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Neues aus Ober- Wallis, den Berner Alpen und dem Simplon-Gebirge.

Als Erläuterungen zu der Karte von R. Leuzinger, Tafel 11.

Vom Ingenieur-Geologen Edmund v. Fellenberg.

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Die vorliegende Karte umfasst einen Theil der Schweizerischen Alpen-Kette, der nicht nur seit der Erbauung der Simplon-Strasse als Hauptverkehrs-Ader mit Italien ein viel besuchter geworden ist, sondern ganz besonders in den letzten Jahren seiner unendlich mannigfaltigen Naturschönheiten wegen von dem Strome der Touristenwelt je länger je mehr durchzogen, vom Gletscher-Fahrer und Naturforscher immer gründlicher durchforscht wird. Seit der Eröffnung der FurcaStrasse für Räderfuhrwerke hat sich der Verkehr des OberWallis in so bedeutendem Maasse gesteigert, dass wohl kaum ein Alpen-Thal der Schweiz im Sommer ein regeres Leben zeigt. Durch die Furca-Strasse steht nun der Gotthard in direkter Verbindung mit dem Rhône-Thal, dem Mittelund Ausgangspunkt zahlreicher Exkursionen in die grossartigsten Gebirgsthäler Europa's. Seitdem man Dank den bewunderungswürdigen Bauten unserer Alpen-Strassenvon den lachenden Ufern des Vierwaldstätter See's, von den Nussbaum-Alleen von Schwyz und Brunnen gemächlich zu Wagen bis an den Eingang des weltberühmten Nicolaiund Saas-Thals gelangen kann, seitdem auch die fahrbare Ober- Alp-Strasse die Kantone Uri und Graubünden vereinigt hat, ist das Reisen vom östlichsten Ende des Engadin bis zum blauen Leman Sache auch des Schwächlichsten geworden und wo früher keuchend der Tourist sein Ränzchen schleppen musste, rasseln jetzt zwei- und vierspännige Equipagen, in denen die neuesten Moden der Pariser Boulevards hingegossen sind. Aber nicht nur dem Touristen dienen diese früher ungeahnten Verkehrsmittel, auch der Topograph und Naturforscher verdanken letzteren die ungemein erleichterte Annäherung an die menschenleeren Wildnisse der Hochgebirge und wenn er früher Stunden weit ins Thal herunter steigen musste, um sich mit Lebensmitteln zu versehen, so winkt ihm jetzt ein Gasthof beinahe in jedem Hochthale. So ist denn Hand in Hand mit dem vermehrten Verkehr und erleichterten Besuch unserer Hochalpen auch ihre genauere Erforschung gegangen, besonders die Erforschung der früher so wenig gekannten und viel gefürchteten Gletscherwelt und bald wird sich kein Hochalpengipfel dem menschlichen Fusstritt mehr entziehen. können, da ja schon die furchtbarsten Riesen der PenniniPetermann's Geogr. Mittheilungen. 1866, Heft VI.

schen und Berner Alpen besiegt worden sind. Seitdem in rivalisirendem Wetteifer die Schweizer und Englischen AlpenClubisten die Hochregionen der Berner Alpen nach allen Richtungen durchzogen, die Engländer speziell die Penninischen Alpen in erschöpfender Weise ausgebeutet haben, hat sich in Bezug auf Nomenklatur im Hochgebirge natürlich manche Lücke fühlbar gemacht und mancher Wunsch ist geäussert worden, dem erst auf künftigen Karten dieser Gebiete wird Rechnung getragen werden können.

Auf der vorliegenden Karte unseres ausgezeichneten Kartographen Herrn R. Leuzinger in Bern, welche nach eidgenössischen Materialien bearbeitet ist, habe ich mich bemüht, die neue Nomenklatur einiger Gebiete unserer Hochregionen, da wo eine solche durchaus nothwendig wurde, ferner die in den letzten Jahren immer häufiger überstiegenen Gletscherjoche und Hochalpen-Pässe, deren übrigens alljährlich neue gemacht werden, und endlich einige Berichtigungen der älteren Nomenenklatur einzutragen. Was die Richtigkeit der Zeichnung, die Genauigkeit und Korrektheit der Schraffirung und Schrift anbetrifft, so wird man wohl in der Bewunderung dieses Kärtchens mit mir einig sein.

Die Karte umfasst nördlich von der Rhône die Kette der Berner Alpen vom Rawyl bis zur Grimsel mit dem Hintergrunde des Ober-Simmen-Thals, Adelboden, Engstligen, Kander-Thals, Gasteren- und Lauterbrunnen-Thals. Leider fehlt zur vollen Übersichtlichkeit der Berner Central-Alpen noch ihr nördlicher Absturz sammt den Thälern von Grindelwald und Hasli, was jedoch dem Blatt eine zu grosse Ausdehnung verliehen hätte, da die nördlichen Voralpen dadurch in den Bereich gezogen worden wären.

Als Mittellinie der Karte erscheint das lange und tief eingeschnittene Längsthal der Rhône von ihrer Quelle bis in die heisse Ebene von Sitten. Vom Rhône - Thal aus sehen wir die nördliche Gebirgskette meist rasch und steil emporsteigen, kurze Querthäler öffnen sich schluchtenartig, meist tief eingeschnitten, gegen die sumpfigen Niederungen der Rhône. Bedeutender sind nur die in ihrem oberen Theil den Charakter von Längsthälern annehmenden Thäler von Loetschen und der Dala. Ersteres bewirkt die grosse Gabelung der Berner Alpen in einen nördlichen Ast, die

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Kette des Loetschen-Grates, und einen südlichen, die Kette des imposanten Bietsch-Horns, des hervorragendsten Pfeilers der Loetschthaler Kette. Letzteres zieht sich schluchtenartig längs des Kalkfelsen der Gemmi hin und deutet auf einen gewaltigen Aufriss zwischen zwei verschiedenen geologischen Formationen. Auch das Thal des Grossen AletschGletschers trägt mehr den Charakter eines Längsthals, obgleich es in seinem oberen Theil gegen die Centralkette rechtwinklig aufsteigt.

Südlich von der Rhône finden wir ein weit ungeordneteres Gewirr von Gebirgsstöcken und Quer- und Längsthälern. Der Hintergrund des Tessinischen Val Bedretto, über dessen Depression nach dem Rhône-Thal hin der Pass der geologisch wichtigen Nufenen führt, die zwischen Uri, Tessin und Wallis sich erhebende Gebirgsgruppe des Monte Rotondo und der Mutthörner, das lang gestreckte Thal von Formazza mit seinen nördlichen Nebenthälern Val Devero und Val di Vedro, durch welches die kühne Simplon-Strasse sich gen Italien senkt, alle militärisch wichtigen Pässe des Ober-Wallis nach Italien liegen in unserem Bereich. Von speziellem Interesse ist jedoch für uns hauptsächlich das zweigegabelte Binnenthal mit fünf mehr oder weniger schwierigen Pässen nach Italien und die finstere Schlucht der Saltine, durch welche die Simplon-Strasse in langen Windungen emporsteigt. Der westliche Theil unserer Karte südlich von der Rhône mit dem Ausgang der langen Querthäler von Saas, Nicolai, Turtman und Anniviers hat für unsere Karte keine wesentliche Bedeutung, da ihre Endschaft und ihr Hauptverlauf mit den angrenzenden Gebirgsgruppen, die wieder für sich ein Ganzes bilden, südlich von unserem Bereich fallen. Die gewaltigen Querketten

des Saas - Grates, Mischabel - Gruppe, Weisshorn-Kette und ganz besonders die Wunder der Monte Rosa-Gebirge fallen nicht mehr in unser Kärtchen. Sogar von den imposanten Fletsch-Hörnern fällt nur das nördlichste noch in unseren Bereich, wohl aber das durch G. Studer (siehe Jahrbuch des Schweizer Alpen-Club, 1. Band, 1864) seines gewaltigen Panorama's wegen berühmt gewordene Mattwald-Horn, bis jetzt auf allen Karten fälschlich Simmeli-Horn genannt (3270 Meter).

Es sind somit auf unserem Kärtchen wesentlich drei Gebirgsgruppen, die uns spezieller interessiren werden, die eine wegen der vielen in den letzten Jahren darin gemachten Touren und der wesentlich vermehrten und geordneteren Nomenklatur, nämlich die Kette der Berner Alpen mit ihren weit ausgebreiteten Gletschern, Firnfeldern und zahllosen Kämmen und Felshörnern, dem grössten zusammenhängenden Gletscher - Areal Europa's, die nordischen und arktischen Regionen ausgenommen, die zwei anderen wegen ihrer Wichtigkeit als an einer Hauptverkehrsstrasse liegend

(die Simplon-Gebirge) und wegen eigenthümlicher geologischer Bildung und zahlreicher Pässe nach Italien (die Gebirge zwischen dem Binnenthal und Piemont). Es kann nicht in meiner Aufgabe liegen, eine erschöpfende Beschreibung dieser drei Gebirgsgruppen zu geben, diess würde allein Sache eines eigenen Werkes sein. Ich werde mich darauf beschränken, einige topographische Bemerkungen der neuen Nomenklatur beizufügen, so wie den Touristen und Hochgebirgsfreund auf dasjenige aufmerksam zu machen, was möglicher Weise neu und interessant sein kann. Im Jahrbuch des Schweizerischen Alpen-Club, Band II, 1865, habe ich einige kurze topographische Notizen über das Blatt XVIII des Eidgenössischen Atlas gegeben, worin sammt einem kleinen Kärtchen zur Erläuterung mehrere Neuerungen und Verbesserungen vorgeschlagen wurden, welche seitdem in einem neuen Abdruck des Blattes XVIII aufgenommen und somit offiziell geworden sind. Diese mögen hier Platz finden.

Die Centralkette der Berner Alpen, geologisch die Finsteraarhorn - Gruppe genannt, zerfällt in mehrere Querketten, welche recht- und schiefwinklig auf einander stossen. Die Hauptkette als Ganzes genommen streicht in ihrer Mittellinie von NO. nach SW., zerfällt jedoch wieder in zahlreiche Kämme, die unter einander ziemlich parallel nordsüdlich streichen. So werden durch die entgegengesetzte Streichungslinie dieser Felsgrate zahlreiche Mulden und Thalbecken gebildet, die alle hoch über der Schneegrenze liegend jene ewig unversiegbaren Nahrungsquellen für die weit zu Thal niedersteigenden Gletscher bilden. Von der von Norden so viel bewunderten Berner Alpen - Kette, d. h. der Kette, welche den nördlichen Rand der ganzen Gruppe bildet, zweigen sich südwärts lange Felskämme ab, zwischen denen die stillen Reviere des ewigen Schnee's liegen. Was von Norden gesehen wie ein scharf in die Lüfte ragender Felsengipfel aussieht, ist in der Wirklichkeit der höchste Punkt eines langen Grates, so dass wir in dieser Gruppe keinen einzigen isolirten Felsen- oder Schneckegel zu bewundern haben, wie in der Monte Rosa-Kette das Matterhorn. Zergliedern wir nun diese schachbretartig disponirte Hochgebirgsgruppe, so finden wir nur die äusserste Grenzkette nach Norden mit einer Hauptrichtung von NO. nach SW.; es ist die eigentliche Jungfrau-Kette, die im Eiger anhebt, über Mönch, Jungfrau, Gletscherhorn, Ebenefluh, Mittaghorn, Grosshorn und Breithorn sich allmählich in die weiten Firnreviere des Loetschen-Grates versenkt. Eine einzige Unterbrechung in dieser Kette bildet das 10.000 Fuss hoch liegende Roththal, das zwischen Jungfrau und Gletscherhorn sich 2 Stunden lang hinzieht, um jedoch durch einen bei 12.000 Fuss hohen Grat, der die Jungfrau mit dem Gletscherhorn verbindet, von der südlichen Abdachung der Quellfirne des Aletsch - Gletschers abgeschnitten zu werden. Diese

Jungfrau-Kette speziell sendet nur kurze Felsenausläufer in die Längsthäler des Loetschen-Gletschers und Grossen AletschFirns, wie z. B. den Ahnen-Grat (3681 Meter). Ein längerer Ausläufer nach Süden ist der Kranzberg (3662 Meter), der den Kranzberg-Firn (zwischen Gletscher-Horn und Kranzberg) und den Jungfrau-Firn trennt. Der Trugberg (3933 Meter) zwischen Ewigschneefeld und Jungfrau-Firn ist auch ein längerer südlicher Ausläufer der Jungfrau - Kette. Die übrigen von Norden sichtbaren Gipfel der Berner Alpen gehören alle zu Nordsüd streichenden Ketten, wie die Schreckhörner, welche die Gipfelpunkte eines Grates bilden, der sich vom Mettenberg oberhalb Grindelwald bis zum Abschwung zwischen Lauteraar- und Finsteraar-Gletscher erstreckt, eben so die Wetterhörner, die von Norden nach Süden zwischen Grindelwald und dem Gauli-Gletscher den oberen Grindelwald - Gletscher vom Rosenlaui - Gletscher trennen.

An die Jungfrau-Kette schliesst sich ebenfalls mit Nordsüd-Streichen eine lange Kette hoher Gipfel, welche von dem Knotenpunkt der Grindelwaldner Viescherhörner in zwei Richtungen sich abzweigen. Mit dem Mönch durch das Mönchjoch (3560 Meter) verbunden erhebt sich zuerst in südwestlicher, dann in rein südlicher Richtung der ViescherGrat, der in den Grindelwaldner Viescherhörnern gipfelt. Diese umschliessen eine Firnhochebene, die circa 12.000 F. über dem Meere liegen mag und den Knotenpunkt zweier langen Gebirgsketten ersten Ranges bildet. Mit südwestlichem Streichen zweigt sich vom Kleinen Viescherhorn die Kette des Finsteraarhorns selbst ab und endigt im Hugi-Horn (früher eins der vielen Rothhörner über dem. Studer-Firn). Die andere mit rein südlicher Richtung stösst an das Grosse Viescher horn, bildet einen Sattel, erhebt sich nochmals im Hinter-Viescherhorn, senkt sich wieder bedeutend und gipfelt endlich noch ein Mal im Gross-Grünhorn

Die Fortsetzung dieser Kette mit gleichem Streichen. wird gebildet durch die Walliser Viescherhörner mit vier verschiedenen Gipfeln. Zwischen der Finsteraarhorn-Kette und den Viescherhörnern und Grünhörnern liegt das lange Firnthal des Walliser Viescher-Firns, dessen Schneemassen die viel zerklüfteten Walliser Viescher-Gletscher nähren.

Ferner läuft dem Hauptstreichen der Berner Alpen parallel die Kette des Aletsch-Horns, das den Knotenpunkt sämmtlicher Zuflüsse des Grossen Aletsch-Gletschers bildet und in die prächtige Kette der Loetschthaler Gebirge ausläuft. Nur kurze Gräte, welche in den Grossen AletschGletscher einfallen, haben eine andere Richtung, wie das Dreieckhorn, Olmenhorn, Sattelhorn u. s. w. Vergleichen wir nun unser vorliegendes Kärtchen dieses Gebiets mit früheren Karten, ja sogar mit dem nicht revidirten älteren Blatt XVIII des Dufour-Atlas, so finden wir eine ganz andere und viel vollständigere Nomenklatur.

Bei den früheren Karten waren die eigentlichen Firnreviere, Firnmulden (Schneefelder) von dem kompakteren körnigeren Gletscher nicht recht getrennt. Dem hat man durch das Einführen der Bezeichnung ,,Firn" abzuhelfen gesucht.

Es wurden für die Quellfirne des Grossen Aletsch-Gletschers den Lokalitäten entsprechende Namen gewählt; da wo schon Namen, die bezeichnend genug waren, existirten, wurden sie belassen. So wurde das weite Firnfeld zwischen Aletsch-Horn und der Lauterbrunner Grenzkette,,Grosser Aletsch-Firn" benannt in Korrespondenz mit dem Namen ,,Grosser Aletsch-Gletscher". Der Zufluss-Firn, der direkt südlich von der Jungfrau in den Aletsch - Gletscher ausmündet, erhielt den Namen,,Jungfrau-Firn", weil die Jungfrau dieses Firnthal vollständig dominirt. Das breite und weite, kaum merklich ansteigende Firnthal zwischen den Grindelwaldner Viescherhörnern, Grünhörnern und dem Trugberg erhielt den Namen „Ewigschneefeld", eine Bezeichnung, die es bei den Grindelwaldner Gletscher - Führern schon längst hatte. Es ist aber auch ein Ewigschneefeld par excellence und wer dessen Einöden im Sonnenglanz Stunden lang durchgestampft hat, der bringt wohl nicht. viel heile Haut auf dem Gesicht nach Hause.

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Das lange Firnthal zwischen der Kette der Grünhörner, der Grindelwaldner Viescherhörner und der FinsteraarhornKette wurde Walliser Viescher- Firn" benannt, als Quellfirn des Walliser Viescher-Gletschers, zum Unterschied vom Grindelwaldner Viescher- Gletscher an der Nordseite des Viescher-Grates. Die Firnmulde zwischen Ober- Aarhorn, Studer - Horn und Finsteraarhorn wurde,,Studer - Firn" getauft, eben so dem nach dem Ober-Aletsch-Gletscher sich senkenden und vom Beich-Grat herabkommenden Schneefeld der Name,,Beich-Firn" gegeben. In Betreff der Namen der Hochalpen-Gipfel wurden auch einige Änderungen, Berichtigungen, Ergänzungen und Neuwahlen getroffen.

Vorerst mussten die Benennungen innerhalb der Kette der Viescherhörner in Ordnung gebracht werden. Von den Grindelwaldner Viescherhörnern trug früher ein einziges den offenbar durch einen Schreibfehler an den unrechten Ort gekommenen Namen „,Grosses Viescherhorn", und zwar gerade das niedrigste mit nur 3873 Meter, während das höchste Viescherhorn mit 4048 Meter keinen Namen trug. Nichts war natürlicher, als den Fehler dahin zu korrigiren, dass man dem höchsten dieser Kette, dem 4048metrigen, den Namen „Grosses Viescherhorn", dem niedrigsten, dem 3873metrigen, den „Kleines Viescherhorn" (oder der Ochs", er auch an der Grimsel heisst) gab. Den Namen „Almerhorn" für Grosses Viescherhorn (zu Ehren des ausgezeichneten Gletscher - Führers Christian Almer, der ihn zuerst erstieg) glaubte unsere Benennungs-Kommission aus

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Gerechtigkeitsgründen gegen alle anderen ausgezeichneten Gletscher-Führer und aus dem Prinzip, nur nach Naturverhältnissen und nicht mehr nach Persönlichkeiten (wie früher) Berge zu benennen, nicht annehmen zu sollen. Der Name war von den ersten Ersteigern des Berges, den Herren Moore und George vom Alpen-Club, gegeben worden. Übrigens hiess das Grosse Viescherhorn" in Grindelwald immer Viescherhorn. Der dritte Gipfel der Grindelwaldner Viescherhörner mit 4020 Meter, der etwas südlich vom Grossen Viescherhorn liegt, erhielt die sehr einfache Bezeichnung ,,Hinter - Viescherhorn". Südlich von diesen in einem Dreieck zu einander stehenden Gipfeln erhebt sich in der Kette der Viescherhörner noch ein Gipfel ersten Ranges. Er trug keinen Namen. Auf Dufour's Atlas stand die Zahl 4047. Am Fuss dieses siebenthöchsten Gipfels der Berner Alpen steht der Name Grünhorn am westlichen Eingang des Gletscherthälchens der Grünhornlücke. Dieser Name wurde (da er sich nur auf eine Felsenhalde bezieht) in Grünegg umgewandelt und danach der Kulminationspunkt dieser Gruppe,Gross-Grünhorn" (4047 Meter) benannt. Von zwei Nebengipfeln, die sich vom Hauptstock sehr deutlich abtrennen, erhielt der südliche den Namen,,Grünegghorn" (3869 Meter) und der nördliche kleine kecke Felsenzahn mit 3927 Meter den Namen Klein - Grünhorn”. (Über diese Nomenklatur siehe Jahrbuch des Schweizer AlpenClub 1865 und 1866.) Das Gross - Grünhorn wurde den 7. August 1865 zum ersten Mal vom Verfasser stiegen.

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Südlich von dem tiefen Einschnitt der Grünhornlücke erhebt sich die hohe Kette der Walliser Viescherhörner. Ausser diesem Kollektiv-Namen standen keine näheren Bezeichnungen dabei. Der höchste Gipfel dieser Kette hiess mmer Wannehorn (3905 Meter). Etwas südlich davon zusammenhängend erhebt sich ein Gipfel mit 3717 M. Letzterer wurde,,Klein-", ersterer,,Gross- Wannehorn" benannt, ferner ein über den Schaftriften am Aletsch-Gletscher,,,Zum schönen Bühl" genannt, sich erhebender Gipfel von 3864 Meter ,,Schönbühlhorn". Der Name,,Kamm" für den nördlichen Endpunkt dieser Kette ist alt und wurde beibehalten. Ferner fehlten am betreffenden Ort zu den Zahlen 3933 Meter und 3662 Meter die längst benannten und bekannten Namen ,,Trugberg" und „Kranzberg". Von Englischer Seite wurde. auch der Wunsch geäussert, den in diesem Gebiet zahlreich vorkommenden Namen „,Rothhorn" und „,Breithorn" andere zu substituiren. Wir haben beim Finsteraarhorn zwei Rothhörner, eins links und eins rechts vom ,,Studer-Firn". Zu Ehren des alten Kämpen Hugi sollte das nähere am Finsteraarhorn,, Hugi-Horn" heissen, da es die Fortsetzung der alten Namen in dieser Kette bilden würde, wo man schon EscherHörner, Studer - Horn, Altmann, Scheuchzer - Horn u. s. w.

hat. Falsch ist auf Dufour's Atlas der Name Grünenhorn (zwischen Scheuchzer-Horn und Oberaarhorn), es soll heissen Gruner-Horn zu Ehren des alten Verfassers der „Eisgebürge Helvetiens" im vorigen Jahrhundert. Für die beiden Breithörner südlich und nördlich vom Loetschen-Thal braucht, man zur Unterscheidung bloss die Bezeichnung,,Lauterbrunner" und „Loetschthaler" oder abgekürzt Ltb. und Lth. beizufügen. Somit wäre das eine Ltb. Breithorn (3774 Meter) das Lauterbrunner, das andere Lth. Breithorn (3795 Meter) das Loetschthaler.

Weitere Änderungen sind: Um Verwechselungen zu verhüten mit dem eigentlichen Wetterhorn in Grindelwald soll der Name,,Wetterhorn" zwischen dem Breithorn und Tschingel-Gletscher abgeändert werden in .,Kanzelhorn" oder die Kanzel", ein Name, den jener Berg in Ammerten trägt. Der Oberaletsch-Gletscher soll konsequenter Weise vom Aletschhorn herunterkommend geschrieben werden, daher hat man den Namen Jägi-Gletscher, der auf älteren Karten dort stand, omittirt und schreibt jetzt Oberaletsch-Gletscher in leichtem Schwung bis zum Aletschhorn.

In der Loetschthaler Kette sind die beiden Hauptgipfel durch ihre bisherige Benennungsweise immer Gegenstand von Verwechselungen gewesen, weshalb man dem höchsten der ganzen Gruppe den Namen Bietsch-Horn (3953 Meter) ausschliesslich gelassen und den Namen oder Nesthorn" gestrichen hat; dem östlichen Nachbar hat man den Namen ,,Nesthorn" gelassen, aber das,,Gr." gestrichen.

Der Gipfel 3255 südlich neben dem Bietsch-Horn, der auch,,Breithorn" heisst, wird gestrichen und passender ,,Baltschieder Horn" vom darunter befindlichen Baltschieder Gletscher genannt.

In der Gruppe der Blümlis-Alp sind die von uns vorgeschlagenen Namen für die sieben Gipfel dieses herrlichen Berges angenommen worden. (Man vergleiche ,,Doldenhorn und Weisse Frau von A. Roth und E. v. Fellenberg", 1863). Es sind also: Blümlis-Alphorn (3670 Meter), Weisse Frau (3661 M.), Morgenhorn (3500 M.? 11.000 F.?), Oeschinenhorn (3492 M.), Oeschinenrothhorn (3300 M.), Blümlis-Alpstock (3220 M.) und Wilde Frau (3262 Meter).

Dieses wären im Detail die in den letzten Jahren zahlreich angebrachten Verbesserungen in der Nomenklatur dieser Hochgebirgsgruppe, die jedoch des kleinen Maassstabes wegen (1:200.000) auf unserem Kärtchen schwer anzubringen sind. Manche dieser Benennungen und zwar ganz besonders die neuen Namen in den Viescherhörnern treten weit deutlicher auf der auch von Herrn R. Leuzinger meisterhaft gestochenen Karte zum „Hochgebirge von Grindelwald", von Äby, v. Fellenberg und Gerwer 1865, hervor. Bevor wir zur Charakterisirung der zahlreichen Gletscherjoche gehen, die in dieser Gruppe bis jetzt gemacht worden sind, wäre eine Zu

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endlich noch anzuführen: Das Tschingelhorn (3580 M.), das Hugi-Horn (3549 M.), das Gruner-Horn (3517 M.), das KleinSchreckhorn (3497 M.), die Galmi-, Escher- und ScheuchzerHörner (3400 bis 3500 Meter*), Zinckenstöcke u. s. w. Ferner das Gspaltenhorn (3432 Meter *), das Rinderhorn (3468 M.), die Gipfel des Wildstrubels (3247, 3266 und 3258 M.), und zwischen Lonza und dem Hintergrunde des Gasterenthals das Schild- und Hockenhorn (3297 M.) und am Ausgang des Loetschthals das Kastlerhorn (3300 M.) und der Hohgleifen (3333 Meter).

Südlich der Rhône finden wir auf unserem Kärtchen keine sehr bedeutenden Gipfelhöhen mehr, da die Kolosse der Penninischen Alpen ausserhalb unseres Bereiches fallen. Wir haben unter den hervorragenderen Centralpunkten der einzelnen Gebirgsgruppen, welche das Ober-Wallis von den Südthälern trennen, einen einzigen Gipfel, der über 3500 M. hoch ist, den Monte Leone, östlich vom Simplon - Pass, mit 3565 Meter. Er bildet den Knotenpunkt der Gebirgsgruppe zwischen dem Thal der Saltine (Simplon-Strasse), dem Val di Vedro (Simplon - Strasse), dem Thale von la Cherasca. welches bei Trasquora ins Val di Vedro einmündet, und der Depression des Furggenbaum-Passes, der den Monte Leone östlich von den Binnenthaler Gebirgen abgrenzt. Seine Vasallen sind: Das Wasenhorn (3270 Meter), das Schönhorn (3202 Meter), das Mäderhorn (2850 M.) und der Alpiengrat (3280 Meter). Zwischen Wasenhorn, Schönhorn und Monte Leone senkt sich der breite Kaltenwasser-Gletscher hinab, dessen alte Moränen die Simplon-Strasse beinahe zu berühren scheinen, dann ins Hochthälchen von Alpien, zwischen dem Alpiengrat und der Punta Cornera, senkt sich der viel zerklüftete Alpien-Gletscher. Zwischen dem Monte Leone und dem Binnenthal sind die dominirenden Gipfel das klotzige Bortelhorn (3195 Meter) mit dem kleinen Steinen-Gletscher und jenseit des Ritter-Passes der Helsen, dessen wunderschöne Firnpyramide weit ins Rhône - Thal hinunterblinkt, mit 3183 Meter. Es folgen nun zwischen dem Hintergrunde des Binnenthals und dem Val Devero das Wannihorn mit 2905 Meter, die Punta di Cornera, der Cherbadung (Pizzo di Cervendone), auch Güschihorn genannt, mit 3125 Meter; ferner von Westen nach Osten das Albrunhorn (Alberhorn) mit 2900 Meter und der Albrun-Pass bis zum dominirenden Ofenhorn oder Punta d'Arbola mit 3270 Meter. (Über dessen Besteigung durch Hrn. G. Studer s. Jahrbuch des Schweizer Alpen-Club 1865.) Ferner zwischen dem Hintergrund von Formazza (Pommat) und dem Gomser (oberen Rhône-) Thal sind anzuführen der Strahlgrat (2982 M.), das Hohsandhorn (3205 M.), das Mittaghorn (3182 M.), Blinnenhorn (3382 M.) mit dem mächtigen Hohsand-Gletscher und der Merzenbachschien nördlich der Gletscherhochebene des GriesGletschers. Endlich zwischen Val Bedretto und dem Geren

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