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Goldfelder, betrug die Einwohnerzahl nicht über 15.000, 10 Jahre später dagegen 123.000 und jetzt über 140.000. Die ersten Strassen wurden ganz nahe an dem Yarra Yarra-Flusse gebaut, der die Einwohner der jungen Stadt mit vortrefflichem Trinkwasser versehen konnte, so lange ihnen der primitive Weg des Schöpfens und Heimtragens nicht zu beschwerlich war. Als aber die Strassen sich immer weiter von dem Flusse entfernten und die Hügel zu bedecken anfingen, wurde das Wassertragen abgeschafft und das Wasserfahren zu einem eigenen Gewerbe gemacht, welches nach und nach über hundert Fuhrleute und Pferde beschäftigte. In allen Strassen begegnete man vom frühesten Morgen bis zum späten Abend den wandernden Tonnen. Damals war Wasser ein theurer Artikel in Melbourne; 1852 zahlte man für eine Tonne von 150 Gallonen 10 Schillinge (beinahe 6 Gulden), Konkurrenz drückte jedoch die Preise bald herunter, so dass man im letzten Jahre den Wasserkarren nur mit 3 Schill. 6 D., also etwas über 2 Gulden, bezahlte. Sobald man die rasche Zunahme der Bevölkerung sah, wurden Vorschläge der verschiedensten Art gemacht, die Stadt auf eine leichtere und reichlichere Weise mit dem unentbehrlichen Elemente zu versehen. Zuletzt entschloss sich die Stadtgemeinde in Verbindung mit der Regierung zum Bau einer Wasserleitung, deren genauere Beschreibung wir einem Aufsatze des Herrn William Henry Archer, Chef des Statistischen Bureau's von Victoria, nehmen: „Die Kolonie Victoria, eine Darstellung ihrer statistischen Verhältnisse" u. s. w.:,,Melbourne und ein Theil des umgebenden Bezirks ist beständig reichlich mit Wasser versehen, das aus dem Yan-Yean-Bassin unter hohem Druck zugeführt wird. Es ist diess in Wirklichkeit ein künstlicher See, gebildet durch die Errichtung eines Dammes von 3159 Fuss Länge und 30 Fuss Höhe. Dieser künstliche Damm verbindet die beiden Wände einer Schlucht, welche für eine Abdachung von mehr als 4600 Morgen in Ausdehnung den einzigen Wasserabfluss gewährte. Das auf diese Weise geschaffene Bassin oder der künstliche kleine See bedeckt einen Flächenraum von ungefähr 1300 Morgen oder etwas mehr als 2 Engl. Quadrat-Meilen; seine grösste Tiefe ist 25 Fuss, die durchschnittliche 18 Fuss. Der Kubikinhalt ist in runder Zahl ungefähr 38.000.000 Kubik-Yards oder 6.422.000.000 Gallonen. Es liegt 595 Fuss höher als Melbourne und ist 19 Engl. Meilen davon entfernt (81 Stunden). Die Verbindung zwischen dem Wasserbehälter und dem Röhrennetze wird durch eine eiserne Röhre von 33 Zoll Durchmesser bewirkt; diese Röhre ist durch den Damm geführt und liegt 3 Fuss höher als seine Basis. Sie ist zunächst mit einem viereckigen Brunnenhause verbunden, welches Zutritt zu den Ventilatoren gestattet und Einrichtungen enthält, um das Wasser in verschiedener Höhe, nämlich 3 Fuss, 10 Fuss und 17 Fuss vom Boden, in die Hauptröhre eintreten zu lassen. Für den Fall, dass sich der Wasserbedarf von Melbourne verdoppeln sollte, ist eine zweite 33zöllige Röhre durch die Eindammung gelegt. Das Reservoir wird jedoch nicht allein durch den Wasserabfluss von dem erwähnten 4600 Morgen grossen Gebiete gespeist, sondern es ist auch vermittelst eines Kanals und Tunnels eine Verbindung mit dem Flusse Plenty hergestellt worden; diese weitere Zuleitung kann stets aushelfen, wenn Noth entstehen sollte. Die Fläche, deren Abfluss der Plenty

Fluss ansammelt, ist etwa 60 Engl. Quadrat-Meilen gross, und wenn man den jährlichen Regenfall auf dieser Hügelkette der Rechnung zu Grunde legt, so ergiebt sich nach Abzug des Verlustes durch Verdunstung und andere Ursachen eine Wassermasse, die vollkommen hinreicht, das Bassin jedes Jahr anderthalb Mal zu füllen. Dieses Riesenwerk hat die Summe von 820.000 Pf. St. gekostet, welche durch sechsprozentige Staatsschuldscheine beschafft wurden. Die Einnahme für die Wasserzufuhr ist beträchtlich und wird noch um Vieles zunehmen, wenn die Leitung sich auch in die verschiedenen vorstädtischen Bezirke erstrecken wird. Einer Schätzung nach dürften die ferneren Ausdehnungen ungefähr 70 Prozent jährlich von den Herstellungskosten abwerfen. Die Bevölkerung von Melbourne und des umgebenden Bezirks ist etwa 123.000 Seelen (1861) und da man annehmen kann, dass das Yan-Yean-Reservoir eine Bevölkerung von 200.000 Personen täglich mit 100 Gallonen auf den Kopf versehen kann, so ist klar, dass es noch für eine lange Reihe von Jahren ausreichen wird. London erhält täglich einen Zufluss von etwa 20 Gallonen der Kopf, Wolverhampton 11, Nottingham 40, Liverpool 11. In Melbourne wird an dem Grundsatze festgehalten, das Wasser ohne Unterbrechung und mit hohem Drucke zu liefern, eine Einrichtung von grossem Werthe für Löschung von Feuersbrünsten. Das Wasser des Yan - Yean - Bassins wird auch als bewegende Kraft benutzt und hat bereits theilweise zum Treiben von Maschinen den Dampf verdrängt." Das Beispiel der jungen Stadt des Südens könnte einer alten Stadt, die gerade jetzt sich mit Plänen einer Wasserleitung beschäftigt, zur Nachahmung empfohlen werden. Soll einem Mangel abgeholfen werden, so helfe man ihm gründlich und für lange ab. Halbe Maassregeln sind die theuersten.

Die Fischereien in Canada 1).

Wie überall wendet man auch in Canada den Fischereien als einer unermesslichen Quelle des Reichthums grosse Aufmerksamkeit zu, namentlich sucht man durch verbesserte Gesetze die Ausrottung der Fische zu verhindern und den Ertrag des Fischfangs zu erhöhen. Die Fischgründe Canada's sind ausserordentlich reich.

Unter-Canada besitzt im Fluss und Golf von St. Lorenz Küstenstrecken von 1000 Engl. Meilen, wo der Fang des Kabeljau, Häring, Lachs, der Makrele und anderer Fische mit Erfolg betrieben wird. Auch Walfischfang wird von Schiffen betrieben, die im Hafen von Gaspe ausgerüstet werden, und der durchschnittliche Ertrag einer Saison an Walfischthran beläuft sich auf etwa 27.000 Dollars.

Den Kabeljau fängt man längs der ganzen Küste von Canada, den Häring hauptsächlich bei den MagdalenInseln, in der Bay of Chaleurs und an der Küste von Labrador, die Makrele bei den Magdalen - Inseln, längs der Küste von Gaspe und im unteren Theil des St. LorenzStromes. Flüsse, in denen Lachse gefangen werden, zählt Unter-Canada über 70 und die Regierung wendet alle Sorgfalt an, um den Handel mit diesem werthvollen Fisch zu heben.

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Ober-Canada liefert an marktfähigen Fischen aus seinen See'n und Flüssen hauptsächlich den Weissfisch, Lachs, die Lachsforelle, den Häring, die Seeforelle, die Gefleckte Forelle, den Stör, Hecht, Bars u. s. w. Geringere Sorten sind in kleineren See'n, Nebenflüssen und Bächen ebenfalls häufig.

Bei der Grösse und Tiefe, dem klaren, kalten Wasser, den reichlichen Bänken, Untiefen und Laichgründen der hauptsächlichsten Canadischen See'n sind die Fische daselbst zahlreich, gross und wohlschmeckend. Hier sind die Fischereien noch beträchtlicher Entwickelung fähig, die Regierung ⚫ besitzt an den Ufern der grossen See'n noch Strecken nutzbaren Landes zu Verkauf und Besiedelung.

Canada's Holzreichthum 1).

Unter den Distrikten Canada's, welche zu seiner bedeutenden Produktion von Nutzhölzern beitragen, ist zunächst das Tadousac - Gebiet zu erwähnen, das sich mit einem Flächeninhalt von 65.000 Engl. Quadrat-Meilen östlich vom Saguenay erstreckt und eine grosse Quantität von Schiffszimmerholz, ausserdem auch Birken, Ahorn, Eschen, Eichen und Ulmen bester Art liefert. Das Thal des Saguenay mit einem Areal von etwa 27.000 Engl. QMeilen ist reich an Weymouthskiefern (Pinus Strobus), Rothen Fichten (Pinus) resinosa), Sprucefichten (Abies alba und nigra), Birken und Lärchen (Larix americana). Ein an den Saguenay angrenzender Distrikt von 8000 Engl. QMeilen producirt Weymouthskiefern, Rothe Fichten, Birken, Lebensbäume (Thuja occidentalis), Sprucefichten und Lärchen. Das St.-MauriceGebiet hat 21.000 Engl. QMeilen und enthält grosse Massen von Weymouthskiefern, Rothen Fichten, Gelben Fichten, Sprucefichten, Birken, Ahornen, Ulmen, Eschen und Lärchen. Zwischen der Gegend von St. Maurice und dem Thal des Ottawa liegt ein 9600 Engl. QMeilen grosses Thal, wo man Weymouthskiefern, Rothe Fichten, Sprucefichten, Lärchen und Eschen findet. Das Thal des Ottawa, 87.761 Engl. Quadrat-Meilen umfassend, ist seit 60 Jahren der Hauptsitz des Canadischen Holzhandels, aber in dieser Zeit wurden wenig über 20.000 QMeilen ihres marktfähigen Holzes beraubt. Die Produkte dieser Gegend sind Weymouthskiefern und Rothe Fichten bester Qualität, Lärchen, Sprucefichten, Eschen, Eichen, Ulmen, Birken und alle Arten. Ahorne. Das Trent-Thal und ein kleinerer angrenzender Distrikt umfassen ungefähr 8550 Engl. QMeilen und liefern Weymouthskiefern, Rothe Fichten, Eschen, Eichen, Birken und Lärchen.

Die Flüsse der bisher erwähnten Gegenden münden in den St. Lorenzstrom und den Ontario-See, die Summe der Areale ist 226.911 Engl. QMeilen. Es giebt aber auch weiter im Westen bis zum Oberen See Waldungen, die ein Areal von 60.800 Engl. QMeilen bedecken und Weymouthskiefern, Rothe Fichten von vorzüglicher Qualität, Birken, Ahorne, Eichen, Ulmen, Sprucefichten, Lärchen, Eschen und Lebensbäume enthalten. Das gesammte Areal der Nutzholzgebiete Canada's beträgt demnach 287.711 Engl. QMln.

Das Schneiden des Holzes beschäftigt über 2000 Sägemühlen, von denen viele 30.000 bis 40.000, einige bis

1) Aus dem Jahresbericht der Handelskammer zu Montreal für 1865 in,,The Canadian News" vom 26. April 1866.

300.000 Dollars gekostet haben. Nach dem Census vom Jahre 1861 producirte die Kolonie jährlich 982.060.145 Fuss Bretter, ungerechnet Balken u. s. w., und der Werth dieser Bretter betrug 8.621.149 Dollars, während das Rohmaterial 3.516.695 Dollars zu stehen kam. Der Werth des im Jahre 1865 nach Gross-Britannien ausgeführten Nutz- und Bauholzes war 7.971.991 Dollars, des nach den Vereinigten Staaten ausgeführten 4.758.539 Dollars.

Der Eishandel Nord-Amerika's nach den tropischen Ländern.

Seit acht Jahren hat der Eishandel einen solchen enormen Aufschwung genommen, dass er das lebhafteste Interesse der Handelswelt erregt. In keinem Lande der Welt aber hat sich die Spekulation der Eisgewinnung und dem Eishandel in grossartigerem Maasse zugewendet als in den Nord-Amerikanischen Freistaaten. Kein Volk hat es so wohl verstanden als die klugen Yankees, eine Naturerscheinung, welche minder spekulativen Menschenkindern nur als das Bild des Ungemachs und der Verkehrsstagnation erscheint, in wirthschaftlichem und kommerziellem Interesse auszubeuten.

Wir stellen einige Notizen über diesen Gegenstand zusammen, die sich in Dr. Scherzer's ausgezeichnetem Werk über die statistisch - commerziellen Ergebnisse der NovaraExpedition finden.

Die Haupteismassen werden circa 18 Meilen von Boston in Fresh-Pond, Syp-Pond und Wenham - Lake gebrochen. Die Ernte geschieht, indem man die Eisdecke des See's oder des Flusses sorgfältig von Schnee reinigt, theils um das Eis mehr der Kälte auszusetzen und so rasch dicker werden zu lassen, theils um mit dem Eispflug ungehindert arbeiten zu können. Ist die Eisdecke 1 Zoll dick, so liefert ein Eisfeld von zwei Morgen 2000 Tonnen Eis, wie es in den Handel kommt. Die Eisfläche wird durch eigene, mit Pferden bespannte Pflüge (,,marker") in Quadrate von 21 Zoll getheilt, sodann werden diese mit Eissägen durchschnitten, mittelst stählerner Fanghaken herausgezogen und in die Eishäuser, von welchen manche 30- bis 40.000 Tonnen Eis aufnehmen, gebracht. 40 Mann und 12 Pferde können täglich 30 Tonnen Eis zersägen und aufspeichern. Ist die Witterung gelind, so wird die Arbeit energischer betrieben und es werden dann über tausend Menschen dabei verwendet, so dass die Einbringung von 20.000 Tonnen nicht mehr als 3 Wochen erfordert. Die Eisklötze sind sämmtlich von gleicher Dimension und Maschinen stehen schon bereit, um das von den See'n kommende Eis aus den Pferdewagen in die eigens hierzu eingerichteten Eisenbahn waggons zu heben, wodurch binnen 5 Minuten sieben Waggons mit 27 Tonnen Eis beladen werden können. Die Eishäuser haben sämmtlich ihre Zweigbahnen bis an die nächste Eisenbahn. Von manchen See'n muss das Eis bis zu dem Verschiffungsplatze 2 bis 3 Engl. Meilen weit befördert werden. In Boston rüstet eine einzige im Eishandel thätige Firma 100 Schiffe zur Eisverladung aus. Der Umsatz ist, da die Fahrzeuge zu Rückfahrten benutzt werden, oft schon so lohnend gewesen, dass sich ein jedes Pfund Eis mit einem Pfund Baumwolle bezahlt hat.

Die Bostoner Eis - Gesellschaft sendet jährlich fünf bis sechs Schiffsladungen mit Eis nach Aspinwall, wo dasselbe mittelst Eisenbahn über den Isthmus befördert wird, um theils in Panama selbst konsumirt, theils nach anderen Küstengebieten weiter verschifft zu werden. Am Isthmus beträgt der Eisverbrauch jährlich 360 Tonnen (über 800.000 Pfund) oder ungefähr eine Tonne per Tag. Dieser Eisverbrauch ist auch in higienischer Beziehung von Interesse. Man hat nämlich die Bemerkung gemacht, dass gereinigtes Eis unter alle Arten von Getränke gemischt auf die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner des Isthmus-Landes einen äusserst wohlthätigen Einfluss übt. In Panama werthet der Centner Eis 7 bis 8 Dollars, im Kleinhandel wird das Pfund zu 20 bis 25 Cents verkauft. Um nicht durch allzu grosse Konkurrenz die Eiszufuhr unlohnend und daher unsicher zu machen, hat die Regierung das Recht, Eis zu verkaufen, zum Monopol erhoben. Überhaupt begegnet in einem heissen, echt tropischen Klima wie Panama der Eishandel grossen Schwierigkeiten, die durch die Entfernung, in welcher Schiffe vom Lande weg zu ankern gezwungen sind, noch beträchtlich gesteigert werden können. Um hier ein Beispiel zu geben, bemerken wir, dass im J. 1856 ein Kauffahrer Boston verliess, welcher 705 Tounen Eis am Bord hatte. Während der Fahrt bis Panama, eine Entfernung von 6000 Seemeilen, gingen 100 Tonnen Eis verloren. Das Schiff kam mit 605 Tonnen Eis in Panama an und ankerte 2 Meilen vom Lande. Beim Ausschiffen in einer hohen Temperatur wurden weitere 400 Tonnen durch Schmelzen eingebüsst, so dass nur 205 Tonnen zum Verkauf übrig blieben, während eine vier Mal so grosse Quantität im Laufe des Transports und des Ausschiffens verloren ging. Die nach Kalifornien gehenden Dampfer machten damals alle ihre Einkäufe in Panama und bezahlten dafür so fabelhafte Preise, dass selbst solche zeitweilige Verluste nicht schwer in die Wagschale fielen. Durchschnittlich rechnet man, dass ein Drittel der Ladung während der Reise von Boston nach der Süd-Amerikanischen Westküste durch Schmelzen eingebüsst

wird.

Der ganze Eisbedarf von Valparaiso und Santiago so wie von Lima wird ebenfalls aus Nord-Amerika gedeckt und kommt trotz der ungeheueren Entfernung und des Verlustes durch Schmelzen während der Reise dennoch billiger zu stehen als von den Anden, obschon diese nur 50 Meilen von der Küste entfernt sind und daselbst zu gewissen Zeiten des Jahres bereits auf einer Höhe von 6000 Fuss Eis gefunden wird. In Valparaiso kostet das Pfund Nord-Amerikanisches Eis 4 Cents. In Lima werden jährlich an 2 Millionen Pfund Eis (circa 5000 Pfund täglich), in Callao an 400.000 Pfd. (circa 1100 Pfd. täglich) verbraucht.

Der Eisverkauf nach St. Thomas in West-Indien und den Nachbarinseln übersteigt jährlich 1000 Tonnen, welche sämmtlich aus Boston eingeführt werden. In Boston kostet die Tonne 20 Dollars, in St. Thomas 80 Doll., das Pfund Eis wird daselbst zu 31⁄2 Cents verkauft. Ausserdem werden in den Nord-Amerikanischen Freistaaten selbst jährlich an 800.000 Tonnen Eis verbraucht. In neuester Zeit beginnen New York und Philadelphia dem Hauptstapelplatz Boston eine namhafte Konkurrenz im Eishandel zu machen.

Diese eigenthümliche Industrie wurde in Boston bereits 1806 durch einen unternehmenden Amerikaner Namens Tudor

gegründet. Im Jahre 1833 ging das erste Schiff nach Calcutta, gegenwärtig giebt es in Boston sechs Gesellschaften, welche jährlich über 200.000 Tonnen Eis verladen.

Das Eis wurde früher in Kisten von dünnen Brettern mit Stroh oder Heu luftdicht verpackt, jetzt pflegt man zwischen der Schiffswand und dem Raum, in welchen das Eis gestellt wird, eine Schicht mit Sägespänen oder anderen als schlechte Wärmeleiter geltenden Materialien auszufüllen. Die neuesten Berichte konstatiren, dass durch die mit jedem Jahr zunehmende Konkurrenz und durch die Vervollkommnung der Gewinnungs- und Fortschaffungsmethoden das Eis in letzter Zeit bedeutend billiger geworden ist. So z. B. kostete 1864 ein Pfund Eis

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Insbesondere soll der überraschende Rückgang des Preises in San Francisco dadurch herbeigeführt worden sein, dass Amerikanische Spekulanten es unternehmen, Eis aus Sitka und Russisch-Amerika zu importiren, und dasselbe im Hafen von San Francisco zu 1 Cent per Pfd. verkaufen.

Durch diese grosse Billigkeit ist der Eisverbrauch in ausser-Europäischen, namentlich in tropischen Ländern fortwährend im Steigen und der früher nur als Luxus betrachtete Artikel beginnt bereits ein auch den minder bemittelten Klassen zugängliches Lebensbedürfniss zu werden. Und bei der grossen Wichtigkeit, welche jetzt Eis im Handel und im gewerblichen Leben einnimmt, ist es leicht erklärlich, dass die Spekulation sogar schon daran gedacht hat, im Falle einer andauernden Missernte an Eis zugängliche Gletscher als Eisbrüche in Angriff zu nehmen.

Die ausserordentlich günstigen Geschäfte, welche, wie gezeigt, Nord-Amerika in diesem neuen Handelszweige_erzielt hat, geben aber auch Deutschland einen Wink, diess Produkt mehr und mehr in seinen Handel aufzunehmen. Vorzüglich scheinen in Österreich die Verhältnisse günstig, um dem Eishandel nach fremden Ländern eine namhafte Ausdehnung zu geben. Schon seit 30 Jahren gehen jährlich drei bis vier Schiffsladungen Eis à 300 Tonnen von Triest nach Ägypten, im Jahre 1864 hat sich dieser Export sogar bedeutend vermehrt. Eben so werden Korfu und Zante von Triest mit Eis versehen. Aber auch nach den verschiedenen Häfen des Mittelmeeres und selbst darüber hinaus könnte von Triest aus Eis expedirt werden und der Handel bald grossartigere Dimensionen annehmen, namentlich nach Eröffnung des Sues-Kanals könnte den Amerikanern in den Hauptsee-Emporien Indiens und China's vortheilhafte Konkurrenz gemacht werden. Allerdings bieten die See'n von Triest keine grossartigen Eismassen zur Ausfuhr, aber desto unbegrenzter ist die Lieferungsfähigkeit der Krainer und Kärnthner See'n, von letzteren insbesondere der Wörther See, welcher prachtvolles krystallreines Blockeis von 1/2 Fuss Dicke liefert. Auch Fiume vermag beträchtliche Eismassen auszuführen, wenn es ein Mal durch einen Schienenweg mit dem Binnenlande verbunden sein wird. Noch vortheilhafter aber als Triest und Fiume dürften sich vielleicht für den Eistransport die beiden Häfen Rosega und Cervignano eignen, sobald die für dieselben beantragte Eisenbahnverbindung Rosega - Görz und Cervignano - Udine hergestellt sein wird, indem in der Umgebung von Görz

und Udine grossartige Massen vorzügliches Eis leicht und billig zu beziehen wären, welche dann per Eisenbahn nur eine geringe Strecke zu durchlaufen hätten, um bis zu den beiden genannten Exporthäfen zu gelangen. Allerdings muss man hierbei die Fracht nach dem Pfennig - Tarif voraussetzen, indem Billigkeit eine Hauptbedingung ist, um den Export dieses Artikels rentabel zu machen.

Die Österreichische Regierung wird diess wohl erwägen und möge bald die Zeit herannahen, in welcher NordAmerika in Bezug auf diesen Handels-Artikel nicht als unübertroffen einzig und allein dasteht.

(Vorwärts, M. f. Kaufleute.)

K. v. Seebach's Reise in Central-Amerika.

Da Prof. v. Seebach bisher am Abschluss seiner Karten und seiner Reiseberichte durch anderweitige Arbeiten, neuerdings durch seine Reise nach dem vulkanischen Herde der Insel Santorin behindert war, so greifen wir vorläufig zu seinen Briefen zurück, um unseren Lesern wenigstens den vollständigen Verlauf seiner Reise vorzuführen.

Der Reisende betrat die Küste von Costa Rica im Dezember 1864 zu Punta Arenas am Golf von Nicoya und durchzog von da aus den nordwestlichen Theil der Republik (die Provinz Guanacaste). Hierüber so wie über seine im März 1865 unternommene Besteigung des damals thätigen Vulkans Turrialba brachten die „Geogr. Mittheil." (1865, SS. 241 und 321 und Tafel 9) ausführliche Berichte und Karten. Sein Weg von Guanacaste aus durch einen Theil von Nicaragua war darin nur erwähnt, auch haben wir über den späteren Verlauf der Reise seit März 1865 noch Nichts publicirt. Diese Lücke mögen die nachfolgenden Auszüge aus seinen Briefen füllen.

San José de Costa Rica, 10. April 1865. In Nicaragua konnte ich wegen des wüthenden Papagayo nicht über den See nach Ometepe und Madeira kommen, doch ist der erstere vor Kurzem von zwei Amerikanern bestiegen worden und es ergiebt sich aus deren Bericht, dass er ein alter abgewaschener Vulkankegel ist (ungeöffneter Trachytkegel Humboldt's). Den Mombacho bei Granada habe ich nicht bestiegen, da ich sah, dass Zeit und Arbeit nicht hinreichend belohnt werden würden, dagegen habe ich ihn in nicht unbeträchtlicher Höhe umkreist. Er ist ein immenser Krater mit eingestürztem Südrande. Von Granada aus besuchte ich die liebliche Laguna de Apoya, ein mit Wasser gefülltes Maar, und dann von Masaya und Nindiri aus die berühmte Hölle. Diesen Vulkan habe ich durch Winkel von zwei verschiedenen Spitzen, wie ich hoffe, ziemlich genügend vermessen und gezeichnet. Er zerfällt in eine Ost- und eine Westspitze mit vier Kraterbecken und sieben Eruptions-Kanälen. Besonders interessant ist seine doppelte Umwallung (Erhebungskratere L. v. Buch's), von denen ich glaube, dass die äussere durch Auswaschung, die innere durch Einsturz entstanden ist. Er hat im Januar 1859 den letzten Aschenausbruch gehabt und stösst noch Dampf aus. Von Managua aus besuchte ich den Tiscape-See, ein anderes Maar, und schiffte mich über den See von Managua nach Momotombo ein. Dabei ist mir die Vermuthung, ja moralische Gewissheit aufgestiegen, dass das Vorgebirge Chiltape ebenfalls ein erloschener Vulkan ist. Momotombo

ist ein flacher, dicht bewaldeter Kegel, auf dem es viele Indianer-Alterthümer geben soll. Am Momotombo, den man allgemein für unbesteigbar hält, weil er ganz aus glühender Asche und lapilli bestehen soll, kam ich bis zu zwei Drittel der Höhe, musste aber hier wegen gänzlicher Erschöpfung Halt machen und umkehren. Die lapilli hatten 59° C. insolirte Wärme, glühend war Nichts und eine Besteigung des Gipfels ist bequem in Einem Tag auszuführen, wenn man, statt um 9 Uhr wie ich, um 5 Uhr Morgens den Marsch antritt und die furchtbare Sonnengluth des Mittags auf dem windigen Gipfel abwarten kann. Rauch konnte ich selbst aus dieser Nähe nicht wahrnehmen. Die heissen Quellen stark überhitzten Wassers an dem Südfuss am Ufer des See's sind, glaube ich, schon bekannt geworden.

Ich ritt nun über Pueblo nuevo nach Leon und besuchte von hier den Telica-Vulkan, einen gestreckten Rücken mit fünf Krateren, von denen der westlichste noch schwache Dämpfe ausstösst. Trotz der wenigen Winkel, die ich hier messen konnte, nahm ich doch einen Plan des Vulkans und des zu ihm gehörigen prachtvollen Kegels Santa Clara auf. In den ausgefüllten Krater des letzteren so wie in den des weiter abstehenden, noch grossartigeren des Vulkans von Chinandega konnte ich deutlich hinein sehen. Beide sind erloschen, wenn es auch viele Nicaraguenser von dem letzteren nicht glauben wollten.

Die politischen Verhältnisse machten hier, wie ich schon geschrieben, meinen Ausflügen ein Ende und leider hat die mit der letzten Post eingetroffene Nachricht, dass Carrera im Sterben liege, die Erfüllung meines Wunsches, noch ein Mal nach den Maribios - Vulkanen (ein Name, den übrigens in Leon Niemand kennen wollte) und nach denen von San Salvador zurückzukehren, wieder sehr unsicher gemacht. Indessen ist der geologische Bau der Gegend von der Cordillera de la Dota bis nach Chontales und Honduras so einfach und leicht verständlich, dass mich selbst das nicht an der Herstellung einer geologischen Generalkarte hindern würde, zumal mir auch über diese letztgenannten Länder manche Notizen zu Gebote stehen. Auch für allgemeine Topographie kann ich einige Verbesserungen geben, die, so unbedeutend sie an und für sich sein mögen, doch für das geologische Verständniss der Gegend nicht unwichtig sind.

Nach San José de Costa Rica zurückgekehrt habe ich den Vulkan Turrialba bestiegen, wie ich ausführlich berichtete. Ehe ich auf dem Turrialba war, bestieg ich den schon seiner prachtvollen Aussicht wegen so berühmten Vulkan Irazu und nahm von seinem Krater eine genaue, von dem ganzen Berge aber eine etwas oberflächliche Skizze, die ich indessen noch zu vervollständigen gedenke. Örstedt's Vulkan Reventado, der ja auch in den ,,Kosmos" übergegangen ist, existirt, wie v. Frantzius ganz richtig behauptet, trotz Örstedt's neueren Mittheilungen wenigstens als selbstständiger Vulkan nicht. Nach dem Turrialba bestieg ich den PoasVulkan, verletzte mir aber hierbei den Fuss dermaassen, dass ich 3 Wochen das Zimmer hüten musste, eine Zeit, die ich daher auf ethnographisch - historisch - politische Studien und zur Ordnung meines meteorologischen und hypsometrischen Materials verwendete.

Ehe ich wieder an den Barba und die Kette des Poas gehe, werde ich morgen mit Hrn. Dr. A. v. Frantzius einen Ausflug nach Süden unternehmen, den man grösstentheils

zu Maulthier machen kann. Wir gedenken in rein südlicher Richtung die Candelaria zu übersteigen und in das Thal des Rio grande de la Candelaria zu gelangen, von wo wir am Pustamante-Gebirge vorüber bis an die Dota und das Gebiet der ganz unzugänglichen Barrú-Indianer vorzudringen gedenken. Von hier beabsichtigen wir in der Nähe der Küste zurückzukehren, um den Turubales (Herradura), gegen dessen vulkanische Natur auch ich grosse Bedenken hege, nunmehr auch von Süden kennen zu lernen und so weit als thunlich besteigen zu können.

In 4 Wochen hoffe ich dann die Landreise nach David und Panama anzutreten. Es giebt hierhin jetzt nur noch zwei Wege; der dritte, der alte Camino real, auf dem man, wie es heisst, in 2 bis 3 Tagen von Cartago bis Terraba gehen konnte, ist unglaublicher Weise im Anfang dieses Jahrhunderts verloren gegangen und trotz einer von der hiesigen Regierung auf seine Wiederentdeckung ausgesetzten Prämie (4000 Piaster) nicht wieder aufgefunden worden, da die Indianer seine einstige Richtung auf das Strengste geheim halten. Der eine der beiden noch gangbaren Wege nach David geht von Pacaca aus über die von uns in der nächsten Woche zu besuchende Gegend und über die Cordillera de la Dota an die Küste und den Strand entlang bis Uvita und von da nach Boruca. Über ihn liegt ausreichendes Material vor, das Dr. v. Frantzius mit grosser Sorgfalt gesammelt und zusammengestellt hat. Der andere Weg geht von Cartago über Tuis nach Chirripo und von hier nach San José de Cabécar am Rio Coen, der in den Sixsola fallen soll. Von hier kann man dann in 2 bis 3 Tagen nach Terraba und Boruca kommen. Ich gedenke bis an den Chirripo-Berg zu gehen, dann aber, da der Weg nach San José zu den Viceitas sehr beschwerlich und nach der Aussage meines Indianischen Führers dicht bewaldet ist, nach Matina zu gehen und von hier nach Puerto Limon. Von da fährt man zu See bis Guaquita und erreicht bei Guabres, wenige Leguas landeinwärts, den Rio Sixsola, auf dem man dann bis Coen hinauf fährt und mit grösserer Bequemlichkeit nach den Palenques der Viceita kommen kann. Von San José de Cabécar geht man am Nemú (Pico blanco) vorüber an den Rio Terraba. Gelingt es mir hier, Maulthiere zu finden, so dass ich nicht auf Ochsen reiten muss, so kann ich in günstigen Umständen in 4 Tagen David erreichen. Da nach den Mittheilungen Don José's de Obaldia, der jetzt als Verbannter hier lebt, der Vulkan von Chiriqui neuerdings von einem Mandador seiner Hacienda am Fusse des Berges bestiegen worden, so werde auch ich versuchen, seinen Gipfel zu erreichen.

San José de Costa Rica, 27. Mai 1865. Meine Landreise nach Panama habe ich aufgeben müssen, hauptsächlich meiner Gesundheit wegen, dann weil mir mein Indianer-Häuptling ungetreu geworden und es fraglich war, ob ich einen sicheren Führer würde bekommen können, endlich aber koncentrirt sich jetzt mein ganzes Interesse in den Vulkanen, in denen ich nach meiner Rückkehr etwas wirklich Bedeutendes leisten zu können hoffe. So habe ich mich denn entschlossen, mit dieser Post nach Guatemala zu gehen.

In dem Poas habe ich den komplicirtesten Vulkan gefunden, von dem ich bisher gehört. Ein Zwillingsvulkan mit linear fortschreitenden Thätigkeitsaxen. In meinen Bei

trägen zur Kenntniss der Vulkane von Central-Amerika, die ich zu veröffentlichen gedenke, soll er sorgfältig gezeichnet werden. Dann habe ich mich überzeugt, dass die sogenannte Barba-Lagune mit dem eigentlichen Barba-Vulkan gar Nichts zu thun hat, sondern vielmehr den Krater eines selbstständigen Vulkans darstellt, den ich Zurqui zu nennen beabsichtige. Merkwürdig ist bei allen diesen Gesellen, dass sie, falls eine Hauptrichtung vorhanden, schief auf der Hauptrichtung der Kette stehen. Nur der Zurqui, Rincon und Orosí machen eine Ausnahme.

Weimar, 21. August 1865. Nur wenig Worte, um Ihnen anzuzeigen, dass ich glücklich wieder in unserem augenblicklich wenigstens verzweifelt kalten Norden eingetroffen bin.

Mein Ausflug nach Guatemala und San Salvador war sehr erfolgreich. Ausser einem sehr interessanten Ausflug in die Altos und an die Lagune von Atitlan oder, wie man sie dort nennt, von Panajachel war ich auf den Vulkanen Fuego und Pacaya, beide ausserordentlich interessant. Vom Pacaya bin ich direkt auf der Axe der vulkanischen Thätigkeit nach Osten gegangen und habe die Freude gehabt, drei neue Vulkane zu entdecken. Der bedeutendste ist der Cerro grande mit einem,,mal pays" nach Süden, Osten und Norden von circa 8 Quadrat-Leguas, also das grösste nach Masaya-Nindiri. Dann folgt der Cerro rodonto (auf Sonnenstern's Karte ist die Hacienda gleichen Namens an seinem Südsüdwestfuss angegeben), weiter östlich, aber noch vor der Questa Leona liegt der Sumasate. Mehrere andere Kegel in seiner Nachbarschaft habe ich im Verdacht, auch Vulkane zu sein; der Weg überschreitet Stunden lang einen mächtigen Lavastrom nach dem anderen.

In San Salvador habe ich mich auf die Vulkane im Gebiete der Izalcos beschränkt. Der Izalco, der übrigens nicht, wie man allgemein annimmt, 1770 oder 1778, sondern erst 1793 entstanden ist, war gerade ganz ruhig und so konnte ich bis in sein Kraterbecken steigen, möchte es indessen nicht zum zweiten Mal thun. Ausserdem besuchte ich noch eine Reihe anderer benachbarter Vulkane, fuhr dann nach La Union und bestieg den Conchagua. Finis coronat opus, die Aussicht wird über Rio de Janeiro gestellt.

Die Brasilianische Provinz Santa Catharina 1). Die Provinz ist dem Flächenraume nach grösser als das Königreich Bayern, während sie nicht einmal so viel Einwohner wie München zählt. Bayern hat 1390 Geviertmeilen oder circa 1560 Quadrat-Legoas, wogegen der Flächenraum der Provinz Santa Catharina auf 2200 Qu. - Legoas geschätzt wird. Nach der statistischen Zusammenstellung vom Jahre 1863 hat diese Provinz 133.738 Einwohner, unter denen sich 16.320 Sklaven befinden. Die Sklaven - Bevölkerung erreicht hier sonach durchschnittlich nur 12 zent der Gesammteinwohnerschaft, sie ist aber in den südlichen Theilen stärker als in den nördlichen vertreten. Die beiden nördlichsten Municipien, S. Francisco und Itajahy, mit den beiden Deutschen Kolonien Dona Francisca und Blumenau, welche gleich bei ihrer Gründung das gesetzliche

1) Aus der Kolonie-Zeitung von Joinville, 26. Januar 1866.

Pro

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