; endlich eine lexikographisch geordnete Uebersicht der im Weltverkehr wichtigsten Münzen, Maasse und Gewichte von J. Lewin, Prof. an der Wiener Handels-Akademie. Ein ausführliches, sehr dankenswerthes Namen- und Sachregister über beide Bände macht den Beschluss. Die Karten sind meist Skizzen zur Uebersicht der berührten Länder und Hafenpläne, wie im ersten Band, aber vier recht sauber in Farbendruck ausgeführte Blätter nehmen unser Interesse weit mehr in Anspruch. Eines davon stellt das Verhältniss der Eisenbahnlängen zum Areal und der Bevölkerung der verschiedenen Länder in der Weise graphisch dar, dass mit Zugrundelegung bestimmter Maassstäbe das Areal in grauen, die Bevölkerungszahl in rothen Quadraten, die Länge der Eisenbahnen in hindurchgezogenen schwarzen Linien ausgedrückt sind. Ein anderes Blatt zeigt auf einer Weltkarte die Verbreitung und mittels Anwendung von grösseren oder kleineren farbigen Quadraten die jährliche Produktion von Baumwolle, Seide, Zucker, Kaffee, Thee und Tabak; ein drittes und viertes in ähnlicher Weise Kultur und Produktion von Wein und Indigo, so wie Verbreitung von Reis, Mais, Weizen, Flachs, Hanf, Gold, Silber, Kupfer, Eisen und Steinkohle. Diese Karten sind deutlich und übersichtlich, ein Lob, das wenige statistische Karten verdienen. um die Erde in

Novara, Reise der Österreichischen Fregatte

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den Jahren 1857-59. Zoologischer Theil. 1. Bd. 1. Abth.: Fische, bearbeitet von Dr. R. Kner. 2. Hälfte. 4o, SS. 113-272 mit 6 Tafeln. 6 fl. Ö. W. Zoologischer Theil. 1. Bd. 2. Abth.: Vögel, bearbeitet von A. v. Pelzeln. 4o, 180 SS. mit 6 Tafeln. 7 fl. Ö. W. Zoologischer Theil. 3. Abth.: Crustaceen, bearbeitet von C. Heller. Wien, Gerold, 1865-66.

Osborn, Capt. Sherard: Narratives of voyage and adventure. 3 vols. 8. Edinburgh and London, Blackwood, 1865. 17 s. Inhalt: Stray Leaves from an Arctic Journal, 1850-51. - The Career and Fate of Sir John Franklin. The Discovery of a North-West Passage by H. M. S. Investigator. Quedah, or Stray Leaves from a journal in Malayan Waters. A Cruise in Japanese Waters. The Fight on the Peiho in 1859. Paul, L. Journal de voyage. Italie, Égypte, Judée, Samarie, Galilée, Syrie, Taurus Cilicien, Archipel grec. 120, 333 pp. Strasbourg, BergerLevrault, 1865. 2 fr. Peschel, 0.: Alexander v. Humboldt's Stellung in der Wissenschaft. (Das Ausland 1866, Nr. 19, SS. 433-439.)

Der sehr allgemein verbreiteten Unklarheit und den hie und da auftauchenden Zweifeln über die eigentlichen wissenschaftlichen Verdienste Al. v. Humboldt's gegenüber macht der berühmte Historiker der Erdkunde das Wort Dove's, "dass die vollendetste Darstellung des Vorhandenen zurücktritt gegen einen fruchtbaren Gedanken, auf welchem in der Wissenschaft fortgebaut werden kann", zum Ausgangspunkt einer Abhandlung, worin er Humboldt in der Geographie als Mann der fruchtbaren Gedanken beleuchtet und diess als die Hauptgrundlage seiner wissenschaftlichen Grösse bezeichnet. Manche ihm von Anderen zugeschriebene Entdeckung gebührt ihm nicht, wie die des kalten Peruanischen Stromes, der Verbindung des Orinoco und Amazonas durch den Cassiquiare, auch ist Ritter's Ausspruch, Humboldt's Reisen seien eine wissenschaftliche Wiederentdeckung der Neuen Welt gewesen, eine Uebertreibung, aber abgesehen von seinen eminenten, so ausserordentlich vielseitigen Leistungen als wissenschaftlicher Reisender war er der Schöpfer der plastischen Erdkunde, d. h. der Wissenschaft von den senkrechten Erhebungen der Erdoberfläche, der Entdecker der reihenweisen Anordnung der Vulkane und der örtlich verschiedenen Intensität der Magnetkraft, der Schöpfer der vergleichenden Klimatologie und der Pflanzengeographie. Dass er als Schriftsteller Ausserordentliches leistete, dass mit seinem Werke über Neu-Spanien eine neue Zeit für die Staatswirthschaft beginnt, der er ein Muster aufstellte, wie sie bei ihren Untersuchungen das strengere Verfahren der Naturwissenschaften sich aneignen müsse, wird nur kurz erwähnt, aber als nicht geringstes Verdienst des grossen Mannes hervorgehoben, dass er seit seinen berühmten mündlichen Vorträgen in der Singakademie zu Berlin 1827, den Vorläufern des Kosmos (der übrigens als die allergeringste von Humboldt's Leistungen bezeichnet wird), eine neue Schule von Geographen gründete, der er die hohe Aufgabe hinterliess, den Zusammenhang aller irdischen Erscheinungen und die Ursachen der örtlichen Verschiedenheiten zu ergründen.

Peschel, 0.: Geschichte der Erdkunde bis auf Al. v. Humboldt und Carl Ritter. 8°, 726 SS. mit 4 Karten. München, Cotta, 1865. 3 Thlr. Obwohl für sich selbstständig und vollendet, reiht sich das Werk Dr. Peschel's in eine Serie ein, die den Titel "Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit" führt, und bildet von ihr den vierten Band. Ueber diese Serie berichtet ein vorgedruckter Prospekt im Wesentlichen Folgendes: Der verstorbene König Maximilian II. von Bayern rief bei der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften eine historische Kommission für Deutsche Geschichte und Quellenforschung ins Leben, bei der Leopold Ranke im Herbst 1858 die Bearbeitung einer Geschichte der Wissenschaften in Deutschland in Anregung brachte und im folgenden Jahre einen Entwurf zu dem Werke niederlegte, der dann im Wesentlichen maassgebend für die Ausführung geblieben ist. Die Kommission verhehlte sich die ausserordentlichen Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens nicht, gelangte aber zu der Ueberzeugung, dass sich ein unser Volk und die Deutsche Wissenschaft ehrendes Werk werde herstellen lassen, wenn es zu dem Unternehmen, welches die Kraft eines Einzelnen weit zu übersteigen schien, eine Zahl ausgezeichneter Gelehrter zu verbinden und die Arbeit unter ihnen angemessen zu vertheilen gelänge. Dieser der Zeitströmung entsprechende und in der That einzig mögliche Weg wurde durch die Zusage anerkannter und bedeutender Fachgelehrter geebnet, die Naturwissenschaften z. B. sind in folgender Weise vertreten die Mineralogie durch v. Kobell in München, die Botanik durch Nägeli in München, die Zoologie durch V. Carus in Leipzig, die Physik durch Jolly in München, die Chemie durch Kopp in Heidelberg, die Geologie durch Ewald in Berlin, die Medizin und Physiologie durch Virchow in Berlin. Sobald das Projekt gesichert war, stellte König Max im Januar 1861 zur Ausführung des Werkes in möglichster Vollendung der Kommission eine sehr bedeutende Summe zur Verfügung und die von den Mitarbeitern eingelaufenen Nachrichten eröffnen die Aussicht, in wenigen Jahren die neuere Geschichte vollendet zu sehen. Erschienen sind bis jetzt die Geschichte des allgemeinen Staatsrechts und der Politik seit dem 16. Jahrhundert von J. C. Bluntschli; die Geschichte der Mineralogie seit 1650 von Fr. v. Kobell; die Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft seit dem 16. Jahrhundert von C. Fraas; endlich die Geschichte der Erdkunde von O. Peschel. Ein besserer Bearbeiter für die letztere hätte unmög lich gefunden werden können, ja dieses Fach ist gegenwärtig so schwach vertreten, dass wir Niemanden zu nennen wüssten, der an Peschel's Stelle der schwierigen Aufgabe sich hätte unterziehen können. Um so mehr muss man es als ein Glück für die Wissenschaft und insbesondere für das wissenschaftliche Renommé Deutschlands preisen, dass gerade Peschel dieser Einzige ist, der, ungeschwächt durch das langjährige Sklaventhum einer Zeitungsredaktion, mit bewundernswürdiger Arbeitskraft und längst anerkannter Genialität die Geographie in allen ihren Zweigen fördert und namentlich für die Geschichte der Erdkunde in seiner Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen" so Vorzügliches geleistet hat. Suchte auch die Kommission keinen Einfluss auf die Art der Bearbeitung auszuüben, so mussten doch wie bei jedem anderen Sammelwerk gewisse Normen und Beschränkungen festgehalten werden. Vor Allem war die lästigste aller Beschränkungen, die räumliche, eine Nothwendigkeit und sie ist im Allgemeinen wohl eher zu Gunsten als zum Nachtheil des vorliegenden Werkes ausgefallen, da sie bei knapper Form das Hervortreten des Wichtigeren beförderte. Die zeitliche Beschränkung, in so fern die Entwickelung unserer Wissenschaft in neuerer Zeit, etwa seit dem 16. Jahrhundert, darzustellen war, hat Peschel glücklicher Weise nicht eingehalten; unsere heutigen geographischen Kenntnisse" - so beginnt das erste Kapitel "sind nur ein bereichertes Erbe aus dem klassischen Alterthum, und wenn wir die Verdienste der neueren Zeiten feststellen wollen, müssen wir vorher abziehen, was an äl teren Leistungen ihnen zugefallen war", sein Buch umfasst daher eben so wohl die Geographie der Griechen und Römer wie die des Mittelalters und der neueren Zeit. Dagegen konnte er nicht umhin, der allgemeinen Tendenz der

Serie darin Rechnung zu tragen, dass er vorzugsweise den besonderen Antheil erörterte, welcher dem Deutschen Volk an der Entwickelung der Geogra phie zukommt. Diese Tendenz beeinträchtigt einigermaassen den vollen Werth des Ganzen, denn eine Wissenschaft wird nie ungestraft von einseitig nationalem Standpunkt aus betrachtet; aber dem Verfasser darf daraus kein Vorwurf gemacht werden. Er sagt selbst darüber in einer Anmerkung: In dem Abschnitte, welcher die Ueberschrift trägt „Wissenschaftliche Reisen und wissenschaftliche Entdecker" haben wir nicht eine strenge Absonderung der Stoffe, welche der Geschichte der Erdkunde, von denen, welche der Geschichte der Länderbeschreibung angehören, beobachtet. Als der Plan zur Geschichte der Wissenschaften" entworfen wurde, hatte ihr erhabener Stifter den Zweck im Auge, Deutsche Verdienste, welche gewöhnlich nicht sowohl aus Neid oder Uebelwollen, sondern aus Unbekanntschaft mit unserer schwierigen Sprache von den Fremden misskannt werden, der Vergessenheit zu entreissen. So geschah es denn, dass in jenem Abschnitt auch solche Arbeiten von Deutschen und Deutschrussen berücksichtigt wurden, die nur der Geschichte der Chorographie angehören. Der ungewarnte Leser könnte vielleicht daraus den irrigen Schluss ziehen, als ob namentlich in unserem Jahrhundert die Gewinne der Wissenschaft vorzugsweise, wenn nicht ausschliesslich, Deutschen Kräften verdankt würden. Die neueren Deutschen Reisenden füllen allerdings durch ihre vielseitige Bildung einen sehr bedeutenden Raum in der Geschichte des 19. Jahrhunderts aus, einen Vergleich ihrer Leistungssumme mit der Leistungssumme anderer Völker verstattet jedoch unsere Aufzählung nicht. Der Fachkundige wird ohnediess bemerken, dass in unserem Verzeichnisse die grossartigen Arbeiten der katholischen Missionäre, namentlich der Jesuiten in Asien, die zahlreichen neueren Französischen und Russischen Erdumsegelungen fast gänzlich fehlen, der Spanischen Unternehmungen nur flüchtig gedacht, die Verdienste solcher Reisender wie Caillié und Cailliaud, Salt, Bruce, Burckhardt, Sadlier, Basil Hall, Conolly, Stoddard u. s. f., ja selbst die ehrwürdigen Namen eines Mungo Park und Alexander Burnes gar nicht oder nur vorübergehend erwähnt werden." Diese einseitige Bevorzugung Deutscher Leistungen kommt aber eben nur in dem Abschnitt über die wissenschaftlichen Reisen der letzten Jahrhunderte zum Vorschein, im ganzen übrigen Buche hält der Verfasser den kosmopolitischen Standpunkt fest; schon in dem Vorwort zeigt er, dass er keineswegs die bei uns so gewöhnliche Ueberschätzung der Deutschen Wissenschaft im Gegensatz zu Französischer, Englischer u. s. w. theilt, besonders tadelt er mit Recht den Mangel an geographischen Unternehmungen von Seite der Deutschen Regierungen. Was nun die Art der Bearbeitung anlangt, so haben wir schon unsere warme Anerkennung des Programms, das der Verfasser vor zwei Jahren in seinem "Ausland" aufstellte, namentlich in Hinsicht auf die scharfe und echt wissenschaftliche Auffassung der ungewöhnlich schwierigen Aufgabe ausgesprochen (s. "Geogr. Mitth." 1864, S. 358) und jeder Fachgenosse wird uns beipflichten, wenn wir behaupten, dass die sehr hohen Erwartungen, welche sich auf dieses Programm und den Ruf des Verfassers stützten, vollkommen befriedigt worden sind. Das Buch enthält nicht einfach eine Geschichte der Reisen und Entdeckungen, man kann es also nicht etwa vergleichen mit Murray's Historical account of discoveries and travels in Africa", Burney's "Chronological history of voyages in the South Sea" und dergleichen sonst vortrefflichen Werken, selbst nicht mit Peschel's "Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen", sondern es ist in Wirklichkeit eine Geschichte der geographischen Wissenschaft, worin Reisen, Messungen, Forschungen u. s. w. als Mittel wohl erwähnt werden, die durch sie erruugenen Kenntnisse aber in ihrer allmählichen Entwickelung, also die Entstehung und Ausbildung der Erdkunde in ihren verschiedenen Zweigen Hauptgegenstand der Darstellung sind. Demgemäss finden wir jede Periode nach drei Richtungen behandelt, nach der räumlichen Begrenzung des geographischen Wissens in der betreffenden Zeit, nach dem Stande der mathematischen Geographie und nach dem des Naturwissens. Die räumliche Erweiterung der Erdkunde oder die Geschichte der Entdeckungen bildet daher nur einen Theil und es ist selbstverständlich, dass es sich dabei nicht um Vollständigkeit handeln konnte, deun das ganze Werk sollte nicht den Umfang eines mässigen Bandes überschreiten, aber man findet hierin wie auch in den übrigen Abschnitten doch eine weit grössere Menge spezieller Nachweise, als sich vermuthen liess. Diese Specialia, oft in die zahlreichen Noten verwiesen, erhöhen den Werth des Buches für den Fachmann sehr wesentlich. Die Abschnitte über die mathematische Geographie behandeln die Kenntnisse von der Gestalt, Grösse und Bewegung der Erde, die Ortsbestimmungen und die Karten, diejenigen über das Naturwissen die Höhenkunde, die Geologie, Hydrographie, Meteorologie, Erdmagnetismus, Pflanzenund Thiergeographie, Völkerkunde und Bevölkerungs- Statistik. Die sechs grossen Perioden aber, in welche die Geschichte dieser Wissenschaften eingetheilt wird, sind das klassische Alterthum, die Zeit des Verfalls der Wissenschaften im früheren Mittelalter, die Blüthezeit der Araber, die Zeit der Scholastiker, der Zeitraum der grossen Entdeckungen vom Infanten Heinrich bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts und die neuere Zeit oder das Zeitalter der Messungen". Aus dieser einfachen Uebersicht des Inhaltes geht schon hervor, welch' ungeheure Stofffülle zu bewältigen war und welch' umfassende Kenntnisse zu ihrer Bewältigung gehörten. Eben nur ein Peschel war solcher Aufgabe gewachsen. Besonders zu rühmen ist, wie er bei allem auf das Detail verwendeten Fleiss immer doch grosse Gesichtspunkte im Auge behält und mit welchem Geschick er die Masse der Thatsachen und Schlüsse dem engen Rahmen so einpasste, dass die Darstellung klar, übersichtlich, lesbar, ja oft elegant blieb. Führen wir endlich noch an, dass durch das glückliche Hervorheben charakteristischer Momente vielfach ganz neue Anschauungen und Urtheile sich bilden, dass auf fast vergessene Verdienste bisweilen glänzendes Licht fällt und dass der Reichthum an trefflichen Bemerkungen, geistreichen Wendungen und anregenden Gedanken in keiner der Peschel'schen Arbeiten mehr hervortritt als hier, so brauchen wir kaum noch zu versichern, dass man das Buch mit eben so grossem Genuss als Nutzen liest. Die Ausstattung ist, wie sich von selbst versteht, vortrefflich, eine Anzahl eingedruckte Holzschnitte und die Beigabe mehrerer mittelalterlicher Karten so wie einer die Entdeckungsgeschichte des polaren Amerika illustrirenden sind als Mittel zum Verständniss sehr willkommen.

Rosny, L. de: Rapport annuel fait à la Société d'ethnographie sur ses travaux et sur les progrès des sciences ethnographiques pendant l'année 1864. 8°, 128 pp. Paris, Challamel, 1866. 2 fr. Saint-Martin, Vivien de: L'année géographique. 4° année. 18°, 544 pp. Paris, Hachette, 1866.

3 fr.

Statistical Tables relating to the colonial and other possessions of the United Kingdom. Part X, 1863. Presented to both Houses of Parliament. Fol., 531 pp.

Diese jährlich erscheinenden statistischen Tabellen über die Britischen Kolonien enthalten diess Mal viele neue Bevölkerungs-Angaben. S. den Auszug auf Seite 310 dieses Heftes.

Steinhauser, A.: Die Bergzeichnung auf Landkarten in ihren verschiedenen Stadien. (Zeitschrift für Österreichische Gymnasien, 1866, Heft 6, SS. 449-458.)

Tableaux de population, de culture, de commerce et de navigation, formant, pour l'année 1863, la suite des tableaux insérés dans les notices statistiques sur les Colonies françaises. 8°, 197 pp. Paris 1865. Aus der "Revue maritime et coloniale" (Januar 1866) besonders abgedruckt. Zingerle, J. v.: Eine Geographie aus dem 13. Jahrhundert. 8°. Wien, Gerold's Sohn, 1866. 12 Sgr.

Atlanten, Weltkarten, Globen.

Adam, L.: Carte des ouragans des deux hémisphères. Janvier 1866. Saint-Malo, lith. Benderitter, 1866. fr.

Birk, C.: Orohydrographischer Atlas. Fol. Berlin, Schropp, 1865. 19 Sgr. Bouillet, N.: Atlas universel d'histoire et de géographie, contenant la chronologie, la généalogie et la géographie. 8°, 1043 pp. et 100 pl. 30 fr. Paris, Hachette, 1865.

Besteht aus Bildern und Karten und bildet das Supplement zu desselben Verfassers Dictionnaire d'histoire et de géographie". Elementar-Atlas zum Gebrauch für Volksschulen. Aus den Kartenwerken Stieler's und E. v. Sydow's zusammengestellt. qu.-4°. Gotha, J. Perthes, 1866. 18 Sgr. Historisch-geographische Atlas, ten gebruike bij Streckfuss, geschiedenis der wereld. Bewerkt onder toezicht van Mr. J. B. Kan. 1. Lfg. 8° (3 lith. Karten). Leiden, v. d. Heuvell & van Santen, 1866. Al. Komplet in 10 Lieferungen. Johnston, A. K.: The New Cabinet Atlas of the actual geography of the World. 34 Karten in 4°. Edinburgh 1865. Johnston, A. K.: The Handy Royal Atlas of modern geography. Part I. Edinburgh, Blackwood, 1866.

25 s.

4 s. Der ganze Atlas wird in 12 Lieferungen à 4 s. erscheinen und 45 Karten enthalten.

Klun, V. F., und H. Lange: Atlas der Industrie- und Handelsgeographie. 5. Lfg. Zürich, Ernst, 1866. 22 Sgr.

Lange, H.: Geographischer Hand-Atlas über alle Theile der Erde. Nach den neuesten Forschungen entworfen. 30 Bl. Fol. In 6 Lieferungen. 6. Lfg. Leipzig, Brockhaus, 1866. 1 Thlr., pro compl. 6 Thlr. Liebenow's Atlas der neueren Erdbeschreibung für Schule und Haus. Fol. Berlin, Nicolai, 1865.

2 Thlr.

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Schalh's, A., Schul-Atlas der neueren Erdbeschreibung in 21 Karten, revidirt von W. Liebenow. 4°. Berlin, Nicolai, 1866. Thlr. Schiller, Prof. K.: Planigloben für Handelsschulen und ähnliche Anstalten eingerichtet. kl. Fol. Chromolith. Wien, Wachter, 1866. 20 kr. Schul-Atlas der neuesten Erdbeschreibung in 20 Karten. qu.-4°. Langensalza, Verlags-Comptoir, 1866. 24 Sgr. Spruner, K. di: Atlante storico-geografico. qu.-40. Gotha, Justus Perthes, 1865. 23 Thlr. Stieler's Hand-Atlas. Neue Lieferungs- Ausgabe von H. Berghaus und A. Petermann. 1.-5. Lfg. Gotha, J. Perthes, 1866. à Lfg. 14 Sgr. Ueber diese Jubel-Ausgabe des Atlas s. "Geogr. Mitth." 1866, Heft III, S. 113. Der Inhalt der fünf ersten Lieferungen ist folgender: 1. Lfg. Titelblatt mit Weltkarte in Sternprojektion; der Oesterreichische Kaiserstaat (1: 3.700.000) mit Plan von Wien (1:150.000); Australien (1:10.000.000) mit Plan von Sydney (1: 150.000). 2. Lfg. Das Mittelländische Meer und Nord-Afrika in 2 Bl. (1:7.500.000) mit Spezialkarten von Malta (1:500.000), Gibraltar (1:150.000), dem Nil-Delta und Isthmus von Sues (1:1.500.000); Südwestliches Deutschland und die Schweiz (1:1.850.000).-3. Lfg. Uebersicht der Staaten des Deutschen Bundes (1: 3.700.000); Nordöstliches Deutschland (1: 850.000); Sachsen, Thüringen und benachbarte Länder (1:925.000). 4. Lfg. Ungarn, Siebenbürgen, Woiwodina und Slavonien (1:1.850.000); Südpolar-Karte (1:40.000.000) mit Spezialkarten von Süd-Shetlandund Süd-Orkney-Inseln (1:10.000.000), Victoria-Land (1: 10.000.000), Süd-Georgien (1:5.000.000), Crozet-, Prinz-Eduard-Inseln (1:3.000.000), Kerguelen-, Auckland-, Warekauri-Inseln (1:2.000.000), Tristan da Cunha, Neu-Amsterdam, St. Paul, Deception, Juan Fernandez (1:1.000.000) nebst Uebersicht der Nord- und Südpolar-Regionen (1:170.000.000); Vorder-Indien oder das Anglo-Indische Reich(1:9.750.000) mit Spezialkarte von Sikkim und dem Kantschindschanga-Berg (1:2.500.000). -5. Lfg. Grossbritannien, südl. Bl. (1: 1.500.000) mit den CanalInseln, Channel Islands (1: 1.000.000); Grossbritannien, nördl. Bl. (1:5.000.000) mit Edinburgh und Umgebung (1: 150.000); Süd-Ost-Australien (1:5.000.000). Taschen-Atlas über alle Theile der Erde nach dem neuesten Zustande in 24 illum. Karten in Kpfrst. 11. Aufl. Gotha, J. Perthes, 1866. Thlr.

(Geschlossen am 30. August 1866.)

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