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als breiter Streifen quer durch den ganzen Kontinent zieht, in 3 Theile zerlegt worden, indem der dem eigentlichen, ursprünglichen, Süd-Australien zunächst im Norden gelegene mittlere Theil,,Alexandra Land", und der übrig bleibende nördlichste Rest mit der Ansiedelung Palmerston ,,Northern Territory" (Nord-Australien) getauft wurde. Dieses Alexandra Land, dessen Name und Grenzen auf offizieller Bestimmung beruhen 1), umschliesst den Centralkern des Kontinentes, ist bis auf eine kleine, etwa 7 Deutsche Meilen lange Küstenstrecke am Carpentaria-Golf ganz vom Meere ausgeschlossen und fällt daher unter den verschiedenen Kolonien am besten mit dem Begriff eines Central-Australiens zusammen.

Das jetzige offiziell bestimmte Nord-Australien ist identisch mit dem auf fast allen bisherigen Karten genannten Arnhem Land, welches freilich ohne alle Berechtigung auf die ganze zwischen dem Victoria River und CarpentariaGolf gelegene Halbinsel ausgedehnt wurde; vielmehr kommt dieser Name nur dem nordöstlichsten Theile derselben zu 2).

Das Areal der verschiedenen Kolonien von ganz Australien stellt sich nach unseren neuesten Berechnungen folgendermaassen heraus, wir setzen zum Vergleich einige Europäische Staaten dazu:

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Geographische Notizen.

Die Verbreitung des Bibers in Europa 1). Die Heimath des Gemeinen Bibers (Castor Fiber L.) ist auf den gemässigten und nördlichen Theil von Europa und Asien beschränkt, wo er südwärts bis zum 33., nordwärts bis gegen den 67° Nördl. Br. reicht. Er hält sich fast ausschliesslich nur in wasserreichen Ebenen, seltener in gebirgigen Gegenden auf, wo er an stillen, einsamen Orten, an buschigen oder dicht bewaldeten Ufern von Flüssen, grösseren Bächen, See'n und Teichen wohnt.

In früheren Zeiten und zwar noch vor kaum 300 Jahren war er fast an allen Gewässern seines weit ausgedehnten Verbreitungsbezirkes, mit Ausnahme von nur wenigen Län

1) Nach Fitzinger in ,,Zoologischer Garten" 1865, SS. 402–407.

dern, und zwar überall in ziemlicher Menge zu grösseren oder kleineren Gesellschaften vereinigt zu treffen. Bei Zunahme der Bevölkerung und Kultur ist er jedoch immer mehr und mehr verdrängt und aus manchen Ländern sogar gänzlich ausgerottet worden, so dass er heut zu Tage nur noch in den nördlichen Gegenden zahlreicher vorkommt, während er in den gemässigten seiner völligen Ausrottung entgegengeht.

Am Schwarzen Meere, dessen Ufer er in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung in sehr grosser Menge bewohnte, ist er dermalen nirgends mehr zu finden und aus England, wo er in der Grafschaft Wales am Flusse Teify schon um das Jahr 1180 selten war, ist er wohl bereits schon seit 500 Jahren ganz und gar verschwunden. Eben so

ist in der Schweiz seit lange her keine Spur mehr von ihm zu finden, obgleich er vor wenigen Jahrhunderten noch in der Aar, Reuss und Limmat häufig anzutreffen war. Auch aus Frankreich und Deutschland wäre er längst schon vertilgt, wenn er nicht durch besondere Landesgesetze geschützt worden wäre. In Spanien hat er sich bis jetzt erhalten, dagegen scheint er in Frankreich, wo er einst an vielen Flüssen und insbesondere an der Marne in grösserer Menge lebte, nur noch an der Rhône vorzukommen, während er in ganz Italien wohl nirgends mehr als vielleicht noch an dem Po zu treffen ist.

Überhaupt findet er sich im westlichen und mittleren Theile von Europa immer nur vereinzelt und am Rhein, wo er kaum vor drei Jahrhunderten noch in grosser Anzahl vorkam, ist seit langer Zeit schon jede Spur von ihm verschwunden. In ganz Deutschland gehört er heut zu Tage zu den Seltenheiten, obgleich er daselbst früher an vielen Flüssen in Menge anzutreffen war, namentlich an der Donau, Elbe, Mosel, Maas, Yssel, Lippe, Weser, Aller, Riss, am Main, dem Bober, Biber, Biberisch u. s. w. Noch vor nicht sehr vielen Jahren traf man ihn an der Yssel in Cleve, der Lippe in Westphalen, an der Oder und Havel in Preussen, ja selbst bei Berlin, Potsdam und Oranienburg, so wie hie und da auch in der Altmark und in Priegnitz. Dermalen gehört er aber fast nur dem südlichen Deutschland allein an, wo er häufiger an grösseren als an kleineren Flüssen wohnt, überall aber selten ist. In Sachsen findet er sich noch an der Elbe in der Gegend von Lauenburg, Magdeburg, Wittenberg und Wörlitz und eben so an der Mulde unweit Dessau im Anhalt'schen Gebiete, so wie auch an der Nuthe, die sich nicht fern von Barby in die Elbe ergiesst. In Bayern kommt er nur noch in den Auen des österreichisch - bayerischen Grenzflusses, der Salzach, zwischen Laufen und Salzburg vor 1), im ganzen übrigen Bayern ist er wahrscheinlich schon seit dem Jahre 1860 ausgerottet gewesen. In Württemberg trifft man ihn jetzt bloss noch an der Donau und in der Gegend von Ulm, wo er jedoch sehr selten ist.

Weit häufiger als irgendwo in Deutschland findet sich der Gemeine Biber aber in der Österreichischen Monarchie und zwar am häufigsten in Böhmen, wo er an der Moldau, Luznitz, am Neubach, Landsee, Blato und insbesondere am Rosenbuger und Weltteiche bei Wittingau vorkommt. In Galizien, wo er seltener ist, trifft man ihn am Bug bei Carogrod und Terespol, an der Wisnia in der Gegend von Rodatycze und zuweilen auch bei Sierock an der Vereinigung der Narew mit dem Bug. In Ungarn kommt er vorzüglich an der unteren Donau und an der Serbischen Grenze vor, in Salzburg an der Salzach und insbesondere bei Werfen, in Österreich an der Traun, Donau und Leytha, selbst nicht sehr fern von Wien. Dagegen ist er aus Schlesien mindestens schon vor Ende des 18. Jahrhunderts gänzlich verschwunden und seit lange her wohl auch aus Mähren, wo er noch im Jahre 1520 in Menge an den Teichen anzutreffen war.

Am häufigsten ist er in Europa noch in Polen, Russ

1) S. die Angaben von A. J. Jäckel in Zool. Garten, März 1866, SS. 101 ff., der auch erwähnt, dass sich die Biber der Nymphenburg nie fortgepflanzt haben, sondern durch Nachschub ersetzt wurden.

land, Schweden und Norwegen, wo er bis nach Finn- und Lappland reicht. In Polen findet er sich ziemlich zahlreich an der Weichsel, wo er selbst in der Nähe von Warschau anzutreffen ist, so wie im Preussischen Antheile bei Elbing am Flusse gleichen Namens. In Russland trifft man ihn in grösster Menge an der Wolga, dagegen ist er im bevölkorten Theile dieses Landes selten und kommt nur noch an der Düna und Petschora vor. Auch in Litthauen, WO er einst häufig war, ist er dermalen schon ziemlich selten geworden und eben so in Podolien.

In weit grösserer Menge als in Europa kommt er aber in Asien vor. Hier findet er sich besonders zahlreich in Sibirien, an dessen Flüssen er bis gegen den 67. Grad hinaufsteigt, und in grösster Menge kommt er am Obi und seinen Nebenflüssen vor, dagegen erscheint er weit seltener jenseit des Jenissei. Südlich reicht er bis an den Kaspischen See, an den Euphrat und in den Kaukasus, wo er an den Bergströmen Ferek, Sunsho, Alasan und Cyrus sehr gemein ist und sich von da bis in die Grosse Tatarei verbreitet, an deren Flüssen und See'n er in grosser Anzahl vorkommt.

Um in Europa seiner gänzlichen Ausrottung vorzubeugen, hat man es versucht, ihn in manchen Gegenden zu schützen und zu pflegen, indem man in mehreren Flüssen und Teichen an geeigneten Stellen besondere Biberzuchten anlegte. Eine solche Biber-Kolonie befand sich seit langer Zeit bei Rotenhof in Böhmen, einem Fürstlich Schwarzenberg'schen Lustschlosse nächst Krumau an der Moldau, die sehr zweckmässig angelegt und einer Nachahmung auch an anderen Orten würdig war. Wie mir berichtet wurde, ist diese Anlage jedoch schon im Jahre 1848 durch Wassergüsse völlig zerstört worden, doch sollen sich die Biber theils in der Luznitz, theils im Neubache erhalten und wieder angesiedelt haben. In den grossen Teichen des Lustschlosses Hellbronn in Salzburg, Nymphenburg in Bayern und Schönau in Österreich hat man seit lange her Biberzuchten gehalten, welche jedoch dermalen theils bedeutend vermindert, theils, wie diess in Nymphenburg und Schönau der Fall ist, gänzlich aufgehoben worden sind. In manchen Ländern und namentlich in Sachsen und Preussen war der Biber bis zum Jahre 1848 durch besondere Jagdgesetze geschützt, heut zu Tage geniesst er in Deutschland nur noch im Herzogl. Anhalt'schen Gebiete den Schutz der Regierung. Da kein anderes Wild den Raubschützen so reichlichen Gewinn darbietet als der Biber, so geht er auch in den bevölkerten Gegenden des gemässigten Europa unaufhaltsam seiner völligen Ausrottung entgegen. Diese zu verhüten, wäre die Aufgabe der einzelnen Regierungen, indem nur durch die Erlassung besonderer, hierauf bezüglicher und mit unnachsichtlicher Strenge gehandhabter Gesetze der Verfolgung dieses Thieres Einhalt gethan werden kann. Die Zoologischen Gärten hätten indess dafür zu sorgen, dass durch die Errichtung von Biberzuchten in ihren Anstalten die Erhaltung der Art gesichert ist.

Woher sich dieselben Biber verschaffen können, geht aus der obigen Zusammenstellung hervor, welche möglichst genaue Auskunft über die örtlichen Verhältnisse des Vorkommens dieses Thieres im Jahre 1856 giebt. Dass sich dieselben seit jener Zeit nicht so ganz ausserordentlich geändert haben mögen, darf wohl nicht ohne Grund und mit einiger Wahrscheinlichkeit angenommen werden.

Was Österreich speziell betrifft, wo ich den grössten

Theil meines Lebens zugebracht, so will ich hier noch einige Mittheilungen machen, welche auf eigenen Erfahrungen beruhen und diese Annahme bestätigen dürften.

Im Jahre 1825 war der Biber in Ober- Österreich an der Traun und zwar in der Gegend von Bernau in der Nähe von Wels noch in ziemlich grosser Menge anzutreffen, so dass die dortigen Landleute allerdings Ursache hatten, sich über den Schaden zu beklagen, welcher ihren Bäumen durch diese Thiere zugefügt wurde. Ob sich noch dermalen eine Biber-Kolonie in der Gegend befindet, vermag ich nicht mit Sicherheit anzugeben, doch ist es wahrscheinlich, dass, wenn auch die Biber daselbst verfolgt werden, sie ihren Aufenthalt im Traun-Flusse nur verändert haben und während jener 40 Jahre nicht völlig aus demselben verschwunden sind.

In Unter - Österreich traf man regelmässig bis zum Jahre 1856 Biberbaue an der Donau, bald in diesem, bald in jenem Arme dieses Stromes, und sowohl bei Niederwallsee unterhalb Linz als auch bei Stadelau nächst Wien, bei Asparn an einer Donau - Insel, dem sogenannten BiberHaufen, bei Mannswörth und Fischamend und eben so auch an der Leythe in der Umgegend von Ebenfurt. Unter den. Bibern des Kaiserl. Zoologischen Museums zu Wien befindet sich ein Exemplar, welches im Jahre 1821 bei Stadelau, und ein anderes, welches im Jahre 1829 nächst Asparn geschossen wurde. Auch an der Donau ist der Biber durchaus nicht ausgerottet, sondern höchstens nur von einer in die andere Gegend vertrieben worden, wo er bald an diesem, bald an jenem Ufer seinen Wohnsitz wieder aufschlägt 1). Dass sich der Biber aber bis zur Stunde noch in der Salzach und zwar ganz nahe bei Salzburg findet, geht aus den Erkundigungen hervor, die ich auf meiner Durchreise durch diese Stadt im Juli dieses Jahres bei dem Kaiserl. Förster und Parkjäger zu Hellbronn, Herrn Joseph Burgstaller, eingezogen habe und von welchem ich auf das Bestimmteste versichert wurde, dass bewohnte Biberbaue in der Salzach nächst Weitwörth, zwei Stunden von Salzburg entfernt gegen Laufen zu, noch dermalen vorhanden sind 2).

Ich schliesse diese Zeilen mit dem Wunsche, dass sie dazu beitragen mögen, die angestrebte Einführung der Biber in unseren Zoologischen Gärten zu verwirklichen.

1) Unter den Europäischen Thiergärten ist die Kaiserl. Menagerie zu Schönbrunn wohl der einzige, welcher sich rühmen kann, den Biber schon seit einer langen Reihe von Jahren in der Liste seiner Thiere aufzählen zu können und denselben selbst dermalen noch in zwei Exemplaren zu besitzen, denn seit dem Jahre 1793, wo drei Exemplare in dieselbe aufgenommen wurden, welche bis 1796, 1799 und 1800 am Leben erhalten wurden, beherbergte sie beinahe ununterbrochen bis zur Stunde eins oder mehrere dieser Thiere. Im J. 1805 erhielt sie zwei Exemplare, welche nach dem Wunsche Napoleon's I. gelegentlich der Französischen Invasion in den Jardin des Plantes nach Paris abgegeben wurden, 1810 ein Paar bis 1812, 1824 ein einzelnes Individuum bis 1827 und 1835 drei Exemplare, wovon eins bis 1843, das zweite bis 1852 lebte, das dritte aber, nachdem es schon mehrere Jahre vorher staarblind geworden war, im Jahre 1853 an Herrn Exinger gegen ein jüngeres vertauscht wurde, welches nebst einem anderen, von demselben im J. 1857 acquirirten noch dermalen am Leben ist.

2) Ihm danke ich auch die Auskunft, dass sich die Zucht echter sowohl als Bastard-Steinböcke im Kaiserl. Lustschlosse Hellbronn nicht nur erhalten habe, sondern dass dieselbe auch gedeihe.

Türkische Aufnahme von Brussa 1).

Von Zeit zu Zeit hat man in Europa gelesen, dass die Türkische Regierung einen Kataster aufnehmen lasse, indessen hat man über das Resultat dieser Arbeiten bis jetzt so gut wie Nichts erfahren und man hatte deshalb bereits angefangen, auch dieses Unternehmen in die Kategorie jener vielfach ausposaunten, aber in der Wirklichkeit niemals ausgeführten weitschweifigen Pläne und Luftschlösser zu setzen, von denen das Europäische Publikum in den letzten zwanzig Jahren so oft erbaut wurde. Indessen verhält es sich mit diesem Unternehmen doch etwas anders. Der Unternehmer und die Seele der Kataster - Arbeiten, Subhi Bey, Mitglied des Grossen Rathes, war nicht der Mann, sich durch die ihm entgegentretenden Schwierigkeiten abschrecken zu lassen; innig überzeugt von dem Nutzen und der Unentbehrlichkeit eines guten Katasters verfolgte er seinen Plan seit 10 Jahren mit einer zähen Ausdauer und seltenen Beharrlichkeit und es ist ihm gelungen, die Früchte seiner unablässigen Bemühungen zu Tage treten zu sehen. Vor 7 Jahren wurde er nach Brussa geschickt, um dort die Katastrirung zu leiten; in Konstantinopel stiess dagegen sein Plan auf Hindernisse, die erst im Laufe des verflossenen Jahres beseitigt wurden; jetzt ist auch hier die Arbeit fertig und allmählich werden die Früchte derselben auch dem wissenschaftlichen Publikum in Europa zugänglich gemacht werden. Ich kann jetzt bereits über eine Arbeit berichten, welche vor wenigen Wochen beendigt ist, nämlich über einen Plan der Stadt und Umgegend von Brussa.

Dieser Plan ist nach dem Maassstabe von 1:1.200 angelegt und hat eine Länge von 7g Engl. F. und eine Breite von 4 Fuss (die jedoch auf mehr als die Hälfte sich bis zu 5 Fuss erstreckt). Er enthält nicht nur, wie es sich von selbst versteht, alle Strassen und öffentlichen Gebäude, sondern jedes Haus mit seiner Nummer und die nicht mit Gebäuden besetzten Theile des Terrains sind durch verschiedene Zeichnung als Hausgärten, Obstgärten, Ziergärten, Weingärten, Maulbeerpflanzungen, Begräbnissplätze, Ackerland, Wiesen u. S. w. bezeichnet. Der Plan ist in der Lithographischen Anstalt der Ingenieur-Schule von Konstantinopel unter Subhi Bey's Aufsicht erschienen und in 1200 Exemplaren abgezogen; er trägt das Datum 1278 (1862), ist aber erst, wie bereits bemerkt, vor wenigen Wochen vollendet worden. Die Lithographie ist hier freilich noch nicht auf jener Stufe der Vollendung, die sie in Europa erreicht hat, und wird sie nach dem Ausspruche der Kenner auch nie erreichen, weil sich bei der Zubereitung der Schwärze klimatische Hindernisse entgegenstellen; indessen darf man überhaupt an ähnliche Arbeiten nicht den Europäischen Maassstab anlegen, und ohne ungerecht zu sein, darf man nicht verkennen, dass der vorliegende Plan in Betreff der Deutlichkeit fast Nichts zu wünschen übrig lässt. Ich brauche wohl nicht erst hinzuzufügen, dass Sprache und Schrift des Planes Türkisch sind, wodurch freilich der für die Gelehrten Europa's daraus zu schöpfende Nutzen weniger ausgedehnt ist.

1) Nach einem Schreiben des Hrn. Dr. Mordtmann, d. d. Konstantinopel, 23. Februar 1866.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1866, Heft III.

16

Der Walrossfang auf Nowaja Semlja. Das „Journal de St.-Pétersbourg" entnimmt dem Russischen Marine-Journal einige Nachrichten über den Walrossfang auf Nowaja Semlja, die nicht ohne Interesse sind. Sie zeigen, dass dieser Industriezweig am Weissen Meere noch blüht, zugleich aber auch, dass er mit grossen Gefahren verbunden ist.

Die Jäger begeben sich zu Anfang Juni, wenn das Meer freier von Eis geworden ist, nach Nowaja Semlja. Die Jagd, die nur zwei Monate dauert, wird auf zwei verschiedene Arten betrieben, man greift nämlich die Thiere entweder an, wenn sie schwimmen, oder wenn man sie am Ufer oder auf dem Eis findet. Im letzteren Falle sucht man die dem Wasser am nächsten befindlichen zuerst zu tödten, damit ihre Leiber die übrigen an der schnellen Flucht nach dem Wasser behindern. Die Jäger bedienen sich dabei grosser Lanzen. Wenn die Walrosse schwimmen, werden

sie mit Harpunen erlegt, die man vom Fahrzeug aus wirft; aber diese Art der Jagd ist sehr gefährlich, denn das verwundete Walross stürzt sich auf seine Angreifer und man muss mit grosser Kraft rudern, um den Hauzähnen des wüthenden Thieres zu entgehen.

Im Sommer 1865 wurde die Jagd in vier Buchten betrieben. Es waren 13 Fahrzeuge mit 106 Mann dabei beschäftigt und brachten 600 Walrosse, 26 Seehunde, 20 Eisbären, 110 Renthiere, 350 Salme und 6350 Pud (à 40 Pfund) Speck von Nowaja Semlja zurück. Der Speck wurde dieses Jahr in Archangel mit 1 Rub. 70 Kop. das Pud bezahlt, die Haut eines Walrosses mit 7 bis 10 R., die eines Seehundes mit 1 bis 24 Rub. und der Pelz eines Eisbären mit 5 Rubel.

Zwei von den 13 Schiffen mit 16 Mann an Bord sind verloren, eins ist sogar verschwunden, ohne dass man weiss, was aus ihm geworden ist. Ausserdem ging ein Schiff gegen Ende des letzten Sommers in der Barentz-Bucht unter, die Mannschaft rettete sich zwar, unternahm aber einige Zeit darauf von Neuem eine Jagd auf Walrosse und Eisbären und man hat sie seitdem nicht wieder gesehen. Endlich fand ein von Nowaja Semlja nach Astrachan zurückkehrendes Schiff beim Kap Kanin ein fremdes Fahrzeug, das von der Mannschaft verlassen mitten im Eise schwamm.

Die Sprachen der Hinter - Indischen Halbinsel.

In einer der Asiatischen Gesellschaft zu London vorgelegten Abhandlung theilt Dr. A. Bastian die Sprachen der Indo-Chinesischen Völkerschaften in fünf Hauptzweige:

1. Das Thai, die Sprache der verschiedenen, von den Burmesen Schan, von den Siamesen Laos genannten Volksstämme, so wie die Sprache der Siamesen selbst, die nur eine Unterabtheilung der Laos sind.

2. Das Myamma, repräsentirt von den Burmesen und Arracanesen, deren Idiome mit denen der Singpho, Katschar, Manissurier und vieler anderer, die Länder gegen Bengalen und Nordwest-Indien bewohnenden Stämme verwandt sind.

3. Das Tunkinesische und Cochinchinesische einschliesslich der rohen Dialekte, welche die verschiedenen, mit dem Gesammtnamen Kha in Siam und Prom in Kambodia bezeichneten Bergvölker reden.

4. Die Sprache der Mon oder Talain am Küstensaum gegenüber Kalinga oder Telingana.

5. Die Sprache von Kambodia, auch Khom oder Khmer genannt.

Mit einziger Ausnahme der Cochinchinesen oder Annamiten, welche das Chinesische Schriftsystem angenommen haben, bedienen sich die Indo-Chinesen verschiedener, aus Indien überkommener Alphabete, die sie ihren einsilbigen Sprachen angepasst haben. Die meisten dieser Alphabete sind mit denen von Süd-Indien und namentlich von Ceylon verwandt, auch behaupten die Kambodianer und Arracanesen, ihr Alphabet mittelst direkter Importation aus Ceylon durch den berühmten Buddhistischen Apostel Buddhaghosa (420 n. Chr.) erhalten zu haben.

(Athenaeum, 16. Dezember 1865.)

Steinkohlenlager in Russisch-Turkestan.

Der vollständige Mangel an Brennstoffen war eine der Ursachen, welche die Dampfschifffahrt auf dem Syr-Daria an grösserer Entwickelung verhinderten. Bis jetzt schaffte man Steinkohlen für die Dampfer vom Don herbei, die am Syr-Daria 2 Rubel das Pud (40 Pfund) zu stehen kamen. Deshalb hatte man schon seit lange nach Kohlenlagern am Syr-Daria gesucht.

Im Jahre 1863 wurde eine erste Spur davon in der Provinz Turkestan vom General-Major Tscherniaïew gefunden und nun hat in neuester Zeit Oberst-Lieutenant Tatarinow an den Ufern der Grossen Bugon, 90 Werst von Tschemkent und Turkestan entfernt, grosse Kohlenlager entdeckt.

Die Kohle ist von bester Qualität und wird für Werkstätten und Dampfschiffe sehr nützliche Verwendung finden. Man beabsichtigt, im Frühjahr 1866 eine regelmässige Bearbeitung des Lagers zu beginnen.

(Journal de St.-Pétersbourg, 7. Februar 1866.)

Nachrichten von Gerhard Rohlfs.

Die Briefe, die wir bis jetzt von Herrn Rohlfs aus Mursuk erhalten haben, reichen bis zum 14. Januar d. J. Er wartete noch auf die von Tripoli an ihn abgeschickten Gelder und Effekten, um dann mit dem Sultan Maina von Tibesti, mit dem auch v. Beurmann seiner Zeit Unterhandlungen angeknüpft hatte, durch die Tebu-Länder nach Wadai zu gehen. Die Geographische Gesellschaft in London hat ihm abermals 100 Pf. St. überschickt und ein glücklicher, vielleicht für die Folge höchst wichtiger Umstand ist der, dass es Rohlfs gelang, den alten bewährten Diener Dr. Barth's, Mohammed aus Gatron, in seine Dienste zu nehmen. Einen erfahreneren und erprobteren Mann hätte er nicht finden können.

In Mursuk hatte Rohlfs unter Anderem das Schloss (Kasr) besucht '), das früher von den Sultanen Fesan's, dann bis auf die neueste Zeit von den Gouverneuren bewohnt wurde, von dem jetzigen Gouverneur aber deshalb nicht bewohnt wird, weil ,,Djenun (Geister) darin hausen, die

1) S. den Plan von Mursuk in Ergänzungsband II der „,Geogr. Mittheilungen", Tafel 11.

alle Leute, welche das Schloss bewohnen, umbringen". Nach Rohlfs ist übrigens nichts Merkwürdiges darin zu sehen. Es besteht aus einem unendlichen Gewirr von kleinen Zimmern oder Löchern, selbst die Harem-Zimmer sind unansehnlich und nur das Zimmer, worin früher Audienz gegeben und Rath gehalten wurde, ist etwas grösser. Wenn aber das Schloss ferner unbewohnt bleibt, wird es bald ein grosser Erdhaufen sein, denn obwohl 80 Fuss hoch, ist es wie alle Häuser Mursuk's aus Erdklumpen aufgeführt und widersteht den Einflüssen der Jahreszeiten nicht, wenn es nicht immer reparirt wird. Rohlfs schreibt: „Ich war froh, als ich wieder aus diesem Labyrinth heraus war, denn mit Schaudern dachte ich an die Tausende von Opfern, die hier selbst noch in neuester Zeit der Habsucht und Tyrannei der Beherrscher Fesan's meuchelmörderisch gefallen sind."

Strenge Kälte in Afrika.

Während der letzte Winter in dem grössten Theil von Europa so ausserordentlich mild war, ist er in manchen anderen Gegenden mit desto grösserer Strenge aufgetreten. Wie die Zeitungen meldeten, herrschte in Teheran, der Hauptstadt von Persien, in Folge ungewöhnlicher Kälte und bedeutenden Schneefalles grosse Noth. Aus Barnaul im südlichen Sibirien (in gleicher Breite mit Stettin und Emden) schreibt Dr. Radloff, die Kälte halte sich auf der enormen Höhe von 35 bis 40° R. und der Schnee liege berghoch. Das Auffallendste aber ist, dass auch Mursuk in Fesan, einer der heissesten Orte der Erde, diess Mal einen sehr strengen Winter gehabt hat.

Gerhard Rohlfs berichtet in einem Brief vom 24. Dezember: „Ich versuchte vor ein Paar Tagen nach Tragen, einer wegen ihrer alten Gräber interessanten Stadt im Osten von Mursuk, zu reisen, da wir aber Morgens vor Sonnenaufgang 5,6° R. hatten, kehrte ich eilig in die Stadt zurück, da gerade jetzt eine Kugel oder ein kugelgrosses Stück Knochen aus meiner Wunde am Arm herauseitern will. Und diese Kälte ist nicht ausnahmsweise, sondern seit Anfang Dezember steht das Thermometer jeden Morgen unter 0. Ich bin daher gezwungen, den ganzen Tag ein Kohlenbecken vor mir zu haben, welches aber das Zimmer nur nothdürftig heizt, da ich die Thür den ganzen Tag offen halten muss, um Licht zu haben. Zwei Fenster, natürlich ohne Scheiben, habe ich mit meinen Zelten zugestopft."

In Dr. Mühry's „Klimatographischer Übersicht der Erde" heisst es: Die Temperatur fällt in Mursuk im Dezember und Januar bis 4,4° R. und an windigen Stellen kann es frieren. Nach Barth kam einmal — 2,5° R. vor.

Resultate der Rohlfs'schen Höhenmessungen in Marokko

und Tuat.

Herr Rohlfs hatte auf seiner Reise von Marokko nach Tuat im Jahre 1864 eine Anzahl Höhenmessungen mit dem Aneroïd vorgenommen, die zum ersten Mal sichere Auskunft über die Höhenverhältnisse des Marokkanischen Atlas und der Oasengruppen yon Tafilet, Tuat und Tidikelt zu geben versprachen. Die Notirungen waren indess schwer verständlich und nur unter Vorbehalten wagte endlich Herr

Henri Duveyrier die Berechnung von einem Theil derselben. Die von ihm gefundenen Zahlen, auf verschiedene Punkte zwischen Lxor und dem Ksor Humo-Said (südlich vom Djebel Aiaschin) bezüglich, finden sich auf der Karte zu Rohlfs' Reisen in Central- und Süd-Marokko, ,,Geogr. Mittheilungen" 1865, Tafel 6, eingetragen. In einem Briefe aus Misda (in Tripolitanien) vom 24. September 1865 aber giebt uns Herr Rohlfs den Schlüssel zum Verständniss seiner Notirungen, woraus hervorgeht, dass die Bedenken Duveyrier's gerechtfertigt und die von ihm gefundenen Zahlen unrichtig waren.

Die Höhen der hauptsächlichsten Punkte längs des von Rohlfs zurückgelegten Weges sind nach seiner eigenen Berechnung folgende:

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Nur von Karsas an sind diese Höhenzahlen auf der Karte von Rohlfs' Reise durch die Oasen von Tuat und Tidikelt,,,Geogr. Mitth." 1865, Tafel 14, bereits benutzt, die übrigen müssen auf der vorgenannten Karte nachgetragen werden.

Herr Rohlfs setzt zu diesen Berechnungen noch folgende Bemerkung hinzu:

,,Da bei meiner Anwesenheit in Berlin (Februar 1865) mein holosterisches Barometer von dem Normal-Barometer des Geheimrath Dove nur um 1 Millimeter abwich, so dürften die Zahlen, so weit ein Aneroïd richtige Höhenmessungen erlaubt, so ziemlich richtig sein. Der höchste Punkt, den ich passirte, war also Tisint-el-Rint (auf der Karte fälschlich Tisiut-el-Riut genannt) und da der nahe Djebel Aiaschin mindestens noch 1000 Meter höher war, so kann man seine Höhe auf wenigstens 3500 Meter oder über 10.000 Fuss annehmen, was der Schneegrenze in jenen Breiten entspricht, denn nach Aussage der Eingebornen ist der Aiaschin beständig mit Schnee bedeckt."

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