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ganze Hochebene trägt auf ihrem Untergrund von Glimmerschiefer nur eine sehr dünne Schicht Erde, die oft fast reiner Sand ist, und an vielen Stellen kommt der kahle Fels zu Tage oder grosse Quarzblöcke bedecken den Boden. Die kleinen Wasseradern, die, wenn es regnet, die Hochebene durchfurchen, bringen häufig Sümpfe hervor, welche im westlichen Theil derselben bisweilen eine bedeutende Ausdehnung erreichen. In denselben wachsen hauptsächlich Donatia magellanica und Astelia pumila so wie Sphagnum acutifolium, welche Pflanzen ebenfalls vorzugsweise die Torfsümpfe des Feuerlandes und der Magellan-Strasse bilden 1). In den dichten Büschen der Donatia und Astelia wächst die niedliche Acaena glaberrima Ph., die Magellanische Drosera uniflora, Oreobolus obtusangulus Gaud. und clandestinus Ph., die niedliche Pinguicula chilensis und Schizaea chilensis Ph. (vielleicht nicht von der Schizaea der Auckland - Inseln verschieden), so wie Lycopodium Gayanum. Von Sträuchern beobachtete ich ausser Philesia buxifolia den Tepú (Tepualia stipularis), die Gaulteria (richtiger Pernettya) verna, die Berberis serrato-dentata Lechl. Hier wächst auch ziemlich viel Fagus betuloides, ein niedriges, höchstens 15 Fuss hohes Bäumchen, welches bisher nur als ein Bewohner der Magellan - Strasse bekannt war, und es war mir sehr auffallend, Exemplare zu sehen, die kaum 1 Fuss hoch und doch über und über mit Blüthen bedeckt waren. Hier fand ich auch ein Paar Exemplare der Gentiana magellanica ?.

Einen dieser Torfsümpfe, der ein breites, seichtes, sich von Norden nach Süden senkendes Thal einnimmt, untersuchte ich genauer und fand darin eine reiche Ernte interessanter Pflanzen. Ausser den oben genannten Pflanzen und viel Külkül (Lomaria magellanica), welches Farnkraut öfters 3 bis 4 Fuss hohe Stämme zeigt, fand ich an nassen Stellen Carpha paniculata Ph. und eine neue Art, C. viridis Ph., Carex cernua Ph. und acutata Boot, einen neuen Homoeanthus (H. palustris Ph.), einen neuen Achyrophorus, Myrtus nummularia, Pernettya microphylla, eine Magellanische Pflanze, und niedrige Bäumchen von Fagus antarctica und F. betuloides, also fast ganz und gar die Magellanische Torfflora. Schon wollte ich auf den Weg zurückkehren, als ich auf der entgegengesetzten Seite des Sumpfes einige runde braungrüne Flecke wahrnahm, welche gegen das helle Grün der Donatien sehr abstachen. Wie gross war mein Erstaunen, als ich fand, dass sie von Lepidothamnium Foncki Ph. gebildet wurden, welches Herr Dr. Fonck auf den Guaitecas-Inseln entdeckt hatte! Es ist unter den Nadelhölzern etwa das, was Salix herbacea unter den Amenta

1) In der Nähe der Chilenischen Kolonie in der Magellan-Strasse kommt diese Bildung gar nicht vor. Dr. R. A. Philippi.

ceen; seine Zweige sind höchstens 1 bis 1 Fuss lang und liegen grösstentheils auf dem Boden, so dass sie kreisrunde dichte Rasen bilden; die Zweige sind dicht mit schuppenförmigen Blättern bedeckt, aber das an der Spitze der kleinen Zweige einzeln stehende Nüsschen bringt Lepidothamnium zu den Taxineen. In einem Sumpfe weiter westlich fand ich, aber leider ohne Blüthen und Frucht, den Tribeles australis, einen ebenfalls auf der Erde liegenden Halbstrauch von zweifelhafter Stellung im System, den Dr. Fonck auf den Guaitecas - Inseln und Herr Rich. Pearce auf dem Gletscherberg Yate bei Puerto Montt gefunden hatte. In der Nähe wuchs Berberis serrato-dentata häufig. Nun erschien Fagus nitida und die andere dem Coigue ähnliche Buchen - Art wieder wie auf dem Mirador und auf diesen Bäumen fand ich ausser dem häufigen Misodendron punctulatum eine neue Art' dieses Genus, ausgezeichnet durch verbreiterte, stark zusammengedrückte Äste, M. angulatum Ph., eben so wie die Eremolepis und Lepidoceras wieder häufig wurden. Wir liessen zu unserer Rechten ein grosses Thal, das sich nach Norden senkt, aber bald nach Westen wendet und vielleicht dem Hueicolla-Fluss seinen Ursprung giebt, und traten nun in die ,,Montaña verde", den Grünen Wald, ein, so nennt man den westlichen Abhang der grossen Hochebene.

Der Weg senkt sich fortwährend und wir brauchten beinahe 5 Stunden, um an den Hueicolla-Fluss zu gelangen, den wir drei Mal durchkreuzten, dann hatten wir fast noch 2 Stunde bis an den Strand. Der Abhang hat drei ziemlich lange und sehr steile Absätze; der erste befindet sich unmittelbar an der Cordillera pelada, der letzte kurz bevor man den Fluss erreicht. So wie man in den „,Grünen Wald" tritt, ist die Vegetation eine ganz andere, es sind prachtvolle Ulmos oder Muermos, Vauvan, Canelo, Sahuco del diablo, Mañíus, aber hauptsächlich Tiques. So schön nun auch dieser Wald ist, so wenig bietet er für den Botaniker dar. Der erste Absturz wird hauptsächlich von grossen Blöcken von Glimmerschiefer gebildet und hier wachsen in Menge die Saxegothea und Podocarpus nubigena, auch sieht man viel Tepu und Gaulteria verna so wie auf den Baumstämmen die Grammitis magellanica. Am Ufer eines kleinen Baches wuchs Pilea elegans, eine Urticee, die wegen ihrer reizenden Blätter den Namen elegans wohl verdient. Am ganzen Abhang sind Chusquea Quila und die hübsche Anemone hepaticaefolia gemein. In der Nähe des Hueicolla erscheint Fagus valdiviana (oder F. obliqua var. valdiviana), aber dem ganzen westlichen Abhang fehlen F. procera ? und F. Dombeyi, die so gemein auf dem östlichen sind, so dass er eine sehr verschiedene botanische Physiognomie zeigt.

Der Fluss läuft in einem engen, von dickem Wald eingefassten Thal und es wächst auch viel Chusquea valdi

viensis an seinem Ufer. Es macht einen sehr angenehmen Eindruck, wenn man, nachdem man endlich den monotonen, lautlosen Wald hinter sich hat, mit einem Mal den krystallhellen, wohl 60 Schritt breiten und 2 bis 3 Fuss tiefen Fluss vor sich hat, der über die klaren Rollsteine plätschernd forteilt und dessen Lauf man eine ziemliche Strecke verfolgen kann, bis ein Vorsprung des Berges ihn dem Auge verbirgt und ihn zu einer bedeutenden Biegung zwingt. Auf dem schmalen ebenen Saum des Baches wächst ausser der Pangue (Gunnera scabra), die auffallender Weise bis dahin gänzlich gefehlt hatte, in Menge die Molina chilensis, die Pilea elegans und elliptica, die Coriaria ruscifolia und am Waldrand viel Avellanos, Lumas und Tepus. Auch fand ich in diesem Thälchen das von meinem Vater zuerst am Vulkan von Osorno entdeckte Empetrum andinum Ph. Auf einigen kleinen Inseln im Bach waren Gunnera magellanica und Cardamine tenuirostris häufig und am Bachufer selbst entdeckte ich die Valeriana lapathifolia, die bisher nur in der Magellan-Strasse gefunden ist. Ausserdem seien noch der Quilmai (Echites chilensis) und die Copigue erwähnt, welche beide bald hinter den Trancas verschwinden, so wie Luzuriaga erecta und Anemone hepaticaefolia.

Ungefähr in der Mitte zwischen der ersten Furth und dem Meeresufer erweitert sich das Thal, hier steht eine Hütte, in welcher sich von Zeit zu Zeit der Kuhhirt aufhält, der gewöhnlich 2 Stunden weiter im Norden, im Thal des Colun, wohnt, welches ebenfalls ein breiter, wasserreicher Bach sein soll. Er hatte auch ein Mal den Boden beackert und in Folge hiervon fanden sich an dieser einsamen Stelle eine Menge Europäischer Unkräuter, die überall den Menschen begleiten. Auch wuchsen hier der Palguin (Buddleja globosa), dessen Blätter in vielen Chilenischen Apotheken als,,Chilenischer Matico" verkauft werden, der Chacai und der Maqui. Ehe wir an den Strand gelangten, hatten wir einige kleine Sanddünen zu passiren, an denen wir die schädlichen Folgen des Fortrückens derselben, wenn auch im Kleinen, deutlich wahrnehmen konnten, denn sie hatten Gebüsch von Pangue und von Decostea jodinifolia gänzlich bedeckt. Letzteres ist ein an der Küste Valdivia's nigstens zwischen Corral und Rio bueno überaus häufiger Strauch oder kleiner Baum. Die Strandpflanzen sind dieselben wie überall an der Küste, wo diese sandig ist: die Pichoa (Euphorbia chilensis), Sorema paradoxa mit schönen blauen, trichterförmigen Blumen, die Doca (Mesembrianthemum chilense) mit schönen, grossen weissen Blumen und essbaren Früchten, der Neu-Seeländische Spinat, Tetragonia expansa, und die kosmopolitischen Arenaria media und rubra, Cotula coronopifolia (bei Gay vergessen) und Calystegia Soldanella. Erstaunt war ich, hier auch den Lathyrus maritimus zu finden, der freilich auch auf der Halbinsel

we

von Tres montes wächst, wogegen ich Salsola Kali und Distichlis vermisste. Auf den Felsen wuchsen Libertia formosa, Tillaea moschata, bis dahin nur aus der MagellanStrasse bekannt, Eryngium paniculatum in einer sehr grossen breitblättrigen Varietät und Asplenium consimile.

Von der Mündung des Hueicolla an gingen wir fast noch eine Stunde am Strande entlang in nördlicher Richtung, bis wir einen ins Meer vorspringenden Glimmerschieferfelsen fanden, und blieben hier, weil einige vorspringende Felsplatten uns Schutz gegen etwaiges Regenwetter gewähren konnten. Vier Tage beschäftigten wir uns damit, Luche (Ulva lactuca) und Collofe oder Cochayuyo (Durvillea utilis), so wie Seethiere, namentlich Locos (Concholepas peruviana), welche die häufigste Schnecken-Art an der Küste von ganz Chile und Peru ist, und Fissurella-Arten zu sammeln. Die beiden Tang-Arten müssen, wenn man sie aufheben will, erst vorher im ,,curanto" gewesen, eigentlich nur gekocht sein, wozu man in Ermangelung des Kessels eine in den Sand gemachte Grube benutzt. In dieser unterhält man den Tag über ein grosses Feuer, am Abend nimmt man das Feuer heraus, füttert das erhitzte Loch mit PangueBlättern aus, füllt es dann mit dem Luche und Collofe an, bedeckt diese wieder gut mit Blättern von Pangue oder Farnkräutern und über diesen mit Sand und auf diesem macht man wieder Feuer die Nacht hindurch. Den anderen Morgen holt man die so in ihrem eigenen Saft gekochten Tange heraus und trocknet sie an der Sonne. So zubereitet können sie sich lange halten. Ein köstliches Essen waren die Nalcas, die säuerlichen Blattstiele der Pangue, besonders wenn sie im Sande begraben gewesen waren.

Den vierten Tag machten wir die Packen für die Maulthiere zurecht, zu welchem Ende unsere Mozos Stricke von den Blättern der Nocha drehten, die in einiger Entfernung vom Ufer in Menge wuchs. Es ist eine fast ganz stachellose, im Werk von Gay nicht beschriebene Bromelia, Br. Landbecki Lechler mscr., deren Blattfasern sehr zäh und biegsam sind und die vielleicht dem Phormium tenax gleich kommt.

Den Abend kamen wir noch bis zur Hütte am Hueicolla und kaum hatten wir abgeladen und unsere Ernte unter Dach gebracht, als es anfing zu regnen. Es regnete die ganze Nacht, hörte aber bald am anderen Morgen auf. Dennoch beschlossen wir, den Tag nicht weiter zu reiten, damit die Wege erst etwas abtrockneten. Ich kehrte an den Seestrand zurück, fand aber dort so wenig Neues wie in der Nähe der Hütte. Den folgenden Tag brachen wir früh auf, gelangten sonder Schwierigkeit durch den angeschwollenen Fluss und mit grosser Anstrengung, aber doch ohne Aufenthalt die steilen Bergabhänge hinauf, wobei ich voraus ritt und mit dem Machete die Quila und Baum

zweige abhieb, welche stellenweise den Pfad so verengten, dass die beladenen Maulthiere nicht wohl durchkommen konnten ohne diese Wegeverbesserung. Auf der Cordillera pelada angekommen blieb ich aber zurück, um mit etwas mehr Musse als auf der Hinreise Pflanzen sammeln zu können. An vielen Stellen, wo die Sonne nicht recht hatte hinscheinen können, lag noch der Schnee, welcher hier oben gefallen war, während es unten regnete. Dieser Umstand bestätigt mich in meiner Schätzung der Meereshöhe des Plateau's, die ich auf 2500 bis 3000 Fuss angeschlagen habe. Meinen Bruder und die Knechte holte ich auf dem Mirador wieder ein und wir erreichten am Abend noch die kleine freie Stelle, wo ich die Myrtus Krausei gefunden und wo Breterschläger eine Art Hütte von ausgeschossenen Bretern errichtet hatten. Hier brachten wir die Nacht zu, welche fast eben so kalt war wie die auf der Hinreise nicht weit vom Mirador erlebte.

Ich habe vergessen zu bemerken, dass ich in einem kleinen Sumpf nicht weit vom Mirador einen weiss blühenden, noch nicht ganz aufgeblühten Senecio, wahrscheinlich S. Smithii, die Europäische Carex curta, und eine neue Agrostis, A. uliginosa Ph., fand.

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J. Petherick's Reise westlich vom Weissen Nil, 1862 und 1863.

(Mit Karte, s. Tafel 10.)

Blieb auch der eigentliche Zweck der Petherick'schen Nilreise von 1862 unerreicht, da Petherick mit Speke und Grant, denen er Beistand leisten sollte, erst dann zusammentraf, als sie seiner Hülfe nicht mehr bedurften, so war sie doch in geographischer Hinsicht nicht ohne Nutzen, man muss sie im Gegentheil als die wichtigste aller bisher in dem Gebiete zwischen dem oberen Weissen Nil und dem Djur-Fluss ausgeführten Reisen anerkennen. Diess war schon aus dem kurzen Bericht zu ersehen, den die Londoner Geographische Gesellschaft im J. 1864 in ihren ,,Proceedings" (Vol. VIII, pp. 126 ff.) publicirte und der für die HeuglinHassenstein'sche Karte im 15. Ergänzungsheft der „,Geogr. Mittheilungen" benutzt worden ist, noch klarer tritt es aber jetzt vor Augen, nachdem die nach Petherick's RoutenAufnahme von John Arrowsmith konstruirte Karte in dem kürzlich erschienenen 35. Band des,,Journal of the R. Geogr. Society" zur Veröffentlichung gelangt ist. Sie ist die einzige unter den 12 Karten dieses Bandes, welche den bedeutendsten der Englischen Kartographen zum Verfasser hat, sie umfasst das ganze Gebiet des oberen Weissen Nil von der Mündung des Sobat südlich bis zum M'wutan-See oder Albert Nyanza und westlich bis zum Djur-Fluss und ausser

den Positions-Bestimmungen, Winkelmessungen und DistanceAngaben Petherick's ist auf ihr sicherlich das gesammte Material verarbeitet, das über jenes Gebiet in London aufzutreiben war. Man sieht also deutlich, dass gerade auf diese Karte ein ganz besonderes Gewicht gelegt wurde, und in der That scheint sie uns die wichtigste in dem neuen Bande des,,Journal". Wir zögern daher nicht, sie unseren Lesern in getreuer Kopie vorzulegen.

Leider fehlen Erläuterungen über die Konstruktion dieser Karte. Als Text wurde ihr ein Abschnitt aus dem schon in den ,,Proceedings" publicirten kurzen Bericht nebst den. Resultaten der von E. Dunkin berechneten Positions-Bestimmungen und Höhenmessungen beigegeben und im Titel der Karte selbst wird gesagt, dass sie auf den astronomischen Beobachtungen, Winkel- und Distance-Messungen Petherick's so wie auf zahlreichen anderen Dokumenten basire, das ausführliche Petherick'sche Tagebuch aber, das alle Details der Routen-Aufnahme enthalten soll, wird nur in einer Note zum Text als das Material, auf welchem die Zeichnung der Route beruhe, erwähnt. Diess würde allenfalls für die Petherick'sche Route von Abu Kuka über Adael und Wayo nach Gondokoro genügen, obwohl auch hier noch Zweifel

möglich sind, in Bezug auf die Abweichungen der übrigen Theile der Karte von den bisherigen, namentlich von der Heuglin - Hassenstein'schen, findet man aber nicht die mindeste Auskunft und doch erscheint uns Manches räthselhaft. Die Resultate der astronomischen Ortsbestimmungen Petherick's z. B. sind nach Dunkin's Berechnung folgende:

Chartum

Abu Kuka

Adael, in Agar

Neangara

Wayo, in Moro

Gondokoro

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15°37' 28" N. Br., 32°28′ 42′′ Ö. L. v. Gr.,

6 54 35

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6 35 53

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5 22 41

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4 46

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4 55 0

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Mündung des Bahr el-Ghazal 8 58 40? Insel Kyt

8 27 13

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30 49 7 30 8 4 30 6 26 30 26 20 32 12 24 30 18 45 29 47 45 "" An diese Bestimmungen nun hat sich Arrowsmith jedenfalls aus guten Gründen nicht gebunden. Wie für die SobatMündung hat er auch für Gondokoro die Speke'sche Position (4° 45′ 2′′ N. Br. und 31° 46′ 9′′ Östl. L. v. Gr.) angenommen, wie diess auf der Heuglin - Hassenstein'schen Karte geschehen ist; Adael setzt er 20' westlicher, Neangara 8' westlicher, Wayo 5' östlicher als obige Positionen, wahrscheinlich weil die Konstruktion der Reiseroute diess erforderte, die Petherick'sche Position für die Mündung des Bahr el-Ghazal oder den No-See verwarf er mit Recht als ganz unbrauchbar, warum zog er aber dann die Petherick'sche Breitenbestimmung für die Insel Kyt der Heuglin'schen (8° 41′ N. Br.) vor, obgleich er die Petherick'sche Länge für Kyt nicht brauchen konnte? Warum giebt er dem NoSee und dem zunächst daran stossenden Theil des Weissen Flusses abermals eine andere Lage? Warum hat auf seiner Karte die Petherick'sche Route von 1858 in ihrem nördlichen Theil eine südwestliche und im Übrigen eine südliche Richtung, während sie Hassenstein südlich und südsüdöstlich, Lejean südwestlich weit über den Djur hinaus zieht?

Jeder, der sich mit der Geographie dieser Gegenden beschäftigt, wird Aufklärungen über diese augenfälligsten und die zahlreichen kleineren Differenzen schmerzlich vermissen. Es ist diess abermals ein schlagender Beweis, wie unbedingt nothwendig bei derartigen Karten ein begleitendes Mémoire ist, da sie ohne ein solches einen grossen Theil ihrer Brauchbarkeit, also ihres Werthes verlieren und es ein geradezu unwissenschaftliches Verfahren ist, mit den Gründen oder dem Material, welche die Veranlassung zu der veränderten Zeichnung gaben, hinter dem Berg zu halten.

Wie Petherick's Ortsbestimmungen, so sind auch seine mittelst Kochthermometers ausgeführten Höhenmessungen nicht mit unbedingtem Vertrauen anzunehmen. Von Dunkin berechnet ergaben sie:

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Die Zahlen für Chartum und Gondokoro, für welche Orte Messungen Anderer zum Vergleich vorliegen, sind auffallend niedrig, denn das Mittel aus den vier zuverlässigsten Höhenmessungen von Chartum (Russegger, barometrisch, berechnet von Kreil, 1389; Russegger, thermohypsometrisch, berechnet von Kreil, 1202; Peel, Aneroid-Barometer, 1207; Kinzelbach, barometrisch, berechnet von Kreil, 1252 Par. F.) ist 12621 Par. Fuss und addirt man hierzu den von Dovyak ermittelten Höhenunterschied zwischen Gondokoro und Chartum (678 Par. F.), so erhält man für Gondokoro 19401 Par. F., was mit Dr. Peney's thermohypsometrischer Bestimmung von 1861 (1932 Par. Fuss) sehr nahe übereinstimmt. Freilich giebt es für Chartum sowohl wie für Gondokoro eine Reihe von Höhenangaben, die ebenfalls beträchtlich niedriger sind als die so eben angeführten, nur sind sie nicht wie diese in so Vertrauen erweckender Weise gewonnen oder berechnet. So fanden für Chartum Dovyak (barometrisch) 828, v. Pruyssenaer (thermohypsometrisch) 924, Dr. Peney (barometrisch) 1031, v. Heuglin (barometrisch) 1060 und 1016, Kinzelbach (thermohypsometr.) 1050 Par. F.; für Gondokoro Dovyak (barometrisch) 1506, Speke (thermohypsometrisch) 1218 Par. Fuss. Diese bedeutenden Differenzen zeigen, dass über die Höhenverhältnisse des Weissen Nil noch lange nicht das letzte Wort gesprochen ist.

Was man aber auch von dem absoluten Werth der Petherick'schen Messungen halten mag, jedenfalls lassen sie erkennen, dass Adael, also das Binnenland zwischen Weissem Nil und Djur in 6 bis 7° N. Br. ein fast gleiches Niveau mit dem Thal des Weissen Nil 'unter derselben Breite hat, dass das Land von da gegen Süden aber viel beträchtlicher ansteigt als jenes Thal, denn Wayo, in ziemlich derselben Breite wie Gondokoro, liegt fast 1000 Fuss höher als dieses. Wir wollen nun Petherick auf seiner Wanderung durch diese neu erschlossenen Gebiete folgen.

Petherick verliess Chartum am 20. März 1862, begleitet von seiner Frau, Dr. Murie und dem bald darauf verstorbenen Botaniker Dr. Brownell, und erreichte am 2. Juli Poncet's Station Abu Kuka oder Lolnun. Da die günstige Jahreszeit mit den Nordwinden längst vorüber war, konnten die Schiffe nur höchst mühselig und langsam von der Stelle gezogen werden, Petherick entschloss sich daher, von Abu Kuka aus zu Land weiter zu reisen. Er wollte südlich durch das Gebiet der Aliab oder Elliab gehen, die Kitsch forderten aber für jeden Gepäckträger auf dieser Tour eine Kuh, und zwar sollte Petherick diese Kühe den mit den Kitsch in Feindschaft lebenden Elliab rauben, er zog es daher vor, westlich nach Poncet's Station im Lande der Rohl zu gehen, wo Träger für Kupferringe zu haben sein sollten. Die Vorbereitungen zur Landreise währten bis zum 31. Juli, erst an diesem Tage konnte der Aufbruch ins

Werk gesetzt werden. Durch Sumpf und Wasser gelangte man zu Pferd und theilweis in einem Kahn aus Guttapercha, demselben, der später an die Tinne'sche Expedition verkauft wurde, zu einem Kraal, wo Vieh und menschliche Bewohner ein amphibisches Leben führten, und am nächsten Tag nach Poncet's Jagd-Station Ador. Hier gab es wieder grosse Schwierigkeiten wegen des Transports, nach vierzehntägigen Bemühungen musste endlich doch noch ein Theil des Gepäcks zurückgelassen werden, da nur 40 Träger zusammenzubringen waren. Mit diesen, 6 Lastochsen und 18 aus Chartum mitgebrachten Eseln wurde die Reise am 15. August fortgesetzt.

Am Nachmittag des 19. August gelangten die Reisenden zu dem aus wenigen Fischerhütten bestehenden Weiler Jemid (Djamit) am Ufer der scheinbar endlosen Lagune Faragau 1), die zu dem Fluss Haugau führt. Dieser Fluss erhält Zuflüsse von Süden und mündet in den Nil am Nordende von Gaba Schambyl im Gebiet der Fouaer (Fauer). Die Lagune scheidet die Kitsch im Osten von den Atwot (Atot oder Atuot) und den Rohl im Westen; nach der Regenzeit zieht sich das Wasser in zwei oder drei Kanäle zurück und der Boden überzieht sich mit grober, aber reichlicher Weide.

Die Fischer so wie die Bewohner des benachbarten Dorfes Neot weigerten sich, die Reisenden über die Lagune zu setzen und ihnen Nahrungsmittel zu verkaufen, Petherick sah sich daher genöthigt, Zwangsmaassregeln anzuwenden. Er besetzte Neot, schlug einen Angriff der Bewohner zurück und nachdem 5 bis 6 gefallen, schien der Widerstand gebrochen, aber ihre Nachgiebigkeit war eben nur scheinbar. Als die ersten zehn Diener mit einem Theil des Gepäcks in 17 Kähnen übergesetzt wurden, warfen die Eingebornen auf ein gegebenes Zeichen alle Kähne zugleich um und nur mit Mühe konnten sich acht von den zehn Dienern retten, während das Gepäck unwiederbringlich verloren ging. Wiederholte Regengüsse und Krankheit der meisten Leute, besonders von Petherick's Frau, machten die Lage der Reisenden zu einer höchst peinlichen. Erst am 17. September konnten sie den Ort verlassen.

,,Den Haugau kreuzend", erzählt nun Petherick in schwer verständlicher Weise,,,hatten wir einen schmalen Kanal im Schilf befahren, etwa 1 Engl. Meile, und gelangten in eine starke Strömung, die sich mit dem CentralKanal vereinigte. Ihre vereinten Ströme, Amin genannt, flossen gegen Norden und bildeten einen Fluss von ungefähr 30 Yards Breite und 16 bis 18 Fuss Tiefe. Darauf kamen wir in seichtes, 1 bis 3 Fuss tiefes Wasser zwischen

1) In dem ersten Abdruck (Proceedings, VIII, p. 135) steht Faragan und Hangan, auf der Karte Fagarau.

hohem Gras und Schilf, hie und da mit offenen Stellen klaren Wassers. Der dichte Wald, den wir von unserem Lagerplatz am Haugau am Horizont gesehen hatten, war jetzt nahe vor uns und auch er war überschwemmt. Ameisenhügel wurden sichtbar und wir landeten an einem derselben, von wo dann unser Gepäck zu einem verlassenen Kraal Namens Abael getragen wurde, während die Kähne zurückkehrten, um den Doktor und die Nachhut zu holen. So war nun die Lagune hinter uns, aber obwohl wir uns auf einem trockenen Fleck befanden, war das ganze Land, so weit das Auge reichte, überschwemmt. Von hier durch das Atwot-Gebiet wateten wir volle drei Viertel des Weges zu den Rohl und erreichten am Mittag des 22. September die viel besprochene Poncet'sche Station bei dem Dorfe Adael."

Hier stellte es sich heraus, dass die Rohl eben so wie die Kitsch sich als Träger nur dann vermiethen, wenn sie Rinder als Bezahlung erhalten, warum aber Poncet das Gegentheil behauptet hatte, blieb unaufgeklärt. Der grosse Umweg, die lange Verzögerung bei der Lagune, der Verlust von einem grossen Theil des Gepäcks waren also ohne allen Nutzen, Petherick musste nun doch zu dem äussersten Mittel greifen, seine Leute ins Gebiet der benachbarten Volksstämme auf Raub auszuschicken und mit den erbeuteten Rindern die Träger zu bezahlen. Diess hielt fast 2 Monate auf, denn erst am 13. November konnte er mit 100 Trägern die Station verlassen. Poncet's Geschäftsführer mit 50 Mann begleitete ihn zum Schutz gegen die beraubten Eingebornen. Das Gebiet der Djur passirend gelangte die Karawane in das Gebiet von Moro und am 30. November nach Neangara, dem Dorf eines gleichnamigen. Häuptlings, der über einen Distrikt Namens Moro Morokodo herrschte. Die Reisenden waren allmählich höher gestiegen und erfreuten sich des Anblicks mehrerer Hügel.

Über Neangara hinaus wollten die Rohl - Träger und Poncet's Geschäftsführer nicht gehen, die Bewohner des Ortes aber, die sich im Übrigen gut betrugen, waren zum Weitertragen des Gepäcks nicht zu bewegen, Petherick schickte daher einen Theil seiner Leute nach seiner eigenen, 8 bis 10 Tagereisen südlicher gelegenen Station, um von dort Träger zu requiriren. Am 15. Dezember kam denn auch sein Geschäftsführer Awat mit zahlreicher Eskorte und über 100 Trägern in Neangara an, da aber derselbe Awat vor einigen Monaten Tauschwaaren bei verschiedenen Njam - Njam - Häuptlingen in dem Distrikt Makraka, etwa 4 Tagereisen westlich von Neangara, zurückgelassen hatte, so begab er sich mit 30 Mann Eskorte und allen Trägern dahin und kehrte erst am 12. Januar 1863 von dort zurück. Über diese Nebenroute giebt der Bericht Petherick's leider keine nähere Auskunft.

Am 17. Januar endlich wurde Neangara verlassen.

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