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Vorrecht erlangten, dass in ihnen keine Sklaven gehalten werden dürfen, zählen zusammen 24.301 Bewohner, worunter 2788, also nur circa 11 Prozent Sklaven inbegriffen sind. Die in der Provinz wohnenden Deutschen belaufen sich auf ungefähr 12.000 Seelen. Der bei weitem grösste Theil wohnt an der Meeresküste und hat sich nur längs der Flüsse und der wenigen Landstrassen weiter in das Innere hineingezogen. Das hintere, am Fusse der Serra sich hinstreckende Küstenland so wie das Hochland der Provinz besteht zum grössten Theil aus urwäldlichen Staatsländereien, die der Kolonisation noch ein weites Feld bieten.

Die Postdampfer-Linie zwischen Australien und Panama.

Der Ring der Postverbindung um die Erde ist geschlossen, die bisher bestandene grosse Lücke zwischen Australien und dem Amerikanischen Isthmus seit dem Juni d. J. ausgefüllt. Bekanntlich wurde seit Jahren das Projekt eines regelmässigen Dampfschiff-Verkehrs durch den Grossen Ocean eifrig betrieben, die Kolonien Neu-Seeland und NeuSüd - Wales bewilligten eine beträchtliche Subvention, es bildete sich die „Panama, New Zealand and Australian Royal Mail Company" und seit Kurzem haben ihre vier Dampfer Mataura (1767 Tonnen) und Kaikoura (1501 Tonnen) von je 400 Pferdekraft, Ruahine (1503 Tonnen) und Rakaia (1456 Tonnen) von je 350 Pferdekraft ihre Thätigkeit begonnen. Zwei Mal im Monat geht ein Dampfer von Sydney über Wellington in Neu-Seeland nach Panama und umgekehrt, während die Post vom Isthmus bis England durch die Royal Mail Company befördert wird. Der Fahrplan ist folgender:

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weise geeignet, schattenlose Öden mit Vegetation zu bekleiden. Man brauche nur im Beginn der kühlen Jahreszeit reichliche Mengen des Samens auf dem Boden auszustreuen und in nicht ferner Zeit würde die Vernichtung grosser Heerden aus Mangel an Futter und Wasser unerhört sein. Die Samen von Acacia lophantha und mollissima könne man mit sehr geringen Kosten tonnenweis sammeln und hinreichender Same zu 100.000 Eucalypti sei für wenige Stück Rinder zu beschaffen. Nur ein Jahr müssten die Heerden von den jungen Pflanzen abgehalten werden, dann aber möchte es auch bei ärgster Vernachlässigung unmöglich sein, sie ganz wieder zu vertilgen. Durch Übersendung von Samen von Melbourne aus wurden bereits um Jerusalem, in Natal, auf einigen der Südsee-Inseln, auf den trockenen Hochlanden Indiens und in Algerien Versuche zur Wiederbekleidung des nackten Bodens und zur Verbesserung des Klima's gemacht. Grossen Erfolg verspricht sich Dr. Müller auch von solchen Versuchen in den Afrikanischen Wüsten. „Wer kann", so schliesst er seine Mahnung,,,einen Blick über eine Nord-Afrikanische Landschaft werfen, ohne daran zu denken, welche Veränderungen eine ausgebreitete Australische Acacia- und EucalyptusVegetation in den Bildern baumloser Öde, die Berge und Ebenen, gleich kahl und wasserlos, dort bieten, hervorbringen würde? Welche Quantität von Nutzholz könnte auf den Höhenzügen der Wüsten gezogen, welch' liebliches Kleid innerhalb sehr weniger Jahre ganzen Ländern gegeben werden, die den Sitzen alter Industrie und Gelehrsamkeit so nahe liegen, und welche Erweiterung des Feldes für menschliche Ansiedelung und Thätigkeit!" 1)

29.

Die Fahrzeit von Southampton bis Wellington ist 49, bis Sydney 57 Tage, die Fahrzeit von Wellington bis Southampton 51, von Sydney bis Southampton 59 Tage.

Von Wellington aus gehen Seitenlinien nach allen Provinz-Hauptstädten von Neu-Seeland.

Verwandlung von Wüsten in Haine.

Die furchtbaren Dürrungen, von denen die wüsten Distrikte im Inneren Australiens von Zeit zu Zeit heimgesucht werden, und die enormen Verluste, welche die Viehzüchter durch sie erleiden, veranlassten den berühmten Melbourner Botaniker Ferd. Müller zu der Mahnung an die Squatters, auf ihren bis tief ins Innere vorgeschobenen Besitzungen Bäume wie Acacia lophantha, Acacia mollissima und einige Eucalypti auszusäen. Diese Bäume übertreffen an Schnelligkeit des Wachsthums und an Fähigkeit, der trockenen Hitze der Australischen Sommer zu widerstehen, alle Bäume anderer Länder und sind daher ganz vorzugs

Aeronautische Gesellschaft von Gross-Britannien.

Nimmt man die ganz vereinzelten Fälle aus, wo Physiker den Luftballon zu Beobachtungen in höheren Luftschichten benutzten, so galt die Erfindung der Gebrüder Montgolfier bis in die neueste Zeit nur als eine Kuriosität oder ein Schaustück, das bei Volksfesten und am Schlusse der Seiltänzer-Vorstellung losgelassen wurde, um die Lust des Publikums am Absonderlichen und Waghalsigen zu befriedigen. Die Bemühungen, das Luftschiff lenkbar und dadurch zum Verkehrsmittel zu machen, wurden mehr belacht als ernsthaft erwogen. Der gewaltige Aufschwung der Naturwissenschaften, das ganze wissenschaftliche Streben unserer Zeit aber mit seinen immer wachsenden Bedürfnissen und Wünschen weiss auch die physikalischen Spielereien unserer Vorfahren der Wissenschaft und dem praktischen Leben dienstbar zu machen.

Auf Anregung von Sykes und Sabine veranstaltete 1852 das Comité der Sternwarte zu Kew vier wissenschaftliche Luftfahrten, die John Welsh in Green's Ballon ausführte und die eine Reihe höchst interessanter Beobachtungen über Temperatur, Magnetismus, Feuchtigkeit, Regen- und Wolkenbildung, Lichtstärke und Luftströmungen in verschiedenen

1) Leider ist es noch sehr fraglich, ob in Steppen und Wüsten, die niemals bewaldet waren, künstliche Anpflanzungen überhaupt gedeihen können, da ihre Bildung auf den allgemeinen Gesetzen der Regenvertheilung beruht. Siehe darüber die Abhandlung von Dr. Peschel im ,,Ausland", 1866, Nr. 16, SS. 362 ff. A. P.

Höhen über der Erdoberfläche lieferten 1). Seit 1862 setzt James Glaisher im Auftrag der British Association for the advancement of science diese wissenschaftlichen Ascencionen fort und wir verdanken ihm bereits wichtige Aufschlüsse über die Eigenschaften der Atmosphäre und die Vorgänge in ihr bis zur Höhe von 30.000 Fuss 2). Kürzlich hat sich nun in England eine Gesellschaft, die,,Aeronautical Society of Great Britain", gebildet, um diese kostspieligen Unternehmungen nachhaltig zu fördern, und damit eröffnet sich diesem Zweig der Erdkunde die Aussicht auf eine unabsehbare Entwickelung.

In seiner Eröffnungsrede sprach Glaisher die Hoffnung aus, dass die Aeronautik durch die Bildung der Gesellschaft ihre Stellung unter den Wissenschaften einnehmen und mit der Zeit zu einer gründlichen Kenntniss der atmosphärischen Vorgänge führen werde. ,,Bis jetzt", sagt er, ,,haben wir nur den Anfang von einer Reihe von Beobachtungen und es bedarf der Anhäufung weiteren Materials, bevor die Resultate in ein System gebracht werden können. Es bleibt z. B. noch übrig zu sehen, unter welchen Bedingungen der Höhe und Temperatur die Luft, die an der Oberfläche der Erde sich mehr oder weniger mit Feuchtigkeit gesättigt hat, durch Ausdehnung und daraus folgende Temperatur-Abnahme diese Feuchtigkeit zur Bildung von Wolken abgiebt; welche Veränderung der Temperatur durch die einfache Ausscheidung des Wasserdampfs entsteht; ob dieselbe, auf diese Weise zum Theil erleichterte Luft durch noch höheres Aufsteigen befähigt wird, eine zweite, obere Wolkenschicht zu bilden. Sehr erwünscht sind auch Aufschlüsse über die Richtung der verschiedenen Luftströmungen in den oberen und unteren Regionen der Atmosphäre und ob Anzeichen von einem wirklich beständigen Äquatorialstrom von Ost nach West in den höchsten Höhen vorhanden sind; ferner ist es wünschenswerth, die Existenz und das Vorherrschen schief aufsteigender Luftströmungen zu beweisen und den Einfluss der lokalen Temperatur an der Erdoberfläche und der Beschaffenheit des darunter liegenden Landes auf die Entstehung solcher Strömungen zu studiren. Der Ballon ist in seiner jetzigen Form ohne Zweifel im Stande, diese Fragen zu lösen."

Ausser der Untersuchung der Atmosphäre hat sich indess die Gesellschaft auch die Vervollkommnung des Luftballons zur Aufgabe gemacht, und zwar zunächst das gründliche Studium der beim Fliegen der Thiere in Betracht kommenden mechanischen und physikalischen Fragen.

Erweiterung der Kolonie Natal.

Am 13. September 1865 ist ein südlich an Natal stossender Theil von Kaffraria von den Engländern in Besitz genommen und an die Kolonie Natal annectirt worden, so dass nicht mehr der Umsimkulu, sondern der 8 bis 9 Deutsche Meilen südlicher gelegene Fluss Umtamtuma die Grenze der Kolonie bildet. Das annectirte Gebiet wurde von den Kolonisten bisher, weil herrenlos, Nomansland genannt.

1) Die Englischen wissenschaftlichen Luftschifffahrten im J. 1852. ,,Geogr. Mitth." 1856, SS. 333 ff. und Tafel 18.

2) Glaisher's Luftballon-Fahrten 1862 und 1863.,,Geogr. Mittheilungen" 1864, SS. 161 ff.

Dieser Nachricht fügen die „Cape and Natal News" einige Notizen über den noch unabhängigen Theil von Kaffraria bei. Danach umfasst dieses zwischen dem Umtamtuma und dem Grossen Kei-Fluss gelegene Gebiet etwa 580 Deutsche Quadrat-Meilen. Es enthielt nach der Karte von Fynn vor ungefähr 15 Jahren 120.000 Eingeborne, von denen 47.000 dem Stamm der Amapondas angehörte. Seit jener Zeit soll die Bevölkerung zugenommen haben, besonders breiteten sich die Amapondas nach allen Seiten hin aus und, wie man sagt, können sie gegenwärtig 25.000 Männer ins Feld stellen. Die Amagalekas am nördlichen Ufer des Kei, unter Kreli's Herrschaft, wuchsen in ähnlichem Verhältniss an, sie sollen jetzt 40-, vielleicht 50.000 Seelen zählen. Andererseits liessen sich mehrere zugewanderte Stämme in dem Lande nieder, so etablirten sich mehrere Bassuto-Familien im Osten des Flusses Euchanecha oder Inrinera unter Anführung eines Sohnes des berühmten Moshesh, Namens Nehemie, der in der Kapkolonie erzogen, sich eine comfortable Wohnung erbaute und eine hübsche Bibliothek anlegte. Eben so versetzte der Gouverneur der Kapkolonie, Sir Philippe Wodehouse, einen Griqua-Stamm in den unmittelbar südlich an Natal grenzenden Theil von Nomansland. Es sind nur 250 bis 300 Familien mit 600 Ochsenkarren und zahlreichen Heerden. Zwischen diesen Griquas und den Bassutos unter Nehemie sind in letzter Zeit Feindseligkeiten ausgebrochen. Die Bassutos beraubten die Heerden der Griquas und die letzteren vertrieben dafür die Bassutos aus ihren Wohnsitzen, zerstörten das Haus und die Bibliothek Nehemie's.

Die Lage von Yarkand in Central-Asien.

Auf der Schlagintweit'schen Karte von Hoch-Asien, die im Jahrgang 1861 der Geogr. Mittheilungen" (Tafel 10) reproducirt wurde, sehen wir das östliche Turkistan mit den Städten Yarkand, Kaschgar u. s. w. fast um 2 Längengrade westlicher gerückt, als nach den Arbeiten der JesuitenMissionäre bis dahin angenommen werden musste. Diese Verschiebung beruhte auf der Schlagintweit'schen Längenbestimmung von Suget am Kuenluen und den darauf gestützten Itineraren nach Yarkand. Da sich diese Lageveränderung mit den in angrenzenden Gebieten bestimmten Positionen, namentlich mit der der Oxus-Quelle nach Lieutenant Wood und des Issik-kul nach Golubew nicht in Einklang bringen liess, so musste ihre Annahme bedenklich erscheinen (siehe ,,Geogr. Mittheil." 1861, S. 273). Dieses Bedenken wird verstärkt durch eine Mittheilung, die Captain Montgomerie, der berühmte Astronom und Geodät, der sich durch seine Vermessungen in Kaschmir und Tibet einen unvergänglichen Namen in der Geschichte der Geographie erworben hat, am 14. Mai der Londoner Geographischen Gesellschaft machte.

Capt. Montgomerie bewog einen gebildeten Munschi, sich mit Instrumenten nach Yarkand zu wagen, dessen Position zu bestimmen und den Weg dahin im Anschluss an die trigonometrischen Stationen in Ladak aufzunehmen. Der Munschi machte sich im Sommer 1863 auf den Weg und kehrte, nachdem er den Winter in Yarkand zugebracht, im folgenden Frühjahr über die Gebirgspässe zurück. Leider sollte er den Triumph seiner kühnen That nicht geniessen,

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er starb, kurz bevor er die trigonometrischen Stationen erreichte, aber seine Papiere kamen vollständig in Montgomerie's Hand. Daraus ergab sich, dass der Verstorbene die Breite von Yarkand fast übereinstimmend mit der bisherigen Annahme zu 38° 19′ 46′′ bestimmt hatte, und die Länge ergab sich aus der Routen - Aufnahme zu 77° 30' östl. v. Gr., die Höhe zu 4000 Engl. F. über dem Meere. Diese Länge ist nun wieder um 1° 12' östlicher als die von den Jesuiten gefundene, die auch auf den neuesten Russischen Karten beibehalten ist. Bevor weitere Aufschlüsse über den Grad ihrer Zuverlässigkeit erfolgen, wird man daher gut thun, die alte Position der Jesuiten festzuhalten.

Die Reise über die Gebirge zu der Wasserscheide zwischen Indien und Turkistan nahm 51 Tage in Anspruch und dabei befand sich der Reisende während 25 Tagereisen nicht unter 15.000, während 45 Tagereisen nicht unter 9000 Engl. Fuss absoluter Höhe. Die Distance zwischen Jummur und Yarkand beträgt in gerader Linie 430 Engl. Meilen, so dass das Gebirge an der schmalsten Stelle nicht weniger als 400 Engl. Meilen Breite hat. Der Winter war in Yarkand streng, das Thermometer (Fahrenheit) sank zu Anfang des Januar fast bis 0 und vom 19. bis 26. Januar schneite es, sonst war der Himmel meist unbewölkt. Dem Munschi fiel die Fruchtbarkeit des Landes um Yarkand sehr auf.

Die Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866.

(Mit Karte und Schlachtplan, s. Tafel 12.)

In einer Zeit, wo welthistorische Ereignisse die Aufmerksamkeit ausschliesslich fesseln und alle anderen Bestrebungen vollständig in den Hintergrund drängen, bedarf es wohl kaum besonderer Entschuldigung, wenn unsere Zeitschrift einen Augenblick aus ihrem gewöhnlichen Geleis heraustritt und sich mit ihren kartographischen Illustrationen den Zeitereignissen zuwendet. Ist zwar anzunehmen, dass Übersichtskarten, namentlich besonders ausgegebene sogenannte Kriegskarten allgemein verbreitet sind, so dürften doch ganz spezielle, zum Verständniss einzelner wichtiger Vorgänge nöthige Karten nur in den Händen Weniger sein und wir glauben daher mindestens einem Theil unserer Leser nützlich sein zu können, wenn wir ihnen eine speziell zur Übersicht der gewaltigen Kämpfe vom 27. Juni bis zum 3. Juli 1866 gezeichnete Karte des Böhmischen Landes vorlegen. Sie beruht der Grundlage nach auf der Österreichischen Generalstabskarte, während die Angaben über die Bewegungen und Operationen der Preussischen Armee nach den bis zum 25. Juli publicirten Zeitungs-Berichten eingetragen wurden. Die Marschlinien und die Stellungen der Armeen in der Schlacht bei Königgrätz, wie sie sich auf dem Carton angegeben finden, sind ebenfalls den ZeitungsBerichten entnommen und können nur im Allgemeinen als zuverlässig gelten, da vollständige offizielle Nachrichten bis jetzt nicht veröffentlicht wurden.

Als Erläuterung unserer Karte drucken wir die Berichte der in beiden feindlichen Hauptquartieren befindlichen Times - Korrespondenten nach den Übersetzungen in der ,,Kölnischen Zeitung" und im „,Vaterland" ab, welche vereint einen unparteiischen und annähernd richtigen Überblick gewähren möchten. Als Einleitung entnehmen wir dem ,,Preuss. Staats-Anzeiger" nachfolgende Chronik der Kriegsereignisse bis zur Schlacht bei Königgrätz, den Eingang eines Berichtes Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1866, Heft VII.

über diese Schlacht und den Brief des Königs über dieselbe. 1)

1. Chronik der Kriegsereignisse bis zur Schlacht bei Königgrätz.

16. Juni. Einmarsch der Preussen in Sachsen: General Herwarth v. Bittenfeld und die 1. Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl. 18. Juni. Einzug der Preussen in Dresden: General Herwarth. 19. Juni. Leipzig von den Preussen besetzt.

23. Juni. Einmarsch des Prinzen Friedrich Karl (1. Armee) auf den Strassen von Zittau und Görlitz her in Böhmen und Vormarsch auf Reichenberg.

Einmarsch der Elb-Armee unter General Herwarth v. Bittenfeld von Dresden her auf dem rechten Elb-Ufer in Böhmen und Vormarsch über Böhmisch-Leipa.

26. Juni. Gefecht bei Liebenau, Turnau und Podol.

Einmarsch der 2. (Schlesischen) Armee unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm in Böhmen, theils von der Grafschaft Glatz aus über Reinerz, Lewin und Nachod, so wie über Neurode und Braunau, theils auf der Landshuter Strasse bei Liebau.

27. Juni. Gefecht bei Trautenau: das 1. Armee-Corps, das von Liebau in Böhmen eingedrungen war, unter General v. Bonin gegen das 10. Österreichische Corps des FML. v. Gablenz. Gefecht bei Nachod (Wysokow) des 5. Armee - Corps unter General v. Steinmetz gegen das 6. Österreichische Armee-Corps unter FML. v. Ramming und die Reserve-Kavalerie-Division des Prinzen von Schleswig-Holstein.

Gefecht bei Hünerwasser: General v. Herwarth.

28. Juni. Gefecht bei Trautenau und Pilnikau, Neudorf und Burkersdorf: das Gardecorps gegen das 10. Österreichische Corps des FML. v. Gablenz.

Gefecht bei Skalitz: das 5. Armee-Corps des Generals v. Steinmetz gegen das 6. und 8. Österreichische Corps des Erzherzogs Leopold und Einnahme von Skalitz.

Gefecht bei Münchengrätz und Einnahme von Münchengrätz: Prinz Friedrich Karl und General Herwarth v. Bittenfeld, theilweis gegen Sachsen.

Vereinigung der 1. Armee unter Prinz Friedrich Karl mit der Elb-Armee des Generals v. Herwarth.

1) Über den Antheil der Elb-Armee an der Schlacht von Königgrätz und an den Gefechten vom 27. Juni bis 3. Juli enthält die Kölnische Zeitung vom 19. Juli einen hübschen allgemeinen Bericht von Hans Wachenhusen und mehrere Detail-Schilderungen. Über den Antheil der zweiten Armee an der Schlacht s. den Times-Bericht in der KreuzZeitung vom 25. Juli.

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29. Juni. Königinhof gestürmt.

Gefecht von Jaromirz: das 5. ArmeeCorps gegen das 4. Corps des FML. Festetics.

Gefecht bei Gitschin und Erstürmung von Gitschin: die 1. Armee, theilweis gegen Sachsen.

3. Juli. Schlacht bei Königgrätz.

2. Vorbereitungen zur Schlacht auf Preussischer Seite.

Preussens erste (Böhmische) Armee hatte nach siegreichen Gefechten bei Turnau und Podol, Münchengrätz und Gitschin am 27., 28. und 30. Juni das erste feindliche ArmeeCorps und die Sächsische Armee unter dem Oberbefehl des Kronprinzen von Sachsen und des Grafen Clam-Gallas vor sich her getrieben und stand am 2. Juli um Horzitz versammelt in Gemeinschaft mit der Elb- Armee unter General v. Herwarth, der an demselben Tage seine Streitkräfte um Smidar vereinigt hatte. Die 2. Armee war nach den gleichzeitigen siegreichen und blutigen Gefechten bei Trautenau, Nachod und Skalitz, welche das an sich gefährliche Debouchiren der zu dieser Armee gehörigen Corps aus den GebirgsDefiléen der Grafschaft Glatz und die Koncentrirung der 2. Armee ermöglicht hatten, am 1. und 2. Juli bei Königinhof und Arnau über die Elbe gegangen und stand am 2. Abends in der Umgegend von Miletin.

Durch diese kühnen und wohlkombinirten Bewegungen waren die Schlesische, die Böhmische und die Elb-Armee nunmehr auf dem rechten Ufer der oberen Elbe vereinigt und zu einem Hauptschlage bereit, als in der Nacht vom 2. zum 3. Juli die Nachricht einlief, dass der Feind in bedeutender Stärke auf demselben rechten Elb-Ufer westwärts Königgrätz Stellung genommen habe und zu einem Angriff auf die Preussische Armee, welche, wie erwähnt, in ihren Marschstellungen von Smidar bis gegen Königinhof einen Raum von 4 Meilen einnahm, entschlossen schiene. In Folge dessen ergingen in derselben Nacht um 1 Uhr die nothwendigen Befehle zu einem engeren Zusammenschliessen der Armee und zu einer Rekognoscirung des Feindes. gedenk der bekannten Erfahrung, dass aus Rekognoscirungen unter Umständen oft die blutigsten Schlachten hervorgegangen sind, wurden alle Dispositionen so getroffen, dass die Preussische Armee, falls die Umstände dazu einluden, unmittelbar zu einer Hauptschlacht zu schreiten vermöchte.

Ein

Die Elb-Armee wurde demgemäss gegen den linken Flügel des Feindes, gegen Nechanitz, die 1. Armee gegen dessen Centrum, die 2. Armee gegen dessen rechte Flanke dirigirt. Am 3. Juli um 7 Uhr Morgens waren die Spitzen der ElbArmee und der 1. Armee in der Gegend von Nechanitz und Sadowa angekommen und es entspann sich sofort ein ArtillerieKampf der Avant-Garden gegen den in einer sehr starken Stellung mit bedeutenden Streitkräften aufgestellten Feind.

Die Bistritz, ein an sich unbedeutendes, aber in einem breiten sumpfigen Thale von Norden nach Süden fliessendes Nebengewässer der Elbe, deckte die feindliche Front. Von diesem breiten Sumpfthal aus steigen bedeutende Höhen Diess sicherte dem Osten empor. amphitheatralisch gegen Feinde, der sich auf den verschiedenen Terrassen des Geländes in bedeutender Stärke aufgestellt und namentlich seine über 600 gezogene Geschütze-theilzahlreiche Artillerie weis in eingerichteten Batterie-Ständen wohl placirt hatte, eine überhöhende Geschützwirkung in mehreren Etagen. Die Stellung erschien so überaus stark, dass man über die Zweckmässigkeit ihres Angriffs wohlbegründete Zweifel haben konnte.

Die 2. Armee, welche zum grossen Theil noch weitere Wege nach dem Schlachtfelde zurückzulegen hatte als die Elb-Armee, konnte voraussichtlich nicht vor Mittag in den Gang der Ereignisse eingreifen, dennoch war es geboten, den Feind ernstlich zu engagiren, um zu erfahren, mit welchen Kräften er vor uns stand.

3. Schreiben des Königs Wilhelm von Preussen an die Königin über die Schlacht bei Königgrätz. Am 2. verliess mich Horzitz, am 4. Juli 1866. Fritz Karl um 3 Uhr Nachmittags nach einem Kriegsrath, in welchem beschlossen wurde, den durch Märsche und Kämpfe erschöpften Mannschaften einen bis zwei Ruhetage zu gönnen. Um 10 Uhr Abends traf jedoch General VoigtsRhetz wieder bei mir ein, um die Ausbeute der Rekognoscirungen des Tages zu melden, die dahin ging, dass bedeutende feindliche Massen von Josephstadt nach Königgrätz diesseit der Elbe sich von 8 bis 3 Uhr bewegt hätten, Gefangene aussagten, die Armee koncentrire sich zwischen Elbe und Bistritz um Königgrätz; es wurde mir daher vorgeschlagen, den günstigen Umstand, dass die feindliche Armee sich diesseit der Elbe schlagen zu wollen scheine, zu benutzen und ihr die Schlacht anzubieten. Zu dem Ende sollte sich die erste Armee mit dem 2., 3. und 4. Corps im Centrum, Sadowa vor sich habend, aufstellen, General Herwarth mit seinen 1 Corps über Nechanitz in die linke Flanke, Fritz mit der zweiten Armee, Garde-, 1., 5. und seinen linken Flügel links 6. Corps, von Königinhof in die rechte Flanke des Feindes vorgehen. der Elbe Erst um Mitternacht hatte ich mit General Moltke Alles festgestellt, bestimmte meinen Aufbruch auf 5 Uhr früh, da die Armee sofort Nachts 2 Uhr den Marsch anzutreten hatte. Ich hatte fast 4 Meilen zu fahren und glaubte immer noch nicht recht an die Richtigkeit der Annahme, dass der Feind diesseit der Elbe stehen könne. Aber nur zu bald sollte sich die Richtigkeit herausstellen. Als ich in einem kleinen Dorfe, Dub, zu Pferde stieg, regnete es und es dauerte der Regen mit kurzen Unterbrechungen den Tag über an. Schon vor den Truppen vorüberfahrend wurde ich fortwährend von denselben mit Hurrah begrüsst.

Das Gefecht fing eben 8 Uhr mit Artilleriefeuer des 2. Corps an, als ich in Sadowa ankam und auf einer Höhe Posto fasste; diess Corps stand rechts von mir. Die Division Horn (8. Division) ging bei Sadowa über die Bistritz und griff vorliegende waldige Höhen an, gewann aber bei der Heftigkeit der Vertheidigung wenig Terrain. Die 7. Division (Fransecky) entwickelte sich nach links mit gleich schwankendem Erfolge; Herwarth griff schon nach 1 Stunden, von Nechanitz kommend, ins Gefecht ein, welches von uns fortwährend 5 Stunden hauptsächlich in ArtillerieGefecht bestand, untermischt mit Infanterie-Gefecht in waldigen Bergen. Mit Sehnsucht sahen wir dem Eintreffen der 2. Armee entgegen, denn bei diesem langen Artilleriekampf musste dieselbe mehrere Mal bereits ihre Reserve-Munition ausgeben. Das Infanterie-Gefecht schwankte hin und her. Endlich entdeckten wir die ersten Spuren der Annäherung des Garde-Corps, aber das Gefecht konnte man nicht sehen, indem es jenseit einer Höhe vor sich ging und man nur dasselbe aus der feindlichen Flankenstellung annehmen konnte. Trotz dieser Umgehung und trotz des allmählichen, sehr

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langsamen Vordringens Herwarth's hielt der Feind in dem Centrum einen noch festen Stand. Jetzt wurde die 9. Brigade (Schimmelmann), das Leib- und 48. Regiment zur Unterstützung des Angriffs auf das Centrum vorgeschoben. Ich ritt durch die Regimenter durch, die mich mit lautem Jubel begrüssten (während Piefke einen Marsch, Heil dir u. s. w., im Marschiren blies, ein ergreifender Moment!). Plötzlich wurde das Artilleriefeuer im Centrum schwächer und Kavalerie verlangt, ein Zeichen, dass der Feind anfange zu weichen. Jetzt verliess ich meine Höhe, weil der Sieg anfing, sich durch den Flankenangriff der 2. Armee zu entscheiden, und ritt mit der Kavalerie vor. Hier stiess ich zuerst auf die in vollem Avanciren begriffene, tambour battant, 2. Garde-Division und das Garde-Füsilier-Regiment, inmitten eben genommene 12 Kanonen. Der Jubel, der ausbrach, als diese Truppen mich sahen, ist nicht zu beschreiben; die Offiziere stürzten sich auf meine Hände, um sie zu küssen, was ich diess Mal gestatten musste, und so ging es, allerdings im Kanonenfeuer,. immer vorwärts und von einer Truppe zur anderen, und überall das nicht enden wollende Hurrahrufen! Das sind Augenblicke, die man erlebt haben muss, um sie zu begreifen, zu verstehen! So traf ich auch noch die Truppen des 1., 6. und 5. Armee-Corps, auch mein Infanterie-Regiment, vom achten Corps nur das 8. Jäger-Bataillon und vom siebenten nur das 17. Regiment; die übrigen waren zu weit schon entfernt in Verfolgung des Feindes. Jetzt brachen unsere Kavalerie-Regimenter vor, es kam zu einem mörderischen Kavalerie - Gefechte vor meinen Augen, Wilhelm an der Spitze seiner Brigade: 1. GardeDragoner-Regiment, Ziethen-Husaren, 11. Uhlanen-Regiment, die total kulbutirt wurden, und das Gefechtsfeld, das ich gleich darauf beritt, sah fürchterlich aus von zerhauenen Österreichern, todt, lebend! So avancirte dann wieder die Infanterie bis zum Thalrande der Elbe, wo jenseit dieses Flusses noch sehr heftiges Granatfeuer erfolgte, in das auch ich gerieth, aus dem mich Bismarck ernstlich entfernte. Ich ritt aber nun noch immer umher, um noch ungesehene Truppen zu begrüssen, wo ich Mutius, Württemberg und Bonin auch antraf. Alle diese Wiedersehen waren unbeschreiblich. Steinmetz, Herwarth fand ich nicht. Wie sah das Schlachtfeld aus! Wir zählten 35 Kanonen, es scheinen aber 50 genommen zu sein, mehrere Fahnen. Alles lag voller Gewehre, Tornister, Patrontaschen; wir rechnen. bis heute 10.000 Gefangene, hier befinden sich 50 gefangene Offiziere. Aber nun der Revers der Medaille! Unser Verlust ist noch nicht ermittelt, er wird hoch sein; dass General Hiller von der Garde geblieben ist, wirst Du schon wissen; ein grosser Verlust! Anton Hohenzollern hat vier Gewehrkugeln im Bein; ich weiss nicht, wie es ihm heute geht; er soll enorm brav gewesen sein. Erckert ist schwer blessirt, eben so Oberst Obernitz am Kopfe. Das, 1. GardeRegiment hat solche Verluste, dass aus zwei Bataillonen eins formirt ist. In welcher Aufregung ich war, kannst Du denken, und zwar der gemischtesten Art, Freude und Wehmuth. Endlich begegnete ich noch spät 8 Uhr Fritz mit seinem Stabe. Welch' ein Moment nach allem Erlebten und am Abend dieses Tages! Ich übergab ihm selbst den Orden pour le mérite; die Thränen stürzten ihm herab, denn er hatte mein Telegramm mit der Verleihung nicht erhalten. Also völlige Überraschung! Einstens Alles münd

lich! Erst um 10 Uhr war ich hier ohne Alles, so dass ich auf einem Sopha kampirte.

4. Bericht des im Preussischen Hauptquartier befindlichen Times-Korrespondenten über die Schlacht bei Königgrätz.

Horzitz, 3. Juli, 11 Uhr Abends. Am Montag den 2. Juli machte Prinz Friedrich Karl mit der ersten Armee zu Kamenitz Halt, sowohl um dem Kronprinzen Zeit zu lassen, nach Miletin aufzurücken, einer Stadt, welche 4 Stunden östlich von Kamenitz liegt, als auch um Nachrichten über die Bewegung der Österreicher einzuziehen. Denselben Nachmittag sandte er zwei Offiziere aus, um über Horzitz hinaus zu rekognosciren. Beide stiessen auf Österreicher und mussten fechten und scharf reiten, um ihre Nachrichten sicher heim zu bringen. Major v. Ungar, welcher, von einigen Dragonern eskortirt, sich gegen Königgrätz gewandt hatte, stiess, noch ehe er den kleinen Fluss Bistritz erreichte, über welchen die Strasse von Horzitz nach Königgrätz etwa Mitte Wegs zwischen beiden Städten läuft, auf eine starke Abtheilung Österreichischer Kavalerie und Jäger. Ein Zug Reiter machte sogleich einen Anfall auf ihn, um ihn zu fangen, und er und seine Dragoner mussten um ihr Leben reiten. Die Österreicher verfolgten sie und die best berittenen holten die Preussen ein, doch nicht in hinreichender Zahl, um sie aufzuhalten, und nach einem laufenden Geplänkel, in welchem v. Ungar einen Lanzenstoss in die Seite erhielt, der seine Kleider zerriss, ohne ihn weiter zu verletzen, kam diese Rekognoscirungs-Patrouille glücklich zu den Vorposten ihrer Armee. Mehr zur Rechten fand der andere rekognoscirende Offizier die Österreicher ebenfalls in bedeutender Stärke und musste sich eiligst zurückziehen. Auf die Aussagen dieser Offiziere und andere Rapporte hin beschloss Prinz Friedrich Karl anzugreifen und gab gestern Abend Befehl zum unverzüglichen Vorgehen seiner Armee über Horzitz hinaus, eben so sandte er den Lieutenant v. Normann mit einem Briefe an den Kronprinzen, der ihn ersuchte, am nächsten Morgen von Miletin vorwärts zu dringen und die Österreicher in der rechten Flanke anzugreifen, während er sie in der Front angriffe. Es war zu befürchten, dass die Österreichischen Kavalerie-Patrouillen, welche umherschwärmten, den Adjutanten aufhalten und den Brief abfassen würden, aber v. Normann vermied sie glücklich, kam um 1 Uhr Morgens im Hauptquartier des Kronprinzen an und um 4 Uhr wieder zu Prinz Friedrich Karl zurück, um demselben das Versprechen von der Mitwirkung der zweiten Armee zu überbringen. Wäre dieser Adjutant auf seinem Wege nach Miletin gefangen oder getödtet worden, so wäre diess wahrscheinlich für den Ausgang des ganzen Feldzuges von grosser Bedeutung gewesen, denn auf jenem Briefe beruhte zum grossen Theil der Ausfall der heutigen Schlacht.

Lange vor Mitternacht waren die Truppen alle in Bewegung und der Stab verliess um 14 Uhr Morgens Kamenitz. Der Mond schien zu Zeiten hell, war aber häufig hinter Wolken verdeckt und dann konnte man deutlich die erlöschenden Bivouacfeuer erkennen, an welchen die Truppen längs der Strasse gelegen hatten. Diese Feuer sahen wie grosse Irrlichter aus, wenn ihre Flammen im Winde flackerten, und erstreckten sich Stunden weit, denn es sind nicht weniger als 150.000 Mann bei der ersten Armee allein

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