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Carl Mauch, ein neuer Afrikanischer Entdeckungs-Reisender,

und seine Kartirung der Süd- Afrikanischen Republik.

Forschungsdrang kennt keine Schwierigkeiten, keine Schranken. Gefahr, Elend, der Tod sind für ihn keine Schrecken, keine Entmuthigung. Mit der grössten Aufopferungsfähigkeit wird dem erkorenen Ziel nachgestrebt. Die Geschichte geographischer Entdeckungen liefert hierzu zahlreiche Belege, und aus dieser Geschichte weist das Kapitel Afrikanischer Reisen allein einen nicht geringen Theil auf. Kaum hat die v. d. Decken'sche Expedition ein schreckliches Ende genommen, so sind gleich wieder zwei neue Forscher da, um die Bresche zu füllen; der eine bildet den Gegenstand dieser Zeilen und schliesst sich der langen Reihe Deutscher Reisenden in Afrika an, der andere ist der Franzose Le Saint, von dessen Projekt wir durch Herrn Vivien de Saint-Martin in dem Augenblick, wo wir diese Zeilen schreiben, nähere Nachricht erhalten 1).

Schon vor drei Jahren erwähnten wir 2) ganz beiläufig des Vorhabens des Herrn Carl Mauch, als wir eine „Übersicht der damals entweder schon im Gange befindlichen oder projektirten Afrikanischen Reisen" gaben. Er schrieb uns damals, d. d. „Unter-Drauburg in Kärnthen, 7. August 1863", Folgendes:

,,Euer Wohlgeboren werden entschuldigen, wenn ich mich an Sie wende in einem Anliegen, wo Sie allein mir den besten Rath ertheilen können und welches meine ganze Zukunft betrifft. Um Ihre Geduld nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen, will ich mich kurz fassen.

,,Einziger Zweck meines Strebens ist der, zur Erweiterung der Kenntnisse geographischer Verhältnisse Afrika's nach Kräften mitzuwirken. Diesen Gedanken verfolge ich seit meinem 15. Jahre, d. h. seit 11 Jahren. Von meinen so ziemlich unbemittelten Eltern zum Lehrfach bestimmt,

1) Durch einen frühen Abzug der Seiten 417-423 des Tour du Monde, enthaltend die neueste Arbeit des ausgezeichneten Geographen ,,Revue Géographique" für das erste Halbjahr 1866. Herr Le Saint will einen neuen Versuch machen, vom Bahr el Gasal aus die Äquatorial-Regionen Afrika's zu durchschneiden.

2),,Geogr. Mitth." 1863, S. 339.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1866, Heft VII.

war es mir leider nicht möglich, an die in der Real- und Oberrealschule.meines Heimathsortes Ludwigsburg in Württemberg erworbenen Kenntnisse Universitäts - Studien zu knüpfen, sondern ich sah mich angewiesen, zwei Jahre in einer Volksschullehrer - Bildungs-Anstalt zuzubringen, um sodann als spärlich besoldeter Lehrgehülfe ein ganz und gar nicht entsprechendes Leben zu führen. Jedoch sorgte ich dafür, die anderthalb Jahre dieser Stellung durch Studium der Botanik und der Lateinischen Sprache so wie durch Vervollkommnung in der Französischen Sprache zu benutzen und danach zu trachten, die erste beste Gelegenheit zu ergreifen, eine bessere Stellung zu erlangen. Ich bewarb mich daher um eine ausgeschriebene Hofmeisterstelle in Österreich, erhielt dieselbe und verblieb darin vom Juni 1859 bis jetzt. Der letzte zweijährige Aufenthalt war im Steirischen Marburg. Hier benutzte ich die Bibliothek, das Physikalische und Naturhistorische Kabinet des Gymnasiums und besuchte während der Ferienzeit die Sammlungen und den Botanischen Garten in Steiermark's Hauptstadt Gratz, legte Insekten - Sammlungen, ein Herbarium und eine MineralienSammlung an. Ärztliche Kenntnisse suchte ich zu bekommen durch den Umgang mit Ärzten und durch Studium geeigneter medizinischer Werke. Ihre hoch geschätzten,,Mittheilungen" lieferten mir das beste Material, in geographischer Hinsicht auf dem Laufenden zu bleiben. Ich befliss mich der Englischen und der Arabischen Sprache.

,,So glaube ich in geistiger Hinsicht gethan zu haben, was mit meinen geringen Mitteln zu Stande gebracht werden konnte. Aber auch der Körper erheischt zu solchem Unternehmen seine Vorbereitung. Ich suchte ihn zu stählen durch Fussreisen von 6 Meilen und mehr per Tag, in jeder Jahreszeit, bei jeder Witterung, in jede Gegend, öfters ohne Speise und Trank bis zur Rückkunft zum Ausgangspunkt, in derselben gleich warmen Kleidung; dabei vernachlässigte ich das Turnen und die Schiessübungen nicht. Von Natur aus bin ich gross und kräftig gebaut und von unverwüstlicher Gesundheit.

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,,Nach dem Voranstehenden glaube ich mich für befähigt halten zu dürfen, an einer Expedition in gedachtem Sinne jedenfalls, wenn auch nicht in hervorragender Stellung, Theil nehmen zu können. Muth und Entschlossenheit hierzu liegt im sehnlichsten Wunsche, an Stelle des allerdings viel tüchtigeren, aber leider zu früh verstorbenen Dr. Steudner sein zu können oder mit Hrn. v. d. Decken von der Ostseite Afrika's aus ins Innere vorzudringen. Wegen Mangels an den nöthigen Geldmitteln sehe ich mich genöthigt, anstatt direkt dem Ziel entgegenzusteuern, den einen oder anderen zweier Umwege zu benutzen. Der erste wäre, mit Hülfe meiner kaufmännischen Kenntnisse zu trachten, in die tropischen Gegenden zu gelangen, und der zweite ist so abenteuerlicher Art, dass ich ihn hier verschweigen möchte.

,,In Vorstehendem hätte ich nun die Ursache angegeben, weswegen ich mich an Euer Wohlgeboren gewendet habe, und ich fürchte, es bereuen zu müssen, nicht schon früher diesen Weg eingeschlagen zu haben. Mein Aufenthalt hier ist nur noch von ganz kurzer Dauer. Am 15. oder 16. dieses Monats werde ich fast ganz sicher nach Triest abreisen, wo ich jedoch auch nur kurz mich verweilen dürfte."

,,Sollten Sie die Güte haben, mich mit einigen Zeilen zu erfreuen, so bitte ich, poste restante nach Triest zu schreiben."

So sehr uns nun auch die Förderung geographischer Forschungen am Herzen liegt, und so sehr wir dabei überzeugt sind, dass dieselbe unausgesetzt nicht bloss grosse Opfer an Zeit und Geld, sondern auch an Menschenleben erfordert, so haben wir es uns doch stets als erste Pflicht angelegen sein lassen, den unternehmungslustigen Entdekkungs - Reisenden, besonders den Neulingen darunter, mit aller Gewissenhaftigkeit die Grösse und Schwere ihres Zieles und ihrer Aufgabe vorzustellen und in den meisten Fällen sie bezüglich ihres Vorhabens eher zu dissuadiren als zu encouragiren. Ist es doch auch wenigstens für Deutsche Forscher bisher eine äusserst missliche Aufgabe gewesen, Unternehmungen der Art erfolgreich durchzuführen, da uns mehr als anderen Nationen die nöthigen Mittel dazu abgehen, besonders unsere Regierungen und wissenschaftlichen Korporationen in der Regel kein Geld zur Unterstützung derselben übrig haben.

Auch in diesem Falle des Herrn Mauch hielten wir es für unsere Schuldigkeit, ihn darauf aufmerksam zu machen, mit welchen Schwierigkeiten die Erreichung seines Zieles verknüpft sein dürfte und wie wenig Aussicht, sein Vorhaben zu unterstützen, vorhanden sei, um so mehr, als zur Zeit die Expeditionen der Herren v. Heuglin und v. Beurmann, die uns mancherlei Verpflichtungen auferlegten, noch im vollen Gange waren.

Seitdem vergingen nahezu drei volle Jahre, Herr Carl

Mauch war längst vergessen, von den damals 1) im Vordergrunde stehenden thatenlustigen Afrikanischen Reisenden sind bereits eine ganze Reihe im Dienste der Wissenschaft geblieben Baron von der Decken, H. Schubert, Moritz v. Beurmann, Dr. Baikie, Jules Gérard, Dr. Schläfli u. s. w. u. S. W. ~) da erhalten wir vor Kurzem folgendes Schreiben aus Potschefstroem im fernen Inneren Süd-Afrika's, 'd. d. März 1866:

,,Nach Verlauf von fast drei Jahren sehe ich mich erst in Verhältnissen, Ihr freundliches Schreiben vom 9. August 1863 zu beantworten. Ich theilte Ihnen damals mein Vorhaben, Afrika zum Ziele meines Forschens zu machen, mit und fragte Sie um Rath in dieser Sache. Sie erwiderten weder abrathend noch aneifernd und bemerkten, dass Forschungstrieb keine Schranken anerkennen wolle. Diess bestätigte sich bei mir vollkommen, mein Tagebuch, enthält manchen Bogen angefüllt mit der kurzen Aufzeichnung der zu bewältigenden Hindernisse und Sie schliessen wohl selbst aus der langen Pause, dass dieselben weder gering noch von kurzer Dauer waren. Ich will Sie jedoch nicht mit der Wiedergabe derselben langweilen, sie sind glücklich überstanden und haben keine Nachwehen für den Körper und noch weniger für den Geist hinterlassen.

,,Sie sehen, dass ich mich in jenem Lande weisser Menschen befinde, das sich am fernsten ins Innere des verschlossensten Erdtheils erstreckt. Seit Juni 1865 trachte ich danach, mich zu akklimatisiren, indem ich fleissig zu Fuss im Lande umherwandere, unbekümmert darum, ob ich zwei und drei Tage ohne Nahrung in unbewohnter Gegend streife oder unliebsame Begegnung mit den grösseren Raubthieren zu bestehen habe. Die erste Frucht meiner Bemühungen nehme ich mir die Freiheit Ihnen so bald wie möglich zuzusenden; es ist diess eine möglichst genaue Karte der South African Republic, die ich nach den besten hier vorhandenen Quellen einerseits und nach Peilungen im Südwesten des Krokodil - Flusses andererseits, die Variation der Magnetnadel zu ungefähr 281° W. angenommen, entwarf, die äussere Ausstattung der Karte meinem Freunde Friedr. Jeppe überlassend. Gründe, warum ich dieselbe ausführte, bevor ich das ganze Land gesehen habe, sind: um einem allgemein gefühlten Bedürfnisse abzuhelfen, um vielseitigen persönlichen Wünschen zu entsprechen und durch den Verkauf eine Unterstützung zu fernerer Thätigkeit zu gewinnen. Das Original ging gestern nach der Kapstadt, um daselbst dem Druck übergeben zu werden. Auch umging ich es nicht, die Approbation von Seiten des Präsidenten der Republik, Pretorius, vorher zu erlangen. So darf ich denn ruhig Ihnen ein Exemplar zur freien Benutzung zu

'),,Geogr. Mitth." 1863, SS. 337 ff.

senden und gegen Ende Mai können Sie dasselbe in Händen haben.

,,Was mir jedoch unendlich leid thut, ist das, dass ich gänzlich auf meinen Kompass beschränkt sein muss und weder Instrumente zu astronomischen noch meteorologischen Beobachtungen zur Verfügung habe, daher ich Verzicht leisten muss auf genauere Berichte über absolute Höhe und Temperatur des Landes. Eine genauere Schilderung des Landes in naturhistorischer Beziehung gedenke ich in Kur.zem, wenn Nichts dazwischen kommt, zu liefern. Ich bemerke:,,wenn Nichts dazwischen kommt", da ich möglicher Weise mich die nächsten Tage vorzubereiten habe, um einen berühmten Elephanten - Jäger, Hartley, auf seinem Zuge in das Land des Mosilikatse zu begleiten oder eine Jagd auf Kaffern mitzumachen. Es soll nämlich dieser Tage wieder ein Kommando von 800 Mann aufgerufen werden, um gegen den Basuto - Chef Moshesh zu ziehen, der mit dem südlich vom Vaal-Flusse liegenden Freistaate Frieden zu machen, mit uns jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach den Krieg fortzusetzen gedenkt, und zwar mit Hülfe seiner in der Mitte unseres Landes wohnhaften Schwiegerväter. Ich würde es gerade nicht für ein Unglück ansehen, in Moshesh's Land mitzuziehen, da es eben so sehr terra incognita ist als Mosilikatse's Land; allein schlimm wäre es doch, mit halb civilisirten Bauern in Reihe und Glied gestellt zu werden und als „Buitenlander" (Kollektiv-Name der Nicht-Afrikaner) das zu thun genöthigt werden, was jene nicht thun wollen. Auf eine Beschützung durch das Gouvernement oder den ,,Comandant - General" im Kriege darf ich nicht rechnen, da beide natürlich nur wenig mehr gebildet sind als ihre Landsleute.

,,Ein Beispiel der ,,Staatskunst": Klingende Münze ist fast vollständig aus dem Staate verschwunden; zur Ausfuhr geeignete Produkte sind nicht vorhanden, Tausende von Schafen gingen an einer Krankheit zu Grunde, desgleichen Rindvieh und Pferde; die grosse Gährung unter den umwohnenden Kaffer-Stämmen liess bedeutenden Ausfall an Elfenbein und Straussenfedern bemerken; in dieser Noth

werden nun Banknoten geschaffen, die durchaus keine Sekurität gewähren, und den Kaufleuten wird zugemuthet, dieses Papier, das nicht einmal die Güte dessen besitzt, worauf ich Ihnen schreibe, anzunehmen für ihre mit gangbaren Produkten oft sehr theuer erkauften Waaren.

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,Wir befinden uns gegenwärtig in einer Krisis, denn schlimmer kann es nicht mehr werden, die Noth hat sich bereits bei vielen Bauern als eine gute Lehrmeisterin bewiesen; sie fangen nun an, dem höchst fruchtbaren Lande ausser Bamboonen (Kürbissen), Mellis (Mais), Korn und Tabak auch Baumwolle, Kaffee und Thee anzuvertrauen, und würden arbeitsame Einwanderer sich entschliessen, denselben ein Muster, ein Vorbild werden zu wollen, so müsste das Land binnen kurzer Zeit einen Aufschwung nehmen, dem nur das Emporblühen Australiens an die Seite zu stellen wäre. Hierbei darf ich nicht ausser Acht lassen zu bemerken, dass für Bergbau ein äusserst ergiebiges Feld offen steht, wovon meine kleine Sammlung von Mineralien den deutlichsten Beweis liefert. Gern bin ich bereit, Auskunft mit Belegen hierüber zu geben.

,,Dürfte ich wohl erfahren, welches der gegenwärtige Stand des Thermometers für Unterstützungs-Bewilligungen ist, ob ich hoffen darf, mein Werk beschleunigen zu können, oder dasselbe verzögert sehen muss?"

Die avisirte Karte der Transvaal'schen Republik ist leider bis jetzt (16. Juli 1866) noch nicht eingetroffen, wir hielten es aber für unsere Pflicht, die vorliegenden Briefe zu publiciren, um schon jetzt die Aufmerksamkeit auf einen Mann zu lenken, dessen eifriges Streben unterstüzt zu werden verdient und dessen Forschungsdrang für die Kenntniss InnerAfrika's von Wichtigkeit zu werden verspricht. Das Unternehmen des Hrn. Carl Mauch ist ein neuer Beweis, wie wünschenswerth die Bildung eines grossen Geographischen Vereins ist, wie wir kürzlich angedeutet haben ').

1),,Geogr. Mitth." 1866, Heft IV, SS. 159 ff., und: Behm, Geographisches Jahrbuch 1866, SS. 581 ff.

Die Bevölkerung Norwegens, nach dem Census von 1865. Nach den Arbeiten von A. Kjar mitgetheilt von Dr. C. F. Frisch in Stockholm.

Seit 1815 sind in Norwegen in jedem zehnten Jahre Volkszählungen angestellt worden, die neueste derselben ist also die für das Ende des Jahres 1865. Von den Resultaten derselben sind jetzt mit Ausnahme der drei nördlichsten Ämter so viele Angaben an das Statistische Bureau in

Christiania eingegangen, dass sich eine ziemlich befriedigende Berechnung machen lässt, doch dürfte die Wirklichkeit um einige Tausende von den hier mitgetheilten Zahlen abweichen, was jedoch keinen grossen Einfluss auf ihre Richtigkeit ausübt. Die ganz unsicheren Zahlen sind in Parenthese gesetzt.

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Eine Vergleichung mit älteren Angaben ist folgende (die mit bezeichneten gründen sich nicht auf Zählungen, sondern auf andere Data): 1665: 450.000*, 1734: 620.000*, 1769: 748.000 (nach anderen Angaben 723.141), 1800: 883.038, 1814: 916.000* (nach Anderen ergab die Zählung am 30. April 1815: 885.431), 1825: 1.051.318, 1835: 1.194.827, 1845: 1.328.471, 1855: 1:490.047 und 1865: 1.700.000. Die jährliche Vermehrung betrug hiernach 1665 bis 1734: 0,45 Prozent, 1735 bis 1814: 0,6 Prozent, 1815 bis 1865: 1,3 Prozent, so dass also in den letzten 50 Jahren die Vermehrung über doppelt so gross ist wie im vorigen Jahrhundert.

Wenn man das Verhältniss zwischen Stadt- und Landbevölkerung sucht, so kommt es darauf an, was man zu der erstgenannten rechnen will, in so fern man nicht streng die legalen Grenzen berücksichtigt. An den äusseren Grenzen der Städte pflegen sich fast immer Sammlungen von Häusern zu erheben, die am natürlichsten als zu den Städten gehörig betrachtet werden, auch wenn sie ausserhalb der städtischen Jurisdiktion liegen. So sind in den letzten zehn Jahren um Christiania auf ländlichem Gebiete Vorstädte mit einer Bevölkerung von 6- bis 7000 Seelen entstanden und die Stadt zählt also mit denselben über 63.000 Einwohner; Bergen mit den Vorstädten hat 30.000 Einwohner, wovon 3000 nicht zu der Jurisdiktion der Stadt gehören. Rechnet man also die Vorstädte mit zu den Städten, so kann

1) Davon 7243 in den Vorstädten von Christiania.
2) Vorstädte von Bergen.

3) Diess lässt sich nicht eher genau bestimmen, bis die Angaben über die Bevölkerung des Pastorates Vestre Aker mit den zu Christiania zu rechnenden Vorstädten eingegangen sind; von den 10.280 Bewohnern des Kirchspieles Östre Aker gehörten 4828 den acht Vorstädten von Christiania (Vaageby, Marienborg, Vaalerengen, Kampen, Gruelökken, Rosendal, Svingen und Bagerengen) an.

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merfest 1546, Skudesnäshavn 1209, Lillehammer 1676, Sandefjord 1797, Holmsböe 400, Florö 346. Die kleinste Norwegische Stadt ist Hvitstén; diese hatte 1800 nur 56, 1825 58, 1865 aber 166 Einwohner.

Nur wenige unter den Städten haben in der neuesten Zeit Rückschritte gemacht oder sind stationär gewesen, doch sind in dieser Hinsicht Moss, Dröbak, Flekkefjord, Röraas und Frederiksvärn so wie einige der kleineren mit weniger als 500 Einwohnern anzumerken. Die Bergstadt Kongsberg machte früher ganz bedeutende Rückschritte; sie hatte 1769 8086 Einwohner, 1800: 6810, 1815: 3895, 1835: 3540, seit dieser Zeit ist sie wiederum vorwärts geschritten, wenn auch ziemlich langsam; Frederiksvärn hatte 1845 2214 Einwohner, sank aber durch die Verlegung des Marine-Etablissements 1855 hinab auf 1174 und 1865 auf 1014 Einwohner; Frederikstad stagnirte 1801 bis 1835, Porsgrund ebenfalls bis 1845. Die meisten Städte hatten 1801 bis 1815 ein gleiches Schicksal, nämlich sie hoben sich 1801 bis 1806, sanken aber dann wieder. Doch abgesehen von diesen Ausnahmen ist der Fortschritt der Norwegischen Städte ein sehr grosser gewesen. Für die letzten zehn Jahre ist unter den grösseren Städten ausser der Hauptstadt besonders Stavanger anzumerken, dessen Bevölkerung um fast 5000 gestiegen ist, und unter den kleineren Tönsberg, Haugesund, Aalesund und Sarpsborg. Will man die Vergleichung noch weiter ausdehnen, so zeigt sich (ausser Christiania) der Fortschritt am bedeutendsten in folgenden Städten:

Stavanger, 1814 mit 2600, 1825 mit 4000 und 1865 mit 16.647 Ew.; Horten, 1835 mit nur 200, 1865 mit 6192 Einwohnern (der Grund dieser beispiellos schnellen Zunahme ist in der Verlegung des Marine-Etablissements dorthin von Frederiksvärn zu suchen, welche letztere Stadt eben deswegen so bedeutend zurückgekommen ist); Tromsö, 1815 mit 75, 1825 mit 738, 1835 mit 1365, 1865 wahrscheinlich mit 4000 Einwohnern;

Tönsberg, welche Stadt seit 1845 ihre Bewohnerzahl verdoppelt hat; Haugesund, die in 20 Jahren von 150 auf 3221 Ew. angewachsen ist; Aalesund, die 1835 nur 482, 1865 aber 3658 Einwohner hatte; Sarpsborg, die ebenfalls 1835 nur 400, 1865 aber beinahe 3000 Einwohner zählte;

Lillehammer, angelegt 1827, und Hamar, angelegt 1848, welche nun beide gegen 2000 Einwohner haben.

Die folgende Tabelle zeigt, wie viel Städte der verschiedenen Grösse Norwegen bei jeder Zählung in diesem Jahrhundert gehabt hat.

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Aus diesen Angaben könnte man schliessen, dass die städtische Bevölkerung 1801 bis 1815 abgenommen habe, in den folgenden Perioden aber um 35, 11, 25 und 22 Prozent gestiegen sei. Dieser Schlusssatz aber würde auf der Voraussetzung beruhen, dass die Angaben für alle Jahre den gleichen Jurisdiktionen und der gleichen Anzahl von Städten gelten, d. h. wenn man es nicht als eine Zunahme der städtischen Bevölkerung ansehen will, dass z. B. Svelvig, Horten u. s. w. Gerechtsame als Ladestellen erhalten haben oder dass die Grenzen mehrerer Städte erweitert worden sind. Das ist aber keineswegs der Fall, sondern es wurden 1835 mehrere Ortschaften, obgleich stadtmässig gebaut, nicht mit zu den Städten gerechnet, die 1845 dazu gerechnet wurden; eben so war es mit verschiedenen Vorstädten. Dieselbe Bemerkung gilt auch bei der Vergleichung der übrigen Volkszählungen. Die wirkliche Vermehrung der städtischen Bevölkerung ist aus der folgenden Tabelle zu ersehen, in welche die sämmtlichen Kaufstädte und Ladestellen so wie auch Frederiksvärn und Röraas aufgenommen sind.

Jährliche Zunahme Stadtbewohner. Zunahme. an Zahl in Prozenten. 98.841 100.618

Im Jahre 1800

.

1814

1.777

127

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0,13

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Es ist also, abgesehen von der Periode 1815 bis 1825, da die Segnungen des neuen Friedens einen stärkeren Fortschritt als gewöhnlich hervorriefen, die Zunahme der städtischen Bevölkerung in immer grösserem Maasse geschehen und dieselbe Erscheinung zeigt sich auch bei der letzten Volkszählung 1865, bei welcher aber die Angaben von zwölf Städten mit einer angenommenen Bevölkerung von 17.000 fehlen, so wie auch die über Christiania, Bergen und Christiansand auf nicht-offizielle Mittheilungen gebaut sind. Die gesammte städtische Bevölkerung kann nämlich für 1865 auf etwa 283.000 angesetzt werden. Hiernach würde die Vermehrung in den zehn Jahren auf 35 Prozent

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