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Zw. Lanzarote u.Tenerife SW. von Tenerife.

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Off. d. Astrolabe.

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Juli.

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23,7

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20,8

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Oktober 26,0

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11.

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20,6 15.-20. 1826 Santa Cruz, Tenerife. 21,5 13.-31. 1856 Santa Cruz, Tenerife. Yacht Titania. August. 22,61) 1.-31. Santa Cruz, Tenerife. Yacht Titania. Septbr.. 23,4 1.-23. Santa Cruz, Tenerife. Yacht Titania. Deville. 8.-16. 1842 Santa Cruz, Tenerife. 26.-27. 1817 Santa Cruz, Tenerife Off. der Urania. 4.-7. 1837 Santa Cruz, Tenerife. Off. d. Astrolabe. 23,1 1862 Charco Verde, Palma. Fritsch. 18,6 13.-14. 1824 Santa Cruz, Tenerife. Off. der Thetis. November 22,2 18.-20. 1830 Santa Cruz, Tenerife. Capt. Belcher. Dezember 20,7 7. 1862 Valle gran Rey, Gomera Fritsch. Die Beobachtungen von Quellen- und Boden-Temperaturen auf den Atlantischen Inseln verdanken wir zum grössten Theil Leopold v. Buch. Spätere Beobachter haben nur wenig hinzugesetzt. Ich selbst kann leider auch nur weniger neue Beobachtungen mittheilen, als ich wohl möchte, weil ich mehrere zerbrochene Thermometer auf Gomera und Hierro nicht zu ersetzen vermochte und überhaupt nicht oft Zeit und Gelegenheit zur Untersuchung der QuellenTemperaturen hatte.

In Madeira hatte ich keine Gelegenheit, Beobachtungen in der Tiefe anzustellen, um das durch L. v. Buch hervorgehobene Phänomen der in Funchal sehr niedrigen Bodenwärme und Quellen-Temperatur zu konstatiren.

Bowdich hatte nämlich drei Brunnen in Funchal ziemlich konstant mit einer Temperatur von 14,4° beobachtet, während die äussere Temperatur zwischen 20,5° und 15,6° geschwankt, eine Höhle 128 Fuss vom Eingang und in einer Tiefe von 15 F. 19,6° ergeben hatte. Leopold v. Buch hat eine von der Temperatur der Umgebung sehr abhängige Sickerquelle bei Brazenhead angegeben vom 22. April 1815 mit 18,8° bei 20,8° Luft-Temperatur. Quellen in mittleren Höhen sind in Madeira meines Wissens sehr wenig beobachtet. Leopold v. Buch fand bei einer Quelle auf dem Wege nach Camacha (292 Meter hoch) 17,8° bei 19,4° Luft-Temperatur.

Eine zweite Quelle bei der Kirche von N. S. do Monte (576 Meter) fand Buch den 23. April 1815 zu 14°, Bowdich mehrfach 14,5°. Die Wasser-Temperaturen in Höhen über 1000 Meter haben dagegen einige neuere Zusätze bekommen.

Die Levada (Wasserleitung) von Rabaçal (circa zeigte am 16. August 1862 Mittags Eine Quelle vom Monte sichtbar (1283 Meter hoch) fand L. v. Buch April 1815. Quelle im Curral unter Pico Ruivo (1358 Meter) nach Sabine 13. Januar 1822

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Quelle am Paul da Serra, beim Weg, der von S. Vincente aufsteigt, in circa 1500 Meter Höhe, 15. August 1862 Mittags Quelle an einer Einsenkung zwischen den beiden Kuppen des Pico grande (1520 Meter) 24. August 1862 2 Uhr Nachmittags

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1000 Meter hoch) 11,8°, Luft 16°

10,3°, Luft 14,7°

8,4°

.

10°

12,0°, Luft 27°, Insolat. bis 40°+

15°

7,25°, Luft 9-10°

Ein kleines Bassin, in welches die Quelle läuft, zeigte Quelle in der Nähe des Ursprunges von Val Ganana, nach den Bergen am Curral hin (1546 Meter), 16. April 1815 nach Leopold v. Buch Fonte Luiz an der Encameada alta, die höchst gelegene stärkere Quelle Madeira's (öher finden sich nur noch schwache Sickerwasser am Weg nach dem Pico Ruivo) [1648 Meter], 25. August 1862 4 Uhr Nachmittags 10,5°, Luft 12° Wenn wir die Quelle am Pico grande wegen der deutlichen Temperaturerhöhung an dem überaus heissen Tage (24. August 1862) nur beiläufig betrachten, so scheint sich. für die hoch gelegenen Quellen (1200 bis 1600 Meter) im August eine Temperatur von etwa 10° zu ergeben. Diese Temperatur sinkt bedeutend im Winter, wie Sabine's und L. v. Buch's Beobachtungen ergeben. Natürlich sind die Quellen, die einen verhältnissmässig kurzen Weg unter der Erde zu machen haben, der mittleren Luft-Temperatur auch in ihren Schwankungen mehr folgsam als tiefere Quellen, die weitere Wege durch die Erde machen; jene Temperatur von 10° mag für das Hochgebirge Madeira's im Juli gelten. Quellen der niedrigen Küstenregion auf den Canaren. Auch die hierher einschlagenden Beobachtungen sind seit Leopold v. Buch sehr wenig erweitert worden.

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Die Beobachtungen zeigen, dass alle Quellen der meeresnahen Region und die Höhlen eine etwas niedrigere Temperatur als die mittlere der Umgebung besitzen. Den geringsten Unterschied zeigt die Cueva de los Verdes auf Lanzarote, wohl theils weil sie ganz trocken ist, theils weil die Luft durch ihre verschiedenen grossen Eingänge immer lebhaft cirkuliren kann.

Die niedrigere Temperatur der Quellen aber erklärt sich aus den drei bekannten Gründen, dass

1. die Regengüsse, welche die Quellen speisen, in der kälteren Jahreszeit Statt finden, das Wasser aber zu seiner Cirkulation nach den Beobachtungen an der im Winter versiegenden Fuente del Paso bei Agaete auf Canaria mehrere Monate Zeit braucht,

2. die Meteorwasser aus einer grösseren Höhe, wo etwas niedrigere Mittel-Temperatur herrscht, herabkommen,

3. in den Höhlungen, welche viele dieser Quellen durchströmen, eine Abdunstung, folglich Abkühlung erfolgt.

Die warme Quelle an der Pared de Jandia kann ihre Wärme chemischen Prozessen verdanken, welche die in ihr enthaltenen Salze bilden.

Ganz dieselben Resultate ergeben die Beobachtungen an den höher gelegenen Quellen. Auch hier sind die Mineralquellen wärmer. Die Thermen von Canaria sind meines Wissens noch nicht nach ihrer Temperatur genau gemessen; eine wird auf etwa 35° angegeben, die im Thal von El Roque über Telde schätze ich auf 25°.

Die Quellen in den höheren Theilen der Inseln fand L. v. Buch verschieden, er beobachtete bei Laguna und auf Canaria Temperaturen, welche denen der Küsten noch vergleichungsweis nahe stehen, je näher der Wolkenregion, desto schnellere Abkühlung.

Ich stelle alle mir bekannten Quellen-Temperatur-Beobachtungen unter 1500 Meter hier zusammen.

Fuente del Taco bei Arico, Tenerife, 9. Dezbr. 1828

2 Uhr Nachm. nach Barker, Webb u. Berthelot 20,55°, Luft 19,44° (Soll lau sein und CO2 und NaCl halten.)

Quelle bei Telde, Canaria (circa 120 Meter), 20. Au-
gust 1828, Berth..

Fuente del Drago unter Laguna, Tenerife (390 Me-
ter), Juni und August 1815.
Sauerquelle von Firgas, Canaria (circa 440 Meter),
12. Juli 1815, L. v. Buch

12,78°, Luft 23,89°

17,7°

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15°

Sauerquelle von Firgas (wohl die gleiche), am 8. März und 2. Mai 1863 übereinstimmend (Luft-Temp. bei den Beobachtungen 17° u. 21°.) Agua agria in der Caldera von Palma (442 Meter), 26. September 1815, L. v. Buch

(Bei der grossen Anzahl von Sauerquellen in der Caldera glaube ich wegen der verschiedenen Höhenangaben, dass L. v. Buch andere Quellen untersucht, als ich später anführen werde.) Fuente del Rey über Icod los Vinos, Tenerife (443 Meter), Juni 1815 Wasserleitung bei Adeje, Tenerife (448 Meter), 2. Juni 1863 4 Uhr Nachmittags. Agua madre de Moya, Canaria (451 M.), 12. Juli 1815 Schwache Sauerqu. bei Moya, Canaria, 12. Juli 1815 Ziemlich starke Quelle zwischen Valleseco u. Moya,

Canaria, 12. Juli 1815

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19°

23,7° saure Qu., 16,3° süsse Qu.

14,6°

16°, Luft 23° 16,7°, Luft 23,3° 21,5°

16°

16,6°, Luft 25° 22°

22,2°, Luft 25,5°

20,8°, Luft 21,3°, Bach 20°

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Quelle am Roque de Payba, Tenerife (663 Meter), 22. Mai 1863 1 Uhr Nachmittags Quelle bei der Ermita von Esperanza, Tenerife (683 Meter), 19. Mai 1815 Agua de las mercedes, Tenerife (715 M.), 21. Aug. 1815 Quelle unter Tunte, Canaria (731 M.), 18. Juli 1815 Los siete Chorros, Gomera (775 M.), 6. Dezbr. 1862 Agua garcia, Tenerife (825 Meter), 6. Septbr. 1828 20. Mai 1863 2 Uhr Nachmittags Fuente Guillen zwischen Esperanza und Malanza Tenerife (834 Meter), 8. August 1815 Fuente de la madre Juana über Realejo, Tenerife (845 Meter), Mai 1815

Quelle unter der Kirche in Tejeda, Canaria (845 Meter), L. v. Buch

Quelle im offenen Bassin Val S. Jago, Tenerife (910 Meter), Juni 1815

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14,4°, Luft 16°

17,8° 14, Luft 14,4° 16,2°, Luft 22,7°

14,9°

14,4°, Luft 16,2°

14,6°

14°, Luft 16°

15,3° 14°

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20,6° 12°

Fuente de los Villanos zwischen Esperanza u. Barranco hondo, Tenerife (910 Meter), September 1815 13,8° Quelle bei Casa de las huertas im oberen TejedaThal, Canaria (950 Meter), 29. April 1863 Wasser in der Höhle von Niquiomo, Palma (1100 Meter), 28. Oktober 1862

Fuente del Dornajito über Orotava, Tenerife (1002 Meter), v. Humboldt

Deville 18. September 1842

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Quelle unter Pico del Cedro im Barr. de la Galga,
Palma (1290 M.), 18. Okt. 1862 3 Uhr Nachm.
Agua manza, Tenerife:

Kanal (1241 Meter), 9. September 1862 12 Uhr
Bach, linker Zufluss (1250 Meter), 16. Mai 1863
3 Uhr Nachmittags
Quelle (1333 Meter hoch), September 1815
Quelle im rechten Seitenthal (1351 Meter),
9. Septbr. 1862 3 Uhr Nachmittags

15,7°, Luft 18,5°

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10,5°

15,4°

14,2°, Luft 21,8° 14°, Luft 16,6°

15,5°, Luft 19°

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14°, Luft 23° 13,5°

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14°, Luft 22,5°

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Quelle bei der Ziegelei von Siete Fuentes (circa 1800 Meter), am 28. April 1863 11 Uhr Vorm. Tenerife.

1. Fuente agria über Chasna (1884 M.), 28. Mai 1815 2. Fuente agria, 21. Dez. 1828 10 U. Vorm., Berthelot

3. Fuente agria (2096 M.), 20. Septbr. 1842, Deville 4. Fuente agria, 17. Septbr. 1862 7 Uhr Vormittags

15°, Luft 18° hoch.

11,5°, Luft 16,0°, Insolat. 28°+ 9,6°, Luft 15°

16,6°

13,3°, Luft 8,3°, Insolat. 15,56°+ 17,1°, Luft 22° 14,0°, Luft 16,0° Da es auf Tenerife über Chasna in zwei Thälern, dem von Ucanca dicht westlich an der Guajara und ihrem parasitischen Krater und dem von Agua agria, einem grösseren Kessel weiter westwärts, Sauerquellen geben soll, so wäre es bei der grossen Verschiedenheit der Höhenangaben nicht unmöglich, dass beide untersucht worden wären. Die von mir gemessene Quelle ist die westlichere. Die Quelle steht in weissem, ganz zersetzten Trachyt und Trachyttuff, der von einem wahren Gangnetz, einem System sich kreuzender und verzweigender Gänge des basaltähnlichen sogenannten Grausteines durchsetzt wird. Es befinden sich dicht neben einander drei Wasserbecken, welche gleiche Temperatur zeigten, obschon nur in dem einen das Wasser säuerlich schmeckt und Kohlensäure in geringer Menge entwickelt. Ich konnte mich nicht überzeugen, dass zu gewissen Tagesstunden (9 bis 11 Uhr Vormittags) die Kohlensäure-Entwickelung stärker sei, wie das meine Führer behaupteten. 5. Fuente del Dornajito in einem Wäldchen von Escobon (Cytisus proliferus) in einem Thal, das von Terejme am westlichen Ende des Llano de Ucanca am Aussenhang des Teyde-Circus herabkommt. Das zweite Thal östlich vom Pico de Almendro (Sombrero, Ala) [circa 2000 Meter], 17. September 1862 3 Uhr Nachmittags . 6. Fuente del Cedro, unter einem herrlichen alten Stamm von Juniperus oxycedrus am Nordwesthang des Morro del Cedro (circa 2400 Meter), 1. Juni 1863 2 Uhr Nachmittags 7. Fuente salada im Circus (mag in 2200 Meter Höhe liegen), 28. Dezbr. 1828 2 Uhr Nachmittags 8. Quelle mit Absatz von CaOCO2 westl. der Azulejos, schwach salzig, in kleinen Pfützen mit wenig Schatten, 16. Mai 1860 2 U. Nachm. W. Reiss 11°, Luft 26°

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9. Fuente de la piedra zwischen los Azulejos und los Roques (Corales o Peñones de Guairia) (circa

16,0°, Luft 21,0°

12,8°, Luft 17,2°

16,67°, L. 13,84°

2200 M.), 21. Dezember 1828 11 Uhr Vormitt. 2,22°, Luft 11,1°

.

10,5°, Luft 14°

16,3°, Luft 17,5° 5,2°, Luft 6,4°

17°, Luft 19°, Insolation 40° +

10. Fuente de los Azulejos (wohl dieselbe), 21. September 1842 Wasser des Baches, der von den Gehängen der Guajara und des Risco de Ucanca nach dem Llano de Ucanca herabkommt, aber versiegt, bevor er die Ebene erreicht (circa 2250 Meter): 11. 31. Mai 1863 3 Uhr Nachmittags 12. 1. Juni 1863 6 Uhr Vormittags 13. Quelle am Guajara-Pass, nach den Cañadas zu fliessend (auswärts befindet sich eine schwächere Quelle) [2240 M.], 20. Sept. 1862 3 U. Nachm. 14. Fuente de la Greta unter der Felszacke El Espigon (2100 Meter), 14. Sept. 1862 8 Uhr Vorm. 15. Fuente de la Angostura (vielleicht dieselbe), [2080 Meter], im Mai 1815 16. Luft-Temperatur in einer Grabhöhle der Guanchen im Inneren des Circus (ca. 2250 M.), 29. Mai 1863 6,2° 17. Fuente de las Arenas negras wenig unterhalb der Maja-Ebene (circa 2350 Meter), 10. Juni 1863 14°, Luft 14° 18. Fuente de la degollada del Cedro unter der Fortaleza am Weg nach Icod (circa 2100 Meter), 29. Mai 1863 Mittags

19. F. de la Rosa (circa 2200 M.), 22. Sept. 1842 20. Fuente de la Mta blanca oberhalb Orotava

(1984 Meter), 24. August 1815

21. In der Cueva del yelo (3412 Meter) fand Deville am 20. September 1842 das Wasser

die Luft

11,5°, Luft 14°

6,1°, Luft 13,1°

9,7°, Luft 16,9°

8,9°

+0,3°

3,3°, äussere Luft 12,8°

Humboldt führt in der Relation historique noch eine von O'Donnel und Armstrong etwa 200 Meter über der Cueva del yelo aufgefundene Quelle an, leider ohne Temperatur - Angabe. Ich konnte über diese ,,reiche" Quelle Nichts erfahren.

Zunächst geht aus den hier mitgetheilten Beobachtungen hervor, dass die Temperatur der Gewässer in den Höhen sehr abhängig ist von der umgebenden Luft. Diess Verhältniss ist schon dadurch begründet, dass die Quellen meist nur sehr schwach fliessen, in kleinen Becken mit grosser Oberfläche und sehr geringer Tiefe sich sammeln. So ist es nicht möglich, aus diesen Beobachtungen Schlüsse über die Temperatur des Bodens mit voller Sicherheit zu ziehen. Die einzige wirklich brauchbare Beobachtung für diesen Zweck scheint mir die der Temperatur in der durchaus trockenen Guanchischen Grabhöhle, wo das Thermometer in etwa 10 Meter Entfernung vom Ausgang blieb.

Nachrichten von Gerhard Rohlfs.

Die Sendungen an Waaren und Geld, die G. Rohlfs von Tripoli erwartete und die er nöthig hatte, um von Mursuk nach Süden aufbrechen zu können, blieben bis zum 16. März d. J. aus, so lange musste Rohlfs geduldig in der Hauptstadt Fesan's ausharren. Nur eine Woche aber nach ihrem Eintreffen war Alles bereit zur Abreise, die am 25. März Statt finden sollte. Was er bis dahin in seinen Briefen uns mittheilte, lassen wir im Anschluss an unsere früheren Berichte (s.,,Geogr. Mittheil." 1866, Heft III, SS. 118, 119, 121) auszugsweise hier folgen.

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nicht, ob diess ihm oder mir galt; als er dann aber sah, dass auf der Strasse alle Soldaten Front machten und einige Offiziere mich zu begrüssen kamen, wurde ihm die Sache klar. „Ach, Du bist jetzt in Türkischen Diensten", meinte er,,,und hast den Hadj Absalom 1), unseren Schich, verlassen; ich begreife nur nicht, warum Sultan Abd ul Asis einen so ausgezeichneten Arzt, wie Du bist, so weit weg schickt." Muley Ismael war es, den ich mit Moxen, Spanischen Fliegenpflastern, heissen Eisen u. s. w. gefoltert hatte 2) und der dadurch eine so hohe Meinung von meinen

Äskulapischen Talenten bekommen hatte. Ja ich glaube,

wäre er nicht auf der Pilger-Reise begriffen und die Zeit zu kurz gewesen, er hätte sich mit Vergnügen neuen Martern und Peinigungen unterworfen.

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Der Schwur bei den Mohamedanern. Muley Ismael gab die Veranlassung, dass ich einen meiner Diener zurücksenden musste. Er war drei Tage lang mein Gast, hatte er ja doch in Tuat Gastrecht an mir geübt, und ausserdem schickte ich ihm 1/2 Pfd. Thee und drei Hut Zucker. Nachmittags nun bedankte sich Muley Ismael persönlich für Thee und,,zwei" Hut Zucker. Ich sagte „drei", er schwur aber, es seien nur zwei gebracht worden. Mein Diener wollte nun auch schwören und zwar den Koran in der Hand auf dem Grabe des Marabut Selma, da er sich jedoch schon zwei Mal einen Diebstahl hatte zu Schulden kommen lassen, so entliess ich ihn kurzweg, denn ich glaube doch nicht, dass Muley Ismael, einer der reichsten und angesehensten Männer Tuat's, wegen eines Hutes Zucker einen falschen Eid abgelegt hätte, obgleich bei allen Mohamedanern ohne Ausnahme ein Eid so viel gilt als bei uns ein „,Guten Tag".

Begierde nach guten Waffen. - Muley Ismael benachrichtigte mich auch, dass der Hadj Abd el-Kader uld Bu Guda 3) meine Geschenke, unter anderen den zehnläufigen Lefaucheur, erhalten habe, und sagte, dass ganz Tuat Wunder und Staunen sei. Er selbst hatte Lust, meinen achtmaligen Repetirstutzen abzubetteln oder einen Revolver, ich vertröstete ihn aber auf später und setzte ihm auseinander, dass er sich dem Schwarzen Stein in Mekka füglicher Weise mit solch schrecklichen Waffen nicht nahen dürfe, zumal da sie christlicher Fabrikation seien. Diess schien ihm indessen erst dann einzuleuchten, als er sah, dass nichts Derartiges von mir zu erpressen sei.

Das Wetter. Der Monat Januar ist äusserst mild, selten sinkt das Thermometer des Morgens vor Sonnenaufgang auf Null herab, während im Dezember vor Sonnenaufgang -4° C. Regel war. Regen fällt natürlich nicht

1) Sidi el-Hadj Absalom, der mächtige Gönner unseres Reisenden in Uesan (Marokko). A. P.

2) Siehe,,Geogr. Mitth." 1865, SS. 411 und 412.

3) Häuptling von Ain-Salah und vornehmster Herr in Tidikelt. A. P.

und das ist hier in Mursuk auch sehr dankenswerth, weil sonst alle Häuser schmelzen würden. Stürzen doch jetzt schon manche ein wegen grösserer Feuchtigkeit und mithin Nachgiebigkeit des Erdbodens und obgleich ich ein neues Haus bewohne, so lege ich mich doch jeden Abend mit dem angenehmen Gedanken nieder, vielleicht am anderen Morgen unter einem Erdhaufen zu erwachen. Denn alle Häuser, die ich habe fallen sehen, unter anderen die kleine Moschee dicht beim Hause Makursi's (siehe v. Beurmann's Plan von Mursuk in Ergänzungsheft 10 der „,Geogr. Mitth."), stürzten über Nacht ein.

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Hadj Hadjil, 29. Januar 1866. Mohamed Gatroni. Nur zwei Stunden weit von Mursuk, habe ich nichts Besonderes mitzutheilen, wenn nicht, dass ich mich auf dem Wege nach Tragen 1) befinde, wo ich einige Gräber der ehemaligen Herrscher, ich glaube, sie waren Statthalter von Bornu, öffnen werde. Aber nur zwei Stunden Marsch und so viele Unannehmlichkeiten! Ich hatte geglaubt, mich ganz auf den ehemaligen Diener meines Vetters (uld el-am), wie Mohamed Gatroni schlechtweg Dr. Barth nennt, verlassen zu können, hat er doch fünf Jahre mit diesem ersten Afrika-Reisenden verlebt und wird von ihm wiederholt als sein Factotum erwähnt. Du brauchst Nichts mitzunehmen, Alles ist unterwegs zu haben", war seine Antwort, wenn ich ihm sagte: „Kaufe Brod und Fleisch, das uns genügt bis Tragen." Er hatte nicht einmal Brod zum Frühstück eingekauft, da er selbst im Ramadhan am Tage nicht isst. Hier angekommen fand ich, dass er alle eisernen Pflöcke zum Aufschlagen der beiden Zelte zu Hause gelassen hatte, obgleich ich ihn eine halbe Stunde vor dem Aufbruch ermahnt hatte, die Pflöcke nicht zu vergessen. Genug, um meine Zelte aufschlagen zu können, musste ich einen Mann nach Mursuk senden und die Pflöcke holen lassen. Und hier ist auch gar Nichts zu haben. Drei Eier hat der Tebu-Prinz aufgetrieben, aber Brod giebt es nicht. Die Eingebornen selbst haben nur Ngáfoli, eine Art Negerkorn, das aber an Güte dem Weizen bei weitem, selbst der Gerste nachsteht. Mohamed Gatroni lacht nie und obgleich ich Nichts lieber habe, als wenn meine Diener immer lustig und guter Dinge sind, namentlich auf den. einsamen Wüstenwegen durch Scherze und Lachen den endlosen Weg abkürzen, so habe ich Mohamed doch gern, denn ich weiss, dass er zuverlässig ist, und deshalb machte ich ihn auch zum Oberst-Einkäufer. „,Ihr in Eurer Religion, wir in unserer", sagte er in den ersten Tagen, als er zu mir kam, „,aber wenn Du willst, dass ich mit Dir gehe, im Namen Gottes, wie ich für Deinen Vetter mein Leben gewagt, so sterbe ich auch für Dich." Ich bin überzeugt,

1) Siehe die Karte zu M. v. Beurmann's Reise a. a. O. A. P.

dass diess keine leeren Worte sind, er hat eine zu gute Meinung von Barth und dessen Vetterschaft und Barth hatte eine gute Meinung von ihm. Das genügt.

--

Tragen, 1. Februar 1866. Tragen, seine Gräber und seine Sebcha. Heute Morgen besuchte ich die Gräber der sogenannten Bornu-Statthalter, die indess gar nichts Merkwürdiges darbieten. Eine kleine Anhöhe, von 30 oder 40 maulwurfartigen Hügeln gekrönt, ist Alles, was man sieht. Einige Gräber sind offen, ich glaube, Herr Duveyrier hat sie öffnen lassen ). Die Todten sind nicht aufrecht beerdigt, sondern liegen von West nach Ost der Länge nach. Es hat gar keine Schwierigkeit, die Gräber zu öffnen, nur darf man nicht mit der Hacke daran gehen, denn das Material aus Sebcha-Schollen und Thon schmilzt gleich, wenn man es mit Wasser begiesst, ist aber in trocknem Zustand sehr hart. Die Gräber, von Tragen durch die Sebcha getrennt, liegen in Südwest dicht bei einer kleinen Burg, wo die in den Gräbern Liegenden gewohnt haben sollen. Viel interessanter ist die Sebcha selbst, welche schöner als jede andere die Erdschollenbildung zeigt. Ich kann mir dieses eigenthümliche Auftreiben der Erde nur durch Gasbildung in der feuchten Schicht erklären.

Nachmittags ging ich dann in die Stadt selbst, die aber so wie das Schloss Nichts als ein Trümmerhaufen ist, WO nur einige dreissig bewohnbare Häuser zwischen den Ruinen stehen. Zahlreicher ist, wie auch in Mursuk, die Bewohnerschaft ausserhalb der Stadtmauer, wie die Menge Palmhütten bezeugen.

Palmenwald. Wenn nun auch in Tragen nichts Merkwürdiges zu finden ist, so hat doch der Weg dahin seine Reize. Einen so üppigen Palmenwuchs, wie man Stunden weit von Sesau an bis Tragen zur Rechten und Linken hat, giebt es wohl keinen zweiten, aus diesen Palmen allein könnte die Regierung, wenn sie wollte, mehr ziehen, als die jetzigen Einkünfte Fesan's mit Einrechnung aller Abgaben betragen. So aber liegt Alles todt und selbst die wenigen Palmen, die jetzt tragen, werden durch SakbiAusziehen getödtet. Die vielen Ruinen von Dörfern rechts und links am Wege bezeugen, dass Fesan einst besser bevölkert und angebaut war, aber wie wird das Land nach zehn Jahren sein, wenn die Türkische Regierung so bleibt? Tragen, 3. Februar 1866.

Eintreffen der Nachricht von Barth's Tod. Ich hatte vorgestern Abend so eben aufgehört zu schreiben, als ein Bote von Mursuk mit Briefen und Paqueten aus Europa eintraf. Er war Morgens von Mursuk aufgebrochen und hatte also den Weg bis Tragen in circa 12 Stunden zu

1) M. v. Beurmann liess einige derselben durch den Schech von Tragen öffnen. Siehe,,Geogr. Mitth." Ergänzungsband II, S. (88). A. P. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1866, Heft VI.

Fuss zurückgelegt. Tief berührte mich die Nachricht von Heinrich Barth's Tod, zumal ein Brief vom 11. November, also 14 Tage vor seinem Tode datirt, erst mit dem vorletzten Courier in meine Hände kam. Dr. Petermann hat wohl Recht zu sagen, dass Heinrich Barth eben so berühmt und bekannt in Afrika ist wie bei uns ), ja ich möchte sagen, noch mehr, denn wenn schon in Gegenden wie Draa, Tafilet und Tuat Jedermann Dr. Barth's oder Abd el-Kerim's Schicksale kennt, wohin er doch nicht einmal kam, so ist er von Fesan ab südwärts in Jedermanns Erinnerung und sein Name wird nur mit Hochachtung und Bewunderung genannt, was nicht bei allen anderen Reisenden der Fall ist. Abd el-Kerim hat allerdings durch seinen eigenthümlichen Takt und seine vielseitige Menschenkenntniss es möglich gemacht, Wege zu durchreisen, die selbst Mohamedanern, schwarzen und weissen, selten gelingen. Als ich seinem alten Diener Mohamed Gatroni, jetzt der meinige, die Trauerbotschaft mittheilte, sagte er einfach: „Der ist jetzt im Paradiese, Gott hat Erbarmen mit ihm." Sein letztes Schreiben bewahre ich als Andenken auf, zumal er darin mit Anerkennung über meine Leistungen in der Sonrhai-Sprache sich ausdrückt, obgleich ich nicht viel darin leisten konnte, da ich ja nach dem eigentlichen Sitz dieser Sprache, Timbuktu, nicht hinkam. Es ist ein grosser Verlust, dass er seine Vokabularien nicht hat vollenden können, da wohl Niemand je so gründliche Forschungen über jene Sprachen der schwarzen Bevölkerung gemacht wie Heinrich Barth. Barth war der grösste Afrika-Reisende und wird es bleiben.

--

Mursuk, 12. Februar 1866. Die Verwaltung von Fesan. Ich war so glücklich, in Tragen ein Pferd leihen zu können, so dass ich am 4. Februar, obgleich ich erst um 8 Uhr Morgens aufbrach, schon um 7 Uhr Abends in Mursuk ankam. Zelt, Diener, Teppich u. s. w. kamen freilich erst am folgenden Tage.

Wir sind immer noch im Ramadhan und diess verschaffte mir vorgestern Abend die späte Visite vom Kaimakam, der sich um 8 Uhr Abends anmelden liess und dann um 92 Uhr kam und bis kurz vor Mitternacht blieb. Halim Bei war äusserst zuvorkommend, rühmte dabei sich und seine Administration wie immer:,,Ja, Mustafa Bei, denke Dir, mit dem nächsten Courier werde ich 40 Beutel nach Tripoli senden, noch nie hat einer meiner Vorgänger Geld für das Gouvernement aus Fesan erübrigt, der Muschir wird sicher zufrieden sein." „Ja, Halim Bei", erwiderte ich,,,ich habe längst gehört, dass Du ein ausgezeichneter Administrator bist", und dachte dabei an die 10 Francs Kopfgeld, die er von jedem importirten Sklaven erhebt. Natürlich kommt

1) Siehe,,Geogr. Mitth." 1865, S. 429.

30

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